Geburt einer neuen Provinz

Geburt einer neuen Provinz

Generalsuperior Pater Michael Maß CMM hat am Sonntag, 2. März 2025, die neue mitteleuropäischen Provinz der Missionare von Mariannhill ins Leben gerufen. Dies geschah ganz bewusst am Gedenktag des Seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM, der der Patron der neuen Provinz sein soll. Das Dekret zur Gründung der Provinz wurde auf dem Altar über der Urne des Seligen unterzeichnet. Wir Missionare von Mariannhill bitten ihn um seinen Beistand für die Zukunft!

Pater Maß hat beim Gründungsgottesdienst hat die folgende Übergangsprovinzleitung (bis zu einem regulären Wahlkapitel) installiert: Provinzial: Pater Christoph Eisentraut CMM; Vikar: Pater Mario Muschik CMM sowie als Räte: Pater Dr. Hubert Wendl CMM, Pater Abidon Kabwe CMM und  Pater Herbert Mudzimu CMM.

Einzug:

 

 

 

 

 

 

 

Begrüßung:

 

 

 

 

 

 

Predigt von Generalsuperior Pater Michael Maß CMM:

 

 

 

 

 

 

 

Predigt von Generalsuperior Pater Michael Maß CMM im Wortlaut:

„Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor“

Liebe Schwestern und Brüder,

Heute feiern wir den Gedenktag eines solch guten Menschen. In meinen Augen ist dieses Wort Jesu eine sehr gut passende Beschreibung für das Leben und Opfer unseres Seligen Pater Engelmar. Heute jährt sich sein Tod in den Typhusbaracken des KZ Dachau zum 80. Mal. Es bietet sich also besonders heute an, über das Gute, das dieser gute Mensch aus seinem Herzen hervorgebracht hat, und, was sein Vorbild für uns bedeuten kann, nachzudenken. Mit gerade mal 30 Jahren und noch keine zwei Jahre Priester, wurde Pater Engelmar von den Nazis verhaftet und schließlich ins KZ Dachau überbracht. Von nun an sollte die schreckliche KZ-Realität der Ort seines missionarischen und priesterlichen Wirkens sein. Nur wenige Monate nach seiner Inhaftierung schreibt er in einem seiner Briefe: „Gott lenkt alles mit wunderbarer Weisheit. Wir wissen nur nicht sofort, wozu alles gut ist“ (10.08.41). Und wenige Monate vor seinem Tod schreibt er: „Wir dürfen ja nie vergessen, dass alles, was Gott schickt oder zulässt, alles zu unserem Besten gereichen soll. Es liegt nur an uns, dass wir alles benutzen, zur Ehre Gottes und, um anderen Freude zu machen.“ (14.01.45)

Aus diesen Worten spricht ein unglaubliches Gott-Vertrauen, das dem Seligen Engelmar half, in dieser Hölle von Dachau die Hoffnung nicht zu verlieren. Er wusste, Gott lässt ihn nicht im Stich. Dieses hoffnungsvolle Vertrauen in die Liebe und Barmherzigkeit Gottes war die Kraftquelle für sein Leben und Wirken im KZ. Und dabei war ihm sicher das Wort des Heiligen Paulus aus der heutigen Lesung auch eine wichtige Stütze: „Denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist!“

Schwestern und Brüder,

Wie würden wir uns in so einer menschen-gemachten Hölle verhalten; einem Ort, an dem Brutalität und Tod an der Tagesordnung sind. Oder wie sieht es mit unserem Gott-Vertrauen aus, wenn es im Leben und in der Welt nicht so läuft.

Der Selige Engelmar ist uns hier ein kostbares Vorbild. Wir können Gott nur immer wieder darum bitten, unseren Glauben in ihn zu stärken. Wir dürfen nicht aufhören, wie unser Seliger, trotz allem, die Zeichen der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit zu sehen. Auch wenn unsere Zeit und Welt momentan scheinbar alles versucht, diese zu verdecken.

In einem anderen Brief, ein gutes halbes Jahr vor seinem Tod, schreibt der Selige Engelmar: „Ich danke Gott für alles Frohe und Leidvolle dieser Zeit, eingedenk des Liedes: »Es kommt die Zeit, wo du begreifst, dass alles Segnung war«. (13.08.44).

Trotz der brutalen Realität, in der er leben muss, wächst in ihm eine tiefe Dankbarkeit. Er weiß sich von Gott getragen, beschenkt und gesegnet. Er weiß sich von Gott geliebt. Und so wurde auch seine Liebe zu Gott nicht geschwächt, sondern immer stärker und erfüllender. Dieses Geschenk, diese Gnade, von einer tiefen Gottes-Liebe erfüllt zu sein, lässt ihn dankbar werden.

Aber nicht nur das. Es ist diese tiefe Gottes-Liebe, um die er nicht nur weiß und aus der er lebt, sondern die ihn auch antreibt und ihm die Kraft gegeben hat, die Liebe Gottes für seine Mithäftlinge zu leben.

Von ihnen wissen wir, dass Pater Engelmar sich immer um andere gekümmert hat, denen es noch schlechter ging als ihm. Trotz Verbot unter Todesstrafe war er seelsorgerisch tätig, hat sein ohnehin geringes Essen mit anderen geteilt und schließlich ist er den Todgeweihten in den Typhus-Baracken unermüdlich bis an deren Ende beigestanden. Durch diese Solidarität zu seinen Mithäftlingen, hat er ihnen einen Funken Hoffnung geschenkt und die Liebe Gottes – auch in dieser grausamen Situation – für sie gelebt und Realität werden lassen – der Engel von Dachau, wie sie ihn nannten.

Schwestern und Brüder,

Auch hier kann uns der Selige Engelmar Vorbild und ein guter Fürsprecher sein. In einer Welt, die politisch unruhig ist; in einer Zeit, in der Kriege toben und sogar der Weltfriede bedroht ist; in einer Zeit, in der Armut und Hunger, Gewalt und egoistische Macht immer noch zunehmen – da braucht es Menschen, die ein Zeichen setzen. Da braucht es Menschen, die aus tiefem Gottvertrauen heraus handeln und die Stimme erheben.

Der Selige Engelmar hat es uns gezeigt, dass ein Leben aus dem Glauben – trotz allem – möglich ist. Vielleicht sogar noch mehr: dass ein Leben aus dem Glauben – trotz allem – erst recht notwendig ist! Die Welt braucht Menschen, die aus ihrem tiefen Glauben heraus die Liebe Gottes wieder neu leben und eine Realität werden lassen. Menschen, die in Solidarität miteinander für die da sind, denen es schlechter geht und deren Recht mit Füßen getreten wird.

Liebe Schwestern und Brüder,

Als Missionare von Mariannhill feiern wir heute nicht nur den 80. Todestag unseres Seligen Pater Engelmar. Wir nutzen diesen besonderen Tag für ein weiteres historisch wichtiges Ereignis im Leben unserer Gemeinschaft.

Über viele Jahre hinweg ist in unserer Kongregation immer wieder das Thema unserer Verwaltungsstrukturen diskutiert worden. Hier in Europa, durch die zurückgegangenen Zahlen von Berufungen in unsere Gemeinschaft, sind diese Strukturen zu groß und belastend geworden. Aber auch in Afrika müssen Schritte in Angriff genommen werden, die unsere Strukturen dahingehend ändern, dass sie effizienter werden und auf mehr Solidarität innerhalb unserer Gemeinschaft ausgerichtet werden. Vor allem das letzte Generalkapitel im Oktober 2022 hat dies noch einmal betont und vorangetrieben. So wurden damals auch konkrete Vorschläge gemacht, welche Provinzen und Regionen zusammengeschlossen werden könnten. Eines der Ziele ist es, Personal für die Führungspositionen einzusparen, um sie für die verschiedenen missionarischen Aufgaben zur Verfügung zu haben. Mehr Flexibilität im Einsatz der vorhandenen Mitbrüder zu gewährleisten, auch im Sinne der Internationalität, und auch Projekte und Aufgaben zusammen mit mehr Effizienz anpacken zu können.

Die Mitbrüder hier in Deutschland, in Österreich und der Schweiz haben diesen Vorschlag sehr ernst genommen und es wurde eine Vorbereitungskommission zu einem möglichen Zusammenschluss gegründet. In vielen Sitzungen und Arbeitsstunden wurden konkrete Vorschläge ausgearbeitet, wie dies von statten gehen könnte. Und dank dieser Arbeit ist es mir heute möglich, ein entsprechendes Dekret zum Zusammenschluss zur Mitteleuropäischen Provinz der Missionare von Mariannhill zu unterzeichnen.

Liebe Mitbrüder, ich danke Euch für die harte Arbeit, die hinter diesem wichtigen Schritt, zu einer Provinz zusammenzugehen, steht. Es ist ein Zeichen der Solidarität, gemeinsam das gleiche Ziel zu verfolgen und so unsere Mariannhill-Präsenz in Europa in eine gute Zukunft zu tragen. Denn hier in Europa sind wir „alt“ geworden. Aber dank unserer jungen Mitbrüder aus verschiedenen afrikanischen Ländern kommt neues Leben und neuer Schwung ins Spiel. So können wir in einer vereinten Mitteleuropäischen Provinz unsere missionarischen Aufgaben als internationale und interkulturelle Gemeinschaft neu ausrichten und in die Tat umsetzen.

Liebe Mitbrüder, möge diese Feier Euch Mut, Hoffnung und Vertrauen schenken und möge Euch der Selige Engelmar dabei ein gute Wegbegleiter und Fürsprecher sein.

Liebe Schwestern und Brüder,

„Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor“. Wir feiern heute den 80. Todestag unseres Seligen Engelmar. Dankbar blicken wir auf diesen guten Menschen, sein Leben und sein Vorbild. Bitten wir ihn um seine Fürsprache, dass das hoffnungsvolle Vertrauen in Gottes Liebe und Barmherzigkeit in uns gestärkt wird. Und dass wir dadurch die Menschen werden können, die unsere Welt gerade so sehr braucht: Menschen, die Gottes Liebe wieder neu leben und Realität werden lassen für jeden, ohne Ausnahme. AMEN.

Amtseid: