Talentierte Mariannhiller

Im Laufe der Geschichte der Missionare von Mariannhill gab es immer wieder Männer mit herausragenden Talenten

Bruder Matthäus Wilhelm Albers (1897 - 1976)

Bruder Matthäus Albers

Bruder Matthäus wurde am 5. Juli 1897 in Papenburg, Deutschland, geboren. Zunächst strebte er den Kaufmannsberuf an. 1915 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und an der Westfront eingesetzt. Am 30. Mai 1923 trat er in das Postulat der Mariannhiller in Reimlingen ein. Das Noviziat absolvierte Bruder Matthäus in St. Paul, Holland. Dort legte er auch seine Erste Profess am 21. Februar 1926 ab. Im November 1926 fuhr er bereits nach Südafrika, wo er hauptsächlich im Missionszentrum Mariannhill arbeitete. Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er 1935 nach Europa zurück, war zunächst in der Schweiz und kam 1936 in das neugegründete Missionshaus Riedegg bei Gallneukirchen. 27 Jahre führte Bruder Matthäus in Riedegg das Büro und leitete die Provinzprokura. 1963 übernahm er die Pforte und das Büro des Internates St. Berthold. Bis zum letzten Tag, an dem er zusammenbrach, hat er seine Aufgaben erfüllt, obwohl er seit dem Sommer 1976 nur noch mit zwei Stöcken gehen konnte. Er ist am 15. November 1976, um 16.30 Uhr im Krankenhaus der Schwestern vom Hl. Kreuz in Wels gestorben.

Am 27. Juni 1976 feierten seine Mitbrüder und viele Freunde das 50jährige Ordensjubiläum im Missionshaus Riedegg. Damals erfuhren wir: Bruder Matthäus ist ein Stück Mariannhill. Heute, da er nicht mehr unter uns ist, ist der Verlust sehr schmerzlich. Trotzdem wollen wir Gott, dem Herrn des Lebens, danken, dass er uns an ihm Treue, Freundschaft und Liebenswürdigkeit erleben ließ.

Bruder Matthäus wurde am Donnerstag, den 18. November 1976 auf dem Friedhof der Stadt Wels beerdigt.

Pater Rudolf Anders (1911 - 1980) Ein Schlesier in Afrika

Pater Rudolf Anders

Seine Heimat hat er nie verleugnet; er war stolz auf sie. Schlesien, so pflegte er oft zu sagen, sei die Heimat der Denker und Dichter.

Sein Vater soll Porträtmaler gewesen sein. Ob Wahrheit oder Gerücht, Pater Rudolf ließ es dabei; es machte ihm Spaß, gelegentlich auch seine Mitbrüder an der Nase herumzuführen. Und im Weitererzählen von kleinen Geschichtchen und Abenteuern war er großer Meister. Seine Zuhörer dankten es ihm mit Beifall, auch wenn sie wussten, dass manches, was er vortrug, Selbstgereimtes war.

Geboren wurde er am 27. Januar 1911 in Beuthen/Oberschlesien. Dass dieses wunderschöne Land nach dem Zweiten Weltkrieg polnisch wurde, konnte er nie ganz begreifen: Es fiel ihm schwer, die ganze Tragik des schrecklichen Krieges zu verstehen.

Nach dem Gymnasialstudium schloss er sich den Mariannhillern an; 1936 wurde er zum Priester geweiht und noch im selben Jahr fuhr er in die Afrikamission – nach Rhodesien, heute Simbabwe.

Pater Rudolf beherrschte die Sindebelesprache (und einige verwandte Dialekte) wie nur wenige Missionare. Worüber sogar Einheimische staunten: Er kannte auch alte Wortwendungen und ausgefallene Idiome. Die Eingeborenen gaben ihm den Namen „Bombela“, weil er ein Lied, das mit den Worten „Bombela, isitimela“ anfing, gern zu singen pflegte. Oft schmetterte er es schon von weitem, ehe er sich einem entlegenen Kral näherte, um die Bewohner auf sich aufmerksam zu machen.

Er wirkte auf vielen Stationen der Diözese Bulawayo, unter anderem in Empandeni, Embakwe, Brunapeg, Tshabalala-Bulawayo und St. Patrick-Bulawayo. Die schwerste Zeit seines missionarischen Wirkens waren wohl die Jahre der Brunapeg-Mission – anfangs ganz alleine.

Mit den politischen Umwälzungen der 60er und 70er Jahre fiel es ihm immer schwerer, die Missionsseelsorge im Hinterland fortzuführen. Er sei nun einmal für den „status quo“, sagte er schmunzelnd; die Kirche lege ja auch sonst großen Wert auf Überlieferung und Althergebrachtes!

Mit Pater Elmar Martin Schmid, dem späteren Bischof von Mariannhill, war er eng befreundet. So wunderte sich auch niemand unter seinen Mitbrüdern, als er kurz nach dem Tod des bischöflichen Freundes starb – 69 Jahre alt. Vielleicht wollten die beiden auch im Tod einander nahe sein?

Pater Rudolfs Spitzname wird noch lange in Erinnerung bleiben – nicht zuletzt in den Erzählungen der Einheimischen am abendlichen Kralfeuer.

Pater Rudolf Anders

Pater Rudolf Anders starb am 22. März 1980 im General-Hospital von Bulawayo/Simbabwe um zwei Uhr in der Frühe. Am 26. März wurde er auf dem Friedhof von Bulawayo beigesetzt.

Pater Rudolf wurde am 27. Januar 1911 in Beuthen/Oberschlesien geboren. Er besuchte unser Gymnasium für Spätberufene in Reimlingen und trat anschließend in das Noviziat in St. Paul/Holland ein (1931/32). Seine Ewigen Gelübde legte er am 22. Juli 1935 in Würzburg (Piusseminar) ab. In Würzburg wurde Pater Rudolf auch am 1. März 1936 zum Priester geweiht. Ein Jahr später kam er nach Rhodesien, wo er am 12. April 1937 seine Missionstätigkeit auf der Station St. Joseph’s begann. Während seines 43jährigen Missionseinsatzes wirkte er ferner in Embakwe, Empandeni, Brunapeg (hier war er einige Jahre Rektor), St. Patrick’s, Regina Mundi, Bushtick (Sacred Hart Home) und Tshabalala. 1971 kehrte er wieder nach Embakwe zurück und von hier ging er 1978 nach Empandeni, auf seinen letzten Posten.

1975/76 nahm Pater Rudolf einen längeren Urlaub, um sich von seinen Magenbeschwerden und einer Venenentzündung zu erholen. Sobald er sich besser fühlte, kam er wieder in sein geliebtes Afrika zurück.

Am 10. März 1980 war Pater Rudolf auf schnellstem Weg von der Empandeni-Mission in das Hospital gebracht worden, weil man vermutete, er habe einen leichten Schlaganfall erlitten. Wie sich aber herausstellte, litt er an einer Darmthrombose. Eine Operation war erforderlich, die jedoch keine Hilfe mehr bringen konnte. Nach fünf Tagen starb unser Mitbruder.

Zu einem großen Teil ist es ihm zu verdanken, dass die Empandeni-Mission während des Krieges nie geschlossen wurde und dass das gesamte Personal während dieser gefährlichen Monate dort blieb. Obwohl Pater Rudolf bei der Silima-Außenstation beinahe ums Leben gekommen wäre, dachte er niemals daran, die Station zu verlassen. Mehrere Male schwebte er in großer Gefahr, dennoch setzte er seine Arbeit gewissenhaft und mutig fort.

Pater Rudolf hatte eine sehr gute Kenntnis des afrikanischen Volkes und seiner Sitten. Dies war ihm bei seiner Missionsarbeit eine große Hilfe.

Unser Mitbruder war ein äußerst lebhafter Mensch, voll Humor und voller Witze, von denen manche sehr kräftig waren. Er liebte das Gemeinschaftsleben; es machte ihn traurig und unglücklich, wenn es Zwistigkeiten gab. Als guter Ordensmann führte er ein vorbildliches Gebetsleben und hielt treu seine Gelübde. Seine geistlichen Verpflichtungen beachtete er pünktlich, und zur Gottesmutter hegte er eine besondere Verehrung, deren Rosenkranz er jeden Tag mehrmals betete. Die Obern konnten immer mit seiner Mitarbeit rechnen, und er zögerte niemals, dorthin zu gehen, wo man ihn brauchte. Als ein echter Mariannhiller verwirklichte er in seinem Leben zuverlässig das Motto von Mariannhill „Ora et Labora“. Allen war er ein liebenswerter Mitbruder und freute sich, wenn er einen Brief oder sonst ein Zeichen der Freundschaft und der Anerkennung erhielt.

Jetzt, da die verschiedenen Missionsstationen wieder geöffnet werden können, wäre Pater Rudolf für die Diözese von unschätzbarem Wert gewesen, aber der himmlische Vater hat ihn nach 43 Jahren harter Arbeit, Eifer und Hingabe im Weinberg des Herrn heimgerufen.

Es freute uns, dass wir bei der Beisetzung seinen Bruder Günther bei uns haben konnten.

Pater Hermann Arndt (1879 - 1956) Vom Schreinergesellen zum Generalsuperior

Pater Hermann Arndt

In Altenbochum/Westfalen, wo er am 27. Juli 1879 geboren wurde, ging er nach der Volksschule in die Schreinerlehre. Nach der Gesellenprüfung begab er sich „auf Wanderschaft“. So kam der junge Mann in verschiedene Städte, unter anderem auch nach Münster. Dort hörte er, mehr per Zufall, einen Trappisten aus Südafrika predigen. Es muss eine sehr eindrucksvolle Predigt gewesen sein, denn der Schreinergeselle aus Altenbochum entschloss sich postwendend, sich selbst für die Südafrikamission zur Verfügung zu stellen.

Im November 1905 traf er in Mariannhill bei Durban ein; da er bereits eine abgeschlossene Ausbildung hatte, hoffte er, möglichst bald nach der Probezeit in seinem Beruf weiterarbeiten zu können. Doch die Ordensoberen hatten mit dem intelligenten jungen Mann etwas anderes vor; sie legten ihm nahe, Theologie zu studieren und sich auf den Priesterberuf vorzubereiten.

So kam es, dass Pater Hermann, wenn auch erst nach reifer Überlegung und langjährigem Studium, am 20. Dezember 1914 zum Priester geweiht wurde.

Es folgten Pastoral- und Sprachkurse; dann, 1919, wurde er Rektor von Sankt Michael. Ein Jahr später berief man ihn zum Superior des Mutterklosters nach Mariannhill. Schon im folgenden Jahr erkrankte er ernsthaft an einem Halsleiden und musste zur Behandlung und Heilung nach Europa zurückkehren. Als es ihm wieder besser ging, wurde er Superior des Missionshauses Sankt Paul/Holland. Hier hatte er eine große Klostergemeinde zu betreuen, vor allem auch die jungen Leute, die sich dem Orden anschließen wollten. Jetzt kamen ihm seine Erfahrungen in der Mission sehr zugute. Er verfügte über ein reiches Repertoir menschlicher und pastoraler Lebenskenntnisse.

1924 wurde Pater Hermann Novizenmeister, ein Glücksfall in vieler Hinsicht, denn die Ordensleitung hätte kaum einen geeigneteren Mann dafür finden können.

Die nächste größere Etappe seines Lebens war die Südafrikareise im Jahre 1926; als Delegierter der in Europa lebenden Mitbrüder fuhr er zum Generalkapitel nach Mariannhill, aus dem er als Generalsuperior hervorging. Pater Hermann wusste, dass dieser höchste Posten in der Kongregation nicht nur Ehre sei, sondern vielmehr Schwerstes von ihm fordern würde. Unter seiner Leitung wurde das Generalat nach Europa verlegt; auch mussten die Güter zwischen Mission und Orden neu verteilt werden, eine heikle Aufgabe. Nicht weniger heikel war die Personalfrage. Mit dem Tod des Gründerabtes Franz Pfanner (1909) ließen auch die Berufe nach. Die Jahre danach brachten eine gewisse Unruhe in die Ordensgemeinschaft. Diese nach besten Kräften zu beseitigen, war keine geringe Aufgabe für den neuen Generalsuperior. Hinzu kamen die vielen Reisen auf verschiedenen Kontinenten (Afrika, Amerika, Europa).

Als 1932 Pater Reginald Weinmann sein Nachfolger als Generalsuperior wurde, übernahm Pater Hermann wieder das Amt des Novizenmeisters in Sankt Paul. Als dann, während des Hitlerregimes, die Novizen aus Deutschland immer weniger wurden und später ganz ausblieben, gründete Pater Hermann ein Noviziat für holländische Mitbrüder. Er wusste um die Mentalität und die Geschichte der Niederländer, so dass es vielen Menschen, die nach Sankt Paul kamen, kaum auffiel, dass sie es mit einem Deutschen zu tun hatten. Während des Krieges half Pater Hermann in holländischen Pfarreien aus; dabei wurde er auch bei einem Fliegerangriff von einer Granate getroffen; sein linker Arm wurde völlig zerfetzt.

Nach Kriegsende half er, obschon durch den Verlust des Armes behindert, tatkräftig mit, das Haus wieder für die Ordensgemeinschaft herzurichten. 1951 kehrte er schließlich in die Südafrikamission zurück, bereits 72 Jahre alt; er freute sich wie ein Kind, wieder in seinem geliebten Mariannhill wirken zu dürfen.

Er stürzte sich in die Seelsorgsarbeit, hielt Exerzitien, gab Vorträge. Vielleicht traute er sich zu viel zu. Denn ein leichter Schlaganfall erinnerte ihn daran, dass er eben nicht mehr zu den 20jährigen zählte. Er musste langsamer machen, kürzertreten. Doch für die älteren Mitbrüder in Mariannhill war er nach wie vor einer der beliebtesten Ansprechpartner.

Im Juli 1956 klagte er über heftige Bauchschmerzen. Man brachte ihn sofort ins Krankenhaus; er wurde operiert, um die Schmerzen zu lindern. Für Heilung war es zu spät. Am 23. Juli, früh um vier Uhr, gab er seine Seele dem Schöpfer zurück; am 27. Juli wurde er neben der Äbtegruft in Mariannhill beigesetzt. Drei Mariannhiller Bischöfe begleiteten seinen Sarg: Adalbero Fleischer, Josef Grüter und A. G. Schmitt. Neben der Kloster- und Schwesterngemeinde waren an die 40 Priester und über 100 Brüder zugegen. Sie alle wollten diesem bescheidenen Ordensmann ein letztes Lebewohl sagen. Sie hatten einen väterlichen Freund verloren.

Bischof Dr. Ignatius Arnoz (1885 - 1950) Vom Weltgeistlichen zum Missionsbischof

Bischof Dr. Ignatius Arnoz

Den Anlass, sich den Mariannhillern anzuschließen, bekam der aus dem Sudetenland stammende Stadtpfarrer Dr. Arnoz durch das „Vergißmeinnicht“, die Missionszeitschrift der Missionare von Mariannhill. Darin wurde vom Tod eines jungen Paters berichtet, der in Rhodesien an Malaria gestorben war. Der Verstorbene, Pater Ignatius Krauspenhaar, stammte gleichfalls aus dem Sudetenland. Dr. Arnoz fühlte sich persönlich angesprochen; er wollte die Lücke schließen, die der Pater hinterlassen hatte. So meldete er sich bei seinem Bischof und bat um Erlaubnis, ins Kloster zu den Mariannhiller Missionaren gehen zu dürfen.

Im Juli 1920 war es soweit. Dr. Arnoz begann das Noviziat in Sankt Paul/Holland; zwei Jahre später, 1922, reiste er bereits nach Rhodesien – nun die Stelle des verstorbenen Missionars übernehmend.

Pater Ignatius (wie er sich jetzt nannte) war bereits 37 Jahre alt. Geboren wurde er am 1. April 1885 in Bodenbach/Ostböhmen, Diözese Leitmeritz, früher ein Teil der CSSR (heute Tschechien). Er besuchte das Jesuitenkolleg Mariaschein und legte dort das Abitur mit Bravour ab. Das war wohl auch der Grund, warum er von seinem Bischof zum Weiterstudium ans „Böhmische Kolleg“ in Rom geschickt wurde. Das war 1906.

1910 wurde er in der Heiligen Stadt von Kardinal Lerenzelli zum Priester geweiht. Im folgenden Jahr erlangte er den Doktorhut der Theologie. Von 1911 bis 1920 wirkte er in der Seelsorge seiner Heimatdiözese, zuletzt als Stadtpfarrer von Gablonz. Hier reifte dann sein Entschluss, in die Afrikamission zu gehen.

Die Tätigkeit in Manicaland (auch „Triashill-Mission“ genannt) war für den wissenschaftlich interessierten Pater kein Problem. Er mühte sich, den Spuren seines verstorbenen Namensvetters (Pater Ignatius Krauspenhaar) zu folgen. Doch schon nach vier Jahren riefen die Ordensoberen den begabten Pater als Regens an das Mariannhiller Piusseminar nach Mariathal/Südafrika. Mit der Verlegung des Hauses nach Würzburg (1929) wurde Pater Arnoz wieder frei für den missionarischen Einsatz in Rhodesien (heute Simbabwe). Er wurde Oberer der Matabelelandmission (1930), dann, zwei Jahre später, Apostolischer Präfekt von Bulawayo und schließlich (1937) Apostolischer Vikar von Matabeleland – mit Sitz in Bulawayo. Riesige Teile des heutigen Botswana sowie die erst später losgetrennte Diözese Wankie (Wangwe) gehörten damals noch zu seinem Sprengel. Die Bischofsweihe empfing Dr. Arnoz in seiner sudetendeutschen Heimat. Wieder zurück in Rhodesien, ging er gleich daran, das Vikariat systematisch auszubauen. Neue Stationen wurden eröffnet; die Seelsorge in der Bischofsstadt wurde intensiviert, Schulen und Krankenhäuser gefördert.

Doch dann brach der Zweite Weltkrieg aus, und der Nachschub aus der Heimat wurde unterbrochen. Es waren harte Jahre für den Missionsbischof. Und bis nach dem Krieg wieder die ersten Missionare aus Übersee eintrafen, waren abermals mehrere Jahre vergangen. Bischof Arnoz, der zunehmend schlechter hörte, entschloss sich schließlich, in Rom um seinen Rücktritt einzugeben. Ein jüngerer Mitbruder sollte übernehmen!

Gerne erklärte er sich bereit, das Vikariat so lange zu leiten, bis der Neuernannte in Amt und Würde eingeführt sei.

Das Telegramm des Apostolischen Delegaten, das über die in Rom befürwortete Resignation informierte, traf Anfang Januar 1950 in Bulawayo ein. Nur knapp sieben Wochen später war Bischof Arnoz tot – als Folge einer Malaria-Erkrankung. Die Ernennung und Einführung seines Nachfolgers (es war Bischof A. G. Schmitt, der 1976 von einem einheimischen „Freiheitskämpfer“ ermordet wurde) sollte Arnoz nicht mehr erleben.

Etwa drei Wochen vor seinem Tod hatte er seinen Freund, den Apostolischen Präfekten von Livingstone, besucht. In dem von den Moskitofliegen verseuchten Gebiet holte er sich das gefürchtete Malariafieber. Weil er schon jahrelang kränkelte, hatte er wohl jetzt keine eigenen Reservekräfte mehr; das Fieber zwang ihn nieder. Auch die Rückenschmerzen, die er sich durch einen Sturz vom Pferd bei einem Missionsritt in Triashill geholt hatte, machten ihm immer noch zu schaffen. Zwar trat vorübergehend eine leichte Besserung ein, aber dann nahm das Fieber rapide zu. Erneut wurde ein Arzt gerufen; er konnte nicht mehr helfen, nur noch feststellen, dass es sich um die berüchtigte Gehirnmalaria handelte.

Am Sonntag, dem 26. Februar 1950, gab er sein Leben in die Hände des Schöpfers zurück. Zum Requiem am 1. März waren mehrere Bischöfe gekommen; auch Erzbischof Lucas, der Vertreter des Heiligen Stuhles im südlichen Afrika. Nach den Trauerfeierlichkeiten in der Kathedrale von Bulawayo wurde die Leiche des Verstorbenen per Auto nach dem 120 Kilometer entfernten Empandeni überführt, der ältesten katholischen Missionsstation in Simbabwe. Dort wartete bereits eine große Menschenmenge auf den toten Bischof. Mehr als tausend einheimische Gläubige begleiteten den Sarg zum Friedhof. Zum Abschied sangen sie das Kirchenlied „Izulu lilikaya“ – der Himmel ist unsere Heimat.

Pater Konrad Atzwanger (1893 - 1987) Von Südtirol nach Südrhodesien

Pater Konrad Atzwanger

Von 94 Lebensjahren hatte er 64 in Afrika verbracht, genauer gesagt in Simbabwe, das zu der Zeit, als er es erstmals betrat, noch Südrhodesien hieß.

Pater Konrad wurde am 30. Januar 1893 in Brixen geboren, damals noch Teil der k. u. k. Monarchie Österreich. Der Vater war Finanzbeamter; die Familie musste öfters umziehen; so verbrachte Konrad, das siebte Kind in der Familie, seine Kinder- und Jugendjahre an verschiedenen Orten, unter anderem auch in Rankweil, Feldkirch/Vorarlberg und Hall/Tirol.

An die Jahre daheim in der Familie erinnerte sich Pater Konrad auch noch nach Jahrzehnten sehr gerne: “Im Winter spielten wir Theater; im Fasching wurde eine Familienzeitung angefertigt; doch am allerliebsten waren für uns Kinder Spaziergänge und Bergtouren. Dabei wurden Käfer, Schmetterlinge, Pflanzen und Mineralien gesammelt … Zusammen mit meinem anderthalb Jahre älteren Bruder unternahm ich auch längere Fußtouren durch Tirol und Italien.”

Der ältere Bruder studierte Theologie; beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Armee und fiel in Galizien (Russland). Zwei Schwestern traten Ordensgemeinschaften bei, eine bei den Englischen Fräulein, eine bei den Mariannhiller Missionarinnen. Konrad selbst folgte dem Beispiel seines Bruders, studierte in Innsbruck Theologie und wurde am 26. Juni 1917 im Brixener Dom zum Priester geweiht. Seine erste Anstellung als Kooperator war in Prettau im Ahrntal, 1470 Meter hoch gelegen.

Von Missionszeitschriften angeregt

Der Gedanke, in die Mission zu gehen, war bei Konrad Atzwanger schon sehr früh vorhanden; wahrscheinlich hatte ihn der ältere Bruder schon angeregt. Da in der Familie mehrere Missionszeitschriften gelesen wurden, wurde auch Pater Konrad schon sehr früh für diese Idee gewonnen. 1921 meldete er sich bei seinem Bischof und bat um Erlaubnis, einem Missionsorden beitreten zu dürfen. Er hatte es im Konvikt schon vorgehabt, doch man riet ihm, den Krieg abzuwarten. Im Priesterseminar hatte er sich schon als Mitgründer eines lokalen “Missionsvereins” betätigt. Die Lektüre der Mariannhiller Zeitschriften und der “Katholischen Missionen” (Zeitschrift der deutschen Jesuiten) war es dann, die die Richtung wies. Der jugendliche Kooperator meldete sich 1922 zum Noviziat bei den Mariannhillern in Sankt Paul/Holland. Nach der Probezeit fuhr er mit weiteren jungen Klerikern nach Südafrika; am 29. Dezember 1923 traf die Gruppe in Mariannhill ein; wenige Wochen später ging’s weiter nach Triashill in Südrhodesien; am 23. Februar 1924 traf er auf der Station ein. Hier holte er sich die ersten Sporen in der praktischen Missionsseelsorge. Autos und Motorräder gab es damals auf den Stationen noch keine; die weiten Wege wurden “per pedes apostolorum” zurückgelegt. Vorbild für den jungen Pater war damals Bruder Ägidius Pfister, der “Wandermönch von Triashill”, ein im Rufe der Heiligkeit stehender Mariannhiller Missionar.

1926 wurde Pater Konrad Rektor von Triashill; zusammen mit Bruder Ägidius sandte er die ersten einheimischen Buben der Mashonaland-Mission ins Kleine Seminar nach Ixopo/Natal und die ersten einheimischen Mädchen zu den Assisi-Schwestern; beide Institute waren Gründungen von Bischof Adalbero Fleischer, der bis 1920 Missionar und Rektor von Triashill gewesen war.

Steiniger Weinberg in Matabeleland

Mit dem “Umzug” der Mariannhiller von Mashona- nach Matabeleland (1929/30), der durch den Tausch der Missionsgebiete zwischen Jesuiten und Mariannhillern auf Anordnung Roms erfolgte, kam Pater Konrad nach Embakwe; am 14. April 1930 traf er dort ein. Es war eine völlig andere Station, in völlig anderer Umgebung; auch die Menschen waren ganz anders als die Mashona. Die blühende Gemeinde, die er in Triashill zurückgelassen hatte, suchte er hier vergebens. Trotzdem ließ er sich nicht entmutigen; er hatte viele Zukunftspläne.

1932 wechselte er allerdings wieder die Station; jetzt wurde er Rektor in der benachbarten Empandeni-Mission, der ältesten katholischen Station des Landes; sie war 1887 von den Jesuiten begonnen worden.

Unter seiner Amtszeit wurde ein großer Staudamm fertiggestellt; Empandeni entwickelte sich zur Schulzentrale der Diözese Bulawayo; die Werkstätten standen unter der Leitung von Mariannhiller Brüdern.

1950 fing Pater Konrad mit dem Aufbau der Regina Mundi-Station am Gwaaifluss an; hier ließ er nach dem Muster des Negerkrals eine Rundkirche errichten – ein Schmuckstück Matabelelands.

1962 übernahm er Brunapeg, eine ehemalige Außenstation von Empandeni, und baute auch hier, wo bereits ein großes Missionskrankenhaus stand, eine moderne Kirche. Anhaltende Dürren in dieser Region verursachten immer wieder Armut und Not. Pater Konrad war stets zum Helfen bereit. Er selbst lebte anspruchslos und bescheiden; er erwartete dies auch von denen, die mit ihm arbeiteten.

Vom “Ruhestand” zurück nach Mashonaland

Pater Konrad war bereits 76 Jahre alt, als er seinem Bischof die Bitte vortrug, ihn in “Ruhestand” zu entlassen. Er wurde jetzt Kaplan in St. Luke´s Mission, wo eines der größten Missionshospitäler der Diözese stand. Vorübergehend (1977) ging er auf Wunsch des Bischofs noch einmal nach Brunapeg zurück; es war zur Zeit des Buschkrieges. Weil es fast unmöglich wurde, die Außenstationen zu besuchen, trug er sich damals mit dem Gedanken, nach Europa zurückzukehren. Aber da holten ihn die Mariannhiller Missionsschwestern als Spiritual für die einheimischen Novizinnen nach Monte Cassino/Macheke.

Monte Cassino war 1902 von Mariannhiller Mönchen gegründet worden. Pater Konrad kannte die Station aus seiner Zeit in Triashill. Er war also wieder dort “gelandet”, wo er 1924 begonnen hatte. Und er blieb in Macheke bis zum Jahresende 1986. Er war geistig rege und an allem interessiert, was sich in Welt und Kirche tat. Bis in sein hohes Alter sammelte er seltene Pflanzen, Steine und Schmetterlinge.

Gerne erzählte er auch aus der Frühzeit seines missionarischen Wirkens. Dass der erste einheimische Priester aus Matabeleland (Father Bernard Ndlovu) durch ihn zum Priestertum gekommen war, erwähnte er nur nebenbei. Mit Dankbarkeit auf sein langes Leben zurückblickend, sagte er einmal: “Gleich nach der Geburt wäre ich beinahe verblutet; später war ich ein zweites Mal dem Tode nahe, auch wegen einer Kinderkrankheit. So dachte ich mir manchmal, es müsste doch etwas Nützliches und Brauchbares aus mir geworden sein, sonst hätte mich Gott sicher schon als Kind sterben lassen!”

Pater Konrad wurde zuletzt von den Mariannhiller Schwestern in Queen’s Park/Bulawayo gepflegt; dort starb er am 23. Januar 1987, eine Woche vor seinem 94. Geburtstag. Auf dem Friedhof von Bulawayo fand er seine letzte Ruhe.

Pater Gabriel Bader (1899 - 1971)

Pater Gabriel Bader

Pater Gabriel Bader war klein von Gestalt, aber sein schlohweißer Bart und seine Menschenfreundlichkeit ließen ihn groß erscheinen. Er stammte aus Leutkirch/Württemberg, wurde 1926 von Bischof Fleischer zum Priester geweiht und war auf verschiedenen Stationen sehr segensreich tätig. Wegen seines „goldenen Humors“ war er allseits beliebt. Zuletzt wirkte er in Jericho-Mission. Er starb im Krankenhaus von Harding am 22. Oktober 1971 – im Alter von 72 Jahren.

Pater Adalbert Ludwig Balling (1933 - 2024)

Pater Adalbert Ludwig Balling

In seiner Ansprache beim Requiem für Pater Adalbert Ludwig Balling CMM hob Provinzial Pater Christoph Eisentraut CMM die enge Verbindung zwischen dem seligen Pater Engelmar Unzeitig CMM und dem Mariannhiller Erfolgsautor hervor. „Das Leben dieser beiden Mariannhiller ist eng verbunden, auch wenn sie sich persönlich nie begegnet sind. Es war Pater Adalbert, der noch rechtzeitig die Mühe auf sich nahm, von Zeitzeugen und Mitgefangenen, die das KZ Dachau überlebt hatten, alles zu sammeln, was sie über Pater Engelmar berichten konnten. Daraus entstand zusammen mit anderen Recherchen und den Briefen von Pater Engelmar aus dem KZ seine bahnbrechende Biografie „Der Engel von Dachau“. Ohne diese Vorarbeiten wäre der langjährige Prozess zur Seligsprechung von Pater Engelmar nur schwer vorstellbar gewesen. Als Kongregation sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet.“

Aber auch die Verbindung zu den ermordeten Mariannhillern in den 1980er Jahren sei für Pater Adalbert prägend gewesen: „Anders war es schon mit unseren Mitbrüdern, Mitschwestern und Mitarbeitern, die in den Jahren 1976 bis 1988 in Rhodesien / Simbabwe ermordet wurden. Die hatte Pater Adalbert noch selbst kennengelernt, als er als junger Priester auf der Missionsstation Embakwe in der Diözese Bulawayo wirkte. Gerne hat Adalbert von dieser Zeit erzählt und geschrieben, als er „am Rande der Kalahari“ wirkte. Er wäre sicher gerne in Simbabwe geblieben, aber sein journalistisches und schriftstellerisches Talent war aufgefallen und er wurde nach Deutschland zurückgerufen, um unser Presseapostolat zu übernehmen. Darin war er genauso erfolgreich wie als Rektor der Embakwe Mission. Drei unserer ermordeten Mitbrüder starben später in Embakwe, der Mission, die ihm so ans Herz gewachsen war. Es muss ihm ein Stich ins Herz gewesen sein, dass unter den Tätern auch Mitglieder der Befreiungsbewegung ZIPRA von Joshua Nkomo waren, den er unter Gefahren einmal im detention camp (einem Gefangenenlager) besucht hatte. Adalbert hatte keine Berührungsängste zu den Vertretern der Befreiungsbewegungen.“ Nach den Worten von Pater Christoph Eisentraut sei es für Pater Adalbert eine große Freude gewesen, als er erfuhr, „dass Joshua Nkomo im Alter darum bat, in die katholische Kirche aufgenommen zu werden, der seine Gattin, Ma Fuyana, schon immer angehörte. Er ist als gläubiger Katholik gestorben, auch wenn seine Befreiungsarmee für den Tod einiger unserer Mitbrüder verantwortlich war, auch für den Tod von Bischof Adolf Schmitt am 5. Dezember 1976 auf der Buschpiste zwischen Regina Mundi Mission und St. Luke´s Hospital, Lupane.“

Pater Christoph Eisentraut betonte zudem, dass Pater Adalbert mit seinen Schriften ein großes Erbe hinterlassen habe. Sein äußerer Lebenslauf sei in wenigen Worten erzählt. Wer mehr wissen möchte, mag nach Aussage von Pater Christoph Eisentraut die autobiografischen Werke von Pater Adalbert lesen, in denen er von Stationen seines Weges erzählt. Gaurettersheim, das Kilianeum der Diözese Würzburg, das Studium im Piusseminar, die Zeit in Simbabwe / Embakwe Mission, dann lange Jahre Köln und schließlich das Missionshaus in Reimlingen. Viele Jahre pflegte er eher einen sehr geregelten Tagesablauf, sonst wäre ein so großes journalistisches und schriftstellerisches Werk gar nicht möglich gewesen. Die Biografien waren ja nur ein Teil seiner Arbeit. Daneben gab es viele Geschenk- und Meditationsbände und die tägliche Arbeit für die Zeitschrift und Kalender der Mariannhiller Missionare.

Pater Adalbert Ludwig Balling habe sich stets für das Leben entschieden, gemäß dem biblischen Wort aus dem Buch Deuteronomium: „Wähle also das Leben, damit du lebst.“ Und in seinen zahlreichen Texten habe Pater Adalbert viele Menschen zu einer ähnlichen Wahl ermutigt.

 

“Eine sprechende Schreibmaschine” – Wegbegleiter und Familie trauern um Autor Pater Adalbert Balling

Als Kind hat er überhaupt nicht gerne geschrieben“, erinnert sich Irene Liebler. Die 85-jährige ist eine von drei Geschwistern des kürzlich verstorbenen Paters Adalbert Balling. Ihre Mutter habe sich immer gewundert, wie der ruhige Junge von einst sich zu einem so umtriebigen

Autor entwickeln konnte. Jahrzehntelang trugen die Mariannhiller Zeitschrift und der Missionskalender Ballings Handschrift. Hinzu kommen spirituelle Bücher, Geschenk- und Reisebände sowie zahlreiche Biografien − mit einer Gesamtauflage von vier Millionen.

„Dabei tat er sich immer so schwer in der Schule“, erzählt Liebig, „bis Pfarrer Hans Spielmann ihn gefördert hat.“ Der Seelsorger wirkte nach Kriegsende in Gaurettsheim, wo die bäuerliche Familie damals lebte, und brachte den jungen Adalbert ans Kilianeum. „Er hat dann so hart gearbeitet und sogar zwei Klassen übersprungen“, erzählt seine Schwester stolz. Priester mit eigener Pfarrgemeinde sei aber nie sein Wunsch gewesen, „stattdessen wollte er raus in die Welt und unbedingt Missionar werden.“

Wie sein Onkel vor ihm trat auch Pater Adalbert in die Ordensgemeinschaft der Mariannhiller ein. 1958 zog es ihn in das heutige Simbabwe. „Die Mission hat ihn glücklich gemacht“, sagt seine Schwester. Nur „schweren Herzens“ sei er wieder nach Deutschland zurückgekehrt,

bestätigt auch Pater Christoph Beesten. Ohne es zu ahnen, habe seine Missionstätigkeit den Grundstein für die Laufbahn als Autor gelegt, erzählt sein Weggefährte weiter. In Simbabwe, damals noch britische Kolonie, herrschte noch die Rassentrennung. Über Unrecht und Nöte habe aber keine englische Zeitung berichtet, erinnert sich Beesten. Pater Adalbert schrieb

deshalb unter einem Pseudonym kleinere Artikel und schickte diese an deutsche Zeitungen. „Es war sehr gefährlich, die Regierung zu kritisieren, deshalb hat er an Formulierungen gefeilt und dabei eine Menge gelernt.“ Wohl auch deshalb habe die Ordensleitung ihn zum Chefredakteur der Mariannhill-Zeitschrift ernannt. „Es ging ihm nie um literarische Lorbeeren“,

erzählt Beesten. Er habe immer über das geschrieben, was ihn interessiert und begeistert hat. Dazu gehörten auch die Eindrücke seiner vielen Reisen in ferne Länder. „Die Weltliteratur kam später“, sagt Beesten lächelnd zum internationalen Erfolg. Seinen Mitbruder wird er als mutigen, ordnungsliebenden Zitatesammler in Erinnerung behalten.

Auf Balling folgte Pater Andreas Rohring als Chefredakteur. Stets bezeichnete er seinen Vorgänger liebevoll als „eine sprechende Schreibmaschine“. Ein aufmerksamer, eifriger und disziplinierter Schreiber sei er gewesen, erklärt auch seine Schwester Irene. Um vier Uhr morgens sei ihr Bruder aufgestanden und hat bis zur ersten Messe gut und gerne fünf Stunden gearbeitet. Das sei mitunter nötig gewesen, denn Pater Adalbert hatte eine Mission: Die Seligsprechung des im KZ Dachau inhaftierten und dort verstorbenen Mariannhillerpaters Engelmar Unzeitig. Pater Adalbert hat mit Zeitzeugen gesprochen, Briefwechsel zusammengetragen und ist mitten im Kalten Krieg in die Tschechoslowakei gereist, um zu recherchieren. „Das war lebensgefährlich“, erzählt Liebler und ist sich sicher, dass ohne diese jahrelangen Nachforschungen eine Seligsprechung nicht möglich gewesen wäre. Am 24. September 2016 wurde Pater Engelmar im Würzburger Dom seliggesprochen. Balling war zu diesem Zeitpunkt bereits zu krank, um daran teilzunehmen. Schwester Irene findet dennoch

tröstliche Worte: „Mein Bruder hat Engelmar nicht persönlich gekannt. Ich bin mir aber sicher, dass sie sich jetzt im Himmel kennengelernt haben.“

Quelle: Galina Bauer (Würzburger Katholisches Sonntagsblatt)

 

Lebensstationen:

Pater Adalbert Ludwig Balling CMM wurde am 2. März 1933 in Gaurettersheim im Bistum Würzburg geboren. Nach dem Besuch des Kilianeums in Miltenberg und Würzburg trat er 1952 der Gemeinschaft der Missionare von Mariannhill bei und studierte in Würzburg Theologie, Philosophie und Psychologie. Nach der Priesterweihe 1958 wirkte Balling bis 1965 in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe. Dort leitete er die Embakwe-Mission. 1965 kam er zurück, um die Presseorgane der Ordensgemeinschaft zu übernehmen. Als Redakteur arbeitete er beim Kölner Bachem Verlag und betreute die Zeitschriften und Kalender der Missionare von Mariannhill. Die Redaktion des Missionsmagazins des Ordens leitete er

34 Jahre lang, den Mariannhiller Missionskalender betreute er über 40 Jahre. Fünfmal nahm er an den Generalkapiteln der Ordensgemeinschaft in Rom teil. Dem Provinzrat gehörte er 18 Jahre lang an. Als spiritueller Buchautor ist er weltweit bekannt. 2015 zog er ins Missionshaus St. Josef in Reimlingen, wo er am 10. Februar verstorben ist.

Pater Cyprian Ballweg (1879 - 1936) Auf „Baba Siprian“ war immer Verlass

Pater Cyprian Ballweg

Es muss eine große Aufregung im Mariannhiller Piusseminar zu Würzburg gewesen sein, als bekannt wurde, dass der Rektor des Hauses sich beim Bad durch heißes Wasser verbrüht hatte. Mit sofortiger und wochenlang andauernder Behandlung im Juliusspital gelang es, ihn wieder zu heilen. Und dann, entlassen und schon wieder bei seiner täglichen Arbeit, kam die zweite Hiobsbotschaft: In der Nacht zum 26. Oktober 1936 war Pater Cyprian leise und unbemerkt verstorben. Herzversagen. Der nur wenige Monate zurückliegende Unfall muss ihm zu sehr an die Lebenskräfte gegangen sein.

Pater Cyprian stammte aus Hornbach in Baden, wo er am 12. März 1879 das Licht der Welt erblickt hatte. Nach dem Abitur trat er in das Missionskloster Mariannhill in Südafrika ein, damals noch eine Trappistenabtei. Es war eine harte Schule für den jungen Mann; die strenge Askese der Trappisten mit dem aufreibenden Beruf des Missionars zu verbinden. Zwei Ideale, die gleichzeitig hochgehalten werden sollten.

Doch der junge Ordenspriester stürzte sich voll Eifer in die missionarische Arbeit, ohne die Trappistenregel außer acht zu lassen. Missionsabt Franz Pfanner, der Gründer Mariannhills, war ihm in vieler Hinsicht Vorbild.

Von 1908 bis 1911 wirkte Pater Cyprian in Ratschitz; hier baute er eine große Missionskirche, die 1909 eingeweiht und zum Wahrzeichen des Christentums jener Region wurde. 3000 Einheimische waren zur Einweihung gekommen; sie umjubelten ihren „Baba Siprian“, auf den, wie sie schon bald herausgefunden hatten, immer Verlass war. Güte und Seeleneifer bestimmten sein Handeln; Takt und Höflichkeit sein Verhalten gegenüber den Mitmenschen.

Und für die Einheimischen war er immer da, ob sie ihn bei irgendeinem Wehwehchen brauchten oder als Beichtvater, er war zu jeder Stunde verfügbar, auch noch nach anstrengenden Missionstouren (zu Pferd), die mitunter halbe Nächte in Anspruch nahmen.

Mit großer Liebe bereitete er die Neuchristen auf den Empfang der Sakramente vor, immer Liebe und Güte ausstrahlend. Aber, auch das war ein Zug seines Charakters, er konnte mitunter energisch werden, beispielsweise, wenn es bei Trinkgelagen zu Exzessen kam. Einmal wäre Pater Cyprian beinahe erschlagen worden, wenn nicht der mutige Bruder Makarius zu Hilfe gekommen wäre.

Von Ratschitz wurde Pater Cyprian wieder nach Mariannhill versetzt, wo er auch für die vielen Außenstationen zuständig war. In Rankweil, an der Landstraße von Mariannhill nach Durban gelegen, erbaute er die große Sankt-Thomas-Schule für die nach Südafrika eingewanderten Inder, um die sich damals kaum jemand kümmerte. Auch für sie wurde „Baba Siprian“ bald der Freund und Helfer in jeder Not.

Seine große hagere Gestalt – mit Tropenhelm und Priesterkleidung – war allseits gern gesehen. Und er konnte sich auch keine andere Arbeit mehr vorstellen als die, bei den Afrikanern und Indern zu missionieren. Mariannhill war ja inzwischen (1909) vom Trappistenorden getrennt und zu einer selbständigen Missionsgemeinschaft erhoben worden. So war die alte Mönchsregel nicht länger „Hindernis“ für den aktiven Missionar.

Doch dann traf Pater Cyprian ein anderes „Los“: Er wurde nach Deutschland zurückgerufen – als erster Rektor des neuerbauten Piusseminars in Würzburg. Der imposante Bau war zwischen 1927 und 1929 erstanden.

Jetzt durfte er junge Kleriker auf den Ordens- und Missionsberuf vorbereiten helfen. Eine Aufgabe, die das volle Vertrauen seiner Oberen voraussetzte.

Sieben Jahre lang versah er diesen Posten; er lehrte nicht nur die jungen Kleriker, er lebte ihnen vor, was er mit Worten sicher nicht so eindrucksvoll hätte erreichen können. Oft saß er noch bis tief in die Nacht hinein an seiner Schreibmaschine, bereitete Missionspredigten vor, übersetzte Berichte in die Zulusprache und verband das klösterliche Motto „Ora et labora“ so gut es ging miteinander.

Sein Tod – wenige Wochen nach jenem tragischen Unfall in der Badewanne – war ein schwerer Verlust für die Mariannhiller. Aber, wie es bei seiner Beisetzung auf dem Würzburger Friedhof hieß, es bezog sich auch auf ihn das Wort der Schrift: „Die viele in der Gerechtigkeit unterwiesen haben, werden leuchten wie die Sterne.“

Bruder Juvenalis Blasius Bandel (1909 - 1986) Ein Pfundskerl von einem Mitbruder

Bruder Juvenalis Bandel

Fast 45 Jahre hatte er auf der großen Missionszentrale Mariazell/Transkei gearbeitet, da machte ihm ein Herzinfarkt den weiteren Verbleib unmöglich. Die Ärzte rieten zur Rückkehr in die Heimat. “So habe ich meine Oberen gebeten, in Reimlingen bleiben zu dürfen. Somit habe ich ein Heim gefunden, wofür ich sehr dankbar bin.” Diese Sätze stehen im selbstgeschriebenen Lebenslauf des Bruder Juvenalis. Sie lassen etwas von seiner Haltung als Ordensmann spüren.

Bruder Juvenalis wurde am 26. Dezember 1909 in Monheim/Schwaben geboren. Als 16jähriger meldete er sich bei den Mariannhillern, legte 1929 seine Ordensprofess ab und reiste 1933 nach Südafrika. Seine erste und einzige Station war Mariazell am Fuße der Drakensberge. Hier arbeitete er noch mit Pater Bernhard Huss zusammen, später mit Pater Reginald Weinmann (von 1932 bis 1948 Generalsuperior der Mariannhiller) und auch mit Pater Fridolin Züger (seit 1979 Generalsuperior). Mariazell war nicht nur Modell und Musterfarm, sondern auch wichtiges katholisches Schulzentrum (mit Volksschulen, Mittelschulen und Lehrerseminar). Die Station war weitgehend Selbstversorger; fast alles musste vor Ort erzeugt bzw. angebaut werden. So hatte die Station einen eigenen Staudamm, eine Mühle, einen Generator u.v.m. Die Aufgabe von Bruder Juvenalis war es, für die vielen Schülerinnen und Schüler der Station Lebensmittel zu besorgen. Diese Arbeit verrichtete er bis 1978, als er seinen zweiten Heimaturlaub antrat. Die neu auftretenden Herzbeschwerden machten einen weiteren Missionseinsatz unmöglich. So fand Bruder Juvenalis in Reimlingen einen neuen “Job” und ein neues Heim.

Wie ein abgebrochener Baum noch einmal Wurzeln schlägt, so fing Bruder Juvenalis von neuem an. Frühmorgens war er einer der ersten in der Kapelle; wenn möglich, nahm er an zwei heiligen Messen teil und war oft auch tagsüber zu Besuch vor dem Allerheiligsten. Fast immer glitt der Rosenkranz durch seine Finger – aber nie auffällig; immer bescheiden und zurückhaltend.

Bei Tisch sorgte er wie ein Hausvater für alle mit. Wer gern Suppe aß, für den hatte er einen Suppenteller bereitgestellt; wer gern Tee trank, der fand eine Tasse auf seinem Platz vor, und wer abends mal später von einer Aushilfe heimkehrte, für den hatte der gute “Hausgeist” immer noch etwas zurückgestellt. Hungrig musste keiner zu Bett gehen oder das Haus verlassen.

In der Freizeit spielte er leidenschaftlich gern Skat, und es machte ihm Spaß, seine Mitspieler zu bluffen. Er war ein Mitbruder, den man einfach gernhaben musste. Einer sagte einmal von ihm: “Ein Pfundskerl, dieser Juvenalis!” Es war ein großes Lob.

Als er starb, trauerte die Hausgemeinschaft von Reimlingen um einen liebenswerten und gütigen Mitbruder. Alle, die ihn kannten, schätzten seinen feinen Sinn für Humor, aber auch seine kernige Frömmigkeit. Sie werden noch lange an ihn denken, an diesen “Pfundskerl” von einem Klosterbruder!

Bruder Juvenalis starb am 29. Dezember 1986 und wurde auf dem Klosterfriedhof in Reimlingen begraben.

Bruder Radulf Bauer (1924 - 1945)

Der am 18. Juni 1924 in Hagenbuch (Diözese Rottenburg) geborene Bruder trat 1938 als Aspirant in Reimlingen in den Orden ein; er erlernte das Schlosserhandwerk. 1942 wurde er eingekleidet; als Novize kam er zum Arbeitsdienst, anschließend zum Militär. Er ist seit 1945 vermisst.

Pater Godehard Max Baumeister (1907 - 1978) Der gute Mensch von Rottensdorf

Pater Godehard Baumeister

Er war schon 20 Jahre alt, als er sich für den Priesterberuf entschied. In Rottensdorf/Niederbayern war er am 6. April 1907 zur Welt gekommen; seine Ordensprofess legte er 1933 ab, nachdem er zuvor in mühsamen Jahren die Gymnasialstudien nachgeholt hatte. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni 1937. Danach war er Lehrer und Erzieher in Sankt Paul/Holland, nach dem Krieg in Reimlingen. Dazwischen, von 1943 bis 1945, nahm Pater Godehard als Sanitäter am Kriegsgeschehen teil; er wurde zweimal verwundet.

Von Reimlingen aus betreute er mehrere Schwesternkonvente, war Beichtvater für Priester und Ordensleute in der Diözese Augsburg und half seelsorgerlich aus, wo immer man ihn brauchte. Was er für die Gemeinde Birkhausen getan hat (Predigt, Beichtstuhl usw.), weiß Gott allein. Der Bischof von Augsburg wusste wohl um seine Verdienste in der außerordentlichen Seelsorge; er ernannte den Mariannhiller Pater zum Bischöflichen Geistlichen Rat.

Pater Godehard war ein verständnisvoller Oberer (im Missionshaus, im Seminar und zuletzt in Mönchsdeggingen). Er sah (fast) alles, aber übersah viele unwichtige Dinge um des Friedens willen. Immer war er auf das Wohl seiner Mitbrüder bedacht. Unbedenklich setzte er seine Kräfte (wörtlich!) in den Dienst der Gemeinschaft. Güte und Zuvorkommenheit kennzeichneten seine priesterliche Haltung.

Als er nach einer Magenoperation zwar entlassen wurde, aber keine wesentliche Besserung verspürte, wusste er wohl um sein Los. Er war bereit, sein Leben dem Schöpfer zurückzugeben. Es war ein Leben voller Anstrengungen und Mühen; der Einsatz war total. Er war gespeist aus der Überzeugung, dass Gott mit denen ist, die sich seinem Dienst verschreiben.

Pater Godehard, “dieser gute Mensch”, war ein Segen für viele, nicht zuletzt für die Mariannhiller Gemeinschaften.

Pater Paulus Richard Baumeler (1928 - 1977) Paulinischen Missionsprinzipien nacheifernd

Pater Paulus Baumeler

Wenn man sich einen tatkräftigen, eifrigen, zu jeder Strapaze bereiten Missionar vorstellt – Pater Paulus war einer! Für ihn war keine Mühe zu schwer, kein Weg zu weit, kein Studium zu anstrengend, wenn es darum ging, die Missionsarbeit voranzutreiben.

In Entlebuch/Schweiz erblickte er am 8. April 1928 das Licht der Welt – als neuntes von zehn Kindern. Nach dem Besuch des Mariannhiller Gymnasiums in Altdorf studierte er Theologie und wurde 1954 zum Priester geweiht. Anschließend schickten ihn seine Oberen für ein Jahr in die Südafrika-Mission, sozusagen „zum Kennenlernen“. Denn danach, so war es geplant, sollte er in der Schweiz Missionswerbung betreiben. Doch dem jungen Pater gefiel es in Mthatha/Transkei so gut, dass er seinen Vorgesetzten in der Schweiz schrieb, man möge ihn doch ganz in der Mission lassen.

So kam es denn auch. Nur einmal wurde er für kurze Zeit in der Heimat eingesetzt; während des „Missionsjahres“ 1960; dann kehrte er gleich wieder in die Transkei zurück. Er wirkte in Libode, Qumbu und Sankt Patrick’s Mission. Zweimal nahm er an den Generalkapiteln der Mariannhiller teil. Sein besonderes Anliegen war die Betreuung und Ausbildung der einheimischen Katecheten. Der neue Pastoralplan der Diözese Mthatha wurde weithin von ihm miterstellt.

Vorübergehend studierte er, schon weit über 40 Jahre alt, an einer Missionshochschule in Deutschland, um die praktische Seelsorgsarbeit mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vergleichen. Auch dabei scheute er keine Mühe und keinen Schweiß.

Zuvor hatte er auf verschiedenen Missionsstationen Südafrikas die „Grundidee der Paulusbriefe ausprobiert“, wie er es nannte; ihm lag sehr daran, dass eine einheimische Kirche erstehe, und dabei wollte er sich von seinem Namensvetter, dem Völkerapostel, animieren lassen: „Echte christliche Kirche entsteht da, wo die christliche Botschaft intensiv verkündet wird und das Volk sie aufgreift und vertieft. Als Missionar darf man die Botschaft nicht nur künden, man muss sie leben, und zwar ganz spontan.“ Zur Illustration erläuterte er: „Kürzlich musste ich eine alte Frau (eine Afrikanerin) beraten, deren Sohn notgetauft worden war und jetzt, er ist noch krank, bei einem einheimischen Zauberer in Behandlung ist. Die Bitte der Frau lautete: Mein Sohn muss gereinigt werden und wieder zum Glauben kommen; dann wird er vielleicht auch geheilt. – Sie verfasste daraufhin einen Brief an die Gemeinde, die dem Kräuterdoktor (vielleicht ist er eher ein Medizinmann) am nächsten ist, mit der Bitte, die dortigen Glieder der Christengemeinde möchten ihren Sohn besuchen, ihn zum Glauben zurückgewinnen und mit ihm beten. – Hier bewahrheitete sich das Bild von der christlichen Botschaft als Sauerteig, der alles durchwirkt…“

Später schrieb er in einem Bericht für das Missionsmagazin „Mariannhill“, am liebsten würde er in einem Gebiet seiner Diözese nach den neuen Einsichten missionieren. „Ich bin überzeugt, dass in einer Gemeinschaft, die von der christlichen Botschaft durchsäuert wird, die kirchlichen, sozialen und missionarischen Dienste spontan herauswachsen. Daneben möchte ich meine schriftliche Arbeit über die paulinischen Missionsprinzipien abschließen. Sie finden auch bei der Südafrikanischen Bischofskonferenz wachsendes Interesse.“ Abschließend vermerkte er dann, es sei schon eigenartig, dass man erst nach zwanzig Jahren Missionsarbeit herausfinde, was man eigentlich von Anfang an hätte tun sollen!

Diese Gedanken schrieb Pater Paulus ungefähr ein Jahr vor seinem Tod; der kam überraschend schnell. Der als kräftig und robust geltende Mariannhiller klagte in den ersten Monaten des Jahres 1977 wiederholt über Herzbeschwerden. Zuerst nahm er sie nicht recht ernst, dann ließ er sich doch überreden, den Arzt aufzusuchen. Als er gerade wieder zur Sprechstunde gekommen war, erwähnte er gegenüber der Krankenschwester heftige Schmerzen. Noch während des Gesprächs sank er plötzlich vom Stuhl. Trotz sofortiger Wiederbelegungsversuche durch zwei Ärzte kam jede Hilfe zu spät: Herzinfarkt mit direkter Todesfolge. Auf dem Friedhof der Convent-Mission bei Mthatha fand dieser unermüdliche und glaubenseifrige Missionar seine letzte Ruhe. Es waren ihm zwar nur 49 Lebensjahre vergönnt gewesen, aber sie waren überreich an segensvoller Arbeit im Dienste der Weltmission.

Pater Andreas Bausenwein (1907 - 1985)

Pater Andreas Bausenwein

Pater Andreas Bausenwein wurde als Sohn der Eheleute Kaspar und Rosine Bausenwein am 19. Mai 1907 in Rimpar bei Würzburg geboren. Seine Gymnasialzeit verbrachte er in unserem Missionsseminar „Aloysianum“ in Lohr am Main. Nach seinem Abitur (Matura) trat er in unser Noviziat in St. Paul in Holland ein und legte dort am 10. Mai 1928 seine Erste Profess ab. Es folgten die philosophisch-theologischen Studien im eben eröffneten Piusseminar in Würzburg mit der Priesterweihe am 6. März 1932.

Am 23. Mai 1933 kam Pater Andreas in unsere Mission nach Simbabwe. Abwechselnd wirkte er als Kaplan an der Bischofskirche in Bulawayo und auf der Missionsstation Empandeni, bis er 1942 zum Administrator der Pro-Kathedrale von Bulawayo und damit zugleich zum Generalvikar von Bischof Ignatius Arnoz ernannt wurde.

Das Generalkapitel 1957 wählte Pater Bausenwein zum Generalrat. In der Generalleitung versah er den Posten des Generalsekretärs. Nach Ablauf seiner Amtszeit kehrte er wieder nach Bulawayo zurück und stellte sich seinem Bischof zur Verfügung, wo immer er ihn brauchen konnte. Wo er benötigt wurde, sprang Pater Andreas ein: in St. Thomas, North Trenance; in Our Lady of Grace, Kumalo; an der St. Mary’s Cathedrale; im Bischof-Office als Generalvikar der Diözese; auf den Missionsstationen Empandeni, Brunapeg usw. Als seine Gesundheit immer mehr zu wünschen übrig ließ, zog er sich auf eine „halbe Stelle“ nach Empandeni zurück. Zu Junibeginn 1985 musste er ins Mater Dei Hospital nach Bulawayo gebracht werden, wo er am 18. Juni 1985 starb.

Es war das Verdienst von Pater Andreas, dass das Sacred Heart Home in Bushtick 1946 gegründet, die erste St. Mary’s Hall gebaut und die Kathedrale von Bulawayo erweitert wurde. Ferner hat er maßgeblich bei der Errichtung des Mater Dei Hospitals 1982 und beim Bau des College der Christlichen Schulbrüder mitgewirkt. Schließlich war er verantwortlich für die Erstellung des neuen Bischofshauses mit dem Konferenzraum und den Wohnmöglichkeiten für die Missionsärzte, Laienhelfer sowie für die Priester und Ordensleute, die auf Besuch in die Stadt kommen. Auch verstand Pater Andreas gut mit Geld umzugehen, hatte ein Talent fürs Bauen und war ein ausgezeichneter Organisator. Als trefflicher Kenner des Sindebele gab er den Hauptanstoß für die Herausgabe des ersten Sindebele-Gesangbuches im Lande.

Während des Buschkrieges war Pater Bausenwein auch nach der brutalen Ermordung von Bruder Peter Geyermann und Bruder Andreas von Arx am 2. Juni 1978 und nach der Schließung von Embakwe nicht bereit, Empandeni zu verlassen oder seine Entscheidung zu ändern trotz verschiedener Vorfälle, die ihm beinahe das Leben gekostet hätten. Sein Mut und seine Führung veranlasste auch die übrigen Mitbrüder, mit ihm in Empandeni auszuhalten.

Als ein hervorragender Seelsorger, eifriger Missionar und vorbildlicher Ordensmann wird Pater Andreas in bester Erinnerung bleiben. Niemals setzte er seine Berufung und seine Gelübde aufs Spiel. Er zeichnete sich durch Gebetsgeist, Selbstdisziplin, harte Arbeit und stete Opferbereitschaft aus. Eine besondere Verehrung der Gottesmutter und eine tiefe Liebe zum Herrn im Altarsakrament beseelte ihn. Er war ein leuchtendes Beispiel des Ordensgehorsams – nie weigerte er sich, dorthin zu gehen, wo ihn seine Obern am meisten benötigten, ohne auf seine Neigungen und Wünsche zu achten.

Seine Loyalität zur heiligen Mutter Kirche war unerschütterlich und unbedingt. Nie stellte er einen Grundsatz in Frage, was ihm manchmal als Härte und Mangel an Mitgefühl und Rücksichtnahme ausgelegt worden ist. Er nannte das Kind beim Namen, ob es nun den Leuten passte oder nicht. Wer eine ehrliche und gut gemeinte Kritik vertragen konnte, hatte hohen Respekt vor ihm und liebte ihn von Herzen. Nie verriet er seine Loyalität Gott und der Kirche gegenüber, um als populär zu gelten. Obwohl er darüber kein Wort verlor, fühlte er sich tief verletzt, wenn Leute seine guten Absichten grob missdeuteten.

Peinlich genau und systematisch wie er war, wollte er immer seine Aufgaben oder Arbeiten, die ihm aufgetragen waren, so vollkommen wie möglich erledigen. Doch trotz seiner vielen Talente blieb Pater Andreas ein sehr demütiger Mann, betrachtete sich als einen großen Sünder und übte stets Buße und Selbstverleugnung. Wenn er es auch nicht nach außen zeigte, war er von einer echten Liebe und von brüderlicher Sorge für alle seine Mitbrüder beseelt und anerkannte gerne ihre harte Arbeit und ihren missionarischen Eifer. Nie unterließ er es, für seine Herde das zu tun, was er für sie tun konnte.

Auf seinem Krankenlager litt er geduldig, voll Sehnsucht, wie St. Paulus, aufgelöst zu werden und für immer beim Herrn zu sein. Ganz bewusst „ergänzte er“, wie ebenfalls St. Paulus sagt, an seinem eigenen Leib die Leiden Christi. In Gegenwart seiner leiblichen Schwester, Schwester Meinradis CPS, starb er ruhig, getragen von der Liebe und Sorge der Schwestern vom Mater Dei Hospital und einiger Priester.

Möge dieser große Mann der Diözese und Provinz Bulawayo einen überaus reichen Lohn empfangen und sich der ewigen Ruhe und des ewigen Friedens erfreuen dürfen.

Pater Meinrad Paul-Jakob Bechtiger (1893 - 1958) Ein Eiferer für die Sache Gottes

Pater Meinrad Bechtiger

Er wurde – als jüngstes von siebzehn Kindern – am 24. Juli 1893 in Lütisburg, Kanton Sankt Gallen/Schweiz geboren. Seine Eltern hatten wohl etwas Gutes im Sinn, als sie das etwas schmächtige, aber sehr geweckte Nesthäkchen auf die Stiftsschule des Klosters Einsiedeln schickten. Sie wollten, dass der Junge studiere, damit er es, rein körperlich, etwas leichter im Leben habe.

In Einsiedeln – im Schatten der berühmten Marienwallfahrtskirche – reifte der Missionsberuf; Paul-Jakob schloss sich gleich nach der Matura (Abitur) im Jahre 1913 den Mariannhillern an, die sich erst ein paar Jahre vorher von den Trappisten gelöst hatten und jetzt eine selbständige Missionsgemeinschaft bildeten.

Im Noviziat (in Sankt Paul/Holland) erhielt der Studiosus den Namen Meinrad – nach dem Begründermönch von Einsiedeln. Der heilige Meinrad sollte fürderhin sein besonderer Schutzpatron und Fürsprecher sein.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach (1914), sandten die Ordensobern den jungen Kleriker ans Priesterseminar in Chur/Schweiz. Dort wurde er am 21. Juli 1918 zum Priester geweiht.

In den folgenden Jahren wurde der Neupriester als Jugenderzieher eingesetzt, erst in der Missionsschule in Sankt Paul/Holland, dann in Lohr am Main. 1926 fuhr er als Delegierter zum Generalkapitel nach Mariannhill/Südafrika. Nach der Rückkehr übernahm er den Posten des Novizenmeisters, das heißt, er bildete jetzt jene aus, die dem Orden beitreten wollten. Er mühte sich, das, was er lehrte, auch vorzuleben. Dabei ließ er sich von der benediktinischen Regel und Lebensweisheit leiten. Das „Ora et labora“ wurde auch zu seinem Wahlspruch.

1932 begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben; er erhielt den Auftrag, in seiner Schweizer Heimat eine Mariannhiller Niederlassung zu gründen; er selbst entwarf die Pläne für den Umbau einer Mühle zwischen Altdorf und Bürglen/Kanton Uri, die dann zum Zentrum der neuen Missionsschule werden sollte. In unzähligen Vorträgen und Predigten machte er immer wieder auf die Mariannhiller und die Anliegen der Weltmission aufmerksam, unermüdlich schlug er die Trommel und sammelte Gelder für den Neubau – und all das trotz schwacher Gesundheit.

1939 wurde Pater Meinrad Provinzial der Mariannhiller in der Schweiz; 1946 durfte er den ersten Schweizer Mariannhiller, der die neue Schule durchlaufen hatte, in die Afrikamission entsenden. Im folgenden Jahr, 1947, hatte er das Mariannhiller Generalkapitel zu Gast in Altdorf, während dessen Verlauf er selbst in die oberste Leitung der Kongregation gewählt wurde. Jetzt hieß es, Abschied nehmen von seiner geliebten Schweizer Heimat, denn das Generalatshaus befand sich damals noch in Hatfield-Peverel bei London. Pater Meinrad sorgte sich im Generalat nicht nur um das äußere Wachstum der Gemeinschaft; ein besonderes Anliegen war ihm immer auch die geistig-religiöse Vertiefung. Nationaler „Kantönligeist“ lag ihm nicht. „Sein Herz schlug“, wie ein Mitbruder es einmal formulierte, „mit gleicher Liebe für alle.“

Nach acht Jahren in England nötigte ihn seine schwächliche Gesundheit, wieder in die Schweiz zurückzukehren; das Seeklima schien ihm gar nicht gut zu bekommen. In der Schweiz sammelte er neue Kräfte, mühte sich erneut um die Verbreitung des Missionsgedankens und die Förderung der Mariannhiller Niederlassungen. Es war für ihn eine große Freude und Genugtuung, dass auf dem Generalkapitel 1957 einer seiner ehemaligen Schüler und Novizen zum Generalsuperior sowie drei weitere ehemalige Novizen in die neue Generalleitung der Mariannhiller gewählt wurden.

Ihm selbst ging es zusehends schlechter; er musste das Spital in Visp/Wallis aufsuchen und auf nahezu alle früheren Arbeiten verzichten. Am 16. April 1958 kehrte er, ruhig und ohne Todeskampf, zu Gott heim. Neben dem von ihm so hochgeschätzten Josefsheiligtum in Altdorf wurde er zu Grabe gelegt.

Bruder Deokar Wilhelm Beck (1883 - 1973) „Die leckeren Kirschen waren mitschuld“

Bruder Deokar Beck

Als er bereits 86 Jahre alt war, schrieb er auf Bitten eines Mitbruders seine „Lebensgeschichte“ nieder. Eine Art Autobiographie; nicht sehr umfangreich, aber doch interessant, auch für jene, die nach ihm der Ordensgemeinschaft beitraten.

Bruder Deokar (in der Taufe hatte er den Namen Wilhelm erhalten) stammte aus einer kinderreichen Familie in Weingarten; er wurde dort 1883 als viertes von elf Kindern geboren. Nach der Schule ging er bei einem Bäcker in die Lehre. 1908, kurz nachdem er die Meisterprüfung abgelegt hatte, nahm er im Kolpinghaus zu Mainz an Exerzitien teil. Dabei bat der Exerzitienmeister die jungen Burschen, wenigstens einen guten Vorsatz in den Alltag mitzunehmen: „Er empfahl uns, jedes Jahr die sogenannten Aloysianischen Sonntage zu halten; wahrscheinlich war das für die meisten der sechzig Teilnehmer etwas Neues … Nun nahm ich unmittelbar nach den Exerzitien zehn Tage Urlaub, den ersten seit dreieinhalb Jahren. Ein wenig später erhielt ich eine Stelle als Meister bei einer Bäckerswitwe in Geisenheim am Rhein. Ihr Sohn hatte sich mit 18 Jahren entschlossen, Priester zu werden; ein jüngerer, ebenfalls Bäcker von Beruf, musste seinen Militärdienst ableisten. Neben den beiden Töchtern arbeiteten noch zwei Gesellen in dem Betrieb. Es wurde ja alles noch mit der Hand gemacht; Maschinen gab es keine … Nun wollte ich sonntags gleich meinen Exerzitienvorsatz wahrmachen; das hieß, an sieben aufeinander folgenden Sonntagen zum sechs Kilometer entfernten Wallfahrtsort Mariathal zu pilgern und dort die Sakramente zu empfangen. Das war kein kleines Opfer; denn man musste ja nüchtern sein – auch nach achtstündigem Arbeitstag. Unterwegs, es war bereits in der sechsten Woche, sollte ich im Auftrag meiner Chefin an ihrem Weinberg nachsehen, ob die Kirschen schon reif wären. Sie waren reif, und die Bäume hingen prallvoll, lauter schwarzleuchtende Kirschen! Das Wasser lief mir im Mund zusammen; zu spät erinnerte ich mich, dass ich nüchtern bleiben wollte. Die fünf vorausgegangenen Sonntage ‚umsonst‘! Damals hielt man ja die Nüchternheitsgebote noch sehr streng ein … Ich musste also ganz von vorne beginnen, denn nur im Zusammenhang von sieben korrekt eingehaltenen Sonntagen war das ‚aloysianische Ideal‘ erreicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als von vorne zu beginnen …“

Und dann geschah etwas, was Bruder Deokar später als Vorsehung bezeichnete. Denn es traf sich, dass am übernächsten Sonntag in Mariathal ein erfahrener Chinamissionar die Predigt hielt. Es muss eine zündende Predigt gewesen sein, denn für den Bäckermeister aus Weingarten stand augenblicklich fest: Du gehst in die Mission! Der Entschluss stand fest; offen war noch, wo er sich melden sollte. Da fielen ihm der Mariannhiller Kalender und das „Vergißmeinnicht“ (Vorgängerin des Missionsmagazins Mariannhill) in die Hände. Jetzt war auch der Ort des Missionseinsatzes klar: Südafrika. Von Köln aus reiste er mit neun weiteren jungen Männern ans Kap der Guten Hoffnung. Seine Eltern waren mit seinem Entschluss (er war schon 26 Jahre alt) durchaus einverstanden. Als er in Mariannhill/Natal eintraf, hatte sich dort gerade ein Wechsel vollzogen: aus der Trappistenabtei war das Mutterhaus einer selbständigen Missionsgemeinschaft geworden. Aber das störte den Bäckermeister überhaupt nicht. Hier wie dort brauchte man tüchtige Leute, und Brot benötigte man auch in der neuen Ordensgemeinschaft. Von 1910 bis 1950 führte Bruder Deokar die Bäckerei von Mariannhill. Dann kehrte er nach Deutschland zurück, nicht als Pensionär. Nein, er übernahm jetzt die Bäckerei im Missionshaus Reimlingen und führte sie weiter bis kurz vor seinem Tod – im Alter von 90 Jahren. Seine Memoiren schloss er übrigens mit dem bemerkenswerten Satz: „Wenn ich als 86jähriger mein Leben überschaue, dann kann ich zusammenfassend sagen: Alles ist Gnade … Auch die leckeren Kirschen auf dem Weg nach Mariathal und die Predigt des Chinamissionars trugen dazu bei, meinem Leben Sinn und Richtung zu geben.“

Bruder Pankratius Beierwaltes (1855 - 1896)

Pater Pankratius Beierwaltes

Bruder Pankratius Beierwaltes, Jahrgang 1855, stammte aus Steinwiesen/Oberpfalz; er trat 1884 in Mariannhill/Südafrika ein. Eine asketische Erscheinung, vornehm und sympathisch. – Kein Wunder, dass seine Obern ihn zu ihrem „Deutschland-Beauftragten“ machten! Er organisierte die „Vertretung“ in Würzburg. 1890 reiste er mit einem Postulanten und 20 Schwester-Kandidatinnen nach Südafrika, um Abt Franz über seine Werbetätigkeit Bericht zu erstatten. Wieder in Deutschland, erkrankte er an Diabetes; er starb am 11. Januar 1896 und wurde in der Gruft der Karmeliter in Würzburg beigesetzt.

Bruder Marzellin Peter Berchthold (1903 - 1978)

Bruder Marzellin Peter Berchtold

Bruder Marzellin Peter Berchthold, Jahrgang 1903, stammte aus Kempten/Allgäu; 1923 wurde er Mariannhiller. Er wirkte zunächst in Sankt Paul/Holland und Ebenrod als Landwirt und Gärtner; dann durfte er in die Südafrikamission, wo er jahrelang als Lehrer am St. Francis College/Mariannhill tätig war. Später betreute er die einheimische Bevölkerung der Umgebung, vor allem in Krankheitsfällen. Schmunzelnd erzählte er bisweilen die Geschichte von einer jungen einheimischen Frau, die er ins Hospital bringen wollte, die aber schon unterwegs ihr Baby auf dem Landrover zur Welt brachte. Zuletzt war er Klostergärtner in Mariannhill; dort starb er 1978 im Alter von 75 Jahren.

Pater Josef Eduard Biegner (1845 - 1923) Mit dem Gründerabt ein Herz und eine Seele

Pater Josef Biegner

Lettowitz in Mähren (heute Tschechien) war seine Heimat; dort wurde er am 27. September 1845 geboren und einen Tag später auf den Namen Eduard getauft. Sein Vater war Bäckermeister, der Vater der Mutter Müller. Er selbst besuchte nach der Volksschule (in Lettowitz) die Piaristen-Unterschule in Mährisch-Trübau, das Unterrealgymnasium in Brünn sowie die Oberrealschule in Wien – jeweils mit guten Abschlusszeugnissen. Schließlich lernte er als Praktikant an der k. & k. Lotto-Direktion in Wien. Das war 1865. Damals trat er auch in die “Marianische Kongregation” ein und nahm sehr eifrig an den religiösen Übungen teil (Ministrieren, Gebet, Meditation), wie aus einem Empfehlungsschreiben des MC-Präfekten vom September 1871 hervorgeht; zu dieser Zeit war Biegner bereits zwei Jahre bei den Trappisten von Mariastern in Bosnien. Der offizielle Eintritt des “k. & k. Lottoamts-Praktikanten” wird in den Klosterbüchern am vierten September 1869 festgehalten. Er gehörte also zu den Pionieren dieser Abtei. Kein Wunder, dass Prior Franz Pfanner ihn auch auf seiner ersten Afrikareise im Sommer 1880 mitnahm. Pater Josef, wie er jetzt hieß, zählte von Anfang an zu den treusten Helfern des späteren Gründerabtes von Mariannhill. Beide, Pfanner und Biegner, waren ein Herz und eine Seele; sie blieben Freunde, bis der Tod sie trennte.

Pater Josef war 1874 von Bischof Stroßmayer in der Kathedrale von Djakovo zum Priester geweiht worden und hatte schon in Banjaluka Franz Pfanner als Subprior, Novizenmeister und Brüdermagister gedient. Der Chronist von Mariastern nennt ihn “die Mutter des Hauses, der die Kleider flickte, die Kranken bediente und für den Schmuck in der Kapelle sorgte”. Er wurde auch in Dunbrody, Pfanners erster Niederlassung am Kap der Guten Hoffnung, Stellvertreter des Priors. Er leitete eine der beiden Mönchsgruppen, die 1882 nach Natal übersiedelten und wurde so zum Mitbegründer von Mariannhill. Er war es, der die aufmuckenden Mönche auf dem Hafengelände bei Durban in Schach hielt, bis Pfanner aus Europa eintraf und die Zügel wieder straffer anzog. Zuvor, noch in Dunbrody, hatte er für den Prior die zweite Nummer des “Vergißmeinnicht” (Vorläufer des späteren Missionsmagazins “mariannhill”) herausgebracht; gleich nach Pfanners Wahl zum ersten Abt von Mariannhill (1885) wurde Pater Josef sein erster Prior; er blieb es bis 1888. Dann wurde er Rektor/Superior auf verschiedenen Neugründungen: Oetting, Mariathal, Kevelaer, Einsiedeln und Reichenau; letztere hatte damals zwanzig Brüder und 25 Schwestern. Dazwischen arbeitete Pater Josef als “Sekretär und Spediteur der Abtei” sowie als Novizenmeister, und dann wiederum als Prior von Mariannhill.

Ab 1906 wirkte er in Emaus – als Sekretär und rechte Hand des Gründerabtes. Ihm diente er wie ein treusorgender Sohn seinem Vater. Als Pfanner selbst nicht mehr schreiben konnte, weil seine Hand zitterte, diktierte er Briefe und Zeitungsbeiträge, und Pater Josef schrieb alles nieder. Dazu zählen auch die “Diktierten Lebenserinnerungen”. Pater Josef blieb der Feder (auch nach Pfanners Tod) treu und verfasste selbst viele Artikel für diverse Missionszeitschriften. Über die letzten Tage des Gründerabtes berichtete er ausführlich. Was ihm besonders wehtat: Beim Tod Pfanners konnte er nicht anwesend sein; er war kurz zuvor zu einem dringenden Krankenruf ausgeritten und hatte sich beim Rückweg in den Bergen verirrt – zur gleichen Zeit, als Abt Franz mit dem Tode rang. Immer wieder öffnete der Sterbende die Augen und suchte Pater Josef. Als der (es war am 24. Mai 1909) früh um vier Uhr nach Emaus zurückkehrte, war sein Schmerz übergroß: Pfanner war kurz vorher gestorben. Aber er wusste auch, dass der Abt es nicht anders gewollt hätte; ihm ging zeitlebens der Einsatz für die Menschen über alle persönlichen Wünsche. Pater Josef nahm die erste Aussegnung vor und las für den Toten die heilige Messe. Er blieb auch nach Pfanners Tod in Emaus. Hier entwickelte er sich zu einem Heilpraktiker und “Kneippianer” – ganz nach dem Vorbild seines geistlichen Vaters.

In einer ordensinternen Zeitschrift schrieb ein Mitbruder 1914 unter anderem: “Ich sage, die ‘Kneipperei’, wie die Wasserkur jetzt meistens genannt wird, muss einer verstehen. Das einfache Begießen mit Wasser hilft nicht; wenn es nicht richtig und sachgemäß angewendet wird, verschlimmert es das Übel eher noch … Der Einfachheit halber will ich ein Beispiel bringen. Ich selbst litt vor längerer Zeit, wie der Arzt konstatierte, an einem Kollaps der Nerven. Der Doktor verordnete absolute Ruhe und gab eine Medizin nebst Pulver, das zu nehmen war, wenn die Schmerzen in den Schläfen sehr heftig wurden. Eine Heilung brachte dies nicht … Jetzt ging die Kneippkur los. Zuerst gab’s ein warmes Kräuterbad für zwanzig Minuten, danach kalte Abwaschung, sodann Bewegung in frischer Luft. Hernach kamen Halb- und Vollgüsse und Dampfbäder in regelmäßiger Folge mit warmen Bädern … Der Erfolg war bestens; die Schmerzen in den Schläfen hörten auf, der Schlaf kam wieder und der Appetit auch. Das alles verdanke ich Pater Josef …”

Der Missionar von Emaus wusste damals schon (was man heute wieder zu entdecken scheint): Chemische Mittel können unter Umständen mehr schaden als helfen; Wasserkuren und Dampfbäder hingegen entschlacken, kräftigen auf natürliche Weise und stärken den gesamten menschlichen Organismus.

Pater Josef war nie sehr gesprächig, aber er wirkte auch nicht verschlossen oder verschroben. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er mit der englischen Sprache zeitlebens auf Kriegsfuß stand. (Ganz anders mit dem Zulu; das sprach er fließend!) Bei (englischen) Konversationen, so wird erzählt, sagte er meistens nur “yes, yes”. Als ihn einmal ein paar Engländer diesbezüglich testen wollten, fiel er glatt darauf rein. Sie hatten gefragt, ob er sie bei ihrem nächsten Besuch vor die Tür setzen werde – und Pater Josef antwortete wieder nur mit “yes, yes”. Wenn er jedoch zu seinen Mitbrüdern deutsch sprach, war seine Stimme kräftig und sein Vortrag gekonnt; er hatte auch eine sehr markante Handschrift.

Zwar betreute Pater Josef jahrelang die Christen draußen im Hinterland, aber die Krankenpflege nach Kneippscher Art auf der Station Emaus nahm doch mehr und mehr seiner Zeit in Anspruch. Zahlreiche Patienten, auch viele Einheimische, kamen von weit her, um sich bei ihm kurieren zu lassen. Emaus, so hatte er es sich ausgedacht, sollte zur Heilanstalt im südlichen Afrika werden. Freilich war er nie allein Arzt für den Leib; er kümmerte sich immer auch um das Seelenheil der ihm Anvertrauten. Obwohl er nach dem Urteil einiger seiner Mitbrüder ein miserabler Reiter war, ließ er es sich nicht nehmen, die Kranken zu besuchen, auch wenn es ihn stundenlange beschwerliche Ritte kostete. Gegen Ende seines Lebens benützte er gelegentlich auch den etwas “bequemeren” Zweiradwagen. Doch auch damit schien er nicht besonders gut vertraut zu sein. Als er Ende des Jahres 1922 mit diesem Gefährt unterwegs war, scheute das Pferd und schleuderte den Lenker vom Wagen. Pater Josef erlitt schwere Verletzungen, von denen er sich nicht mehr erholte. Er starb am 20. Januar 1923 – 78 Jahre alt – und wurde auf dem Friedhof von Lourdes beigesetzt.

Pater Willibrord Josef Binder (1882 - 1980) Liebevollerweise nannten sie ihn Moses

Pater Willibrord Binder

Wir alle hatten Pater Willibrord gern und nannten ihn im Scherz „Moses“ – ein Name, der auf seine Person zutraf und viel über ihn aussagte. Der Name Moses zeugt von Respekt und Ehrfurcht, weist auch hin auf Führertalent, Disziplin, Weisheit und nicht zuletzt auf eine besondere Beziehung zu Gott. Man könnte leicht die Liste fortsetzen und noch weitere Charaktereigenschaften unseres guten, alten Paters Willibrord aufzeigen, der schon zu Lebzeiten legendär geworden war.

Pater Willibrord wurde am 4. Dezember 1882, also im Jahr der Gründung Mariannhills, in Würzburg geboren. Nach seiner Volksschulzeit bereitete er sich auf eine kaufmännische Laufbahn vor. Erst nach dieser Ausbildung begann er das Gymnasium. Es ist leicht verständlich, dass der Ruf nach mutigen Männern, der vom aufstrebenden Mariannhill ausging, beim jungen Josef ein williges Ohr gefunden hat. So trat er am 23. November 1908 in Mariannhill ein. Bereits zwei Wochen später, am 8. Dezember 1908, wurde er ins Noviziat aufgenommen. Nach dem Noviziat begann er seine theologischen Studien und wurde am 20. Dezember 1914 zum Priester geweiht. Seine Ewigen Gelübde hatte er am 26. Dezember 1912 abgelegt. In seiner Erinnerung blieben aus dieser Zeit besonders zwei Momente haften, die er sehr schätzte; dass er noch den großen Abt Franz „gesehen“ hatte, wenngleich als Toten anlässlich seiner Beisetzung auf dem Friedhof in Mariannhill 1909 und dass Pater Willi Wanger sein Novizenmeister und Lehrer in Soziologie und in den Sprachen war.

Die mehr als 70 Jahre treuen Dienstes, die Pater Willibrord der Kongregation und der Ortskirche von Mariannhill geschenkt hat, sind ein Zeugnis dafür, wieviel ihm diese beiden Ereignisse wert waren. Wenn ich versuche, sie zu vormulieren, möchte ich sagen: Die totale Hingabe an seinen Berug lernte er vom großen Gründer von Mariannhill und die größtmögliche Verschmelzung mit und das Aufgehen im Volk, dem er durch seine genaue Kenntnis seiner Sprache und seines Lebens diente, lernte er von Pater Willibald Wanger. So geformt, war Pater Willibrord ganz für jeden da, der ihn brauchte. Ob es Büroarbeit oder pastorale Tätigkeit war – er stellte seinen Mann.

In seinem patriarchalischen Alter – er war ungefähr 94 Jahre alt – schrieb er, dass er praktisch auf allen Missionsstationen von Mariannhill gearbeitet habe.

IN den ersten Jahren nach seiner Priesterweihe par Pater Willibrord im Büro von Mariannhill beschäftigt. Nebenbei half er oft auf verschiedenen Stationen aus. Längere Zeit verbrachte er in Citeaux und St. Catherine’s. 1921 wurde das Apostolische Vikariat Mariannhill errichtet, und Pater Willibrord wurde der erste Sekretär von Pater Adalbero Fleischer, dem ersten Apostolischen Präfekten. Er blieb auch Sekretär von Pater Adalbero Fleischer, als dieser zum ersten Generalsuperior der Mariannhiller Missionare gewählt wurde. So ging er mit ihm, dem Generalsuperior, auf seine lange Visitationsreise nach Europa und Amerika. Diese Reise nahm ast das ganze Jahr 1927 in Anspruch.

Doch trotz seines Sekretärposten hat Pater Willibrord offensichtlich auch noch immer Seelsorgsarbeit geleistet. So war er von 1923 – 1926 in Umsinsini. Nach der oben erwähnten Überseereise wirkte er in Maris Stella und Assisi bis 1935. Dann war er ein Jahr in Kevelaer und zehn Jahre in Cantocow eingesetzt. Anschließend folgten zwei Jahre in Himmelberg. 1947 rief ihn der Bischof wieder als Sekretär zurück nach Mariannhill. Nach vier Jahren erneuter Büroarbeit kam er wieder in die Seelsorge, diesmal nach Mahobe. Hier wurde er ernstlich krank, und jedermann glaubte, er werde diese Krankheit nicht überstehen. Aber Gott hatte andere Pläne. Nachdem Pater Willibrord sich wieder erholt hatte, übernahm er, nach einigen Monaten Aushile in Centocow, 1954 eine Stelle in Einsiedeln. Hier blieb er bis 1962. Inzwischen war Pater Willibrord 80 Jahre alt geworden. Trotzdem ging er noch für zwei Jahre nach Hibberdene.

Am 21. September 1964siedelte er dann in unser Mater-Dolorosa-Heim (Altenheim in Mariannhill) über, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Einige Tage vor seinem Tod mussten wir Pater Willibrord ins St. Mary’s Hospital in Mariannhill bringen. Ein Wundbrand am Bein und einige andere offenen Wundstellen machten dies erforderlich. Hier starb er am 3. Februar 1980.

Wie bereits erwähnt, war Pater Willibrord Binder sein ganzes Leben lang etwas wie eine legendäre Gestalt. Obwohl ich nicht genau feststellen kann, ob dies vor oder nach seinen Gymnasialstudien gewesen ist, war er für längere Zeit beim Militär und hatte es sogar zum Offizier gebracht. Das muss ihm auch den „Schliff“ gegeben haben, der auch an seinem Grab erwähnt wurde, wo man ihn al einen Soldaten Christi kennzeichnete. Unzählig sind die Geschichten vom Reiter und Jäger Willibrord, dessen Gewehr nie sein Ziel verfehlte. Zu nennen sind auch die Berichte über den Mann, der sich nie geschlagen gab, wie groß auch immer die Schwierigkeit gewesen sein mag. Es gibt weiter schöne Berichte über seine Tätigkeit als Friedensstifter. Wo Menschen beisammen leben, findet man zuweilen Meinungsverschiedenheiten und Spannungen. die offen nach außen treten können. Glücklich der Mann, der hier die besondere Gabe hat, solche Zwistigkeiten zu bereinigen und die Menschen wieder zusammenzubringen. Pater Willibrord hatte diese Gabe und noch viele andere dazu. Er nutzte sie als treuer Diener und Verwalter im Dienste seines Herrn. Sein herausragendes Kennzeichen aber war sichtlich seine Hingabe an Gott und die Menschen. Darin war er echter Mariannhiller und ein echter Sohn von Abt Franz. Wir sind stolz auf Pater Willibrord und danken Gott, dass wir ihn unter uns haben durften. Möge er in Gottes Frieden ruhen.

Am 11. Februar 1980 wurde Pater Willibrord auf dem Friedhof von Mariannhill beigesetzt.

Bruder Viktor Blöd (1902 - 1979)

Mit Bruder Viktor Blöd starb erneut einer unserer treuen, dem Missionswerk ergebenen Brüder. Dieses Missionswerk wurde, wie wir alle wissen, mit großem Mut und Eifer von Abt Franz begonnen. Seine Söhne, die vielen Mitbrüder, die uns vorangegangen sind, und die Generation, die heute noch arbeitet, haben immer versucht, die Sache Gottes im selben Geist und mit derselben Hingabe und Liebe zu vertreten.

Es gibt natürlich immer einige, die in der ihnen eigenen Art hervorragende und sichtbare Beispiele dieses Geistes sind. Solche Beispiele hatten wir in der Vergangenheit und haben sie, Gott sei Dank, noch heute. Man könnte nun den großen Fehler machen und glauben, dass die Charakteristik „hervorragend“ nur auf jene angewandt werden dürfte, die dies sichtbar nach außen zeigen. Im Gegenteil, viele der wirklich in hervorragender Weise tätigen Missionare sind nicht so leicht als solche auch erkennbar. Es sind die Vielen, die in demütigem Dienst Gott und den Mitmenschen alles geben, sogar sich selbst.

Ich bin überzeugt, dass Bruder Viktor ein solcher Mann war. In materieller Hinsicht hatte er sicher nicht viel zu geben. Aber er gab sich selbst, seine Zeit und seine Arbeitskraft. Dafür können wir ihm nicht genug danken. Und wir sind getröstet zu wissen, dass er jetzt den Lohn empfängt, den er so sehr verdient hat.

Bruder Viktor wurde am 15. April 1902 zu Auhofen/Württemberg geboren. Im September 1923 trat er in Reimlingen ein und machte dort am 1. November 1929 seine Ewigen Gelübde. Bereits 1930 kam er nach Südafrika. Sein erstes Arbeitsfeld war Landsend in der Nähe von Mthatha. Bruder Viktor war Bauer, jung und begeistert. Aber es war hart, auf dieser Station eine Farm aufzubauen. Er schreibt darüber das einfache aber vielsagende Wort: „Erster Anfang – äußerste Armut“.

Es bedarf keiner großen Phantasie, um zu verstehen, dass ein solcher Anfang im Missionsleben für den Rest des Lebens tiefe Spuren hinterlässt. Bruder Viktor hatte früh gelernt, alles zu geben, und er hat dies sein Leben lang so gehalten.

Es folgten dann zwei Jahre in St. Gabriel bei Cala. Anschließend wurde er nach Reichenau versetzt. Doch diese Tätigkeit wurde durch den Krieg und die Internierung unterbrochen. Von 1943 bis 1965 arbeitete er auf der Farm des Klosters Mariannhill, hauptsächlich in der Mühle. Dann ging er für zwei Jahre nach Melville und arbeitete von 1967 – 1973 im College in Mariannhill, wo er mit dem Garten und der Farm für die vielen, vielen Buben sorgte, die in diesen Jahren das St. Francis College besuchten.

Obwohl er bereits über 70 Jahre alt war, hat er sich noch einmal bereit erklärt, ein Jahr lang auf der Farm des Klosters auszuhelfen, bis er 1974 als Hausverwalter des Klosters der Kapuzinerinnen einen leichteren Posten übernehmen konnte. Doch auch hier gönnte er sich keine Ruhe, sondern hatte immer etwas zu richten.

Der Aufenthalt im Altenheim von Mariannhill war ihm nicht lange vergönnt. Schon nach wenigen Monaten musste er das Krankenhaus aufsuchen. Man stellte fest, dass er Krebs hatte. Gott ließ ihn nicht lange leiden. Bruder Viktor nahm seine Krankheit gelassen hin. Er starb am 23. Juni 1979, im Frieden mit Gott und den Menschen. Er möge für immer in Gottes Frieden ruhen.

Pater Raphael Johannes Böhmer (1897 - 1981) Ein Gentleman vom Kopf bis zur Sohle

Pater Raphael Böhmer

Geboren wurde er in Bottrop/Ruhrgebiet am 3. Februar 1897. 1919 trat er bei den Mariannhillern ein; 1923 fuhr er nach Südafrika, wo er zusammen mit anderen jungen Theologen das Studium in Mariathal fortsetzte.

1926 erhielt er die Priesterweihe und wurde zunächst als Kaplan in Mariannhill eingesetzt. Dann wurde er Rektor in Kokstad; Hier blieb er bis 1935, als dieser Teil der Diözese Mariannhill selbständig und von Franziskaner-Missionaren übernommen wurde.

Pater Raphael ging jetzt als Rektor ans Kleine Seminar in Ixopo. 1944 wurde er Pfarrer in Port Shepstone. – Nach seinem Heimaturlaub (1954) blieb er zwei Jahre als Spiritual am Aloysianum in Lohr/Main. Dann übernahm er den Rektorposten des neuerbauten Studienhauses der Mariannhiller in Pretoria/Südafrika. Es folgten Aufgaben in Umzinto und Mariannhill (Superior). 1969, mittlerweile 72 Jahre alt, übernahm er die Pfarrei Port St. John’s am Indischen Ozean. 1974 wurde er Hausgeistlicher bei den Kapuzinerinnen in Melville. Erst mit 81 Jahren zog er sich aus der aktiven Missionsseelsorge zurück und verbrachte die letzten Jahre im Mater Dolorosa-Heim in Mariannhill. Aber auch hier war er gern bereit, Aushilfen zu übernehmen, etwa in Himmelberg, Pretoria oder Umzimkulu.

„Ich fühle mich noch jung; ich kann noch etwas tun!“ pflegte er oft zu sagen. Pater Raphael sprach ein gewähltes Englisch; er war ein Gentleman vom Kopf bis zur Sohle. Mehr als einmal soll er auf der „engeren Liste“ der Bischofskandidaten gestanden haben.

1980 fuhr er ein letztes Mal nach Deutschland, aber schon nach vier Wochen kehrte er nach Afrika zurück. Hier fühlte er sich am wohlsten.

Ende des gleichen Jahres erkrankte er und wurde ins St. Marienhospital in Mariannhill eingeliefert. Hier starb er mehrere Monate später eines ruhigen und friedvollen Todes. Auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill wurde er beigesetzt.

Prälat Dr. Ferdinand Brommer (1876 - 1947) Sein Herz war bei den Mariannhillern

Prälat Dr. Ferdinand Brommer

Als er sich für den Dienst in der Mission entschloss, gab es kaum einen Weltgeistlichen, der im Auftrag seines Bischofs hinausgezogen wäre. Die missionierenden Orden stellten das Personal. Jesuiten, Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner – neuerdings auch Steyler, Spiritaner, Weiße Väter u.a. – kündeten die Frohe Botschaft in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dass Trappisten missionierten, war bislang ungewohnt. Erst durch Abt Franz Pfanner von Mariannhill waren sie diesbezüglich ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit geraten. Und nun zog ein junger Weltgeistlicher, Doktor der Theologie, ins südliche Afrika, nach Mariannhill – ganz im Einvernehmen mit seinem Bischof.

Ferdinand Brommer (er wurde am 2. September 1876 in Neusatz/Baden geboren), von dem hier die Rede ist, hatte bereits mehrjährige Erfahrung in der Pfarrseelsorge. Er war mit 23 Jahren (1899) in Freiburg zum Priester geweiht worden. Nach kurzer Anstellung als Kaplan schickte ihn sein Bischof zum Weiterstudium nach Rom. Der intelligente Neupriester sollte doktorieren. In der Heiligen Stadt lernte er Papst Pius X. und dessen Reformpläne kennen. Mit Begeisterung schloss er sich ihnen an. Wieder in der Erzdiözese Freiburg (ab 1910 als Pfarrer in Busenbach bei Karlsruhe), förderte Dr. Brommer den häufigeren Empfang der hl. Kommunion sowie die Erneuerung der Gemeinde, indem er immer wieder um Priester- und Ordensberufe beten ließ.

Zu Hause (der Vater war Schuhmacher, die Mutter eine einfache Frau, die acht Kindern das Leben geschenkt hatte) war er von Jugend an zu einer kernigen Frömmigkeit angehalten worden. Die Eltern sandten die schulpflichtigen Kinder täglich zur Messe und ertrugen Mühsal und Leid mit viel Gottergebenheit, auch, als der Erste Weltkrieg drei ihrer sechs Buben als Gefallene auf dem Schlachtfeld zurückbehielt. Als Dr. Brommer mit großem Eifer dabei war, seine Gemeinde zu erneuern, traf ein Brief seines Erzbischofs ein mit der Bitte, sich für die Mariannhiller Mission am Kap der Guten Hoffnung als Professor im Priesterseminar zur Verfügung zu stellen. Für den aufgeschlossenen badischen Pfarrer gab es kein langes Überlegen. Der Wink des Erzbischofs war für ihn ein Zeichen Gottes.

Dr. Brommer nahm Abschied von Pfarrgemeinde und Verwandten und reiste ohne weitere Verzögerung – es war 1913 – nach Südafrika. Hier wirkte er am Großen Seminar bis 1920; dann begleitete er die Kleriker auf ihrer Reise nach Europa; sie sollten in Würzburg weiterstudieren – mit Dr. Brommer als Spiritual.

Als sich zwei Jahre später die politisch-wirtschaftliche Lage (Inflation) verschlechterte und die Ordensoberen beschlossen, die Fratres wieder nach Südafrika zu senden, ging Dr. Brommer mit nach Natal zurück. Papst Pius XI. ernannte ihn später wegen seiner großen Verdienste zum päpstlichen Hausprälaten. So wirkte Brommer sehr segensreich im südafrikanischen Mariathal, bis das ordenseigene Priesterseminar in Würzburg (nach Papst Pius X. benannt) 1929 fertiggestellt wurde. Wieder begleitete Brommer eine Schar Kleriker von Südafrika nach Deutschland. Die Vorbereitung der Priesterkandidaten war weiterhin seine Aufgabe. Er versah sie mit viel Liebe und Eifer. In zahllosen Vorträgen, Predigten und Exerzitien mühte er sich, den Fratres ein Priesterideal zu erklären, das er tagtäglich selber vorlebte. “Werdet heilige Priester”, pflegte er zu sagen, “oder werdet lieber keine!”

Er selbst orientierte sich immer wieder an den päpstlichen Enzykliken und an den großen Theologen der Kirche; seine “Lieblinge” waren die Heiligen Bernhard von Clairvaux, Bonaventura und Anselm. Und wenn seine Worte nicht den “Erfolg” zeitigten, den er sich erhofft hatte, dann griff er zum Rosenkranz. Betend fühlte er sich den jungen Klerikern stets am nächsten.

Kurz vor dem schweren Bombenangriff auf Würzburg (am 16. März 1945) brachte man den greisen Prälaten auf eine Landpfarrei. Nach der Zerstörung der Stadt, im Angesicht des Grauens und der Greuel, kränkelte er immer häufiger. In Reimlingen, wo man ihm Erholung angeboten hatte, wurde es nicht besser. Sein Herz hing an den Mariannhiller Klerikern. Viele waren aus dem schrecklichen Krieg nicht mehr zurückgekehrt; andere erreichten müde und ausgehungert ihre alte Heimat.

Prälat Brommer betete unzählige Rosenkränze für seine “lieben Fratres”. Und als es mit ihm im Krankenhaus von Nördlingen zu Ende ging, segnete er ununterbrochen all jene, mit denen er sich so eng verbunden wusste: Die Missionare in Afrika, die Brüder in Reimlingen, die Fratres in Würzburg … Immer wieder hob er die Hand zum Segen – so als wolle er mit letzter Kraft das Missionswerk der Mariannhiller auch in die Zukunft hinein beschützen helfen. Als er am 3. Mai 1947 starb, schlug die Krankenhausuhr gerade 12 Uhr Mittag. Auf eigenen Wunsch hin wurde Prälat Brommer im Kapuzinerhabit auf dem Dorffriedhof zu Reimlingen zu Grabe getragen. Pater Ludwig M. Tremel, damals Provinzial der Mariannhiller, hielt eine zündende Ansprache: Der, dem die letzte Ehre erwiesen werde, sei ein echter Mariannhiller gewesen; ein Missionar so ganz nach dem Wunsche des göttlichen Meisters …

Pater Franz Xaver Brunner (1906 - 1965) Immer auf das Wesentliche bedacht

Pater Xaver Brunner

Von Ruhmannsdorf bei Viechtach im Bayerischen Wald, wo er am 25. März 1906 zur Welt kam, führte sein Weg zunächst zu den Benediktinern nach Metten, dann zu den Mariannhillern nach Reimlingen. In Würzburg studierte er Theologie; dort wurde er zusammen mit 19 weiteren Mariannhillern 1932 zum Priester geweiht. Ein Jahr später nahm er seine Arbeit in Südafrika auf; er wurde Kaplan in Mhlabatshane und Rektor in Mariatrost (mit fast 10 000 Katholiken). Während des Zweiten Weltkrieges war er zwangsinterniert in einem Lager bei Pretoria. Erst 1945 durfte er nach Mariannhill zurückkehren. Jetzt wurde er Sekretär des Bischofs und “Chef” der sozialen Einrichtungen der Diözese. Viel Mühe und Energie setzte er für die Volksbanken sowie für die katholischen Vereine ein, die unter der Dachorganisation CAU (Catholic African Union) zusammengefasst waren. 1954 ging Pater Xaver nach Lourdes, wo Bischof Bonaventura Dlamini sein Domizil aufschlagen sollte. Inzwischen war auch ein Bruder von Pater Xaver, Bruder Norbert Brunner, nach Südafrika gekommen; er verwaltete die Missionsfarm von Lourdes.

Später ging Pater Xaver nach Himmelberg, dann zurück nach Mariannhill als Pfarrer an der Kathedrale. Nebenbei übernahm er den Posten des Schulinspektors. Wie auf den Stationen davor, so setzte er auch hier alle seine Kräfte in den Dienst der Verkündigung. Er war immer auf das Wesentliche bedacht; alles Umständliche und Periphere war ihm zuwider. Mitten in der Seelsorgsarbeit ereilte ihn denn auch der Tod in seinem Arbeitszimmer – am Morgen des 9. November 1965. Als die Glocken von Mariannhill zur Messe läuteten, läuteten sie bereits einem Toten …

Nur wenige Tage zuvor hatte Bruder Norbert ihm nahegelegt, sich etwas mehr zu schonen und auf seine angegriffene Gesundheit zu achten. Aber der nimmermüde Missionar wehrte ab: “Ich arbeite, solange man es von mir erwartet; es ist Sache des Bischofs, mich abzuberufen …”

Bruder Mauritius Alois Bürgler (1898 - 1984) Erfahren in vielen Handwerken

Bruder Mauritius Bürgler

Seine Wiege stand in Illgau/Schweiz; dort wurde er am 19. September 1898 geboren. Seine Eltern bewirtschafteten eine kleine Bergfarm. Alois (Taufname) wurde von den Nachbarn “der Zinglä Wisäli” genannt; er half von klein auf auf dem Bauernhof mit. Es war harte, mühsame Arbeit – mit Holzschlitten im Sommer, auf Skiern im Winter. An manchen Tagen mussten die Kinder zehn und mehr Kilometer in den Bergen zurücklegen – etwa, wenn sie Eier verkaufen wollten oder im Dorfladen etwas zu besorgen hatten. Auf die Mission aufmerksam wurde Alois durch die Mariannhiller Zeitschriften. Noch während des Ersten Weltkrieges (1917) reiste er nach Holland, trat dort in die Missionskongregation ein und wurde kurz nach Kriegsschluss nach Afrika entsandt. Im Manicaland (heute ein Teil von Simbabwe) hatte er seinen ersten großen Missionseinsatz. Bei der Einreise waren er und Bruder Markus Frei von einem Beamten kontrolliert worden; er hielt die beiden Missionare für Deutsche und war – so erzählte Bruder Mauritius in späteren Jahren schmunzelnd immer wieder – bass erstaunt, als ihm Schweizer Pässe gereicht wurden. Von der Schweiz hatte der Beamte anscheinend noch nie etwas gehört; er behielt die Pässe zurück. 35 Jahre später, als die beiden Brüdermissionare erstmals Heimaturlaub machen wollten, entdeckten sie, dass sie überhaupt nicht registriert waren …

Auf der großen Triashill-Mission erlebte Bruder Mauritius so manches Abenteuer. Mitunter kämpfte er sogar mit Leoparden. 1930 zog er zusammen mit den anderen Mariannhillern von Mashonaland nach Matabeleland. Er arbeitete in Wankie, Bulawayo, Empandeni und Embakwe. Für seine handwerklichen Dienste waren ihm die Mitbrüder besonders dankbar. Denn er konnte praktisch alles: Lichtleitungen legen, Wasserpumpen reparieren, Autos und Traktoren überholen, schreinern, Dachstühle zimmern und vieles andere mehr. Ein Brudermissionar, wie man ihn überall gut brauchen kann! 1977 zog sich Bruder Mauritius ins Altenheim nach Mariannhill zurück; nur ungern verließ er sein “geliebtes Rhodesien”. Aber auch in Natal werkelte und bosselte er weiter; in den letzten Jahren seines Lebens verfertigte er unzählige Rosenkränze. Und er betete viel; all das war für ihn nicht zuletzt auch ein Dienst an der Mission – eine andere Art der Kündigung der Frohbotschaft.

Bruder Anicet Josef Bütler (1899 - 1979) Farmer, Maurer und Katechet

Bruder Anicet Bütler

Sein Elternhaus lag in Auw/Schweiz; dort wurde er am 12. August 1899 geboren. Mit zwanzig Jahren trat er bei den Mariannhillern ein, wirkte in Sankt Paul/Holland, Reimlingen und Ebenrod; dann, ab 1926, in Mariannhill, Reichenau und Emaus. Auf allen Stationen war die Landwirtschaft sein Metier. Er leitete die Farmen, kümmerte sich um das Vieh, sorgte sich um den Wald. Die Priester – so meinte er – sollten frei sein für pastorale Aufgaben.

Dann, beinahe über Nacht, wurde Bruder Anicet ein Maurer. In Sankt Michael und Umgebung erstanden Dutzende von Gebäuden – Außenstationen, Schulen, Kirchen, Lehrerhäuser usw. Später rief man ihn auf weitere Missionsstationen – nach Clairvaux, Umbumbulu, Himmelberg, Sankt Xaver, Kevelaer, Umsinsini, Mary Help und vielen anderen; überall errichtete er zusammen mit seinem Bauteam (einheimische Maurer und Handlanger) Konvente, Schulen, Kirche, Ställe, Straßen und Dämme…

Aber auch das war für ihn nicht genug. Schon sehr frühzeitig erlernte er die Sprache der Einheimischen und unterrichtete sie, vor allem am Wochenende und an den langen Abenden, in der christlichen Lehre. Aus dem ehemaligen Farmer war nicht nur ein erstklassiger Maurer, sondern auch ein seeleneifriger Katechet geworden.

Mehr jedoch als durch Worte lehrte er durch sein Beispiel, das Beispiel eines einfachen, bescheidenen, stets zum Helfen bereiten Brudermissionars.

Als seine Kräfte nachließen, zog er sich nach Reichenau-Mission zurück; dort sah man ihn zwar auch noch viele kleinere Arbeiten verrichten, noch häufiger aber mit dem Rosenkranz in der Hand.

Schließlich erkrankte er – Anfang Januar 1979 – und wurde ins Hospital nach Mariannhill gebracht. Zum Blasenleiden kam noch ein Herzinfarkt. Am Tag vor seinem Tod (er starb am 9. Januar 1979) erzählte er einem Mitbruder aus seinem Leben. Dabei fielen die Worte: „Ach, ich war in meiner Jugend ein arger Draufgänger, und Gott hatte eine harte Zeit mit mir. Aber er war immer gut zu mir, und ich habe bis heute keine Minute bereut, hierher nach Mariannhill gekommen zu sein. Ich habe ein volles Leben gelebt, und wenn Gott mich jetzt ruft, dann bin ich bereit…“

Pater Arnulf Cammer (1912 - 1965) Es geschah bei der Wandlung

Pater Arnulf Cammer

Am Donnerstag, den 10. Juni 1965 kniete Pater Arnulf Cammer beim Morgengebet noch in unserer Mitte, machte noch mit uns seine Betrachtung und ging dann in seinem gewohnten lebhaften Tempo an seinen Dienst. In der Kirche von Oelinghauserheide begann er die heilige Messe. Da läutete gegen 7.30 Uhr das Telefon im Kloster Oelinghausen. Der Lehrer in der Heide bat, es möge doch bald jemand kommen, Pater Arnulf sei am Altare zusammengebrochen. Pater Gaudentius und Pater Willibald fuhren alsbald hin. Doch kaum waren sie fort, meldete der Lehrer, mit Pater Arnulf sei es bereits zu Ende gegangen. Er habe noch bei der heiligen Wandlung den Kelch mit dem kostbaren Blut erhoben und sei in diesem Augenblick mit dem Kelch in der Hand unter einem Aufschrei zusammengebrochen, ohne noch ein weiteres Lebenszeichen von sich zu geben. Nach Spendung der heiligen Ölung setzte Pater Gaudentius die heilige Messe fort. Der alsbald hinzugerufene Arzt bemühte sich wohl durch Herzspritzen, Massage und Atemübungen das fliehende Leben zurückzurufen, aber vergebens. Pater Arnulf war tot. Mit dem Opfer seines Meisters forderte der Herr über Leben und Tod das Opfer seines Lebens. Mitten aus seiner seelsorglichen Arbeit, aus seinem unermüdlichen Schaffen wurde er herausgerissen, er, der ein Bild der Stärke und Gesundheit darstellte und dem niemand den Tod, sondern ein langes Leben und Wirken im Weinberge des Herrn zudachte. Nach dem Urteil des Arztes war eine Embolie die Ursache seines Todes, denn am Vortage spürte er in einem Bein starke Schmerzen, ohne dass irgendwelche äußere Veränderungen deren Ursache verrieten.

Pater Arnulf wurde am 3. September 1912 zu Obernburg am Main in Unterfranken geboren. Er kam ins Aloysianum nach Lohr, besuchte in Lohr das humanistische Gymnasium und erhielt dort auch sein Reifezeugnis. Anschließend trat er in das Noviziat unserer Kongregation ein und legte am 1. Mai 1935 seine ersten heiligen Gelübde ab. Als Frater des Mariannhiller Piusseminars in Würzburg studierte er an der Universität Würzburg Philosophie und Theologie und wurde am 6. August 1939 zum Priester geweiht. Sein Herzenswunsch, als Missionar in Afrika zu wirken, konnte leider durch die unerquicklichen Zeitumstände (Naziregime und Kriegsausbruch) nicht in Erfüllung gehen. Er wurde in der Heimatseelsorge eingesetzt und war in der Niederlassung Köln tätig. Im Frühjahr 1941 aber wurde er zum Militärdienst in der Sanitätsabteilung in Iserlohn in Westfalen eingezogen. Nach seiner Ausbildung tat er in verschiedenen Heimat- und Feldlazaretten Dienst und kam 1944 zum Einsatz an die Front. Durch eine Granate wurde er schwer verwundet und geriet in englische Gefangenschaft. In der Heimat wurde er als tot gemeldet. Darum fand für ihn ein Trauergottesdienst statt. Auch wurden Totenbildchen zu seinem Andenken verteilt. In englischer Gefangenschaft kam er in ein Lazarett nach England und nach seiner Genesung in ein Gefangenenlager. Hier entfaltete er eine eifrige seelsorgliche Tätigkeit unter den Gefangenen, Internierten und unter englischen Katholiken. Von letzteren bekam er noch kurz vor seinem Tode Zuschriften, die von Dankbarkeit und Liebe zeugten.

Endlich 1948 konnte er in seine Heimat zurückkehren und kam wieder zur Niederlassung Köln, die damals in Rodenkirchen noch untergebracht war. Hier half er beim Aufbau der Missionspropaganda und war in der Seelsorge tätig. Bald beriefen ihn seine Obern in die Diasporapfarrei Mönchsdeggingen bei Nördlingen als Seelsorger. Es war ein schweres Arbeitsfeld, zu dem damals zehn evangelische Ortschaften gehörten, in denen meist katholische Ostflüchtlinge untergekommen waren. Trotz der großen Schwierigkeiten und Mühen hing er mit ganzem Herzen an seinen in der Zerstreuung lebenden Seelsorgsbefohlenen, so dass es für ihn ein schweres Opfer bedeutete, als ihn der Wille seiner Obern im Jahre 1961 als Pfarrverweser nach Oelinghausen berief. Noch schwerer war es für ihn auch deshalb, weil er hier manchen Vorurteilen gegenüberstand. Überdies musste er als Unterfranke sich mit der Mentalität der Sauerländer vertraut machen. Auch das war nicht leicht. Es ist ihm jedoch gut gelungen. Er hat trotz mancher Enttäuschungen seine Pfarrgemeinde lieb gewonnen und hat mit Eifer, Lust und Liebe gearbeitet. Nie konnte man ihn müßig sehen. Seine Erholung suchte er bei Gartenarbeiten und den notwendigen Arbeiten auf dem Friedhof, den er mit eigener Hand in mustergültiger Ordnung hielt. Nun ist dieses Leben, das getragen und ausgefüllt war von wahrhaft priesterlichem Geist, eingemündet in die Ewigkeit.

Wie beliebt und geachtet Pater Arnulf war, zeigte die zahlreiche Beteiligung an seiner Beerdigung. Etwa 60 Priester, darunter 20 Mariannhiller, gaben ihm das letzte Geleit. Auf dem Friedhof von Oelinghausen, etwa acht Minuten vom Kloster entfernt, hat er seine letzte Ruhestätte gefunden.

Möge der gute Gott ihm alles reichlich vergelten, was er uns als Mitbruder und der ihm anvertrauten Gemeinde als Seelenhirte an Liebe geboten hat. Mögen auch ihm bei seinem Eintritt in die Ewigkeit die tröstlichen Worte unseres Herrn gelten: „Komm, du guter und getreuer Knecht! Weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen. Gehe ein in die Freude deines Herrn!“

Bruder Engelbert Franz Cotti (1885 - 1938)

Bruder Engelbert Franz Cotti, 1885 in Sur/Schweiz geboren, war im Hotelgewerbe tätig, ehe er sich den Mariannhiller Missionaren anschloss. Als Kellner diente er in Frankreich und England; er beherrschte mehrere Sprachen. Das wollten denn seine Ordensoberen auch ausnutzen; sie beauftragten ihn, die Einkäufe in Durban zu besorgen. Ihm oblag auch die Verwaltung des Klostermagazins zur großen Zufriedenheit aller. Doch dann zwang ihn eine unheilbare Tb aufs Krankenlager. Auch eine Kur in der höher gelegenen Lourdes-Mission brachte keine Linderung. Er starb 53jährig am 30. Mai 1938.

Bruder Bonaventura Daniels (1891 - 1961) Fünfunddreißig Jahre Baumeister

Bruder Bonaventura Daniels

Schon von Jugend an – er stammte aus dem Danziger Land – interessierte sich Bruder Bonaventura für die Mission. Leider, so erzählte er später einmal, stieß dies bei seiner Mutter keineswegs auf Gegenliebe. Sie wollte, dass der intelligente Junge einmal Autotechniker werde. Doch dann zerschlug der Erste Weltkrieg alle Pläne der Mutter; aber nach Kriegsschluss ließ sich der junge Mann nicht länger von seinem Vorhaben abhalten: „Die Sehnsucht nach der Mission war durch die Kriegserlebnisse und den traurigen Zusammenbruch desselben aufs neue aufgeflammt. Ich meldete mich bei den Mariannhillern, nachdem ich im ‚Vergißmeinnicht‘ und im Mariannhiller Kalender vieles über die Mission gelesen hatte“, schrieb Bruder Bonaventura in seinen Erinnerungen.

Nach dem Noviziat in Sankt Paul/Holland wirkte er beim Bau des Missionshauses in Reimlingen mit; dann arbeitete er für kurze Zeit in Ebenrod. 1924 schließlich fuhr er von Hamburg aus per Schiff nach Südafrika. In der Diözese Mariannhill wartete viel Arbeit auf den ausgebildeten Maurermeister. Während seine Mitarbeiter auf verschiedenen Stationen eingesetzt wurden, blieb Bruder Bonaventura die meiste Zeit im Baubüro in Mariannhill, um Pläne zu erstellen und den Fortgang der diversen Bauten zu überwachen und zu koordinieren. Sein Vorbild war Bruder Nivard Streicher, der berühmte Klosterarchitekt von Mariannhill; dessen Baustil wurde auch von Bruder Bonaventura übernommen, wobei er aber sehr bald schon originelle eigene Ideen miteinbrachte und auch verwirklichte.

So entstanden nach seinen eigenen Plänen große Bauten: das Seminar in Ixopo, das dortige Sanatorium der Schwestern, die Konvente in Himmelberg und in Melville, das Internat für Mädchen in Mariannhill, die Tagesschule in Sankt Wendelin, das Kloster der Schwestern in Mariannhill und viele andere. – Ohne Bruder Bonaventura wurde kein größerer Bau erstellt; seine Pläne wurden auch von anderen Brüdern erfragt.

Aus Krankheitsgründen musste Bruder Bonaventura für ein paar Jahre nach Mariazell am Fuße der Drakensberge; auch dort wirkte er als Baumeister. Als die asthmatischen Beschwerden immer noch nicht nachließen, schickte man ihn nach Rhodesien. Auf der großen Embakwe-Mission fand er seine Gesundheit wieder; das trockene wüstenähnliche Klima (die Kalahari liegt in der Nachbarschaft) vertrug er recht gut. So entwickelte er hier eine neue Bautätigkeit: Erstellt wurden ein riesiger Küchen- und Speisesaalkomplex für 500 farbige Internatskinder, mehrere Schulbauten und diverse Wohnhäuser für die farbigen Lehrer.

1954 fuhr Bruder Bonaventura auf Heimaturlaub nach Deutschland; er besuchte die Mitbrüder und ein paar Verwandte, die im Westen lebten. In seine Danziger Heimat selbst konnte er nicht reisen.

Wieder nach Embakwe zurückgekehrt, bildete er weiterhin einheimische Maurer aus. Sie zählten bald zu den besten des Landes – ein Lob für die solide Arbeit ihres Meisters! Dabei fiel es dem Bruder nicht immer leicht, sein handwerkliches Wissen weiterzugeben; es brauchte unendlich viel Geduld, damit auch die einheimischen Lehrbuben begriffen, dass zum Handwerk nicht nur Muskelkraft und robuste Gesundheit gehörten, sondern auch Fleiß und Ausdauer, und eine große Liebe zum Detail.

Manchesmal schlug Bruder Bonaventura die Hände über dem Kopf zusammen, weil seine Lehrbuben wieder einmal alles falsch gemacht hatten. Wenn dann der Sturm vorbei war und die Wogen sich wieder geglättet hatten, hörte man ihn mitunter murmeln: „Eine himmlische Geduld reicht da auch noch nicht aus!“

Er hatte ganz recht. Wäre er nicht religiös verankert gewesen, hätte er seine Arbeit nicht als Dienst an der Evangelisation gesehen, er hätte die vielen Jahre als Bau- und Lehrmeister kaum durchgestanden.

1960, als die Kräfte mehr und mehr versagten, ging Bruder Bonaventura ins Altenheim nach Mariannhill. Es war ein harter Abschied von seinem inzwischen lieb gewonnenen Embakwe. Obwohl Natal ihm schon einmal Heimat gewesen war, jetzt tat er sich schwer, sich erneut dort einzugewöhnen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Er starb am 9. November 1961; auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill, ganz in der Nähe des von ihm erbauten Schwesternkonvents, wurde er zur letzten Ruhe getragen.

Bruder Eucharius Franz Dinkel (1902 - 1972) Fromm, freundlich, fleißig

Bruder Eucharius Dinkel

Bruder Eucharius Dinkel war geboren am 5. Januar 1902 zu Obervolkach (Bayern). Er stammte aus einer treukatholischen, arbeitsamen Familie. Obwohl sehr gut begabt, ging er als Lehrling zu einem Schlossermeister; doch seine Gesundheit hielt in der mageren Kriegszeit (1914/18) den Anforderungen dieses Berufes nicht stand. So begann er die Arbeit in den Offenbacher Tabakfabriken, wo ihm sein Fleiß und seine Gewissenhaftigkeit das Vertrauen der Vorgesetzten erwarben. Dass er im katholischen Vereinsleben und Kirchenchor dabei war, galt ihm als Ehrensache.

Als 25-jähriger trat er am 4. Oktober 1927 in St. Paul in unsere Kongregation ein und machte am 7. Mai 1930 die Erste Profess, die Ewige Profess am 7. Mai 1933 in Reimlingen. Bereits 1930 berief ihn das Vertrauen der höheren Obern in die Buchhaltung des Generalates. Was ihm da an Zeit übrig war, benützte er für die äußere Propaganda unserer Zeitschriften. In der sturmbewegten Periode des Nationalsozialismus folgte Bruder Eucharius dem Generalat nach Riedegg (Österreich) 1936, und bald darauf (1937) via Altdorf (Schweiz) nach St. Paul (Holland) 1938, um noch im gleichen Jahre nach Hatfield-Peverel (England) zu gelangen. Der Zweite Weltkrieg brachte ihm, gleich Bruder Jordan Hemmelmann und den übrigen Deutschen auf englischem Boden, die Internierung in Kanada. Doch der Apostolische Nuntius Hildebrando Antoniutti erwirkte später den internierten Priestern und Ordensleuten die Vergünstigung, die Zeit dieses Exils in den kanadischen Klöstern zu verbringen. So war Bruder Eucharius zuerst bei den Weißen Vätern, dann bei den Oblaten der Unbefleckten Empfängnis, zuletzt bei den Maristen-Schulbrüdern, die seiner in Dankbarkeit gedenken.

Zu Beginn des Jahres 1946 kehrte er für ein Jahr nach England zurück, um seine Arbeit im Generalat wieder aufzunehmen. Er kehrte wieder zurück nach Kanada, um bei der Neugründung von Mont Sainte-Anne in Sherbrooke mitzuhelfen. Sein besonderes Interesse galt der äußeren Propaganda des Missionsblättchens, für das er sich bei jeglichem Wetter, Schnee und kanadischer Kälte über zehn Jahre mit großem Erfolg einsetzte, bis ihm schließlich die Kräfte versagten. Von nun an war sein Arbeitsbereich die Buchführung, die er beinahe bis zum Ende seiner irdischen Wanderschaft besorgte. Die letzten Jahre musste er von einer Herzbatterie (Schrittmacher) Gebrauch machen. Als er im Sommer 1972 diese durch Operation erneuern ließ, kam es zu Lähmungen und einer Embolie, die seinen Tod herbeiführten.

Gewiss erfüllte sich, was Bruder Eucharius einst an seine Schwester im Ordensstande geschrieben hatte: „Freuen wir uns doch, wie die Gottesmutter an Weihnachten mit ihrem lieben Kind zu uns kommt, so wird sie auch zu uns kommen in der Todesstunde und uns nicht verlassen, trotz aller Dummheiten jedes einzelnen.“

Es sei erlaubt zu wiederholen, was der Obere beim Seelengottesdienst vor den zahlreichen Trauergästen aus nah und fern sagte: „Der Heimgang unseres Bruders Eucharius ist für uns ein schwerer Verlust. Er war ein vorbildlicher Ordensmann. Sein Lebensprogramm war ‚Ora et labora‘. Es bleibt uns nur eins: diesem Beispiel zu folgen.“

Auf dem Klosterfriedhof der Mariannhiller in Sherbrooke fand er seine letzte Ruhe.

Bruder Anselm Franz Dippold (1913 - 1976) Mit Humor und guter Laune

Bruder Anselm Dippold

Jahrzehntelang hat er Wohltäter und Freunde im nordwestdeutschen Raum betreut, zeitweise von Köln aus, zuletzt mit Sitz in Oelinghausen/Sauerland. Sein Tod am 7. März 1976 kam für alle, die ihn kannten, unerwartet und plötzlich. Vielen Mariannhiller Freunden hat er immer wieder Mut gemacht; er war stets gut gelaunt, immer für ein Späßchen aufgelegt. Nie sah man ihn niedergeschlagen, nie traf man ihn missmutig an.

Bruder Anselm stammte aus Drosendorf in Oberfranken, wo er in einer Familie von 13 Kindern aufgewachsen war. 1933 legte er, der gelernte Schuhmacher, in Reimlingen seine Ordensprofess ab; 1939 musste er zum Militärdienst einrücken. Es waren schwere Jahre, die auch seine Gesundheit angriffen. Nach Kriegsende betreute er viele Freunde und Wohltäter der Mariannhiller Mission und pflegte Kontakte zu allen, die sich für die Dritte Welt interessierten. Er besuchte regelmäßig die Förderer der Missionszeitschrift “mariannhill” (mmm) und war so unermüdlich unterwegs. “Reise- und Werbebruder” nannten ihn seine Mitbrüder.

Viele Kranke suchten seinen Rat

Im Lauf der Jahre entdeckte Bruder Anselm eigene Kräfte auf dem Gebiet der Augendiagnostik; eine Ausbildung als Heilpraktiker hatte er nicht, aber seine “Heilkräfte” sprachen sich rasch herum. Viele Kranke und Leidende suchten seinen Rat; vielen konnte er helfen, und war es nur durch seine liebevolle, aufmunternde Art; durch seinen Sinn für Humor. Obwohl es für ihn eine zusätzliche Arbeitsbelastung war, wurde er nie müde, den Notleidenden zur Seite zu stehen.

Doch dann kam das Unvorhergesehene: Am 5. März 1976 brach er zusammen, bewusstlos. Wenig später erfolgte ein zweiter Zusammenbruch; ihn hat er nicht überlebt.

Mit Bruder Anselm verloren die Mariannhiller einen kontaktfreudigen, stets zum Helfen bereiten Mitbruder, und die vielen Freunde und Wohltäter der Mission einen gütigen Freund. Seine heitere Gelassenheit hat viele Mitmenschen beglückt. Er hat gelebt, was Gaston Curtois so umschrieb: “Das will ich mir schreiben in Herz und Sinn, dass ich nicht für mich auf Erden bin; dass ich die Lieb’, von der ich leb’, liebend an andere weitergeb’ …”

Pater Ewald Dirrheimer (1927 - 1964) Tragischer Auto-Unfall

Pater Ewald Dirrheimer

In der Morgenfrühe des 14. April 1964 fuhr Pater Ewald von Mariannhill bei Durban auf eine entlegene Außenstation; er wollte mit den dortigen Christen die Eucharistie feiern. Schon hatten sie sich eingefunden; geduldig warteten sie auf seine Ankunft. Aber es kam anders. Ein junger Zulu, der nach längerer Zeit herbeigeeilt kam, teilte der Gemeinde mit, “Baba Ewald” sei schwer verunglückt; weit hinten am Berghang liege sein zertrümmertes Auto. Man habe den Verunglückten inzwischen ins Krankenhaus nach Mariannhill transportiert. Es sehe ganz schlimm aus …

Erschrocken und erstarrt nahmen die einheimischen Christen die Hiobsbotschaft entgegen. Bis der Katechet das Wort ergriff und die Leute bat, in die Kapelle zu gehen und für den Missionar zu beten. Während sie noch beteten, mühten sich die Ärzte im Missionszentrum um den Schwerverletzten. Die Wirbelsäule war gebrochen, Nervenstränge zerrissen; Schmerzen habe er keine, sagten die Krankenschwestern, aber es gebe auch keine Hoffnung auf Genesung.

Pater Ewald stammte aus Tannhausen bei Ellwangen, wo er am 9. August 1927 geboren wurde. Als 16jähriger musste er noch am Zweiten Weltkrieg teilnehmen. 1950 trat er bei den Mariannhillern ein; Julius Döpfner, damals noch Bischof von Würzburg, weihte ihn am 17. März 1956 zum Priester. Noch im gleichen Jahr wurde er in die Südafrikamission entsandt. Er wirkte am St. Francis College und in der riesigen Pfarrei des Missionszentrums von Mariannhill, er betreute auch die diversen Außenstationen. Auf dem Weg zu einer Eucharistiefeier im Hinterland kam sein Wagen aus ungeklärten Gründen ins Schlittern, obwohl er recht langsam fuhr, und wurde einen 50 Meter tiefen Abhang hinuntergeschleudert. Ob körperliche Erschöpfung oder ein technisches Versagen des Autos, es wurde nie geklärt. Der Wagen war totaler Schrott.

Pater Ewald lebte noch zwei Tage, bei vollem Bewusstsein. Er empfing die Sterbesakramente und nahm Abschied von seinen Freunden. Ergeben und ausgesöhnt mit Gott und den Menschen starb er am 16. April. Im Marienhospital von Mariannhill, wo er Hunderte von Patienten in letzter Stunde auf den Tod vorbereitet hatte, gab auch er seinen Geist auf. Bischof Alfons Streit hielt das Requiem. Tausende von Einheimischen gaben ihm das letzte Geleit.

Bruder Julius Doppler (1853-1918) Mann der ersten Stunde

Bruder Julius Doppler

Bruder Julius (Matthias war sein Taufname) stammte aus dem Innviertel in Ober-Österreich; in Krenglbach bei Wels war er am 1. September 1853 zur Welt gekommen. Nach der Volksschule erlernte er das Weberhandwerk. Als 26jähriger ließ er sich von Prior Franz Pfanner für seine Neugründung in Banjaluka anwerben. Die Ordensgelübde legte er in Dunbrody ab; ein halbes Jahr später siedelte er mit dem gesamten Konvent nach Natal über.

Da Abt Franz sehr früh die Notwendigkeit erkannte, einen Verbindungsmann in der Heimat zu haben, sandte er Bruder Julius nach Österreich zurück, um dort für die Trappistenmission von Mariannhill zu werben – sowohl um Gelder als auch um Personal. Mit viel Eifer ging er an diese Arbeit. Da er später erkrankte, rief man ihn um die Jahrhundertwende wieder ins sonnige Natal zurück. Ein anderer Bruder übernahm seinen Posten in Österreich.

Bruder Julius betreute nach seiner Rückkehr das große Refektorium sowie das Vestiar in Reichenau; er verrichtete nebenbei auch noch kleinere Arbeiten in den Gärten. Da seine Krankheit sich weiter verschlechterte, musste er schließlich nach Mariannhill zurück. Dort starb er am 12. Mai 1918.

In dem Buch “Mission und Kirchliche Entwicklungszusammenarbeit aus Oberösterreich” findet man über Bruder Julius Doppler folgendes: “Beim Generalkapitel der Trappisten 1879 in Sept-Fons in Frankreich bat der südafrikanische Bischof Ricards die versammelten Mönche um ein Dutzend mutiger Leute für sein Missionsgebiet am Kap der Guten Hoffnung, der Südspitze Südafrikas. Da die Trappisten ja andere Aufgaben als die aktive Seelsorge oder gar die Missionierung hatten, blieb der Aufruf zuerst erfolglos. Der Prior des Klosters Mariastern in Banja Luka (Bosnien) beendete das betretene Schweigen mit seiner Wortmeldung: “Wenn keiner geht, dann gehe ich!”

Am 22. Juni 1880 zog die Expeditionsmannschaft unter Prior Franz mit insgesamt 33 Mann, darunter Bruder Julius Doppler, vom Kloster Mariastern fort, über Marburg, Innsbruck, München, Köln, Antwerpen und von hier aus per Schiff nach London. Dort wartete bereits ein von Bischof Ricards bereitgestelltes Schiff für die Überfahrt nach Südafrika. Am 28. Juli 1880 gingen Bischof Ricards, Pater Franz Pfanner und die weiteren Trappisten in Port Elizabeth an Land. Am 29. Juli 1880 trafen sie in Dunbrody, der von Bischof Ricards ausersehenen Gründung, ein, der ein im 13. Jahrhundert errichtetes Kloster den Namen gab.

Aus dem kargen Boden in Dunbrody konnten nicht einmal die in der Landwirtschaft versierten Trappisten fruchtbare Ernten erzielen. So verließ der erste Trupp am 24. November 1882, gefolgt von der zweiten Gruppe am 9. Dezember, das unfruchtbare Dunbrody und sie fuhren per Schiff bis Durban. Die “rollende Trappistenabtei aus Dunbrody” war auf der Suche nach einem geeigneteren Ort für ihre Niederlassung in Natal. Dieser wurde am 26. Dezember 1882, dem Stephanitag, abends gefunden und von Pater Franz Pfanner als “Mary Ann Hill – Mariannhill” benannt. Nach einem vom Pioniergeist erfüllten, von großen Schwierigkeiten begleiteten Leben starb Abt Franz Pfanner am 24. Mai 1909. Das Werk Pfanners, seiner etwa 30 Mitbegründer und der nachfolgenden Patres und Brüder trug Früchte. Von den 49 Missionsstationen, die es im Todesjahr des Abtes (1909) zwischen Kap und Sambesi gab, waren 28 von den Missionaren von Mariannhill errichtet worden. Mariannhill galt als die größte und bekannteste Trappistenabtei der Welt. Abt Pfanner konnte noch vor seinem Tod erfahren, dass die Trennung Mariannhills vom Trappistenorden durch das Dekret der Religiosenkongregation unter Papst Pius X. vom 2. Februar 1909 besiegelt worden war.

Mariannhill ist Vater- und Mutterhaus für zwei selbstständige Missionsgesellschaften: die Missionare von Mariannhill (CMM) und die Mariannhiller Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (CPS).

Bruder Julius Doppler war 1886-1891 nach Europa zurückgekehrt und wurde der erste “Reisebruder” (für Vorträge und Spendensammlungen) beim ersten österreichischen Stützpunkt der Mariannhiller in Linz (Waltherstraße).”

Bruder Zeno Martin Dottenholzer (1829 - 1900)

Bruder Zeno Martin Dottenholzer, 1829 in Friedorfing/Oberbayern geboren, war schon 56 Jahre alt, als er in Mariannhill eintrat. Er war gelernter Imker und beherrschte die Kunst des Wachsziehens; er tat viel Gutes – nicht nur für die Kranken des Missionszentrums. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte „Bienenvater Zeno“, wie ihn Mitbrüder nannten, in Mariazell, wo er ebenfalls eine große Bienenzucht betrieb. Er starb am 31. Mai 1900.

Bruder Servulus Matthias Dütsch (1865 - 1958) Vielseitig begabt

Bruder Servulus Dütsch

Als er starb – am 23. Januar 1958 – schrieb eine Wochenzeitung seiner oberfränkischen Heimat, der Kutscher des Missionsabtes Franz Pfanner von Mariannhill sei einer der großen Mönchspioniere Südafrikas gewesen.

Er war es in der Tat. Bruder Servulus (sein Taufname war Matthias) war ein persönlicher Freund des Klostergründers; oft hatte er ihn per Pferdekutsche durch das Zululand gefahren; Hunderte von Kilometern wurden auf unbekannten, staubigen Wegen zurückgelegt, um neue Missionsstationen zu erkundschaften. Und Abt Franz gab viel auf den erfahrenen Brudermissionar; er schätzte seinen Rat.

Bruder Servulus stammte aus Zapfendorf bei Bamberg. Mit 22 Jahren entschied er sich für Südafrika. 1887 traf er in Mariannhill bei Durban ein, am Neujahrstag 1888 erhielt er den Trappistenhabit. Das Missionszentrum war noch im Aufbau und das Leben der Mönche war streng; nur die Allerkräftigsten und Gesündesten überlebten. Im Missionskalender von Mariannhill des Jahres 1891 heißt es unter anderem: “Die Sterblichkeit unter den Mönchen ist nicht unerheblich. Während der letzten acht Jahre seit der Gründung (Dezember 1882) starben 21 Mönche und Novizen.”

Nun, Bruder Servulus schien dem Klima und den rauhen Anforderungen des Trappistenlebens zu trotzen; er wurde zu einem der aktivsten Pioniere der Gründerzeit. Wenn er nicht gerade für Abt Franz kutschierte, besorgte er Transporte von Durban nach Mariannhill beziehungsweise von der Mutterstation hinaus auf die Außenstellen. Oft war er wochenlang mit den schwerfälligen Ochsenkarren unterwegs, über bergiges Land, durch Sümpfe und Buschlandschaften – brückenlose Flüsse überquerend, wildreißende Bäche durchfahrend.

Aber auch als Handwerker stand Bruder Servulus seinen Mann. Er zimmerte und mauerte und hielt die Einheimischen immer wieder dazu an, bessere Häuser zu errichten. Weil es mancherorts an Steinen fehlte, ließ er Ziegel brennen. Hunderttausende kamen aus seinem selbstgebastelten Brennofen. Wie geschickt er mit Lehm und Ton umzugehen wusste, davon zeugen heute noch die Ornamentalfiguren an der Sankt Josefskathedrale in Mariannhill.

Als er schon über 50 Jahre zählte, sandten ihn seine Ordensoberen nach Europa zurück, um sich in die “Geheimnisse der Elektrizität” einführen zu lassen. Nach kurzem Aufenthalt, u. a. auch in Reimlingen und Sankt Paul/Holland, kehrte er wieder in die Südafrikamission zurück und installierte hier Kraftstationen und Lichtleitungen auf fast allen großen Stationen. Ihm verdankte auch das Missionszentrum Mariannhill die erste elektrische Leitung.

Aber bei aller Aufgeschlossenheit für technische Neuerungen blieb Bruder Servulus bis an sein Lebensende Mönch und Missionar. Was immer er tat, es ging ihm darum, das Licht des Evangeliums zu künden, nicht zuletzt durch sein Beispiel als Brudermissionar.

Als er sich mit 93 Jahren zum Sterben hinlegte, konnte er auf 69 Jahre Ordensleben zurückblicken.

Sein jüngerer Bruder (Bruder Tiburtius, ein “Meister im Einreiten junger Pferde”) war ihm übrigens in die Südafrikamission gefolgt und hatte sich mit gleichviel Eifer und Elan in den Dienst der Evangelisation gestellt.

Beide fanden auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill ihre letzte Ruhe; Bruder Tiburtius acht Jahre nach Bruder Servulus.

Bruder Tiburtius Dütsch (1877 - 1966) Meister im Einreiten junger Pferde

Bruder Tiburtius Dütsch

In Zapfendorf bei Bamberg war er in einer Bauernfamilie am 8. Mai 1877 zur Welt gekommen; das religiöse Klima war von kerniger Frömmigkeit. Einer seiner Brüder
wurde Weltgeistlicher, ein anderer ebenfalls Mariannhiller (Bruder Servulus, der „Kutscher von Missionsabt Franz Pfanner”); eine Schwester trat bei den Englischen Fräulein ein. Als 20-Jähriger entschloss er sich, ins Trappistenkloster Mariannhill einzutreten. Nach der Probezeit arbeitet er auf der großen Missionsfarm Lourdes, wo er die Betreuung des Pferdegestüts übernahm. Reit- und Zugpferd waren um die Jahrhundertwende im südlichen Afrika sehr begehrt. Ohne sie wäre intensive Missionsarbeit nicht möglich gewesen. Bruder Tiburtius erwies sich bald als ein Meister im Einbrechen (Einreiten) junger Pferde. So manche Narbe und Schramme erinnerte auch in späteren Jahren noch an seinen Wagemut.
Später, als die Rinderpest fast alles Großvieh in Natal vernichtet hatte, importierte Bruder Tiburtius Maulesel aus Madagaskar und Argentinien. Er ritt die wilden, ungezähmten Tiere wiederum selber ein. Vom Hafen in Durban brachte er sie auf die Missionszentrale; das war mit mancherlei Abenteuer verknüpft.
Als Abt Obrecht von Gethsemani/USA Visitator und vorübergehend Administrator von Mariannhill wurde, war Bruder Tiburtius gerade Schaffner in Mariannhill. Er hatte für den Transport von Baumaterialien bei der Errichtung der großen Kathedrale zu sorgen. gleichzeitig fungierte er als Kutscher für den Abt auf seinen Visitationsreisen. Obrecht besprach die schwierigen Probleme unterwegs mit dem einfachen Bruder; der hörte sich alles an und schwieg. Er schwieg auch in seinen alten Tagen; Obrecht hatte ihm Schweigegebot auferlegt.
1920 übernahm Bruder Tiburtius die (landwirtschaftliche) Verwaltung der Reichenau-Mission; 1927 den Musterbetrieb in Sankt Paul/Holland. Um 1936/37 wurde der ins Generalat nach Riedegg gerufen, das auf der Flucht vor Hitler von Deutschland nach Österreich verlegt worden war. Auch beim erneuten Umzug des Generalats nach Hatfield-Peverel bei London zog er mit. Die Nationalsozialisten hatten dem damaligen Generalsuperior Pater Reginald Weinmann auch den Verbleib in Riedegg unmöglich gemacht.
1954 kehrte Bruder Tiburtius nach Mariannhill zurück, wo er noch viele Jahre im Wald und in den Parkanlagen tätig war.
Bruder Tiburtius war ein fähiger und kluger Arbeiter, aber auch ein kleiner Diplomat. Er scheute sich nicht, seinen Oberen gelegentlich auf vornehme Weise die Meinung zu sagen; sie konnten ihm kaum böse sein, denn es ging ihm um die Sache, um die Ausbreitung des Gottesreiches, nicht um seine Person. Wegen seinen überdurchschnittlichen Fähigkeiten, die er aber nie hervorkehrte, war er immer gern gesehen. Er wusste überall Rat; sprang selber ein, wenn irgendwo Not am Mann war.
Die 66 Jahre seines Ordenslebens waren ein großer Segen für Mariannhill und die Mission im südlichen Afrika. Am 23. Dezember 1966 starb er im Altersheim von Mariannhill, 90 Jahre alt. Auf dem Friedhof der Missionszentrale fand er seine letzte Ruhe – mitten unter vielen anderen Mitbrüdern aus der Gründerzeit.

Pater Engelmar Josef Dylong (1916 - 1980) Lächelnd, schmunzelnd, schweigend

Pater Engelmar Dylong

Die Menschen in Rhodesien/Simbabwe nannten ihn den “großen Schweiger”. Lächelnd, schmunzelnd und schweigend ging er seiner Arbeit nach.

Die äußeren Daten seines Lebens sind rasch erzählt. Er wurde am 15. November 1916, mitten in den Wirren des Ersten Weltkrieges, in Groß-Zeidel/Oberschlesien geboren. Von 1933 bis 1937 studierte er am Mariannhiller Gymnasium in Schurgast, anschließend in Glogau und an der Universität Breslau. Dann brach der Zweite Weltkrieg aus und holte den jungen Kleriker an die Front. Leid und Angst und Gefahr gab es tausendfach. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft ging er ins Noviziat (1946), anschließend machte er sein Theologiestudium in Würzburg, wo er vier Jahre später am 19. Mai 1951 von Bischof (nachmalig Kardinal) Julius Döpfner zum Priester geweiht wurde. Schon im Januar 1952 reiste er nach Rhodesien. Auf drei Stationen war er tätig: St. Patrick’s/Bulawayo, Gwanda und Embakwe. Er beherrschte sehr schnell die Sindebelesprache und beteiligte sich bei Übersetzungsarbeiten für Katechismen und Gebetbücher. Von 1965 an gab er sein Bestes auf der großen Embakwe-Station; selbstlos, vornehm, schweigend organisierte und regelte er alles, was anfiel. Hier fand er die schönste Erfüllung seines priesterlichen Lebens, vielleicht auch die schwerste. Die Station wurde von den Kriegsunruhen heimgesucht.

Laute Schüsse in der Stille der Nacht

Am späten Abend des 2. Juli 1978 wurden – nur ein paar Meter von seinem Zimmer entfernt – seine zwei besten Helfer, die Mariannhiller Brüdermissionare Peter Geyermann und Andreas von Arx, von einem einheimischen “Freischärler” niedergeschossen. Ein furchtbarer Schrecken für den stillen, schweigsamen Pater. Er rannte den Ermordeten zu Hilfe, lag mehrere Stunden lang auf der Veranda, gab Warnschüsse ab in die finstere Nacht. Wahrscheinlich haben die Schüsse den Mörder vom weiteren Blutvergießen abgeschreckt. Den Schwestern im benachbarten Konvent, die gleichfalls um ihr Leben fürchteten, geschah nichts. Aber Pater Engelmar bebten noch Tage nach dem Mord an den beiden Brüdern Hände und Lippen; er litt noch monatelang daran. Die Station musste (vorübergehend) geschlossen werden. Pater Engelmar flog nach Deutschland zurück, ließ sich ärztlich behandeln (er hatte leichte Verwundungen, von jenem Anschlag auf die beiden Brüder herrührend) und bot sich an, künftig im Missionshaus Reimlingen mitzuarbeiten. Auch hier sorgte er sich noch um die Station; um die ermordeten Mitbrüder; um die einheimischen Christen in Embakwe. Das vorläufige Ende seiner jahrzehntelangen Missionsarbeit, das ihm von außen aufgezwungen worden war, zehrte an seinen Nerven; auch die Tatsache, dass er aus Notwehr zum Gewehr gegriffen hatte. Es lag wie ein Alpdruck über ihm. Allein Gott weiß, was er schweigend gelitten hat; wie sehr er sich grämte um jene, für die er nicht mehr wirken konnte.

Pater Engelmar war einer jener Stillen, die Gottes Willen auch in leisen Tönen vernehmen. Er war Gott und der Ewigkeit nahe. Den Patres und Brüdern in Reimlingen war er ein liebevoller und verständnisvoller Mitbruder. Still und leise, wie man es von ihm gewohnt war, verließ er diese Erde: Während einer Festmesse (60jähriges Professjubiläum von Pater Urban Staudacher) ereilte ihn der Tod, nur wenige Minuten nach der Kommunion. “Ein schöner Tod”, meinten viele, die davon hörten.

Bruder Theobald Friedrich Ebers (1859 - 1940)

Bruder Theobald Friedrich Ebers, 1859 in Daseburg/Kreis Warburg geboren, war Konstrukteur bei Krupp in Essen, ehe er, 30jährig, Trappistenmönch in Mariannhill wurde. Er arbeitete in der Klosterschmiede und entwarf, oft gemeinsam mit Bruder Nivard Streicher, komplizierte Eisenkonstruktionen beim Bau von Brücken und Gebäuden. In der Klostergemeinschaft schätzte man seine Hilfsbereitschaft. Kurz vor seinem Tod (am 10. Februar 1940) sagte er: „Ich habe nie jemandem etwas abgeschlagen, wenn es in meinen Kräften stand, zu helfen.“

Pater Josef Ebert (1903 - 1979) Gedenke, Mensch, dass du Staub bist…

Pater Josef Ebert

Am Morgen hatte er noch das “Kumbula, muntu …” (Gedenke, Mensch, dass du Staub bist) unzählige Male gesprochen; einheimische Christen waren zum Gottesdienst am Aschermittwoch gekommen. Am Abend, gegen sechs Uhr, war er selbst zu dem heimgekehrt, der ihn ein Leben lang daran erinnert hat, dass alles vergänglich sei; dass am Ende ein neues Leben warte.

Pater Josef Ebert hatte, wie er das gewohnt war, gerade noch das Abendessen vorbereitet; es machte ihm viel Freude, für seine Mitbrüder auch in seinen alten Tagen auf diese Weise sorgen zu dürfen. Dann muss ihm wohl urplötzlich schlecht geworden sein; er fiel zu Boden und war sofort tot. So, wie er jahrzehntelang gewirkt hatte – ohne viel Tamtam – so verließ er dieses Leben wieder. Bis zur letzten Minute im Dienste für Gott und die Menschen.

Vom Rhein an den Sambesi

Pater Josef Ebert wurde am 20. März 1903 in Oberkirch/Ringelbach (Baden) geboren. Mit 19 Jahren begann er in Reimlingen mit dem Gymnasialstudium; 1927 trat er bei den Mariannhillern ein; 1932 wurde er zum Priester geweiht. Ein Jahr später reiste er nach Rhodesien (heute Simbabwe). Vorübergehend wirkte er in Bulawayo und Empandeni; 1936 gründete er die St. Mary’s Mission in Wankie (Wangwe) am Sambesi. Es war noch Pionierzeit. Die meisten Missionstouren machte er zu Fuß oder per Fahrrad. Unter mörderischen Bedingungen. Hier am Sambesi holte er sich auch Malaria, an der er zeitlebens litt; hier packte ihn das Schwarzwasserfieber. Niemand rechnete damit, dass er überleben würde.
Aber sein eiserner Lebenswille strafte selbst die ärztlichen Prognosen Lügen.

1950 übernahm Pater Josef Empandeni, die größte und älteste Station in Matabeleland. Hier war er der Vater und Freund aller. Hier ließ er weitere Staudämme bauen und Viehweiden einzäunen; hier erstellte er neue Buschschulen und Klassenräume für das Lehrerseminar wie für die Mittelschule; hier eröffnete er eine Hauswirtschaftsschule und ließ auch medizinisch für die Menschen der Umgebung sorgen. Mehrere Außenschulen wurden zu stattlichen Missionszentren.

Gleichzeitig hatte er das Amt des Vizeprovinzials inne; für die Mitbrüder in Rhodesien vermittelte er zwischen Heimat und Mission.

Der Vater von Sankt Patrick

1965 kehrte Pater Josef nach Bulawayo zurück; er übernahm die Pfarrei Sankt Patrick; hier wirkte er unermüdlich und war alsbald der Vater und Freund all derer, die Hilfe brauchten – nicht nur pastorale.

Mit Humor und Gottvertrauen ging er an seine Arbeit. Seine schier kindliche Liebe zur Gottesmutter war bekannt. Für die Mitbrüder blieb er ein liebenswerter und geschätzter Gastgeber. Wer immer zu ihm kam, wurde freudig aufgenommen und bewirtet. Die Kraft für seinen Alltag holte sich Pater Josef aus seinem Gebetsleben. War er nicht gerade unterwegs oder in seinem Büro, dann traf man ihn oft in der Kirche an. Die Zwiesprache mit Gott war seine Kraftquelle für den Alltag. 1973 übergab er die Pfarrei in jüngere Hände; er selbst hatte sich bereiterklärt, als Kaplan weiterhin zur Verfügung zu stehen.

Trotz zunehmender Herzbeschwerden (mit Wasser in den Füßen sowie Atemnot) machte er nach wie vor seine Späße, kochte und half überall mit, wo er gebraucht wurde. Und immer wieder stand er im Beichtstuhl zur Verfügung. Wahrscheinlich gibt es in Bulawayo wenige einheimische Katholiken, die ihn nicht gekannt und geliebt haben.

Als er wenige Tage nach jenem Aschermittwoch zu Grabe getragen wurde, waren denn auch weit über tausend Christen gekommen; sie ließen es sich nicht nehmen, dem Toten das Geleit zu geben. Bischof Prieto von Wankie, Bischof Karlen von Bulawayo und 27 Priester konzelebrierten den Gedächtnisgottesdienst. Der Verstorbene schien auch jetzt jedem einzelnen zuzurufen, was er so oft (und nicht nur in der Karwoche) gesagt hatte: Gedenke, Mensch, dass du Staub bist! Denk an das Ende! Bekehre dich; lass dich tragen von der Liebe und der Güte Gottes …

Pater Jucundus Ebert (1899 - 1978)

Pater Jucundus Ebert

Am 13. Dezember 1978 starb im Aloysianum Lohr am Main Pater Jucundus Ebert. Seit 1962 lebte er im Aloysianum und betreute bis zur Auflösung des „Frauenklosters“ (Sommer 1976) seelsorglich den Schwesternkonvent der Dillinger Franziskanerinnen.

In den ersten Jahren seiner Anwesenheit übernahm er außerdem manchmal Seelsorgsaushilfen in den umliegenden Pfarreien, wofür der spätere Dekan Dr. J. Korbacher herzliche Worte des Dankes bei der Beerdigung sprach. Im Herbst 1976 musste sich Pater Jucundus einer Dickdarmcarzinom-Operation unterziehen. Er trug die Beschwernisse und Schmerzen dieser Krankheit geduldig und gottergeben. Soweit es ihm möglich war, besorgte er bis in den Sommer 1978 hinein die Korrespondenz von Pater Ludwig, las ihm vor und versah während der Schulzeit für ein paar Stunden den Pfortendienst.

Am Samstag, den 16. Dezember 1978, bestatteten wir ihn auf dem Lohrer Friedhof. Neben den Verwandten und Bekannten aus seiner Heimat Matzenbach waren viele Mitbrüder aus Reimlingen und Würzburg und Ehrw. Schwestern, insbesondere Dillinger Franziskanerinnen, dabei. Im anschließenden Requiem, das sein Neffe, Domkapitular A. Ebert aus Rottenburg, in Konzelebration mit Pater Provinzial Dietmar Seubert und Pater Robert Bertelwieser in der Kapelle des Aloysianums feierte, zeichnete Pater Robert den Lebensweg des verstorbenen Mitbruders, der stets bemüht war, als Ordensmann, Priester und Missionar in aller Bescheidenheit und Gewissenhaftigkeit Gott und den Menschen zu dienen.

Pater Jucundus wurde am 11. September 1899 in Fichtenau-Matzenbach, Krs. Schwäbisch Hall, geboren. Nach seiner Volksschulzeit diente er bei der württembergischen Schutzpolizei. Mit 25 Jahren begann er als „Spätberufener“ im Missionsseminar in Reimlingen mit der humanistischen Ausbildung, machte sein Noviziat 1929/30 in St. Paul in Holland und studierte Philosophie und Theologie in Würzburg. Am 17. März 1934 wurde er zum Priester geweiht. Von 1935-1954 war er in der südafrikanischen Mission tätig. Er wirkte zunächst auf den Missionsstationen Landsend und St. Gabriel in der damaligen Apostolischen Präfektur Mthatha, und dann nach einer 10-monatigen Internierung in „Andalusia“ bei Kimberley, im Kloster und Konvent Mariannhill und dann wiederum in der Apostolischen Präfektur Mthatha, auf den Stationen St. Patrik, St. Josef und auf der Conventfarm und zuletzt wiederum in Landsend.

Sein gesundheitliches Befinden ließ es geboten erscheinen, nach seinem Heimaturlaub 1954 in der Heimat zu bleiben. Von 1954-1962 war er in Lindau am Bodensee.

Der Herr, dem er die Wege bereitet hat, möge ihn in die ewige Wohnung aufnehmen.

Pater Peter Ebner (1890 - 1971) Die Liebe in Person

Pater Peter Ebner

Wer ihm in seinen alten Tagen erstmals begegnete, dem wurde sofort klar: Hier traf er einen Missionar, der von Grund auf die Menschen liebte; der sein Leben und Trachten in den Dienst der Einheimischen stellte; der, um es noch kürzer zu sagen, Liebe in Person war.

Freilich, auch die Gelassenheit und Weisheit des Alters waren ihm nicht einfach zugefallen. Pater Peter hat, wie andere Menschen auch, hart dafür arbeiten müssen. Ein wirrer Feuerkopf war er wohl nie gewesen, aber sein pastoraler Einsatz wurde mitunter mit viel Feuer und Eifer vollzogen. Berühmt waren seine „Hamba-kahle-Predigten“, in denen er auf sehr eindringliche Weise seine einheimischen Christen Abschiednehmen lehrte von weltlichen Dingen: übermäßigem Biergenuss; Zauberei; losen Sitten usw. „Hamba kahle“ (fahre hin, leb wohl!) war das immer wiederkehrende Wort. Die einheimischen Christen konnten den guten Pater gar nicht oft genug hören, so sehr begeisterte er sie mit seinen Predigten. Und der kleine, schmächtige Pater, der zeitlebens kränkelte, hatte erstaunliche Reserven, wenn es ums Predigen ging. Dann wurde der sonst so sanft Wispernde schier zum brüllenden Löwen.

Pater Peter stammte aus Südtirol; er wurde am 19. August 1890 in Truden geboren und wurde zunächst Weltgeistlicher. Nach seinem Eintritt in die Mariannhiller Gemeinschaft wirkte er in Mashonaland (Rhodesien, heute Simbabwe). Mit dem Wechsel der Mariannhiller vom Nordosten zum Südwesten des Landes (die Jesuiten zogen sich aus Bulawayo und Matabeleland zurück), übernahm auch Pater Peter ein neues Arbeitsfeld. Es war, als ob er von einer Oase in eine Wüste versetzt worden wäre; klimatisch glich Matabeleland eher der benachbarten Kalaharihalbwüste, aber auch seelsorgerlich war es ein steiniger Weinberg.

Pater Peter verbrachte an die 25 Jahre in Semokwe, eine Station in der Diözese Bulawayo, die er auf- und ausbaute.

Mit zunehmendem Alter und schwächer werdender Gesundheit zog er sich nach St. Luke’s- Mission zurück, wo er vor allem die Seelsorge am dortigen großen Missionshospital übernahm. Er versah diesen Posten mit viel Seeleneifer und unermüdlichem Einsatz. Kein Wunder, dass selbst Mitbrüder ihn heimlich den „kleinen Heiligen“ nannten. Als er am 22. Januar 1971 starb, 80jährig, verloren die Mariannhiller einen ihrer gütigsten und eifrigsten Rhodesienmissionare.

Bruder Friedrich Eichenlaub (1909 - 1987) In Rom fühlte er sich am wohlsten

Bruder Friedrich Eichenlaub

Er war ein Original; nicht immer ein bequemes; nicht immer ein liebenswürdiges. Aber seine Liebe zur Mariannhiller Gemeinschaft und zu Rom, dem Mittelpunkt der katholischen Christenheit, war zeitlebens groß.

Bruder Friedrich war ein „Diftler und Boßler“. Vieles, was er im Laufe der Jahrzehnte meisterhaft beherrschte, hatte er sich mühsam selber angeeignet. Er war ein Selfmade-man. Aber er hatte auch schon ein Handwerk erlernt, ehe er ins Kloster ging. Doch fangen wir vorne an…

Geboren wurde er am 29. Juni 1909 in Herxheimweyer/Pfalz. Als Kind und Jugendlicher arbeitete er auf dem elterlichen Bauernhof mit. Später lernte er Schmied. 1930 trat er bei den Mariannhillern in Reimlingen ein; 1933 legte er die Ordensprofess ab. In den folgenden Jahren versah er Hausmeisterdienste im Piusseminar Würzburg; er betreute auch die Zentralheizung, damals noch mit großem Arbeitsaufwand und schwerer körperlicher Arbeit verbunden.

1943 musste er das Ordenskleid mit dem Soldatenrock vertauschen. Unbeschadet kehrte er am 24. Mai 1945 (Todestag von Franz Pfanner, dem Gründer Mariannhills) von der Ostfront zurück. Im Piusseminar („Mariannhill“ sagt man in Würzburg und Umgebung) hatte er jetzt viel zu tun. Das Haus war während des Krieges Lazarett für verwundete Soldaten; auch die Bombenangriffe auf die Main-Metropole hinterließen Schäden. Am meisten Schaden genommen hatte die Mariannhiller Kirche; ein Teil der Decke war heruntergebrochen. Bruder Friedrich machte sich besonders verdient, als es darum ging, die Decke wieder aufzuhängen. Er legte dabei eigene Konstruktionspläne vor.

1950 machte er, schier nebenbei, die Meisterprüfung als Schlosser. Von 1961 bis 1964 wirkte er in Brig; dann sandten ihn die Ordensoberen nach Maria Veen (Diözese Münster), wo er im „Bau-Team“ tätig war. Wo immer er mithalf, er sorgte für solide Arbeit, und er hat auf diese Weise den Mariannhillern erhebliche Unkosten ersparen helfen.

1969 ging er als Hausmeister an das neu eröffnete Generalatshaus der Mariannhiller nach Rom. Gleichzeitig kümmerte er sich um die Gartenanlagen, legte Wege an und hielt den „Hang“ im Parkgelände in Ordnung.

Bei der gemeinsamen Eucharistiefeier war er stets der erste; er bereitete den Altar vor, sorgte sich um die Kerzen, war die Pünktlichkeit in Person, wenn gemeinsame Gebete oder Gottesdienste anstanden.

Im Rom fühlte er sich sehr wohl. Jeden Sonntag pilgerte er nach Sankt Peter. Der Kontakt zur Weltkirche war ihm wichtig; und die päpstlichen Audienzen auf dem Petersplatz sorgten das Jahr über für Abwechslung.

Auf dem Campo Santo, im Schatten der Peterskirche, wurde er zur letzten Ruhe getragen. Er war am 3. Mai 1987 plötzlich gestorben. Schon Monate vorher litt er an schweren Erkältungen; oft fühlte er sich schwindelig und unwohl, aber an einen unerwartet raschen Tod dachte er wohl selber auch nicht. Bruder Friedrich, den mancher zu den etwas „eigenwilligen Originalen“ zählte, konnte auf ein erfülltes Leben zurückschauen.

Bruder Robert Ferdinand Eichholz (1845 - 1920) Ochsentransporte auf staubigen Landstraßen

Mit 24 Jahren trat der aus Klakendorf/Ostpreußen stammende Bruder (sein Taufname war Ferdinand) in Mariastern ein; das war 1869. Das Trappistenpriorat bei Banjaluka/Bosnien war gerade von dem Vorarlberger Franz Pfanner gegründet worden. Es herrschte Pionierstimmung. So ging denn der kräftige junge Mann (er maß an die zwei Meter!) dem Prior auch tüchtig zur Hand. Und als dieser sich zehn Jahre später für eine Neugründung in Südafrika meldete, war Bruder Robert sofort mit von der Partie. Zusammen mit Prior Franz und 30 weiteren Brüdern reiste er ins damals noch weithin unbekannte südliche Afrika. Nach dem Fehlschlag in der Halbwüste von Dunbrody übertrug Pfanner dem umsichtigen und erfahrenen Bruder die Fuhrmannstransporte zwischen Durban und dem neuen Missionszentrum Mariannhill in Natal. Sein Ochsengespann (bis zu 16 Zugtiere wurden vorgespannt) erregte allenthalben Aufsehen; die markante Gestalt des bärtigen Bruders mit dem weitkrempigen Schlapphut wurde alsbald zum vertrauten Bild in den Straßen der Hafenstadt am Indischen Ozean. Alle staunten nicht schlecht über den “Riesen”. Wenn er wöchentlich zwei- bis dreimal sein Gespann über die staubigen Landstraßen lenkte, glitten gleichzeitig die Perlen des Rosenkranzes durch seine Finger. Bruder Robert praktizierte das benediktinische “ora et labora”, wo immer er unterwegs war.

Die Einkäufe in Durban verlangten auch viel fachmännisches Wissen und Geschick, sollten doch nachher alle damit zufrieden sein – die Brüder, Patres und Schwestern – in den Schulen, Krankenhäusern, Internaten wie auf den Farmen.

Gelegentlich fuhr Bruder Robert auch (per Ochsengespann) nach Einsiedeln, Mariathal, Kevelaer, Reichenau, Centocow und Lourdes – zu den damals größten Außenstationen von Mariannhill. All das verlangte von ihm außergewöhnliche Anstrengungen; er musste auf- und abladen; er war schlechten Wegen ausgesetzt und musste Wind und Wetter standhalten, oft bei 35 und mehr Grad in gleißender afrikanischer Sonne. Natürlich mussten auch die Zugtiere versorgt werden; das erforderte viel Umsicht.

Als die Rinderpest (eine Art Maul- und Klauenseuche) ausbrach und viele Zugtiere hinweggerafft wurden, importierte er Maulesel. Die waren zwar schneller als Ochsen, aber auch – nach seinen eigenen Worten – sehr viel widerborstiger und störrischer: “Sie sind nur dann zur Weiterfahrt zu bewegen, wenn sie wollen; der Fuhrmann kann es nur mit guten Worten probieren … Immer wieder!”

Man geht nicht fehl, wenn man behauptet, Bruder Robert habe die meiste Zeit seines Missionseinsatzes auf staubigen Landstraßen verbracht – bei Tag wie bei Nacht.

Um den regelmäßigen Pendelverkehr zwischen Mariannhill und Durban etwas zu erleichtern, kaufte Abt Franz 1888 etwa auf halber Strecke einen Rastplatz; er nannte ihn Rankweil, nach einem Wallfahrtsort in Vorarlberg: “Rankweil passt auch gut zur Bezeichnung des Ausspannplatzes, weil da unsere Wagen ränken (einen Rank machen), und weil sie eine Weile dort bleiben (weilen) … Rankweil ist die achte Missionsstation, welche innerhalb von zwei Jahren vom Mutterhaus Mariannhill gegründet worden ist.” (vgl. Der Trommler Gottes, Herder/Freiburg 1981; Herderbücherei 1984)

An die 30 Jahre versah Bruder Robert diesen schweren und kräftezehrenden Dienst als Fuhrmann von Mariannhill. Er starb, hochbetagt, am 9. Mai 1920 und wurde auf dem Friedhof von Mariannhill zur letzten Ruhe getragen.

Pater James Jakob Ermekeil (1906 - 1974)

Pater James Ermekeil

Pater James wurde am 3. Januar 1906 in Köln geboren. Seine Gymnasialjahre verbrachte er in unserem Aloysianum in Lohr, machte dort 1928 sein Abitur und trat anschließend in St. Paul/Holland in das Noviziat ein. Nach seiner Ersten Profess am 7. Mai 1929 studierte er an der Universität Würzburg Philosophie und Theologie. Am 10. März 1933 empfing er die Priesterweihe.

1934 führte ihn sein Weg in die Mission. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Pater James in der Diözese Mthatha tätig. Dann wurde seine Arbeit durch die Internierung unterbrochen. Nach dem Krieg redigierte er eine zeitlang die Zulu-Zeitung „UmAfrika“, die in Mariannhill herausgegeben wird. Aber bald kehrte er wieder in die Diözese Mthatha zurück. Hier war die Ausbildung von einheimischen Katecheten sein großes Anliegen. Aus Gesundheitsgründen verließ er 1969 das Missionsfeld. In der Heimat versah er für kurze Zeit die Stelle eines Krankenhausseelsorgers am Juliusspital Würzburg. Die Jahre seit 1970 verbrachte er in unserem Haus in Neuß und machte sich dort auf vielfältige Weise nützlich. Solange und soviel er konnte, half er in der Seelsorge aus. In zahlreichen persönlichen Gesprächen betreute er die Studenten im Haus, schrieb Artikel für unser „mmm“ und seine Kölner Heimatzeitung, kümmerte sich um den Garten, vor allem aber sorgte er durch seinen unverwüstlichen Humor, der ihm als Kölner in die Wiege gelegt worden war, für gute Laune im Haus. Dieser Humor verließ ihn auch nicht in seiner Krankheit. Jetzt zeigte es sich, dass dieser Zug seines Wesens zu einem guten Teil seine Wurzel in einem großen Gottvertrauen hatte. Im Jahr 1973 konnte er mit fünf seiner Kursgenossen im Piusseminar sein 40-jähriges Priesterjubiläum begehen. Am Abend des Pfingstsonntags, 2. Juni 1974, verstarb Pater James an einer Lungenembolie in der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg, die er in der Karwoche wegen Durchblutungsstörungen in den Beinen hatte aufsuchen müssen.

„Der liebe Gott weiß schon, was er mit dem James machen muss“, meinte er öfters, wenn man ihn im Krankenhaus besuchte. Gott wusste es, denn dadurch, dass er Pater James heimgerufen hat, ersparte er ihm ein langes und schmerzliches Krankenlager. Eine wirksame Hilfe hätte es für die Krankheit, an der Pater James litt, nicht mehr gegeben.

Er ruht in der Mariannhiller Gruft auf dem Friedhof in Würzburg.

Bruder Philipp Josef Ettl (1838 - 1905)

Bruder Philipp Josef Ettl stammte aus Herzogbirnbaum/Niederösterreich; dort war er am 5. Januar 1838 zur Welt gekommen. 1880 fuhr er mit Prior Franz Pfanner von Banjaluka nach Südafrika. In Mariannhill versah er den damals wichtigen Posten des Nachtwächters. Das Land war unsicher; elektrisches Licht gab es noch nicht, man benützte noch Kerzen und Öllampen. Bruder Philipp musste dafür sorgen, dass Kerzen und Lampen immer ordentlich gelöscht wurden. Er gab auch das Glockenzeichen für den Konvent – und tagsüber leerte und säuberte er die Toiletten; Wasserspülungen gab es noch keine – alles musste in Kübeln per Hand weggetragen werden… – Eine besondere Vorliebe hatte Bruder Philipp für die Musik. Er spielte gern Trompete. Gefragt, was er denn lieber tue, beten oder blasen, antwortete er: „Gott braucht weder mein Beten noch mein Blasen, aber ich hoffe, ihn mit beidem zu erfreuen.“ Er starb am 20. Juni 1905, 67 Jahre alt.

Bruder Fridolin Alois Fahlenbock (1883 - 1961) Was? Dean Bruada Fridolin kennet ui net?

Bruder Fridolin Fahlenbock

Sein Name ist ein Gütezeichen. Vielleicht lebte er fünfzig Jahre zu früh. Heute, wo die Naturheilkunde wieder mehr zu Ehren kommt, wäre Bruder Fridolin der Mann der Stunde. Aber, genau genommen, war er es auch schon zu seiner Zeit. Der Zulauf an Patienten, die seinen Rat suchten, war von Anfang an groß.

Unter seinen Mitbrüdern wurde gern schmunzelnd jenes Gespräch wiedergegeben, das einer von ihnen auf einer Bahnfahrt mitangehört hatte – zwischen zwei Schwaben: „Was? Dean Bruada Fridolin kennet ui net? Halb Stuagert rennt doch zuam naa. Iatzt kommet amol mit, nocht kennet dr selber seah, wie der Maa d’Leit kuriert. Do muascht de auf an Stuahl nahocka. Ond nochert guckt ‘r dr en d’Ooga nei, dass d‘ moinscht, der guckt dr bis auf da Sealagrond. Ond nochert sagt ‘r aber no jeda kloinschte Kranket!“

In der Tat, der Zulauf war groß, nicht nur aus dem Schwabenland. Die Patienten kamen auch aus Holland, Österreich und der Schweiz.

Und noch etwas. Man sagte dem Ordensmann mit dem langen Bart und den guten Augen nach, er könne über die Augendiagnostik nicht nur die Krankheiten des Körpers erkennen, sondern auch die der Seele. Pater Augustin Bögle, ein Mitbruder des Heilpraktikers: „Wenn ein ‚schwerer Brocken‘ (sprich: einer, der mit Gott nicht ins reine gekommen war, d. Verf.) zu Bruder Fridolin kam und um Heilung von seinen körperlichen Wehwehchen bat, dann kam es gar nicht selten vor, dass der heilkundige Bruder zum Seelen-Doktor wurde. Er sagte dann mitunter zum Patienten auf sehr offene Weise: ‚Du gehst erst mal zum Pater Augustin hinauf aufs Schloss (eine andere Niederlassung der Mariannhiller in Reimlingen, d. Verf.) und legst eine Lebensbeichte ab. Dann kommst wieder zu mir; dann wollen wir mal sehen, ob wir dich auch körperlich kurieren können…‘“

Von Schnüffelshöhe nach Reimlingen

Bruder Fridolin stammte aus einer Bauernfamilie in Schnüffelshöhe/Westfalen; dort wurde er am 15. Juli 1883 geboren. Die Eltern galten als fromme und fleißige Leute. Es war fast selbstverständlich, dass sie zusagten, als einer ihrer Söhne bei den Mariannhillern eintreten wollte. Es war der spätere Brudermissionar Timotheus Fahlenbock. Nach dem Ersten Weltkrieg folgte ihm der jüngere Bruder Alois ins Kloster; er erhielt den Ordensnamen Bruder Fridolin.

Zunächst wurde er in der Klostergemeinschaft als Landwirt eingesetzt. Nach der Ordensprofess übernahm er im neugegründeten Missionshaus in Reimlingen das Amt des Schaffners. Mit zäher Ausdauer und harter Arbeit brachte er das heruntergekommene Gut wieder in Schuss. Als 1929 auf dem Gelände der Mariannhiller nach Wasser gesucht und ein Wünschelrutengänger angestellt wurde, um ergiebige Wasseradern ausfindig zu machen, ließ sich Bruder Fridolin – mehr aus Neugier und Jux – die Rute geben. Er wollte es auch mal probieren. Und siehe da, sie schlug kräftig aus. Der Wünschelrutengänger war baß erstaunt; ihm war sofort klar: der Ordensmann muss außergewöhnliche magnetische Kräfte haben! Die sollte man nicht verkümmern lassen, ließ er die Oberen wissen.

So erlaubte man denn Bruder Fridolin, einen Heilpraktiker-Kurs zu machen. Er wurde Mitglied des Deutschen Heilpraktikerverbandes und eröffnete in Reimlingen seine eigene Praxis. Und schon binnen weniger Jahre erfreute er sich einer großen „Kundschaft“. Unzähligen Menschen hat er im Laufe der Jahre helfen dürfen. Oft genügte ein kurzer Blick des Augen-Diagnostikers, um die Beschwerden zu lokalisieren. Wenn möglich, verschrieb er Naturheilmittel („Pro Tag zwei Pulver; die andern auch was schaffen lassen; nicht allein alles tun wollen! Gute Besserung, und in vier Wochen kommst wieder vorbei. Grüß Gott!“). Wo er selbst nicht helfen konnte, verwies er die Kranken an Ärzte oder Krankenhäuser. Auch das Radiumbad Bissingen betreute Bruder Fridolin lange Jahre. Während des Kriegs konnte er seine Heilpraxis offenhalten. Das große Vertrauen, das ihm die Patienten entgegenbrachten, wurde meistens belohnt. Da er jeden mit Du anredete, entstand oft auch bei dem Kranken eine Art persönliche Zuneigung, die es Bruder Fridolin erlaubte, auch „seelische“ Probleme anzusprechen. Niemand nahm es ihm daher übel, wenn er jemanden erst mal zum Beichtvater schickte, wusste man doch allenthalben, dass der freundliche und liebevolle Bruder „bis auf da Sealagrond“ gucken konnte!

Fridolinstropfen, Frisolinstee, Frisolinssalbe …

Im Laufe der Jahre stellte Bruder Fridolin nach alten Klosterrezepten auch eigene Heilmittel her, vor allem Heilsalben und Heiltropfen. Eine ganze Reihe von Teesorten gehen auf ihn zurück. Großfirmen zur Herstellung von Medikamenten und Heilmitteln haben seine Rezepte übernommen und vertreiben heute noch diese bewährten Fridolinschen Hausmittel.

Der Ruf des Mariannhiller Bruders konnte nicht einmal durch die Machthaber des Dritten Reiches geschmälert werden. Sie lockten ihn mit besonderen Angeboten, wollten, dass er das Kloster verlasse. Doch er blieb seiner Gemeinschaft treu, erst recht, nachdem ihn die Nazis eine Woche lang zur Untersuchungshaft eingesperrt hatten. Er wurde zum „Brotvater“ für viele Mitbrüder; denn auch während der Kriegs- und Nachkriegsjahre kamen durch seine guten Kontakte viele Spenden herein.

Trotz seiner sehr aufreibenden Tätigkeit als Heilpraktiker ließ Bruder Fridolin es sich nie nehmen, auch die Verpflichtungen gegenüber der Ordensgemeinde einzuhalten. Am Morgen war er einer der ersten in der Kapelle; vor dem Tabernakel holte er sich immer wieder die Kraft für seine Heil-Dienste. Er blieb einfach und bescheiden, war nie von oben herunter.

1952 legte er seine Reimlinger Praxis in die Hände seines jüngeren Mitbruders Ingbert Schön und zog sich nach Lindau zurück, wo er im Haus der Mariannhiller weiterhin praktizierte. 1959 ging er zu den Dillinger Schwestern nach Buchloe; im dortigen Krankenhaus bereitete er sich auf den Tod vor, fast ununterbrochen den Rosenkranz betend. Er starb am 30. Juli 1961; auf dem Friedhof in Reimlingen fand er die letzte Ruhe.

Bruder Timotheus Fahlenbock starb ein knappes Jahr später in den USA. Dort war er seit 1924 in der Missionswerbung und beim Bewirtschaften einer Farm tätig gewesen…

Bruder Napoleon Josef Falkenstein (1850 - 1937) Ein Mönch von altem Schrot und Korn

Bruder Napoleon Falkenstein

Als er – es war vor seinem Eintritt in die Missionsabtei Mariannhill – eines Tages durch die Gassen von Kleve/Niederrhein ging, schrien ihm die Kinder und Erwachsenen nach: “Ist das nicht Napoleon? Jawohl, das muss doch wohl Napoleon sein!”

Kein Wunder, dass später Abt Franz Pfanner aus dem sauerländischen Küfer (er stammte aus Medebach bei Brilon) gleich einen “Bruder Napoleon” machte. Der Mann mit dem langen Bart muss auch dem Missionsabt imponiert haben.

Bruder Napoleon war am 1. Oktober 1850 zur Welt gekommen. Nach dem Besuch der Volksschule wollte er zunächst nichts anderes werden als ein guter Küfer. Das wurde er auch. Später aber hörte er Gottes Ruf und er nahm sich vor, zu den Jesuiten zu gehen.

Doch ehe er dies wahrmachen konnte, kam Pfanner des Weges – direkt nach Kleve, und da machte dann Josef Falkenstein sofort Nägel mit Köpfen. Er schloss sich dem Vorarlberger Missionar an. Es war, wie sich Bruder Napoleon später schmunzelnd erinnerte, sein 33. Jahr (1883), ein halbes Jahr nach der Gründung Mariannhills im südlichen Afrika. Auf der Missionszentrale ging es zu wie zur Goldgräberzeit im Wilden Westen. Feste Gebäude gab es noch keine; die Mönche hausten in Zelten und Baracken; viele Hütten waren aus Lehm; sie hatten Stroh- und Wellblechdächer.

Mit zu den ersten Arbeiten Bruder Napoleons gehörte es, eine ordentliche Straße von Mariannhill nach Pinetown zu bauen; bislang gab’s nur Trampelpfade. Abt Franz packte selbst tüchtig zu – mit Schaufel und Hacke. Und jeder, der nicht gerade verhindert oder krank war, wurde zu diesem “Frondienst” geschickt. Da hieß es Steine brechen, Schubkarren fahren, Böschungen abhobeln und dergleichen mehr.

Als die Straße fertig war, übernahm Bruder Napoleon diverse “Holzarbeiten” – in der Bauzimmerei, Wagnerei, Möbelschreinerei, kurzum, wo eben ein fähiger Fachmann gebraucht wurde. Zeitweise war er auch in der Buchbinderei tätig. Als die Missionsstation Reichenau gegründet wurde, übernahm er dort die Aufgabe des Zimmermanns – eine Zeitlang zusammen mit zwei Deutschen namens Lassack, Vater und Sohn, gelernte Zimmerleute aus Schlesien.

Von Reichenau ging es nach Kevelaer, von da nach Ötting, Centocow, Lourdes, Mariatrost, Himmelberg, Sankt Michael – und später wieder zurück nach Mariannhill. 1913 schließlich wurde Bruder Napoleon nach Mariazell versetzt, wo er die meiste Zeit seines Lebens wirkte. Hier, wo sogar Äpfel und Birnen wuchsen und wo es im Winter auch schon mal schneite, fühlte sich der Sauerländer am wohlsten. Hier lebte und arbeitete er wie gewohnt – als echter Mönch und Missionar: zäh, hilfsbereit, von kerniger Frömmigkeit. Als er am 16. März 1937 starb, stand er im 87. Lebensjahr. Auf dem Friedhof zu Mariannhill fand er die letzte Ruhe.

Pater Valentin Faulhaber (1902 - 1974)

Pater Valentin Faulhaber

Pater Valentin Faulhaber wurde am 13. März 1902 in Hochhausen an der Tauber, Diözese Freiburg, geboren. Seine Jugend verbrachte er mit seinen vier Schwestern unter der Fürsorge tief religiöser Eltern. Ihr gutes Beispiel und ihre echte natürliche Frömmigkeit beeindruckten den jungen Menschen so, dass der Gedanke in ihm reifte, Priester und Missionar zu werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg entschloss er sich, in das Mariannhiller Missionsseminar Aloysianum Lohr einzutreten. Dort absolvierte er die Gymnasialstudien. Am 1. Mai 1924 empfing er das Ordenskleid der Mariannhiller und begann das Noviziat in St. Paul, Holland. In der Stille des Missionshauses bereitete er sich auf das Ordens- und Missionsleben vor. Am 2. Mai 1925 durfte er seine Erste Profess und drei Jahre später die Ewige Profess ablegen.

Die philosophischen Studien absolvierte er im Missionsseminar St. Josef, Reimlingen; die theologischen Studien teils in Dillingen, teils an der Universität Würzburg. Am 17. März 1929 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Nach einem zweijährigen Einsatz als Lehrer am Missionsseminar in Reimlingen ging sein heißer Wunsch in Erfüllung: Am 13. September 1931 durfte er die Reise ins Apostolische Vikariat Mariannhill antreten. Mit großem Eifer lernte er die Zulusprache. Bald konnte er in der Missionsarbeit eingesetzt werden. Zunächst in Kwa St. Joseph. Dort musste er auch das Amt des Obern im Kloster für afrikanische Priester und Brüder übernehmen. Diese Aufgabe versah er mit viel Liebe, Geduld und Opferbereitschaft. 1938 wurde er nach Clairvaux versetzt, einer sehr armen und abgelegenen Station in den Bergen. Im Februar 1947 wurde er Rektor der großen Station Kevelaer. Nach diesem Wallfahrtsort der Diözese Mariannhill kommen Tausende von Pilgern, die vom Missionar betreut werden müssen; ganz zu schweigen von der eigentlichen Missionsarbeit auf den oft weit entlegenen Außenstationen. Pater Valentin, selber ein großer Marienverehrer, freute sich, wenn die Menschen mit ihren Anliegen kamen, und war immer hilfsbereit. Von Februar 1956 bis Mai 1973 arbeitete er schließlich in Mariathal, einem großen und schwierigen Missionsfeld mit vielen Außenstationen. Auch hier war er, wie überall, freudig bereit, allen alles zu werden, obwohl er seit zehn Jahren an Zucker litt.

Das Alter machte sich langsam bemerkbar. Als er merkte, dass er die schwere Arbeit nicht mehr leisten konnte, bat er den Bischof um leichtere Arbeit. Im Mai 1973 ging er in Heimaturlaub. Er erholte sich sehr gut. Nach seiner Rückkehr war er sofort wieder bereit, Aushilfe zu leisten. Zunächst vertrat er Pater von Quadt in St. Paul, dann bat ihn der Bischof, den Pfarrer von Mariannhill zu vertreten. Nach Weihnachten ging er dorthin. Weil er sich nicht wohl fühlte, war er gezwungen, den Arzt aufzusuchen. Die Sache war schlimmer, als er vermutete: Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Er wurde sofort in das große und moderne Krankenhaus nach Durban gebracht. Leider konnte man nicht mehr viel für ihn tun, nur noch die Schmerzen lindern. Er fühlte das Ende und bat um die Sterbesakramente, um sich für die letzte Reise zu rüsten. Bald fiel er in ein Koma. Nach einigen Tagen verschied er still. Es war am Fest der Erscheinung Unserer Lieben Frau von Lourdes, am 11. Februar 1974.

Pater Valentin war ein vorbildlicher Missionar und ein heiligmäßiger und seeleneifriger Priester. Oft arbeitete er unter größten Schwierigkeiten und in bitterer Armut. Trotz seiner Missionsarbeit war er bereit, Exerzitien und Volksmissionen zu übernehmen. Jahrzehntelang war er Diözesanpräses der Marianischen Kongregation. Für die Mitbrüder hatte er stets eine offene Tür. Sein Leben war getragen von einem lebendigen Glauben, von einer innigen Liebe zur Eucharistie und von einer großen Verehrung der Gottesmutter. Sein Tod ist ein großer Verlust für Kongregation und Mission.

Am 15. Februar wurde die sterbliche Hülle unter großer Anteilnahme des Klerus und des Volkes in Mariannhill beigesetzt. Viele kamen von den fernsten Missionen, um ihrem guten „Baba“ ihre Dankbarkeit zu bezeugen. Die Kathedrale war gedrängt voll. Bischof Martin Elmar Schmid feierte in Konzelebration mit 25 Priestern das Requiem und hielt eine ergreifende Homilie. Nach dem Requiem wurde der Sarg zum Klosterfriedhof getragen, wo der Bischof die Einsegnung vornahm.

Wir danken dem Herrn, dass Pater Valentin 42 Jahre lang so segensreich in der Diözese Mariannhill wirken durfte.

Pater Bonaventura Feuerer (1883 - 1957) Seine Sehnsucht suchte den Süden

Pater Bonaventura Feuerer

Am Fest Mariä Lichtmess nimmt die kirchliche Liturgie seit alters Bezug auf den Abschiedsgesang des greisen Simeon: „Nun entlässt du, Herr, deinen Diener nach deinem Wort in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast vor allen Völkern: Ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel …“

Dieser Lichtgesang erklang am 2. Februar 1957 einem verstorbenen Missionar ins Grab – auf dem Klosterfriedhof in Reimlingen; Pater Bonaventura Feuerer, der über 50 Jahre im südlichen Afrika „Licht für die Heiden“ zu bringen sich bemüht hatte, war nach längerer Krankheit zu dem heimgegangen, den Simeon so hoch gepriesen hatte.

Pater Bonaventura war am 7. Juli 1883 zu Hemau bei Regensburg zur Welt gekommen. Mit 16 Jahren schloss er sich dem Missionskloster Mariannhill in Südafrika an; am ersten Adventssonntag 1900 erhielt er das Ordenskleid der Trappisten. 1908 wurde er zum Priester geweiht, und schon drei Jahre später übertrug man ihm die größte Missionsstation Natals, das südafrikanische Lourdes. Ab 1920 fand man den eifrigen Missionar überall dort, wo gerade Schwierigkeiten auftauchten. Er musste eine Art „Feuerwehrmann“ machen – im Dienste der Mission.

1932 nahm Pater Bonaventura am Generalkapitel der Mariannhiller Missionare teil (es fand in Würzburg statt) und kehrte dann wieder nach Südafrika zurück. Jetzt half er vor allem beim Auf- und Ausbau der neuen Diözese Mthatha/Transkei. Bei Bischof Grüter blieb er bis 1947. Sieben Jahre lang war er Geistlicher Beirat der „Katholischen Afrikanischen Union“, ein Amt, das viel Fingerspitzengefühl und Geschicklichkeit verlangte. Daneben betrieb er die Errichtung neuer Missionsstationen und half mit, wo immer er gebraucht wurde.

Die wohl härteste Prüfung seines Lebens kam 1952. Während seines Heimaturlaubes (der erste seit zwanzig Jahren) ernannten ihn die Ordensoberen zum Spiritual des Mariannhiller Piusseminars in Würzburg. Der glühende Missionar sollte die jungen Kleriker ins geistliche Leben einführen; sollte mithelfen, sie auf den Missionsberuf vorzubereiten. Pater Bonaventura fiel es unwahrscheinlich schwer, dazu Ja zu sagen. Sein Herz schlug nach wie vor für die Menschen im südlichen Afrika. Aber er stimmte dem Wunsch seiner Oberen zu; er gehorchte.

Und er gab sich viel Mühe, die junge Missionarsgeneration gleichfalls für sein geliebtes Afrika zu begeistern. Er selbst stand oft lange vor seinem offenen Fenster, versonnen träumend, voller Sehnsucht nach dem Süden… Wenn dann gerade zufällig jemand an seiner Tür klopfte, konnte es vorkommen, dass man ihn verlegen die Augen trockenreiben sah. Sein Herz blutete in heimlicher Liebe und stillem Verlangen nach seinen afrikanischen Christen. Heimisch wurde er in der „alten“ Heimat nicht mehr. Der alte Baum wurde mit dem ihm fremdgewordenen Umfeld nicht mehr fertig. 1955 setzte ein Schlaganfall seiner mit Würde und Opferkraft durchgestandenen „Verbannung“ ein Ende. Den Posten des Spirituals konnte er nicht mehr weiter betreuen; er bat um eine leichtere Aufgabe. So wurde er Hausgeistlicher bei den Schwestern in Hochaltingen. Aber Krankheit und Schmerzen nahmen wieder zu; er spürte sein Ende kommen. Nach Weihnachten wollte er noch einmal sein Heimatdorf besuchen, sowie seinen Bruder, der Priester in Regensburg war. Dort ereilte ihn am 30. Januar 1957 der Tod. Für ihn keine Überraschung; er hatte sich bestens auf diese letzte Reise vorbereitet. Mit Simeon konnte er singen: „Nun entlässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden…“ – 56 Jahre hatte er dem Orden gedient; 48 Jahre als Priester.

Pater Irenäus Johann Fiedler (1909 - 1982)

Pater Irenäus Fiedler

Seit einer Koronar-Thrombose im Jahre 1958 war Pater Irenäus nie wieder gesundheitlich voll auf der Höhe. Nur mit Hilfe von Pillen und Tabletten gelang es ihm, seinen täglichen Verpflichtungen nachzukommen. Im Laufe der Zeit wurde er sein eigener Doktor. Zu einem „echten Arzt“ ging er erst, wenn es keinen anderen Weg mehr gab. Es war für ihn ohnedies schwer genug, für die Routineuntersuchungen den Arzt aufzusuchen, denn er wusste gut genug, was der Arzt ihm sagen würde …, und am Essen Abstriche zu machen, war nicht, was er gerne tat. Pater Irenäus liebte das Leben.

Pater Irenäus war ein Mensch von grundsätzlich friedlichem Charakter – Freundlichkeit war sicher ein herausragendes Kennzeichen an ihm – und, obwohl er von seinem Temperament her rasch aufbrausen konnte, war er noch rascher bereit, zu vergessen und wieder zu lächeln.

Ein Blick auf sein Leben wird uns helfen, ihn noch besser zu verstehen. Pater Irenäus wurde am 12. Dezember 1909 in Neukenroth/Oberfranken in Deutschland geboren. Sein Abitur machte er in Lohr, trat im Anschluss daran in unser Noviziat in St. Paul, Holland, ein und legte dort am 4. Mai 1934 seine Erste Profess ab. Es folgten die philosophisch-theologischen Studien in Würzburg. Zusammen mit einer großen Gruppe von Mitbrüdern wurde er dort auch am 4. April 1938 zum Priester geweiht. Drei Monate und drei Tage nach seiner Priesterweihe kam er bereits in Mariannhill an, und einen weiteren Monat später begann sein Weg als Missionar. Seine erste Stelle war die eines Kaplans von Lourdes (April 1939). Schon in diesem ersten Jahr musste er für den erkrankten Pater Hotze in Mahobe aushelfen. Doch bevor das erste Jahr zu Ende war, kam er für ein Jahr in das Internierungslager. Anfang September 1939 war ja der Zweite Weltkrieg ausgebrochen. Nach Ablauf dieses Jahres wurden die meisten unserer deutschen Mitbrüder aus dem Lager entlassen, mussten sich aber im Monastery Mariannhill aufhalten und hatten dort kaum Möglichkeit in der Seelsorge tätig zu sein. Dieser Zustand dauerte volle vier Jahre bis zum Ende des Krieges im Mai 1945.

Er half in verschiedenen Pfarreien Durbans aus. 1946 wurde er dann Lehrer und Präfekt im St. Mary’s Seminar in Ixopo. Von dort kam er als Pfarrer nach Umzinto. 1952 musste er diese Stelle wieder verlassen, da er Novizenmeister in Mariannhill werden sollte. Doch bevor er diese Tätigkeit aufnehmen konnte, wurde er schwer krank und musste zwei Jahre lang immer wieder im Krankenhaus Hilfe suchen. Dann konnte er endlich mit seiner Aufgabe als Novizenmeister beginnen, bis ihn 1958 eine schwere Koronar-Thrombose erneut ans Krankenbett fesselte. Erfreulicherweise überstand er auch diese Krankheit und konnte wieder an Arbeit denken. Nun wurde er, es war 1960, Spiritual für unsere Kleriker in dem eben erst eröffneten Studienhaus Mount St. Bernard in Pretoria, dessen Rektor er dann 1973 wurde. Mit diesem Posten war auch die Pfarrseelsorge der Pfarrei St. Bernard verbunden. Auch half Pater Irenäus, soviel er konnte, aus, gab Exerzitien und war ordentlicher wie außerordentlicher Beichtvater für viele Klöster in Pretoria.

Die sich mehrenden gesundheitlichen Beschwerden zwangen ihn, 1981 die Pfarrerarbeit aufzugeben. Vom Rektorenposten war er schon seit 1976 entlastet worden, weil damals unsere Studenten zum Studium nach Cedara gingen.

Der aufgezeigte Lebensweg von Pater Irenäus lässt uns einen Mann erkennen, der, obwohl ernstlich in seinen Arbeitsmöglichkeiten beeinträchtigt, immer bereit war zu tun, worum man ihn bat: ein Priester und Ordensmann, der sich verfügbar hielt und der nicht aufgab, auch wenn er seine Grenzen durch seine angeschlagene Gesundheit reichlich zu spüren bekam. Bei all dem schien er nicht nur heiter und glücklich zu bleiben, sondern er schien auf allen Gebieten sich mehr Mühe zu geben, als wohl die meisten von uns sich normalerweise unter diesen Umständen geben würden. Pater Irenäus sah und verstand sich in hervorragendem Maße als Missionar, und weil es seine Gesundheit ihm nicht erlaubt, „draußen im Busch“ zu leben und zu wirken, wünschte er einen Ersatz dafür zu leisten. Man ist offensichtlich nicht nur ein Mariannhiller Missionar, wenn man „draußen im Busch“ lebt und arbeitet. Schließlich ist es unser Ideal und unsere Haltung, was die Echtheit und Wahrhaftigkeit unserer Existenz bestimmt, eine Echtheit, wie sie beispielhaft dargestellt ist im Leben und Werk von Abt Franz. Und ich wage zu sagen, dass Pater Irenäus ein mutiger Sohn und Schüler des großen Gründers von Mariannhill gewesen ist: ein ausgezeichnetes Beispiel eines frohen und glücklichen Missionars. Pater Irenäus starb am 10. Juni 1982 nach einer kurzen Krankheit und wurde in Mariannhill beigesetzt.

Bischof Adalbero Michael Fleischer (1874 - 1963) Der kleine Bischof mit den großen Ideen

Bischof Adalbero Fleischer

Im Menschenleben ist es oft so, dass die Größe einer Persönlichkeit erst nach ihrem Tod erkannt wird. Mitunter wird erst nach Jahrzehnten deutlich, wie sehr jemand in die Zukunft hineingewirkt hat. Bischof Adalbero Fleischer ging es so. Der kleine, zierliche Mann mit dem gepflegten Bärtchen und der dicken Brille wurde oft übersehen. Nicht zu übersehen sind indes (im nachhinein) sein Schaffen und Wirken. Was er im südlichen Afrika begann, hat nachhaltig auf die gesamte katholische Mission des Halbkontinents eingewirkt. Die Früchte der Ortskirche heute sind zum Großteil auch sein Verdienst. Fleischer (in der Taufe erhielt er den Namen Michael) wurde am 4. Januar 1874 in Dettelbach am Main geboren – damals etwa 1.500 Einwohner groß. Bekannt ist der Ort vor allem durch seine Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Gottesmutter. Der Vater war (dem Familiennamen widersprechend) Bäckermeister; die Mutter galt als still, fleißig und fromm; sie schenkte neun Kindern das Leben, drei starben bereits im Baby-Alter. Michael war der zweitälteste Sohn. Die vier Buben durften studieren, damals etwas Außergewöhnliches; alle vier wurden Priester – einer von ihnen Franziskaner. Michael besuchte das Kilianeum und das Neue Gymnasium in Würzburg und ging nach dem Abitur (1895) ins Priesterseminar der Diözese. 1899 wurde er von Bischof Ferdinand von Schlör zum Priester geweiht. Seine erste Stelle als Kaplan war in Rimpar; zwei Jahre später übernahm er die Seelsorge am Juliusspital in Würzburg und bereitete sich nebenbei auf den theologischen Doktorgrad vor. Schon damals unternahm er ausgedehnte Reisen, zum Beispiel nach Lourdes, ins Heilige Land, nach Ägypten, Griechenland, Italien, Schweden und England. Zu dieser Zeit reifte in dem jungen Weltgeistlichen der Gedanke, selbst in die Mission zu gehen. In einem Mariannhiller Kalender (und später in der Mariannhiller Zeitschrift) hatte er von Franz Pfanner und seiner Mission in Südafrika gelesen. Bei den Mariannhiller Mönchen in Würzburg (ursprünglich in der Reibeltsgasse) holte er sich weitere Informationen; dann bat er seinen Bischof um Erlaubnis, sich dem Orden anschließen zu dürfen. Mit 13 weiteren Klosterkandidaten reiste Fleischer 1908 von Würzburg über Köln nach England. Dort bestiegen sie einen Ozeandampfer und fuhren nach Südafrika. Fleischer war der einzige katholische Priester an Bord. Er hatte einen Messkoffer bei sich und konnte so täglich die Eucharistie feiern. In Mariannhill erhielt er (jetzt Pater Adalbero genannt) am 8. Dezember 1908 den Trappistenhabit. Während des Noviziats fand der Wechsel statt: Mariannhill wurde vom Ordensverband gelöst und Mutterhaus einer selbständigen Gemeinschaft von Missionaren, der Mariannhiller (CMM). Schon im März 1910 reiste Pater Adalbero in Begleitung des erfahrenen Bruder Nivard Streicher nach Rhodesien; Triashill (2.000 Meter über dem Meer) wurde seine neue Heimat. Es muss für den Jungmissionar etwas Aufregendes gewesen sein, hier wirken zu dürfen – in dieser landschaftlich wunderschönen Gegend, zusammen mit dem (heiligmäßigen) Bruder Ägidius Pfister und einer Reihe weiterer hervorragender Missionare. Leider wurde der Einsatz in Rhodesien während des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen. Nach der Versenkung der „Lusitania” (britischer Passagierdampfer) durch die Deutschen, mussten die Patres und Brüder das Land verlassen; sie wurden in Port Napier/Südafrika interniert. (Die Schwestern konnten im Lande bleiben, wurden allerdings in Salisbury, heute Harare, quasi unter Hausarrest gehalten.) Nach kurzer Zeit durften die Patres und Brüder das Lager wieder verlassen, mussten aber für den Rest des Krieges in Mariannhill bleiben. 1919 kehrte Pater Adalbero nach Triashill zurück, für kurze Zeit nur. Denn im März 1920 nahm er am Generalkapitel in Mariannhill teil, aus dem er als erster Generalsuperior der jungen Gemeinschaft hervorging. Jetzt musste er sein geliebtes Triashill für immer verlassen und nach Natal zurückkehren. Nur zwei Jahre später ernannte ihn Rom zum Apostolischen Vikar des neu errichteten Missionssprengels Mariannhill. Pater Adalbero führte beide Ämter, das des Generalsuperiors wie das des Bischofs, bis 1926 Pater Hermann Arndt die Leitung der Kongregation übernahm. Die Bischofsweihe fand am 15. August 1922 statt. Leitspruch des neuen Bioschofs war „Justitia et pax” (Gerechtigkeit und Frieden). Ein Motto, das Jahrzehnte später in vielen Ländern der Welt der sogenannten „Justitia et Pax-Kommission” den Namen gab; diese wurde zum Motor eines neuen Engagements innerhalb er Kirche im Kampf um Freiheit und Menschenrechte. Für Fleischer war es Ansporn und Ziel, dem südlichen Afrika Gerechtigkeit und Frieden zu verschaffen. Mit zu den weitsichtigsten Unternehmen des ersten Bischofs von Mariannhill zählen die Gründung einer einheimischen Schwesternkongregation (1924), eines Kleinen Priesterseminars in Ixopo (1925), einer einheimischen Priester- und Brüdergemeinschaft (1927) und des Großen Priesterseminars in Mariathal (1928). Jede dieser vier Gründungen war von eminenter Bedeutung, nicht nur für das Bistum Mariannhill, sondern für die gesamte katholische Kirche Südafrikas. Bischof Fleischer ist es zu verdanken, dass der Ordens- und Priesterberuf unter den schwarzen Katholiken in Natal zum Tragen kam. Ihm ist es zuzuschreiben, dass die Missionszentrale Mariannhill schon nach wenigen Jahrzehnten die mit Abstand meisten einheimischen Priester zur Verfügung hatte – im Vergleich zu allen anderen Diözesen des Landes. Auf Fleischer gehen auch zwei Neugründungen (Mhlabatshane (1931) und Umbumbulu (1945) zurück. Weite Teile seines Bistums wurden (1930) durch die Errichtung der Diözese Umtata/Transkei sowie der Diözese Kokstad (1935) abgetrennt. Die Pionierarbeiten waren in beiden neuen Missionssprengeln von Mariannhiller Missionaren geleistet worden. Ein anderer Markstein im Wirken Bischof Fleischers war die Gründung eines Anbetungsklosters; Anfang der 30er Jahre hatte er aus Koblenz Kapuzinerinnen nach Natal gerufen und ihnen in Melville am Indischen Ozean eine Niederlassung übergeben. Die ersten Schwestern trafen Mitte 1931 in Südafrika ein. Schon bald schlossen sich ihnen auch schwarze Mädchen an. Mit den Brüdern von Waldbreitbach holte sich Fleischer eine Brüdergemeinschaft in seine Diözese; sie übernahmen die Station Mhlabatshane. Die oben angeführten Fakten lesen sich schnell dahin; in Wirklichkeit steckten dahinter viel Planung und Organisation, aber auch viel Überzeugungskraft gegenüber den Mitarbeitern in den eigenen Reihen. Fleischer hatte von Anfang an ein klares Ziel vor Augen: die selbständige Ortskirche. Dieses Ziel ging er bewusst an; er ließ sich auch von Unkenrufen jener, die immer alles besser wussten, nicht davon abbringen. – Was die schwarze Schwesterngemeinschaft betrifft (im Volksmund nach ihrem Mutterhaus bald „Assisi-Schwestern” genannt), kamen die Mariannhiller Missionarinnen dem Bischof zu Hilfe. Schwester Aemiliana Armbruster CPS, eine Deutsch-Amerikanerin, assistierte als erste Generaloberin der jungen Gemeinschaft; Novizenmeisterin wurde Schwester Roswitha CPS, eine gelernte Philologin (Griechisch, Latein, Französisch), die auch Theologie studiert hatte. Ein ganz großes Hindernis, schwarze Mädchen für den Klosterberuf zu gewinnen, waren die einheimischen Bräuche und Sitten. Nach Auffassung der Schwarzen zählt eine Frau nur dann etwas, wenn sie Kinder gebiert. Dass ein Mädchen freiwillig ohne Mann bleiben will, dass es freiwillig auf die Mutterschaft verzichtet – das verstand damals kaum ein Schwarzer; und viele tun sich heute noch schwer damit. Die Väter dieser zum Schwesternberuf neigenden Mädchen fühlten sich obendrein um das Lobola (Heiratsgut) gebracht, das mitunter viele Ochsen und Ziegen, oder auch größere Geldbeträge umfasst. Aber Bischof Fleischer ließ sich auch da von seinem Vorhaben nicht abbringen. Manchmal, wenn der Vater einer angehenden Nonne auf Lobola bestand, zahlte das Kloster oder der Bischof den Betrag aus eigener Tasche. heute zählt die von Fleischer gegründete Schwesterngemeinschaft zu den größten einheimischen Kongregationen Südafrikas. Nicht wesentlich leichter, manchmal – vor allem in späteren Jahren – sogar schwieriger war es bei der Gründung der Priester- und Brüderkongregation von Kwa Sankt Joseph. Ende 1923 meldeten sich die ersten schwarzen Bewerber, ein Priesterkandidat und vier Brüderaspiranten, 1934 hieß es in einem deutschen Missionsmagazin über diese Ordensgemeinschaft: „Die meisten Mitglieder hat wohl die von Msgr. Fleischer gegründete einheimische Genossenschaft der Franziskaner Familiaren vom hl. Josef. Sie verspricht, die erste afrikanische Priestergemeinschaft zu werden; denn sieben ihrer Mitglieder widmen sich bereits dem theologischen Studium. 21 sind Laienbrüder, 10 haben zeitliche Gelübde.” (KM 62/Düsseldorf 1934) 1937 wurde das erste Mitglied dieser Gemeinschaft zum Priester geweiht: Father Pius Bonaventura Dlamini; er wurde 1954 zum ersten schwarzen Bischof der katholischen Kirche in Südafrika geweiht und hat bis 1968 die Diözese Umziumkulu geleitet. Auch dieser Missionssprengel war ursprünglich ein Teil er Diözese Mariannhill. Die von Fleischer gegründete Gemeinschaft wurde in den 70er Jahren in einen größeren franziskanischen Ordensverband eingegliedert. Die Schule war schon für Franz Pfanner, den Gründer von Mariannhill, ein überaus wichtiges Hilfsmittel bei der Verkündigung des Glaubens. Ohne das starke schulische Engagement wäre in der katholischen Kirche Südafrikas vieles nicht erreicht worden. Bischof Fleischer führt die „Schulpolitik” des Gründerteams von Mariannhill konsequent fort. Die besondere Aufmerksamkeit in der Mission müsse der Schule gelten, dem guten Stand der Schule gelten, dem guten Stand der Schule, sagte Fleischer schon kurz nach seinem Amtsantritt. „Für uns ist die Schule nicht bloß eine Lehr-, sondern auch eine Erziehungsanstalt. Grundlage dafür ist und bleibt unsere Religion.” Dazu holte sich Fleischer oft den Rat seines Mitbruders Pater Bernhard Huss, eines Schul- und Sozialexperten, der übrigens auch den Unterrichtsplan für das Priesterseminar in Mariathal entworfen hatte. Huss war von 1915 bis 1930 Direktor des St. Francis College sowie des Lehrerseminars in Mariannhill – zwei ganz berühmte Schulen dieser Art im südlichen Afrika. Huss war es auch, der über Fleischer auf die Südafrikanische Bischofskonferenz Einfluss nahm; mit Fleischers Rückendeckung konnte der „Sozialreformer” die Gründung der Catholic African Union (CAU), einer Dachorganisation aller kirchlicher Vereine und Organisationen, durchsetzen. Damit sollte dem damals übermächtigen Einfluss kommunistischer Gewerkschaften in Südafrika Einhalt geboten werden. Ohne die „Schützenhilfe” durch Bischof Fleischer hätte Huss seine sozialen Ideen auf Landesebene kaum zum Tragen bringen können. Bischof Fleischer leitete 28 Jahre lang die Geschicke der Diözese Mariannhill. Seine jährlichen Hirtenbriefe weisen ihn als einen aufgeschlossenen und wachen Seelsorger aus. Mit Mut und Ausdauer kündete er das Evangelium, wies auf Missstände hin, forderte den vollen Einsatz seiner Mitarbeiter. Die Themen seiner Rundschreiben spiegeln seinen Weitblick wider. Ob es dabei um Ordensnachwuchs oder einheimische Weltpriester ging, um konkrete Ratschläge für die Fastenzeit oder um christliche Erziehung in den Familien, ob um die Sonntagsheiligung oder um die Gefahr des Bolschewismus, ob um das Christentum als Religion des Kreuzes, oder um das Heilige Jahr – was Fleischer anderen empfahl, von ihnen forderte – er lebte es stets selber. Als er 1950 auf sein Bischofsamt verzichtete (sein Nachfolger wurde der aus Unterpleichfeld bei Würzburg stammende Mariannhiller Alfons Streit), konnte er auf eine sehr segensreiche Amtszeit zurückblicken. Aber auch danach gönnte er sich keine Ruhe. er war viel unterwegs, warb weiterhin um Missionsberufe und Missionsinteresse. Auch lehnte er es energisch ab, nach Deutschland zurückzukehren: „Meine Heimat ist Afrika und Mariannhill”, sagte er; „dort möchte ich leben und am Ende meines Lebens auch sterben.” Sein Wunsch ging in Erfüllung. Er starb in Mariannhill am 19. März 1963 im Alter von 89 Jahren. Acht Tage später wurde er in der Kathedrale beigesetzt. Mehr als 100 Priester, viele Ordensleute und weit über tausend schwarze und weiße Christen gaben ihm das letzte Geleit. Mit Bischof Fleischer verloren die Mariannhiller einen ihrer ganz großen Missionare. Seine zähe, ausdauernde Art ließ immer auch Güte und Freundlichkeit zu; seine tiefe sympathische Stimme, seine klugen Augen, seine asketische Gestalt, kurzum, sein ganzes Wesen wirkte positiv auf all jene, die ihm begegneten. Fleischer forderte viel von sich selbst; er war sportlich, legte stundenlange Fußmärsche zurück, ohne zu ermüden, und erfreute sich zeitlebens guter Gesundheit. Durch regelmäßiges Schwimmen hielt er sich fit. Persönlich lebte er einfach, fast asketisch. Auch nach seiner Abdankung wollte er nichts anderes als „ein Ordensmann im Kloster” sein – und ein Missionar. Er wird in die Geschichte der katholischen Kirche Südafrikas eingehen als einer der großen Männer, die rechtzeitig das Richtige erkannten und dies dann auch durchzuführen verstanden. Fleischer war ein Mann mit großen Ideen, aber auch ein Mann der Stunde.

Pater Bernhard Franke (1903 - 1980) Ein Freund der Bienen und Blumen

Pater Bernhard Franke

Seine oberschlesische Heimat (er wurde am 1. Februar 1903 in Wackenau geboren) nannte er mit Vorliebe “ein Stück Himmel auf Erden”. Ihr verdanke er seine Naturliebe und sein Talent, mit Tieren umzugehen. Bienen hatten es ihm schon in seiner Jugend angetan; die Freude an Bienen machte ihn zum leidenschaftlichen Imker.

Nach der Volksschule ging er bei einem Müller in die Lehre. Dass er mit Leib und Seele diesen Beruf liebte, ging auch noch nach Jahrzehnten aus seinen wiederholten Äußerungen über diese Zeit hervor. Doch bei aller Freude am Müllerberuf, er spürte, dass Gott ihn zu einem anderen Dienst ausersehen hatte. Als dann gerade ein Mariannhiller Pater vorbeikam und von der Möglichkeit sprach, auch als Spätberufener noch zum Priestertum zu kommen, war dies für den jungen Müllersburschen ein deutlicher Wink. Er meldete sich schnurstracks in Reimlingen an; 1925 konnte er seine Gymnasialstudien abschließen. Es folgten das Noviziat und die theologische Ausbildung in Dillingen und Würzburg. Die Priesterweihe empfing Pater Bernhard 1930; anschließend machte er in Breslau das Mittelschulexamen und wurde danach Lehrer in Langenbielau und Schurgast/Schlesien. Der Zweite Weltkrieg unterbrach seine Lehrtätigkeit; nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft setzte er sie in Reimlingen fort. Hier war er auch zeitweise Superior des Hauses. Seit 1965 wirkte er an der Wallfahrtskirche in Oelinghausen; viele Kirchenbesucher ließen sich von seinen originellen Predigten begeistern. Auch unzähligen Brautleuten gab er praktische Ratschläge mit ins gemeinsame Leben.

Pater Bernhard war ein kindlich frommer Priester; wer ihn kannte, schätzte seine Güte und Hilfsbereitschaft. Er sah nur das Gute im Menschen; das Böse mühte er sich, in Gutes zu wandeln. Keine Arbeit war ihm zu schmutzig. Oft fand man ihn im Garten bei seinen Bienen und Blumen. Hier fühlte er sich am wohlsten; hier hat er ein Stück Heimat wiedergefunden, “ein Stück Himmel”, wie er schmunzelnd kommentierte.

Gegen Ende des Jahres 1979 musste Pater Bernhard ins Krankenhaus gebracht werden. Beim Verlassen des Klosters sagte er: “Das ist mein Abschied für immer!” So war es. Während er sich in Reimlingen erholen wollte, wurde sein Gesundheitszustand von Tag zu Tag schlechter. Kurz vor Erreichung des 77. Lebensjahres starb er – versöhnt und zufrieden mit Gott und der Welt. Auch im Jenseits, so hoffte er, würde es Immen geben – und viele, viele Blumen …

 

Der Heiratspater – Pater Bernhard Franke CMM (1903-1980)

Der am 1. Februar 1903 geborene Bauernsohn Bernhard Franke aus Weckenau in Oberschlesien hat nach dem Besuch der Volksschule eine Lehrstelle bei einem Müller bekommen. Das war in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg ein Glücksfall. Wer in der Mühle arbeitete, hatte keine Brotsorgen. Trotz dieses sicheren Arbeitsplatzes machte sich Bernhard mit der Reichsbahn auf den Weg nach Reimlingen. Von Oberschlesien nach Schwaben war damals eine halbe Weltreise. Sein Ziel war die Spätberufenenschule der Missionare von Mariannhill. Dort konnte man in wenigen Jahren zum Abitur kommen, um dann Priester zu werden. Dazu gehörte eine Portion Mut und Gottvertrauen. Beides besaß Bernhard Franke.

Schon 1925 bestand er das Abitur. Er trat in den Orden ein. Frater Bernhard studierte in Würzburg und empfing 1930 die Priesterweihe. Er hoffte in die Mission nach Südafrika ausgesandt zu werden wie einige seine Mitbrüder. Die Oberen meinten, er habe das Talent zu einem guten Lehrer, deshalb schickten sie ihn nach Breslau, um das Lehrerexamen zu erwerben. Mit diesem Examen konnte er an der Ordensschule in Schurgast unterrichten. Gerne übernahm er Aushilfen in den umliegenden Pfarreien. Schon bald wusste jeder, wenn Pater Franke auf den Ostermorgen zu sprechen kam, war das „Amen“ nicht mehr weit. Besonders gefragt war er als Beichtvater wegen seiner aufbauenden Zusprüche.

Zunehmend machten sich die Schikanen der Hitlerpartei bemerkbar. Sie gipfelten in der Schließung der Schule 1941. Pater Bernhard Franke wurde eingezogen. Er kam als Sanitäter zum Einsatz und geriet in Gefangenschaft. Nach dem Krieg konnte er nicht mehr nach Schurgast zurückkehren. Es war polnisch geworden. In Reimlingen aber wurde Pater Franke notwendig gebraucht. Er übernahm den Unterricht am Gymnasium und an der Schule für Spätberufene in den Fächern Geographie und Geschichte. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Bodenschätzen eines Landes. Sie sollten sich die Schüler einprägen. Nach ihnen fragte er in den Prüfungen. Nicht jeder sah ein, dass er sein Gedächtnis mit solchen Dingen belasten sollte. Damit war das Spicken vorprogrammiert. Wenn Pater Franke einen erwischte, konnte er sich darüber kindlich freuen und in jeder anderen Klasse erzählte er von seinem Erfolg, um gleichzeitig davor zu warnen, sich einen Sechser einzuhandeln.

Wenn die Arbeiten zurückgegeben wurden, war der eine und andere mit seiner Note nicht zufrieden. Das konnte den guten Pater auf die Palme bringen. Frühzeitig mahnte dann ein Schüler: „Herr Pater, denken Sie an Ihren Blutdruck!“ Wenn er am Nachmittag bei seinen Bienen verweilte, dann war aller Ärger mit aufmüpfigen Schülern vergessen. Um seinen Blutdruck zu senken, machte Pater Franke von Zeit zu Zeit eine Knoblauchkur. Dann durfte er sich nicht im Kreis der Mitbrüder blicken lassen.

Er besaß die besondere Gabe Heiraten zu vermitteln. Das sprach sich bei jungen Leuten herum. Bald jede Woche hatte er eine Trauung. Einmal fuhr er bis nach Hamburg, um ein Paar, dessen Ehe er gestiftet hatte, zu trauen. In Hamburg angekommen, wollte er sich für die Übernachtung kein teures Zimmer mieten. Er ging auf einen Parkplatz. Dort fand er ein unverschlossenes Auto. In dies setzte er sich und schlief den Schlaf des Gerechten. Als er am nächsten Morgen aufwachte, verließ er rasch das Auto und konnte noch sehen, dass der Besitzer zurückkam.

Die Reimlinger Jahre waren sehr reiche Jahre. Nicht so anstrengend war es für ihn dann, als er 1965 nach Oelinghausen versetzt wurde. Hier konnte er sich nun ganz der Seelsorge widmen. Den Bienen galt nach wie vor seine Zuwendung. Auch hier konnte er noch manche Ehe stiften. Er hatte ein feines Gespür, was zusammenpassen könnte. Als er 1979 schwer erkrankte, brachte man ihn zur Pflege nach Reimlingen. Dort starb er kurz nach seinem 77. Geburtstag und wurde auf dem Klosterfriedhof bestattet.

Quelle: Monsignore Ludwig Gschwind

Bruder Markus Fridolin Frei (1892 - 1976) Also sprach der Mann aus Thurgau…

Bruder Markus Frei

Den Thurgauern sagt man bekanntlich nach, sie nähmen alles mit, was nicht niet- und nagelfest sei. Bruder Markus – er wurde am 22. September 1892 im thurgauischen Lanzenneunforn geboren – nahm das niemandem übel; ganz im Gegenteil, er erzählte gerne Thurgauer Witze. Und über seine Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit sowie seinen Fleiß herrschte bei niemandem Zweifel, der ihn kannte. Bruder Markus war ein Mann des Gebetes, der Arbeit und des Humors – stets neu gespeist von einem tiefen Glauben. Den hatten ihm schon seine Eltern (einfache Bauern) mit in die Wiege gelegt. Er stammte aus einer kinderreichen Familie, und schon als Kind musste der kleine Fridolin (sein Taufname) hart zupacken. Einfachheit und Anspruchslosigkeit, wie er sie zu Hause gelernt und geübt hatte, blieben ein Leben lang seine Begleiter.

Mit 28 Jahren vertauschte er das hügelige Heimatland mit den weiten Ebenen Hollands; dort war er den Mariannhillern beigetreten. Nach der Ordensprofess wurde er in die Afrikamission entsandt – ins heutige Simbabwe. Bruder Markus arbeitete vor allem als Landwirt, aber zeitweise auch als Bubenpräfekt und Lehrer. Zuerst war er in Mashonaland tätig, vor allem in Sankt Benedikt; dann – von 1932 bis 1954 – auf der großen Missionsfarm von Empandeni. Hier war er Schaffner und Internatsleiter, gleichzeitig Landwirtschaftslehrer für die einheimischen Jugendlichen. Es folgten zehn Jahre in der Landwirtschaft von Regina Mundi am Gwaaifluss und, ab 1964, nochmals zwölf Jahre in Fatima. Pater Waldemar Regele, der Rektor dieser Station, meinte damals, der 72jährige habe sich einen „Alterssitz“ ausgesucht. Doch dem war nicht so. Bruder Markus packte noch tüchtig zu; er schaute nach den Feldern, nach der Bewässerungsanlage und nach den Kühen und Schweinen, auch wenn es jetzt keine 500 Tiere mehr waren, wie zur Zeit, als er noch in Empandeni wirkte; aber auch die Mais- und Erdnussfelder brauchten ständig Überwachung, und das Vieh blieb auch in Fatima sein „Hobby“. Er führte genau Buch über die Milchleistung seiner Kühe und sorgte dafür, dass die Tiere regelmäßig zum „Dippen“ (Anti-Insektenbad) getrieben wurden. Bei dieser Gelegenheit zählte er auch immer „die Häupter seiner Lieben“.

Vor allem aber war Bruder Markus ein vorbildlicher Ordensmann. Er hatte frühzeitig gelernt, mitten in der Arbeit aufzuhören, wenn die Glocke zum Angelus läutete. Dass es im Kloster schon mal unterschiedliche Meinungen gebe, war ihm schon im Noviziat klargeworden. In Sankt Paul/Holland, so erzählte er gerne immer wieder, musste er eines Tages Mist aufs Feld fahren. Unterwegs begegnete ihm und seinem Mitbruder Pater Isembard Leyendecker, der Hausobere. Er tadelte die beiden Novizen, weil sie zu wenig aufgeladen hätten. Als gehorsame „Neulinge“ luden sie das nächstemal mehr auf – und blieben stecken. Beim abendlichen Unterricht tadelte sie der Magister, Pater Ephrem, sie würden die Pferde quälen und das Material ruinieren; sie hätten viel zu viel aufgeladen! Schmunzelnd kommentierte Bruder Markus dazu: „Da merkte ich, dass es im Kloster auch nicht immer einfach ist, und dass man auch da unterschiedlich denkt!“

Sein Thurgauer Humor ließ ihn auch später nicht im Stich. Und wenn ihm über seine Mitmenschen nicht gerade etwas Witziges einfiel, dann nahm er seine Schweizer Landsleute aufs Korn: Was denn der Unterschied sei zwischen dem Mond und einem Thurgauer? Antwort: Der Mond nimmt zu und ab; der Thurgauer nimmt ab und zu.

Sehr ulkig ging es zu, als Bruder Markus nach 32 Jahren in der Afrikamission erstmals wieder seine Schweizer Heimat besuchte. Auf dem Bahnhof in Zug schaute er sich nach Bekannten um, die ihn abholen sollten. Er erkannte niemanden. Eine ältere Frau ging suchend auf und ab; schließlich sprach sie den Mann mit dem langen Bart an und fragte: „Sind Sie vielleicht der Bruder Markus?“ Der, in seiner gewohnt trockenen Art: „Ja, und wer sind Sie?“ – Die Frau: „Ich glaube, ich bin Deine Schwester!“

Als er noch lebte, kursierten schon Dutzende von Episoden und humorvollen Aussagen des Mariannhiller Bruders. Heute nach seinem Tod (er starb am 8. Juni 1976 auf der Fatima-Mission/Simbabwe) werden sie schmunzelnd von seinen Mitbrüdern weitererzählt – ein liebevolles Gedenken an einen Mann, den alle gern hatten. Seine letzte Rede hielt er übrigens knapp 14 Tage vor seinem Tod. Dr. Rothschuh, die viele Jahre das Fatima-Krankenhaus geleitet hatte, wurde verabschiedet, ehe sie nach Deutschland zurückkehrte. Bruder Markus, der Senior der Station, sollte auch ein paar Worte sagen. Erst druckste er ein wenig herum, dann sprach der gütige Schelm: „Ich danke Ihnen, Frau Doktor, für die Sorgen, die Sie mit den Patienten hatten, für die Sorgen, die Sie mit den Kindern hatten und für die Sorgen, die Sie (jetzt schielte er verschmitzt zu Pater Waldemar hinüber) mit dem Rektor der Station hatten!“ – Alle klatschten Beifall. Und alle wussten – so, humor- und liebevoll, werden wir ihn auch über das Grab hinaus in Erinnerung behalten!

Pater Michael Frey (1903 - 1978)

Pater Michael Frey

Pater Michael Frey, ein Oberbayer aus Oberndorf, war Spätberufener. 1931 wurde er, 27 Jahre alt, zum Priester geweiht. Zwei Monate später reiste er ins südliche Afrika. Zuerst wirkte er in Bulawayo und Embakwe/Rhodesien; ab 1942 in Natal, zunächst in Maristella, dann als Prinzipal am St. Francis College in Mariannhill. 1966 wurde er Provinzial mit Sitz in Melville am Indischen Ozean. Er übte dieses Amt neun Jahre lang aus. Sprichwörtlich waren seine gute Laune, sein Optimismus und seine Fähigkeit, nie ganz die Hoffnung aufzugeben. Er starb im Herbst 1978 im Alter von 75 Jahren.

Bruder Makarius Michael Friedlein (1872 - 1946) Vom Schuhmacher zum Müllermeister

Er war gelernter Schuster, als er mit zwanzig Jahren in Mariannhill eintrat. Geboren wurde er am 3. Dezember 1872 in Götzingen/Baden, doch das “Ländle” war ihm zu klein; er wollte nach Südafrika. Dem Ruf Franz Pfanners folgend, trat er die lange Seereise an.

Da man im Missionszentrum keinen weiteren Schuster brauchte (es war schon einer zu Werke), sandte man ihn als Verkäufer in die Klostermühle. Im Nu lernte er, so nebenbei, auch Englisch und Zulu. Das kam ihm bald zugute, denn er durfte so manchen Eingeborenen auf den Empfang der heiligen Taufe vorbereiten.

Später wurde Bruder Makarius Müllermeister von Reichenau; aber auch hier wirkte er im “Nebenberuf” als Katechet. – In Citeaux übernahm er zeitweise den Posten des Schaffners. Ähnliche Aufgaben hatte er in Einsiedeln und Maria Ratschitz. Auf der zuletzt genannten Missionsstation leitete er eine große Angora-Ziegenzucht. Da es an Wasserkraft fehlte, betrieb er eine kleine Dampfmühle, um den Mehlbedarf für Station und benachbarte Eingeborene sicherzustellen.

Bei den Einheimischen war Bruder Makarius sehr beliebt. Mit viel Umsicht und Ausdauer widmete er sich allen anstehenden Arbeiten, ohne dabei die Pflichten als Ordensmann zu vernachlässigen. Sogar die weißen Farmer der Umgebung schätzten sein Wissen und seine Hilfsbereitschaft; sie wählten ihn zum Vorstand ihres Bauern-Verbandes.

Gegen Ende seines Lebens wurde ihm die Missionsfarm von Mariannhill übertragen, eine Aufgabe, die er mit viel Liebe und Gelassenheit ausfüllte. Was er die Einheimischen zu lehren suchte, lebte er ihnen auch vor. Sein Beispiel war seine beste Anleitung.

Kurz nach seinem Goldenen Professjubiläum (1944) nahmen seine Kräfte rapide ab. Er musste ins Altenheim, wo er am 2. April 1946 starb. Auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill harrt er gemeinsam mit vielen Missionspionieren der ewigen Auferstehung.

Pater Vitalis Fux (1899 - 1966) Dass Sterben so schön sein kann!

Pater Vitalis Fux

Als er am 7. Dezember 1966 in Südafrika starb, war er wohl der bekannteste Schweizer Mariannhiller Missionar. Tausende von einheimischen Gläubigen trauerten in tiefer Wehmut. Pater Vitalis stammte aus Sankt Nikolaus im Wallis/Schweiz, wo er am 26. Februar 1899 geboren wurde. Nach dem Besuch der Volksschule ging er an das Diözesankolleg in Brig, wechselte später zu den Mariannhillern über und setzte seine Studien in Holland fort. Nach zwei Jahren Hochschulstudium an der Universität Würzburg sandten ihn seine Ordensoberen nach Südafrika. In Mariathal beendete er seine theologischen Studien; hier wurde er 1926 zum Priester geweiht.

Der Neupriester übernahm Seelsorgearbeit in Umsinsini/Natal und Mariannhill, der damals größten Missionspfarrei der Diözese. Große Verdienste erwarb er sich vor allem um den Ausbau der Außenstationen und Außenschulen. Mit den kommunistisch beeinflussten Gewerkschaften führte er harte Auseinandersetzungen. Ihm ging es um die Verbreitung der katholischen Soziallehre, wie sie von dem bekannten Sozialreformer Pater Bernhard Huss seit Jahren verkündet wurde.

1933 ging Pater Vitalis “für ein Jahr” in die Schweiz, um Gelder zu sammeln für den Ausbau der Kevelaer-Mission. Aus dem beabsichtigten Jahr wurden viele Jahre, denn er wurde, zusammen mit Pater Meinrad Bechtiger, beauftragt, die Schweizer Mariannhiller Provinz zu errichten. Zunächst wirkte er in Altdorf; dann baute er das Missionshaus in Brig, das bis heute im Wallis “Aushängeschild” der Mariannhiller geblieben ist. Er galt als ein tatkräftiger und sparsamer Organisator. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden seine Pläne, in die Afrikamission zurückzukehren, zunächst vereitelt. Erst 1947 konnte er erneut gen Süden ziehen. In Umbumbulu und Kevelaer leistete er hervorragende Missionsarbeit. Unter seiner Führung wurde Kevelaer-Mission der erste große Marienwallfahrtsort im südlichen Afrika. Mit dem Pilgerort am Niederrhein und der Diözese Münster knüpfte Pater Vitalis enge Bande.

Die beiden letzten Stationen seines Lebens waren Clairvaux/Natal und Park Rynie. Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Abt-Franz-Pfanner-Forschung, der er sich in seiner freien Zeit widmete.

Unter seinen Mitbrüdern nahm sich der Schweizer Missionar wie ein Riese aus: gigantisch waren schier alle seine Pläne. Bei den Einheimischen war er beliebt: sie wussten, dass hinter seinem rauen Äußeren, hinter dem Draufgänger, ein herzensguter Mensch stand. Als Prediger hat er viele Menschen erreicht, und in seiner Heimat Unzählige für die Mission begeistert.

Bei all seiner Vitalität, bei allem Organisationstalent blieb Pater Vitalis ein frommer Priester, der nicht selten schon um vier Uhr aufstand, um sein Brevier zu beten und die Stille zur Meditation zu nützen.

Kurz vor seinem Tod bat er einen befreundeten Mitbruder, ihm die Präfation der Totenmesse und des Dreifaltigkeitsfestes vorzusingen. Anschließend bemerkte der Todkranke: “Ich hätte nicht gedacht, dass Sterben so leicht und so schön sein kann!”

Pater Konrad Max Gietzinger (1912 - 1987)

Pater Konrad Gietzinger

In Pater Konrad Gietzinger haben wir einen eifrigen Missionar verloren.

Max – so lautete der Taufname von Pater Konrad – wurde am 6. Oktober 1912 als viertes Kind seiner frommen Eltern zu St. Georgen bei Salzburg in Österreich geboren. Von 1918 bis 1926 besuchte Max in seiner Heimat die Volks- und die Fortbildungsschule; „nebenbei hieß es schon tüchtig in der Landwirtschaft mitarbeiten“, wie er in seinem Lebenslauf schreibt. Mit 15 Jahren erst kam er in das Bubenseminar Borromäum der Diözese nach Salzburg. Acht Jahre verbrachte er hier und schloss seine Gymnasialstudien „mit Auszeichnung“ am 12. Juni 1935 ab. In dieser Zeit war in Max bereits der Wunsch wach geworden, Missionar zu werden. Mit Eifer war er Mitglied eines Vereins, der den Missionsgedanken pflegte. Nach seiner Matura eröffnete er seinen Plan seinem Vater, der aber davon nichts wissen wollte. So entschloss sich der Maturant, ins Salzburger Priesterseminar einzutreten und seine philosophisch-theologischen Studien zu absolvieren. Während der ganzen Zeit jedoch ließ ihn das Gefühl nicht los, in diesem Haus „nicht ganz am rechten Platz“ zu sein. Am 9. Juni 1939, das war kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wurde er zum Priester geweiht. Zur Vollendung seiner Studien musste er jedoch noch in Salzburg bleiben. Am 1. März 1940 wurde ihm bescheinigt, dass er „die Studien den bestehenden Anordnungen gemäß mit gutem Erfolg vollendet“ habe. Nun hätte der erste Einsatz in der Seelsorge folgen können, doch zu diesem Zeitpunkt hatte der Neupriester Max Gietzinger bereits seinen Einberufungsbefehl in der Tasche. Er wurde als Truppensanitäter ausgebildet und kam bald an die Front. Von dieser Zeit schreibt Pater Konrad: „Hinter der Front durfte ich Wunden des Leibes und der Seele heilen helfen. Ich erlebte dabei die glücklichsten Stunden meines Lebens.“

Im Mai 1945 kam Pater Konrad heil vom Krieg nach Hause. Jetzt erhielt er seine erste Anstellung in der Seelsorge; er wurde Kooperator in Stumm im schönen Zillertal. Aber wieder und verstärkt meldete sich in ihm der Wunsch, in der Mission arbeiten zu dürfen. Über einen Exerzitienmeister, der sein Anliegen verstand, kam er in Verbindung mit unseren Mitbrüdern in Riedegg, und in Riedegg konnte er am 5. August 1948 sein Noviziat beginnen.

Bald nach seiner Ersten Profess am 15. September 1949 wurde Pater Konrad in die Mission ausgesandt. Zu Beginn seines Missionarslebens war er als Kaplan auf verschiedenen Stationen tätig, während er sich bemühte Englisch und Zulu zu lernen. Zu nennen sind hier Ötting, das Herz-Jesu-Heim der Schwestern, das St. Francis College in Mariannhill, Centocow, Einsiedeln und Maris Stella. Im Dezember 1953 wurde er dann zum Rektor von St. Patrick’s Mission und des Klosters der Franziskaner in Emabheleni ernannt. Auf diese Mission wurde er später noch zweimal geschickt.

Anschließend war Pater Konrad acht Jahre lang (1960 bis 1968) Rektor des kleinen Seminars in Ixopo (St. Mary’s Seminary). Viele junge Männer in der Diözese Mariannhill und darüber hinaus erinnern sich noch heute an die Güte ihres damaligen Rektors und an seine taktvolle Art, mit der er die Probleme zu lösen versuchte.

Vor seiner Rektoratszeit in Ixopo wirkte Pater Konrad von 1954 bis 1960 in Kevelaer. Dorthin kam er nach der Seminartätigkeit nun wieder. Es folgte dann eine dritte Periode in St. Patrick’s Mission (1969 bis 1974) und eine zweite in Ötting (1974 bis 1980). Dann erreichte ihn der Ruf nach Mhlabatshane Mission mit der Pfarrei Mkunya, die in der Folgezeit sein besonderes Missionsgebiet sein sollte. Obwohl Pater Konrad schon auf die Siebzig zuging, schonte er sich nicht. Stundenlang war er zu Fuß Hügel auf, Hügel ab unterwegs, um die Plätze zu besuchen, die man mit dem Auto nicht erreichen konnte. Zu den vielen Kranken brachte er Hilfe und Trost. Gerade dies scheint sein besonderes Charisma gewesen zu sein, das sich bei ihm ja schon in der Kriegszeit gezeigt hatte. In diesen abgelegenen Gegenden ließ er auch einige schöne Kirchen bauen.

Pater Konrad zeichnete eine tiefe Verehrung der Gottesmutter aus. Deshalb ernannte ihn der Bischof auch zum Geistlichen Beirat der Marianischen Kongregation in der Diözese Mariannhill. Wegen seiner persönlichen Frömmigkeit wählten ihn viele, Ordensleute und Laien, zu ihrem Beichtvater.

Was ihm manchmal schwer fiel, war die Annahme der Neuerungen in der Liturgie und in der Pastoral, die mit dem II. Vatikanischen Konzil in Kraft traten und Praxis wurden. Er litt unter dieser Entwicklung, und es mag sein, dass auch einige seiner Mitbrüder unter seiner Haltung in diesen Fragen gelitten haben. Aber sicher war, dass ihn eine große Liebe zu seinem Herrn

und zu seinen Mitmenschen beseelte, in denen er immer das Gute sah. Von sich selbst hatte er eine geringe Meinung, und in seiner Bescheidenheit trat er stets in den Hintergrund. Für sich selbst brauchte er nur wenig. Dafür war er umso großzügiger und freigebiger mit den vielen Gaben und Geschenken, die er von Freunden und Wohltätern aus der Heimat erhielt.

Als ihn seine letzte Versetzung Anfang des Jahres 1987 erreichte, diesmal nach Himmelberg, verweigerte er sich der neuen Aufgabe nicht. Doch seine Gesundheit tat es: im Mai musste er sich einer schweren Krebsoperation unterziehen. Danach setzte er alle seine Hoffnung auf eine Kur in seiner Heimat Österreich. Er begann diese Kur zwar, konnte sie aber nicht durchhalten. Sie strengte ihn zu sehr an. Trotzdem rechnete er damit und freute sich darüber, wieder in seine geliebte Mission zurückkehren zu dürfen. Am 20. Oktober 1987 jedoch nahm ihn der Herr in seinem Elternhaus in St. Georgen bei Salzburg zu sich.

Bruder Quirinus Josef Glatter (1865 - 1946) Erinnerungen eines Vielgereisten

Der in Petschkam/Schlesien am 13. März 1865 geborene Josef (Taufname) Quirinus Glatter erlernte nach der Volksschule das Schusterhandwerk und ging dann, wie damals allenthalben üblich, “auf die Walz”. Es muss für den flotten Handwerksburschen ein sehr abwechslungsreiches Wanderleben gewesen sein, das ihn durch viele europäische Länder führte – unter anderem auch nach Holland, Frankreich und Italien –, ferner in die USA und ins Heilige Land. Vielleicht war es die Liebe für ferne Länder, die ihn 1897 nach Südafrika ziehen ließ, wo er bei den Trappistenmissionaren in Mariannhill eintrat.

Das strenge Klosterleben bedeutete für den quirligen Wandersmann einen tiefen Einschnitt; jetzt hieß es, sesshaft werden, Stillschweigen halten, beten und arbeiten, durchhalten, auch wenn die Gedanken und Träume in die Ferne wanderten. Bruder Quirinus mühte sich sehr, aber nach acht Jahren gab er auf; er bat um die Lösung seiner Ordensgelübde, was ihm 1905 gewährt wurde.

Zum Erstaunen aller blieb er aber in Mariannhill als Oblatenbruder. Lose der Missionszentrale angeschlossen, wirkte er noch vierzig Jahre im Dienste des Ordens und der Weltkirche. Ein “Laien-Helfer”, der sich an die Gelübde hielt – freiwillig und ohne bindendes Versprechen.

Als Schuster zog er auch auf die verschiedenen Stationen hinaus – vielleicht von der Wanderlust seiner früheren Jahre angetrieben – half eine Zeitlang aus, reparierte Schuhe und Sandalen und kehrte wieder nach Mariannhill zurück. Nebenbei reparierte er defekte Uhren und machte sich auch sonst nützlich, wo eben gerade Not am Mann war.

Über seine vielen Reisen und Wanderungen führte er Tagebücher. Er hat sie später überarbeitet und der Redaktion von “Vergißmeinnicht” (Vorläufer des Missionsmagazins “mariannhill”) zum Abdruck angeboten. Sie erschienen vor dem Ersten Weltkrieg als “Erinnerungen eines Vielgereisten” und fanden bei den Lesern großen Anklang. Bruder Quirinus war ein hervorragender Erzähler.

Als er aus Alters- und Gesundheitsgründen seiner Arbeit als Schuster nicht mehr nachgehen konnte, zog er sich ganz nach Mariannhill zurück, half aber auch jetzt noch mit, soweit er eben konnte, oft sogar beim Holzhacken. Nach zwei schweren Operationen starb er am 25. Mai 1946.

Pater Sebastian Paul Gogolin (1911 - 1960) Seine Augen strahlten vor Freude

Pater Sebastian Gogolin

Es gibt Menschen, die fallen einem erst dann auf, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind. Unauffällig gehen sie ihren Weg, still und bescheiden. Aus ihrem Mund kommt nie ein „böses“ Wort; sie sind freundlich und hilfsbereit, halten sich aber meistens sehr zurück. Fast, als ob sie die Öffentlichkeit meiden möchten; als ob sie sich entschuldigen möchten, wenn sie hie und da doch einmal etwas öffentlich sagen müssen…

Pater Sebastian gehörte zu dieser Gruppe Menschen. Er wurde am 22. April 1911 in Kleingrauden bei Ratibor/Oberschlesien geboren. Nach der Volksschule arbeitete er auf dem elterlichen Gut. Als Spätberufener kam er Mitte der dreißiger Jahre zu den Mariannhillern nach Schurgast, um das Gymnasialstudium nachzuholen; denn er hatte sich vorgenommen, Priester zu werden. Doch bis es so weit war, vergingen noch viele, leidgeprüfte Jahre. Die Missionsschule wurde von den Nazis geschlossen; dann brach der Zweite Weltkrieg aus. Paul (Taufname) Gogolin musste an die Ostfront. Er geriet in russische Gefangenschaft und kam erst 1947 wieder frei – mit arg gebrochener Gesundheit. Ein deutscher Arzt meinte damals nach der ersten Untersuchung: „Es ist fast ein Wunder, dass Sie mit diesem schwachen Herzen noch am Leben sind!“

Aber das Verlangen, Priester und Missionar zu werden, half ihm nicht nur alle Leiden und Strapazen der Gefangenschaft still und geduldig zu überstehen, sondern auch die Jahre des späteren Studiums.

Wer ihn in diesen Jahren kennenlernen durfte, wusste um die stille Größe dieses Mannes. Er ging zwar immer ein wenig gebückt (ein Mitbruder stupste ihn nicht selten und erinnerte an den Spruch: „Halt dich aufrecht, liebe Seele; lass den Buckel dem Kamele!“), aber sein Gesicht strahlte Liebe und Güte aus. Wie schon in Schurgast, so war er auch in Reimlingen (nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft) und in Würzburg (zum Theologiestudium) stets der stille und freundliche Mitbruder. Nur die Gesundheit blieb ruiniert; die harten Jahre in Russland hatten ihre Narben hinterlassen. Aber Pater Sebastian blieb seinem Ziel treu. Nach der Priesterweihe (1954) meldete er sich für die Mission. Jemand, der ihn am Tag seiner Weihe „miterlebt“ hatte, sagte damals: Noch nie habe er einen Menschen so vor Glück und Freude strahlen sehen.

Bald nach der Priesterweihe fuhr Pater Sebastian in die Südafrika-Mission. Auf der Station Sankt Antonius bei Mthatha übernahm er erste Seelsorgsdienste. Doch schon bald warf ihn ein Schlaganfall darnieder. Nachdem er sich wieder erholt hatte, arbeitete er unverdrossen weiter, ja er übernahm sogar noch ein paar Außenstationen. Die weiten Wege, bergauf, bergab machte er häufig zu Fuß. Sein Gepäck schob er auf dem Fahrrad mit. Später kaufte er sich ein Pferd, das aber bald nach dem ersten Ritt verendete. Im Sommer 1961 schrieb er an einen Mitbruder in der Heimat: „Gestern war ich wieder in Mtoko, einer Außenstation. Ein kalter Wind blies. Ich schob mein Fahrrad den ganzen Weg. Da sagte mir ein alter Einheimischer: Pater, verkauf dein Rad, sonst bringt es dich noch um! Aber ich musste weiter, durch den Sand, gegen den kalten Wind. Ich war am Ende meiner Kräfte. Erschöpft rang ich nach Atem. Da dachte ich: Kauf dir halt einen alten Lieferwagen – für 2000 Mark kriegt man schon einen. Aber auch dieses Geld müsste ich mir erst noch erbetteln… Da könnte dann auch mein Katechet mitfahren, der immer barfuß neben mir herläuft. Ja, dieses „Luftschloss“ habe ich mir gebaut. Ich sehe momentan keinen anderen Weg, wenn ich noch ein paar Jahre für die Mission arbeiten will…“

Noch ehe Freunde in der Heimat ihm das Geld für ein Fahrzeug schicken konnten, erreichte sie die Hiobsbotschaft: Pater Sebastian war am 28. Oktober 1960 an Herzversagen gestorben. Nur wenige Jahre hatte er in der Mission wirken dürfen; dann wurde er für „reif befunden für die Ernte Gottes“. Seine stille Bescheidenheit und seine guten Augen werden jene nicht vergessen, die das Glück hatten, ihn gekannt zu haben.

Pater Heribert Gotzhein (1906 - 1984)

Pater Heribert Gotzhein

Am Dreifaltigkeitssonntag 1984 (17. Juni) ging Pater Heribert Gotzhein heim zu seinem Vater und Schöpfer, und am Fronleichnamsfest (21. Juni) nahmen wir in einem feierlichen Gottesdienst von ihm Abschied, bei dem Erzbischof Hurley von Durban und unser eigener Bischof, Paul Themba Mngoma, konzelebrierten. Dies war ein ausdruckstarkes Zeichen für das Leben von Pater Heribert, der mehr als 50 Jahre Christus als Priester gedient hat und dabei die Schönheit des Hauses Gottes und der heiligen Liturgie liebte.

Pater Heribert Gotzhein wurde am 29. Juni 1906 in Danzig an der Ostsee geboren. Damals gehörte diese Stadt noch zum Deutschen Reich. Nach 1945 kam sie zu Polen. Er war der einzige Sohn seiner Eltern, die aber noch die beiden Töchter Klara und Hildegard hatten. Beide blieben unverheiratet und unterstützten ihren Priesterbruder in vielfacher Weise. Sie waren auch vielen Mariannhillern bekannt, die bei ihnen immer gastliche Aufnahme fanden, im Krieg und auch später, als die beiden Schwestern nach dem Krieg von Danzig ins Frankenland umgesiedelt wurden.

Pater Heribert besuchte das Realgymnasium seiner Heimatstadt bis zum Jahre 1921. Damals entschloss er sich, in das neu eröffnete Missionsseminar St. Josef in Reimlingen zu gehen. 1927 begann er als zukünftiger Mariannhiller in St. Paul in Holland sein Noviziat. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er vom Piusseminar aus an der Universität in Würzburg. Dort wurde er auch zusammen mit einer großen Anzahl von Kursgenossen, darunter unser ehemaliger Pater Generalsuperior Ferdinand Holzner, am 6. März 1932 zum Priester geweiht.

Bald danach, 1933, kam Pater Heribert in das südafrikanische Missionsfeld. Seine erste Anstellung erhielt er an der Kathedrale in Mariannhill. Nach drei Jahren Erfahrung unter den Zulus wurde er Rektor der ältesten Missionsstation, St. Michael’s Ndonyane. Hier hatte der junge Priester Gelegenheit, die Leute mit der Schönheit der Liturgie bekannt zu machen. Er übersetzte viele liturgische Texte in die Zulusprache und passte sie an den Choralgesang der Kirche an, so die Karfreitagspassion, die Sonntagsvesper, die Komplet und das Salve Regina. Er tat dies lange vor dem II. Vatikanischen Konzil, das er auch beim Bau und bei den Renovationen von kleineren Kirchen in seinem Gebiet vorwegnahm. 1948 wurde Pater Heribert zum Rektor von Emaus ernannt, dem Platz, an dem unser Stifter Abt Franz die letzten Jahre seines Lebens verbracht hat. Pater Heribert liebte Emaus sehr und hielt mit einem guten Gespür für die Bedeutung dieses Platzes das Altenheim von Abt Franz in einem würdigen Zustand. 1951 wurde dann Pater Heribert als Provinzial in die Provinz Mthatha gerufen. Gleichzeitig aber wirkte er als Missionar und Rektor auf den Stationen Cwele und Mariazell. Nachdem die Diözese Umzimkulu von Mariannhill abgetrennt worden war, kam Pater Heribert noch einmal als Rektor nach Emaus (1958). Er erwarb sich Vertrauen des Diözesanklerus in dem Maße, dass er im Februar 1959 zum Generalvikar ernannt wurde. Als solcher war er als Pfarrer in Port Shepstone und Margate tätig. Im Jahre 1969 erhielt er schließlich die Pfarrei des Landstädtchens Umzimkulu. Hier musste er zunächst in sehr bescheidenen Verhältnissen leben. Der schmale Sakristeiraum, ein einfacher Wellblechschuppen, diente ihm als Wohnung. Allmählich wurde ihm ein kleines Haus gebaut, das er 1973 bezog. Besucher von Natal, die die Grenze in die Transkei passierten, waren ihm stets willkommene Gäste, die er mit gewohnter Höflichkeit und freundlichem Lächeln begrüßte und ihnen eine Erfrischung anbot. Pater Heribert sorgte ebenfalls dafür, dass die Priester der Diözese neben dem Kirchlein einen Versammlungsraum erhielten, und er war bemüht, den Geist der Brüderlichkeit und der Zusammenarbeit zu pflegen, ein Vorhaben, das nicht immer leicht gewesen ist.

Der Gesundheitszustand von Pater Heribert verschlechterte sich rapide. Er verlor fast ganz das Gehör, und auch seine Sehkraft ließ merklich nach; dazu gesellten sich ein zu hoher Blutdruck und Herzschwäche, sodass man 1979 schon einmal um sein Leben bangte. Trotz seiner körperlichen Beschwerden arbeitete Pater Heribert weiter auf seinem Posten als Pfarrer von Umzimkulu und blieb der liebenswürdige Mitbruder bis zum letzten Tag seines Lebens.

Als Pater Heribert Umzimkulu verließ, sagte er, dass er wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen werde. Schnell wurde er in das St. Mary’s Hospital in Mariannhill gebracht, wo er seinem Mitbruder und Kursgenossen Pater Richard Mohr gestand: „Ich glaube, ich werde noch heute sterben. Ich bin darauf völlig vorbereitet.“ Und so gab er am Dreifaltigkeitssonntag Christus, dem Hohenpriester, seine Seele zurück. Seine Beisetzung am Fronleichnamsfest wurde besonders ausgezeichnet durch die Teilnahme des Administrators der Diözese Umzimkulu, Erzbischof Denis Hurley, und des Bischofs Paul Themba Mngoma sowie vieler Priester aus verschiedenen Diözesen, von Schwestern und von Brüdern und von vielen Gläubigen aus Umzimkulu. Möge Pater Heribert im Frieden des Herrn ruhen.

Pater Karl Gräder (1890 - 1948) Soldat im Dienste eines höheren Herrn

Pater Karl Gräder

Seine Freunde und Mitbrüder nannten ihn bloß „Karle“; und er freute sich, wenn man ihn so ansprach. Denn aus Titeln und Orden machte er sich nicht viel. Dabei verlief sein Leben, ehe er sich den Mariannhillern anschloss, durchaus in geordneten Bahnen: Er war Offizier, und er blieb einer, auch nachdem er den Soldatenrock mit dem Ordenskleid vertauscht hatte: gradlinig, aufrecht, kameradschaftlich.

Pater Karl Gräder erblickte am 27. Juli 1890 das Licht der Welt. Als er sich den Mariannhillern anschloss (1923) stand er bereits im 33. Lebensjahr. Obwohl er schon vor dem Ersten Weltkrieg die theologischen Studien in Innsbruck absolviert hatte, repetierte er jetzt mit großem Fleiß. Am Nikolaustag 1925 wurde er zum Priester geweiht.

Sein erster missionarischer Einsatz fand in Rhodesien statt. Von dort wurde er nach Deutschland zurückgerufen, um bei der Ausbildung junger Menschen mitzuwirken. Dann – Afrika lockte erneut – kehrte er ans Kap der Guten Hoffnung zurück und wirkte fortan im Missionssprengel von Mthatha/Transkei.

Als 1941 seine jüngeren Mitbrüder interniert wurden, nahm der schaffensfreudige „Karle“ weitere Lasten auf seine Schultern. Ihm war klar: Ein echter Soldat verlässt seine Herde nicht. Ein Offizier bleibt bei den Seinen!

In diesen Kriegsjahren betreute er eine Gemeinde von über 3000 Seelen. Mit Kriegsende kamen auch die Mitbrüder wieder auf ihre früheren Posten zurück. Jetzt hatte er wieder mehr Zeit, sich seiner Lebensaufgabe, wie er es nannte, zu widmen: der Erforschung der Beschneidungsriten bei den Basuto. In Marialinden, wo er fast zwei Jahrzehnte wirkte, war die Seelsorge immer wieder durch alte Bräuche gestört und behindert worden. Die Beschneidungsriten spielten dabei eine zentrale Rolle. So nahm sich Pater Gräder vor, die einheimischen Bräuche zu studieren und sie, wenn möglich, in christliche Riten umzuwandeln.

Dass in den Schluchten und auf den Hügeln des bergigen Lesotho jedes Jahr Dutzende von Ritualmorden passierten, dass die Initiationsriten mitunter mit düsteren Orgien verknüpft wurden, das wollte der Missionar vor Ort überprüfen und untersuchen. Dabei stieß er auf viel Widerstand auf Seiten der Einheimischen. Ihm war klar, er bewegte sich auf einem Gebiet, zu dem kein Weißer je zuvor Zutritt bekommen hatte – und wahrscheinlich auch nie erhalten würde. Dennoch, Pater Gräder ließ nicht locker. Er war überzeugt, dass nur ein von „unmenschlichen Riten“ gereinigtes Brauchtum mit dem Christentum integriert werden könnte.

Zu einer Veröffentlichung seiner ethnologischen Studien ist es nicht mehr gekommen. Noch Jahrzehnte nach ihm hatten weiße wie einheimische Priester große Schwierigkeiten, wenn es darum ging, Beschneidungsriten und Ritualmorde der Basuto vorurteilsfrei zu analysieren.

Pater Gräder zog sich 1948 eine doppelte Lungenentzündung zu. Im Missionskrankenhaus von Mariannhill mühten sich Ärzte und Schwestern um sein Leben; es gelang ihnen nicht. Der unermüdliche Missionar, der sich in den Dienst eines höheren Herrn gestellt wusste, entschlief am 10. Oktober. Auf dem Gottesacker des Missionszentrums wurde er zur letzten Ruhe getragen.

Bruder Sebastian Grieb (1886 - 1954)

Bruder Sebastian Grieb

Bruder Sebastian Grieb wurde im unterfränkischen Tiefenthal, Pfarrgemeinde Gaurettersheim, geboren. Nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg schloss er sich den Mariannhillern an. Die wohl längste Zeit seines Lebens verbrachte er im Missionshaus Reimlingen, verantwortlich für die Pferde. Viele Bauern der Umgebung holten sich bei dem erfahrenen Ordensmann Rat, wenn ihre eigenen Pferde erkrankten. Er starb am 23. Juli 1954.

Pater Otto Grimm (1898 - 1974)

Pater Otto Grimm

Pater Otto wurde am 7. November 1898 in Bielschowitz/Oberschlesien geboren. Im Frühjahr 1922 legte er als Schüler unseres Aloysianums in Lohr sein Abitur ab und wurde wenig später in St. Paul/Holland eingekleidet. Am 29. April 1923 weihte er in der Heiligen Profess sein Leben Gott und dem Missionswerk. In St. Paul machte er auch seine philosophischen Studien. Zum Studium der Theologie kam er nach Mariathal/Südafrika. Dort empfing er auch am Peter- und Paulstag 1928 die Priesterweihe. Er war nun gerüstet für die Arbeit in der Mission.

Sein Weg führte ihn zunächst in den südlichen Teil des damaligen Vikariates Mariannhill, der später als Diözese Mthatha selbständig geworden ist. Farview, Maria Linden, Matatiele, Butterworth sind einige der Stationen, auf denen er gewirkt hat. 1949 wechselte Pater Otto aus dem südlichsten in das nördlichste unserer afrikanischen Missionsgebiete über. Rhodesien und das Betschuanaland (heute Botswana), das damals noch zum Apostolischen Vikariat Bulawayo gehörte, wurden sein neues Tätigkeitsfeld.

Aber nicht allzulange konnte er hier wirken, denn 1958 zwang ihn sein Gesundheitszustand, in die Heimat zurückzukehren. Größere Aufgabenbereiche konnte Pater Otto nicht mehr übernehmen, doch ohne Beschäftigung wollte er nicht sein. So versah er in mehreren Altenheimen den Posten eines Hausgeistlichen. Gerne empfing er Besuche von seinen Mitbrüdern, und dann war das Gespräch bald bei den Missionsjahren von Pater Otto angelangt.

In den letzten Jahren machten ihm die Beschwerden des Alters und der Krankheit zusehends zu schaffen. Er trug diese Beschwerden geduldig und gottergeben. Am 14. Mai 1974 verstarb Pater Otto im Altenheim Carolinum zu Enkhausen/Sauerland, wo er seine letzten Lebensjahre als Hausgeistlicher verbracht hatte.

Pater Otto fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Oelinghausen. Pater Provinzial hielt ihm das Requiem und nahm die Beisetzung vor. Zahlreiche Mitbrüder waren nach Oelinghausen gekommen, um Pater Otto das Totengeleit zu geben.

Bruder Odo Gröber (1916 - 1945)

Die Mariannhiller Missionare kannte Bruder Odo von kleinauf, stammte er doch aus Kleinerdlingen bei Nördlingen. Als 14jähriger kam er nach Reimlingen und half im Büro sowie im Verlag mit. Nach dem Arbeitsdienst (damals auch für Ordensbrüder verpflichtend), wurde er zum Militär einberufen. Es fiel ihm sehr schwer, die Ordensgemeinschaft verlassen zu müssen. Von der Front schrieb er einmal: „Auch hier draußen stehen wir in Gottes Hand. Das gibt uns Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit.“ Die letzten Jahre verbrachte Bruder Odo in Ostpreußen und im Baltikum. Zuletzt meldete er sich aus dem Kurland. Vermisst ist er seit 1945.

Pater Christoph Gross (1890 - 1962) Priesterweihe erst mit 62

Bevor er Theologie studierte und Ordenspriester wurde, war er Prokurist in einem bekannten Industriekonzern in Gleiwitz/Oberschlesien. Mit 33 (er hatte 1890 in Oppeln das Licht der Welt erblickt) verheiratete er sich; 19 Jahre später starb seine Frau, kinderlos. Christoph Groß stürzte sich in die Arbeit. Dann erfolgte die Flucht vor der russischen Armee; in Berlin erlebte er die Kapitulation des Dritten Reiches. Jetzt kamen ihm seine Kenntnisse der russischen Sprache zugute. Als Dolmetscher am Bezirksamt Berlin-Wilmersdorf vermittelte er zwischen Deutschen und Russen; er konnte vielen Menschen, die in Not waren, wertvolle Dienste erweisen. Die große Armut nach dem Kriege, aber auch die seelischen Ängste der Menschen bedrückten ihn immer stärker. Schließlich kam ihm der Gedanke, trotz seines Alters Priester zu werden. Er setzte sich noch einmal auf die Schulbank, machte das Abitur, das er bestens bestand, und fand schließlich bei den Mariannhillern in Reimlingen gute Freunde, die ihn ermunterten, den Weg zum Priestertum weiterzugehen.

Der 57jährige war bereit, ohne Sonderprivilegien in der Reihe der sehr viel jüngeren Novizen und Kleriker mitzumachen; der Vielgereiste (er hatte früher auf seinen Geschäftsreisen Italien, Frankreich, Polen, die Tschechoslowakei und andere Länder kennengelernt) ordnete sich unter und nahm mit der „Enge“ des Klosters vorlieb. Am 29. April 1952 war es dann soweit; er wurde zum Priester geweiht. (Im selben Jahr trat übrigens sein Neffe Christoph Beesten ins Noviziat der Mariannhiller ein!)

Pater Christoph Groß wurde Leiter der Arbeiterkolonie in Maria Veen, ein Obdachlosenasyl für Nichtsesshafte. Es gehörte außergewöhnlicher Optimismus dazu – und viel Willenskraft, diese Aufgabe zu übernehmen, und auch nach Wegen und Mitteln zu suchen, um diese am Rand der Gesellschaft lebenden Menschen zum Guten hin zu animieren. Zehn Jahre lang hat Pater Christoph diese Stelle betreut. Dann versagte ihm das Herz die weitere Arbeit; er hatte sich total verausgabt. Am 5. August 1962 starb er in Maria Veen. Am Tag nach seiner Beerdigung schrieb die Borkener Zeitung unter anderem: „Verbunden mit einer strengen Pflichtauffassung war Pater Christoph allen Angestellten, Kolonieangehörigen und Altersheimbewohnern ein Vater mit großem Verständnis für die Not und Sorgen des Einzelnen. Seine Idee war es, durch Schaffung neuer Betätigungsmöglichkeiten jedem Arbeitswilligen, auch Körperbehinderten, eine zuträgliche Beschäftigung zu geben. Die Verwirklichung dieser Arbeitstherapie hat psychologisch wertvolle Früchte getragen. Seine besondere Aufmerksamkeit galt auch der Freizeitgestaltung der Heimbewohner. – Mit dem Heimgang von Pater Christoph haben die Arbeiterkolonie und das Altersheim Maria Veen einen tieffrommen Priester, einen streng-gütigen Vater, einen charaktervollen, idealistischen, geradlinigen Mann verloren, dessen Andenken für lange Zeit bewahrt werden wird…“

Bischof Josef Grüter (1896 - 1976) Er hat es nie geliebt, im Rampenlicht zu stehen

Bischof Josef Grüter

Als Pater Notker von der Klosterschule in Disentis hörte, der kränkelnde Josef Grüter, der 1922 die Matura gemacht hatte, wolle als Missionar nach Afrika gehen, rief er händeringend: “Das heißt Gott versuchen!”

Als derselbe Josef Grüter, mittlerweile Mariannhiller Missionar, 1941 zum Bischof von Mthatha/Südafrika ernannt wurde, meinten viele – und nicht nur kritische Mitbrüder –, er habe das seiner Schweizer Staatsbürgerschaft zu verdanken, denn mitten im Zweiten Weltkrieg wäre ein deutscher oder österreichischer Kandidat schon der Optik wegen nicht möglich gewesen.

Allen Unkenrufen zum Trotz – der einstige Abiturient und spätere Missionsbischof hat es immerhin auf 53 Jahre in Afrika gebracht; davon 27 als Bischof. Und es waren in vieler Hinsicht segensreiche Jahre.

Grüter ist 79 Jahre alt geworden; er war, wie wir heute wissen, zeitlebens nicht nur kränkelnd, sondern weithin ein kranker Mann. Darüber später mehr. Zunächst ein paar Angaben über seine Herkunft und seine Ausbildung.

“Ein scheuer Schweizer Kanzlist”

Josef Grüter wurde am 4. Dezember 1896 in Ruswil, einer reichen Bauerngemeinde im Kanton Luzern/Schweiz, geboren; zwei Tage später, am Nikolaustag, wurde er getauft. Seinen Vater verlor er, als er noch keine zehn Jahre alt war. Der kleine Junge, keineswegs robust oder widerstandsfähig, erkrankte im folgenden Jahr an Lungen- und Gehirnhautentzündung. (Hier liegt möglicherweise auch der “Ursprung” seiner späteren lebenslangen Migräne!)

Das Büblein erholte sich wieder, besuchte die Volks- und Sekundarschule und arbeitete dann, inzwischen 16 Jahre alt, als Milchbub und Untermelker bei Verwandten auf dem Lochhof. Im Mai 1912 wurde er Lehrling in der Gemeindekanzlei Buttisholz; hier, so schreibt sein späterer Biograph Marcel Dischl, habe sich Grüter auch “den Sinn und die Fertigkeit für exakte Buchhaltung und Verwaltung” geholt. Hier war aus dem scheuen Bauernbuben ein zwar immer noch scheuer, aber gewissenhafter Kanzlist geworden. Nach einer Kur in der Wasserheilanstalt Richental (1913) – die Büroluft schien ihm nicht bekommen zu sein – entschloss er sich zum Weiterstudium. 1914 begann er bei den Benediktinern in Disentis; er trat der ersten Lateinklasse bei. Sein Ziel war, Priester zu werden. Aber auch während dieser Studien erkrankte er immer wieder: Lungenentzündung, Herzbeschwerden, Blinddarmentzündung usw.

Nach der Matura (Abitur) im Jahre 1922 entschied sich Grüter für den Missionsorden der Mariannhiller. Seinen Verwandten schrieb er: “Ich habe nur eine Bitte: Nehmt diese Nachricht so ruhig an, wie ich sie geschrieben habe, und betet mit mir, dass der Wille Gottes geschehe, und dass ich ein würdiger Arbeiter in Gottes Weinberg werde im fernen Südafrika …”

Theologiestudium und Priesterweihe in Natal

Anfang August reiste Grüter per Eisenbahn über Basel und Köln nach Sankt Paul/Holland, wo damals das Noviziat der Mariannhiller untergebracht war.

1923 nahm Grüter Abschied von seinen Lieben zu Hause und fuhr dann von Hamburg aus mit der “Wangoni” nach Südafrika. Am 29. Dezember traf der 27jährige – mit 16 weiteren Studenten – in Mariannhill ein. Einen Monat später begann das Theologiestudium in Mariathal; Unterrichtssprache war Latein. Daneben erlernten die Kleriker auch die englische, hebräische und die Zulusprache. (Einer von Grüters Kursgenossen verließ die Mariannhiller Gemeinschaft wieder; er wollte Karthäuser werden, schloss sich aber später in Sri Lanka einem buddhistischen Kloster an.)

Zu den Professoren der Hochschule zählten damals Prälat Brommer und, ab 1925, Pater Dr. Ignatius Arnoz, der spätere Bischof von Bulawayo/Simbabwe.

Grüter wurde, inzwischen 31 Jahre alt, am 29. Juni 1927 in der Kathedrale von Mariannhill von Bischof Adalbero Fleischer zum Priester geweiht. Kurz darauf übernahm er die am Indischen Ozean gelegene Missionspfarrei Umzinto; er war stolz darauf, zu den ersten Missionaren zu zählen, die ein Auto fuhren; den Führerschein hatte er 1929 gemacht. Zehn Jahre später, 1939, wurde Grüter Direktor der Mittelschule und des Lehrerseminars in Mariannhill. Im folgenden Jahr starb Bischof Hanisch von Mthatha/Transkei. Diskret legte man dem Schweizer nahe, er solle die südafrikanische (britische) Staatsbürgerschaft erwerben; man schien “Höheres” mit ihm vorzuhaben. Vor dem Postmeister von Mariannhill, Bruder Clemens Blake, leistete er seinen Loyalitätseid und wurde somit britischer Untertane. Nur wenige Wochen vorher war er in Rom zum neuen Bischof von Mthatha ernannt worden; die Nachricht traf im April 1941 in Mariannhill ein. Es muss für den immer noch scheuen und das Rampenlicht meidenden Pater eine schwere Entscheidung gewesen sein, dieses Amt anzunehmen. Er war zwar erst 45 Jahre alt, litt aber seit langem an chronischer Migräne, ein Leiden, das von denen oft belächelt wird, die es nie gekannt haben. Auch erkrankte er immer wieder an der Ruhr.

Dennoch, Grüter sah in der Ernennung zum Bischof einen Wink Gottes; er sagte ja. Die Weihe fand am 22. Mai 1941 statt; Hauptkonsekrator war Bischof Fleischer von Mariannhill, der ihn 14 Jahre vorher zum Priester geweiht hatte.

Auf- und Ausbau der Missionsdiözese

Die Lage war ernst; es herrschte Krieg. Der Kontakt nach Europa war spärlich. Dennoch schaffte es der neue Bischof schon in den ersten Jahren nach seiner Ernennung, eine ganze Reihe von “Kirchplätzen” zu erwerben – unter anderem in Mount Fletcher, Engcobo, Idutywa, Ngqeleni, Hopedale, Port St. John’s, Elliotdale und Ugie. Ferner ließ er die winzige Kathedralkirche in Mthatha umbauen und erweitern. All das kostete viel Geld. Woher nahm es der Bischof, gab es doch innerhalb des Vikariates keinerlei Einkünfte?

Grüter gab die Antwort gelegentlich selbst: Er hatte großzügige Wohltäter in seiner Schweizer Heimat. Ihre Spenden verwaltete er, der gelernte Kanzlist, mit großer Sorgfalt und Genauigkeit. Bisweilen muss er dabei geschmunzelt haben, meint Biograph Marcel Dischl. Als er beispielsweise zur Anrufung der Josefslitanei: “Liebhaber der Armut” die englischen Worte setzte: “Lover of property!” Es war ein Wortspiel: statt “poverty” (Armut) schrieb Grüter “property” (Besitztum).

Der Missionssprengel Mthatha umfasste damals 30 000 Quadratkilometer. Von den 800 000 Einwohnern waren rund 18 000 Weiße und ein paar wenige tausend Mischlinge. Die katholische Kirche zählte knappe 9 000 Mitglieder und wurde von 15 Zentren aus betreut. Neben 23 Priestern, 18 Brüdern und 132 Schwestern standen dem Bischof 23 Katecheten und 72, meist einheimische, Lehrer zur Verfügung.

Die drückende weltpolitische Lage machte sich auch in Südafrika bemerkbar, als im Januar 1942 deutsche Truppen unter Feldmarschall Rommel Tobruk in Nordafrika eroberten und dabei viele südafrikanische Soldaten, die unter britischer Flagge gekämpft hatten, in Gefangenschaft gerieten. Viele Frauen und Mütter aus der Diözese Mthatha bangten um das Los ihrer Männer und Söhne. Damals gewann Bischof Grüter viel Sympathie, auch unter Nicht-Katholiken, als er sich bereit erklärte, über Radio Vatikan Informationen über die Kriegsgefangenen einholen zu lassen. Ein Sprecher des Vatikansenders war zudem Schweizer und Bruder einer Missionarin in Grüters Diözese.

Leidvolle Jahre im Bischofsamt

Ende 1945 kehrten von den zehn internierten Patres der Diözese acht in die Transkei zurück; zwei verblieben in Natal. Am 1. Januar 1946 überbrachte Erzbischof Martin Lucas, der Apostolische Delegat für das Südliche Afrika, persönlich die Ernennungsurkunde Grüters, die 1941 zwar im Vatikan ausgestellt worden war, aber wegen der Kriegswirren bislang nicht übermittelt werden konnte. Im gleichen Jahr besuchte Grüter erstmals seine Schweizer Heimat. Ein in eine Passagiermaschine umgewandelter Lancaster-Bomber, mit 16 weiteren Fluggästen an Bord, brauchte drei Tage, um von Johannesburg nach Marseille zu gelangen; am vierten Tag flog Grüter über Genf nach Zürich weiter. Die Freude und der Jubel in der Heimat waren groß.

Während seines Urlaubs weihte Grüter in Brig sechs holländische Mariannhiller zu Diakonen und drei Monate später in Holland zu Priestern. Auch bei den Bethlehem-Missionaren in Schöneck erteilte er 24 Kandidaten die Niederen und Höheren Weihen, und im Juni 1947 schließlich drei Mariannhiller in Brig die Priesterweihe, unter ihnen Dr. Heinrich Karlen, der 21 Jahre später sein Nachfolger als Bischof von Mthatha werden sollte.

Wie sehr der nach wie vor scheue und bescheidene Bischof bei den einfachen Leuten in der Schweiz ankam, zeigen die von ihm gesammelten Missionsspenden: stattliche 55 654 Schweizer Franken – 1947 ein ordentlicher Batzen Geld! Damit konnten in Mthatha diverse Projekte finanziert werden.

Neben den üblichen Sorgen (Mangel an Personal, Probleme bei der Evangelisation usw.) plagten den Bischof immer wieder Krankheiten und Leiden. Es war ein zusätzliches Kreuz zur Bürde des Bischofsamtes. 1951 erklärte er einmal ziemlich offen: “Ich habe in letzter Zeit soviel durch Kopfweh leiden müssen, dass ich jederzeit aus Gesundheitsgründen resignieren könnte.”

Friedensstifter und Brückenbauer

Natürlich gab es für Bischof Grüter auch Lichtblicke, zum Beispiel die Weihe seines Mitbruders Alfons Streit zum Bischof von Mariannhill, oder die 100-Jahrfeier in Kapstadt, die Priesterweihe der ersten einheimischen Kleriker seines Missionssprengels, die Privataudienz bei Papst Pius XII. in Castel Gandolfo, sein Informationsbesuch der Mariannhiller Mission in Rhodesien (1957) sowie das Wissen um eine stetig ansteigende Zahl der einheimischen Studenten im Kleinen Seminar in Ixopo.

1962 weilte Grüter erneut in Europa, diesmal von Papst Johannes XXIII. zum Konzil nach Rom gerufen. Nach der zweiten Sitzung (Herbst 1963) flog Grüter nach Südafrika zurück und erlitt unmittelbar nach einer schweren Lungenentzündung einen Herzinfarkt. Es bestand Todesgefahr; doch er erholte sich relativ rasch und nahm auch wieder an der Konzilssitzung 1964 in Rom teil.

1966 feierte Grüter das Silberne Bischofsjubiläum. Sein Generalvikar, Pater Dr. Heinrich Karlen, überbrachte die Glückwünsche der Gläubigen und Priester: “Was wir an Ihnen schätzen, ist die Tatsache, dass wir einen frommen und demütigen Bischof haben, der immer ein Herz gehabt hat für die Armen und eine offene Hand für die Bedürftigen.”

Bischof Grüter, der nie ein “Macher”, nie ein Ideologe oder Stratege war, hat immerhin die Zahl der Missionsstationen seiner Diözese von 14 auf 21 erhöht. Zwischen den unterschiedlichen Strömungen unter seinen Priestern suchte er mit großer Geduld zu vermitteln. “Ich bin überzeugt, dass die Rolle des Friedensstifters und Brückenbauers besser ist als die des Diktators”, schrieb er einem Mitbruder, der ihm vorgeworfen hatte, er greife nur ungern durch.

Gelang es Grüter nicht, einen Zwist zu schlichten, so litt er sehr darunter. Nicht selten sah man ihn dann weinen.

In der Stille und Zurückgezogenheit

Was Grüter zusätzlich – zu den Sorgen eines Bischofs – zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er sich mit vielen seiner einheimischen Christen nur per Dolmetscher verständigen konnte. Sein Englisch war zwar gut; gut waren auch seine Kenntnisse der Zulusprache, aber in der Transkei wird mehrheitlich Xhosa und Sotho gesprochen. Grüters Predigten wurden daher meistens von einem Katecheten in diese Sprachen übersetzt, vor allem bei Firmungen.

Immer wieder waren es Krankheiten, die den Bischof an der Ausführung seiner Aufgaben hinderten, oder es ihm doch recht schwer machten, seinen Verpflichtungen als Bischof nachzukommen. Dennoch war er gottergeben. Einem Mitbruder schrieb er einmal: “Ich bin dem Herrgott dankbar, dass er mir immer wieder Gelegenheit gibt, etwas zu leiden.” Über seine altersbedingten Unpässlichkeiten ging er mitunter schmunzelnd mit einem Schweizer Sprichwort hinweg: “Er ghört nüd guet, er gseht nüd guet, er cha nüd weidli laufe.” (Er hört nicht gut, er sieht nicht gut, er kann nicht schnell gehen!)

1967 reichte Grüter sein Abdankungsgesuch in Rom ein. Er musste lange auf Antwort warten. Erst ein Jahr später wurde Pater Dr. Heinrich Karlen zu seinem Nachfolger bestimmt. Grüter zog sich jetzt auf die Convent Farm zurück, eine Niederlassung der Menzinger Schwestern bei Mthatha. Hier verbrachte er die letzten acht Jahre seines Lebens. Hier las er viel; hier sammelte er Zeitungsausschnitte; hier betete und meditierte er. In der Stille und Zurückgezogenheit dieser abseits gelegenen Missionsstation ging er am 2. März 1976 heim zu Gott. Die Beisetzung erfolgte zehn Tage später in der Krypta der Kathedrale von Mthatha im Beisein von 50 Priestern, 150 Schwestern und 14 Bischöfen. Bischof Karlen sprach, sich an den offenen Sarg wendend: “Wir danken Gott für die Arbeit, die Sie in dieser Diözese 35 Jahre lang geleistet haben. Wir danken Ihnen für Ihre Güte, Ihre Geduld, Ihre Führung. Wir danken ihnen für Ihre Opfer und Gebete. Möge Gott Sie segnen und mit dem ewigen Leben belohnen.”

Bruder Engelmar Anton Gschlössl (1869 - 1947) Manchmal flogen die Schuhe durch die Luft

Wenn sich jemand einer Ordensgemeinschaft anschließt, dann nimmt er sich – wie könnte es anders sein? – selbst mit, mit allem Drumrum. Auch mit den Eigenschaften, die vielleicht weniger geeignet sind für ein Gemeinschaftsleben.

Bei Bruder Engelmar (er wurde am 5. Juni 1869 in Grimolzhausen bei Schrobenhausen geboren und auf den Namen Anton getauft) war es nicht anders. Sein “etwas hitziges Gemüt” machte ihm auch nach seinem Eintritt in Mariannhill (1899) zu schaffen. Der rotbärtige Schustermeister beherrschte zwar sein Fach von Grund auf, aber nicht immer sich selbst, vor allem wenn, wie er meinte, Kunden “dumme Fragen” stellten, oder wenn sich seine einheimischen Lehrlinge unbeholfen benahmen. Dann flog “in der Hitze des Gefechtes” schon mal ein Schuh oder eine Sandale quer durch die Werkstatt, und mancher bayerische Kraftausdruck folgte hinterher. Hatte sich sein Temperament wieder etwas gekühlt, dann war Bruder Engelmar zuvorkommend und hilfsbereit; seine Schusterarbeiten zeugten von großem Können und Fleiß. Die meisten, die ihn kannten, wussten auch, dass seine gelegentlichen Temperamentausbrüche nicht als persönliche Grobheiten gegen andere gemeint waren, sondern eher momentane Stimmungen wiedergaben. Es war eben für den Schustermeister nicht immer leicht, mit den einheimischen Lehrbuben zurechtzukommen. Trotzdem, er brachte ihnen fachmännisches Wissen bei. Überall, wo sie später um Arbeit nachsuchten – in Durban, Johannesburg oder Kapstadt –, sie galten als hervorragende Schuster; beredtes Zeugnis für die solide Ausbildung, die sie bei Bruder Engelmar erhalten hatten. Und, mochte der Meister auch noch so hitzig werden, seine Lehrlinge hielten immer zu ihm; sie kannten sein gütiges Herz.

In der Schusterwerkstatt von Mariannhill wurden nicht nur Flickarbeiten geleistet; auch neue Schuhe nach modernsten Modellen wurden erstellt, und so manches schicke Ledertäschchen wurde hier entworfen.

Mit den Jahren wurde Bruder Engelmar zwar kein Lamm, aber sein jähes Temperament wurde doch in Schranken gehalten. Hinzu kam, dass er zunehmend an einem hartnäckigen Blasenleiden erkrankte, wozu sich noch die “Wassersucht” gesellte. Die letzten Monate verbrachte er im Altersheim. Voller Geduld wartete er auf den erlösenden Tod; für die Dienste seiner Mitbrüder zeigte er sich sehr dankbar. Er starb am 11. Dezember 1947 und wurde auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill zur letzten Ruhe gebettet.

Pater Gerard (Renatus) Hafmans (1923 - 1983) Ein Freund der Insulaner

Pater Gerard Hafmans

Pater Gerard wurde am 11. September 1923 in Sambeek/Holland geboren. Seine Heimat ist ein katholisches Dorf in der Provinz Noord-Brabant mit großen Bauernhöfen, ca. 30 km von St. Paul entfernt.

In dieser ländlichen Umgebung verbrachte Pater Gerard seine Jugendjahre, bis er 1938, bereits 13 Jahre alt, seine Gymnasialstudien in St. Paul begann. Trotz der Wirren und Unsicherheiten, die der Krieg verursachte, konnte er diese Studien 1943 abschließen. Am 7. September desselben Jahres wurde er in das Mariannhiller Noviziat aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Renatus. Seine Erste Profess legte er am 8. September 1944 ab, doch war an den Beginn des Theologiestudiums, das jetzt hätte folgen sollen, wegen der Zeitsituation nicht zu denken.

Als dann im Mai 1945 der Krieg zu Ende gegangen war, durfte der junge Frater Gerard bald darauf in Freiburg in der Schweiz mit den philosophisch-theologischen Studien beginnen und sie auch an der dortigen Universität abschließen. Am 16. Juli 1950 wurde er in Holland von Bischof Lemmens zum Priester geweiht, doch sein Herzenswunsch, in die Mission gehen zu dürfen, erfüllte sich nicht sofort. Die Provinz benötigte ihn vorerst noch als Lehrer und später als Ökonom.

Im Sommer 1958 endlich war es so weit, dass er mit sieben Mitbrüdern nach Bulawayo gehen konnte. Bei seiner impulsiven Veranlagung fing der Missionar fast stürmisch seine Arbeit an, zur großen Zufriedenheit seines Bischofs. Es sollte jedoch nicht Simbabwe sein, wo sich Pater Gerard als Missionar bewähren konnte. Die große Wende, die sein weiteres Leben prägte und bestimmte, kam im März 1960. Pater Gerard wurde von der Generalleitung gebeten, eine neue Missionsarbeit zu beginnen, den Aufbau der Provinz und Diözese Lae. Nach Überwindung der nicht geringen Anfangsschwierigkeiten lebte er sich mit Leib und Seele in seine neue Aufgabe ein. Pater Gerard liebte die Menschen, er liebte Papua Neuguinea; und dieses Land wurde für ihn mit seinen Menschen, wie er selbst einmal bekannte, seine zweite Heimat.

Von 1960 bis 1971 wirkte Pater Gerard in Lae selbst, zunächst als Pfarrer der Pfarrei St. Mary’s, dann als Gründer des Missionszentrums St. Josef am Stadtrand von Lae. Treu stand er seinem Bischof in allen Schwierigkeiten zur Seite.

1971 wurde Pater Gerard auf die Siassi-Inseln versetzt. Mit seinen landwirtschaftlichen Kenntnissen verbesserte er den Lebensstandard seiner Gemeinde und baute mit ihrer Hilfe auch eine neue Kirche. 1977 kam Pater Gerard wieder als Pfarrer an die Mary’s Kathedrale von Lae zurück. Seit 1980 war er, wie schon früher einmal, Provinzial der Mariannhiller Provinz von Lae.

Pater Gerard war nicht nur ein guter Kenner der Hl. Schrift, die er ununterbrochen studierte und meditierte – seine Predigten und Bibelstunden zogen Menschen von nah und fern an –, er lebte auch nach und aus dem Evangelium. So besuchte er mit besonderem Eifer die Kranken im Angau Memorial Hospital in Lae. Hier waren es die Krebskranken, um die er sich am meisten kümmerte, die Opfer jener Krankheit, die er bereits, ohne dass er es wusste, in sich trug. Und jeder, der mit Schwierigkeiten und Problemen zu ihm kam, fand in ihm einen bereitwilligen Helfer.

Während seiner Heimaturlaube verbrachte er gerne längere Zeit bei den Mitbrüdern in St. Paul. Noch im April 1983 schrieb er ihnen einen warmherzigen Brief über seine Zukunftspläne, über seine Hobbies und seine bevorstehenden Ferien. Einen Monat später musste ihm der Arzt sagen, dass er unheilbar krank sei. Die schlichte Antwort von Pater Gerard war: „Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen.“ Seit dieser Zeit zeigte er seine tiefe religiöse Haltung, sein Gottvertrauen und seine Liebe zur Gottesmutter auch nach außen und wuchs fast über sich selbst hinaus. Solange er noch nach St. Paul kommen konnte, kam er. In dieser Zeit schrieb er seine letzten Betrachtungen dort nieder: „Es ist ein herrlicher, sonniger Morgen; ich genieße dies alles noch als Gottesgabe; ich genieße noch alles, was Gott mir gibt.“

Am 10. August 1983 rief Gott Pater Gerard in der Universitätsklinik von Nijmegen heim. Am Abend des 12. August feierte Pater Provinzial Vianney Boeren in Sambeek, der Heimatgemeinde von Pater Gerard, in Konzelebration eine Gedenkmesse. Die feierlichen Exequien fanden am 13. August in der Pfarrkirche von Arcen statt, weil man mit einer großen Anteilnahme gerechnet hatte. Und es kamen viele Trauergäste, viel mehr noch, als man erwartet hatte. Pater Gerard Willemse, Superior von St. Paul, war der Hauptzelebrant beim Totenamt. Mit ihm konzelebrierten Pater Provinzial, Pater Martin Boelens von der Generalleitung, Pater Sido van der Werf von Papua Neuguinea und der Pfarrer von Arcen.

Als der Sarg in die Kirche getragen wurde, zündete Pater Willemse eine Kerze an, deren Licht von der Osterkerze genommen war – Symbol des Lebens zwischen Taufe und Auferstehung. In eindrucksvoller Weise schilderte Pater Willemse die Person von Pater Gerard Hafmans mit Zitaten aus dessen Gedanken und Betrachtungen der letzten Monate, als bereits feststand, dass es keine Rettung mehr für ihn gab. Nach dem Requiem wurde Pater Gerard auf dem Friedhof von St. Paul beigesetzt, an der Stelle, die er selbst bezeichnet hatte.

Die Mission der Mariannhiller Missionare in Papua Neuguinea hat innerhalb eines Jahres zwei Mitarbeiter verloren – eine empfindliche Lücke für die kleine Gemeinschaft. Dies war bis zuletzt auch dir Sorge des totkranken Pater Gerard. So wiederholte er des öfteren: „Ich fürchte mich nicht zu sterben, ja ich freue mich sogar zu sterben, wenn mein Tod dazu beiträgt, einige Priester aus Papua Neuguinea nach Lae zu bringen.“

Bruder Alwin Alois Hahn (1904 - 1981)

Bruder Alwin Hahn

Genau 14 Tage nahm sich Bruder Alwin Zeit zum Sterben. Sein gutes Herz hielt lange durch. Friedlich gab er seine Seele in den Morgenstunden des 12. November 1981 in die Vaterhände Gottes zurück. Ihm hat er in gesunden und kranken Tagen seiner 48 Ordensjahre schlicht und treu gedient.

Seine Lebensgeschichte – eine Geschichte eines einfachen und zuweilen harten, leidvollen Lebens – ist bald erzählt. Bruder Alwin Hahn wurde am 11. Februar 1904 in Tannhausen, Württemberg, geboren und auf den Namen Alois getauft. In Tannhausen besuchte er auch die Volksschule. Danach setzte er seine jugendlichen Kräfte im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb ein. Hernach arbeitete er an verschiedenen Orten länger oder kürzer als Holzarbeiter. In dieser Zeit ist er wohl seiner Berufung inne geworden. Im Frühjahr 1933 trat er in St. Paul, Holland, bei uns Mariannhillern ein.

Weihnachten drückte seinem kommenden Leben einen merklichen Stempel auf. Am Heiligen Abend 1933 empfing er das Ordenskleid und begann sein zweijähriges Noviziat in St. Paul. Am Weihnachtstag 1935 legte er zum ersten Male seine heiligen Gelübde ab, wiederholte diese an den Weihnachtsfesten 1936 und 1937 und band sich für immer am Christfest 1938 an seinen göttlichen Meister. Zurückblickend kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass seine Ordensjahre vom weihnachtlichen Geheimnisse gezeichnet waren. Nicht von der „Weihnacht“, wie die Welt sie begeht, in Flitter und Flirt, in Sekt und Sentimentalität, in Festen und Feiern, sondern im Geiste der heiligen Drei im kalten, dunklen Stall von Bethlehem. Dort war Nüchternheit, Entsagung, Entbehrung und Leid inmitten reinster, tiefster Freude.

Sicherlich hatte Bruder Alwin auch in seiner Klosterzeit frohe und fröhliche Tage; erlebte er erhebende Lebensfreude und wahren Frohsinn im Kreise seiner Mitbrüder. Noch in letzter Zeit haben wir oft herzlich mit ihm gelacht. Doch war er auch gewürdigt, etwas von dem in seinem Leben zu erfahren, zu erleiden und zu ertragen, was sich der neugeborene Messias in der Krippe erbetet hat: „Vater, einen Leib hast Du mir gegeben. Siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen.“

Was war doch alles in diese Bereitschaft zur Erfüllung des Willens des Vaters eingeschlossen – an Arbeit, Verzicht, Selbsthingabe, an seelischem und körperlichem Leid! Davon wurde auch unseres Erachtens unserem Bruder Alwin ein seiner Fassungskraft und seinem Format angemessener Kreuzpartikel zuteil. Sein jahrelanges Arbeiten in den Ställen von St. Paul – im Kuh-, Schweine- und Pferdestall – (der Gedanke an den Stall von Bethlehem liegt nahe) war sicherlich nicht immer pure Lust und Freude. Es war harte, schwere Arbeit, rastloser Einsatz und nicht wenig Verantwortung.

Dass Bruder Alwin sich später einiger Operationen unterziehen musste und jahrelang physische und psychische Leiden durchzukosten hatte, hat ihn umso mehr mit Christus verbunden. Auf weite Strecken, besonders als er zuletzt noch gehbehindert war, war sein Leben ein Kreuzweg. Die Kraft dazu holte er sich vor dem Tabernakel. Oft und lange saß er dort nahe beim Herrn, und seine Hände umklammerten den Rosenkranz. Mancher kannte ihn nicht beim Namen, aber als den Bruder, der soviel Rosenkranz betet. So stand er demütig und bescheiden in der Reihe unserer Missionspioniere, die das „ora et labora“ lebten. Es liegt uns fern, Bruder Alwin heilig zu sprechen. Wir wollen ihn ja nicht der Hilfe berauben, deren er möglicherweise unsererseits noch bedarf. Aber man könnte sich leicht vorstellen, dass Christus beim Hinscheiden dieses schlichten Ordensmannes wiederum in den Lobpreis auf den Vater hätte ausbrechen können: „Ich preise Dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass Du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Kleinen aber geoffenbart hast.“ (Mt 11,25)

So wollen auch wir den Vater preisen und ihm danken, dass er seine Huld und Treue an unserem Bruder Alwin sichtbar werden ließ – und wir wollen ihn bitten, ihn in die Schar seiner Heiligen aufzunehmen, in die ewigen Wohnungen, in die ewige Vollendung.

Bischof Emmanuel Paul Hanisch (1882 - 1940) Den Spuren des Onkels gefolgt

Bischof Emmanuel Hanisch

Paul Hanisch war noch keine zehn Jahre alt (er wurde am 4. Januar 1882 in Altlomitz, Kreis Glatz/Schlesien geboren), als sein Onkel August Hanisch, ein gelernter Bäcker, sich im südafrikanischen Mariannhill den Trappistenmissionaren anschloss.

Der Onkel war dort Mitte Juni 1891 eingetroffen; nach mehrjährigem Einsatz in der Missionszentrale wurde er Prokurator der Trappistenmission in Tanga, damals Deutsch-Ostafrika, heute Tansania. Um 1905 kehrte er nach Südafrika zurück und übernahm die Leitung des Museums, später auch die der Missionsdruckerei. 1911 (warum so spät, ist nicht bekannt) wurde er zum Priester geweiht; er wirkte auch viele Jahre als Hausgeistlicher bei den Dominikanerinnen in Umsumbe/Natal. Pater Alexander, so hieß er im Orden, starb 1937, etwa sechs Wochen bevor sein Neffe (Pater Emmanuel) zum Bischof von Mthatha geweiht wurde. Ehe wir davon berichten, zurück zu seinem Werdegang als Mariannhiller Missionar.

Der Chronist von Centocow

Als Paul Hanisch am 23. April 1898 in Durban/Südafrika eintraf, war er erst 16 Jahre alt. Bis er zum Priester geweiht wurde, vergingen noch zehn Jahre. Am vierten Juli 1908 empfing er – zusammen mit vier weiteren jungen Missionaren – von Bischof Delalle die Weihe; also drei Jahre vor seinem Onkel Pater Alexander Hanisch!

Der Neupriester sprach fließend Zulu. Kein Wunder, dass die Ordensoberen ihn gleich in die aktive Seelsorge sandten. Seine erste Missionsstation war Centocow, das 1888 von Abt Franz Pfanner gegründet und nach dem berühmten polnischen Marienheiligtum benannt worden war. (Der Einfachheit halber übernahm der Gründerabt nicht die polnische Schreibweise, sondern vereinfachte das Wort so, dass es auch von einheimischen Christen ausgesprochen werden konnte.)

Mit großer Sorge machte sich Pater Emmanuel (sein Klostername) an die Arbeit. Kurz nach seiner Ankunft legte er eine Stations-Chronik an. Zur Einführung philosophierte er: „Es gibt Dinge, die bedürfen keines Beweises; man nennt sie >principia per se<. Eine solche prinzipielle Tatsache ist meiner Meinung nach die Notwendigkeit einer Chronik auf jeder Missionsstation. Chroniken freilich sollten dort geschrieben werden, wo sich das Leben abspielt. Nachfolger können nur sehr schwer über Früheres schreiben. Chroniken, wenn gut geführt, sind wertvolle Quellen für spätere Historiker; aber auch von Nutzen für junge Missionare …“

Pater Emmanuel gab denn auch gleich einer Schwester den Auftrag, die Jahre vor seiner Ankunft chronologisch zu beschreiben. Er selbst führte mit großer Genauigkeit Buch über die Zeit seiner eigenen Tätigkeit in Centocow.

Einen Höhepunkt seiner missionarischen Arbeit brachte das Jahr 1913, als die neue große Kirche (ein Meisterstück missionsbaulicher Architektur) eingeweiht und gleichzeitig das Silberjubiläum der Station gefeiert wurde. Über 3000 Leute hatten sich dazu eingefunden, unter ihnen mehr als 60 Weiße.

In Centocow wirkten damals neben Pater Emmanuel 12 Brüder und 21 Schwestern; 2 Patres leisteten Kaplandienste.

Zu großer Berühmtheit gelangte die Baumschule der Station. Allein im Jahre 1914, so heißt es in der Chronik, wurden 14.165 Baum-Setzlinge verkauft, wofür man die stattliche Summe von 960 Pfund Sterling erzielte.

Als Pater Emmanuel 1920 die Station verließ, um Lourdes zu leiten, gab es bereits 14 Außenstationen mit insgesamt 4.300 Getauften, 400 Katechumenen und 450 Schülern. Zwölf einheimische Lehrer/Lehrerinnen standen den weißen Schwestern und Brüdern zur Seite.

Über Lourdes-Mission nach Mthatha

Es war ein Wechsel zu einer noch größeren Station. Lourdes zählte damals siebeneinhalbtausend Getaufte. Vier Patres, zwölf Brüder und 24 Schwestern arbeiteten Hand in Hand. Unter der Führung von Pater Emmanuel wurden die von seinem Freund Pater Bernhard Huss begründeten Sommerkurse für einheimische Lehrer zu einem wichtigen Bestandteil der Pastorierung. Über besser ausgebildete Lehrer sollte ein höherer Standard der Schulerziehung erreicht werden. Zusammen mit den Laien (Pater Emmanuel führte als erster Missionar „Pfarrgemeinderäte“ ein) wurde auch eine Intensivierung der Verkündigung erzielt.

Als Bischof Fleischer erstmals nach Lourdes kam, konnte er 1100 Einheimischen, vor allem Schulkindern, das Sakrament der Firmung erteilen. Ein grandioser Erfolg, zahlenmäßig gesehen, auch für den Rektor der Station.

Pater Emmanuel (der unter anderem stolz war auf ein Pferd, das in Lourdes großgezogen worden war und bei einem Rennen in Durban 9000 Pfund Sterling eingebracht hatte) scheute sich nicht, auch die eigenen Mitbrüder zurechtzuweisen. Er nannte es „konstruktive Kritik“. Es müsse vor allem, so betonte er mit großer Redekunst, endlich mehr für die Schulen getan werden, mehr auch, um einheimische Krankenschwestern heranzubilden und sehr viel mehr, um die sozialen Fragen zu lösen. Damit war er weithin gedankeneins mit Pater Huss, dem großen Sozialreformer des südlichen Afrika.

Bischof Fleischer schätzte den nimmermüden Missionar so sehr, dass er ihn auf eine Weltreise mitnahm: über Rhodesien nach Nordamerika und Europa. Das war 1925.

Wie sehr Pater Emmanuel an der Modernisierung der Mission lag, ist auch daraus ersichtlich, dass er 1926 in Lourdes ein Postamt und ein öffentliches Telefon errichten ließ. Doch dann wurde er, plötzlich und „wie aus heiterem Himmel“, nach Mthatha/Transkei versetzt. Es sollte eine „Demütigung“ sein, wie Hanisch später einmal bemerkte, aber die Göttliche Vorsehung habe anderes mit ihm im Sinn gehabt!

Schon wenige Jahre später, 1930, wurde Hanisch Apostolischer Präfekt von Mthatha; kurz zuvor hatte er noch Pater Bernhard Huss durch Amerika und Europa begleitet, auf Einladung und Kosten der berühmten Carnegie Foundation/USA.

Am schwersten drückten die finanziellen Sorgen

Zu seiner Ernennung zum Apostolischen Präfekten meinte Hanisch, knapp und nüchtern, in einem Brief an Pater Reginald Weinmann, dem damaligen Rektor von Mariazell-Mission und späteren Generalsuperior der Mariannhiller: „Möge Gott mir Weisheit und Kraft geben, um seinen Willen zu erfüllen. Die Arbeit muss von jemand getan werden; ich habe nicht danach verlangt, noch jemand geschmeichelt …“

Die Transkei, seinen Missionssprengel, nannte Hanisch eine „terra incognita“, ein unbekanntes Land, mit 850.000 Einwohnern.

Die katholische Kirche war (gemessen an evangelischen Religionsgemeinschaften) arg im Hintertreffen. Der neue Apostolische Präfekt wollte möglichst bald „aufholen“; aber wie?

Das allergrößte Problem, so schrieb er in vielen Bettelbriefen an Mitbrüder, Freunde und Wohltäter in aller Welt, sei das finanzielle. Er war überzeugt, sein Missionsgebiet sei vernachlässigt worden; andere Gebiete hätten größere Zuschüsse bekommen. Auch im Blick auf Missionspersonal war Mthatha schlecht bestellt. 1930 gab es nur acht Priester in diesem weiten Gebiet. Doch woher weitere Missionare nehmen? Der Nachwuchs in den eigenen Reihen war spärlich.

So mühte sich Hanisch, mehr Schwestern zu aktivieren. Drei Gemeinschaften kamen ihm zu Hilfe: Die Mariannhiller Missionsschwestern vom Kostbaren Blut, die Menzinger Schwestern (auch Heiligkreuz-Schwestern genannt) und die Ursulinen. Ohne die großartige Hilfe dieser Ordensfrauen und Missionarinnen wäre Mthatha nie geworden, wozu es sich in den zehn Jahren unter Hanisch entwickeln konnte.

Plädoyer für afrikanische Mariannhiller Schwestern

Den Franziskanerinnen in Rottenburg machte Hanisch ein „verlockendes“ Angebot; er schrieb ihnen: „Sie suchen nach einem idealen Missionsfeld? Ich biete Ihnen das meine an … Das Klima ist gut, das Land dicht bevölkert, die meisten Leute sind noch Heiden. – Was ich Ihnen sonst noch anbieten kann? Geld habe ich keines, aber für Essen, Kleidung und Unterkunft werde ich sorgen, und natürlich erhalten Sie ein weites Tätigkeitsfeld – in der Kirche, Schule, Krankenhaus, Küche, Garten; bei der Katechese wie bei der Erziehung der Mädchen und Frauen … Sie könnten sich kein schöneres Missionsgebiet aussuchen!“

Aus diesem Angebot von seiten des Apostolischen Präfekten an die Schwestern in Deutschland wurde nichts. Leider.

Um so mehr mühte sich Hanisch (bereits 1932!), dass auch einheimische Mädchen in die Gemeinschaft der Mariannhiller Schwestern (CPS) aufgenommen würden.

Eine eigene einheimische Diözesankongregation zu gründen, lehnte er ab. Der Leitung der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut schrieb er, er halte es für eminent wichtig, dass diese Mädchen in eine „weiße“ Gemeinschaft eintreten dürften. Es wäre für viele eine zu große Enttäuschung, wenn dem nicht so geschähe …

So kam es schließlich zum offiziellen Zweig der „Afrikanischen Schwestern vom Kostbaren Blut“, unter anderem auch ein Verdienst des Apostolischen Präfekten von Mthatha. – Ein anderer Verdienst von Hanisch war die Errichtung einer Missionspresse bei Mthatha; sie wurde 1936 eröffnet. Die Druckmaschinen hatte er schon 1933 (nach seinem Heimaturlaub) bestellt. Die Mariannhiller Schwestern kamen ihm dabei zu Hilfe, indem sie versprachen, die Leitung der neuen Druckerei zu übernehmen.

Apostolischer Vikar mit Bischofsweihe

Im April 1937 ernannte Rom Pater Hanisch zum Apostolischen Vikar von Mthatha; die Bischofsweihe fand Ende Juli in Mariannhill statt. Neben seinem Mitbruder Bischof Fleischer nahmen noch 15 weitere Bischöfe an der feierlichen Zeremonie teil; auch Abt Wolpert, der in Lourdes mit Hanisch zusammengearbeitet hatte, war anwesend. Kurz zuvor hatte sich der Neuernannte zu mehrtägigen Besinnungstagen auf die Convent-Farm bei Mthatha zurückgezogen. Dort schrieb er seine programmatischen Vorsätze nieder: 1. Ich will mich stets daran erinnern, dass ich des hohen Amtes nicht würdig bin. 2. Ich will mein ganzes Vertrauen auf Gott setzen. 3. Ich will meine Untertanen niemals mit harschen Worten verletzen, sondern vielmehr, wenn nötig, sie mit Geduld und Liebe korrigieren. 4. Ungerechtigkeiten mir gegenüber will ich schweigend ertragen – als Opfer für meine Sünden und die Sünden anderer Menschen. 5. Ich will immer meine Gemeinschaft, die Mariannhiller, lieben und fördern. 6. Meine besondere Sorge wird die Ausbreitung des Gottesreiches im Vikariat Mthatha sein.

Sein bischöfliches Motto lautete übrigens: „Dominus spes mea“ (Der Herr ist meine Hoffnung).

Bischof Hanisch, der schon 1933 zum Geistlichen Direktor der CAU (Katholische Afrikanische Laienbewegung) ernannt worden war, und auch an den Eucharistischen Kongressen in Kapstadt und Budapest teilgenommen hatte, mühte sich sehr, die junge Missionskirche auch in der Öffentlichkeit würdig zu vertreten. Mit den Mitgliedern des Transkei-Parlaments (Bunga) hatte er gute Kontakte. Als Prinz George von England Mthatha besuchte, wurde er auch dem Mariannhiller Bischof vorgestellt. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ermahnte Hanisch seine Missionare, sich nicht in politischen Händel einzulassen, sondern pastorale Arbeit zu betreiben. Zusammen mit seinem Mitbruder und Freund Pater Huss widmete er nach wie vor viel Zeit und Energie der Lösung der sozialen Fragen des Landes. Und weil er an die Macht und den Einfluss der Presse glaubte, schlug er dem Herder-Verlag in Freiburg eine Tochtergesellschaft in Südafrika vor. Es kam nie dazu, aber das Vorhaben an sich zeigt, wie fortschrittlich Hanisch dachte und plante.

Wie sehr ihm gleichzeitig das religiöse Leben seiner Leute am Herzen lag, geht aus einem Hirtenschreiben hervor, das er schon als Apostolischer Präfekt erlassen hatte: „Schätzt das Leben; macht das Beste aus euren Tagen! Haltet die Gebote. Betet und arbeitet; werft eure Sorgen auf den Herrn! Haltet Ordnung; haltet die Sonn- und Feiertage; seid gerecht und freigebig! Haltet die Verpflichtungen gegenüber eurer Kirche …“

Begegnung mit Papst Pius XI., Krankheit und Tod

Drei Tage nach dem Tod von Papst Pius XI. (im Februar 1939) schrieb Bischof Hanisch einen Hirtenbrief über das Papsttum. Kurz zuvor hatte er den Heiligen Vater in Rom besucht; er war von dem greisen kranken Mann sehr beeindruckt: „Zum Abschied habe ich vom Papst den Segen erhalten; dabei sagte er: Meine Tage sind gezählt; bald werde ich diese Welt verlassen. Aber die mir noch bleibenden Tage will ich dem Allmächtigen aufopfern für Ihre Arbeit in Südafrika und für die Missionen in aller Welt!“ – Ein Jahr nach Pius XI. starb auch Bischof Emmanuel Hanisch, erst 58 Jahre alt. Zuvor war er kaum ernsthaft krank gewesen; nur einmal, 1934, musste er sich einer schweren Operation unterziehen. Sonst erfreute er sich einer relativ guten Gesundheit. Aber die täglichen Sorgen schienen ihn sehr zu belasten: Überarbeitung und finanzielle Probleme gingen nicht spurlos an ihm vorüber.

Als er Ende Dezember 1939 mehrere Missionsstationen besucht und in Mariannhill eine Zahnoperation hinter sich gebracht hatte (wobei er viel Blut verlor), war er so geschwächt, dass jene, die ihn kannten, sich ernsthaft Sorgen um ihn machten. Er hat sich nicht mehr erholt. Am 28. Februar 1940 starb er, nachdem er zuvor noch alle wichtigen Angelegenheiten seines Missionssprengels geregelt hatte.

Die Beisetzung seiner sterblichen Hülle fand am 2. März statt; der 2. März, allerdings 36 Jahre später, sollte auch zum Todestag seines Nachfolgers (Josef Grüter) im Bischofsamt werden.

Beide, Hanisch und Grüter, ruhen heute in der Kathedrale von Mthatha. Beiden verdankt die Missionsdiözese sehr viel.

Zu Ehren von Bischof Hanisch wurde eine Missionsstation Sankt Emmanuel genannt; eine würdige Erinnerung an einen eifrigen Missionspionier.

Pater Clemens Franz-Xaver Hartweg (1885 - 1968)

Pater Clemens Hartweg

Pater Clemens Franz-Xaver Hartweg, am 4. September 1885 in Essen geboren, trat 1907 bei den Trappistenmissionaren in Mariannhill/Südafrika ein. 1917 wurde er zum Priester geweiht. Nach einigen Jahren missionarischer Tätigkeit in Natal wurde er nach Europa zurückgerufen; er warb in vielen Diözesen Deutschlands, Österreichs und Ungarns für die Missionsidee, sammelte Gelder, ermunterte zum Eintritt ins Kloster. Als Seelsorger betreute er dann die Pfarreien Winklern, Afritz und Baldramsdorf sowie die Klöster Wernberg, Strebersdorf u.a. – alle in Österreich. Er starb am 2. Januar 1968 und wurde auf dem Klosterfriedhof in Riedegg/Gallneukirchen begraben.

Bruder Stanislaus Haselbacher (1854 - 1949) Aus Maria Trost in der Steiermark

Bruder Stanislaus Haselbacher

Seine Wiege stand in Maria Trost, dem schöngelegenen Marienwallfahrtsort in der Steiermark. Dort erblickte er am 22. September 1854 das Licht der Welt. Nach der Volksschule ging er zu einem Müller in die Lehre. Mit 25 Jahren klopfte er in Mariastern bei Banjaluka/Bosnien an die Klosterpforte; dort nahm ihn der Trappistenprior Franz Pfanner noch persönlich in den Orden auf, kurz bevor dieser (1880) nach Südafrika fuhr. Bruder Stanislaus durfte 1881 die Ordensgelübde ablegen; zwei Jahre später holte ihn Pfanner nach Natal, wo gerade das Missionszentrum Mariannhill begonnen worden war. Am 28. Mai 1883 traf er in Durban ein. Noch am gleichen Tag ging es nach Mariannhill. Hier übernahm Bruder Stanislaus die Betreuung der Klostermühle, damals ein wichtiger Betrieb; denn hier wurden viele Jahre lang auch die Zeitschriften und Kalender gedruckt.

Später wurde er auch Bubenpräfekt und Brüdermagister. Dr. Eduard Müller, der erste Zulupriester, der noch im letzten Jahrhundert geweiht worden war, zählte damals zu den Zöglingen des Brudermissionars.

Schon nach wenigen Jahren betraute Abt Franz den fähigen Bruder mit einer ganz anderen Aufgabe; er sollte künftig in Europa um Berufe und Gelder für die Mission werben. In unzähligen Vorträgen machte er seine Hörer in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Mariannhiller Mission aufmerksam. Er durfte sogar von den Kanzeln großer Kathedralen predigen, etwas ganz Neues für einen Laienbruder! Und er hatte großen Erfolg. Seine “Stützpunkte” waren damals Graz und Linz in Österreich, Altdorf und Gersau in der Schweiz. Nach längerem Aufenthalt in Gersau nahm er sich eine Mietwohnung in Altdorf, bis dort die sogenannte “Josefsmühle” zum Missionshaus ausgebaut wurde. 1927 zog Bruder Stanislaus dort ein. Ab 1930 finden wir ihn wieder in seiner österreichischen Heimat – fast immer auf Werbetouren. Und als man in Brig/Wallis mit dem dortigen Missionshaus beginnen wollte, rief man ihn zum ersten Spatenstich herbei. Das war 1937. Sechs Jahre später feierte Bruder Stanislaus seinen 90. Geburtstag, immer noch rüstig und voller Esprit. Sein Humor war unverwüstlich: “Ich bin ein Steiermärker”, pflegte er zu sagen, “und die Steiermärker, die werden immer stärker!”

Voller Stolz erinnerte er sich auch in seinen alten Tagen an die gemeinsamen Jahre mit Missionsabt Franz Pfanner. Aus dessen Predigten wusste er noch ganze Passagen auswendig. Ein Pfannerwort hatte es dem guten Bruder Stanislaus besonders angetan: “Meine lieben Brüder, hier sieht’s traurig aus. Kein Baum, kein Strauch, kein Christ. Doch wenn wir hier nur eine Seele für den Himmel gewinnen, dann sind wir tausendfach belohnt!”

Seinen Lebensabend verbrachte Bruder Stanislaus in Altdorf; dort war es ihm möglich, täglich mehreren Messen beizuwohnen. Das freute ihn besonders.

Als er 95 wurde, konnte er zwar sagen: “Ich kann immer noch ohne Brille lesen, und ich kann auch noch die feinste Schrift schreiben, ohne zu zittern”, aber die Kräfte ließen doch merklich nach. In seinem ganzen Leben war er nie krank gewesen. Als jetzt die Altersgebrechen einsetzten, war er willens, sein Leben zu beenden. Er bat um die Sterbesakramente und entschlief friedlich, ohne Todeskampf, am 8. August 1949. Zwei Tage später wurde er im Schatten des Sankt Josef-Heiligtums in Altdorf zur letzten Ruhe gebettet – dieser unermüdliche Trommler Gottes aus der Steiermark, dieser große Pionier der Mariannhiller Frühzeit.

Pater Winfried Wilhelm Hastreiter (1892 - 1984) Mariannhill ist unsere Heimat…

Pater Winfried Hastreiter

Als Sohn eines Volksschullehrers in Weißenburg/Bogen, Niederbayern geboren, besuchte Wilhelm die Schule seines Vaters, dann das Gymnasium in Regensburg und Straubing und trat nach dem Abitur ins Priesterseminar der Diözese ein. Seine Studien wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen; er war als Sanitäter an der Front (Jugoslawien, Italien, Frankreich). 1920 wurde er in Regensburg zum Priester geweiht; ein Jahr später meldete er sich bei den Mariannhillern und wurde kurz nach seiner Ordensprofess nach Natal geschickt. Hier wirkte er bis 1925. Aus Krankheitsgründen kehrte er wieder in die Heimat zurück, wurde Präfekt und Lehrer in Reimlingen.

1932 wagte er einen zweiten Versuch in der Mission. Wieder in Europa, 1937, wurde Holland sein neues Arbeitsfeld. Hier überlebte er auch das “Tausenjährige Reich”. 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Spiritual in der Abtei Waldsassen, dann Seelsorger im Missionsärztlichen Institut in Würzburg und im Krankenhaus zu Buchloe. Ab 1955 trat er bei den Heiligkreuzschwestern in Werneck, später in Gemünden eine Stelle als Hausgeistlicher an. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Pater Winfried im Altenpflegeheim Reimlingen, wo er still und lautlos seinen Lebensabend verbrachte, immer liebevoll und gütig, dem Gebet verschrieben.

Pater Winfried war und blieb zeitlebens Missionar, auch und gerade in der Heimat. Oft begeisterte er junge Menschen für die Anliegen der Dritten Welt. Ehe er ein zweites Mal nach Südafrika fuhr, schrieb er für die Reimlinger Schüler das Lied “Mariannhill ist unsere Heimat”. Pater Winfried war sehr musisch begabt; er leitete den Schülerchor, studierte Theaterstücke ein, schrieb selbst für die Bühne (“Prinz Wagemut” wurde sehr oft aufgeführt, auch auf den Schulbühnen anderer Gemeinschaften und Institute!) und sorgte sich auch um die Garderobe der jungen Spieler.

Von Haus aus war er eine “Frohnatur”; seine Unterrichtsstunden waren gewürzt mit Schmunzelgeschichten und Witzen.

Als er, schon im Altenpflegeheim, nicht mehr zelebrieren konnte, griff er um so häufiger zum Rosenkranz. “Ich denke nach drüben”, pflegte er zu sagen; “ich bete jeden Abend vor dem Einschlafen, Gott möge mich in der Nacht heimholen.” Er musste dieses Gebet lange wiederholen, und erst als es fast ganz Nacht um ihn geworden war, rief ihn der Herr zu sich, leise und ohne Zeichen eines Todeskampfes – 92 Jahre alt.

Bruder Johannes Franz Hauptmann (1856 - 1934) Brother John – Katechet in der Gründerzeit

Bruder Johannes Hauptmann

Er war von Anfang an dabei; schon in Dunbrody, wo Franz Pfanner 1880 mit der Gründung eines Klosters begonnen hatte. Dann erfolgte die „Umsiedlung“ von der Kapprovinz nach Natal. Bruder Johannes, später nur noch „Brother John“ genannt, war als Novize mitgekommen, als am zweiten Weihnachtstag 1882 die Ochsenwagenkolonne im Schlamm stecken blieb und Pfanner dann die Worte sprach: „Abladen; hier bleiben wir; das ist Gottes Wille!“ – Es war die Geburtsstunde von Mariannhill.

Brother John legte hier die Ordensgelübde ab und war einer der ersten Mönche, die in der Schule tätig waren. Später ging er auf die Neugründung Reichenau, wo er nebenbei auch die Sothosprache lernte, was ihm im weiteren Leben noch sehr nützlich war.

Dann ließ Pater Gerhard Wolpert (Missions-Inspektor und späterer Abt von Mariannhill) Brother John wissen, er möge die von den Oblatenmissionaren begonnene, aber eher hoffnungslos aussehende Station Sankt Michael übernehmen. Brother John kümmerte sich um alles; er besuchte auch die verstreuten Christen im Hinterland, meistens zu Pferd, mitunter zu Fuß.

Nach zwei Jahren erhielt er einen neuen Auftrag, nämlich die Mariasstella-Mission zu beginnen. Er verstand sich ja, wie man zu sagen pflegte, aufs „Neugründen“!

Im Laufe der Jahre war er bei der Gründung weiterer Missionszentren dabei: Mariazell, Marialinden und Hardenberg; hier arbeitete er zeitweise auch mit dem bekannten Sozialapostel Südafrikas, Pater Bernhard Huss, zusammen.

Brother John hatte ein feines Gespür für Sprachen; seine natürliche Freundlichkeit machte ihn überall beliebt. Hunderten von Einheimischen hat er die Taufe gespendet, vielen auf ihrem Todeslager. Er selber starb im Alter von 78 Jahren am 28. Juli 1934 in Mariazell.

Übrigens – sein Bruder Anton (ebenfalls in Schmottseifen/Schlesien geboren) war ihm 1885 nach Mariannhill gefolgt und als Bruder Kletus eingetreten. Auch er war ein Sprachtalent. Neben seiner Tätigkeit als Maurer erteilte er häufig Katechismusunterricht und fungierte mitunter sogar als Sprachlehrer für jüngere Mitbrüder. Während Brother John (von Beruf Zinngießer) ein relativ hohes Alter vergönnt war, starb Bruder Kletus schon 1910 in Maria Ratschitz – etwa 63 Jahre alt. In den Wintermonaten hatte er sich bei Maurerarbeiten so sehr erkältet, dass er nicht mehr gesundete.

Wann immer von der Pionierzeit Mariannhills die Rede sein wird, man wird hier oder dort auf den Namen von Brother John stoßen. Im Gründerteam nimmt er eine hervorragende Stellung ein, wie überhaupt die gesamte Mariannhiller Mission in Südafrika ohne die Brüdermissionare nicht zustande gekommen wäre. Fähige Laienbrüder vom Schlag eines Brother John waren die Säulen der Pfannerschen Missionsarbeit. Ihnen verdankt Mariannhill seinen raschen Aufstieg.

Bruder Martin Josef Heinlein (1855 - 1926) Die Reisetasche war sein Markenzeichen

Bruder Martin Heinlein

Was bei Chamberlain der Regenschirm, war bei Bruder Martin die Reisetasche – ein Markenzeichen. Viele Jahre seines Lebens war er “unterwegs” in Sachen Mariannhill. Der gebürtige Unterfranke (er wurde am 17. August 1855 in Ottelmannshausen bei Königshofen im Grabfeldgau geboren) war von Beruf Steinmetz. Dieses Handwerk hatte er bei seinem Vater gelernt. Nach der dreijährigen Lehre ging er “in die Fremde”, wie er in seinen Memoiren schreibt, “und war unter anderem auch zwei Jahre lang am Kölner Dom tätig, wo ich sozusagen erst ein richtiger Steinmetz wurde”. (Die beiden imposanten Domtürme wurden bekanntlich zwischen 1842 und 1880 fertiggestellt, und zwar auf Betreiben des Kaisers in Berlin. Das Kirchenschiff stand schon einige Jahrhunderte vorher; doch dann waren die Baupläne für die Türme verschüttgegangen und erst im 19. Jahrhundert in einer Darmstädter Dachwohnung wiedergefunden worden.)

Über seinen Klostereintritt, seine mitunter abenteuerlichen Amerika-Reisen wie überhaupt über sein ganzes Leben im Dienste der Mission, schrieb Bruder Martin kurz vor seinem Tod einen ausführlichen Bericht; wir werden wiederholt daraus zitieren. Ehe wir näher auf seine “Berufungsgeschichte” eingehen, noch ein paar interessante Randbemerkungen: Sein leiblicher Bruder August ist ebenfalls in Mariannhill eingetreten – als Bruder Hugo; er war Landwirt und starb 1941 in Centocow; seine Schwester schloss sich als Schwester Servatia den Mariannhiller Missionarinnen an; sie war vor allem im Haushalt tätig und starb 1948 in Ixopo. Ein weiterer Bruder hatte sich den Steylern angeschlossen: Pater Adalbert Heinlein; er starb 1895 in Westafrika. (PS: Der Mariannhiller Pater Egbert Heinlein ist ein Neffe!) Jetzt aber zurück zu Bruder Martin.

Über Bosnien zum Kap der Guten Hoffnung

Seine Berufung, so erinnert sich Bruder Martin, habe er “im Soldatenrock erhalten” – also zu der Zeit, als er als Lazarettgehilfe dem Zweiten Bayerischen Pionier-Bataillon angehörte. Der Stabsarzt hatte ihm schon verlockende Angebote gemacht, damit er ganz dabei bleibe. Doch um diese Zeit kam ihm ein “Blättchen von Onkel Ludwig in Donauwörth” (gemeint ist der Verleger Ludwig Auer) in die Hände; darin las er einen Aufruf Franz Pfanners, des Priors von Mariastern in Bosnien, sich für die Trappistenmission in Südafrika zur Verfügung zu stellen; deren Aufbau sei für das kommende Jahr, 1880, geplant … Über Herrn Auer erfuhr Heinlein die Anschrift Pfanners; sofort schrieb er ihm und bat um nähere Angaben. Pfanner ließ den jungen Mann wissen, er könne kommen, vorausgesetzt, er begleiche die Reisekosten selbst; sollte es ihm nicht gefallen, müsse er auf eigene Kosten wieder zurückreisen.

Damit waren die Würfel gefallen. Nur zu Hause, im Grabfeldgau, gab es noch Probleme; die Eltern zeigten sich gar nicht begeistert. Die Mutter schlug ihm vor, er möge lieber bei den benachbarten Kapuzinern auf dem Kreuzberg eintreten: “Da kann man dich doch manchmal besuchen!”

Aber Bruder Martin ließ sich von seinem Vorhaben nicht mehr abbringen. Im Oktober 1879 reiste er über München und Tirol nach Altgradiska, der damaligen Bahnstation von Mariastern. Dort wurde er sofort in die Reihe der “Klosteranwärter” aufgenommen. Und im Juni 1880 war er unter den ersten Mönchen, mit denen Pfanner zum Kap der Guten Hoffnung zog. Ende Juli erreichten sie Dunbrody – in der südafrikanischen “Halbwüste”. Es war ein schwerer, schier hoffnungsloser Anfang. Die Landwirtschaft betreibenden Trappisten kamen gegen die wilden Tiere (Affen, Wildschweine, Hasen, Vögel) nicht an; und als der Regen ganz ausblieb, gab Franz Pfanner das Kommando zum Aufbruch nach Natal. Zuvor waren rund 20 “Neulinge” aus Europa dazugekommen. Mit Sack und Pack reisten die Mönche auf zwei Schiffen nach Durban, dann auf Ochsenwagen landeinwärts.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag erreichte die erste Kolonne die neue Missionsfarm; Pfanner ließ den im Schlamm steckengebliebenen Karren abladen und die Mönche ein provisorisches Nachtlager bereiten. Als Bruder Martin mit der zweiten Kolonne am anderen Tag eintraf, stand fest: Hier würde die Neugründung entstehen. Es war die Geburtsstunde von Mariannhill.

Der erste Mariannhiller in Amerika

Neugründungen brauchen Geld, viel Geld. Das wusste Franz Pfanner nur zu gut. Das war denn auch der Grund, warum er schon wenige Tage nach dem historischen “Einzug” auf der neuen Missionsfarm von Mariannhill Bruder Martin sozusagen auf Werbetour schickte – über Europa in die Vereinigten Staaten von Amerika. Er sollte Freunde und Wohltäter für das Missionswerk am Kap gewinnen. Nach einem kurzen Abstecher in seiner Heimat und einigen “Betteltouren” im bayerischen Raum, reiste er Mitte Juni 1883 nach Amerika. Er hatte zwei Empfehlungsschreiben in der Tasche; beide an ehemalige Studienfreunde Franz Pfanners. Der eine lebte in Buffalo, der andere in Rochester. Dort besuchte Bruder Martin auch einen Onkel, der Redemptoristenpater war. Mit Hilfe der Empfehlungsschreiben Pfanners sowie der “verwandschaftlichen Kontakte” gelang es Bruder Martin, von den Bischöfen von Buffalo und Rochester die Erlaubnis zu bekommen, in ihren Bistümern für Mariannhill zu kollektieren. Später erinnerte er sich dieser Jahre; es waren mit die schönsten seines Lebens: “Es waren geradezu Jahre der Freude; überall begegnete man mir aufs freundschaftlichste.” Bald zog Bruder Martin auch in andere Regionen, so nach Detroit, Pittsburgh, Chicago, St. Louis, Milwaukee, Grand Rapids und in viele andere Orte.

1886 wurde er von den Brüdern Krispin und Kasimir abgelöst und fuhr, wieder über Deutschland, nach Südafrika zurück. In Köln, wo er Zwischenstation gemacht hatte, traf er Abt Franz, der ihm mitteilte, dass man Mitte November (ab London) in See steche. Insgesamt bildeten die “Trappisten” eine Gruppe von 28 Personen. Am 16. Dezember 1886 trafen sie auf dem Dampfer “Tartar” in Durban ein. Weil der Abt unter den Ankömmlingen war, gab es einen “großen Bahnhof”. Schon in Pinetown wurden sie von einer Klosterdelegation begrüßt; kurz vor Mariannhill war ihnen dann die ganze Gemeinde in Prozessionsart entgegengezogen. Für Bruder Martin ein sehr eindrucksvoller Empfang – nach drei Jahren Abwesenheit.

Erst Steinmetz, dann 25 Jahre “Einkäufer”

Im Missionszentrum war in der Zwischenzeit viel geleistet worden; Bruder Martin erkannte das Mutterkloster fast nicht mehr wieder. Man hatte schon mit dem Bau der Klosterkirche begonnen; da kam der gelernte Steinmetz gerade recht. Zusammen mit einheimischen Lehrlingen hat er die meisten Steinhauerarbeiten übernommen; sie waren äußerst geschickte Handwerker.

Nach Fertigstellung der “Monastery Church” ging Bruder Martin als Schaffner nach Lourdes (wo auch sein Bruder, Bruder Hugo, tätig war), dann nach Reichenau, Einsiedeln und Sankt Michael. Hier war Baumeister Bruder Suitbert am Werk; unter seiner Leitung fühlte sich Bruder Martin am Wohlsten: “Die zwei Jahre in Sankt Michael waren die glücklichsten meines Lebens, da ich aller Sorgen enthoben war und nur das arbeitete, wozu mich der Gehorsam anleitete.” Zeitweise waren die Brüder die ganze Woche über auf dem Grund eines benachbarten Farmers tätig, der sie umsonst Steine brechen ließ. Im Dezember 1896 wurde Bruder Martin “Einkäufer für Mariannhill und Außenstationen”, also Mittelsmann zwischen der Mission und den Geschäftsleuten in Durban. Dieses Amt führte er 25 Jahre lang; es war ein verantwortungsvoller Posten. Hunderte von Ochsenwagenladungen wurden transportiert; Hundertmale musste er mit Eselwagen den Weg zurücklegen; Tausende von Artikeln waren zu besorgen – vom Hosenknopf für den Schneider bis zum Spaten für den Gärtner oder den Pflug für den Farmer. Wo immer man etwas benötigte – Bruder Martin wurde beauftragt, es zu besorgen. In seinem Notizbuch hielt er alles fest – und seine Geduld war fast so sprichwörtlich wie seine Reisetasche.

Mit Mahatma Gandhi befreundet

Damals muss es auch gewesen sein – bei seinen vielen Einkäufen in der Hafenstadt Durban –, dass er Mahatma Gandhi kennenlernte und ihn nach Mariannhill einlud. Gandhi, der vor seinem Freiheitskampf in Indien lange Jahre in Südafrika gelebt hatte, war von dem Mariannhiller Bruder sehr beeindruckt: “Er begrüßte mich in der vornehm freundlichen Weise”, schrieb Gandhi später in einer indischen Zeitung, “wie sie all den Brüdern hier eigentümlich ist, und führte mich persönlich durch die Räume des Klosters von Mariannhill …”

Gandhi war von den Mönchen von Mariannhill so angetan, dass er seinen Artikel abschloss mit der Bemerkung: “Ich würde gerne sehen, dass alle meine weißen Freunde einmal einen Besuch bei den Mönchen von Mariannhill machten, um sich mit eigenen Augen von dem zu überzeugen, was ich zu beschreiben versuchte; ich glaube, sie würden sich eine ganz andere Ansicht über die Eingeborenenfrage dort aneignen.”

Seine letzte größere Reise trat Bruder Martin 1922 an; er wurde beauftragt, Bruder Nivard Streicher, den berühmten Klosterarchitekten von Mariannhill, jetzt ein kranker Mann, nach Europa zu begleiten. Noch einmal besuchte Bruder Martin die Mariannhiller Niederlassungen in Köln, Würzburg, Reimlingen und Altdorf, pilgerte nach Einsiedeln und Oberammergau, wo er an den Passionsspielen teilnahm, und besuchte seine Verwandten im Grabfeldgau. Ende des Jahres bestieg er in Rotterdam den Dampfer “Usaramo” und fuhr nach Südafrika zurück; begleitet wurde er dieses Mal von den “Neulingen” Pater Peter Ebner und Pater Winfried Hastreiter sowie von Bruder Valerian, der jahrelang die Mariannhiller Vertretung in Breslau geführt hatte.

Die letzten Lebensjahre verbrachte er im Altenheim von Mariannhill, immer noch Missionar vom Kopf bis zur Sohle: “Ich habe mir besonders vorgenommen, da ich jetzt zu keiner anderen Arbeit mehr fähig bin, für meine Angehörigen, Freunde und Wohltäter zu beten.” Seine Memoiren beendete er wenige Tage vor seinem Tod, der ihn am 13. September 1926 ereilte, mit folgenden Worten: “Ich kann diesen Bericht nicht beschließen, ohne dem lieben Gott nochmals von Herzen zu danken für die Liebe und Güte, womit er mich hierher geführt und mir erlaubt hat, in der Mission mitarbeiten zu dürfen. Er hat alles gelenkt und geleitet.”

Bruder Hildebert Wilhelm Herbert (1878 - 1958)

Bruder Hildebert Herbert

Bruder Hildebert Wilhelm Herbert, 1878 als Sohn des Dorfzimmermanns in Wasserlos bei Aschaffenburg geboren, trat mit 23 Jahren bei den Trappistenmissionaren von Mariannhill ein. Nach der Einführung in das Ordensleben wirkte er in den riesigen Werkhallen des Missionszentrums als Zimmermann und Schreinermeister. Später führte er auf der großen Lourdes-Mission Dutzende von einheimischen Burschen ins Zimmermannshandwerk ein. Aber er ließ es nicht dabei bewenden. Wenn nötig, zeichnete er auch Baupläne, überwachte die Maurer- und Verputzarbeiten und sorgte für die nötigen Möbel. Neben unzähligen Dachstühlen, Treppen, Fenstern und Zimmereinrichtungen schuf Bruder Hildebert viele kunstvoll gearbeitete Altäre auf verschiedenen Stationen. Als sein Asthma zunahm und er keine körperlichen Arbeiten mehr verrichten konnte, glitten von früh bis spät die Perlen des Rosenkranzes durch seine Finger – ganz im Sinne von Papst Pius X., der einmal gesagt hatte: „Das Gebet ist der größte Missionar.“ Bruder Hildebert starb am 1. Juni 1958.

Pater Pilgrim Hildebrand (1906 - 1978)

Pater Pilgrim Hildebrand

Pater Pilgrim Hildebrand, am 25. November 1906 in Nußbaum geboren, schloss sich 1937 den Mariannhillern an. Durch den Zweiten Weltkrieg, an dem er als Sanitäter teilnahm, musste er seine Studien unterbrechen. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft (Herbst 1946) setzte er in Würzburg das Theologiestudium fort. 1950 wurde er zum Priester geweiht; ein Jahr später traf er in Südafrika ein, wirkte in Ixopo, Lourdes, Jericho, Port Shepstone, Kevelaer, Umbumbulu, Mariannhill und Maristella. Während seines Heimaturlaubs im Frühjahr 1978 hatte er einen Herzinfarkt; er starb ein paar Tage danach in einer Augsburger Klinik. In seiner Heimatgemeinde Leuthof/Allgäu fand er die letzte Ruhe.

Bruder Richard Andreas Höfling (1901 - 1981)

Bruder Richard Höfling

Bruder Richard wurde am 4. Mai 1901 in Wernfeld (Diözese Würzburg) geboren. Im Dezember 1921 trat er in St. Paul/Holland ein und legte am 19. Oktober 1924 seine Erste Profess ab. Drei Jahre später folgte die Ewige Profess in Reimlingen.

In Breslau erwarb sich Bruder Richard 1930 das staatliche Diplom eines Krankenpflegers. Dann machte er bei den Barmherzigen Brüdern in Neuburg a. d. Donau eine einjährige Ausbildung als Apothekergehilfe. So ausgerüstet kam er am 6. Juni 1931 nach Mariannhill.

Bruder Richard wurde als Krankenpfleger eingesetzt und sorgte auch für die alten Mitbrüder, bis er 1939 auf die St. Isidors-Farm geschickt wurde. Von dort kam er 1941 nach Mariathal und versah hier den Verwalterposten bis 1950. Dann wurde er wieder nach Mariannhill zurückgerufen, wo er ebenfalls als Verwalter auf der Farm tätig war. 1960 kam er wieder in das Mater-Dolorosa-Heim, um sich der Alten und Kranken anzunehmen. Später (1970) übernahm Bruder Richard auch noch die Bäckerei, als sich sonst niemand für diese Arbeit fand.

Zu Beginn des Jahres 1981 ergab sich aufgrund ärztlicher Untersuchungen, dass Bruder Richard an Leberkrebs litt. Ihm, dem erfahrenen Krankenpfleger, brauchte niemand zu sagen, was das bedeutete. Er wollte, was immer man auch finden möge, von Anfang an klaren Wein eingeschenkt haben. Man sagte ihm die Wahrheit, und er nahm sie voll an.

Es war beeindruckend zu sehen, wie Bruder Richard von da ab buchstäblich bewusst von einem Tag zum anderen lebte, den nahen Tod klar vor Augen. Dankbar nahm er jeden neuen Tag als Geschenk an und lebte und handelte so, als sei dies der letzte, indem er so viel Gutes tat, als er nur konnte, und die sich steigernden Schmerzen aus Liebe zu Gott und – wie er oft sagte – für Mariannhill ertrug. Weil sein Magen kaum Nahrung aufnahm, konnte er nur sehr wenig essen. So wurde er zusehends schwächer. Gegen Ende Juli begann er an seine Freunde und Verwandten Abschiedsbriefe zu schreiben, und am 5. August sagte er zufrieden, er habe jetzt alle Briefe geschrieben und auch sonst alles geregelt: „Ich bin jetzt bereit, ins Krankenhaus zu gehen.“

Am folgenden Tag ging er ins Krankenhaus, wobei er sich wohl bewusst war und es auch voll akzeptierte, dass dies sein letzter Gang war. Vier Wochen später, am 4. September 1981, rief der Herr schließlich seinen Diener heim.

Bruder Richard hatte auf diesen Ruf gewartet und war, obwohl es für ihn keine Hilfe mehr gab, deswegen niemals ungeduldig. Ja, er sagte sogar zuweilen mit einem gewissen Humor: „Ich dachte, dass ich in der vergangenen Nacht sterben würde, aber stattdessen gab mir der Herr noch einen Tag, und ich danke ihm dafür…“.

Ein altes Sprichwort sagt: „Wie gelebt, so gestorben.“ Ich meine, dass all diese vergangenen Monate es deutlich gezeigt haben, wie Bruder Richard gelebt und wie er alle der fast 60 Jahre seines Ordenslebens aufgefasst hat. Dankbar hatte er vom Herrn angenommen, was immer er ihm sandte, und großmütig, voll tiefen Glaubens wollte er es ihm zurückgeben, und auch den anderen, in Demut und beherzter Hingabe.

Er war ganz und gar Jünger (disciple) und er zweifelte keinen Augenblick daran, dass dies Zucht und Maß (discipline) bedeutete. Dieses strikte Festhalten an der Zucht machte ihn zu einem echten Sohn von Abt Franz und von Mariannhill, wo die Früchte bleiben werden, weil sie in Liebe und mit Liebe gesät worden sind, mag kommen, was will. Möge der Herr sein Lohn sein.

Pater Engelbert Johann Hohner (1911 - 1986)

Pater Engelbert Hohner

Am 1. Februar 1986 starb im Krankenhaus in Klagenfurt (Österreich) nach kurzem, schweren Leiden Pater Engelbert Hohner. Was Pater Engelbert für uns gewesen ist, das kann mit Worten wohl nur sehr dürftig und bruchstückhaft ausgedrückt werden. Die äußeren Lebensdaten bilden ja nur den Rahmen seines Lebens.

Pater Engelbert wurde am 14. Dezember 1911 in Viereth bei Bamberg (Deutschland) geboren. In der Taufe erhielt er den Namen Johann. Mit elf Jahren kam er in unser Missionsseminar „Aloysianum“ in Lohr am Main, wo er bis zu seinem Abitur im Jahre 1932 das Gymnasium besuchte. Anschließend begann er in unserem Haus St. Paul (Holland) sein Noviziat. Dort legte er auch am 1. Mai 1933 seine Erste Profess ab. Es folgten die philosophisch-theologischen Studien im Piusseminar in Würzburg. Am 29. Juni 1937 empfing er die Priesterweihe und wurde dann an die junge Missionsschule St. Paul in Holland versetzt. Von hier wurde er im Zweiten Weltkrieg als Soldat eingezogen. Diese Zeit, vor allem aber die fünfjährige Kriegsgefangenschaft in Russland haben sein Leben einschneidend geprägt.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat wirkte Pater Engelbert ab dem 23. Januar 1950 als Lehrer an unserer Missionsschule in Reimlingen, bis er am 20. August 1954 als Assistent des Rektors ins Piusseminar nach Würzburg gerufen wurde.

Zwei Jahre später – am 5. Juli 1956 – erhielt Pater Engelbert erneut ein Versetzungsschreiben, das ihm die österreichische Provinz als nunmehriges Wirkungsfeld anwies. Zunächst war er im Internat St. Berthold in Wels als Erzieher eingesetzt, dann wurde ihm die Wallfahrtsseelsorge in Gugging bei Wien übertragen. Vom 1. Oktober 1962 bis unmittelbar vor seinem Sterben war er schließlich als Spiritual bei den Mariannhiller Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Wernberg/Kärnten tätig. Daneben hat er eifrig in den umliegenden Pfarren Seelsorgsaushilfe geleistet.

Diesem äußeren Rahmen hat Pater Engelbert mit seinem Leben und Wirken, Gestalt und Inhalt gegeben; denn hinter diesen Daten stand ein Mann, der mit Leib und Seele Priester und Seelsorger gewesen ist. So war er noch am Sonntag vor seinem Tod neben den Gottesdiensten im Kloster Wernberg zur Aushilfe in einer Pfarrei, obwohl er bei sich schon Herzbeschwerden festgestellt hatte. Gerne und selbstverständlich hat er dort mitgeholfen, wo er gebraucht wurde. Die Schwesterngemeinschaft von Wernberg bescheinigt Pater Engelbert in ihrem Nachruf: „Seinen Dienst am Tisch des Wortes und am Tisch der Eucharistie versah er mit unermüdlichem Eifer, voller Sorgfalt und Hingabe.“

Sein Interesse und seine Liebe galten seiner Mariannhiller Missionskongregation und der Schwesterngemeinschaft von Wernberg. Treue und Gewissenhaftigkeit waren für ihn keine leeren Worte, Diskretion eine Selbstverständlichkeit. Er hat seine Dienste in Bescheidenheit geleistet und sich niemals in den Vordergrund gedrängt. Uns Mariannhillern war er ein liebenswerter Mensch.

All das ist mit dem plötzlichen Tod von Pater Engelbert nicht zuende. Wir sollen nun weitertragen, was er uns vorgelebt hat. Der Gott der Liebe und des Lebens, an den er geglaubt hat und an den auch wir glauben, wird sein Leben und sein Wirken in seine ewige Zukunft hineinnehmen. Und wir glauben, dass diese Zukunft für Pater Engelbert bereits begonnen hat.

Die Auferstehungsmesse für Pater Engelbert fand am 5. Februar 1986 in der Klosterkirche von Wernberg statt. Der Bischof von Klagenfurt leitete die Eucharistiefeier und hielt die Homilie. Nach der Aussegnung wurde Pater Engelbert, auf Wunsch seiner Angehörigen, in seine Heimatgemeinde Viereth überführt. Dort wurde er am 8. Februar 1986 beigesetzt.

„Wir danken Pater Engelbert für das Zeugnis seines Lebens. Wir danken ihm, dass er ein langes Stück Weg geduldig mit uns gegangen ist, und freuen uns, dass er nun aufgenommen ist in jenes Reich, wo es keine Klage und keine Mühsal mehr gibt.“

Bruder Trophimus Karl Holler (1866 - 1944)

Bruder Trophimus Karl Holler, 1866 in Grafenhausen/Baden geboren, kam mit 23 Jahren nach Mariannhill. Zweimal verließ er das Kloster; zweimal wurde er wieder aufgenommen. Die Einheimischen liebten den Bruder mit den roten Haaren; sie nannten ihn „Mbomvan“, den Roten bzw. „Mfundisi omncame“, den kleinen Lehrer, denn er schaffte nicht nur in der Landwirtschaft, sondern fungierte gar oft als Katechet. Zuletzt war er Verwalter des Magazins (Vorratskammern) im Missionszentrum Mariannhill. Hier starb er am 26. Februar 1944.

Pater Ferdinand Holzner (1906 - 1972) Gott ist gut

Pater Ferdinand Holzner

Es war ein Leben voll und ganz im Dienste der Weltmission – ein Dienst für und mit Mariannhill. Als er am Sonntag, den 16. April 1972 plötzlich und unerwartet starb, trauerten nicht nur die Mariannhiller Gemeinschaften um ihren Generalsuperior; auch im südlichen Afrika weinten Tausende von einheimischen Gläubigen.

Pater Ferdinand Holzner wurde am 30. Dezember 1906 in Rosenheim geboren. 1918 begann er in seiner Heimatstadt mit den humanistischen Studien; 1923 trat er in das Mariannhiller Missionsseminar Aloysianum in Lohr/Main ein; hier legte er 1927 die Reifeprüfung ab. Die Universitätsstudien absolvierte er in Würzburg, wo er auch zum Priester geweiht wurde – am 6. März 1932 in der Mariannhiller Kirche.

Bischof Dlamini war einer seiner Schüler

Zunächst wurde Pater Ferdinand Assistent des Novizenmeisters in Holland, doch schon 1934 durfte er in die Südafrikamission gehen. Nach zweijähriger Tätigkeit als Betreuer des großen Brüderkonvents in der Missionszentrale Mariannhill wurde er Lehrer am Großen Seminar; er war Dozent für Liturgik und Moral und betreute auch die Jungen im Kleinen Seminar. Der spätere  Bischof Bonaventura Pius Dlamini war damals einer seiner Schüler. 1941 übernahm Pater Ferdinand die Station Himmelberg. Mit großem Eifer kümmerte er sich um die zahlreichen Christen und suchte die noch nicht Getauften für den katholischen Glauben zu gewinnen.

1945 wurde er Rektor des noch unter Franz Pfanner gegründeten Centocow, aber schon ein Jahr später riefen ihn seine Obern nach Mariannhill zurück, wo er die ausgedehnte “Mutterpfarrei” übernahm. Hier entwickelte er großen apostolischen Eifer; er gründete die katholische Müttervereinigung Sankt Anna, die bald in vielen anderen Diözesen Südafrikas wirksame Dienste leistete.

1949 wurde er zum Direktor des Kleinen Seminars in Ixopo berufen, eine Aufgabe, die ihn besonders reizte. Nur ungern schied er 1956 von diesem verantwortungsvollen Posten, wohl wissen, dass die Zukunft der Kirche in Südafrika von den einheimischen Priestern abhängen wird.

Die Sorge um die Seelen

Die akuten Schulprobleme in Südafrika bewogen den damaligen Bischof von Mariannhill, Exzellenz Alfons Streit, Pater Holzner zum Inspektor für alle Missionsschulen der Diözese zu ernennen. Zugleich bestimmte ihn der Bischof zum ersten Leiter des “Catholic Centre”, einer Ausbildungsstätte für das Laienapostolat.

Dann kam das Jahr 1957; auf dem Generalkapitel der Kongregation in Würzburg wurde Pater Ferdinand Holzner zum neuen Generalsuperior gewählt. Jetzt war er für die Gesamtgemeinschaft der Mariannhiller verantwortlich.

Auch als Ordensoberer blieb er Missionar. Das Wort seines früheren Heimatbischofs Kardinal Michael Faulhaber war tief in ihm verwurzelt: “Die Seele aller Seelsorge ist die Sorge um die Seelen.”

Von der Aufbruchsstimmung und dem Optimismus der damaligen Zeit getragen, setzte sich Pater Ferdinand für die Errichtung neuer Seminare ein: in Venray/Holland, Palencia/Spanien, Landeck/Österreich, Arnsberg und Maria Veen/Deutschland, Cap Rouge/Kanada.

Franz Pfanner zu Ehren

Die Liebe zu Mariannhill und zum Gründer der Missionszentrale, Abt Franz Pfanner, drängte Pater Holzner, am 24. Mai 1962 den Seligsprechungsprozess für den “Apostel Südafrikas” einzuleiten. Er war es auch, der 1968 die Überführung der Urne des im KZ Dachau verstorbenen Paters Engelmar Unzeitig vom Friedhof in Würzburg in die dortige Mariannhiller Kirche veranlasste.

Im Sommer 1969 konnte er das neue Generalatshaus der Mariannhiller in Rom eröffnen; zwei Jahre davor war er erneut zum Generalsuperior gewählt worden. Auch dem Reformkapitel im Jahre 1970 stand er vor. Sehr rasch erwarb er sich das Vertrauen der römischen Vatikanbehörden.

Am 6. März 1972 konnte er sein 40jähriges Priesterjubiläum festlich begehen. Wenige Wochen später, als er sich bereits für die am 21. April angesetzte Visitationsreise ins südliche Afrika vorbereitete, erlitt er einen Herzanfall; einen Tag später erlag er einem Infarkt.

Auf dem Campo Santo Teutonico im Schatten der Peterskirche hat er seine letzte Ruhe gefunden. Seine Mitbrüder und die vielen tausend einheimischen Gläubigen im südlichen Afrika werden ihn noch lange in guter Erinnerung behalten.

Seine Demut und seine bescheidene Art, auf die Mitmenschen zuzugehen, hatten ihn auch weit über die Mariannhiller Gemeinschaften hinaus bekannt gemacht. In der Bahn, im Flugzeug, im Sprechzimmer oder auf Tagungen – er war stets zum Helfen bereit; immer auch nahm er sich Zeit, zu verstehen und zu verzeihen. Eines seiner Lieblingsworte hieß: “Gott ist gut!” Die Güte Gottes durchstrahlte sein ganzes Wesen. In der Liebe Gottes gründete sein Auftrag an die Menschen. Das ist denen, die ihn kannten, auch über sein Grab hinaus Trost und Verpflichtung.

Pater Reinald Hans Hubert (1911 - 1982) In seiner Nähe fühlte man sich wohl

Pater Reinald Hubert

Nur zwei Wochen nach dem Tod von Pater Polykarp Versteijlen wurden wir wieder durch einen Todesfall in unserer amerikanischen Provinz in Trauer versetzt. Diesmal war es der Tod unseres Pater Reinald am 6. August 1982. Dieser Tod war für uns ein schwerer Schlag, nicht nur, weil unser Mitbruder ein wichtiges und delikates Amt in der Provinz innehatte, sondern auch, weil er bei seinen Mitbrüdern sehr geschätzt, ja beliebt war und oft um Rat angegangen wurde. 1978 hatte Pater Reinald seinen ersten Herzinfarkt. Von ihm erholte er sich zwar wieder, aber seine frühere Energie und Widerstandskraft erlangte er nicht mehr. Trotzdem nahm er seine gewohnte Arbeit wieder auf, wenn er auch Arbeitsmaß und Arbeitstempo verringern musste. Ab 1981 konnte man deutlich merken, wie sehr seine Gesundheit angegriffen war: er magerte ab, machte einen müden Eindruck, seine Schaffenskraft ließ bedenklich nach. Als sein Arzt eine gefährliche Verschlechterung seiner Herztätigkeit feststellte, schickte er unseren Mitbruder ins Krankenhaus. Dort starb er eine Woche später.

Pater Reinald wurde am 27. November 1911 in Weppersdorf, Bayern geboren. Er besuchte unser Spätberufenenseminar in Reimlingen, machte sein Noviziat in St. Paul, Holland, und legte dort am 4. Mai 1934 seine Erste Profess ab. Am 24. April 1938 wurde er in der Herz-Jesu-Kirche des Piusseminars in Würzburg zum Priester geweiht. Schon zwei Monate später kam er in die Vereinigten Staaten von Amerika und wirkte dort zunächst in unserem damaligen Seminar in Sioux Falls, Süddakota. Nach einem Jahr wurde er nach Dearborn Heights versetzt. In dieser Kommunität blieb und diente er 43 Jahre lang bis zu seinem Tod. Während dieser Zeit hatte er fast alle höheren Ämter der Provinz inne: Provinzial (1963-1970), Provinzrat, Provinzökonom, Leiter unserer Zeitschriften.

Solange Pater Reinald in Dearborn Heights gewesen ist, hatte er auch immer mit der Herausgabe unserer Zeitschriften, mit unseren Sammelaktionen und mit dem Verkauf von Devotionalien zu tun. Zur Zeit seines Todes war er der Leiter unserer gedruckten Veröffentlichungen. Es ist die Hauptaufgabe unserer Provinz, die Lehre der Kirche und die Missionswerke Mariannhills unter dem Volk bekanntzumachen sowie finanzielle und spirituelle Unterstützung für Mariannhill und seine Aufgaben zu bekommen. In mehr als 40 Jahren, in denen Pater Reinald an dieser Aufgabe mitbeteiligt gewesen ist, half er, diese Unternehmungen auf einem erfolgreichen Kurs zu halten, und dies in fetten wie mageren Jahren und in friedlichen wie stürmischen Zeiten. Die große Zahl von Wohltätern, mit denen wir heute gesegnet sind, verdanken wir zum großen Teil seinem treuen, unermüdlichen und selbstlosen Schaffen gepaart mit seinem beständigen Gebet.

Obwohl er von Natur aus zurückhaltend war und keine wissenschaftlichen Ziele verfolgte, hatte Pater Reinald viele Fähigkeiten. Er war ein kluger, umsichtiger Finanzverwalter, ein gewissenhafter und unermüdlicher Arbeiter, ein höflicher und dankbarer Gastgeber für die Freunde Mariannhills, Ratgeber und Beichtvater für viele und ein Mitbruder, der ein lebhaftes Interesse am Wohl der Kongregation und unserer Provinz hatte. Pater Reinald war großzügig unseren Missionaren gegenüber und freundlich zu allen Mitbrüdern, persönlich an ihrem Leben und Schaffen interessiert und bereit, ihnen mit ermunternden Worten oder willigen Händen zu helfen. Auf ihn konnte man sich in der Gemeinschaft verlassen. So hat er die Kommunität von Dearborn Heights wesentlich mitgeprägt. Gerade dort spürte man, dass Pater Reinald fehlte. Es war nicht mehr so, wie es gewesen ist. Wir waren reich gesegnet, dass wir ihn in unserer Mitte haben durften. Möge Gott ihm das Gute, das er tat, reichlich vergelten.

Der Trauergottesdienst für Pater Reinald war am 9. August in unserer Pfarrei Our Lady of Grace in Dearborn Heights, Michigan. Die Kirche war fast ganz gefüllt mit Freunden und Bekannten des Verstorbenen. Der Weihbischof Walter J. Schönherr von Detroit war der Hauptzelebrant beim Totenamt, bei dem 15 Priester, meist Mitbrüder, konzelebrierten. Beigesetzt wurde Pater Reinald im St. Hedwigsfriedhof.

Bruder Maurus Hügler (1912 - 1977)

Bruder Maurus Hügler

Für uns alle unerwartet wurde am Sonntag, den 9. Januar 1977, unser lieber Mitbruder Bruder Maurus Hügler, von Gott aus diesem Leben abberufen. Den ganzen Freitag stand er noch voll in der Arbeit in der Druckerei. Am Samstagmorgen fühlte er sich nicht gut und legte sich nieder und am Sonntag mussten wir ihn ins Krankenhaus einliefern. Wir hofften mit ihm auf Hilfe, denn keiner dachte, dass es lebensbedrohend sein könnte. Doch gegen 18 Uhr starb Bruder Maurus an inneren Blutungen.

Unser Mitbruder wurde am 3. August 1912 in Pfahlheim/Ellwangen geboren. Schon sehr früh verlor er 1919 seine Mutter. Er trat nach Beendigung der Volksschule 1926 in die Aspirantenschule im Missionshaus Reimlingen ein. Hier erlernte er das Druckerhandwerk und ging 1930 nach St. Paul ins Noviziat. Am 1. Januar 1932 kehrte Bruder Maurus wieder nach Reimlingen zurück, vollendete hier das Noviziat und legte am 15. Mai 1932 seine Erste hl. Profess ab. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er am 1. März 1940 eingezogen und stand bis zum 1. März 1945 an der Front. Anschließend kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft für ein Jahr. Nach Reimlingen zurückgekehrt, arbeitete Bruder Maurus zunächst in der Landwirtschaft. 1949 fing er an, die stillgelegte und abgebaute Druckerei wieder einzurichten. 1952 erhielt er von der Handwerkskammer die Ausbildungserlaubnis und am 4. Dezember 1954 legte er die Meisterprüfung als Buchdrucker ab. Unser verstorbener Mitbruder verbrachte so die meiste Zeit seines Lebens in Reimlingen und arbeitete in der Druckerei. Wenn man seine Zeugnisse nachliest, kommt überall zum Ausdruck, dass er sich auszeichnete durch sein stilles, sicheres Arbeiten und seine Hilfsbereitschaft. Allen, die ihm als Lehrlinge anvertraut waren, hat er gediegenes, fachliches Wissen und Können vermittelt. Selbst als er in den letzten Jahren gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe war und aus der Druckerei ausscheiden sollte, hat er es doch nicht fertig gebracht, seine Mitbrüder und die Druckerei im Stich zu lassen. Zu sehr war er mit der Druckerei verbunden. Es war nicht nur die Liebe zur Arbeit und die Freude am Beruf als Drucker, es war auch das Apostolat, das Bruder Maurus hier im Dienst der Kongregation und der Mission leistete und für das er sich einsetzte mit seiner ganzen Schaffenskraft. Die Druckerei war sein Missionsfeld. Die Kraft für seine tägliche Arbeit holte er sich in der Feier der Eucharistie am Morgen, im Gebet und in der Betrachtung. Gebet und Arbeit gehörten für ihn zusammen.

Wir danken unserem lieben Mitbruder für sein Wirken und Schaffen im Dienst unserer Gemeinschaft und wollen Gott bitten, dass er ihm ewigen Lohn schenke.

Bruder Sebald Hummel (1918 - 1944) In Russland vermisst

Der Zweite Weltkrieg schlug der jungen Gemeinschaft der Mariannhiller tiefe Wunden. Viele Patres und Brüder wurden zwangsverpflichtet; die meisten gerieten gegen Kriegsschluss in Gefangenschaft, einige in russische. Es waren schreckliche Monate und Jahre. Fast alle trugen, auch wenn sie später freikamen, “Narben” davon. Manch einer starb vorzeitig – an den Spätfolgen des Krieges und der Gefangenschaft.

Einige Mitbrüder fielen im Krieg; andere wurden als vermisst gemeldet. Einer von ihnen wird hier namentlich genannt.

Bruder Sebald (Jahrgang 1918) stammte aus Neuses; 1936 trat er bei den Mariannhillern ein. Er arbeitete als Klosterschneider in Reimlingen und Würzburg – und wurde dann zum Dienst an der Front eingezogen. Von Russland schrieb er: “Es fällt mir schwer, Soldat zu sein. Aber der Glaube macht mir vieles leichter. Gottvater steht am Steuer; darum hat es keine Not.” Er ist seit 1944 vermisst.

Von dem Mariannhiller Bruder wurde nie mehr etwas gehört; er gilt, wie Tausende andere in Russland Vermisste, als gefallen. Irgendwo in den weiten Steppen Russlands harrt auch er der ewigen Auferstehung.

Bruder Max Hummler (1890 - 1968)

Bruder Max Hummler wurde am 27. Juli 1890 in Breslau – Schlesien geboren. Er nahm den Beruf des Schuhmachers auf. 1914 wurde er zu den Waffen gerufen und kämpfte im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918. Als der Krieg zu Ende war, beschloss er, sein religiöses Leben Gott zu widmen. Er trat am 6. September 1919 in unsere Kongregation der Missionare von Mariannhill in St. Paul ein und wurde am 5. September 1920 eingekleidet.

Nach seiner Ersten Profess am 19. September 1921 in St. Paul wurde er nach Würzburg gesandt, wo er im Büro tätig war. Für einige Zeit wurde er nach Köln versetzt, wo ihm die Aufgabe der Haus-zu-Haus-Sammlung übertragen wurde, was in der schweren Zeit der Krise der Nachkriegsjahre sicher keine leichte Aufgabe war und zweifellos mit häufigen Demütigungen verbunden war. Am 17. September 1924 legte er in Reimlingen seine Ewigen Gelübde ab. Ab 1925 war er im Missionshaus und Seminar in Reimlingen tätig, zunächst in der klerikalen Arbeit, später leitete er den Geflügelhof.

1932 wurde sein Wunsch, in die Mission entsandt zu werden, erfüllt. Am 25. Mai kam er in Mariannhill an. Auch hier wurde ihm die Leitung des Geflügelhofs übertragen. Viele Jahre lang kümmerte er sich ruhig und treu um seine täglichen Pflichten seines eher ereignislosen Lebens. Er war ein Mann von wenigen Worten, aber von freundlicher Gesinnung. Er lebte im wahrsten Sinne des Wortes ein verborgenes Leben und die wenigsten außerhalb des Klosters haben ihn je gekannt.1959 machten sich Alterserscheinungen bemerkbar. Seine täglichen Arbeiten wurden ihm zu schwer und er musste das Kloster tauschen mit dem Mater Dolorosa Heim. Gegen Ende seines Lebens wurde sein Gedächtnis erheblich schwächer. Aber obwohl er nicht mehr im vollen Besitz seiner geistigen Fähigkeiten war, blieb er angenehm und fröhlich.Nur in den allerletzten Wochen seines Lebens war er in seinem Zimmer eingesperrt. In der Nacht zum 23. September 1968 beendete der Tod sein Leben auf Erden, um ihn in sein neues und herrliches Leben in Gott zu führen.

Pater Bernhard Alexander Huss (1876 - 1948) Ein Herz für die Einheimischen

Max Tau schrieb einmal, es gehöre zu den Geschenken des Lebens, dass es Menschen gebe, bei denen man sich ganz zu Hause fühle, weil man mit ihnen schweigen könne. Pater Bernhard Huss war ein Mann, der schweigen konnte; mit dem man gerne schwieg; der zu vielem schwieg; dessen Schweigen wohltuend und gut war. Er war aber auch ein Mann, der das gesprochene Wort beherrschte, der auf unzähligen Tagungen und Konferenzen das Wort ergriff und kühn und mutig wie kaum ein anderer Zeitgenosse sich für Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzte, vor allem für die Einheimischen im südlichen Afrika. Er war Sozialreformer im Stile Kettelers, Kolpings und Sonnenscheins. Sein Äußeres war unscheinbar: klein, auf einem Auge blind, fast Dreiviertel seines Erwachsenenlebens taub! Dennoch, er komponierte, dirigierte, schrieb Bühnenstücke, veröffentlichte Schulbücher und publizierte Artikel zu diversen Themen – zeitweise in 25 Zeitungen und Magazinen. Geboren wurde er am 24. Februar 1876 in Oedheim bei Heilbronn. Sein Vater war Konvertit; von Beruf Kunstschreiner. Die Eltern starben innerhalb von zwei Wochen, als Alexander (Taufname) 18 Jahre alt war und kurz vor dem Abitur stand. Ein Jahr später trat er in das erst 1882 gegründete Missionskloster Mariannhill in Südafrika ein! Am 27. Dezember 1900 wurde Huss zum Priester geweiht. Eine Woche danach war er schon unterwegs zur Missionsstation Hardenberg – am Fuße der Drakensberge gelegen. Hier lebte er wie ein Eremit, was Kost und Behausung anbelangte hier holte er sich ein Ohrenleiden, das zu seiner späteren Taubheit führte; hier arbeitete er mit viel Eifer, „um Seelen für Christus zu gewinnen”, wie man damals zu sagen pflegte. 1908 übernahm Pater Huss die Keilands-Mission in der Kap-Provinz. Jetzt musste er (neben englisch, Zulu und Sesutho) auch noch Xhosa sprechen lernen, eine Bantusprache mit vielen Klicklauten. Weil Keilands häufig von Dürreperioden heimgesucht wurde – und infolgedessen Hungersnot herrschte – fing er an, den Schwarzen landwirtschaftliche Vorträge zu halten; mehr noch, er betrieb selbst eine Musterfarm und führte vor, wie man pflügt, sät, künstlich bewässert, Ernten aufbewahrt usw. Er hatte mit seinen „Versuchsfeldern” beachtliche Erfolge. Doch die schwarzen Landwirte zeigten zunächst wenig Lust, es ihm nachzutun. Ein Xhosa-Häuptling bemerkte denn auch zum Mariannhiller Pater: „Was du tust, Baba, ist prima. Mach so weiter! vielleicht kannst du im nächsten Jahr ein bisschen mehr anbauen. Dann reicht es für uns alle, auch für unsere Kinder …” In diesen Jahren lernte Pater Huss etwas Wesentliches: Bei der Missionierung Schwarz-Afrikas braucht es Geduld, unwahrscheinlich viel Geduld; und noch mehr: Liebe zu den Menschen! Bald „erfand” er ein neues Ochsenjoch, eine Vieh-Kur gegen Seuchen und eine Methode zur Rotation der Felder. Hauptamtlich blieb er Seelsorger, und das tat er mit viel Fleiß und großen Opfern. Sogar ein Lepra-Asyl wurde von ihm mitbetreut. Auch ließ er Schulen bauen und draußen auf den Außenstationen Versuchsfelder anlegen. 1915 wurde Pater Bernhard Huss an die Missionszentrale nach Mariannhill zurück gerufen – diesmal als Rektor des neuen Lehrerseminars. Er unterrichtete neben Religion auch die Fächer Psychologie, Musik und Landwirtschaft; er schrieb Dramen und Komödien, komponierte Lieder für die Klassenchöre und ermunterte die Studenten zum Ackerbau: „Feldbestellung ist eine Kunst! Sie ist der erste Schritt zur Zivilisation. Sie gibt Gesundheit, Freizeit, Freude – für Geist und Körper; sie hat einen noblen Einfluss auf den Charakter eines Menschen.” 1925 fing Pater Huss an, regelmä0iug für eine (englischsprachige) Wochenzeitung zu schreiben; alle 14 Tage veröffentlichte er einen Fachartikel – fast 25 Jahre lang. Kaum ein aktuelles Thema, das er nicht aufgegriffen hätte! Immer häufiger hörte man jetzt seine Parole: „Bessere Felder, bessere Häuser, bessere Herzen!” – Er wusste, dass man keinen Menschen bessern kann, wenn man ihn nicht menschenwürdig leben lässt. Er kannte das Gandhi-Wort: „Fragt dich ein Hungernder: Wo ist Christus? – dann gib ihm Brot und sage: hier! „Gandhi, der als junger Rechtsanwalt bei Durban/Südafrika gelebt hatte, ehe er in Indien den großen Freiheitskampf führte, war übrigens nach einem kurzen Besuch in Mariannhill von Pater Huss begeistert: „Wäre ich Ihnen früher begegnet, ich glaube, ich wäre auch Christ geworden!” Der Mariannhiller Missionar Bernhard Huss war mehr, viel mehr als Sozialreformer. Er war immer und zuerst Priester, Glaubensbote. Oft pflegte er seinen schwarzen Studenten zuzurufen: „Bindet euren Karren an einen Stern! Zielt hoch, habt Vertrauen – und tut selbst etwas für euer Land!” Das Wort „Hilfe zur Selbsthilfe” hat Pater Huss schon in den 20er Jahren benützt, lange vor Misereor und staatlichen Entwicklungsdiensten. Eine Zulu-Studentin sagte später von ihm: „Pater Bernhard hat mich das Gutsein gelehrt: er hat es mir vorgelebt!” Ab 1930 – nach einer mehrmonatigen USA- und Europareise – nahm Pater Huss seine Arbeit auf der Missionstation Mariazell/Transkei auf. Hier gründete er ein zweites Lehrerseminar und förderte die Mittelschulen. von hier aus predigte er das „Soziale Evangelium”; von hier aus schuf er Volksbanken und Genossenschaften. Die Intellektuellen spornte er an, sich geistig zu betätigen. Dr. Vilakazi, der erste Zulu-Poet, ist ein Schüler von Bernhard Huss gewesen. Auch die erste schwarze (kath.) Krankenschwester sowie die erste schwarze (kath.) Medizinstudentin waren ehedem „Huss-Schülerinnen”. Der Regierung von Südafrika schrieb Huss schon in den 20er Jahren drei Thesen ins Stammbuch: 1. Es gibt keine Lösung der Probleme ohne Gerechtigkeit; deshalb muss das Ackerland neu verteilt werden. 2. Nichts darf gegen den Willen der Schwarzen geschehen. 3. Das Gute der Bantu-Kultur muss erhalten bleiben. Aber in Südafrika standen allenthalben die Zeichen auf Sturm. Als Pater Bernhard Huss am 5. August 1948 in Mariannhill starb, waren die „Nationalen” bereits in den Startlöchern, um Südafrika in die Apartheidpolitik aufzuzwingen. Im Nachruf einer südafrikanischen Zeitung hieß es: „Er (Huss) war der bedeutendste Sachverständige für Eingeborenenfragen in Südafrika.” Einer seiner Mitbrüder meinte: „Mariannhill hat einen großen Missionar verloren, Südafrika einen großen sozialen Wegbereiter – groß, weil er die Aufgaben und Fragen des Landes im Lichte des ewigen Gottes betrachtete.” Was Pater Huss so gerne seinen Schülerinnen und Schülern ins Kollegheft schrieb, hat er selbst praktiziert: Lebe und arbeite so, dass du beim Sterben die Welt in einem besseren Zustand zurück lässt, als du sie bei deiner Geburt angetroffen hast! Zeitlebens hat Pater Huss sein Herz in die Hände genommen und es täglich denen geschenkt, die ihm begegneten und zu denen er gesandt war.

Bruder Meinrad Theodor Immler (1865 - 1945)

Bruder Meinrad Theodor Immler, Zinngießer aus Kaufbeuren, war noch in Dunbrody dabei, bei jenem ersten Versuch Pfanners, in Südafrika Fuß zu fassen. In Mariannhill übernahm er die Wagnerei, bildete einheimische Lehrlinge aus und wurde später unter Abt Amandus Schölzig nach Europa zurückgeschickt, um für die Trappistenmission zu werben. Er tat es mit großem Erfolg, vor allem von Linz/Donau aus. Wieder in Afrika, wirkte er auf verschiedenen Stationen, zum Beispiel als Postler in Lourdes, als Schaffner in Centocow sowie als Chef des Refektoriums in Mariannhill. Er starb 80jährig am 30. April 1945.

Pater Sixtus Impler (1900 - 1967) Vater der Armen und Notleidenden

Pater Sixtus Impler

Wie er lebte, so starb er auch: unauffällig, ohne Aufsehen zu erregen, in aller Stille. Weil er eines Morgens nicht zur Messe erschienen war, schaute man in seinem Zimmer nach; er lag auf seinem Bett, die Jacke ausgezogen, die Hände vor der Brust gefaltet, den Rosenkranz haltend, tiefer Friede über seinem Gesicht, die Lippen leicht geöffnet, fast als wollte er sagen: Es tut mir leid, dass ich euch soviel Scherereien machen muss …

Er muss schon am vorausgehenden Abend gestorben sein; am 20. September 1967. Herzversagen.

Bescheiden wie er selbst, waren auch die äußeren Daten seines Lebens. Er wurde am 29. August 1900 in Schliersee/Bayern geboren, ganz in der Nähe des malerischen Sees gleichen Namens. Auf sein Geburtsjahr anspielend, pflegte er gelegentlich zu sagen: “Der Herrgott gab mir wenig Talent für Mathematik; vielleicht wollte er es mir deshalb leichter machen, mein Lebensalter schnell errechnen zu können!”

An den Pfarrer von Ars erinnert

Pater Sixtus war Spätberufener. Mit 24 Jahren vernahm er den Ruf des Herrn. Vom Backofen weg (er hatte das Bäckerhandwerk gelernt) meldete er sich bei den Mariannhillern, holte das Abitur nach, studierte Philosophie und Theologie und wurde 1934 zum Priester geweiht. Ein Jahr später erreichte er Bulawayo, wo er sofort seine seelsorgerliche Arbeit unter den Mischlingen aufnahm. 32 Jahre lang half er an der Dompfarrei mit, sorgte sich um die Armen und Notleidenden, war Vater und Freund aller, die Rat und Hilfe suchten. Von hier aus betreute er in den Randbezirken der Industriestadt (zweitgrößte Stadt des Landes) seine weitzerstreute Herde. Von hier aus plante er drei Kirchen; von hier aus erbettelte er das nötige Geld zu ihrer Errichtung. Hier wurde er der Beichtvater unzähliger Menschen. “Hier war ein Mann Gottes, wenn es je einen gegeben hat”, sagte ein einheimischer Gläubiger. Ein Weißer fügte hinzu: “Pater Sixtus erinnerte mich in seiner Bescheidenheit und Schlichtheit immer an den heiligen Pfarrer von Ars.”

“Der gute und freundliche Pater Sixtus wird von seinen Mitbrüdern und Pfarrkindern sehr vermisst werden; besonders die Armen, die so oft bei ihm Hilfe erbettelten, werden seinen Tod arg betrauern.” (Bischof A. G. Schmitt von Bulawayo)

Tausende erwiesen ihm die letzte Ehre

So war es kein Wunder, dass zum Requiem und zum Begräbnis dieses heiligmäßigen Mariannhiller Paters Tausende von Menschen herbeiströmten. Ganz Bulawayo schien auf den Füßen zu sein. Die Kathedrale war bis auf den letzten Platz gefüllt; viele standen in den Gängen und Seitenschiffen, andere vor der Kirche auf dem freien Platz. Priester, Brüder, Schwestern, Schulkinder, Einheimische und Weiße – auch nichtkatholische Geistliche – waren gekommen, um ihrem “lieben Pater Sixtus” die letzte Ehre zu erweisen. Es war eine unbeschreiblich harmonische Atmosphäre in einem Land, das (damals) von Rassenkonflikten gebeutelt wurde.

Bischof Schmitt hielt das Requiem; die Mitbrüder des Verstorbenen, Patres und Brüder, bildeten den Chor der Sänger. Alle, die um Pater Sixtus trauerten, waren sich einig: Dieser gütige und demütige Priester wird ihnen noch lange in Erinnerung bleiben; und manch einer unter den Armen und Notleidenden der Stadt hat im Stillen bereits zu beten gewagt: Lieber Pater Sixtus, sei du auch fürderhin unser Fürsprecher und Helfer!

Bruder Kletus Albert Indlekofer (1879 – 1936) Ein Büßerleben im Dienste der Mission

Kapitel in Mariannhill, Südafrika

Erst erlernte er das Sattlerhandwerk, dann machte er die staatliche Prüfung als Krankenpfleger. Während seiner Gesellenzeit durchwanderte er Deutschland und die Schweiz. Nach einer Pilgerreise ins Heilige Land entschied er sich für den Ordensberuf. Am 5. April 1911 verließ er in Durban das Schiff; Pater Isembard Leyendecker und Bruder Martin Heinlein begrüßten ihn und ein paar weitere „Klosteranwärter” aufs herzlichste und brachten sie gleich nach Mariannhill.
Bruder Kletus (sein Taufname war Albert) stammte aus Erzingen bei Waldshut (Baden); dort war er am 13. November 1879 zur Welt gekommen; dort hatte er die Volksschule besucht und als Sattler gelernt. Das Umfeld seiner Heimat hat ihn auch religiös geprägt. Bruder Kletus war vom Beginn seines Ordenslebens an ein „Muster an Tugend und Gehorsam, Frömmigkeit und Glaubenseifer”, wie ein Mitbruder es später umschrieb. Er wurde oft von anderen geneckt und ausgelacht, machte sich aber nichts daraus, im Gegenteil, er sah darin eine weitere Möglichkeit, Buße zu tun und sich in der Demut zu üben. Man sah ihn nie missmutig, nie verärgert, nie in übler Laune. In den damals noch üblichen „Schuldkapiteln”, in denen sich Ordensleute vor der Gemeinschaft anklagten und um Sühne für ihre Unvollkommenheiten und Verfehlungen baten, fand der fromme Badener kaum Stoff zur Selbstanklage. So schloss er sich manchmal seinen Mitbrüdern einfach an: „Ich klage mich auch all dessen an, wessen sich meine Mitbrüder beschuldigt haben.”
Am Tag seiner Ewigen Profeß (1920) musste ihm der Novizenmeister geradezu befehlen, sich auch ein Stück vom großen Kuchen zu gönnen; vor lauter Bescheidenheit und Büßerhaltung wollte er ihn erst gar nicht anrühren. Wenn er irgendwo alte Brotkrumen herumliegen sah, von schwarzen Kindern weggeworfen, dann hob er sie auf und brockte sie später in seinen Suppenteller.
Es muss ein großes Opfer für ihn gewesen sein, im Kloster seinem Lieblingsberuf (Krankenpfleger) nicht nachgehen zu können. Nur aushilfsweise stand er gelegentlich an den Krankenbetten seiner Mitbrüder.
Um so eifriger übernahm er den Dienst als Sakristan, wann immer sich eine Möglichkeit dazu bot. Auch zum Ministrieren war er zu jeder Zeit nur zu gern bereit; und es kam oft vor, dass Missionare sehr früh am Morgen aufbrechen wollten oder erst spät am Abend im Missionszentrum eintrafen. Bruder Kletus war auch dann da, um ihnen helfend beizustehen.
Mit den größten „Anteil” an der, wie man später im Kloster oft sagte, „wunderbaren Rettung” Mariannhills während des Ersten Weltkrieges hatte, laut Aussagen vieler Augenzeugen, Bruder Kletus. Es stand damals viel auf dem Spiel. Von Durban aus war eine aufgebrachte Schar von Menschen drauf und dran, das Missionszentrum zu brandschatzen und zu verwüsten. Der Mob schnaubte vor Wut- und Rachegedanken, weil bei der Versenkung der „Lusitania” durch die Deutschen viele Südafrikaner ums Leben gekommen waren. Bruder Kletus, der schon zu Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt wurde, bestürmte zusammen mit der Klostergemeinde den Himmel. Kurz bevor der Mob zum Racheakt ansetzen wollte, wurde von Regierungsseite durchgegeben, Mariannhill dürfe nichts angetan werden; es sei schließlich ein Kloster mit internationaler Besetzung (neben Deutschen lebten dort auch Schweizer, Polen, Holländer und Amerikaner); deshalb dürfe man ihm keine Gewalt antun…
Bruder Kletus, so munkelten die Mitbrüder später, hat die Rettung Mariannhills erbetet; sein Büßerleben stand voll und ganz im Dienste der Missionszentrale. Als er am 30. Januar 1936 in Mariannhill starb, ahnten viele, die ihn kannten, dass sie einen Heiligen verloren hatten.

Bruder Sabinus Theodor Ingenbleck (1878 - 1937)

Bruder Sabinus Theodor Ingenbleck wurde 1878 in Goch/Niederrhein geboren. Mit 19 Jahren trat er in Mariannhill ein – ein stattlicher junger Mann, voller Energie und Arbeitskraft. Er war vielerorts in der Landwirtschaft tätig. Sein schwierigster Posten war wohl Keilands. Obwohl er an einem Herzfehler litt, blieb sein Humor unverwüstlich. Bei den Kapuzinerinnen in Melville am Indischen Ozean wirkte er ebenfalls viele Jahre. Wer immer den Weg zu ihm fand, den entließ er ein bisschen froher. Er starb am 9. Oktober 1937.

Pater Bonaventura Jäckel (1878 - 1962) Von Mariawald nach Mariannhill

Pater Bonaventura Jäckel

Seine Heimat war Essen-Werden. Schon als Jugendlicher interessierte er sich für die Mission; er probierte es bei den Steylern, musste aber wegen Erkrankung wieder aufgeben. Nach seiner Genesung trat er, erst 16 Jahre alt, bei den Trappisten in Mariawald/Eifel ein, in dasselbe Kloster, in dem einst Missionsabt Franz Pfanner von Mariannhill mit dem Ordensleben begonnen hatte.

Das Chorgebet der schweigenden weißgekleideten Mönche machte auf den Jugendlichen besonders starken Eindruck. Am Fest des heiligen Josef (19. März) 1895 empfing er das Ordenskleid; 1897 legte er die ersten Gelübde ab, 1900 die feierlichen. 1906 wurde er in Köln zum Priester geweiht.

Kurz darauf fragte der Ordensobere, ob er Interesse habe, sich der südafrikanischen Trappistenabtei Mariannhill anzuschließen. Wahrscheinlich machte er diesen Vorschlag, weil Pater Bonaventura etwas kränkelte. Der junge Pater stimmte sofort zu; den Gründer von Mariannhill hatte er schon als Jugendlicher kennengelernt, als der Missionsabt quer durch Deutschland fuhr und Missionswerbung betrieb. Dass er ihm jetzt ans Kap der Guten Hoffnung folgen sollte, hätte er sich allerdings damals nicht träumen lassen.

In der Missionszentrale blieb Pater Bonaventura ein Jahr lang; dann (1908) wurde er auf die Neugründung Monte Cassino in Rhodesien geschickt, wo die beiden ersten Missionare kurz zuvor einer heimtückischen Seuche erlegen waren. Zehn Jahre lang wirkte er dort sehr segensreich; dann kam – es war mitten im Ersten Weltkrieg – die Internierung der deutschen Missionare. (In Pietermaritzburg/Südafrika wurden sie festgehalten; nach sechs Monaten durften die Patres und Brüder nach Mariannhill, blieben aber dort unter Hausarrest.) Erst 1919 konnte Pater Bonaventura wieder in die aktive Seelsorge gehen – diesmal in der Diözese Mthatha /Transkei. Eine neue Sprache musste gelernt werden, eigentlich sogar zwei: Xhosa und Sesutho. Zuvor, in Rhodesien, hatte er Shona gesprochen. Es war hart für den nicht mehr ganz jungen Pater, erneut Vokabeln und Grammatik zu studieren. Aber er schaffte es in kurzer Zeit. In Farview arbeitete er bis 1930. Die Zahl der Christen lag bei 4000; sie wurden auf 30 Außenstationen betreut.

Nach einem mehrmonatigen Heimaturlaub (1930) gründete er verschiedene Stationen und half mit beim Ausbau anderer, so zum Beispiel in Cofimvaba, Qumbu, Tsolo, Ugie und Maclear.

Ein gewisser Höhepunkt seines priesterlichen und missionarischen Lebens war die Feier seines Goldenen Professjubiläums im Jahre 1947. Siebzehn Priester waren eigens aus diesem Anlass nach Qumbu gekommen, dazu viele Brüder und Schwestern. Sie alle wollten – wie die Hunderten von einheimischen Christen auch – dem Pater Dankeschön sagen für seinen unermüdlichen Einsatz im Dienste der Mission.

Eine weitere “Unterbrechung” des harten Missionsalltags brachte der Heimaturlaub 1952. Jetzt sollte er die Greuel des Zweiten Weltkrieges persönlich kennenlernen; bislang hatte er sie nur in Zeitungen und Briefen “nachlesen” können.

Wieder nach Südafrika zurückgekehrt, widmete sich Pater Bonaventura vor allem der Betreuung einheimischer Priesterstudenten; er wurde Spiritual im Kleinen Seminar in Ixopo. Diesen Dienst versah er noch als 84jähriger – bis kurz vor seinem Tod. Der überraschte ihn in seiner Heimat im Jahre 1962. Mitten im Urlaub, ohne große Ankündigung, wurde er zu Gott heimgerufen. Auf dem Friedhof von Maria Veen/Münster fand er (inmitten einer Reihe Toter des einstigen Trappistenklosters) seine letzte Ruhe. So als wollte Gott ihn wieder der Gemeinschaft nahebringen, der er einst als 16jähriger zuerst sein Jawort gegeben hatte …

Bruder Sigisbert Josef Anton Jäger (1876 – 1959) Vielerorts unterwegs – in Sachen Mission

Bruder Sigisbert Jäger

Er war ein Landsmann Franz Pfanners; in Andelsbuch (Bregenzer Wald) erblickte er am 10. Dezember 1876 das Licht der Welt; getauft wurde er schon am folgenden Tag auf die Namen Josef Anton. Nach der Volksschule ging er bei einem Schuhmacher in die Lehre, arbeitete aber weiterhin auch auf dem elterlichen Bauerngut mit; Landwirtschaft und Viehzucht waren ihm vertraut. Mit 17 Jahren verlor er seinen Vater; ein Jahr später ertrank sein älterer Bruder im Rhein. Jetzt musste der junge Mann zusammen mit der Mutter die Mitsorge für die gesamte Familie übernehmen, waren doch die meisten Geschwister jünger als er.
Er hatte schon lange mit dem Gedanken gespielt, in die Afrikamission zu gehen, musste nun aber mehrere Jahre warten – bis die Geschwister alt genug waren, um der Mutter zur Hand zu gehen. Dann aber gab es für ihn keinen Zweifel mehr: Er reiste nach Südafrika und trat in Mariannhill ein – es war im Advent 1900.
Bruder Sigisbert arbeitete zunächst in der Schuhmacherei, später übernahm er Dienste im Refektorium, schließlich wurde er Chef eines Teams von schwarzen Arbeitern, die in einem Steinbruch bei Pinetown tätig waren. Es folgten Einsätze in Telgte (Ost-Griqualand) und Marisstella; hier besorgte er die Landwirtschaft und überwachte die Ziegelbrennerei.
1905 reiste Bruder Sigisbert im Auftrag von Abt Obrecht nach Europa zurück; er sollte für die Mariannhiller Mission werben. Von Hamburg führte ihn der Weg nach Würzburg, von hier nach Linz an der Donau.
1908 war er in Breslau, 1909 in Köln, 1910 in Altdorf/Schweiz und 1911 wieder in Würzburg. In diesen Städten hatten die Mariannhiller sogenannte „Vertretungen”; von hier aus unternahm Bruder Sigisbert seine Werbetouren für die Mission.
1915 vertauschte er das Ordenskleid mit dem Soldatenrock. Nach kurzer Ausbildung in Oberösterreich und Tirol rückte er 1916 an die Front in den Dolomiten. Schon nach kurzer Zeit erkrankte er an Bauchtyphus; im Lazarett blieb er nach seiner Genesung als Krankenwärter bis 1917; dann wurde er aus dem Wehrdienst entlassen und durfte bis Kriegsende in seiner Heimat Andelsbuch bleiben. 1918 kehrte er nach Würzburg zurück und ging erneut auf Werbetouren. 1922 wirkte er ein paar Monate in Gersau/Schweiz; dann wurde er in Reimlingen „sesshaft”. Hier blieb er bis 1947, als man ihn bat, in Sankt Georgen am Längsee (damals eine Niederlassung der Mariannhiller) den Dienst des Buchhalters und Pförtners zu übernehmen. Dort starb er am 12. November 1959, 82 Jahre alt; dort wurde er auch zu Grabe getragen. Noch nach Jahrzehnten erinnern sich viele Menschen dieses hilfsbereiten und vorbildlichen Ordensmannes.

Pater Ludger Jasper (1897 - 1948)

Pater Ludger Jasper

Pater Ludger Jasper, Jahrgang 1897, stammte aus dem Ruhrgebiet. In Recklinghausen stand seine Wiege. Aber mit den Knappen der Kohlebergwerke wollte er nichts zu tun haben. Nach der kaufmännischen Lehre und dem Kriegsdienst schloss er sich den Mariannhillern an – 1919. Vier Jahre später fuhr er nach Südafrika, wo er seine theologischen Studien fortsetzte und 1926 zum Priester geweiht wurde. Nach einem Zweitstudium in Kimberley war er Rektor im Priesterseminar, Spiritual bei den Schwestern in Ixopo und kurze Zeit Sekretär des Bischofs. Im Dezember 1948, Pater Ludger hatte schon über zwanzig Jahre in der Mission gearbeitet, begleitete er Bischof Fleischer auf eine Missionsstation; unterwegs wurden sie von einem Gewitter überrascht. Ihr Auto wurde, als sie das Mahobeflüsschen überqueren wollten, abgetrieben. Fleischer und sein Chauffeur, ein Bruder, konnten sich schwimmend ans Ufer retten, Pater Ludger verfing sich in einem Felsen; am andern Tag barg man seine Leiche…

Bruder Maximin Anton Jost (1876 - 1964)

Bruder Maximin wurde am 3. Februar 1876 in Honsfeld, im Bezirk Malmedy geboren. Zusammen mit fünf Schwestern und Brüdern wuchs er in einer aufrichtig katholischen Familie auf, in der Arbeit und Opferbereitschaft hoch geschätzt wurden. Durch die Arbeit auf den Feldern und Ställen der Farm seiner Eltern erwarb Anton die Fähigkeiten und Erfahrungen, die ihn eines Tages zu einem so wertvollen Kapital auf den Missionsfeldern Südafrikas machen sollten. Es war sein größter Wunsch, Priester zu werden. Sein Vater war jedoch aus eigenen Gründen gegen die Idee. Anton akzeptierte das Unvermeidliche, gab aber seine religiöse Berufung nicht auf. Irgendwie kam er mit den Trappistenmissionaren von Mariannhill in Kontakt und meldete sich eines schönen Tages bei der Mariannhill Prokura in Köln, bereit, sich einer Gruppe von Postulanten anzuschließen, die nach Afrika segeln wollten.Er kam am 4. Juni 1901 in Mariannhill an und erhielt am 14. des selben Monats das religiöse Gewand und den Namen Maximin. So begann seine Einführung in die strenge Lebensweise der Trappisten. Er war ein gewissenhafter und wirklich religiöser Novize, der keine Angst vor Arbeit und Entbehrungen hatte. Nach seinem ersten Gelübden am 19. Juni 1903 wurde er auf die St. Isidor’s Farm in der Nähe von Ixopo geschickt, wo ihm seine landwirtschaftlichen Erfahrungen zugute kamen. Es war ein hartes, aber glückliches Leben. Immer ein Mann des Gebets, wuchs ihm besonders die “Madonna von St. Isidor” ans Herz, zu deren Füßen er immer wieder Trost und neue Kraft fand. In Rhodesien wurde ein neues Missionsfeld eröffnet, und der Wille Gottes und der Befehl seines Abtes riefen ihn nach Mashonaland. Der Anfang ist immer schwierig und erfordert mehr als das gewöhnliche Maß an Hingabe und Selbstverleugnung. Bruder Maximin hat sich bewährt und mehr als seinen Teil zum Erfolg der neuen Stiftung beigetragen.Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verursachte einen schweren Rückschlag für die Missionstätigkeit. Als Deutscher verbrachte er einige Monate in einem Internierungslager, durfte dann aber nach Mariannhill zurückkehren. Mit der Rückkehr des Friedens kehrte er eifrig zur Missionstätigkeit zurück. Maria Telgte, St. Joseph’s Besters, Citeaux, Emaus und Maria Trost waren einige der Stationen, an denen er in gewohnter Trappisten-Tradition wirkte. Während seines langen Missionarslebens arbeitete er an vielen Stationen, denn es gab viele Orte, die diesen selbstlosen und unermüdlichen Arbeiter gut gebrauchen konnten. Es scheint jedoch, dass Emaus die Station war, auf der er sich am wohlsten fühlte. Zweimal war er dort stationiert und arbeitete fleißig auf dem Land, das mit viel Mühe und dem Kummer des unermüdlichen Gründers von Mariannhill geheiligt wurde. Er muss sich ihm sehr nahe gefühlt haben, als er, wie er es oft tat, den Kreuzweg ging, den Abt Franziskus für seine tägliche Andacht mühsam in den steilen und felsigen Hang gehauen hatte.In Jericho holte den unermüdlichen Bruder Maximin das Alter ein. Im Jahr 1954, im reifen Alter von 78 Jahren, zwang ihn seine nachlassende Kraft, sich in das „Mater Dolorosa Heim“ in Mariannhill zurückzuziehen, nicht um sich auszuruhen, wie man es erwarten sollte, sondern weiter zu arbeiten und zu beten, so gut er konnte. Sein Herz blieb bei der Mission und bis zu seinem letzten Tag hatte er ein lebhaftes und großes Interesse an ihrer Weiterentwicklung. Dann dämmerte der Tag, der erste vielleicht, an dem Bruder Maximin nicht aufstehen konnte, an dem er sterben sollte. Es war der 29. Juni 1964, das Fest der hl. Petrus und Paulus. Bruder Maximin erhielt die Sterbesakramente, rief nach seiner Madonna und verließ gegen 4 Uhr nachmittags friedlich diese Welt und ging seinem ewigen Lohn entgegen.

Bruder Matthäus Kaintoch (1851 - 1951) Er wollte 110 Jahre alt werden …

Bruder Matthäus Kaintoch

Als Bruder Matthäus 1951 im Missionszentrum Mariannhill/Südafrika seinen 100. Geburtstag feierte, fragte man den immer noch rüstigen Missionar, wie alt er denn werden wolle? Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: “110 Jahre; das wäre dann wohl genug!”

Nun, er hat es nicht erreicht. Nur noch ein paar Monate waren ihm im begonnenen zweiten Lebensjahrhundert vergönnt.

Bruder Matthäus stammte aus Schlesien. 1888 war er unter Abt Franz Pfanner in Mariannhill eingetreten; zwei Jahre später legte er die Ordensgelübde ab. In den folgenden Jahrzehnten hat er unermüdlich am Aufbau Mariannhills und seiner Stationen mitgewirkt. Er war Maurer von Beruf. Die Pläne, die Bruder Nivard Streicher, der Klosterarchitekt, entworfen hatte, wurden von anderen Brüdern ausgeführt; Bruder Matthäus war einer von ihnen.

1931 legte man ihm nahe – er war inzwischen 80 geworden –, er möge sich zur wohlverdienten Ruhe setzen; doch er protestierte energisch. Als dann die Kräfte nachließen, willigte er ein, sich ins Altenheim zu begeben. Aber zur Ruhe setzte er sich noch nicht. Seine Hauptbeschäftigung war nun, Rosenkränze anzufertigen. Zuletzt versagten ihm die knorrigen, abgearbeiteten Hände auch diesen Dienst. Und so blieb ihm “nur noch”, wie er zu sagen pflegte, “der Rosenkranz”. Unzählige Male rollten die Perlen durch seine Finger. Ein Mitbruder meinte einmal dazu: “Er hat sich buchstäblich in den Himmel hineingebetet!”

Was selbst beim Hundertjährigen noch auffiel: Er hielt treu zur Ordensregel; früh um 4 Uhr stand er auf, um fünf wohnte er der ersten Messe bei; etwas später einer zweiten. Er las noch ohne Brille; seine Stimme war die kräftigste unter den Senioren des Klosters. Und jeden Freitag bereitete er sich sorgfältig auf die Beichte vor. Als er starb – am 16. Juli 1951 –, wurde mit ihm ein langes Kapitel Mariannhiller Missionsgeschichte abgeschlossen. Auf dem Klosterfriedhof fand er die letzte Ruhe im Kreise vieler Gleichgesinnter, die vor ihm zu Grabe getragen worden waren.

Pater Josef Kammerlechner (1897 - 1969) Maganyambu, der Schlitzohrige aus Bayern

Pater Josef Kammerlechner

Er war und blieb ein Bayer, vom Kopf bis zur Sohle. Auch noch nach 40 Jahren in der afrikanischen Mission. 1922 wurde er von Kardinal Michael Faulhaber zum Priester geweiht; wenige Jahre später trat er der Mariannhiller Gemeinschaft bei. 1927 entsandten ihn seine Oberen nach Rhodesien, zunächst nach Triashill (Mashonaland), dann nach Empandeni (Matabeleland) und schließlich in die “Elendsviertel” von Bulawayo, wo er mehrere Jahrzehnte wirkte.

“Maganyambu” (der Starke, der Schlitzohrige), wie ihn die Einheimischen nannten, war einer der populärsten katholischen Missionare von Matabeleland. Er hatte viel Sinn für Humor; gern erzählte er im Kreise seiner Mitbrüder die neuesten Witze aus seiner bayerischen Heimat. München war und blieb für ihn die Hauptstadt der Welt, und den bayerischen Humor, den gab’s eben sonst nirgendwo; den galt es auch im Ausland hochzuhalten! Wie viele Menschen er mit seinem unverwüstlichen Optimismus beglückt hat, weiß nur Gott.

Viele junge Mitbrüder gingen bei ihm in die “Schule”; sie waren seine Kapläne, lernten bei ihm den Einstieg in die Missionspastoral. Den Lesern der Mariannhiller Zeitschriften und Kalender erzählte Pater Kammerlechner immer wieder aus der aufregenden Geschichte um die Könige der Amandebele. Wie kaum ein anderer beherrschte er ihre Sprache; vier Eingeborenen-Dialekte sprach er fließend. Trotz angegriffener Gesundheit stand er bis zum Schluss aktiv in der Missionsarbeit. Kein Wunder, dass man ihn überall kannte und liebte; kein Wunder, dass sich zu seiner Totenmesse (Ende Oktober 1969) fast 2 000 einheimische Christen eingefunden hatten, um mit Bischof A. G. Schmitt und den anderen Mitbrüdern des Verstorbenen ein feierliches Requiem zu konzelebrieren.

Es war sehr feierlich – und viele Einheimische weinten um ihren Baba. Er selbst hätte wohl lieber gehabt, dass man Gott mit Tanz und Liedern gedankt hätte – für das erfüllte Leben. Und sicher hätte er ganz am Ende auch noch ein paar Witze zum Besten geben wollen – vom bayerischen Löwen!

Bruder John Keifenheim (1903 - 1970)

Bruder John Keifenheim, 1903 in Mülhofen/Koblenz geboren, wurde Mitglied der „Barmherzigen Krankenbrüder“ von Waldbreitbach. Nachdem seine Gemeinschaft im Dritten Reich aufgelöst worden war, schloss sich der gelernte Krankenpfleger der Mariannhiller Kongregation an, die er (von 1933 an in Südafrika tätig) schon seit Jahren kannte. Er arbeitete in Mariazell als Lehrer und Präfekt, später als Krankenpfleger in Mariannhill – bis er selbst an Asthma erkrankte. In Brig/Schweiz suchte er Linderung, aber die Walliser Luft konnte ihn nicht mehr heilen; er starb dort am Dreikönigstag 1970 und wurde auf dem kleinen Friedhof der Mariannhiller beigesetzt.

Pater Berthold Josef Kemmer (1912 - 1982) Von heiliger Unruhe erfasst

Pater Berthold Kemmer

So still und unauffällig, wie er gelebt hatte, so still und unauffällig ist unser Mitbruder Pater Berthold Kemmer von uns gegangen. Man fand ihn am Morgen des 25. März 1982 tot im Bett, nachdem er nach einem längeren Krankenhausaufenthalt wieder auf seinen Seelsorgsposten Dünzling zurückgekehrt war.

Wenn man die Lebensdaten unseres Verstorbenen überblickt, dann fällt auf, dass der Monat März, der dem Gedächtnis des hl. Josef geweiht ist, eine besondere Rolle darin spielt. Im März empfing unser Mitbruder die Niederen Weihen. Im März empfing er später die Subdiakonatsweihe. Auf dem 13. März fällt der Tag seiner Priesterweihe. Der 25. März wurde schließlich sein Todestag. Nimmt man hinzu, dass Pater Kemmer in der Taufe den Namen Josef erhielt, dass er in St. Josef, Reimlingen, die Gymnasialstudien absolvierte und dass er zwölf Jahre lang in der Mission in Simbabwe die Missionsstation St. Josef leitete, dann erscheint es gar nicht so abwegig und ausgefallen, das Leben unseres Toten mit dem Leben des Zimmermanns aus Nazareth, des hl. Josef, zu vergleichen. Es gibt Parallelen.

Pater Berthold gehörte, wie St. Josef, zu den Stillen im Land. Er ist nie in besonderer Weise ins Rampenlicht der breiten Öffentlichkeit getreten. Er war zurückhaltend und bescheiden. Vielleicht kann man sagen: Er öffnete sich nicht einem jeden. Ohne viel Aufhebens tat er seinen Dienst.

Pater Berthold stammte aus der Erzdiözese Freiburg. Am 30. November 1912 wurde er in Unterbalbach geboren. Nach acht Jahren Volksschule erlernte der junge Josef, wie sein Namenspatron, ein Handwerk. Er wurde Bäcker. Die Liebe zum Backen hat er auch als Priester nicht verleugnet. Es konnte vorkommen, dass er einem Gast eine Kostprobe seines Könnens vorsetzte. Den Bäckergesellen befriedigte das Handwerk nicht. Er spürte den Ruf eines anderen Lehrmeisters. In ihm wuchs der Wunsch, Priester und Missionar zu werden. So vertauschte der Bäcker 1932 die Backstube mit der Schulbank. In fünf Jahren absolvierte er an der Mariannhiller Spätberufenenschule in Reimlingen die humanistischen Studien. Er trat ins Noviziat ein und legte am 28. April 1938 als Mariannhiller Kleriker Frater Berthold die ersten Gelübde ab. Das Theologiestudium in Würzburg musste er 1941 für vier Jahre unterbrechen, bis er 1945, gesundheitlich angeschlagen, aus Krieg und Gefangenschaft zurückkehrte. Er konnte sein Studium fortsetzen und durfte am 13. März 1948 in Würzburg die Priesterweihe empfangen. Nach einem kurzen Intermezzo als Kaplan in St. Barbara, Würzburg, folgte eine fast zwanzigjährige Missionstätigkeit im damaligen Rhodesien, im heutigen Simbabwe. Zunächst war Pater Berthold Kaplan auf den großen Missionsstationen Empandeni und Regina Mundi, dann 12 Jahre Rektor auf der Station St. Josef.

1966 klopfte der Tod bei Pater Berthold an, als er nach viermaliger Operation große Schwierigkeiten mit seinem Herzen bekam. „Herzinfarkt“ steht in seiner Kartei. Weil der Missionar der harten Missionstätigkeit nicht mehr gewachsen war, kehrte er 1968 in die Heimat zurück; nicht um sich zur Ruhe zu setzen, sondern um weiterhin – wenn auch mit verminderten Kräften – Seelsorgsdienste zu leisten. Nach einer längeren Kur in Bad Mergentheim fühlte er sich so gekräftigt, dass er ab 1970 zunächst in Schliersee, ab 1972 in Schierling und ab 1978 schließlich in Dünzling, Diözese Regensburg, in der Seelsorge wirken konnte.

Pater Berthold wusste um den Zustand seines Herzens. Fast jedes Jahr musste er einige Zeit ins Krankenhaus und stand in ständiger ärztlicher Behandlung. Ob er mit der Möglichkeit eines schnellen Todes rechnete? Er stellte sich darauf ein. Trotzdem tat er seinen Dienst, so gut er konnte. Er wollte nicht zu schnell aufgeben. Das zeigte sich auch, als er Anfang März 1982 von seinem Arzt dauernde Dienstunfähigkeit bescheinigt bekam. Daraufhin wurde von der Provinzleitung der Gestellungsvertrag mit der Diözese Regensburg gekündigt. Die amtliche Nachricht der Diözese, dass er trotzdem weiterhin in Dünzling als Missarius bleiben dürfe, erreichte ihn nicht mehr lebend.

Wir Mariannhiller sind Pater Berthold dankbar für all die Arbeit, die er in der Mission und in der Heimat getan hat. Wir sind ihm dankbar für die Treue, mit der er zu seiner Gemeinschaft stand. Wenn er zurückgezogen lebte und wirkte, so dass jüngere Mitbrüder der Provinz ihn kaum kannten, dann rührte es vielleicht daher, dass er unter der Behinderung durch sein krankes Herz litt. Mit seinem Provinzobern blieb er immer in regem Kontakt.

Gott vergelte ihm reichlich, was er in seinem Leben an Gutem getan und was er gelitten hat.

Pater Timotheus Alfons Kempf (1901 - 1986) Auf den Spuren Franz Pfanners – in vielen Archiven zu Hause

Pater Timotheus Kempf

Seine Heimat lag in Unterfranken. Geboren wurde er am 26. Januar 1901 in Holzkirchhausen bei Würzburg – von tieffrommen Eltern, die eine kleine Landwirtschaft betrieben. Es war ihr zweites Kind, der erste Bub. Alfons – diesen Namen erhielt er in der Taufe – arbeitete, wie es damals üblich war, von klein auf auf dem elterlichen Hof mit. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach und sein Vater zum Wehrdienst einrücken musste, nahm der 13jährige die Hauptlast auf seine Schultern. Der Vater kehrte erst 1919 nach Hause zurück. Jetzt bekam Alfons die Gelegenheit, die Landwirtschaftsschule zu besuchen und seine Fachkenntnisse zu erweitern. Er tat dies mit großer Begeisterung – und es war eine ausgemachte Sache, dass er, der älteste Sohn, den Hof übernehmen würde. Doch bald schon spürte der Jungbauer mehr und mehr den Ruf zum Priestertum. Von Seiten eines Geistlichen erhielt er den Tipp, sich bei den Mariannhillern in Reimlingen zu melden; die betrieben dort eine Spätberufenenschule. Am 1. September 1925 (mittlerweile 24 Jahre alt) setzte er sich erneut auf die Schulbank. Nach dem Abitur und dem Probejahr (Noviziat) studierte er in Würzburg Philosophie und Theologie und wurde am 24. Februar 1935 zum Priester geweiht.

Im Dienste der Missionspresse

Statt ihn in die Mission zu entsenden, schickten ihn seine Oberen zum Weiterstudium nach Rom; doch schon wenige Monate später erkrankte er so schwer, dass er seine Studien abbrechen musste. Nach seiner Genesung wurde er Novizenmeister in Sankt Georgen/Längsee, Kärnten. Als zwei Jahre später die Nazis Österreich dem Deutschen Reich „eingliederten“, kam es zu wiederholten Verhören von Seiten der Gestapo. Pater Timotheus musste das Land verlassen; das Haus wurde 1940 enteignet und alle Mariannhiller zur Abreise gezwungen. In der Abgeschiedenheit und ländlichen Ruhe des Reimlinger Schlosses fand er vorübergehend Zuflucht. 1940 übernahm er schließlich den Posten eines Hausgeistlichen bei den Dillinger Franziskanerinnen in Hochaltingen; sie betreuten dort eine Haushaltungsschule für Mädchen sowie ein Altenheim für ausgesiedelte Südtiroler. Im Herbst 1943 erhielt er einen Seelsorgsposten in Obergünzburg; hier wirkte er bis Kriegsende, dann kehrte er nach Reimlingen zurück. Jetzt wurde er zum Schriftleiter der Mariannhiller Zeitschrift und des Kalenders ernannt, ein Auftrag, der jahrelang bloßer Titel blieb; denn die ordenseigene Druckerei war durch das Naziregime und den Zweiten Weltkrieg stillgelegt worden; die Druckmaschinen hatte man bei befreundeten Firmen ausgelagert. So war es die Aufgabe von Pater Timotheus, erst mal wieder die Druckerei in Gang zu bringen und die Druckerlaubnis bei der amerikanischen Militärbehörde zu erlangen. Im April 1948 konnte schließlich – nach mühseligen Vorarbeiten – die erste Nummer der Missionszeitschrift wieder erscheinen. Das frühere „Vergißmeinnicht“ hieß jetzt (auf seinen Vorschlag) „Mariannhill“. Die erste Auflage betrug 10.000; das Papier war durch die Vermittlung der Mariannhiller in den USA beschafft worden. Ab 1950 konnte auch der Kalender in Druck gehen. Im Laufe der Zeit erreichte die Zeitschrift eine Gesamtauflage von 90.000; der Kalender lag zeitweise weit über 100.000. Die redaktionelle Arbeit versah Pater Timotheus zunächst von Reimlingen aus; 1949 verlegte er die Redaktion nach Würzburg, erst an den Röntgenring, dann ins Piusseminar – und ab 1959 nach Mönchsdeggingen, wo inzwischen auch das Generalat untergebracht worden war. Zusammen mit Generalsuperior Pater Ferdinand Holzner betrieb er nebenbei auch die Renovierung der dortigen barocken Klosterkirche. Durch viele Bettelbriefe und beharrliches Pochen an den Türen staatlicher und kirchlicher Stellen trug er zur Finanzierung des Projektes einen großen Teil bei. Die Kirche von Mönchsdeggingen erstrahlte wieder in alter Pracht, ein Genuss für die Kunstkenner und eine Freude für die vielen Wallfahrer.

Vizepostulator und Pfanner-Forscher

1965 übergab er die Redaktion der Mariannhiller Zeitschriften und Kalender an jüngere Hände; er selbst war schon ein Jahr zuvor zum Vizepostulator im angestrebten Seligsprechungsprozess von Missionsabt Franz Pfanner ernannt worden; dieser Aufgabe widmete er die nächsten zwanzig Jahre seines Lebens, vor allem nachdem er selbst im Jahre 1972 in die Räume des Generalats nach Rom übergesiedelt war. Sein großes Anliegen war und blieb die Abt Franz-Forschung. In Archiven quer durch Europa (Mariastern, Sarajewo, Wien, Innsbruck, Salzburg, Mariawald, Oelenberg, Rom, Köln, Bonn, Aachen u.v.a.) stöberte er wertvolle Dokumente auf. Seine Arbeiten wurden schließlich in vier dicken Bänden gedruckt: Leben, Wirken und Schriften des Gründers von Mariannhill – eine bienenfleißige Sammelarbeit, die den Namen auch für spätere Generationen festhalten wird.

1985 konnte Pater Timotheus sein 50jähriges Priesterjubiläum feiern; ein Jahr später seinen 85. Geburtstag. Beide Jubiläen gaben ihm wohl den Anstoß, sein eigenes Leben – seine Memoiren – aufzuschreiben. Nebenbei forschte er jetzt auch in fränkischen Archiven nach Materialien zur Geschichte seiner Heimatgemeinde Holzkirchhausen, eine Gründung des ältesten Klosters Unterfrankens, der ehemaligen Benediktinerabtei Holzkirchen. Zusätzlich bemühte er sich, für die Missionare im südlichen Afrika Rosenkränze, Medaillen, Kruzifixe und religiöse Bilder zu besorgen. Und immer noch begeisterte er sich für Abt Franz. Mit schier jugendlichem Eifer förderte er seine Verehrung. Doch dann, im Februar 1986, musste er ein römisches Krankenhaus aufsuchen und sich einen Herzschrittmacher einsetzen lassen. Jetzt ließ auch sein Elan und seine Begeisterungsfähigkeit nach. Als er Anfang Oktober von einem Heimaturlaub zurückkehrte, fühlte er sich zwar wohl, doch auf dem Weg zu einer nahen Apotheke brach er am 11. Oktober bewusstlos zusammen; er wurde sofort in ein benachbartes Krankenhaus eingeliefert und starb dort am 14. Oktober, ohne wieder das Bewusstsein erlangt zu haben. Auf dem Campo Santo Teutonico, im Schatten der Peterskirche, fand er die letzte Ruhe. Sein langgehegter Wunsch, in der Heiligen Stadt sterben zu dürfen, war in Erfüllung gegangen…

Pater Wilhelm Kick (1902 - 1966)

Pater Wilhelm Kick

Mit dem plötzlichen und unerwarteten Tod von Pater Wilhelm Kick hat Mariannhill einen ihrer eifrigsten Missionare verloren.

Er wurde am 8. Februar 1902 in Lohma, nahe Regensburg/Deutschland, geboren. Als junger Mann studierte er am Gymnasium in Regensburg und schloss 1921 die Hochschule ab. Am 31. Mai 1921 kam er in St. Paul, Holland, an, wo er am 19. August desselben Jahres ins Noviziat eintrat. Nach einem Jahr legte er seine Erste Profess ab und fuhr dann mit dem Schiff nach Afrika, um sich auf seine zukünftige priesterliche und missionarische Berufung vorzubereiten. In Mariathal wurde er am 4. Dezember 1927 zum Priester geweiht.Als junger Missionar erhielt er seinen ersten Auftrag als Hilfspriester in Lourdes. Nach dreijähriger Tätigkeit wurde er bereits zum Rektor von Emaus ernannt. In dieser Zeit, von September 1930 bis Januar 1932, renovierte und vergrößerte er die dortige Kirche, die Abt Franz, der Gründer von Mariannhill, bauen ließ. Er arbeitete so erfolgreich im Weinberg Gottes, dass ihm im März 1932 sogar die Betreuung der Mutterpfarrei unserer Mission, Mariannhill, anvertraut wurde. Unermüdlich in seinem Eifer und seiner Hingabe erlitt Pater Wilhelm nach jahrelanger harter Arbeit einen schweren Zusammenbruch. Nachdem er sich erholt hatte, wurde ihm als Redakteur der Zeitung „Umafrika“ eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe zuteil. Durch seine Vielseitigkeit und sein großes Interesse, sein fundiertes Verständnis der Zulu-Sprache und -Mentalität war er besonders geeignet für diese Aufgabe. Das erste Exemplar von „Umafrika“, das im November 1933 unter seiner Redaktion herausgegeben wurde, enthält ein von ihm verfasstes Grußwort. Darin skizzierte er seine Herangehensweise an diese Berufung, und es kann gesagt werden, dass diese Überzeugung bis zu seinem Tod geblieben war: „In Erinnerung daran, dass Gott immer den Gehorsam segnet, nahm ich die Berufung an, ermutigt durch die Überlegung, dass diese Position mir eine Gelegenheit bietet, den Afrikanern in weit größerem Umfang zu dienen, als es mir als Missionar jemals möglich wäre.” Die Zeit hat bewiesen, dass Pater Wilhelm seine ganze Seele, seine Talente und sein Wissen in die Arbeit der Presse gesteckt hat, um seinen Lesern die Ereignisse der Zeit in allen Lebensbereichen näherzubringen.

„Mein Ziel ist nur eines: dafür zu sorgen, dass der Afrikaner seinen gebührenden Platz bekommt, der ihm als Mensch, als Bürger und vor allem als Christ gehört.“ Pater Wilhelm war sich auch vollkommen bewusst, dass seine Ansichten und Meinungen nicht für alle akzeptabel waren, aber es machte ihm nicht viel aus.

Neben seiner journalistischen Laufbahn war Pater Wilhelm ein leidenschaftlicher Förderer und Dozent im C.A.O. Für viele Jahre war er in der Zentrale tätig. Einige Jahre leitete er den jährlich stattfindenden Auffrischungskurs für Katecheten in Mariathal.

Im Dezember 1945 endete seine erste Redaktionstätigkeit. Aber schon im April 1938 war er zur gleichen Zeit Rektor von St. Wendelin‘s Mission. Dort vergrößerte er auch Kirche und Schule. Er errichtete einen Schrein der Märtyrer von Uganda, für den er von einer Reise nach Uganda etwas Erde aus der Erde mitbrachte, die mit ihrem Blut getränkt war. 1950 wurde Pater Wilhelm vorübergehend als Lehrbeauftragter an das St. Petersseminar in Pevensey berufen und danach war er für kurze Zeit Rektor der Reichenau Mission. Von Januar 1951 bis September 1954 war er wieder Pfarrer in Mariannhill. Dann genoss er seinen ersten Heimaturlaub. Zurückgekehrt wurde er ein zweites Mal Rektor in St. Wendlin‘s. Sein Eifer und seine Aufgeschlossenheit spiegelten sich in seinen Gemeindemitgliedern wider.

Er leistete viel soziale Arbeit, um sein Volk zu erheben: Die verschiedenen Vereine florierten, die Schule wuchs, der Geist seiner Pfarrfamilie war lebendig. Seine Taten bewiesen, dass seine Worte wahr waren. Theologisch war Pater Wilhelm für neue Ideen empfänglich und man könnte sagen, dass er die Reform der Liturgie einigermaßen vorwegnahm.

Im April 1963 wurde er wieder Redakteur bis zu seinem Tod. Während seines zweiten Heimaturlaubs 1964 besuchte er das Heilige Land; seine begeisterten Berichte, wie er auf Christus Spuren wanderte, waren ein wöchentlicher Beitrag in „Umafrika“.  Im Juni 1965 verabschiedete er sich von St. Wendelin‘s und ging zurück ins Kloster Mariannhill. Als Mitglied des Komitees zur Verbreitung des Wissens des Dieners Gottes, Abt Franz, startete er eine Reihe mit Predigten bei Besuchen auf den Missionsstationen. Nachdem er am 5. Juni 1966 in Clairvaux, Natal, gepredigt hatte, rief Christus seinen eifrigen Jünger in das himmlische Königreich. Seine Begräbnismesse, welche konzelebriert wurde von Bischof Streit und sechs seiner Fürsten/Mitbrüder/ confreres in Gegenwart einer sehr großen Gemeinde, klang durch das Singen von Osterliedern deutlich von der Freude der Auferstehung derer, die in Christus gestorben sind. Sein Leichnam wurde nahe des Grabes von Abt Franz beigesetzt auf dem Friedhof von Mariannhill.

Bruder Totnan Anton Kilgenstein (1884 - 1969) Als Anton auf dem Kirschbaum saß

Bruder Totnan Kilgenstein

Geboren wurde er in der „Bamberger Mühle“ im Spessart/Unterfranken. 1903 trat er im Trappistenkloster Mariannhill in Südafrika ein. Er gehörte noch zu den Brüdern, die vielseitig begabt waren und sich immer wieder selbst zu helfen wussten.

Weil importierte Kerzen aus Europa zu teuer gekommen wären, begann er in der Missionszentrale mit dem Wachsziehen. Bei seinen Mitbrüdern war er sehr geschätzt. Seine liebevolle Art blieb unvergessen. Als er im Alter von 85 Jahren starb, fand man unter seinen wenigen persönlichen Habseligkeiten eine kurze autobiographische Skizze. Sie sagt über ihn und seinen Lebensweg etwas sehr Wichtiges aus. Daher hier seine Ausführungen, wenn auch gekürzt:

Als Anton etwa vier Jahre alt war, wollte seine zwei Jahre ältere Schwester Katharina mit ihm nach Afrika gehen. Sie sagte: Dort werden wir von den Mohren umgebracht und als Märtyrer sterben!

Eines Abends legten sie sich etwas Nahrung beiseite und machten sich am nächsten Morgen in aller Frühe auf den Weg – nach Afrika. Sie liefen in den Wald, gingen einsame Pfade, um niemandem zu begegnen. Schon am Nachmittag war ihr Mundvorrat zu Ende, und als es zu dämmern anfing, fragte der kleine Anton sein Schwesterchen, ob es denn noch sehr weit sei bis Afrika? Die antwortete: „Wir müssen noch viele Tage weitergehen!“ Darauf Anton: „Dann kehren wir besser wieder um, denn ich bin hungrig und sehr müde.“ So kehrten sie um und wanderten noch in der Nacht heimwärts. Zu Hause gab es eine Tracht Prügel. Eltern, Geschwister und Nachbarn hatten stundenlang nach ihnen gesucht…

„Lass uns doch ins Kloster gehen!“

Als Katharina ein paar Jahre später gefirmt wurde, hatte sie wieder eine „tolle Idee“. Sie sagte zu dem zwölfjährigen Anton: „Wir beide gehen ins Kloster, du wirst Pater und ich werde Schwester. Aber nur zusammen; wenn du nicht gehst, dann gehe ich auch nicht, und umgekehrt…“

Beide waren voller Begeisterung. Aber noch behielten sie ihre Zukunftsträume für sich. Als Anton einmal auf einem Kirschbaum saß und tüchtig zulangte, fragte er seine Schwester, ob es im Kloster auch Kirschen gebe? Katharina war rasch mit ihrer Antwort: Nein, Kirschen im Kloster, das gebe es nicht. Da müsse man Opfer bringen.

Darauf Anton: „Dann kann ich unmöglich ins Kloster gehen. Ohne Kirschen, nein, das geht nicht!“

Katharina antwortete etwas bedrückt: „Na gut, dann geht eben keiner von uns ins Kloster.“

Anton arbeitete in der Landwirtschaft seines Vaters und in der Mühle, Katharina wurde Haushälterin bei einem Weltgeistlichen und Bibliothekarin in der Pfarrbücherei. Viele Jahre vergingen, und immer noch arbeitete Katharina beim Pfarrer und Anton auf dem elterlichen Hof. Eines Tages, als Anton wieder einmal bei seiner Schwester zu Besuch war, kam auch das Thema Kloster wieder zur Sprache. Wieder versuchte es Katharina, den Bruder zu überreden, mit ihr zusammen ins Kloster zu gehen.

Jetzt war Anton sofort bereit. Er teilte seinen Entschluss dem Pfarrer mit, doch der war gar nicht erfreut, denn es bedeutete ja für ihn, seine Haushälterin zu verlieren.

Zu dieser Zeit kam ein Kapuziner im Pfarrhof vorbei; auch er riet Katharina, ins Kloster zu gehen.

Wenige Wochen später, als Anton und sein Vater gemeinsam zu einem Nachbardorf unterwegs waren, ermüdete der Vater und ruhte sich auf einer Bank, die am Weg stand, etwas aus. Er schlief kurz ein; im Traum schien er mit jemandem zu sprechen. Nachher fragte ihn Anton: „Vater, mit wem hast du dich denn im Traum unterhalten?“

Die Antwort verblüffte den jungen Mann: „Mein Namenspatron, der heilige Michael, war bei mir und sagte, ich solle mich auf das Ende vorbereiten. Noch im Oktober komme er und hole mich ab…“

Und was hat er sonst noch gesagt, der heilige Michael, wollte Anton wissen. Darauf der Vater: „Das geht dich nichts an. Du aber geh ins Kloster!“

Mit Vaters Segen

So bereiteten sich Anton und Katharina auf ihren Klostereintritt vor. Unterdessen wurde ihr Vater krank. Da er ein frommer Mann war und auch werktags oft zur Messe ging, war er auf alles vorbereitet. Am Tage, bevor Anton mit dem Schiff abreiste, erhielt sein Vater die Sterbesakramente. Katharina richtete den Tisch als Altar her; mit dem Segen des sterbenden Vaters reiste Anton nach Südafrika.

Am 20. Oktober 1903 holte Gott den Vater zu sich in die ewige Heimat; am 11. November traf Anton in der Missionszentrale Mariannhill bei Durban ein; bei der Einkleidung erhielt er den Namen „Bruder Totnan“.

Bruder Theophil Thomas Klosak (1863 - 1928)

Bruder Theophil Thomas Klosak, Jahrgang 1863, trat nach dem Tod seiner Eltern bei den Trappisten in Südafrika ein, selbst schon 33 Jahre alt. Er war in der Landwirtschaft auf verschiedenen Stationen in Natal tätig; später wirkte er in Triashill/Rhodesien. Die Station Sankt Kilian geht auf ihn zurück. Er starb 65jährig am 25. September 1928.

Bruder Lucian Thomas Knebel (1869 - 1944)

Bruder Lucian Thomas Knebel, Jahrgang 1869, war Kettenschmied in Oberschlesien, ehe er sich den Trappisten anschloss. In Mariannhill wurde er Uhrmacher und Bienenzüchter; als Imker hatte er auch in der Fachwelt einen Namen. Seine Artikel fanden in den Zeitschriften großen Anklang. Er starb am 2. Mai 1944.

Pater Dr. Rudolf Kneipp (1905 - 1981) Mariannhiller aus Leidenschaft und Liebe

Pater Dr. Rudolf Kneipp

Als letztes von fünf Kindern erblickte er in Winkel/Rheingau am 2. Juni 1905 das Licht der Welt. Nach der Volksschule ging er zu den Mariannhillern nach Lohr und Reimlingen; es folgten Noviziat (1928) und Theologiestudium. Am 10. März 1933 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Sein Wunsch, jetzt in der Mission eingesetzt zu werden, ging nicht in Erfüllung; seine Oberen hatten ihn für den Schuldienst vorgesehen. Er machte das Mittelschullehrer-Examen und unterrichtete von 1934 bis 1938 am Mariannhiller Gymnasium in Schurgast/Schlesien. 1938 begann er an der Jesuitenhochschule in Innsbruck mit einem Sonderstudium der Dogmatik und der Patrologie. Als ein Jahr später die Hochschule von den Nationalsozialisten geschlossen wurde, kehrte Pater Kneipp nach Würzburg zurück. Während des Zweiten Weltkrieges war er als Spiritual und Dozent für Homiletik und Aszetik tätig. Am 16. März 1945 erlebte er die Zerstörung der Frankenmetropole mit; er beteiligte sich aktiv an der Rettung der Kleinkinder in der brennenden Säuglingsklinik am Mönchberg.

Nach Kriegsende unterrichtete er als Latein- und Griechischlehrer die Theologen im Piusseminar sowie Schüler am Alten Gymnasium der Stadt Würzburg. Gleichzeitig promovierte er zum Doktor der Philosophie. Einen Lehrauftrag für Missiologie an der Universität Würzburg musste er ausschlagen; die Ordensoberen hatten ihn zum Provinzial ernannt. Während seiner sechsjährigen Amtszeit wurden die Niederlassungen in Lindau, Mönchsdeggingen und Maria Veen erworben. In der Letztgenannten war er von 1953 bis 1956 als Pfarrer und Superior tätig. 1957 wurde Pater Kneipp Generalvikar der Mariannhiller Kongregation; er blieb es für zehn Jahre. Dann kehrte er ins Piusseminar nach Würzburg zurück, wo er dem Haus zunächst als Rektor vorstand, später sich für die Sonderseelsorge (Exerzitien, Einkehrtage usw.) einsetzen ließ.

Pater Rudolf Kneipp war ein Mariannhiller aus Leidenschaft und Liebe; unermüdlich mühte er sich, die Kongregation von innen her zu erneuern. Die Spiritualität war ihm ein Herzensanliegen. Für Franz Pfanner und seine Gründungen im südlichen Afrika war er Feuer und Flamme; so wie er konnten nur wenige Priester für die Anliegen der Mission begeistern. Was er vertrat, vertrat er mit Elan. Wurde aber mehrheitlich anders entschieden, respektierte er die Beschlüsse, ohne zu schmollen, ohne das Gespräch mit den Mitbrüdern abzubrechen. Er blieb im Dialog, auch mit denen, die anderer Meinung waren.

Pater Kneipp glaubte an die Zukunft der missionarischen Kirche; hier wusste er sich eins mit dem Gründerteam von Mariannhill. Die Geschichte der Gemeinschaft kannte er wie kaum ein zweiter. So sehr er das Studium liebte, immer auch hatte er Zeit für die aktive Seelsorge bei Volksmissionen, Exerzitien, Aushilfen. Als feuriger Prediger war er bekannt und begehrt; als geistlicher Berater der Mariannhiller Schwestern sowie des Bischofs von Würzburg in hohem Ansehen. Mit wachem Interesse verfolgte er die Strömungen und Entwicklungen in Kirche und Welt. In der Auseinandersetzung mit ihnen mühte er sich um einen Mittelweg; extreme Positionen waren ihm fremd. Pater Kneipp versuchte zu leben, was er predigte. Dass es nicht immer leicht war, bekannte er selbst. Kurz vor seinem Tod, schon seit Wochen im Krankenhaus, gestand er in großer Ehrlichkeit: “In diesen Tagen habe ich sehr viel auf das Kreuz an der Wand geschaut und habe mit dem gesprochen, der am Kreuz hängt.”

Die letzten Wochen seines Lebens waren harte und schwere; eine allerletzte Prüfung. Am frühen Morgen des Festes der Aufnahme Mariens in den Himmel (15. August 1981) rief Gott ihn zu sich; vielleicht auch ein Zeichen von oben. Denn Pater Kneipp war und blieb Mariannhiller bis zum Tod – und als solcher Verehrer der Mutter des Herrn.

Bruder Emmanuel Köder (1902 - 1979)

Bruder Emmanuel Köder

Es war für alle ein großer Schock, als wir am Abend des 28. Mai 1979 die Nachricht erhielten, Bruder Emmanuel sei plötzlich verstorben. Ohne Rücksicht auf sein hohes Alter war er auf einer Ausziehleiter ganz nach oben gestiegen, um Äste eines hohen Baumes, die hinderlich waren, abzusägen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel von der Leiter. Auf schnellstem Weg wurde er in das Assisi Hospital gebracht. Dort starb er, nachdem er noch die Krankensalbung empfangen hatte.

Für die Station Maris Stella war sein plötzlicher Tod ein großer Verlust. Seit 1956 hat Bruder Emmanuel auf dieser Station gearbeitet und für die Solanusschwestern und mit ihnen zusammen die Farm betrieben.

Trotz seines Alters – Bruder Emmanuel wurde am 18. November 1902 in Konradsbronn/Württemberg geboren – arbeitete er zufrieden und glücklich und half, wo immer er konnte. Er unterhielt sogar einen kleinen Laden, um den Afrikanern in der Nachbarschaft zu helfen, die sonst sehr weit hätten gehen müssen, um ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln und anderen Waren zu besorgen. Großherzigkeit und Hilfsbereitschaft waren in der Tat die herausragenden Charakterzüge unseres Bruder Emmanuel. So groß, wie er als Mann war, war auch sein Herz für die Leute. Für sich selbst brauchte er nichts, aber für die anderen gab er den letzten Pfennig her.

Sein langes Leben war ein Leben des Dienstes für Gott im Nächsten. 1924 war Bruder Emmanuel in Reimlingen eingetreten, und nach seinem Noviziat in St. Paul war er nacheinander in Ebenrod, Reimlingen, St. Paul, Köln und im Piusseminar tätig, bis er in die Mission gehen durfte. Am 9. Juni 1933 kam er in Mariannhill an.

Als gelernter Landwirt fand er auf dem Missionsfeld von Mariannhill eine Fülle von Arbeit vor. Bald nach seiner Ankunft begann er auf der Station St. Isidor. Schon nach dem ersten Jahr half er in St. Michael’s und in Kwa St. Joseph aus. Dies war 1934. Bald darauf musste er nach Kevelaer gehen, wo er drei Jahre lang auf der Farm arbeitete. Es folgten zwei Jahre Tätigkeit in Centocow. 1940 wurde Bruder Emmanuel nach Mariannhill versetzt. Hier blieb er bis 1950. Dann übernahm er wieder verschiedene Aushilfsstellen, so in St. Leonhards, in Maris Stella und Maria Trost, bis er schließlich 1956 die Farm von Maris Stella übernahm. Dieser Station blieb er treu bis zu seinem zu frühen Tod.

Ein Mitbruder schrieb kurz nach seinem Tod über ihn in der FN: Ich denke, Bruder Emmanuel lässt sich am treffendsten als ein Mann mit einem eisernen Willen und einem weichen Herz charakterisieren. Es war sicher mehr als sein schöner, gekräuselter Bart, dass er mich oft an Abt Franz erinnerte. Es waren seine Bestimmtheit und, fast möchte ich sagen, seine Hartnäckigkeit, die ihn davon überzeugt sein ließen, man könne alles erreichen, wenn man es nur energisch genug versuche. Dies war es, ohne Zweifel. Und doch – er war ja ein in gleicher Weise entschiedener Ordensmann – lernte er und nahm er die Lektionen über die menschliche Begrenztheit und Schwäche an, die der Herr ihn während all dieser vielen Jahre lehrte. Mehr und mehr ließ Bruder Emmanuel sein Herz sprechen. Und es hat in der Tat gesprochen: laut und klar, sichtbar und unmissverständlich für alle in seiner Umgebung. „Er hatte ein so gutes Herz!“, konnte man überall von den Leuten hören, die er in Maris Stella zurückließ.

Wir danken ihm und Gott für dieses hingebungsvolle und dienstbereite Leben und hoffen, dass er im Himmel in seinem Herzen einen Platz für uns haben wird, die wir weiter arbeiten in dem Weinberg, den er nun verlassen hat, um seinen Lohn zu empfangen. Möge er sich dieses Lohnes für immer erfreuen können.

Bruder Albert Friedrich Johann Koller (1912 - 1986)

Bruder Albert Koller

Bruder Albert Koller wurde am 23. Oktober 1912 in Neustadt an der Waldnaab in Bayern geboren. In der Taufe erhielt er den Namen Friedrich Johann. Nach Abschluss seiner Schulzeit trat Friedrich als Aspirant in unser Missionshaus in Reimlingen ein, denn er wollte Brudermissionar werden. Am 13. Mai 1930 wurde er in St. Paul in Holland als Bruder Albert in das Noviziat aufgenommen. Zwei Jahre später legte er am 15. Mai 1932 dort auch seine Erste Profess ab.

Als Arbeitsbereich wurde dem Jungprofessen anschließend die Buchhaltung der europäischen Provinz im Röntgenring 3 (damals hieß er noch Pleicherring) in Würzburg angewiesen. Hier blieb Bruder Albert, bis die Prokura der deutschen Provinz im Jahre 1974 in das Piusseminar in Würzburg verlegt wurde. Mit der Bildung der einzelnen Provinzen in der Kongregation im und nach dem Zweiten Weltkrieg hatte auch die deutsche Provinz ihre eigene Finanzverwaltung erhalten, zu deren Hauptbuchhalter sehr bald Bruder Albert bestellt wurde. Die umfangreichen Sachkenntnisse hatte sich im Laufe der Zeit Bruder Albert selbst erworben. Sie und die Gewissenhaftigkeit, mit der Bruder Albert seiner Arbeit oblag, waren allgemein bekannt und geschätzt.

Bruder Albert liebte eine geistvolle Unterhaltung im Kreise der Mitbrüder oder mit Freunden und Gästen. Sein profundes Allgemeinwissen und ein phänomenales Gedächtnis schafften die Voraussetzung dafür. Wenn man heute mit Recht die Wichtigkeit der Weiterbildung betont, so hat Bruder Albert sie bereits sehr gründlich betrieben, längst bevor das Wort bekannt war.

Über viele Jahre hat sich Bruder Albert Jahr für Jahr bemüht, die Bilanz der deutschen Provinz zu erstellen, bis zuletzt der Herr selbst die Bilanz seines Lebens gezogen hat. Ganz bewusst ging Bruder Albert seinem Sterben entgegen. Ihm, dem Ordenschristen, waren Christsein und Ordensleben Teilnahme an Leiden, Tod und Auferstehung Christi. Als der Arzt die Amputation des rechten Beines bei Bruder Albert für notwendig erachtete, wollte Bruder Albert dem nicht zustimmen. Er sagte zu seinem Obern: „Ich wusste ganz klar, was damit auf mich zukommt. Im Februar bei den Exerzitien in Reimlingen habe ich mich auf alles vorbereitet. Ich bin bereit.“ Gut, wenn man im Angesicht des Todes so sprechen kann.

Bruder Lupus Emanuel Kopietz (1860 - 1943) Meistergerber für Löwenfelle und Schlangenhäute

Gerberei im Kloster Mariannhill

Dass er, der gelernte Schuster, einmal Häute und Felle von wilden Tieren gerben und für Pelze und Lederwaren präparieren würde, hätte er sich in seiner oberschlesischen Heimat sicher nicht träumen lassen. In Zawoda, wo er am 25. Dezember 1860 geboren wurde, wusste man damals herzlich wenig über den „schwarzen Erdteil”. Man pilgerte ein paar Mal im Jahr nach Annaberg, dem berühmten Wallfahrtszentrum, lebte aber sonst in recht bescheidenen Verhältnissen.

Für Emanuel Kopietz änderte sich das im Sommer 1887 als er, nach kurzer Zeit als Bergwerksarbeiter, im südafrikanischen Mariannhill um Aufnahme in den Orden bat.

Die Schusterei des Missionszentrums war nur Ausgangspunkt für seine spätere Arbeit als Sattler und Gerbermeister. Bald entstand ein Großunternehmen mit vielen Lehrlingen und Gesellen. Bruder Lupus, wie er nun hieß, wurde Fachmann im Gerben von exotischen Tierfellen und Häuten. Wer immer in der südlichen Hälfte des Kontinents Löwen, Leoparden, Hyänen, Ameisenbären, Wildkatzen und dgl. schoss, brachte seine Felle zu Bruder Lupus nach Mariannhill; es gab weit und breit keinen besseren Fachmann. Selbst auf internationalen Ausstellungen wurden seine Gerbereiprodukte gewürdigt. Den schwarzen Gehilfen hatte er bald beigebracht, wie man aus dem Leder von Straußen, Schlangen, Löwen und Leoparden handliche Taschen verfertigte; es entstanden auch Bettvorleger, Schuhe und Sandalen. Mit dem aufkommenden Afrikatourismus wurden seine Waren immer begehrter.

Über 50 Jahre arbeitete er als Meistergerber. Viele bekannte Persönlichkeiten besuchten und bewunderten ihn und seine Arbeiten.

Die letzten vier Jahre seines Lebens verbrachte er im Mariannhiller Altenheim half aber noch in der Druckerei und in der Krankenküche mit; mit Vorliebe spaltete er Holz für die gebrechlicheren Mitbrüder.

Bis an sein Lebensende blieb Bruder Lupus seiner polnischen Muttersprache treu; er las fast ausschließlich polnische Bücher. Treu blieb er auch der Gottesmutter von Tschenstochau und Großmutter Anna. Als sein Landsmann Pater Solanus Peterek Ende Mai 1943 starb, sagte Bruder Lupus in fester Überzeugung: Der nächste bin ich!” So war es auch. Er starb, fast 83 Jahre alt, am 4. September 1943.

Bruder Eustachius Georg Köttel (1857 - 1932) Spezialist für Weidezäune

Schon während seiner Einführung ins Klosterleben arbeitete Bruder Eustachius auf der Farm in Mariannhill mit. Er stammte aus Günzburg/Bayern, wo er am 13. April 1857 geboren worden war.

Beim Feld- und Straßenbau langte der kräftige Bauernbursche tüchtig zu. Seine Oberen sandten ihn später auf die große Reichenau-Mission, wo er das Pferdegespann betreute. Mit knallender Peitsche und vollbepacktem Karren fuhr er unzählige Male von der Bahnstation in Donnybrook nach Reichenau, ein Weg von rund 40 Kilometern. Die Straßen waren damals alles andere als gut; sie verdienten eher den Namen Feldwege. Und es war für den Fuhrmann nicht immer leicht, Wagen und Rösser sicher zu lenken. Dazu brauchte es Fingerfertigkeit und Kraft. Beides besaß Bruder Eustachius in gutem Maße.

Als in Südafrika per Gesetz verordnet wurde, dass alle Farmen und Ländereien mit Drahtzäunen zu versehen seien, falls man das Vieh darauf herumlaufen lassen wolle, erklärte sich Bruder Eustachius zu dieser Arbeit bereit. Auch sie erforderte viel Geschick. Für diese Zäune waren vier (Stachel-)Drähte vorgeschrieben; sie mussten alle paar Meter im Boden verankert werden. Zwischen die Zäune waren auch Feldtore und Drehkreuze zu setzen, so dass Menschen ungehindert passieren konnten, das Vieh aber abgehalten wurde.

Bei der riesigen Ausdehnung der Missionsfarmen erforderte diese Arbeit viele Jahre. Hunderte von Kilometern von Weidezäunen wurden unter seiner Leitung errichtet – nicht nur in Reichenau, sondern auch in Citeaux und auf anderen Stationen.

Erst als seine Kräfte nachließen, zog sich Bruder Eustachius ins Altenheim nach Mariannhill zurück. Auch hier interessierte er sich weiterhin für Feld und Flur. Und er ließ sich von den Missionaren, die von den anderen Stationen kamen, gern erzählen, wie es um ihr Vieh stand, ob die Zäune noch stünden und dergleichen mehr. – Er starb am Nikolaustag (6. Dezember) 1932 im Alter von 75 Jahren.

Bruder Narcissus Franz-Josef Kram (1872 - 1946) Auf den Spuren von Bernhard Huss

Von Haus aus war er Weinbauer; er stammte aus dem fränkischen Weinort Nordheim. Dort hatte er am 17. Januar 1872 das Licht der Welt erblickt. Nach seiner Militärzeit meldete er sich bei den Trappisten in Südafrika; 1895 trat er in Mariannhill ein. Eine seiner ersten Aufgaben war es, einen Weinberg anzulegen; er tat es zur großen Zufriedenheit seiner Ordensoberen. Dann übertrug man ihm einen anderen “Weinberg”; Bruder Narcissus wurde Lehrer und Bubenpräfekt. Er unterwies die Jugendlichen vor allem im handwerklichen Können, lehrte sie einfache Häuser bauen und Blechdächer errichten. Die damals noch recht “wilden” Zulububen immer bei der Stange zu halten, war keine leichte Aufgabe. Aber ihm gelang auch dies. Vormittags war Schulunterricht, nachmittags ging es an die praktische Arbeit auf den Feldern, in den Gärten, am Bau usw.

Bruder Narcissus und seinen einheimischen “Buben”, wie er sie nannte, ist es zu verdanken, dass um Mariannhill alsbald ein kleiner Wald entstand. Hunderttausende von Bäumchen wurden angepflanzt und betreut. Auch Obst- und Gemüsegärten wurden angelegt.

Als 1910 die St. Francis Schule eröffnet wurde, war dies eine große Freude für den “Schulbruder”. Jetzt durften seine Zöglinge in die neuen hellen Räume einziehen, eine Wohltat für Buben und Lehrer. Später wurde die Schule zum Kolleg erhoben (Gymnasium mit Lehrerseminar), aber auch dann noch hielt Bruder Narcissus am praktischen Unterricht fest. Gemeinsam mit Pater Bernhard Huss, dem Sozialreformer Südafrikas, plante er die Arbeiten auf den Feldern. Während Huss sich mehr um den theoretischen Unterricht kümmerte, unterrichtete Bruder Narcissus die einheimischen Studenten im Feldanbau. Ein großes Stück Land wurde in 150 Parzellen aufgeteilt; jeder Schüler bekam eine, die er zu hegen hatte. Es war ein Experiment, das bald landweit von sich reden machte. Auf diese Weise erhielten die angehenden “Studiosi” praktische Anleitungen beim Anbau von Mais, Bohnen, Süßkartoffeln, Kürbissen und dergleichen mehr. Zur Zeit der Ernte wurden Prämien verteilt. Es war eine Art Landwirtschaftsschule, die parallel zum Gymnasium und zum Lehrerseminar geführt wurde; etwas Neues und Einmaliges zu jener Zeit! – Zeitweise hatte Bruder Narcissus 300 Jugendliche zu betreuen.

Nach fünf Jahrzehnten nimmermüder Schularbeit übergab er sein Amt einem jüngeren Mitbruder. Als er starb (es war der 14. August 1946), scharten sich Hunderte von (auch ehemaligen) Schülern und Schülerinnen um sein Grab. Der fleißige und unermüdliche Bruder blieb ihnen zeitlebens ein Vorbild.

Bruder Peter Josef Kranich (1906 - 1982) Architekt für viele Jahrzehnte

Bruder Peter Kranich

Joseph Kranich wurde am 28. März 1906 in Zechau, Thüringen (dem alten Sachsen-Altenburg) geboren. 1921 trat er in St. Paul, Holland, ein, und nach seiner Ersten Profess am 24. September 1924 wurde er in die Mission versetzt. Im Januar 1925 kam er in Mariannhill an. Seitdem ist er nicht mehr nach Europa zurückgekommen, doch bis in seine letzten Tage behielt er den melodischen sächsischen Dialekt und Tonfall bei. Er hielt eine geradezu preußische Disziplin und Exaktheit in allem, zuerst sich selber gegenüber, dann aber auch bei den anderen. Daher schien er bisweilen hart und ein Mann mit zu hohen Forderungen zu sein. Diese Haltung aber führte nur selten zur Polarisation, vor allem deshalb, weil er von einem anderen niemals etwas verlangte, was er selbst nicht zu tun bereit gewesen ist. Auch konnte man immer die mitschwingende Sorge spüren, die seine Handlungsweise bestimmte.

Die Disziplin war der Meister seiner Lebensführung, und zugleich war sie Führung und Hilfe für die Leistungen der Afrikaner, die er unterrichtete und erzog, nicht nur zu Bauhandwerkern, sondern auch zum echten Menschsein.

Lasst uns das Leben unseres Bruder Peter der Reihe nach anschauen.

Bald nach seiner Ankunft in Mariannhill wurde Bruder Peter als Baumeister nach Triashill in Simbabwe (damals Rhodesien) geschickt. Er errichtete dort manche Gebäude, unter denen vor allem die Kirche von St. Benedict zu nennen ist. Lange blieb Bruder Peter nicht in Triashill, da Mariannhill 1929 die blühenden Missionen im Mashonaland den Jesuiten übergeben und deren Gebiete im Matabeleland (Bulawayo) übernehmen musste. Eines muss man im Gedächtnis behalten: Der Bruder hatte als Leiter eines Bautrupps damals keine andere Wahl, als junge Männer aus der Gegend, die er für geeignet hielt, auszusuchen und sie als Maurer zu schulen.

Nachdem Bruder Peter Ende 1929 nach Mariannhill zurückgekommen war, übernahm er die Bauleitung für den Museumsflügel sowie für den Hauptflügel, in dem sich das Office befindet, und die dazugehörigen Abschnitte des Kreuzganges des Monastery. Dann nahm er ein außergewöhnliches Unternehmen in Angriff: er baute den Betondamm für das Elektrokraftwerk von Mariannhill. Der Damm ist 70 m lang und 8 m hoch und ist geschwungen. Die Rinne, die vom Damm zum Kraftwerk führte, war 3 km lang. Auf diese Arbeit folgte das zweistöckige Gebäude, das die Druckerei, die Buchbinderei, die Schneiderei und die Schuhmacherei/Sattlerei beherbergt. Auch das weiträumige Mädchen-Internat des St. Francis College sowie das heutige Exerzitienhaus sind sein Werk.

Wie man sehen kann, war Bruder Peter weitgehend zuständig für die Errichtung einer Reihe von beachtlichen Bauten des heutigen Mariannhill. Als Architekt und technischer Zeichner arbeitete er persönlich die vollständigen Baupläne für die meisten neuen Kirchen, Hallen und Pfarrhäuser in der Diözese Mariannhill bis 1982 aus, einschließlich der Statik, der Kostenberechnung und aller Baubeschreibungen. Und viele Jahre lang standen die meisten der genannten Bauten bis zu ihrer Vollendung unter seiner persönlichen Aufsicht.

All dies könnte als ein Denkmal aus Backstein und Mörtel für den rastlosen Bruder-Missionar angesehen werden, doch das beste Denkmal, das wirklich diesen Namen verdient, schuf er sich im Leben der vielen Menschen aus der einheimischen Bevölkerung, die er zu qualifizierten Bauhandwerkern ausbildete und darüber hinaus auch zu Menschen erzog mit Selbstachtung und Stolz durch ihren Beitrag für das eigene Volk.

Mit diesem Nachruf muss auch ein kurzer Überblick über die heute nicht mehr bestehende Berufsschule von Mariannhill gegeben werden, an der Bruder Peter nicht nur Lehrer war, sondern deren Rückgrat er sogar gewesen ist. Zwischen 1948, dem Jahr der Eröffnung der Schule, und 1956, dem Jahr ihrer Schließung, bildete er in der Bauabteilung insgesamt 270 Schüler aus. 80 von ihnen besuchten einen vollen Drei-Jahres-Kurs und qualifizierten sich als Bauhandwerker, die in der Lage waren, ein kleines Landhaus schlüsselfertig zu erstellen. Dieser Kurs umfasste praktische Tätigkeit auf allen Gebieten, ferner Rechnen, Kalkulation, Betonbau, Baukostenberechnung, Zeichnen von Bauplänen und Erstellen von Kostenvoranschlägen. Die Lehrlinge erhielten auch Unterricht im St. Francis College in Schreiben, Englisch, Afrikaans, Rechnen, Buch- und Geschäftsführung. Diese Berufsschule von Mariannhill führte übrigens noch drei weitere Abteilungen, nämlich Schneiderei, Lederverarbeitung und Schreinerei.

1974 zog sich Bruder Peter von der Bautätigkeit zurück. Pläne verfertigte er allerdings auch noch weiterhin. Damals begann er dann Father Gregory Zier bei dessen Kreuzfabrikation zu helfen, und nach und nach entwickelte er das Unternehmen zu einer echten Fabrik mit einer jährlichen Fertigung von mehreren tausend Kreuzen.

Obwohl Bruder Peter in den beiden letzten Jahren kräftemäßig nachließ, war er wie ein Soldat, was seine Pflichterfüllung und sein religiöses Leben anlangte. Zu Beginn des Jahres 1982 schien ihm das Herz größere Beschwerden zu machen. Doch dann fand man heraus, dass die Ursachen der Herzbeschwerden von seinem Magen ausgingen. Er wurde im Mai mit Erfolg operiert, aber er war bereits zu geschwächt, um noch einmal voll zu Kräften zu kommen. Angetrieben von der ihm eigenen Entschlossenheit ging er nach der Krankheit und nach einem Erholungsurlaub wieder zur Arbeit in der Kreuzfabrikation und versuchte es noch einmal. „Nur für ein paar Stunden“, meinte er.

Am Morgen des 13. Juli 1982 gelang es ihm, mehr Kreuze anzufertigen, als er seit langer Zeit geschafft hatte, und in der freudigen Feststellung: „Es geht wieder!“ ging er auch am Nachmittag zur Arbeit. Nach 15 Uhr ließ er einem Mitbruder mitteilen, dass er Hilfe brauche. Bruder Peter hatte sich offensichtlich übernommen. Man brachte ihn auf sein Zimmer. Dort legte er sich hin und schlief sofort ein… für immer.

Bruder Peter muss unter die großen Missionare von Mariannhill gerechnet werden. Möge er im Frieden Gottes ruhen.

Pater Willehad Krause (1901 - 1966) Pater Willehad aus Wilhelmshaven

Pater Willehad Krause

Er befand sich in seiner Heimatstadt, machte Ferien. Da erlitt er einen schweren Autounfall; acht Tage später starb er; am 20. August 1966 wurde er auf dem Klosterfriedhof in Maria Veen/Münster beigesetzt.

Pater Willehad war zuletzt Generalprokurator der Mariannhiller in Rom. Dazu war er 1957 auf dem Generalkapitel in Würzburg berufen worden. Mit ihm verloren die Mariannhiller einen ihrer fähigsten Priester. In seiner vornehmen Art hat er sich in Rom – auch nach dem Urteil der vatikanischen Behörden – große Verdienste um die Missionskirche erworben.

Er wurde am 23. Juli 1901 in Wilhelmshaven geboren. Mit 15 Jahren begann er sein Studium an der Missionsschule in Sankt Paul/Arcen, Holland. 1921 machte er das Abitur in Würzburg und begann mit dem Studium der Philosophie und Theologie in Mariathal/Südafrika. Am 29. Juni 1926 wurde er zum Priester geweiht. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland begann er ein Sprachstudium und wurde später stellvertretender Rektor des Mariannhiller Priesterseminars in Würzburg und Direktor des Aloysianums in Lohr. Nach dem plötzlichen Tod von Pater Cyprian Ballweg wurde Pater Willehad dessen Nachfolger im Piusseminar. Noch im gleichen Jahr übernahm er das Amt des Generalsekretärs.

1937 begleitete er den Generalsuperior ins südliche Afrika. 1947 wurde er abermals Direktor in Lohr; dann Novizenmeister in den USA, Hausoberer und Provinzial der amerikanisch-kanadischen Mariannhiller Provinz.

Die Berufung zum Generalprokurator (1957) war sicher eine der schwierigsten Aufgaben in seinem Leben, aber sie war auch eine, die er meisterhaft wahrnahm. Die Mariannhiller Missionare (auch die Mariannhiller Missionsschwestern) verdanken ihm wertvolle Dienste. (Die Urnenbeisetzung der aus dem KZ Dachau herausgeschmuggelten Asche von Pater Engelmar Unzeitig war übrigens unter Pater Willehads Amtszeit erfolgt; er war auch der Primizprediger dieses “Märtyrers der Nächstenliebe”, damals im August 1939 in Greifendorf in Mähren …)

und so bleibt er in Erinnerung: Ein Gentleman vom Kopf bis zur Sohle; Missionar und Ordensmann aus Überzeugung – voll und ganz im Dienste der Mariannhiller.

Pater Ignatius Adalbert Krauspenhaar (1881 - 1919) Als er starb, weinten sogar die Steine

Pater Ignatius Krauspenhaar

In seiner handgeschriebenen Bewerbung an die Missionsabtei Mariannhill/Südafrika gab Kaplan Adalbert Krauspenhaar unter dem 28. Juli 1908 die knappen Daten seines Lebens bekannt: Geboren am 28. September 1881 in Aussig/Böhmen, Sohn des Kaufmanns Karl Krauspenhaar … Ich habe fünf Jahre Volksschule in meiner Heimatstadt besucht, darauf acht Klassen Mittelschule am Staatsgymnasium zu Leitmeritz, dann zwei Semester Theologie an der Universität Wien und sieben Semester an der Universität zu Innsbruck. Am 26. März 1905 wurde ich in Brixen/Tirol zum Priester geweiht (die Primiz feierte er an seinem Namenstag, dem 23. April, d. Verf.) und bin seit 3. Mai 1905 in Reichenberg/Böhmen in der Seelsorge tätig …“

Vor seinem Theologiestudium hatte er große Schwierigkeiten mit seinem Vater; der wollte nicht, dass er Priester würde. Später hat er sich aber dann mit dieser Berufswahl einverstanden erklärt und ist selbst zur Priesterweihe nach Brixen gereist. Vor seiner Abreise nach Südafrika spendete Adalbert Krauspenhaar seinem schwerkranken Vater die Sterbesakramente.

In der Triashill-Mission

Am 21. Oktober 1909 traf er in der Missionszentrale bei Durban ein. Bei der Einkleidung erhielt er den Namen Pater Ignatius. Nach dem Noviziat war er kurze Zeit als Lehrer bei den jungen Klerikern in Mariannhill tätig, die ihn wegen seines umfassenden Wissens und seiner lebendigen Vortragsweise sehr zu schätzen wussten.

Dann, am 6. Februar 1912, kam für den eifrigen Missionar die große Stunde: er wurde in die Rhodesienmission entsandt; auf dem Dampfer „General“ fuhr er von Durban nach Beira, dann mit der Bahn bis Rusapi. Dort holten ihn Mitbrüder ab. In Triashill und Sankt Barbara arbeitete er fünf Jahre lang; dann erfolgte im Jahre 1917 die Internierung der deutschsprachigen Missionare – zuerst in Pietermaritzburg, später als „Hausarrest“ in Mariannhill. Ende August 1919 durfte er, weil inzwischen tschechischer Staatsbürger (seine böhmische Heimat war dem neuen Staat eingegliedert worden), nach Rhodesien zurückkehren.

Seine Ankunft war wie der Einzug in Jerusalem: die einheimischen Christen jubelten vor Freude über seine Rückkehr. Die Glocken von Triashill läuteten und die Kirchenlaternen brannten. In einem Brief an seine Mitbrüder in Mariannhill schrieb er am fünften September: „Am Sonntag war die Kirche voll. Ich war erstaunt, da man mir doch gesagt hatte, die entfernteren Christen wüssten noch nichts von meiner Ankunft. Wahrscheinlich hat schon in aller Frühe das drahtlose Buschtelefon selbständig gearbeitet. Die Predigt wurde unter lautlosem Stillschweigen angehört; man staunte mich an wie den Lazarus, der aus dem Grabe wiederkam. Es ging besser als ich geglaubt hatte; bin nicht steckengeblieben, trotzdem ich nichts aufgeschrieben hatte und auch keine andere Vorbereitung erübrigen konnte als das, was ich während der langen Nachtstunden im Geiste sammelte, während mich das Dampfross (Eisenbahn von Natal nach Rhodesien, d. Verf.) durch die fruchtbaren Ebenen Transvaals oder durch die sandigen Flächen des Betschuanalandes trug. Mittwoch war ich in Sankt Barbara; auch da war natürlich die Freude groß und lebhaft, besonders unter den Alten, meinen früheren Freunden …“ Das missionarische Wirken – nach dem zweiten „Anlauf“ – in Triashill war diesmal noch wesentlich kürzer als das erste; denn schon wenige Wochen nach seiner Ankunft erkrankte Pater Ignatius. Über seine letzten Tage in Triashill berichtete später die Oberin der Mariannhiller Schwestern: „Nach der Sonntagsmesse war Pater Ignatius recht erschöpft; es waren sehr viele Leute gekommen … Das Wetter schlug um; es wurde bitter kalt. Von den Mädchen in unserer Internatsschule erkrankten über 30; auch einige Schwestern lagen mit Fieber darnieder … Am Montag, dem 29. September 1919, sagte Pater Ignatius in der Sakristei zu mir, er müsse nach Dera zu einem Kranken; dabei fühle er sich selbst gar nicht wohl. Aber es war kein anderer Priester da … Anderntags legte er sich nach der Messe wieder zu Bett; er hatte starken Schüttelfrost, musste sich wiederholt erbrechen. Er nahm dreimal Chinin (gegen Malaria), aber es wurde nicht besser. Schließlich kam eine Lungenentzündung dazu. Als es auch nach ein paar Tagen nicht besser wurde, ließ man den Arzt in Rusapi (und in Monte Cassino nach einem Priester) rufen. (Der Arzt kam nicht; sein Vertreter traf erst nach dem Tod des Missionars ein.)

Inzwischen war es Pater Ignatius klargeworden, dass er dem Tode nahe sei. So schleppte er sich mühsam, von zwei Schwestern gestützt, in die Kirche und reichte sich selbst die „letzte Wegzehrung“. Den Schwestern hatte er gesagt, er müsse bald sterben, und da kein Priester da sei, wolle er sich selbst die hl. Kommunion spenden. Etwas so Rührendes habe ich noch nie in meinem Leben gesehen …“

Ein Märtyrer der Nächstenliebe

Am andern Tag, es war Montag-Nachmittag, traf der Jesuitenmissionar Pater Gardener aus Monte Cassino (ebenfalls eine Missionsgründung der Mariannhiller Missionare im heutigen Simbabwe) ein und sprach mit Pater Ignatius die Sterbegebete. Unmittelbar danach betete der Todgeweihte mit kräftiger Stimme auf lateinisch und hebräisch: „Du wirst einziehen in die Tore Jerusalems …“ Dann gab er – es war der 7. Oktober 1919 – seinen Geist auf. Die Schwester Oberin vermerkte in ihrem Bericht abschließend: „Ja, so mussten wir alle sagen, wenn ein Heiliger eines solch schmerzlichen Todes stirbt, was wird dann mit uns armen Sündern werden!?“ – Eine andere Schwester, die ebenfalls bei seinem Tod anwesend war: „Wir waren bereit, jetzt schon zu beten: Heiliger Pater Ignatius, bitte für uns!“

Die Einheimischen von Triashill und Sankt Barbara weinten bitterlich: „Ja sogar die Steine weinten; es war zum Herzerweichen …“

Zwei Tage nach seinem Tod wurde dieser fromme Priester und eifrige Missionar in Triashill zu Grabe getragen. Ein gelehrter und begabter Mönch. Einfach und bescheiden – und stets bereit, sich für andere aufzuopfern. Wenn es um die „Rettung von Seelen“ ging, war ihm kein Weg zu holprig, kein Ziel zu fern. Trotz seiner eher schwächlichen Statur war er zu großen körperlichen Leistungen fähig. Die Missionswege waren damals in Simbabwe noch sehr rauh und strapaziös.

Die Jesuiten von Salisbury (heute Harare) zollten dem Mariannhiller großes Lob; in ihrem Monatsmagazin „Zambesi Mission Record“ nannten sie ihn einen „Märtyrer der Nächstenliebe“. Pater Ignatius war ein innerlicher und meditativ veranlagter Mensch; als der Erste Weltkrieg ausbrach, machte er sich große Sorgen über die Halsstarrigkeit der Menschen. Privat beschäftigte er sich intensiv mit den Prophezeiungen des Bartholomäus Holzhauser sowie der Kirchengeschichte von Leopold von Stolberg. Er schrieb auch an einer Studie über apokalyptische Themen. Das Manuskript, das man nach seinem Tod fand, trug den Titel: „Siehe, ich komme bald.“

Ihn, den erst 38jährigen, traf der Herr nicht unvorbereitet. Sein heiligmäßiger Tod, wie er uns von verschiedenen Seiten bezeugt wird, hat auch auf andere Menschen großen Eindruck gemacht – nicht nur auf die einheimischen Christen von Triashill. Schon wenige Wochen nach dem Bekanntwerden seines Todes meldete sich nämlich ein anderer tschechischer Weltpriester bei den Mariannhillern und erklärte, er wolle den Platz des Verstorbenen einnehmen. (Es war der spätere Bischof Ignatius Arnoz – aus Verehrung und Respekt hatte er sich beim Klostereintritt ebenfalls den Namen Ignatius geben lassen. Pater Arnoz wirkte jahrelang auf der Triashill-Mission und, nachdem die Mariannhiller von Mashonaland nach Matabeleland umgezogen waren, als Präfekt und Bischof von Bulawayo.) Der allzufrüh verstorbene Pater Ignatius Krauspenhaar hat – so munkelte man in Mariannhiller Kreisen – sogar noch nach seinem Tod missionarisch gewirkt, indem er gleich einen Landsmann an seine Stelle rief …

Bruder Karl Kroner (1902 - 1978)

Bruder Karl Kroner

Bruder Karl Kroner wurde im Frühjahr 1978 Opfer eines Raubüberfalls an der äußeren Hauptpforte des Missionszentrums Mariannhill. Er muss die Mörder guten Glaubens eingelassen haben, denn es gab keine Zeichen gewaltsamen Einbruchs; er starb (durch Schläge auf den Kopf), weil man ihm die Uhr und das Radio entwenden wollte – ihm dem 76jährigen. Bruder Karl war Buchdrucker; nach seinem Eintritt ins Kloster hatte er in Reimlingen mitgearbeitet, später in der „Missionpress“ von Mariannhill. Den Dienst an der Klosterpforte versah er, als er eine leichtere Aufgabe übernehmen wollte.

Bruder Aquilin Kümeth (1879 - 1955)

Bruder Aquilin Kümeth, 1879 im fränkischen Schwemmelsbach geboren, fuhr 1931 in die Rhodesienmission. Erst war er als Prokurator in Bulawayo tätig, später als Lehrer an der Gewerbeschule in Embakwe; nebenbei fuhr er den schweren Lastwagen und unterwies einheimische Jugendliche im Maurerhandwerk. Ihm war es mit zu verdanken, dass Embakwe zu einer der blühendsten Stationen des Landes wurde. Er starb am 28. September 1955 im Alter von 76 Jahren.

Pater Amadeus Josef Kuonen (1914 - 1986) Ein aufmerksamer Zu-Hörender

Pater Amadeus Kuonen

Eine ganze Generation von Missionaren hat bei ihm Sindebele gelernt; er beherrschte die Grammatik dieses schwierigen Zuludialekts wie nur wenige Weiße. Und es machte ihm viel Spaß, Jungmissionare in die Grundbegriffe dieser Eingeborenensprache einzuführen.

Pater Amadeus – er wurde am 23. Januar 1914 in Salgesch/Schweiz geboren, studierte in Einsiedeln und Brig, trat 1935 bei den Mariannhillern ein und wurde 1940 zum Priester geweiht. Er zählte zu jenen Missionaren, die in der Stille wirken; die ohne große Worte Großes leisten.

Bevor er 1946 nach Rhodesien/Simbabwe kam, war er Lehrer für Latein und Griechisch in Altdorf und Brig, wo die Mariannhiller Internatsschulen unterhielten.

In der Diözese Bulawayo wirkte er zunächst als Kaplan in Embakwe, dann in Hwange/Wankie (damals noch Teil der Diözese Bulawayo). 1953 berief ihn Bischof A. G. Schmitt zu seinem Sekretär und Finanzverwalter der Diözese. Diesen Posten versah er bis zu seinem Tod am 5. Juni 1986, also auch unter Schmitts Nachfolger Bischof Dr. Heinrich Karlen.

Pater Amadeus war ein loyaler und gewissenhafter Mitarbeiter. Tiefe innere Ruhe ging von ihm aus; sein feiner Humor war oft nur jenen zugänglich, die ihn gut kannten. Es lag ihm viel daran, das echte Gleichgewicht zu finden zwischen Gebet und Arbeit, Dienst und Muße. Aufgrund seiner Beliebtheit hatten viele Priester ihn zu ihrem Beichtvater gewählt. 33 Jahre lang betreute er die Schwestern der Dompfarrei des benachbarten Dominikanerkonvents in Bulawayo. Sie schätzten seine Spiritualität und seine kluge Seelenführung. Auf ihn war Verlass; Pünktlichkeit und Treue waren einige seiner Tugenden.

Vielleicht hatte er diese christlichen Grundhaltungen schon von seinem Elternhaus mitbekommen; sein Vater lebte zeitweise als Oblate bei den Mariannhillern in Brig – ganz im Einvernehmen mit seiner Frau.

Will man Leben und Wirken dieses Missionars auf eine kurze Formel bringen, dann vielleicht am ehesten durch das Motto seines Lebens: “Hör gut zu, halt die Augen auf, aber wisse zu schweigen; dann wirst du in Frieden leben können!”

Pater Amadeus war ein Hin- und Zu-Hörender. Das machte ihn bei vielen seiner Zeitgenossen so sympathisch und so vertrauenswürdig.

Bruder Heribert Peter Landwehr (1893 - 1972) Schwer verletzt aus dem Ersten Weltkrieg zurück

Bruder Heribert Peter Landwehr

Er stammte aus einer kinderreichen Familie; geboren wurde er am 29. April 1893 in Höttingen/Pfarrei Gaurettersheim. Nach der Volksschule erlernte er das Steinmetzhandwerk in einem benachbarten Bruch des Ochsenfurter Gaus. Mit 18 Jahren trat er (1911) in die erste Niederlassung der Mariannhiller auf europäischem Boden ein, die Klosterneulinge aufnahm, nämlich im holländischen Sankt Paul/Arcen. Wenige Jahre später brach der Erste Weltkrieg aus; Bruder Heribert musste daran teilnehmen. Er wurde während eines feindlichen Angriffes verschüttet und durch einen Kopfschuss schwer verletzt. Wochenlang lag er bewusstlos in einem Kriegslazarett.

Nach seiner Entlassung kehrte er zu den Mariannhillern zurück, aber der Krieg hinterließ nicht nur Narben; Bruder Heribert litt zeitlebens an seinen Verwundungen. Die Kopfschmerzen waren mitunter kaum zu ertragen. Und doch ging er willig seiner gewohnten Arbeit nach. Im neugegründeten Missionshaus zu Reimlingen (man könnte ihn einen der „Mitbegründer“ nennen) fungierte er als tüchtiger Fuhrmann, half aber auch regelmäßig in der Landwirtschaft mit.

1931 übernahm er den Dienst des Pförtners im Piusseminar zu Würzburg. Mit viel Liebe und Treue versah er diese Aufgabe.

Schweres wurde ihm abverlangt, als das Kloster in ein Lazarett verwandelt wurde, vom Hitlerregime dazu gezwungen.

Und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges musste der mittlerweile 60jährige noch einmal den Marsch an die (italienische) Front mitmachen – beim sogenannten „Volkssturm“. – Wieder in die Heimat und nach Würzburg zurückgekehrt, war er unermüdlich in Haus und Hof und Garten tätig. In besonderer Weise nahm er sich der Reparaturarbeiten an der Kirche, speziell am Kirchturm an.

Man sah ihn immer unterwegs; immer irgendwie beschäftigt; immer auch kleine und kleinste Dienste verrichtend, die sonst kaum auffielen, aber getan werden mussten. Er hat nichts geleistet, was in die Annalen der Weltgeschichte eingetragen werden müsste, und doch tat er das, was man ihm auftrug, mit viel Liebe und Treue. Und das wurde sicher in einem anderen Buch vermerkt!

1972 wurde ihm als Kriegsversehrter eine längst fällige Kur genehmigt; aber seine Kräfte hatten schon so sehr nachgelassen, so dass er vorzeitig nach Würzburg zurückkehrte, wo er alsbald (am 27. Oktober) verstarb. In der Mariannhiller Gruft auf dem Städtischen Friedhof zu Würzburg fand er seine letzte Ruhe.

Pater Dr. Rhabanus Johannes Laubenthal (1905 - 1980) Lehrer – vom Kopf bis zur Sohle

Pater Dr. Rhabanus Laubenthal

Er war ein “kölscher Jung”. Am 5. Dezember 1905 wurde er in der Domstadt am Rhein geboren. Seiner Heimatstadt blieb er zeitlebens verbunden, obwohl er die meiste Zeit seines erwachsenen Lebens in Bayern verbrachte. Das rheinische Blut ließ ihn optimistisch in die Zukunft schauen.

Als Vierzehnjähriger zog er nach Lohr, später mit weiteren Schülern nach Reimlingen. Nach dem Abitur (1928) schloss er sich den Mariannhillern an; 1933 wurde er zum Priester geweiht. Noch vor der Weihe promovierte er zum Doktor der Philosophie. Anschließend schickten ihn seine Oberen nach Köln zum Zweitstudium (Latein und Griechisch). Er sollte Lehrer an einer der ordenseigenen Schulen werden.

Er schmuggelte für Edith Stein

Als Beichtvater im Kölner Karmel erfuhr Pater Rhabanus auch von den Schwierigkeiten der jüdischen Konvertitin Edith Stein, jetzt Schwester Benedicta a sancta cruce. Da ihre Mitschwestern sie in einem deutschen Kloster nicht mehr sicher wähnten, rieten sie Edith Stein, rechtzeitig wichtige Dokumente ins Ausland zu schaffen. Es ging um wissenschaftliche Arbeiten. In Holland sollten sie heimlich ausgelagert werden. Dabei war der junge Mariannhiller in der ersten Etappe behilflich; er schmuggelte die Papiere über die deutsch-holländische Grenze. Dass er damit ein großes Risiko einging, dessen war sich Pater Rhabanus wohl bewusst; es hätte ihm KZ-Haft oder eine Verurteilung vor dem Volksgerichtshof einbringen können.

Nach dem (ersten) Staatsexamen wurde er Direktor am Mariannhiller Studienheim in Lohr; hier musste er die Schließung des Hauses durch die Nationalsozialisten und Zweckentfremdung während der Kriegsjahre miterleben.

1948 legte er das zweite Staatsexamen ab und ging als Lehrer, Schul- und Internatsleiter nach Reimlingen. 1962 siedelte er mit der Spätberufenenschule nach Zaitzkofen über, 1969 nach Mönchsdeggingen. Als diese Schule auslief (1972), blieb er dort, übernahm Aushilfsdienste, war Superior des Klosters und übernahm Exerzitienvorträge und Volksmissionen.

Sein Optimismus wirkte wohltuend

Pater Rhabanus kannte die geistigen Strömungen seiner Zeit; er las gern und viel, auch schöngeistige Literatur. Die tägliche Eucharistiefeier, das Breviergebet, die Meditation – für ihn waren es Ringe um sein Tagewerk; sie waren die Mitte, aus der er lebte.

Seine Tätigkeit als Lehrer und Erzieher ließ es nicht zu, dass er regelmäßig Pfarrseelsorge machte. Aber in den Schulferien stand er auch dazu zur Verfügung. Auf seine Predigten und Vorträge bereitete er sich sehr gewissenhaft vor.

Gerne führte er Besuchergruppen durch die wunderschöne Barockkirche von Mönchsdeggingen und erklärte dieses kunsthistorische Kleinod auch von seiner religiösen Bedeutung; er wollte nicht bloß Kunstführer sein, sondern auch Priester. Wie er es als Lehrer gewohnt war: seine Zuhörer sollten etwas mitbekommen, sollten etwas dazulernen; sollten auch im Religiösen Anstöße mitnehmen. Er wollte eben nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch auf Standpunkte und Haltungen des religiösen Lebens aufmerksam machen.

Eine besondere Freude war es für Pater Rhabanus immer wieder, wenn einer aus seiner ehemaligen Schülerzahl den Priester- und Ordensberuf wählte. Mit gewissem Stolz sprach er mitunter davon, dass die meisten “Nachkriegsmariannhiller” durch seine Schule gegangen seien. Und seine früheren Schüler schätzten die gerade und aufrichtige Art ihres Lehrers, der ihnen auch schwierige Stoffe plausibel und einsichtig zu machen wusste. Die Liebe zu den jungen Menschen – verbunden mit einem herzhaften Schuss Optimismus – die bewahrte sich Pater Rhabanus bis an sein Lebensende.

Bruder Justinus Hermann Laurich (1864 - 1940) Ein Beispiel für die Treue im Kleinen

Sein ganzes Erwachsenenleben war Bruder Justinus, der aus Köchelwick in Westfalen stammte, Schneider und Vestiar von Mariannhill in Südafrika, wo er 1888 eingetreten war. Er war klein und schmächtig, aber wegen seiner Treue und Regelmäßigkeit im Kleinen wie im Großen ein Vorbild für viele Mitbrüder.

Über sein Wirken lässt sich kaum mehr sagen, als dass er betete und arbeitete – stets zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen.

In einer seinerzeit üblichen Art bastelte ein Mitbruder ein paar Verse auf Bruder Justinus, nachdem dieser am 31. März 1940 im Alter von 76 Jahren verstorben war. So holprig und frömmelnd diese Zeilen auch sein mögen, sie geben doch etwas von dem wieder, was der kleine und einfache Schneidermeister von Mariannhill verkörperte. Hier ein paar Verse aus jenem “Gedicht”:

Es war vor einigen Jahren,
vor gar nicht langer Zeit;
da trat ein kleines Seelchen
ein in die Ewigkeit.
Man tat es kaum beachten.
Nichts Großes hat’s getan.
Doch sieh, der liebe Herrgott
setzt’s weit, ja weit voran.
Ein staunendes Gemurmel
ward bei den Heiligen laut.
Sie konnten nicht verstehen;
fast neidig man dreinschaut.
Nicht Tränen hat’s vergossen,
nicht sonder Last es trug.
Warum so weit nach oben?
fragt man mit Recht und Fug.
Der Engel, der’s geleitet
herein zum Himmelsaal,
der musste Aufschluss geben,
erklären das einmal:
Mit Freuden hat genommen,
dies Seelchen seinen Teil
an Sonne, Staub und Schatten,
und klagte nicht derweil.
Wenn manche nicht so taten,
wie’s Seelchen war gewohnt,
wird nun nicht Gott beleidigt,
weil er’s so reich belohnt?
Ein jeder Stich der Nadel
war ihm ein Liebespfeil.
So stieg es hoch im Adel,
der ewig ist sein Teil!

Pater Lukas Lehmann (1893 - 1978) Pionier der Transkei-Mission

Pater Lukas Lehmann

Die letzte Eintragung in sein Intentionsbuch (für hl. Messen) hatte er noch am Vormittag gemacht; es war seine 18 718. Eucharistiefeier. Jede Messe war sauber und korrekt vermerkt, Zeichen für ein langes und segensreiches Leben. Ehe er sich an diesem Abend, nach einem schweren Gewitter, zur Ruhe legen konnte, erlitt er einen Herzanfall und war sofort tot.

Pater Lukas Lehmann hatte ein volles Menschenleben, voll im Sinne von reich an Mühen und Arbeiten, aber auch an Gnade und Gottessegen.

Er stammte aus Donaueschingen, wo er am 21. Mai 1893 geboren wurde. Nach der Volksschule ging er in die Zimmermannslehre, besuchte die Fachschule in Freiburg und arbeitete als Geselle vorübergehend in Küßnacht am Rigi. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Sanitäter; mit einer Verwundung kehrte er aus dem Krieg zurück. 1921 setzte er sich erneut auf die Schulbank, um als Spätberufener das Gymnasialstudium nachzuholen. Dann trat er bei den Mariannhillern ein, studierte Theologie und wurde 1931 zum Priester geweiht. (Der später in Rhodesien ermordete Bischof A. G. Schmitt von Bulawayo war sein Kursgenosse!)

Er zeichnete Hunderte von Bauplänen

Kurz nach seinem 40. Geburtstag fuhr Pater Lukas in die Südafrikamission. 16 Jahre lang wirkte er in St. Patrick’s-Mission bei Mthatha. Es war schwere Pionierarbeit. Tagelange Ausritte zu Pferd; ärmliche Verhältnisse und finanzielle Not auch bei den Missionaren! Bischof Hanisch von Mthatha half Pater Lukas bei der Gründung einer einheimischen Schwesterngemeinschaft. Dann war er Missionar in Cala und Superior in Mariannhill, wo er die Geschicke des Missionszentrums mit Güte und Klugheit sieben Jahre lang leitete. Oft sah man ihn im Klosterhof Hand mitanlegen, auch als Zimmermann und Schreiner. Nach seinem Heimaturlaub im Jahre 1956/57, dem ersten seit 1932, kehrte er in die Transkei zurück, war Seelsorger in dem idyllisch gelegenen Port St. John’s am Indischen Ozean, dann Provinzial und schließlich Seelsorger in Ngqueleni und Glen Avent, wo er auch als Spiritual für die Mariannhiller Schwestern zur Verfügung stand. Bei aller Seelsorgsarbeit, die er sehr ernst nahm, blieb Pater Lukas ein praktischer Missionar; seine Kenntnisse als Zimmermann kamen der ganzen Diözese Mthatha zugute. Hunderte von Bauplänen wurden von ihm entworfen – für Kirchen, Krankenhäuser, Schulen, Pfarrheime, Hallen, Lehrerwohnungen usw. Zusammen mit Bruder Robert Marschollek führte er auch komplizierte Konstruktionen von Dachstühlen und Treppenhäusern aus. Seine robuste Gesundheit und seine Disziplin (er nahm jeden Morgen um vier Uhr eine kalte Dusche!), seine Hilfsbereitschaft auch bei Projekten anderer Missionare (etwa beim Aufbau der Katechetenschule von Mthatha), seine stete Mitsorge für die Gesamtdiözese – all das machte ihn zu einem großen Pionier der Transkei-Mission. Er war ein guter Mensch, ein eifriger Priester, ein nimmermüder Missionar. An Enttäuschungen, Rückschlägen und Krankheiten mangelte es ihm nicht. Aber er sah immer auch die “schweren Seiten” des Lebens als ein Stück auf dem Weg, zu dem jeder Mensch berufen ist – auf dem Weg zu Gott.

Die letzte Ruhe fand Pater Lukas auf dem Friedhof in Glen Avent, wo ihn die Mariannhiller Schwestern weiterhin in guter Erinnerung haben und liebevoll seiner im Gebet gedenken.

Bruder Pambo Matthias Leitner (1855 - 1905) Das Wandern ist des Müllers Lust

Schulklasse auf der Missionsstation Reichenau

Als junger Müllergeselle ging Matthias Leitner auf die Walz wie man damals zu sagen pflegte; er arbeitete mal bei diesem mal bei jenem Meister, um auf diese Weise das Handwerk noch besser kennenzulernen. Eines Tages erreichte er auf seiner Wanderschaft das berühmte Stift Sankt Florian. Hier gefiel es ihm so gut, dass er sich für längere Zeit als Sakristan anstellen ließ. Doch dann packte ihn erneut die Wanderlust – und der Müllersmann aus Steinbach/Österreich (hier war er am 17. September 1855 zur Welt gekommen) klopfte eines Tages im fernen Südafrika an die Tore des Trappistenklosters Mariannhill. Er bat um Aufnahme in den Orden. Zunächst schien alles gut zu gehen; er wurde eingekleidet, machte Noviziat und legte auch die erste Profess ab. Doch dann – wen wundert’s? – verließ er das Missionszentrum wieder (es war 1891), um abermals auf die „Walz” zu gehen.

Es dauerte aber gar nicht lange, und Bruder Pambo, wie er inzwischen hieß, kehrte wieder in die Gemeinschaft zurück. Diesmal für immer.

Seine erste große Aufgabe wartete in Reichenau auf ihn. Die dortige Mühle war bereits voll in Betrieb; die auf seiner Wanderschaft erworbenen Kenntnisse kamen ihm hier zugute. Neben der Mühle versah er auch den Dienst als Sakristan, und wenn es in der Mühle mal weniger hektisch zuging, ergriff er sogar eine Axt und machte sich im Wald zu schaffen. Für einen Brudermissionar war immer Arbeit vorhanden.

Obschon Bruder Pambo eher wortkarg wirkte, war er zu denen, die mit ihm arbeiteten, freundlich und zuvorkommend, ja sogar von heiterer Natur; gerne erzählte er von seiner „Walz”, und auch Stift Florian blieb ihm zeitlebens in guter Erinnerung.

Dass er eines plötzlichen und gewaltsamen Todes sterben werde, daran hatte er sicher an jenem 11. Juli 1905 nicht gedacht, als er frühmorgens Abt Edmund Obrecht (von Gethsemani in den USA, von 1905 – 1907 Administrator von Mariannhill) bei der Messe diente und aus seiner Hand die hl. Kommunion empfing. Nach der Eucharistiefeier ging Bruder Pambo wie gewohnt zur Mühle. Beim Ölen der Schnecke des Mühlengetriebes stand er auf einer kleinen Leiter; dabei wurde sein Habit von einer vorstehenden Schraube erfasst und um eine Stahlrolle gewickelt …

Als der visitierende Abt im Laufe des Vormittags auch die Mühle besuchte, hatten er und die anderen Mitbrüder noch keine Ahnung von dem schrecklichen Unglück. Die Mühle lief, angetrieben vom Wasser des Polela. Doch nirgends Bruder Pambo! Schließlich fand man seine Leiche, halb erdrückt, halb erstickt von der Stahlwelle des Mühlengetriebes. Auf dem Friedhof von Reichenau fand der „wanderfrohe Müllers- und Ordensmann” seine letzte Ruhe.

Bruder Stanislaus Andreas Lenk (1905 - 1983)

Bruder Stanislaus Lenk

Andreas Lenk wurde am 5. Januar 1905 in Oberpeiching bei Donauwörth/Deutschland geboren. Bereits mit 18 Jahren, im April 1923, klopfte er an die Tore von St. Paul, Holland, und am 3. Mai 1926 legte er seine Erste Profess ab. Unmittelbar darauf wurde er als „Bettelbruder“ nach Breslau geschickt, um Geld für die Mission zu sammeln. Von Breslau aus versah er diese sehr undankbare Aufgabe bis 1931. Dann wurde Bruder Stanislaus nach Reimlingen versetzt, wo er im Versand unserer Druckerei tätig war. Zwei Jahre später, im Juli 1933, kam er nach Mariannhill. Genau ein halbes Jahrhundert lebte und arbeitete Bruder Stanislaus mit Eifer und Hingabe für das Mutterhaus. In den ersten 25 Jahren war er im Office des Monastery beschäftigt und hatte dort den Einkauf, den Verkauf und den Versand der Waren unter sich. Als 1965 das Exerzitien- und Gästehaus eröffnet wurde, versah er dessen Verwaltung. Zur selben Zeit übernahm er auch die Leitung der Sattlerei und Schuhmacherei. Obwohl man versucht sein könnte, Bruder Stanislaus einen Arbeitsfanatiker zu nennen, trifft dieser Vorwurf bei ihm nicht zu. Gewiss, er war ein harter Arbeiter, doch es war nicht die Arbeit um der Arbeit willen, was ihn trieb, sondern sein Pflichtgefühl. Er verlangte viel von sich, aber niemals verlangte er von den anderen etwas, was er nicht selbst auch tat. Doch weil er von sich Höchstleistungen forderte, war es nicht einfach, ihn nachzuahmen.

Es war während des Jahres 1974, als die Ärzte des St. Mary’s Hospitals in Mariannhill Bruder Stanislaus sagen mussten, er habe Magenkrebs und es bestehe für ihn keine ärztliche Hilfe mehr. Es war seitdem immer beeindruckend und beispielhaft zu sehen, wie Bruder Stanislaus sich auf diese Mitteilung eingestellt hat. Für ihn kam es nicht in Frage, die Hände in den Schoß zu legen und auf das Ende zu warten: er richtete vielmehr sein Leben positiv aus und führte es mit einem, man könnte sagen, neuen Gespür für dieses Leben, indem er es verstand, sich über jeden Tag und jede Stunde, die er geschenkt bekam, zu freuen, und indem er bestrebt war, möglichst viel davon zu bekommen. Leben war für ihn ein wirklich großes, ein echtes Geschenk geworden. Es muss dies für Bruder Stanislaus eine wirklich grundlegende Erfahrung gewesen sein, dass es ihm gewährt wurde, selbst ein Geschenk für die anderen zu werden dadurch, dass er lächelte, half und ermutigte. Diese letzten zehn Jahre zeigten unseren Bruder in vielfacher Hinsicht verschieden von dem, was man früher an ihm hatte beobachten können, und dies gerade nicht aufgrund der Milde des Alters; es stand sehr viel mehr hinter dieser Veränderung.

Die Erfahrung seiner Grenzen, die er nun am eigenen Leib verspüren musste, schenkte ihm die Gnade, mitfühlen und mitleiden zu können. Die letzten Monate und besonders die letzten Wochen seines Lebens brachten ihm eine noch tiefere Leiderfahrung. Er war jedoch bereit und gerüstet. Bruder Stanislaus verstarb am 2. September 1983.

Wir danken Bruder Stanislaus für alles, was er für uns und was er für das Mutterhaus unserer Kongregation getan hat, und wir beten und hoffen, dass dieser gute und getreue Knecht sich jetzt des Lohnes erfreuen darf, den er ganz gewiss verdient hat.

Pater Isembard Leyendecker (1869 - 1942) Ein treuer Verwalter im Auftrag seiner Obern

Pater Isembard Leyendecker

Er gehörte zu den “Säulen von Mariannhill”. Missionsabt Franz Pfanner hielt ihn für fähig, die Missionszentrale bei Durban als Abt zu leiten. Aber der wortkarge Pater lehnte energisch ab, als dieser Vorschlag konkrete Formen annahm. Nicht, weil er “seine Ruhe” haben wollte, sondern vielmehr aus “guten Erfahrungsgründen”. Pater Isembard war kein heuriger Hase; er wusste nur zu gut um die internen Querelen des Missionsinstituts, und dem resignierten Gründerabt gegenüber zeigte er mitunter sogar die Zähne. Er warf ihm vor, niemand habe es ihm (Pfanner) je recht machen können, keiner seiner Nachfolger. Im Übrigen hatte er Sorge, die klösterlichen “Stänkereien” könnten die Mönche von Mariannhill drüben in Europa in Misskredit bringen…

Die “Abfuhr” muss den greisen Missionsabt tief getroffen haben; dennoch blieb für ihn Pater Isembard einer der fähigsten Köpfe Mariannhills.

Der am 29. Juli 1869 in Bernkastel an der Mosel geborene Pater (er war vor seinem Klostereintritt Berufs-Fotograf) schloss sich 1889 der Missionsabtei Mariannhill an und wurde 1896 zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er auf verschiedenen Missionsstationen – fast immer auf verantwortungsvollen Posten. Zeitweise missionierte er auch in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania). Er versah seine Dienste stets mit großer Gewissenhaftigkeit, war gerecht und gütig; mitunter allerdings zeigte er sich “kurz angebunden”, vor allem dann, wenn Überängstliche oder Chronisch-Langsame seine Geduld strapazierten. Er machte nie viele Worte; was er sagte, war klar und logisch.

Es ging um die Zukunft Mariannhills

Wenige Jahre nach der Aufgabe der “Mariannhiller Ostafrika-Mission” (Pater Isembard war zuletzt ihr Leiter gewesen), wurde er vom scheidenden Visitator Edmund Obrecht zum Prior und Sachwalter Gesamt-Mariannhills ernannt. Ihm unterstanden also auch die vielen Außenstationen und Filialen. Er leitete die Geschicke des Instituts für zwei Jahre. Zwischenzeitlich fand in Mariannhill – auf Wunsch des Heiligen Stuhls – eine Plenarkonferenz statt; es ging um die Zukunft der Missionszentrale. Die Mehrzahl der Mönche entschied sich für ein Verbleiben im Ordensverband der Trappisten, jedoch mit besonderer Betonung der aktiven Missionsarbeit. Rom hat dann doch anders entschieden: Am 2. Februar 1909 unterzeichnete Papst Pius X. das Trennungs-Dekret; es wurde am 28. Juli 1909 in Mariannhill feierlich verkündet. Die Missionsabtei wurde zum Mutterhaus einer modernen Kongregation; der zurückgetretene Abt Gerhard Wolpert sollte sie als Propst leiten. Der Generalabt der Trappisten in Rom schrieb daraufhin einen rührenden Abschiedsbrief an die “scheidenden Söhne in Südafrika”.

Für mehrere Jahre blieb Pater Isembard Superior im Kloster Mariannhill. Dann – es war im Frühjahr 1911 – wurde er zusammen mit Pater Notker Vorspel nach Europa entsandt, um dort Neugründungen vorzunehmen. Der Abschied von seinem geliebten Mariannhill muss ihm sehr schwer gefallen sein. Bei Venlo/Niederlande, ganz nahe der deutschen Grenze, gründete er das Missionshaus Sankt Paul. Es waren harte Jahre, erschwert durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der schier alles zum Stillstand brachte. Noch während des Krieges wurde Pater Isembard zum Provinzial der Mariannhiller in Europa ernannt. In seine Amtszeit fallen auch der weitere Ausbau des Aloysianums in Lohr/Main sowie der Beginn des Missionshauses in Reimlingen, der dortigen Spätberufenenschule und des Klerikats in Würzburg. Letzteres war damals noch am Röntgenring (Nähe Bahnhof) untergebracht. Er gab auch den Anstoß zur eigenen Missionsdruckerei in Reimlingen und erstand das Schloßgut Ebenrod, hauptsächlich zur wirtschaftlichen Unterstützung des Aloysianums wie des Scholastikats. (Das Mariannhiller Piusseminar wurde erst 1927/1929 errichtet!)

Er tanzte vor lauter Freude …

Als er im August 1923 – nach zwölf Jahren in Europa – wieder nach Südafrika reisen durfte, freute sich dieser sonst sehr zurückhaltende und nüchterne Mann wie ein kleines Kind. Bruder Leonhard Weber, der ihn auf der Schiffsreise begleiten durfte, sagte später: “Pater Isembard tanzte vor lauter Freude; so habe ich ihn nie zuvor, nie danach gesehen.”

Pater Isembard hatte den Bruder auch deswegen in die Mission mitgenommen, weil er ihn dort zum neuen “Hoffotografen” machen wollte; der Franzinerbruder Ägidius Müller, bislang Fotomeister von Mariannhill, war kurz zuvor gestorben. Auf den Einwand Bruder Leonhards hin, er verstehe rein gar nichts vom Fotografieren, soll Pater Isembard geantwortet haben: “Das bringe ich Ihnen schon bei!” Jetzt erst erfuhren viele seiner Mitbrüder, dass er vor seinem Klostereintritt den Beruf des Fotografen erlernt hatte.

Wieder “daheim” in Mariannhill, übernahm Pater Isembard erneut das Amt des Hausobern der Missionszentrale. 1924 wurde er zusätzlich Novizenmeister sowie Regionalsuperior (nach der Versetzung Pater Reginald Weinmanns in die Mthatha-Mission). 1929 – mit der Verlegung der Mariannhiller Generalleitung nach Europa – wurde Pater Isembard ihr Vikar im südlichen Afrika. Hausoberer blieb er noch einige Zeit. Später übernahm er verschiedene andere Posten, wurde Schwesternseelsorger und versah noch viele Jahre das Amt des Provinzprokurators. Auch scheute er es nie, handwerkliche Arbeiten zu verrichten. Oft sah man ihn stundenlang mit Schaufel und Schubkarre im Park des Missionskrankenhauses, oder mit Säge, Hammer und Zange irgendwelchen anderen Arbeiten nachgehen. Als Prokurator setzte er sich energisch für das Wohl der einheimischen Bevölkerung ein. Unter seiner Regie wurden Teile der Mariannhiller Missionsfarmen an einheimische Bauern abgetreten; um dies zu erreichen, ging er bis zum Generalgouverneur. Für die armen und einfachen Leute hatte er immer ein großes Herz. Was Jahrzehnte später mit dem “Projekt Sankt Wendolin” angestrebt wurde, hatte Pater Isembard im Kleinen schon vorweg-praktiziert.

Als er am 14. Oktober 1942 im Alter von 73 Jahren starb, nannte die überregionale Wochenzeitung “Southern Cross” den Mariannhiller Missionar einen “heiligmäßigen Priester”. An die 800 Gläubige nahmen an seiner Beerdigung (am Fest der heiligen Theresia von Lisieux, Patronin der Missionen) in Mariannhill teil; unter ihnen der 86jährige Abt Gerhard Wolpert sowie Bischof Delalle von Durban.

– Als Fußnote sei vermerkt: Ein leiblicher Bruder Pater Isembards war ebenfalls Mariannhiller geworden: Bruder Garcia Leyendecker; er war Jahrgang 1863 und hatte es im gleichen Jahr wie Pater Isembard (1889) in Mariannhill versucht, doch dann wieder aufgegeben. 1891 kehrte er zurück und legte schließlich 1893 die einfachen Gelübde ab. Von Beruf war er Bäcker, wurde aber umgeschult und wirkte viele Jahre als tüchtiger Maurer. Er starb am 17. August 1928 – vierzehn Jahre vor seinem Bruder.

Bruder Famianus Richard Mader (1840 - 1922) Der Schmied von Reichenau

Missionsstation Mariazell

Mit 46 Jahren entschloss sich der wackere Schmied aus Frauenau im Bayerischen Weld (dort war er am 21. Juni 1840 geboren worden), an die Klosterpforte von Mariannhill/Natal zu klopfen. Ein Wagnis und auch ein Abenteuer; denn die Südafrikamission stand noch ganz am Anfang. Es war Gründerzeit.

Bruder Famian wurde nach seinem Noviziat in Reichenau-Mission eingesetzt, wo man einen tüchtigen Schmiedemeister dringend brauchte; mit dem Aufbau dieser Station war soeben begonnen worden. Aus der Pionierzeit erzählte Bruder Famian in späteren Jahren gerne eine Episode: Eines Tages kam ein weißer Farmer zu Besuch auf die Station. Da es in Reichenau noch keine festen Ställe gab, beschloss der Weiße, sein Reitpferd an einen kleinen Amboss, der vor der provisorischen Schmiede Bruder Famians stand, anzubinden. Am nächsten Morgen als der Weiße sein Pferd wieder satteln wollte war es nirgends zu finden. Erst nach langem Suchen entdeckte man es hinter einem Hügel, friedlich grasend. Den kleinen Amboss hatte es am Strick hinter sich her geschleift!

Bruder Famian, gelernter Hufschmied, war aber auch Spengler, Schlosser, Kunstschmied. Mit großem Geschick wusste er fast überall auszuhelfen, wo mit Metallen zu arbeiten war. Fast 30 Jahre lang versah er zusammen mit seinen schwarzen Lehrlingen und Gesellen diese Arbeit auf der großen Station am Polela. Dann, schon ein Greis, ging er auf Wunsch seiner Oberen nach Mariazell und stand auch hier seinen Mann. Seine ruhige Art, auch im Umgang mit Schwarzen, machte ihn allseits beliebt. Als er aus Altersgründen den Schmiedehammer niederlegen musste, kehrte er nach Mariazell zurück. Nur mehr wenige Monate waren ihm dort im Altenheim vergönnt. Er starb 82-jährig am 12. Januar 1922.

Bruder Robert Marschollek (1899 - 1981) Er strahlte Freude aus

Bruder Robert Marschollek

Still und bescheiden, wie er gelebt hatte, nahm Bruder Robert von dieser Welt Abschied. Noch eine Woche vor seinem Tod hatte er Bischof Brook von Mthatha nach Mariannhill begleitet und an der Weihe des neuen Bischofs von Mariannhill, Msgr. Paul Mngoma, teilgenommen. Nach der Rückkehr fühlte sich Bruder Robert nicht wohl und blieb deshalb im Bett, immer den Rosenkranz in seinen Händen. Pater Provinzial Urs Fischer fragte ihn an Christi Himmelfahrt, ob er den Arzt rufen solle. Der gute Bruder jedoch antwortete, er sei jetzt alt und bereit zu sterben. Am Freitag verließ er einige Stunden das Bett. Am Abend wurde dann der Arzt gerufen, der jedoch nichts Ernsthaftes festzustellen vermochte. Als Schwester Laurentia am Samstagmorgen um 5 Uhr Bruder Robert, wie gewohnt, den Kaffee bringen wollte, fand sie ihn am Boden liegen, noch warm, aber bereits tot. So war unser guter Bruder am Samstag, dem 30. Mai 1981, heimgegangen. Die Todesursache war eine plötzliche Herzthrombose.

Bruder Robert wurde am 30. Juni 1899 zu Neudorf bei Oppeln in Oberschlesien geboren, das damals noch zu Deutschland gehörte. In der Taufe erhielt er den Namen Joseph. Nach dem Besuch der Schule in seinem Heimatdorf lernte er das Schreinerhandwerk in der Fabrik, die Eisenbahnwaggons herstellte. 1920 aber folgte er einem höheren Ruf und trat in St. Paul/Holland in die Missions-Kongregation von Mariannhill ein. Am 31. Januar wurde er eingekleidet und begann damit sein Noviziat; am 27. April 1922 legte er seine Erste Profess ab. Im folgenden Jahr wurde Bruder Robert in das Missionshaus nach Reimlingen/Deutschland versetzt, wo er seine Berufskenntnisse als Schreiner vervollständigte und in diesem Fach die Meisterprüfung ablegte.

1932 wurde Bruder Robert, damals 33 Jahre alt, nach Südafrika ausgesandt. Zusammen mit Pater Lukas Lehmann kam er am 25. Mai 1932 in East London an. Der Apostolische Präfekt Hanisch war sehr froh, nun einen erfahrenen Schreiner und einen schlesischen Landsmann an seiner Seite zu haben. Bruder Robert begann mit seiner Tätigkeit auf der Landsend Mission. Aber als Msgr. Hanisch den Besitz in der Nähe des Umtataflusses gekauft hatte, richtete Bruder Robert die alte Schmiede als Schreinerwerkstatt ein. Mehr als 30 Jahre arbeitete der gute Bruder an diesem Platz, unterwies Dutzende von afrikanischen Buben in seinem Handwerk, lieferte Hunderte von Möbelstücken und stellte Dachbalken, Türen und Fußböden für über 200 Kirchen und andere Gebäude her. In enger Zusammenarbeit mit Pater Lukas Lehmann, dem Diözesan-Architekten, spezialisierte er sich auf den Bau von Holztreppen, wie z. B. die im hohen Turm von Cala. Oft und oft hatte er mit dem Lastwagen Frachten zu den verschiedenen Missionsstationen zu bringen, Dächer aufzuschlagen und das Mobiliar einzurichten. Da er Stunden und Tage auf den heißen Wellblechdächern arbeitete, zog er sich ein ständiges, lästiges Kopfweh zu. In seinem ersten Heimaturlaub besuchte er auch Lourdes, und einige freundliche Männer halfen ihm – wie er gerne erzählte –, im heilkräftigen Wasser der Grotte unterzutauchen. Von diesem Tage an hatte Bruder Robert, wie er dankbar bekannte, nie mehr Kopfweh. In diesen langen Jahren seiner Tätigkeit unter den Bischöfen Hanisch und Grüter erwarb er sich auch die Zuneigung der Leute von Mthatha, da er allen ein hilfsbereiter Freund gewesen ist.

Als Bischof Henry Karlen am 3. Dezember 1968 geweiht worden war, übergab der gute Bruder, inzwischen fast 70 Jahre alt, seine Werkstatt in Mthatha in die kundigen Hände von Bruder Stephan und zog sich auf die Missionsstation Mariazell zurück. Dort arbeitete er, so gut es ging, als Schreiner und wo immer man ihn brauchte. Nach ein paar Jahren aber kehrte er wieder nach Mthatha zurück und verbrachte hier die letzten sechs Jahre seines Lebens in Frieden und Muße im Bischofshaus. Aber Muße bedeutete für Bruder Robert nicht Nichtstun. Er machte sich nützlich, wann immer man ihn bat: er schnitt den Rasen für Schwester Laurentia, er begleitete die Bischöfe Butelezi und Brook auf ihren Fahrten durch die Diözese und auch außerhalb. Dabei blieb er immer der frohe und liebenswerte Mitbruder. Vor allem aber war er ein Mann des Gebetes. Niemals versäumte er die zweite Messe am Sonntag oder die Andachten in der Kathedrale und täglich konnte man ihn auf und ab gehen sehen mit dem Rosenkranz in seinen Händen. Der Inhalt seines Lebens war Ora et Labora, Beten und Arbeiten. Er liebte es nicht, viele Worte zu machen, er predigte vielmehr durch sein gutes Beispiel und durch sein echt christliches Leben.

Seine sterblichen Überreste wurden am 11. Juni auf der Convent-Farm beigesetzt. Bischof Brook hielt das Requiem und die Beerdigung und Erzbischof Butelezi von Bloomfontein assistierte zusammen mit Pater Provinzial Urs Fischer. Wir danken Gott, dass er uns Bruder Robert gegeben hat. Er hat ihn zwei Tage nach Himmelfahrt Christi zu sich heimgeholt in die wohlverdiente, ewige Ruhe.

Bruder Adelhard Mayer (1922 - 1943)

In Brünne/Oberschlesien wurde er am 8. Januar 1922 geboren. Mit sechzehn Jahren schloss er sich den Mariannhillern in Schurgast an. 1941 legte er in Reimlingen die Ordensprofess ab. Von der Maschinenbuchbinderei weg wurde er an die Ostfront gerufen. In dem einzigen Brief, der aus seiner Soldatenzeit erhalten ist, schrieb er: „Man muss immer vorbereitet sein, den Tod zu ertragen, wie er auch aussehen mag…“ Mit 21 Jahren lag er vor Stalingrad; seit 1943 ist er vermisst.

Pater Erhard Meder (1904 - 1955) Ein Leben voller Leiden

An Not und Armut, Leid und Entbehrungen war er schon zu Hause gewohnt. Der Vater war Fabrikarbeiter; es kostete ihn viel Mühe, die 13 Kinder zu ernähren.

Zusammen mit der fleißigen Mutter halfen die Kinder bei Heimarbeiten mit. Allabendlich mussten sie für eine benachbarte Fabrik Zigarren rollen. Im fränkischen Mömbris (bei Aschaffenburg), wo Erhard Meder 1904 das Licht der Welt erblickt hatte, stand jedoch trotz des mühsamen harten Lebens die Kirche mitten im Dorf. Und die Mutter lehrte ihre dreizehn Kinder, ihrem Glauben treu zu bleiben. Vier Mädchen schlossen sich den Zeller Schwestern an; Klemens, einer der Buben, studierte in Reimlingen bei den Mariannhillern; er starb allzufrüh – noch bevor er seine Theologiestudien abschließen konnte.

Der jüngere Bruder (Erhard) ging umso zielbewusster den gleichen Weg; auch er wollte Missionspriester werden. Doch auch ihm blieb das Leid nicht erspart; noch vor der Priesterweihe musste er sich einer schweren Mandeloperation unterziehen.

Der erste Einsatz des Neupriesters galt den Schülern in Reimlingen; er lehrte mehrere Jahre an der Missionsschule – bis die Wirren des Dritten Reiches ein Verbleiben im Ries unmöglich machten; die Schule wurde geschlossen. Pater Erhard ging nach Holland. Beim Einmarsch der Deutschen wurde er von SS-Leuten auf grausame Weise misshandelt; 1942 zwang man ihn zum Militärdienst an die Ostfront. Beim Rückzug in Russland erlitt er schwere Verwundungen und verlor zwei Finger der rechten Hand. Müde, traurig, ausgehungert, nur noch in Lumpen gekleidet, erreichte er nach kurzer Gefangenschaft 1945 das Missionsseminar in Reimlingen. Abermals erklärte er sich bereit, den Schuldienst aufzunehmen. Aber es waren ihm nur wenige Jahre vergönnt. Die Folgen der Kriegsverletzungen machten seiner Lehrtätigkeit bald ein Ende. Zeitweise war ihm jede geistige Arbeit unmöglich. Die Nerven versagten. Das Kreuz wurde schwerer… Er arbeitete jetzt fast nur noch im Garten und im benachbarten Wald. Nebenbei „betreute“ er eine Schwesterngemeinschaft in der DDR; dort hatte er kurz nach Kriegsschluss große Hilfe erfahren. Jetzt half er den Schwestern, indem er ihnen Lebensmittelpakete schickte, nicht selten vom eigenen Mund und Leib abgespart. Er scheute kein Opfer, wenn es darum ging, Notleidenden zu helfen. Dann – 1954 – brach er sich beim Obstpflücken ein Bein; er war von einer Leiter gestürzt. So ganz erholte er sich davon nicht mehr. Auch die psychischen Leiden nahmen zu. Schließlich versagten die Kräfte völlig. Er wurde in das Krankenhaus München-Perlach eingeliefert und starb dort, wenige Wochen später, am 21. November 1955, im 51. Lebensjahr und dem 26. Jahr seiner Priesterweihe.

Die letzte Ruhe nach seinem so leidvollen Leben fand er auf dem Klosterfriedhof in Reimlingen – dort, wo er jahrelang gelehrt und gearbeitet hatte. Gott, der allein die Herzen der Menschen kennt, wird ihm, dem Leidgeprüften, Frieden und Ruhe geschenkt haben.

Bruder Ephrem Othmar Meier (1850 - 1920)

Bruder Ephrem Othmar Meier; 1850 in Hollenbach/Neuburg a. d. Donau geboren, war im Sanitätsdienst tätig, ehe er 1891 in Mariannhill eintrat. Er war ein begeisterter Anhänger von Sebastian Kneipp und führte die Wasserkuren auch in Südafrika ein. Durch Privatstudium erwarb er sich profunde Kenntnisse in der Zahnbehandlung. Nachdem er ein Leben lang andere gepflegt hatte, wurde er beim Behandeln von Typhuskranken angesteckt und starb, 65jährig, am 19. September 1920 in Reichenau-Mission.

Bruder Callistus Hermann Menke (1871 - 1959) Hausvater in der alten Klostermühle

Bruder Callistus Menke

Er war ein großer, schlanker, zäher Westfale. Seine Schaffenskraft kannte keine Grenzen; bis ins hohe Alter blieb er agil und an allem interessiert. Erst als ihn eine Gallenoperation – schon 88 Jahre alt – ans Bett fesselte schien er zu begreifen, dass er dem Tod nicht für immer „ein Schnippchen” schlagen konnte. Aber er nahm auch Krankheit und Sterben gelassen und ruhig hin; lächelnd ohne Protest, stellte er sich dem Schicksal aller Menschen. Bruder Callistus (in der Taufe erhielt er den Namen Hermann) wurde am 21. Dezember 1871 in Lette bei Beckum/Westfalen geboren. Mit 17 Jahren ging er zu einem Müller in die Lehre; als Geselle arbeitete er in Münster und Recklinghausen. Glänzende Zeugnisse aus jener Zeit wiesen ihn als einen hervorragenden Arbeiter und Fachmann seines Gewerbes aus. Im Sommer 1894 fuhr er per Schiff nach Südafrika und trat dort im Missionskloster Mariannhill ein. Nach der Ablegung der Ordensgelübde wirkte er in Lourdes, wo damals 20 Brüder im Einsatz waren. Mit 27 Jahren war Bruder Callistus der jüngste unter ihnen. Ihm übertrug man den Posten des Haus- und Brüdermeisters. Aber in Wirklichkeit half er überall mit: ob in der Mühle oder im Hühnerstall, auf dem Feld oder im Haus – er war ein hervorragender Arbeiter und zuverlässiger Ordensmann. 1905 übernahm er die „alte Klostermühle” von Mariannhill; 54 Jahre lang blieb sie sein „Revier”. Schmunzelnd nannte man die Mühle auch das „Kleine Kloster”. Hier stand auch eine kleine Kirche und bis Anfang der 50er Jahre war hier die damals schon sehr modern eingerichtete Druckerei untergebracht. Die Klostermühle war also ein Zentrum echter missionarischer Tätigkeit. Neben dem Mühlenbetrieb versorgte Bruder Callistus auch die Geflügelzucht. Für die vielen Besucher hatte er immer ein freundliches Wort; er war der Hausvater des „Kleinen Klosters”. Bei ihm fühlte man sich wohl. Als er 1950 aus Gesundheitsgründen ins Altenheim übersiedelte blieb er dennoch nicht untätig. Er sorgte für den Garten, pflanzte Tomaten, Bananen und Blumen und war nach wie vor ein liebenswürdiger Mitbruder, der auf alle zuging und sich mit allen unterhielt. Friede und Freude strahlten aus seinen guten Augen. Zufriedenheit lag auch auf seinem Antlitz, als er beim Angelusläuten am 10. Oktober 1959 ruhig und lautlos im Herrn entschlief.

Pater Alfred Maximilian Merkl (1913 - 1985) Viel unterwegs auf Werbetouren und Volksmissionen

Pater Alfred Merkl

Mit die besten Jahre seines Lebens verbrachte er auf “Wanderschaft”; er war jahrelang ununterbrochen “auf Achse” – unterwegs auf Werbetouren und Volksmissionen. Sie hatten das eine Ziel: Mariannhill und die Mission bekannt zu machen; um Interesse für die Anliegen der Dritten Welt zu werben; die Gläubigen wachzurütteln für die vielseitigen Sorgen der jungen Kirchen.

Pater Alfred stammte aus Weiden in der Oberpfalz; in der Taufe erhielt er den “bayerischen” Königsnamen Maximilian. Nach dem Abitur (1935) entschied er sich für die Mariannhiller Gemeinschaft. Am 29. Juni 1940 wurde er zum Priester geweiht; der Zweite Weltkrieg wütete schon quer über Europa.

Als Kaplan in Schwandorf und Umgebung teilte Pater Alfred auch die Sorgen der Gläubigen während dieser schweren Zeit. Nach Kriegsende studierte er sechs Semester an der Musikhochschule in Regensburg. An den Wochenenden stellte er sich Sonntag für Sonntag in den Dienst der MIVA. 1950 riefen ihn die Ordensoberen nach Würzburg zurück; von hier aus sollte er in den kommenden Jahren seine Werbetätigkeit starten. Sie führte ihn durch alle Diözesen Süddeutschlands; es gab wenige Pfarreien, in denen er nicht predigte oder in den Schulen Katechesen hielt – immer mit Blick auf die Mission. Er führte Filme vor, half im Beichtstuhl aus, hielt Dia-Vorträge, organisierte Volksmissionen. Sein Witz und sein Humor, gepaart mit einem unverwüstlichen Optimismus, sorgten stets für volle Häuser.

Um die Missionsarbeit vor Ort kennenzulernen, besuchte Pater Alfred weite Gebiete des südlichen Afrika. Bereichert mit vielen Eindrücken und Erfahrungen, kehrte er nach Deutschland zurück, um seine Werbe-Tätigkeit wieder aufzunehmen. Er hielt in diesen Jahren über 50 Volksmissionen, gab viele Exerzitienkurse und Einkehrtage und beteiligte sich 1953/1954 auch an der Kapellenwagen-Mission im Großraum Bremen. Mit dem Jahr 1965 begann ein neuer Abschnitt in seinem Leben. Sechs Jahre lang leitete er das Studienseminar der Mariannhiller in Lohr und wirkte gleichzeitig als Religionslehrer am Gymnasium und an der Mädchenschule der fränkischen Kleinstadt. Anschließend wurde er Superior der Mariannhiller Niederlassung am Röntgenring in Würzburg. Nach einem Herzinfarkt musste er notgedrungen seine rastlose Tätigkeit einschränken; er wurde Hausgeistlicher in Östrich-Winkel/Rheingau (1974) und fünf Jahre später (1979) am Institut der Schulschwestern in Schillingsfürst. Hier wirkte er bis zu seinem Tod am 14. Juli 1985.

Pater Alfred wird seinen Mitbrüdern und all den vielen Tausenden von Menschen, denen er auf seinen vielen Werbetouren begegnete, als liebenswerter Priester in Erinnerung bleiben. Sein sonniges, heiteres Gemüt versprühte Optimismus und Lebensfreude. Sein gläubiges Gottvertrauen gab vielen Menschen wieder Mut und Hoffnung.

Bruder Firmus Merzbacher (1911 - 1943)

Er war am 9. August 1911 in Nürnberg zur Welt gekommen; 1927 meldete er sich in Reimlingen bei den Mariannhillern. Zunächst arbeitete er im Zeitschriften- und Kalenderversand, später ließ er sich als Buchhalter ausbilden. 1940 wurde er kriegsdienstverpflichtet. Nach kurzer Zeit an der Westfront musste er zum Osten ziehen. Vor Stalingrad meldete er sich zuletzt; er gilt seit 1943 als vermisst.

Bruder Xaver Johann Moll (1887 - 1968)

Bruder Xaver Moll

Bruder Xaver Johann Moll erblickte am 14. Dezember 1887 in Ehingen/Donau das Licht der Welt. Er lernte in einer Sägemühle und trat erst mit 35 Jahren ins Kloster ein. Als Holzfachmann wirkte er zeitlebens in Wagnereien, Schreinereien und Sägemühlen, erst in Rhodesien, später in Natal. Für viele Missionsbauten hat er aus südafrikanischen Eukalyptusbäumen Holz geschnitten. Er war ein Mann, der wenig Worte machte; seine asketische Gestalt („lattendürr“ sagten seine Mitbrüder) wirkte wie eine Predigt. Er starb am 21. Juni 1968.

Bruder Alexius Paul Mühlan (1863 - 1926) Er ging bei Pfarrer Kneipp in die Schule

Seine Wiege stand in Uhlersdorf bei Glatz/Oberschlesien. Dort erblickte er am 5. März 1863 das Licht der Welt. Ehe er sich den Trappistenmissionaren in Südafrika mühlanAuf der Missionsstation Reichenauanschloss, war er Krankenwärter in einem Stift. Mariannhill erreichte er im Oktober 1886. Wenige Jahre nach seiner feierlichen Ordensprofess (es war in den 90er Jahren) sandten ihn seine Oberen nach Breslau, wo er sich bei den Barmherzigen Brüdern und anschließend bei Pfarrer Sebastian Kneipp in Wörishofen als Heilpraktiker ausbilden ließ. Es ging um die Naturheilkunde, um Wasserkuren und dgl. mehr. Wieder in Südafrika, wirkte Bruder Alex auf vielen Stationen als Hilfsarzt, Dentist und Krankenpfleger. Er hatte mit einfachsten „Hausmitteln” beste Erfolge. Viele Heilkräuter sammelte und erprobte er selbst. Immer wieder wurde er von den Schwarzen im Hinterland um Hilfe gerufen. Er ritt zu Pferd hinaus oder fuhr im Zweispänner. Kein Unwetter hielt ihn davon ab; kein Weg war ihm zu weit oder zu schlecht. Wenn es darum ging, Notleidenden zu helfen, war er zur Stelle. Bei einer schweren Typhusepidemie in Reichenau griff Bruder Alex persönlich ein, unterwies die schwarzen Krankenpfleger und rettete somit vielen Menschen das Leben.

Auf die eigene Gesundheit achtete er am allerwenigsten. So kam es, dass er sich bei einem Krankenruf in einem weitentfernten Kral Dorf eine schwere Lungenentzündung holte. Man zog einen Schulmediziner zu Rate, aber der konnte dem Brudermissionar nicht mehr helfen, als sich Herzbeschwerden dazugesellten. Nach 38-jähriger Liebestätigkeit als „Hausdoktor” der Missionare und Heilpraktiker für Tausende von Schwarzen, gab er am 26. Oktober 1926 sein Leben dem Schöpfer zurück. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von seinem Tod in ganz Natal. Scharenweise strömten die schwarzen Christen herbei, um von ihm Abschied zu nehmen. Den meisten hatte er auf irgendeine Weise in Krankheitsfällen beigestanden. Jetzt überhäuften sie seinen Sarg mit Blumen und Tränen …

Bruder Melchior Johann Baptist Neumaier (1867 - 1923) Der stille Heilige aus Holzhausen

Bruder Melchior Neumaier

Seine Eltern waren einfache Leute, “Dienstboten” bei Landwirten. Er selbst, am 7. März 1867 in Holzhausen bei Altötting geboren, wurde nach der Schulzeit ebenfalls Dienstknecht. Als er sich 1890 den Trappistenmissionaren von Mariannhill in Südafrika anschloss, setzte man ihn auch als Landwirt ein – erst in Emaus bei Abt Franz, dann in Reichenau und Centocow.

Bei Mitbrüdern und Laien galt Bruder Melchior als ein heiligmäßiger Mann; Gebet und Arbeit standen bei ihm im Mittelpunkt. Seine Arbeiten in der Landwirtschaft erfüllte er mit großer Liebe und Hingabe. Dennoch sehnte er sich immer wieder nach der Einsamkeit des stillen Beters. Als er auf der Außenstation “Sankt Josef” bei Reichenau wirkte, musste er große Opfer auf sich nehmen, um der täglichen Eucharistiefeier beiwohnen zu können: zehn Kilometer bis zur Hauptstation. Aber für Bruder Melchior war kein Weg zu weit und zu anstrengend, wenn es darum ging, Gottes Segen und Gottes Gnade zu erflehen.

Da auf “Sankt Josef” weder eine Hauskapelle noch eine Küche vorhanden waren, musste sich der Brudermissionar in vieler Hinsicht behelfen; beim Essen gab es kaum einmal Abwechslung. In der Regel aß er, was die Eingeborenen zu sich nahmen: Maisbrei mit etwas Gemüse. – Er betete unzählige Rosenkränze, wenn er den langen Weg nach Reichenau zurücklegte – mitunter auch zu Pferd. Den einheimischen Mitarbeitern auf seiner Missionsfarm erteilte er in seinen freien Stunden Religionsunterricht und bereitete viele von ihnen auf die Taufe, Erstkommunion und Firmung vor. Was auf die Einheimischen den allerstärksten Eindruck machte, war sein Beispiel. Sein Leben war eine ständige Predigt. Später wurde dort, wo Bruder Melchior neun Jahre lang so bescheiden und fleißig gelebt und gearbeitet hatte, das Zentral-Priesterseminar der südafrikanischen Bistümer errichtet.

Als er am 23. März 1923 infolge eines schweren Halsleidens starb, trauerten Tausende von einheimischen Gläubigen um den frommen und bescheidenen Bruder. Sein Grab auf der Centocow-Mission ist nicht vergessen.

Bruder Reginald Niederbauer (1914 - 1945)

Seine Heimat war Stadel in Niederbayern; dort wurde er am 1. Dezember 1914 geboren. 1931 schloss er sich den Mariannhiller Missionaren an, erlernte das Buchdruckerhandwerk und wurde mit Kriegsbeginn zum Dienst mit der Waffe verpflichtet. Von der Front schrieb er an seine Mitbrüder und Verwandten: „Der Krieg bringt so viel Schweres mit sich, aber auch anderes, nämlich die Hochschätzung dessen, was man im Kloster vielleicht zu selbstverständlich hinnahm oder gar als Last betrachtet hat…“ Er meldete sich zuletzt aus dem Kurland, 1945. Seitdem ist er vermisst.

Bruder Eduard Niedermeier (1896 - 1976) Vom bayerischen Jägerbataillon zum Förster von Mönchsdeggingen

Bruder Eduard Niedermeier

In Oberschweinbach bei Fürstenfeldbruck erblickte er am 26. August 1896 das Licht der Welt. Nach der Volksschule besuchte er zwei landwirtschaftliche Winterkurse in Sankt Ottilien, war anschließend Praktikant in Rieden bei Starnberg, wurde 1914 zum Bayerischen Jägerbataillon in Freising eingezogen und kam dann an die Front. Dreimal wurde er verwundet.

Nach dem Krieg arbeitete er beim Vermessungsamt in Fürstenfeldbruck; doch schon 1923 verließ er den Staatsdienst und trat bei den Mariannhillern in Reimlingen ein. Schon ein Jahr später fuhr er nach Südafrika, wo er 1926 seine Ordensprofess ablegte.

In der Südafrika-Mission erlernte er das Maurerhandwerk. Später wirkte er als Präfekt und Lehrer am St. Francis College in Mariannhill bei Durban.

Dann brach der Zweite Weltkrieg aus; Bruder Eduard wurde interniert. Von 1939 bis 1944 blieb er im Lager Pavianspoort bei Pretoria; dann wurde er auf eigenes Ansuchen hin repatriiert und kehrte nach Reimlingen zurück. Hier übernahm er die Sorge um den Wald, ab 1952 vor allem um die von Mariannhiller Missionaren betreuten Wälder bei Mönchsdeggingen.

“Waldbruder” nannten ihn jetzt viele, die ihn täglich seiner Arbeit nachgehen sahen. Still und pflichtbewusst tat er seine Dienste. Nie fing er sein Tagewerk an, ohne vorher zu beten. Den Novizen in Mönchsdeggingen, die sehr häufig mit ihm im Wald arbeiteten, lehrte er Ehrfurcht vor allem, was grünte; er lehrte sie auch den Sinn der körperlichen Arbeit. Nicht selten überraschte er sie mit englischen Zitaten. “The world is a stage, and the men are the players”, sagte er eines Tages zu einer Gruppe junger Mariannhiller Kleriker. Als er ihr Staunen wahrnahm, fügte er rasch hinzu: “Stammt von Shakespeare! Nicht von mir …”

Bruder Eduard war ein Original im besten Sinne des Wortes. Ein-malig. Krankheit und Leid ertrug er mit großer Geduld. Er wollte keinem zur Last fallen, solange es ging. Als er nicht mehr in den Wald gehen konnte, half er im Packraum der Druckerei im Missionshaus Reimlingen mit. Dann zog er sich eine schwere Erkältung zu. Wenige Tage später entschlief er im Herrn – still, leise, ohne viel Aufhebens.

Bruder Gregor Franz (1838-1886); Bruder German Johann (1841-1890); Bruder Cornelius Florian (1851-1914) Die Nigg-Brothers aus Liechtenstein

Bruder German Nigg

Dass fünf Geschwister Haus und Hof verlassen, um sich der afrikanischen Mission zur Verfügung zu stellen, kommt nicht oft vor, dies meinte Bruder Nivard Streicher, der berühmte Klosterarchitekt von Mariannhill, im Hinblick auf die Geschwister Nigg aus Triesen in Liechtenstein. Drei Niggs schlossen sich Mariannhill an, ein vierter wurde Jesuit; und eine Schwester landete, nach ein paar Umwegen ebenfalls in Mariannhill.

Von den drei Trappisten-Missionaren von Mariannhill ist hier die Rede. Über ihre „Berufung“ gibt es ein nettes Geschichtchen. Die drei, alle Maurer von Beruf, hatten ihren Weinberg (in der Heimatgemeinde) mit einer soliden Mauer umgeben, wahrscheinlich, um ihn vor Regengüssen besser zu schützen. Dabei müssen sie wohl einen Zufahrtsweg blockiert haben. Das wiederum rief den Zorn einiger Bürger hervor. Sie forderten die Niggs über die Gemeindeverwaltung auf, die Mauer wieder abzureißen. Doch diese ignorierten das Ultimatum, verschanzten sich im Wald und feuerten ein paar Schüsse ab, als eine Gemeindedelegation gegen sie auszog. In der folgenden Nacht sollen die Niggs fluchtartig ihre Heimat verlassen und einige Tage später im Trappistenkloster Mariastern bei Banjaluka/Bosnien um Aufnahme gebeten haben. Das war im Frühjahr 1883. Der Gründer von Mariastern, Franz Pfanner, hatte mittlerweile schon in Südafrika begonnen; aber er war rechtlich noch Prior des Klosters in Bosnien. Daher nahm er sich auch das Recht, im Mai 1883, als er in Banjaluka vorbeikam, 30 Brüder, Novizen und Postulanten für seine Neugründung in Natal auszusuchen. Die drei Niggs waren unter den Erwählten. Sie schienen dem Vorarlberger geradezu wie geschaffen für die Missionsarbeit in Natal; denn was hätte er jetzt mehr gebraucht als tüchtige Maurer?

Ihr erster Einsatz: Unterkünfte bauen, ferner Werkstätten, Schulen, einen Steindamm für die Wasserkraftanlage sowie verschiedene Brücken über reißende Bäche. Eigentlich wurde in den Gründungsjahren kaum etwas Solides erstellt, an dem die Nigg-Brothers nicht beteiligt gewesen wären.

Unfall an der Böschungsmauer

 Bruder Gregor Nigg, der älteste der drei Liechtensteiner, war schon 45 Jahre alt, als er in Mariannhill eintraf. Er war der erste, der es wieder „verließ“: Er starb dreieinhalb Jahre später, am 26. November 1886, weil er das „afrikanische Klima nicht vertragen“ (Bruder Nivard) konnte. Ein aufrichtiger und rechtschaffener Mann, gerade und gerecht, fleißig und fromm.

Bruder German, der zweitälteste von den Dreien, führte jetzt das Bauteam an. „Kaum war die Mühle in Mariannhill in Gang, so wurde Reichenau gegründet (1886). Bruder German und Bruder Cornelius gingen hinauf an den Fuß der Drakensberge, 200 Kilometer von der Küste entfernt. Die ersten Bauten am Polela (an diesem Fluss liegt Reichenau) war kaum fertiggestellt, als die Baukarawane nach Mariathal, einer weiteren Missionsstation, beordert wurde, um dort die ersten Steinbauten zu errichten. Von da an ging es zum Kirchenbau nach Mariannhill (1887). Die Fundierung der Kirche bot infolge des ganz unzuverlässigen Untergrunds große Schwierigkeiten, und da waren die zwei Brüder mit ihrem unerschütterlichen Gleichmut und ihrer Arbeitsfreude die verlässlichsten Arbeiter. Wie viele hundert Fuhren Steine haben sie in die Fundamente hineingearbeitet! Und wie gewissenhaft haben sie ihre Arbeit gemacht – auch nach 27 Jahren noch kein einziger Riss!“ – Ein besseres Zeugnis über das Fachkönnen der Brüder Nigg hätte Bruder Nivard kaum geben können. (Aus einem Bericht im Jahr 1914).

Die Klosterkirche von Mariannhill war im Rohbau nahezu fertig und Bruder German gerade mit der Böschungsmauer an der Straße beschäftigt, als ein schlimmes Unglück passierte. Zwei schwere Steinplatten rutschten versehentlich die steile Böschung hinunter und zerschmetterten dem Bruder das linke Bein. „Jetzt hat es ma da Fuss abgschlaga!“ sagte er zu dem rasch herbeieilenden Bruder Nivard, der ihn sofort mit Hilfe eines Schwarzen zum Spital transportierte. Frater Hektor (ein tüchtiger Arzt, vor seinem Klostereintritt als Dr. Grötschel tätig) traf sofort alle Vorbereitungen zur Amputation. Dazu brauchte er unbedingt Eis. Doch woher Eis nehmen – im heißen Südafrika des letzten Jahrhunderts? Bruder Nivard wusste Rat. Er rannte im Laufschritt nach Pinetown, nahm dort den nächsten Zug nach Durban, erstand eine Kiste Eis, eilte zurück zum Bahnhof, und schleppte dann die schwere Last, auf dem Kopf von Pinetown gen Mariannhill – eine volle Wegstunde. „Den Marsch habe ich lange nicht vergessen“, erinnerte sich Bruder Nivard später. „Trotz Verpackung fing das Eis in der Mittagshitze an zu schmelzen, und das eiskalte Wasser rieselte mir den Nacken hinunter, so dass ich zuletzt die Schuhe voll bekam. Immerhin brachte ich noch genug Eis heim, und die Operation verlief ganz normal…“

Haut-Transplantation anno dazumal

Die Operation verlief gut; doch als sich nach einem Monat am Beinstumpf noch keine Haut bilden wollte, versuchte Frater Hektor/Dr. Gröschel, dem Pater Leonhard zwei Hautfleckchen zu entnehmen und sie an der amputierten Stelle Bruder German aufzupflanzen. Eine Haut-Transplantation, würden wir heute sagen. Leider klappte es nicht; die fremde Haut wuchs nicht an. Als Abt Franz Pfanner davon hörte, soll er in seiner humorvoll-launischen Art gesagt haben: „Alles klar! Die Haut eines Paters verträgt sich eben nicht mit der Haut eines Bruders!“ Und weil Bruder Nivard gerade dazu kam, sagte Pfanner zu Frater Hektor: „Pack doch den da am Wickel; die beiden Brüder verstehen sich auch sonst recht gut!“ So wurde also eine zweite Haut-Transplantation vorgenommen, und dieses Mal, so witzelte Bruder Nivard später, hatte die „Schusterei“ Erfolg. Fünf sixpence-große Hautfleckchen wurden verpflanzt, und die spöttelnden Mitbrüder fragten sich untereinander: „Wie mag das bloß am Jüngsten Tag gehen, wenn der eine mit der Haut des anderen herumläuft!?“

Die Wunde verheilte, doch einige Zeit später war Frater Hektor der Meinung, das unterhalb des Knies amputierte Bein müsse erneut ein Stück verkürzt werden. Damit war Bruder German nun gar nicht einverstanden. Er holte sich beim Abt Rat. Pfanner berief sich auf den Arzt: „Der Doktor sagt, wenn Sie nicht nochmals amputiert werden, so ist Gefahr für Ihr Leben…“ Nach längerem Zögern sagte der Bruder zum Abt: „Ziehen wir’s Lösle!“ Daraufhin ließ Abt Franz zwei Zündhölzchen bringen, ein kurzes und ein langes. Das kürzere ziehen, sollte heißen: erneute Amputation. Noch einmal fand Bruder German eine Ausrede: „Ziehen Sie das Los, Vater Abt. Wie Sie entscheiden, so soll es dann sein!“

Pfanner zog das Los – es war das längere Zündhölzchen. Das hieß, es würde nicht mehr amputiert werden. Erstaunlicherweise, so Pfanner in seinen Erinnerungen, heilte das Bein; die Entzündung ging ganz zurück. Bruder German konnte bald wieder laufen – freilich nur mit Hilfe von Krücken. Zu seinen Maurerarbeiten konnte er nicht mehr zurückkehren; er kam in die Flickschneiderei. Er, zeitlebens im Freien zu arbeiten gewohnt, lebte, jetzt in die vier Wände verbannt, jedoch nicht mehr lange. Knapp zwei Jahre später starb er; es war Sonntag, der 12. Januar 1890.

„Der letzte Nigg“

Zurück blieb Bruder Cornelius; er führte das Werk seiner beiden Brüder fort. Bruder Nivard, der ihm nach seinem Tod einen wunderschönen Nachruf schrieb („Der letzte Nigg“), hielt ihn für einen musterhaften Ordensmann: „Ich glaube nicht, dass er ein einziges Mal durch seine Schuld bei einer regulären Übung fehlte. Er war meines Wissens all die vielen Jahre (31 Jahre im Orden!) kein einziges Mal krank. Er war mäßig im Essen und Trinken – trotz der schweren Arbeit. Bei allen Wasserwerk-Anlagen war er Vorarbeiter und meine zuverlässige Stütze. Der Damm, der Mühlenbau und das Turbinenpumpwerk in Mariannhill, die Mühlenanlagen in Reichenau und Centocow, zwei Wasserkraftanlagen in Mariathal, Talsperre und Mühle in Lourdes, Damm und Mühle in Sankt Michael sowie die große Dammanlage für Mühle und Landbewässerung in Mariazell – sie alle sind Zeugen seines Fleißes.“

Sozusagen die Krönung seiner Maurerarbeiten waren die Kirchen in Telgte- und Reichenau-Mission, vor allem der Turm der letztgenannten. Er war bis zur Spitze aus Blau- und Basaltsteinen errichtet; ein Meisterwerk besonderer Art!

Über seine letzte Arbeit, der Wasserversorgungs-Anlage in Mariathal für das Schwestern-Sanatorium, schreibt Bruder Nivard: „Eines Samstagabends ritt Bruder Cornelius vom Bauplatz zur Station hinüber und wurde dabei von einem eiskalten, mit Hagel vermischtem Gewitterregen überrascht. Er erkältete sich, bekam hohes Fieber und hat sich davon nicht mehr erholt. Er starb, erst 63 Jahre alt, am 11. Juni 1914 – von seinen vier Geschwistern oben im Himmel schon längst erwartet. Dort im Himmel ist sicher jeder Stein, den er gelegt, und jeder Schweißtropfen, den er in der afrikanischen Sonne vergossen hat, verzeichnet; dafür erhält er seinen Lohn!“

Am Rande vermerkt

Maria Nigg, die leibliche Schwester der Nigg-Brothers, ging auf Empfehlung Franz Pfanners 1883 ebenfalls in die Südafrika-Mission; sie trat bei den Menzinger Schwestern in Umtata ein, verließ aber den Konvent wieder. Bei ihrem Bruder Theodor fand sie ein neues Arbeitsfeld, als Missionshelferin. Um 1895 bewarb sie sich, schon 52 Jahre alt, bei den von Pfanner gegründeten Mariannhiller Missionarinnen vom Kostbaren Blut. Als Sr. Polykarpa legte sie 1897 ihre Ordensprofess ab. Bruder Nivard schrieb über sie: „Sie gab durch ihre unermüdliche Arbeitsfreude, durch ihren Gehorsam und ihre ganz außerordentliche Liebe zur Armut ein herrliches Beispiel für ihre Mitschwestern. Dabei war sie resolut wie ein Mann; sie kannte keine Furcht.“

Sr. Polykarpa starb am 24. September 1908 und ruht auf dem Mariannhiller Friedhof – dort, wo auch ihre drei Brüder die letzte Ruhe fanden.

Der vierte Bruder, Theodor Nigg, war Jesuit geworden und als Pionier bei den Anfängen der „Sambesimission“ dabei. Ein hervorragender Mann, der für alles sorgte, zeitweise auch als Koch des Gründerteams. Und wenn den einen oder anderen Jesuiten die Schwermut überkam, griff Bruder Theodor zur Ziehharmonika. Selbst König Lobengula, den er in Gubulaway (Alt-Bulawayo) kennenlernte, lauschte gerne, wenn der Liechtensteiner spielte. In der „Sambesimission“ (heute Simbabwe und Sambia) erlebte Bruder Theodor Aufregendes und Exotisches. Es war ein Abenteuerleben, voller Strapazen und Mühen. 1884 kehrte er nach Dunbrody zurück (auf die Station, die einst Pfanner gegründet hatte, dann aber aufgab, um in Natal neu zu beginnen); um 1889 ging er nach Keilands-Mission. Dort starb er, 44 Jahre alt, am 10. August 1891.

Bruder Nivard schloss seinen Bericht über den „letzten Nigg“ mit einem Aufruf: Mögen die Niggs im Himmel den lieben Gott bitten, den gleichen Seeleneifer und Opfersinn für die Mission in Afrika zu wecken und ihn in recht viele Seelen einsenken…

Ganz ohne Wirkung war das Bittgebet Bruder Nivards und der Nigg-Brothers wohl nicht. Denn ein anderer Sohn der Gemeinde Triesen in Liechtenstein schloss sich den Mariannhillern an: Bruder Stefan Frommelt; er wirkt seit vielen Jahrzehnten in der Transkei. Er und viele Liechtensteiner gedachten der Nigg-Brothers im Jubiläumsjahr Mariannhills, 1982. Gebe Gott, dass ihr Andenken nicht nur bei den Mariannhillern gewahrt, sondern dass ihr Leben und Wirken auch künftigen Generationen Anstoß zu missionarischem Handeln werde…

Bruder Alban Matthäus Oberbuchner (1857 - 1936) Farmer im stein-reichen Citeaux

Die Lourdesgrotte von Citeaux

Vom Haus aus war er Landwirt und er blieb es auch nach seinem Eintritt ins Missionskloster Mariannhill im Jahre 1883. Jedoch hatte er in Südafrika noch andere Tätigkeiten auszuüben, als Felder zu bestellen und Vieh zu züchten. Wie jeder Brudermissionar, musste auch Bruder Alban vielerlei Arbeiten übernehmen – und er fühlte sich wohl dabei.

Er stammte aus Halsbach bei Burghausen/Oberbayern; dort wurde er am 25. September 1857 geboren. Das Arbeiten auf dem heimatlichen Bauernhof war ihm von Kind an vertraut – kein Wunder, dass er sich auch auf den Missionsfarmen gleich zuhause fühlte. Nach kurzen Einsätzen in Ötting und Mariathal (zwei Missionsstationen in der Diözese Mariannhill in Natal) übernahm Bruder Alban die Farm von Citeaux im Bezirk Bulwer, ungefähr 1600 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Die an die 2000 Tagwerk umfassende Landwirtschaft lag in einer zerklüfteten, steinreichen Gegend; es kostete harte Mühe und viel Geduld, dem Boden etwas abzugewinnen.

Bruder Alban bestellte die Felder, überwachte die Viehwirtschaft und schaute auch im Haus, in den Ställen und im kleinen „Urwald”, der zur Farm gehörte, nach dem Rechten.

Ganz am Anfang seiner missionarischen Tätigkeit in Citeaux gab es dort keine Kapelle, geschweige denn einen Priester; die Brüder der Pionierzeit mussten nach Reichenau reiten, um wenigstens sonntags die heilige Messe besuchen zu können. Das änderte sich, als Schwestern dazukamen; jetzt wurde dort auch ein Priester eingesetzt. Bruder Alban erstellte 1907 ein schmuckes Kirchlein, das von Abt Obrecht eingeweiht wurde. Nach und nach wurden auch die anderen Gebäude der Station aus soliden Steinen errichtet; Steine gab es ja in Fülle! Schließlich wurde die kleine Klostermühle – von dem erfinderischen Brudermissionar weitgehend selbst fabriziert – an den Umkumasfluss verlegt. Der führte fast das ganze Jahr über genug Wasser, um die Mühlräder zu treiben. In diesem Fluss war übrigens im Februar 1889 Pater Maurus Hörnemann ertrunken – auf dem Weg zu einem Kranken. Starker Gewitterregen hatte das Bett überraschend schnell anschwellen lassen, so dass der Missionar beim Durchreiten abgetrieben wurde und dabei ums Leben kam. Das war für Bruder Alban der äußere Anlass, eine Drahtseilfähre zu bauen, einfach in ihrer Konstruktion, aber von großem Segen für die Missionare und die schwarzen Christen der Umgebung.

1920, mittlerweile 63 Jahre alt, übernahm Bruder Alban eine etwas leichtere Arbeit in Himmelberg-Sowoti; das mildere Klima dort tat ihm gut. Nach siebenjähriger Tätigkeit ging er nach Reichenau, wo er in der Verwaltung arbeitete.

Wo immer Bruder Alban im Einsatz war, er sorgte sich um alles, hatte eine unverwüstliche Geduld und war in mancher Bedrängnis überaus erfinderisch. Ob es sich um die Landwirtschaft drehte, um Viehzäune und Obstplantagen oder um die Mühle, um den Bau einer Schule oder Kirche, um Holz-, Stein- oder Metallarbeiten – Bruder Alban wusste immer zu helfen. Er war, was man im Bayerischen einen Boßler und Tüftler nennt.

Trotz verstärkter Herzbeschwerden und zunehmendem Rheumatismus in den späteren Jahren seines Lebens blieb Bruder Alban stets zu einem Spaß aufgelegt; er liebte das Gesellige und den Gedankenaustausch unter Mitbrüdern.

Als er am 27. Oktober 1936 starb, hatte er über 50 Jahre dem Orden gedient.

Bruder Dismas Leopold Oberst (1872 - 1959) Die Einheimischen nannten ihn „Bruder Pfeffer“

Schule auf der Missionsstation Centocow

In seinen alten Tagen pflegte Bruder Dismas seinen Mitbrüdern zuzurufen: „Ihr betet nicht genug, sonst wäre ich schon längst im Himmel!“ Er liebte es, zu scherzen, auch dann noch, als er von schwerer Krankheit gezeichnet war. Während den letzten sechs Monaten seines Lebens war er völlig gelähmt. Bruder Dismas stammte aus Ilmspan (fränkisches Nordbaden); dort wurde er am 27. August 1872 geboren. Nach der Volksschule erlernte er das Schreinerhandwerk. Mit 23 Jahren wollte er in die Mission, doch der plötzliche Tod seines Vaters machte seinen Plan zunichte. Er musste mithelfen, die achtköpfige Familie zu ernähren. Erst 14 Jahre später wurde sein Weg frei. 1910 nahm er für immer von zu Hause Abschied. Am Fest Peter und Paul wurde er in Mariannhill/Südafrika eingekleidet. Die Missionsstation Centocow wurde seine neue Heimat. Hier betreute er 23 Jahre lang die Weingärten, manchmal auch die Schreinerei oder sprang ein, wo eben gerade Not am Mann war. Beim Bau einer Außenstation stürzte er 1938 auf sehr unglückliche Weise von einem Baum; er erlitt schwere Verletzungen und konnte nur noch mit Krücken gehen. Trotz ständiger Schmerzen ging er weiterhin seiner gewohnten Arbeit nach. Und als er 1954 ins Altenpflegeheim nach Mariannhill gebracht wurde, setzte er sich auch noch nicht zur Ruhe sondern pflegte fortan den Bananenhain am Steilhang hinter dem Kloster, schuf Terrassen und Steinrinnen für das Wasser. Immer flink und flott, auch mit den Krücken. Das war wohl auch er Grund, warum ihn die Schwarzen „Belebele“ nannten – jener, „der wie Pfeffer wirkt“; der anregt und belebt. Eine besondere Freude war es für ihn, wenn ihn seine Schwester (die bei den Mariannhiller Missionarinnen eingetreten war) besuchte. Sie war in der Korbflechterei im Konvent von Mariannhill tätig. Beim Austausch gemeinsamer Erinnerungen fühlte sich Bruder Dismas immer sehr wohl. Seine Heimat hat er, wie damals für Missionare üblich, nie mehr gesehen. Er starb in den ersten Januartagen 1959. Sicher wurde auch ihm das Paradies zuteil, das der Gekreuzigte seinem Namenspatron auf Golgatha versprochen hatte.

Bruder Andreas Josef Oesterle (1890 - 1976)

Bruder Andreas Josef Oesterle

Bruder Andreas ist geboren am 10. März 1890 zu Eggingen/Württ., Kreis Ulm. Im Kreise von acht Geschwistern verbrachte er seine Kindheit. Nach der Schulzeit erlernte er das Malerhandwerk. Als Handwerksbursche zog er dann nach seiner Lehrzeit kreuz und quer durch Deutschland und kam auch bis nach Österreich und in die Schweiz. Der erste Weltkrieg unterbrach seine Wanderschaft. Er wurde zum Militär eingezogen und kam nach dem Krieg in amerikanische Gefangenschaft. 1927 legte er die Meisterprüfung im Malerhandwerk ab und zwar in Schwerin/Mecklenburg.

Mit 40 Jahren entschloss sich Bruder Andreas zum Missionsberuf und trat 1930 in Reimlingen bei den Mariannhillern ein. Am 14. Mai 1933 legte er seine Ersten Gelübde ab. Als Malermeister blieb Bruder Andreas nicht in einer Niederlassung. Überall, wo neu gebaut wurde, oder eine Erneuerung der Häuser notwendig war, wurde er gerufen. Zog er vorher als Handwerksbursche durch die Lande, so jetzt als Bruder auf Grund des Rufes seiner Obern. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges konnte er in die Schweiz „entkommen“, wie er selber es immer genannt hat. Hier arbeitete er vor allen Dingen in der Landwirtschaft in Brig. 1950 kam er wieder nach Reimlingen zurück und half auch jetzt noch in vielen Häusern mit. Bis ins hohe Alter konnte man hier im Missionshaus Bruder Andreas sehen, wie er Wände, Türen, Tore und Statuen mit einem neuen Anstrich versah. Die letzten Jahre half er im Versand mit und sorgte hier für Unterhaltung in seiner echt schwäbischen Art. Gab es Ärger, hüllte er seine Umgebung mit dem guten Duft seiner geliebten Zigarre ein.

War auch der äußere Lebensweg unseres Verstorbenen reich bewegt, so blieb er dabei doch ein guter Ordensmann. Das zeigt sich vor allem in seinen letzten Lebensjahren. Immer konnte man Bruder Andreas in der Kapelle finden beim Beten des Kreuzweges oder des Rosenkranzes. Brauchte jemand einen Ministranten, so war da Bruder Andreas jederzeit zur Stelle.

In der Gemeinschaft war Bruder Andreas sehr gerne. Er konnte Spaß vertragen und war selbst auch gerne dazu aufgelegt. Deshalb verstand sich gerade unsere Jugend sehr gut mit ihm. In den Abendstunden des 10. August 1976 entschlief unser lieber Mitbruder Bruder Andreas Oesterle im Missionshaus Reimlingen.

Möge ihm der Herr, dem er auf Erden diente, all das lohnen, was er durch seine Arbeit und sein Beispiel für uns getan hat.

Pater Michael Oettle (1940 - 1974) Die Wellen des Indischen Ozeans wurden ihm zum Verhängnis

Pater Michael Oettle

Michael Oettle wurde am 30. Juni 1940 als Kind des Dorfschmiedes geboren. Nach den Schuljahren in Zipplingen zog er schon 1951 als Elfjähriger in das Missionsseminar nach Reimlingen. Die letzten Klassen des Gymnasiums absolvierte er in Lohr, wo er 1961 das Abitur bestand. Gesundheitlich war Michael nie ein Riese; in den Jugendjahren überstand er eine Gehirnhautentzündung; die Schulberichte bezeugen, dass er oft von den Turnübungen befreit war. Der Same des Berufes zum Priestertum und zur Missionsarbeit, wohl schon in der guten und echt christlichen Familie gelegt – eine seiner Schwestern ist bei den Schwestern vom Kostbaren Blut –, war inzwischen zum festen Baume herangereift. So wurde Michael an seinem Namensfest 1961 im Missionshaus in Brig in der Schweiz als Novize eingekleidet, und am 30. September 1962 machte er seine Erste Profess. Nun folgten die sechs Jahre Studium an der Universität in Würzburg und an seinem Geburtstag wurde er zum Priester geweiht, am 30. Juni 1968. Zehn Tage vor der Weihe erhielt er seine Versetzung in das Missionsfeld der Transkei. Die Wartezeit nützte Pater Michael gut aus, indem er in Augsburg und Aichach eine besondere Einführung in die Pastoralarbeit mitmachte.

Am 8. August 1969 kam er in Mariannhill an. Ein paar Tage später gelangte er in die Transkei, wo er nun die nächsten fünf Jahre leben und wirken sollte. Die erste Station war Landsend in der Nähe von Mthatha. Von dort aus besuchte er auch einen sechswöchigen Kurs in Lumku, um besser in die Eingeborenensprache zu kommen; das Englisch meisterte er sehr bald. Im Dezember 1970 siedelte er in das Pfarrhaus nach Mthatha über. Es war keine leichte Aufgabe, die Gemeinde der Eingeborenenvorstadt, die Location Ngangelizwe, zu besorgen. In seinen Rundbriefen an die Freunde und Wohltäter hat er oft von den Schwierigkeiten geschrieben. Die etwa 1.500 Katholiken leben dort unter einer Masse von fast 20.000 Menschen. Er legte eine Pfarrkartei an, suchte seine Schäflein auf in den vielen Gassen, über schlechte Wege. Oft kam er heim zum Mittag- oder Abendessen, völlig erschöpft und verschwitzt, eher enttäuscht als erbaut über die Ergebnisse seiner Pastoralbesuche. Neben der Stadtlocation hatte er auch die paar Außenstationen zu betreuen – Simbabwe, Tyumbu, Orange Grove, Qoqolweni; er half den Leuten, eigene Kapellen zu bauen, reichte bei der Regierung Gesuche ein um neue Kapellenplätze. Als Anfangs 1973 die Locationkirche einen schwarzen Pfarrer erhielt, konzentrierte er sich auf die verschiedenen Außenstationen; leitete aber zugleich den Umbau der großen Kirche in der Location. Die Einweihung dieser neuen, geräumigen Kirche erlebte er nicht – er war bereits im Heimaturlaub.

Wie schon bemerkt, war Pater Michael nicht mit einer starken Gesundheit gesegnet. Oft klagte er über Schlaflosigkeit, übermäßiges Schwitzen, niedrigen Blutdruck. So brauchte er den Heimaturlaub zur Erholung. Anfangs März 1974 flog er heim zu; am 16. August kehrte er wieder zurück. Nun musste er die Stelle eines anderen Heimaturlaubers übernehmen, Ngqeleni, etwa 35 km von Mthatha weg. Dort gefiel es ihm sehr gut.

Am Montag, 30. Dezember 1974, machte er mit einem alten Studienfreund einen Ausflug ans Meer – das tun die Missionare oft über diese Feiertage. In einem Zustand von Lebensfreude und Zufriedenheit suchte er Erfrischung in den kühlen Wellen. Das Meer, an dieser Stelle nicht gefährlicher als sonstwo, obschon hin und wieder von eigentümlichen Sogbewegungen die Rede war, forderte sein Opfer. Dass er von einem heimtückischen Strudel erfasst würde, konnte niemand vorausahnen. Und es ging alles so schnell, dass jede Hilfe zu spät kam. Nach einer Stunde wurde sein Leichnam an den Strand gespült.

Das Begräbnis am 7. Januar war erhebend und eindrucksvoll. Es war ein strahlender, sonniger Sommertag; gleichsam die Bestätigung des einen Satzes der Ansprache des Kapitelsvikars: Pater Michael war uns allen ein Sonnenschein mit seinem frohen und freundlichen Wesen. Sein Bruder Gregor mit Frau waren aus Unterschneidheim nach Mthatha geflogen, um dem lieben Verstorbenen ein letztes Lebewohl zu sagen. An der Seite anderer Missionare ruht nun Pater Michael, auf die Auferstehung wartend. Seine Seele aber möge beim ewigen Hohenpriester Ruhe und Vergeltung finden.

Pater Paulus Ozimek (1904 - 1959) Sein Mühen und Sorgen galt Schurgast in Schlesien

Pater Paulus Ozimek

Der am 24. Juni 1904 in Sczedrzik/Oberschlesien geborene Pater Paulus kam 1920 zu den Mariannhillern nach Lohr am Main. Hier legte er die staatliche Reifeprüfung ab; von hier aus ging er nach Würzburg zum Theologiestudium. In der Frankenmetropole empfing er am 10. März 1933 die Priesterweihe. Der Jungpriester wurde anschließend als Lehrer und Präfekt an das neuerrichtete Seminar Sankt Bonifaz in Schurgast gesandt. Hier, in seiner Heimat, ging er mit viel Eifer und Liebe daran, Jugendliche für den Ordens- und Missionsberuf zu gewinnen. Doch dann wurde die Klosterschule von Seiten der staatlichen Behörden aufgehoben. Die „braunen Machthaber“ hatten zugeschlagen.

Jetzt wirkte Pater Paulus in der Seelsorge; seine guten Polnisch-Kenntnisse – er sprach es fließend – kamen ihm dabei zugute. Beim Einmarsch der Russen, gegen Kriegsende, setzte er wiederholt sein eigenes Leben aufs Spiel, um gefährdeten Gläubigen beizustehen. Als Seelsorger von Schurgast wurde er auch von der neuen (polnischen) Regierung ständig überwacht. Das war für den unermüdlichen Seelsorger eine große seelische Belastung. Aber trotz großer äußerer Hindernisse mühte er sich, auch die Ordensfamilie wieder erstehen zu lassen. Auf den Trümmern und Ruinen des einstigen Seminars wollte er ein Noviziat für die Mariannhiller Gemeinschaft errichten; die Ordensoberen hatten ihn 1958 zum Novizenmeister für Polen ernannt. Doch da griffen die kommunistischen Machthaber abermals ein und verhinderten dieses Vorhaben. Die Niederlassung der Mariannhiller wurde beschlagnahmt; Pater Paulus musste das Land verlassen – er wurde aus seiner eigenen Heimat verjagt. Es muss ihm sehr schwer gefallen sein, hatte er doch die harten Nachkriegsjahre voll und ganz im Dienst an den Menschen auf sich genommen. Die Gläubigen von Schurgast trauerten um ihren Pater, aber die staatlichen Beamten blieben unnachgiebig.

Pater Paulus siedelte in die Bundesrepublik Deutschland über und übernahm in Rosenheim eine neue Aufgabe. Seine innere Ruhe und seine Gelassenheit, gepaart mit Zuversicht und Gottvertrauen, eroberten ihm auch bald die Herzen der Menschen, mit denen er jetzt zu tun hatte. Aber es war ihm nicht mehr viel Zeit vergönnt. Während eines Besuches bei einem Freund in München erlag er einem Herzversagen. Es war am 29. November 1959, am Abend vor dem ersten Adventssonntag.

Bruder Donat Josef Pappe (1911 - 1986) Versiert in vielen Berufen

Bruder Donat Pappe

Bruder Donat schätzten alle, die ihn kannten, seine Mitbrüder, aber auch viele andere in Reimlingen, Nördlingen und im gesamten Ries als umgänglichen, hilfsbereiten, liebenswürdigen, umsichtigen und geschickten Verbindungsmann und Geschäftsträger zwischen Seminar bzw. Schloss und Umwelt, und das über 40 Jahre lang. Viele unter uns mussten ihn leider auch erleben als von Leiden Geplagten und von Lasten Bedrückten, auch das über 40 lange Jahre.

Die entscheidenden Daten seines Lebenslaufs: Geboren am 14. März 1911 – fünf Tage nach seinem Tod hätte sich sein 75. Lebensjahr gerundet – und aufgewachsen in einer tiefreligiösen, kinderreichen Familie in Hofen (Gemeinde Dunstelkingen), trat er nur wenige Monate nach seiner Schulentlassung im Herbst 1926 sein insgesamt fast 60jähriges Ordensleben im Missionshaus St. Josef in Reimlingen an, für sich selbst und den Orden zunächst probeweise als Aspirant und Postulant, dann in St. Paul in Holland ab 1928 zwei Jahre als Brudernovize sich weiterprüfend, bis er am Allerheiligentag 1930 die hl. Gelübde ablegen durfte.

Josef Pappe beziehungsweise Bruder Donat muss von seiner Berufung zum Ordensleben sehr fest überzeugt gewesen sein, einen unentwegt beharrlichen Willen und ein starkes Durchhaltevermögen gehabt haben. Denn trotz der damals recht primitiven Verhältnisse im Missionshaus hier wie in St. Paul, trotz der unbezahlten schweren Arbeitslast tagein tagaus, trotz der damals in den Klöstern herrschenden – verglichen mit heute – ziemlich rauhen Bräuche wurde er und blieb er ein vorbildlicher Ordensmann, bis am 9. März 1986 der Herr ihn als guten und getreuen Knecht in die Freuden seines Reiches abberief.

Seine Obern hatten die klösterlichen Lehrjahre über in Bruder Donat einen pflichteifrigen, zuverlässigen, opferfreudigen, aber auch praktisch begabten und geschickten Mann erkannt. Kein Wunder, dass man ihn gleich nach den Gelübden zur Einrichtung einer neuen Niederlassung nach Langenbielau in Schlesien schickte. Es sollte in dem verelendeten Städtchen eine Missionsschule errichtet werden. Bruder Donat erzählte sehr ungern und nur wenig über diese Zeit der Nöte und Entbehrungen aller Art. Als dann die Schule nach Schurgast verlegt wurde, ging auch Bruder Donat mit.

Begabt und praktisch veranlagt wie er war, lernte er durch Mitarbeit und intensives Zusehen, durch Befragen, Probieren und Studieren den Umgang mit Steinen und Metallen, mit Wasser- und Stromleitungen, mit totem Holz und lebenden Gartenpflanzen, sogar die Betreuung von Bienen. Er wurde ein Alleskönner und Allesmacher.

Übergehen wir seine Erlebnisse und Leistungen; übergehen wir auch die Vertreibung der Schüler aus dem blühenden Seminar, die Verbannung der Schwestern, Patres und Brüder aus dem Hause und die Enteignung des Anwesens durch die Waffen-SS. Ein Vorkommnis sei aber angeführt.

Bald nach Ausbruch des Krieges erhielt auch Josef Pappe den Gestellungsbefehl. Er rückte ein – und war nach wenigen Tagen wieder daheim. Der untersuchende Wehrmachtsarzt hatte ihn als dauernd wehrdienstuntauglich nach Hause geschickt. Es gab Leute, die damals von Schiebung und Schwindel sprachen. In Wirklichkeit war amtsärztlich und wehrdienstlich entdeckt und besiegelt worden, was Bruder Donat selbst wahrscheinlich für unwichtig gehalten und verschwiegen und seine Umgebung wohl kaum gemerkt hatte: eine schwere, nachhaltige Herzerkrankung und wohl noch einiges mehr. Die Akten gibt es nicht mehr, und die nachfolgenden Jahrzehnte und besonders seine letzten Lebensjahre haben bewiesen, was für ein Meister er war im Verhehlen von Erkrankungen, sogar von schweren Leiden und Schmerzen.

Es wird immer ein Geheimnis bleiben, wie er es fertig brachte, auf der Flucht vor den heranrückenden Russen in dem damals herrschenden Durcheinander über einen bald 1000 km langen Weg die Schwestern unbeschadet nach Dillingen und sich selbst nach Reimlingen zu bringen. Seit Kriegsende, also 40 Jahre lang, lebte und litt er in Seminar und Schloss als Alleskönner und Allesmacher, plagte sich und stöhnte unter seinen Lasten, wahrscheinlich nicht immer voll ernst genommen und verstanden von seiner näheren und weiteren Umgebung. Die gesetzliche Bezeichnung „Hausmeister“ ist im Falle Bruder Donat so unzutreffend und nichtssagend wie nur möglich. Das gilt auch für die Jahre, wo er als von der Diözese angestellter und bezahlter Hausmeister während des Umbaus des Missionsseminars St. Josef in das Bildungshaus St. Albert seine Aufgaben und Pflichten mit seinem Kopf verstand und seinem Gewissen wahrnahm.

Seit vier Jahrzehnten lebte Bruder Donat vor unseren Augen mitten unter uns. Doch ist sicher, dass nicht jedermann seine Plagen und Lasten bekannt waren. Wir alle und mit uns viele Hundert anderer haben Bruder Donat als guten Menschen gekannt und geachtet, gut im umfassenden Sinn dieses Wortes; als pflichtbewussten und gelübdetreuen Ordensmann.

Bruder Botholf Alois Pawlitza (1859 - 1935)

Bruder Botholf Pawlitza

Bruder Botholf Alois Pawlitza, Jahrgang 1859, kam aus Oberschlesien ans Kap. Obschon Bergmann von Beruf, sattelte er um auf das Müllergewerbe; auf verschiedenen Stationen richtete er Mühlen ein. Bei einer Neugründung in Polen half er mit; später auch beim Versuch, in Johannesburg Fuß zu fassen. Viele Jahre lang versah Bruder Botholf den Mesner- und Glöcknerdienst; er freute sich, am Ende seines Lebens (er starb am 16. März 1935) sagen zu können, er habe für viele Millionen Hostien das Mehl mahlen dürfen.

Bruder Adrian Pellazino (1864 - 1935)

Bruder Adrian Pellazino

Bruder Adrian Pellazino, 1864 in Nottuln/Münster geboren, kümmerte sich in Südafrika, wo er 1890 eingetroffen war, vor allem um Baumschulen. Der gelernte Schlosser zeigte dabei viel Geschick. Seine Hortikulturen wurden landweit bekannt. Bestellungen kamen von überall her. Die letzten Jahre seines Lebens war er fast völlig gelähmt. Er ertrug es mit viel Geduld – fast ununterbrochen den Rosenkranz betend; er starb am 20. Juli 1935.

Bruder Ägidius Franz-Xaver Pfister (1876 - 1932) Der Wandermönch von Triashill

Bruder Ägidius Pfister

Triashill, ein Geschenk des Multimillionärs Cecil Rhodes an Missionsabt Franz Pfanner, liegt in der Nähe des Herrschersitzes des schwarzen „Goldkönigs” Monomotapa im nördlichen Simbabwe. Auf dem riesigen Farmgelände errichteten die Mönche von Mariannhill ihre erste Missionsstation am Sambesi.
Eng verbunden mit der Geschichte von Triashill ist der Name des frommen Bruders Ägidius Pfister, des vielleicht populärsten Missionars von Mashonaland überhaupt.
„Gott sei gepriesen, dass ich von katholischen Eltern geboren und noch am selben Tag getauft wurde! Gott sei gepriesen, dass meine Mutter mich schon als Kind auf den Dreifaltigkeitsberg (Triashill!) bei Spaichingen getragen hat! Gott sei gepriesen, dass ich am Jahrestag meiner Ersten Heiligen Kommunion afrikanischen Boden betreten durfte! Gott sei gepriesen, dass ich nach Triashill geschickt wurde…” – So schrieb Bruder Ägidius in sein Tagebuch, drei Jahre vor seinem Tod.
Geboren wurde Bruder Ägidius am 26. September 1876 in Rottweil. Sein Elternhaus stand direkt neben dem Kleinen Seminar der Diözese Rottenburg. Was Wunder, dass der kleine Franz-Xaver (Taufname des späteren Missionars) selbst Priester werden wollte. Er besuchte denn auch das Humanistische Gymnasium, musste aber später aus Gesundheitsgründen abbrechen und fing eine Lehre als Landschaftsgärtner an. Mit 21 Jahren entschloß er sich, bei den Trappisten-Missionaren im südafrikanischen Mariannhill einzutreten. Das war 1897.
In der großen Missionszentrale arbeitete Bruder Ägidius im Wald, in den Obstplantagen und Gemüsegärten. 1909 wurde er auf die (wieder eröffnete) Triashill-Mission nach Rhodesien (heute Simbabwe) entsandt. Mit Ausnahme von drei Jahren (Internierung während des 1. Weltkrieges) blieb er in Triashill und Umgebung bis Oktober 1929. Der Wald und die Gärten waren auch in Triashill sein Revier, zusätzlich aber auch das Klassenzimmer. Am allerwohlsten fühlte er sich jedoch draußen in den Dörfern und Krals der Schwarzen, im Hinterland. Er suchte immer wieder neue Plätze aus für Schulen und Kirchen, betreute Kranke und Sterbende und sah sich stets als „Vorläufer des Priester-Missionars”. Wo immer es um die Rettung von Seelen ging, war er zur Stelle. An manchen Tagen legte er 30 bis 40 Meilen zu Fuß zurück. Bei sich trug er wenig: eine Decke, ein Stück trockenes Brot, ein paar Erdnüsse und den Rosenkranz. Über viele seiner ausgedehnten Wanderungen führte er Buch. 18 Tagebuchhefte sind uns erhalten geblieben. Da heißt es zum Beispiel: „1530 Kilometer in zehn Wochen zurückgelegt.” Oder: „3220 Kilometer in sechs Monaten zu Fuß gegangen…”
Bruder Ägidius lebte wie die Menschen, die er besuchte und betreute. Er aß, was man ihm gab, schlichtete ihre Händel, war Vater und Freund der Armen. Unzählige „Heiden” wurden von ihm in Todesgefahr getauft.
Auch literarisch war er tätig. Mehrere Schulbücher gehen auf ihn zurück, darunter das Standardwerk „Easy English”. Die Eingeborenensprache beherrschte er wie kein anderer Weißer. Selbst Häuptlinge zollten ihm dafür großes Lob.
Für die Fortbildung der schwarzen Lehrer organisierte er (er selbst hatte sich weitergebildet und das Lehrerdiplom gemacht!) unzählige Wochenend-Kurse, die alsbald zum Modell für viele Regierungsschulen wurden. Wo immer Bruder Ägidius auftauchte – in seiner rauen Kutte, mit wallendem, weißem Bart und breitkrempigem Hut – er war gern gesehen und beliebt. Trotz großer missionarischer Erfolge blieb er bescheiden. War er aber einmal von einer Idee überzeugt, konnte er auch hartnäckig sein. So setzte er gegen den Widerstand seiner kirchlichen Obern durch, dass talentierte junge schwarze Buben bei ihm Sonderunterricht nahmen, auch in der lateinischen Sprache. Einige von ihnen gingen später nach Mariannhill/Natal, wo sie das Abitur machten und Theologie studierten. Father Kilian Samakande (er starb hochbetagt 1986 in Südafrika) war der erste einheimische Priester aus Manicaland; Bruder Ägidius war auch sein Lateinlehrer gewesen.
Eine große Enttäuschung für den Brudermissionar war 1929 die Anordnung Roms, die Mariannhiller Missionare müssten Manicaland verlassen und künftig Matabeleland im Südwesten von Rhodesien/Simbabwe übernehmen. So sehr sich Bruder Ägidius auch mühte, in Matabeleland Fuß zu fassen, er tat sich schwer.
In Empadeni, der ältesten katholischen Mission des Landes, fand er zwar ein neues Zuhause, aber mit den Leuten der Umgebung wurde er nicht recht warm. Zu lange hatte er unter den zutraulichen und offenen Mashonas gelebt.
Die Amandebele seien, so meinte er, so ganz anders; für das Religiöse so gar nicht ansprechbar.
Doch der Seeleneifer trieb ihn auch jetzt immer wieder hinaus ins Hinterland, direkt zu den Menschen. Das war auch im Dezember 1932 so. Bischof Arnoz von Bulawayo hatte ihn beauftragt, in der Wankie-Reservation eine Außenschule zu gründen. Vom 8. bis zum 24. Dezember hielt er sich dort auf. Die Christmette feierte er wieder in Bulawayo, bereits von einer tödlichen Krankheit infiziert.
In den Tagen nach Weihnachten nahmen Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen und Durchfall zu. Bruder Ägidius ordnete seine Notizen und erstellte Skizzen für künftige Außenschulen. Er wollte, schier mit Gewalt, seine Erkrankung ignorieren.
Am 29. Dezember fand man ihn bewusstlos auf seinem Zimmer. Im Krankenhaus von Bulawayo starb er am nächsten Tag, erst 56 Jahre alt. Krankheitsursache: Gehirn-Malaria.
Bei strömendem Regen (sein Tod fiel in den afrikanischen Sommer, in die Regenzeit) wurde er am 31. Dezember auf dem Europäerfriedhof von Bulawayo beigesetzt; außer den Sargträgern waren keine Schwarzen anwesend. Die städtischen Eingeborenen kannten den Verstorbenen nicht, der Jahrzehnte in einem weit entfernten anderen Landesteil gewirkt hatte. Bruder Ägidius, der Vater und Freund der Schwarzen, musste von diesem Leben Abschied nehmen, ohne seine Freunde ein letztes Mal grüßen zu können.
Als die Leute von Triashill und Umgebung die traurige Nachricht vom Tod des Bruders hörten, strömten sie zu Tausenden auf die Station und beteten für ihren väterlichen Freund. – Auch nach fünfzig Jahren redet man in Triashill noch von diesem „heiligmäßigen Bruder”, der so unendlich viel Gutes getan hat; von dem niemand wegging, ohne ein klein wenig getröstet worden zu sein. Bruder Ägidius wäre gern Priester geworden. Es war ihm nicht vergönnt gewesen. Aber seine ausgedehnten Wanderungen im Land des sagenhaften Goldkönigs waren von nichts anderem motiviert, als von dem Drang, Seelen zu retten.
Ein protestantischer Schulinspektor schrieb, als er vom Tod des Mariannhiller Bruders hörte: „Er war einer der feinsten Männer, die ich je getroffen habe, immer seine Pflicht freudig erfüllend, immer bereit zu helfen. Sein Tod ist auch für uns ein sehr großer Verlust. Zweifellos wird er seinen Lohn geerntet haben für so ein Leben, das allen Preis und alles Lob verdient. Ich bin sicher, dass er sich schon jetzt unter denen befindet, die dem guten Herrn in diesem Erdenleben treu gedient haben.”

Bruder Romuald Gottlieb Pickel (1862 - 1937) Vom Weinbauern zum Meisterkoch

Diese Karte aus dem 19. Jahrhundert zeigt die Usambara-Berge im heutigen Kenia

Bruder Romuald war Weinbauer in seinem Heimatort Markelsheim an der Tauber (er war dort am 11. Februar 1862 zur Welt gekommen) und schon 27 Jahre alt, als er 1889 in Mariannhill eintrat. Der Weingärtner vom Taubergrund, der frische Luft und die freie Natur über alles liebte, musste im Missionszentrum eine ihm zunächst fremde Arbeit übernehmen: er wurde Koch in der Küchenbarracke. Die Hitze in dem niedrigen Behelfsbau war schier unerträglich. Besser wurde es erst, als ein solider Küchenbau erstellt wurde. Bruder Romuald, der mit seinem Küchenteam an die 100 Personen regelmäßig zu betreuen hatte, zu denen sich mitunter noch Dutzende von Gästen gesellten, beklagte sich jedoch nie. Er war von kräftiger Statur und wusste, wenn er diese Arbeit nicht tat, musste es ein anderer tun. Ja, er erklärte sich sogar bereit, über den Küchendienst hinaus noch andere Arbeiten zu übernehmen, etwa in der Klostermühle oder als Betreuer in der Internatsschule.

Es muss für ihn nicht nur ein besonderer Einschnitt in sein Leben gewesen sein, sondern auch eine große Freude, als er gegen Ende des Jahrhunderts (um 1896) ein Missionsteam nach dem damaligen Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) begleiten durfte. In den Usambarabergen, wo die erste Station errichtet wurde, wirkte er als Organisator. Leider war dieser Einsatz nur von kurzer Dauer; die Mönche von Mariannhill wurden wieder abgezogen, da andere Kräfte die Evangelisation in jener Gegend übernahmen.

Wieder zurück in Natal, verrichtete er diverse Arbeiten auf verschiedenen Stationen. Später rief man ihn nach Mariannhill zurück, wo er beim Bischof den Posten des Hausmeisters übernahm. Für ihn ein ehrenvolles Amt, das er bis ins hohe Alter versah. Er starb am 10. Dezember 1937 – nach einem mühevollen Leben im Dienste Gottes und der Menschen.

Pater Rüdiger Prziklang (1938 - 2024)

Pater Rüdiger Prziklang

Pater Mario Muschik CMM, stellvertretender Provinzial, sagte bei der Beerdigung von Pater Rüdiger Prziklang folgendes: „Mein Leben war erfüllt, und ich bin zufrieden“, so schreibt Pater Rüdiger am Ende seines handgeschriebenen Lebenslaufes, den er uns hinterlassen hat.

Sein Leben war erfüllt und ich denke, er hatte schon hier Teil an der Fülle des Lebens, die Jesus uns für immer zugedacht hat, als er davon sprach: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

Wenn wir unseren Blick auf sein Leben werfen, auf die vielen anspruchsvollen, aber auch erfüllenden Aufgaben, die er zeitlebens innehatte, dann können wir das bestätigen.

Geboren war Pater Rüdiger am 1. August 1938 in Neisse in Oberschlesien. Im Jahr 1945 ist sein Vater im Krieg gefallen, und er musste mit seiner Mutter seine Heimat verlassen. Eine neue Heimat fand er in Gmünd bei Grafenwöhr, wo er auch die Volksschule besuchte. 1951 siedelte er mit seiner Mutter ins nahegelegene Grafenwöhr über. Zunächst besuchte er das Gymnasium in Amberg und dann unsere Spätberufenenschule in Reimlingen, wo er 1959 sein Abitur machte.

Im gleichen Jahr begann er sein Noviziat in Mönchsdeggingen, das er im darauffolgenden Jahr mit der Ablegung der Profess in Brig in der Schweiz beendete. Zwischen 1960 und 66 studierte er Philosophie und Theologie in Würzburg und empfing 1966 dort die Priesterweihe. Gerne hätte er als Missionar in Zimbabwe gearbeitet, was leider aus verschiedenen Gründen niemals Wirklichkeit geworden ist. Sein Pastoraljahr absolvierte er am Pastoraltheologischen Institut der Pallottiner in Friedberg bei Augsburg, zugleich war er in dieser Zeit Kaplan in der Stadtpfarrei St. Simpert in Augsburg. Es folgten Seelsorgeeinsätze in Würzburg, in der Kurseelsorge in Bad Brückenau und als Assistent des Novizen Meisters in Brig in der Schweiz.

Ende 1968 kam Pater Rüdiger wieder nach Reimlingen, das nun für viele Jahre seine Heimat sein sollte. Zunächst war er Erzieher und Religionslehrer an unserem Internat. Um für diese anspruchsvolle Aufgabe gerüstet zu sein, belegte er in der zweiten Jahreshälfte 1969 einen Kurs für Heimerzieher und Heimleiter in Köln-Porz. 1976 sollte das Internat und die Spätberufenenschule geschlossen werden. Daher machte Pater Rüdiger von 1975 bis 1976 ein Praktikum am Bischöflichen Jugendamt in Augsburg und im Jahr 1976 war er für einige Monate als Referent am Aktionszentrum der Fachschule für Sozialpädagogik in Benediktbeuren tätig. Von 1976 bis 1988 war er Direktor des Bildungszentrums für Jugendseelsorge und Erwachsenenbildung St. Albert, das in den Räumen des ehemaligen Spätberufenenseminars entstand. Von 1976 bis 1982 war er zugleich Regionaljugendseelsorger. Das Bildungshaus war so ganz und gar sein Kind, mit Herzblut erfüllte er dort seine Aufgaben und setzte sich für das Bildungshaus ein.

Nach dem plötzlichen Tod des damaligen Provinzials Pater Hildemar Warning wurde er 1988 Provinzial der Missionare von Mariannhill, ein Amt, in das er in Folge mehrmals wiedergewählt wurde. 13 Jahre hatte er dieses Amt inne, ein Amt, das er voll und ganz erfüllte und das auch ihm tiefe Erfüllung brachte. Wie kein anderer verstand er es, zu repräsentieren und die Mariannhiller nach außen hin gut zu vertreten. Nach innen hin war er sehr besorgt um seine Mitbrüder und darum, dass es ihnen gut ging. Nach seiner letzten Amtszeit war er dann von 2001 bis 2004 Rektor des Studienseminars Aloysianum in Lohr am Main. Bis 2018 war er Kurseelsorger in Bad Wörishofen und ist bis heute vielen Kurgästen als sympathisches Gesicht der Katholischen Kirche in Erinnerung.

Seine Gesundheit zwang ihn, im Jahr 2018 dieses Amt aufzugeben. Er kam wieder hierher nach Reimlingen, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbracht hat.

Es war ein erfülltes Leben, so wie er selbst schrieb. Er hat in seinem Dienst als Priester und Seelsorger Erfüllung gefunden. Und er hat seinen Dienst mit Hingabe ausgefüllt zum Wohl der Mitbrüder und der Gläubigen. Zudem hat er auch immer wieder Initiative ergriffen und sich weitergebildet, damit er seine Aufgaben auch optimal erfüllen konnte.

Christus hat er verkündigt, für ihn hat er gelebt, in ihm hat er Erfüllung gefunden. Möge Christus ihm nun die Fülle des Lebens schenken, wie er es versprochen hat.

Pater Franz Xaver von Quadt, Graf von und zu Wickrath-Isny (1912 - 1985) Aus bayerischem Adel

Pater Xaver von Quadt

Er hatte fürstliche Titel mit in die Wiege bekommen, aber er machte sich nie etwas daraus. Wer ihn kannte, wusste um seine Bescheidenheit. Seine vornehme Art, auf die Menschen zuzugehen, machte ihn überall beliebt.

Stammsitz seiner Eltern war Isny im Allgäu. Die Vorfahren waren aus Wickrath im Münsterland gekommen. Pater Xaver, wie ihn seine Mitbrüder nannten, wurde 1912 in München geboren. Dort besuchte er auch das Realgymnasium. Mit 20 Jahren entschloss er sich, bei den Mariannhiller Missionaren einzutreten. Die philosophischen und theologischen Studien machte er an der Universität Würzburg; 1937 wurde er zum Priester geweiht. Nach einem Kurs in Tropenmedizin (als Vorbereitung auf den Einsatz in der Afrikamission) fuhr er nach Mariannhill bei Durban. Hier wirkte er auf verschiedenen Stationen – bis der Zweite Weltkrieg ausbrach. Zusammen mit anderen Jungmissionaren wurde Pater von Quadt interniert. Nach seiner Freilassung (1942) lebte und wirkte er im Missionszentrum Mariannhill (offiziell war es noch “Hausarrest”!). Erst nach Kriegsende durfte er wieder Missionsarbeit im Hinterland übernehmen.

Ein Herz für die einheimischen Wanderarbeiter

Zunächst übernahm er Seelsorgsarbeit in Sankt Bonifatius; später wurde er Rektor von Kwa-Sankt Joseph und Novizenmeister der einheimischen Franziskanergemeinschaft. Weitere Stationen waren Mariathal und Umbumbulu. Dann ernannte ihn Bischof Alfons Streit zum Generalsuperior einer einheimischen Priester- und Brüdergemeinschaft; er betreute gleichzeitig die Station Oetting. Hier half ihm zeitweise seine Mutter, Gräfin von Quadt, bei den Büroarbeiten und im Haushalt. Während dieser Jahre übernahm Pater Xaver auch unzählige Sonderaufgaben, vor allem im Dienste der einheimischen Männervereine. Er reiste landauf, landab, um die Wanderarbeiter zu betreuen, die in den großen Industriezentren des Landes, oft Hunderte von Kilometern von ihren Familien entfernt, leben mussten. Um das soziale Wohl dieser einfachen Arbeiter kümmerte sich der Mariannhiller Missionar besonders. Für sie war ihm kein Weg zu weit. Um der einheimischen Bevölkerung bessere Postverbindungen zu ermöglichen, ließ Pater Xaver auf vielen Missionsstationen postalische Zweigstellen errichten. Als Anerkennung dieser Mühen benannte der Postminister eine neu errichtete Station nach dem Mariannhiller: Xaverville in Bulwer.

Von Himmelberg nach Mater Dolorosa

Die letzte große Station seines missionarischen Wirkens war Himmelberg. Diese Station betreute er ab 1974; hier blieb er zehn Jahre lang. Doch dann, als seine Gesundheit mehr und mehr zu wünschen übrig ließ (ein schwerer Verkehrsunfall war mit Schuld), zog er sich ins Mater Dolorosa-Heim nach Mariannhill zurück. Mehrere Herzinfarkte zwangen ihn zu diesem Schritt; es fiel ihm sehr schwer, die aktive Seelsorge aufgeben zu müssen. Aber auch jetzt nahm er noch regen Anteil am Leben der Mitbrüder in der Missionszentrale. Er besuchte die Brüder in den Werkstätten, plauderte mit den Angestellten und verbrachte viel Zeit in der Klosterkapelle. Und immer blieb er offen für neue Wege der missionarischen Seelsorge.

Sein Tod wurde von Tausenden von Einheimischen betrauert. An der Beerdigung nahmen drei Bischöfe teil; aus Deutschland war überdies Prinz Hieronymus von Schönburg, ein Verwandter, gekommen, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Pater Xaver fand auf dem Friedhof zu Mariannhill, mitten unter den vielen anderen Missionaren, seine letzte Ruhe.

Bruder Hathumar Rathgeber (1905 - 1965)

Bruder Hathumar Rathgeber

Am Donnerstag, den 18. November 1965 besorgte Bruder Hathumar wie jeden Donnerstag die notwendigen Einkäufe für das Missionshaus und das Seminar. Mittags kam er von Nördlingen zurück, brachte die gekauften Sachen in die Küche und fuhr mit dem Lastauto ins Seminar und in den Kindergarten. Dort brach er im Hausflur zusammen, und schon nach wenigen Minuten stellte sich der Tod durch Herzschlag ein. Wir konnten die Nachricht von seinem plötzlichen Lebensende nicht fassen. Die zahlreiche Beteiligung bei seiner Beisetzung am 22. November, die vielen Beileidskundgebungen und Blumengebinde zeigten, wie geschätzt und beliebt Bruder Hathumar war. Immer freundlich und hilfsbereit, versorgte er für seine Obern und Mitbrüder all die großen und kleinen Bedürfnisse des alltäglichen Klosterlebens. Die Vorgesetzten konnten ihm volles Vertrauen schenken. Gewissenhaft besorgte er all die Einkäufe und erledigte alle schriftlichen Arbeiten mit den Behörden. Dies tat er stets in treuer Abhängigkeit von seinen Vorgesetzten. Sein edles Benehmen, seine Lauterkeit und Offenheit, seine Treue und Zuverlässigkeit waren der Ausdruck seines gottverbundenen und gottverpflichteten Innenlebens. Gerne verbrachte er seine freie Zeit betend in der Klosterkirche, mit großer Andacht feierte er die tägliche heilige Messe mit, in tiefer Frömmigkeit ging er täglich zur heiligen Kommunion. Pater Superior konnte an seinem Grabe sagen: „Sein Leben im Kloster war eine ständige Vorbereitung auf den Tod, der ihn unerwartet, aber sicher nicht unvorbereitet mitten im Dienste der helfenden Liebe heimrief zu dem, an den er geglaubt, auf den er vertraut, den er liebt und dem er gedient hat. An seinem Grabe sage ich ihm Dank für all seine Arbeit im Dienste der Kongregation und unseres Missionshauses. Wir wollen seine Liebe zu uns mit unserem Gebet für ihn vergelten.“

In seinem Lebenslauf schreibt er selber u. a.:

Ich, Maximilian Rathgeber, wurde geboren am 27. Juli 1905 zu Augsburg als zweites Kind der Eheleute Sebastian und Katharina Rathgeber.

Ich hatte noch zwei Brüder und eine Schwester.

Von 1911 bis 1919 besuchte ich die Volksschule in Augsburg und von 1919 bis 1922 die kaufmännische Fortbildungsschule ebendort.

Am 1. August 1919 trat ich als Kaufmannslehrling bei der Firma Lorenz Schimpfle ein. Während dieser Zeit wurde ich als Verkäufer und Lagerist ausgebildet. Nach beendigter Lehrzeit war ich bei der gleichen Firma als Kontorist und Buchhalter bis 1934 tätig.

Durch meinen früheren Schulkameraden Pater Gregor Nerlinger wurde ich auf die Mariannhiller aufmerksam und trat am 15. Juni 1934 als Postulant im Missionshaus Reimlingen ein. Am 24. Dezember 1934 wurde ich eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Bruder Hathumar. Als Novize kam ich in das Büro des Missionshauses. Auch die schriftlichen Sachen für den St. Josefsverlag musste ich verrichten.

Am 19. November 1939 wurde ich durch das Arbeitsamt Nördlingen dienstverpflichtet als Angestellter der Luftwaffe und kam zuerst auf den Flugplatz Heuberg bei Oettingen. Im Mai 1940 wurde der ganze Flugplatz nach Frankreich verlegt. Dort hatte ich die in- und ausländischen Arbeitskräfte zu entlohnen und andere Verwaltungsarbeiten zu erledigen. Im Dezember 1940 wurde die ganze Komandantur nach Sizilien (Palermo) verlegt. Im Juni 1941 kam ich nach Kreta. Als ich infolge des Klimas dort erkrankte, wurde ich im Dezember 1941 nach Deutschland zurückversetzt und als Lohnbuchhalter auf dem Flugplatz Katterbach bei Ansbach beschäftigt. Bis zur Beendigung des Krieges hatte ich dort das Amt eines Kantineverwalters inne. Am 15. April 1945 wurde der Flugplatz von den Amerikanern besetzt. Ich musste mit dem Fahrrad fliehen, durfte aber nicht nach Reimlingen zurück, sondern musste bis Holzkirchen, Oberbayern mitfahren. Ohne in Gefangenschaft zu geraten, kam ich als erster Heimkehrer am 15. Mai 1945 im Missionshaus Reimlingen an. Da das Missionshaus von den Amerikanern belegt war, musste ich ins Schloss ziehen, wo ich bis zum Abzug der Amerikaner im Garten half. Im Jahre 1947 wurde mein bisheriger Vorgesetzter Bruder Sigisbert Jäger nach St. Georgen versetzt, und so musste ich die ganze Büroarbeit des Missionshauses übernehmen. 1946 machte ich noch den Führerschein Klasse 3, weil wir wohl ein Auto, aber keinen Fahrer hatten. Seitdem besorge ich neben den Büroarbeiten auch die notwendigen Autofahrten.“

Pater Willibald Matthäus Rattinger (1909 - 1980) Schlicht, bescheiden, unauffällig

Pater Willibald Rattinger

Sein Geburtsort war Stoffenried; dort erblickte er am 4. Oktober 1909 das Licht der Welt. Zeitlebens blieb er mit seiner Heimat eng verbunden.

Nach der Volksschule erlernte Matthäus (Taufname) Rattinger das Schlosserhandwerk. Mit 19 Jahren ging er in das Spätberufenenseminar der Mariannhiller in Reimlingen, um das Abitur nachzumachen. Es folgten Noviziat und Theologiestudium. 1940 wurde er – jetzt Pater Willibald – zum Priester geweiht. Nach der Primiz (in Stoffenried) wurde er kriegsverpflichtet; als Sanitäter musste er an die Front. Aus der Gefangenschaft kehrte er krank zurück.

Von 1948 bis 1950 betreute er den Wallfahrtsort Maria Beinberg/Diözese Augsburg. Als großer Marienverehrer war dies für ihn eine freudige Aufgabe. Doch größer noch war seine Freude, als er 1950 in die Südafrikamission reisen durfte. Sein Wirken am Kap der Guten Hoffnung blieb allerdings zeitlich begrenzt. Schon nach fünf Jahren musste er wegen einer komplizierten Augenoperation in die deutsche Heimat zurück. Von jetzt an stellte er seine Kräfte in den Dienst der Missionswerbung. Fast ganz Deutschland war sein Wirkungsfeld – München, Maria Veen (bei Münster), Lohr am Main, Arnsberg/Sauerland, Oelinghausen und Rosenheim waren Stützpunkte. Pater Willibald warb vor allem für Nachwuchs in den Internaten und Schulen der Mariannhiller. In seiner schlichten, bescheidenen, unauffälligen Art gewann er die Menschen für seine Anliegen – die die Anliegen der Kirche waren. Er scheute keine Mühe, wenn es um die Sache Gottes ging. Dann, Ende der 70er Jahre, zwang ihn eine heimtückische Krankheit, die Arbeit in der Missionswerbung ganz einzustellen. Er zog sich nach Stoffenried zurück; die Angehörigen hatten eigens darum gebeten, ihn pflegen zu dürfen.

Er war gern zu Hause. Solange er noch auf Werbetouren war, verbrachte er seinen Urlaub schier regelmäßig daheim und versorgte dann auch die Heimatgemeinde seelsorgerlich.

Kurz vor seinem Tod bat er, nach Reimlingen gehen zu dürfen. Bei den Mitbrüdern, wie er es immer wieder beteuerte, wollte er sterben. Er ertrug seine langwierige Krankheit in stiller Gelassenheit, ohne Murren und Klagen.

Am Fest Maria Königin, die er so sehr verehrt hatte, wurde er auf dem Klosterfriedhof in Reimlingen zu Grabe getragen. Die große Beteiligung seiner Heimatgemeinde bei der Beisetzung wie auch beim Requiem in Stoffenried war ein Zeichen für die Hochschätzung, die dem Verstorbenen allenthalben entgegengebracht wurde. Sein stilles, freundliches, stets hilfsbereites Wesen wird noch lange in guter Erinnerung bleiben.

Bruder Gabriel Recker (1906 - 1971)

Bruder Gabriel Recker

Viel zu früh und ganz unerwartet schied Bruder Gabriel von uns. Er stand noch voll in seiner Arbeit als Vorstand der Missionsdruckerei und Leiter der Setzerei, und er begab sich am 9. Oktober nur zur Beobachtung ins Krankenhaus, weil ihm eine häufig auftretende Atemnot sehr hinderlich war und der Arzt herausbringen wollte, was die Ursache davon sei. Wir alle hofften, dass die Beschwerden nach ein paar Tagen Ruhe und Behandlung behoben sein würden, und selbst, wenn etwas davon zurückbliebe, konnte es allem Anschein nach nichts Ernstliches sein. Am wenigsten glaubte Bruder Gabriel selbst daran, dass er krank oder alt genug sei zum Sterben. Am 15. Oktober war die Atemnot größer als sonst und er hatte die Nacht zuvor schlaflos zugebracht; er bat deshalb um ein Schlafmittel, und als die Schwester es kurz darauf brachte, schlief Bruder Gabriel schon – den ewigen Schlaf! Es war 21.15 Uhr.

Der Lebenslauf des lieben Verstorbenen ist schnell erzählt, denn er spielte sich an nur drei Plätzen innerhalb der Kongregation ab. Bevor er im September 1922, erst 16-jährig, im Missionshaus St. Josef, Reimlingen, Aufnahme fand, hatte er 5 Jahre Volksschule und 5 Klassen Gymnasium hinter sich. Die wirtschaftliche Aussichtslosigkeit der Nachkriegsjahre weckte in ihm das Interesse am Missionsberuf. Nach einem Jahr Postulat machte er das zweijährige Noviziat in St. Paul, Holland, wo er am 24. September 1925 seine Ersten Gelübde ablegte. Danach ging er für 5 Jahre nach Reimlingen zurück, um seine Ausbildung bis zum Meisterdiplom fortzusetzen. Am 17. Januar 1931 kam er nach Mariannhill und übernahm die Leitung der Setzerei, die bis zu seinem Lebensende, beinahe 41 Jahre lang, sein Arbeitsbereich blieb.

So eintönig und ereignislos diese Laufbahn aussehen mag, war sie doch eine Zeit ständigen Aufstiegs und einer Entwicklung von armseligen Anfängen bis zur technischen Vervollkommnung, die der junge Student von damals nie ahnen konnte. Die heutige Leistungsfähigkeit der Druckerei in Mariannhill nach Qualität sowohl wie Quantität der Produkte, ist zum großen Teil dem Können und dem persönlichen Arbeitseinsatz Bruder Gabriels zu verdanken. Zwar hatte die „Mariannhill Mission Press“ schon lange bestanden, bevor man 1920 in Reimlingen anfing – im vorigen Jahrhundert zu unseres Gründers Zeiten schon –, aber umweltbedingte Verhältnisse machten hier das Vorankommen ungleich schwieriger. 21 Jahre lang, bis zur Verlegung der Druckerei in den Klosterbezirk (1952), hatten die Brüder bei jedem Wetter einen halbstündigen Fußweg zur Arbeit und zurück zu gehen, denn die Maschinerie wurde durch Wasserkraft angetrieben, an der auch die Mühle und das Elektrizitätswerk hing. Noch bis 1938, als die erste „Linotype“ eingerichtet wurde, mussten alle Bücher und die Wochenzeitung „UMAFRIKA“ handgesetzt werden. Gar oft zur trockenen Winterszeit half auch die Setzmaschine nichts, wenn das Wasser und damit der Strom nicht ausreichte. Heute kommt dieser aus dem Überlandnetz, und fast ständig sind jetzt 4 Setzmaschinen und ein „Klischograph“ am Surren, bedient von Eingeborenen, die von Bruder Gabriel mit viel Mühe und Geduld angeleitet und überwacht wurden.

Durch seine sorgfältige Arbeit in lebenslanger, treuer Pflichterfüllung nahm Bruder Gabriel wesentlich teil am großen Werk der Glaubensverbreitung, die ohne das gedruckte Wort undenkbar wäre. Die Presse spricht zu vielen Tausenden von Menschen, die das gesprochene Wort des Missionars nie erreichen kann, und es ist die stille Arbeit des Setzers, Millionen von Buchstaben zusammenzutragen und in die rechte Reihenfolge zu bringen, um Bücher, Zeitungen und Kleinschriften zu Trägern der christlichen Frohbotschaft zu machen. So war Bruder Gabriel Apostel und Missionar auf seine Art, bis ihn Christus zu sich ins ewige Leben rief.

Pater Guntram Ludwig Reicherzer (1913 - 1982)

Pater Guntram Reicherzer

„Wie Gott es will“, sagte Pater Guntram noch kurz vor seinem Sterben. Gott hat es gewollt und unseren Mitbruder sehr rasch am Sonntag, dem 24. Oktober 1982, in den Abendstunden zu sich heimgerufen. Pater Guntram war erst acht Tage zuvor auf seinen eigenen Wunsch hin von Mönchsdeggingen in unser Altenpflegeheim nach Reimlingen übergesiedelt. Sein Gesundheitszustand hatte ihn zu diesem Schritt gezwungen. Immer mehr hatte sein Augenlicht nachgelassen; vor allem aber machten ihm seine Herzbeschwerden zu schaffen. Ein Lungenleiden aus der Zeit seiner Missionstätigkeit hatte auch sein Herz schwer geschädigt. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit war Pater Guntram 1974 aus Simbabwe nach Deutschland zurückgekehrt.

Pater Guntram Ludwig Reicherzer wurde am 28. März 1913 in Laub im Ries, also nicht weit von Reimlingen und Mönchsdeggingen entfernt, geboren. Ludwig besuchte die Volksschule in seiner Heimatgemeinde und anschließend das Gymnasium der Missionsbenediktiner in St. Ottilien. Nach sieben Jahren wechselte er von dort 1932 in unser Missionsseminar nach Reimlingen über. 1934 begann er das Noviziat in St. Paul, Holland, und legte dort am 1. Mai 1935 seine Erste Profess ab. Es folgten die Studienjahre im Piusseminar in Würzburg, in dessen Kirche er am 6. August 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, zum Priester geweiht wurde. Pater Guntram versah in den Kriegsjahren den Posten eines Assistenten im Piusseminar und bald auch übernahm er die Kaplansstelle in der Pfarrei St. Barbara, zu der das Piusseminar gehört. Über diese Tätigkeit von Pater Guntram veröffentlichte der Pressedienst des Bischöflichen Ordinariates Würzburg am 3. November 1982 folgenden Beitrag: Der Mariannhiller Missionar Pater Guntram Reicherzer war von 1940 bis 1948 Kaplan in Würzburg – St. Barbara; hier nahm er sich besonders der Jugend in den schweren Zeiten des Dritten Reiches und des Krieges sowie in den auf andere Weise harten Jahre nach dem Kriege an. 1960 erinnerten sich ehemalige Jugendliche der Pfarrei an die Verdienste von Pater Guntram und schlugen ihn vor für die Ehrennadel des BDKJ. In der Begründung schrieben sie damals:

„Kurze Zeit nachdem Pater Reicherzer die Arbeit in der Pfarrei begonnen hatte, nahm er Verbindung mit der damals illegal bestehenden Jungmännergruppe auf und hielt Gruppenstunden in Privatwohnungen ab. Diese Gruppe löste sich jedoch durch die Stellungsbefehle der einzelnen von selbst auf. Mit den schulpflichtigen Jugendlichen war dann während des Krieges nur die Arbeit in sog. Glaubensstunden möglich. Die Arbeit mit der Mädchenjugend wurde jedoch ohne Unterbrechung fortgesetzt.

Nach dem Krieg nahm Pater Guntram auf ganz ungewöhnliche Weise die Jugendarbeit neu in Angriff. Da der Wiederbeginn des Schulunterrichts in der zerstörten Stadt eine sehr lange Anlaufzeit benötigte, sammelte er vor allem die älteren Jahrgänge der Volksschule um sich und gab wenigstens in einigen Fächern Unterricht. So waren die Jugendlichen von der Straße und damit von den Kasernen der Besatzungssoldaten ferngehalten. Dadurch wurde aber auch der Grundstein für die sich langsam entwickelnde Jugendarbeit gelegt.

Die Verdienste von Pater Guntram Reicherzer sind in Einzelheiten schwer zu schildern. Er stand ganz für die Jugend der Pfarrei zur Verfügung, half ihr, wo er nur konnte – auch materiell –, und baute in mühseliger Kleinarbeit von unten die damalige Pfarrjugend wieder auf.

Am 16. März 1945 wurde auch die St. Barbara-Kirche teilweise zerstört. Der Mariannhiller Pater legte selbst Hand an beim Wiederaufbau der Pfarrkirche und setzte auch die Jugendgruppen mit ein. Pater Guntrams Verdienste sind in Würzburg unvergessen.“ – (Soweit der Bericht.)

Nach diesen langen Jahren des Wirkens in der Heimat fiel es Pater Guntram nicht leicht, 1949 in die Mission nach Bulawayo/Simbabwe zu gehen. Doch er folgte diesem Ruf bereitwillig. Auf zehn Jahre Seelsorgstätigkeit in der Heimat folgten 25 Jahre Missionsarbeit in Gwanda und Bulawayo. Auch dort fand Pater Guntram bald den Kontakt zu den Menschen, vielleicht gerade durch seine korrekte und konsequente Wesensart. Noch kurz vor seinem Tod suchte eine Familie aus Simbabwe, die auf einer Reise durch Deutschland war, Pater Guntram zu erreichen.

Pater Guntram hatte es in seinem Leben nicht leicht. Vor allem seine letzten Lebensjahre wurden zusehends von Krankheit und Leid geprägt. Trotzdem half er, so gut er konnte, in der Seelsorge aus, vor allem als Beichtvater in unserer Mönchsdegginger Klosterkirche. Gewissenhaft verwaltete er bis zuletzt die Hauskasse.

Pater Josef Reiner (1894 - 1971)

Pater Joseph Reiner

Pater Josef Reiner, Jahrgang 1894, hat in Tübingen und Würzburg studiert und wurde 1923 zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er in Südafrika; dann in Holland, und ab 1936 in den USA. Er gilt als einer der „Väter“ der amerikanischen Mariannhiller Provinz. Jahrelang leitete er die Redaktion der „Leaves“ und war gleichzeitig Rektor des Mariannhiller Hauses in Allentown. Für die Missionspresse („Leaves“ hatte damals eine Auflage von 200.000!) setzte er sich unermüdlich ein. Eine seiner Schwestern (Schwester Baldwina) war übrigens als Missionarin in Südafrika tätig; Pater Balduin Reiner, ebenfalls Mariannhiller, war sein Onkel. Pater Josef starb Ende März 1971 in Allentown. Bischof A. G. Schmitt, der gerade in Amerika weilte, hielt die Totenmesse.

Pater Alberic Josef Laurenz Reinhard (1884 - 1969)

Pater Alberic Reinhard

In der zweiten Augusthälfte 1969 erreichte uns aus Mariannhill (Südafrika) die Nachricht, dass der Missionar Pater Alberic Reinhard im Alter von 85 Jahren gestorben sei.

Seine Wiege stand im altehrwürdigen „Schaubhaus“ (Strohhaus) in Eich LU, wo er am 24. September 1884 geboren wurde. Die Eltern Reinhard-Oehen ließen den Knaben auf die Namen Josef Laurenz taufen. Leider dauerte das glückliche Leben in der Familie nur wenige Jahre. Schon früh starben der Vater und die Mutter. Götti Jakob nahm Seppi und eine seiner drei Schwestern zu sich ins luzernische Seetal, wo er in Lieli ein Bauerngut besaß. Hier besuchte der Knabe die Volksschule und blieb nach Abschluss der Schule auf dem Hof des Onkels. Im Jahre 1906 absolvierte der Jungmann die Rektrutenschule in Luzern. Der Onkel Jakob und seine Gattin, deren Ehe kinderlos geblieben war, hatten wohl gehofft, ihr tüchtiger Neffe werde einmal das Bauerngut übernehmen. Aber Seppi hatte im Stillen ganz andere Pläne geschmiedet und sie mit einem älteren Priester aus der Verwandtschaft besprochen. Er wollte Gott sein Leben in einem strengen Kloster weihen.

Im Frühjahr 1907 packte er seine bescheidenen Habseligkeiten, nahm Abschied von seinen Geschwistern und Pflegeeltern und zog in ein fernes, für ihn noch völlig unbekanntes Land. Das Ziel seiner langen Reise, die mehrere Wochen dauerte, war Südafrika.

In der Nähe der Hafenstadt Durban, beinahe im südlichsten Süden Afrikas, hatte im Jahre 1882 der Trappistenprior Franz Pfanner ein Kloster gegründet. Aus Verehrung zur Jungfrau Maria und ihrer Mutter Anna hatte er der Neugründung den Namen „Mariannhill“ (Maria-Anna-Hügel) gegeben. Das Kloster blühte rasch auf. In wenigen Jahren wurde es zum bedeutendsten Missionszentrum in Südafrika. Sein Name drang nach Europa und übte auf viele idealgesinnte Jungmänner eine starke Anziehungskraft aus. In dieses Kloster trat Seppi ein. Bei der Aufnahme in die religiöse Gemeinschaft erhielt er den Namen Alberic.

Zwei unerwartete Ereignisse bestimmten nun entscheidend die Zukunft des frischgebackenen Ordensmannes. Er, der mit der Absicht Ordensbruder zu werden, gekommen war, sollte auf Wunsch seiner Vorgesetzten das Studium aufnehmen und Ordenspriester werden. Die zweite wichtige Entscheidung traf nicht nur ihn persönlich, sondern die ganze Ordensfamilie in Mariannhill. Das trappistische Mönchsideal der Beschaulichkeit, des Schweigens und der Buße vertrug sich immer weniger mit der ausgedehnten missionarischen Tätigkeit, welche viele Patres und Brüder aufgenommen hatten. Das führte im Jahre 1909 zur Gründung einer neuen Gemeinschaft, der Kongregation der Missionare von Mariannhill. Wer als Trappist leben wollte, musste die Mission verlassen und in ein Kloster in Europa übersiedeln. Frater Alberic blieb und wurde Mariannhiller.

Zehn Jahre nach seiner Ankunft in Südafrika war er soweit vorbereitet, dass er die heiligen Weihen empfangen und zum ersten Mal die heilige Eucharistie feiern durfte. Ein neuer Lebensabschnitt begann. Der Einsatz im Weinberg des Herrn!

Auf der Station Telgte erfolgte ein erstes kurzes Wirken. Schon 1919 aber sandten die Obern den Neupriester in die rhodesische Mission, damals in Mashonaland. Der Erste Weltkrieg hatte die deutschen Mitbrüder am Wirken gehindert. Pater Alberic sollte das Werk wieder aufbauen. Er tat es mit großem Eifer. Nach zehn Jahren erreichte ihn ein neuer Ruf, der ihn schließlich in die Kapprovinz Südafrikas führte. Man darf wohl behaupten, dass er hier sein eigentliches Lebenswerk ausführte, nicht mit aufsehenerregenden Worten oder Taten, sondern mit der ihm eigenen Bereitschaft, seine ganze Kraft in den Dienst der einheimischen Bevölkerung, der Kirche und der Mitbrüder zu stellen. Über drei Jahrzehnte wirkte er als verantwortlicher Leiter auf verschiedenen großen Missionsstationen (Farview, Marialinden, Mariazell, St. Patrick). Diese Stationen liegen in der heutigen Transkei und gehören zur Diözese Mthatha. Bischof Josef Grüter aus Ruswil, der der Diözese von 1941 bis 1968 vorstand, schätzte Pater Alberic außerordentlich. Und der frühere Bischof von Port Elizabeth, Mgr. McSherry, soll einmal seine hohe Anerkennung mit folgenden Worten ausgedrückt haben: „Das ist mein großer Mann in der Transkei.“ Den großen Mann konnten solche Ehrungen nicht aus der Fassung bringen. Er erfüllte seine Pflicht getreu und – vielleicht ein Erbe aus der Trappistenzeit – sehr schweigsam.

Solange die Gesundheit es ihm erlaubte, wollte er im „Busch“ arbeiten. Gerne verbrachten Neumissionare bei ihm ihre Lehrzeit. Mit viel Geduld und Verständnis teilte er ihnen seine reiche seelsorgliche Erfahrung und seine Kenntnisse der einheimischen Sprachen, Sitten und Gebräuche mit.

Die Liebe zur Heimat erlosch nie. Regelmäßig und mit Interesse las er die Zeitschriften, die ihm Angehörige zuschickten. Er freute sich, wenn Bischof Grüter oder die jüngeren Schweizer Mitbrüder ihm Nachrichten aus der Heimat bringen konnten.

Im hohen Alter von 79 Jahren trat er von der strengen Arbeit zurück. Er kehrte heim – nach Mariannhill. Eine fortschreitende Lähmung zehrte seine Kräfte auf. Am 15. August 1969, am Feste der Himmelfahrt Mariens, rief ihn der ewige Hohepriester zu sich, um seinem treuen Diener den himmlischen Lohn zu schenken.

Bruder Dionys Georg Reiser (1903 - 1980) Seine Heilkräuter und Hustenmittel waren beliebt

Bruder Dionys Reiser

Man kann ohne Zweifel viele Ordensleute finden, die, soweit immer möglich, danach trachten, ihr Leben mit dem unseres Meisters Jesus Christus zu verbinden, der ständig im wunderbaren Geheimnis des Altarsakramentes unter uns weilt. Bruder Dionys war so ein Mann, und man muss es als eine außergewöhnliche Gnade ansehen, dass Christus diese einzigartige Verbundenheit bestätigte, indem er unseren Bruder gerade am Fronleichnamsfest, am 5. Juni 1980, zu sich gerufen hat.

Friedlich wurde das Opfer unseres Bruders in Christi vollkommenes Opfer hineingenommen, um das eine und einzige annehmbare Opfer für den Vater zu werden, das eine und einzige Opfer, das es gibt. Diese Vereinigung brachte das Ende von beinahe 77 Erdenjahren – unser Mitbruder war am 10. Oktober 1903 zu Neumarkt in der Oberpfalz geboren –, von denen Bruder Dionys 55 im direkten Dienst Gottes verbrachte.

Seit seinem Eintritt ins Noviziat in Mariannhill am 1. November 1924 erstrebte Bruder Dionys diese Vereinigung mit Christus und bemühte sich getreu, Schritt für Schritt diesem Ziel näher zu kommen.

Als der junge Georg Reiser am 30. Mai 1924 in Mariannhill eintraf, hatte er bereits eine abgeschlossene Lehre als Drogist hinter sich. Doch aus Gründen, die nur Gott kennt, musste er jetzt das Maurerhandwerk erlernen. Ganz selbstverständlich beugte er sich dem Wunsch seiner Obern und arbeitete bis 1929 als Maurer. Damals suchte man einen Krankenpfleger, und die Obern erinnerten sich, dass Bruder Dionys dazu die Befähigung besaß. Von da an war er in seinem Element und diente viele Jahre hindurch mit großer Hingabe den kranken und alten Mitbrüdern unserer Gemeinschaft. Darüber hinaus führte er eine Notklinik, um der Bevölkerung aus der Umgebung bei kleinen oder auch größeren Unfällen und Krankheiten zu helfen. Sein Hustensirup brachte ihm einen legendären Ruf ein. Befähigt durch seine Ausbildung, mischte und bereitete er lange Zeit fast alle Medizinen für das St. Mary’s Hospital. Eigenartigerweise wurde durch den Umgang mit den Kräutern und Chemikalien seine Haut sehr stark angegriffen, und so litt er oft an einem schmerzhaften Hautausschlag.

Dies war denn auch der Hauptgrund, warum man ihm 1945 riet, wieder das Maurerhandwerk aufzunehmen. In diesem Jahr half er beim Bau der Kirche in Ngqeleni in der Transkei. Trotzdem finden wir ihn schon 1946 wieder bei seiner früheren Aufgabe im Mater-Dolorosa-Heim, dem Altenheim in Mariannhill. Die oben genannte Hautallergie muss für ihn ein großes und schweres Kreuz gewesen sein. Doch all das, zusammen mit seinem treuen Dienst an den alten und leidenden Mitbrüdern, war dieser andauernde und doch immer wieder neue Prozess seiner Verbundenheit mit seinem Herrn, der schließlich am Fronleichnamsfest 1980 seine Krönung fand.

Bereitschaft und Willigkeit zu einer solchen Vereinigung ist des Menschen Antwort auf Gottes Plan und auf Gottes Handeln an der Heiligung des Menschen, denn Heiligung ist ein Handeln Gottes und ein unverdientes Geschenk. Der Mensch aber muss bereit sein, es anzunehmen.

Besonders in seinen späteren Jahren, nach 1964, als Bruder Dionys im Hauptbüro des Klosters Mariannhill tätig war, konnte man schön sehen, wie Gott die Heiligung an einem bereiten Menschen vollzieht. Es gab im Leben von Bruder Dionys manches, was er nicht verstehen und nicht annehmen konnte. So litt er sehr darunter, wenn es ihm zum Bewusstsein kam, dass er mit Fragen oder Bemerkungen andere getroffen hatte. Er wollte verstehen, er wollte, dass alle gut und zufrieden seien… Und so verstand er oft nicht, dass es im Leben Unrecht und ungerechte Situationen gibt. All das verursachte ihm viel zusätzlichen Schmerz. Oft konnte er nur sagen: „Ich weiß nicht … Ich opfere es einfach Gott auf … Er weiß es“. Und Gott wusste es, und er nahm die Gabe an. Es war die herrliche Gabe des ganzen Lebens eines Mannes, es war die Gabe unseres Mitbruders Dionys an den Einen, der ihn gerufen hatte, so zu handeln, getreu dem Geiste Mariannhills, getreu dem wagemutigen Geist unseres Gründers Abt Franz Pfanner.

Mögen die Früchte dieser Lebensgabe reichlich sein und möge Bruder Dionys erlangen, was Gott denen versprochen hat, die ihn lieben.

Bruder Alto Franz Reisinger (1850 - 1926)

Bruder Alto Franz Reisinger, 1850 in Wimsbach/Oberösterreich geboren, mühte sich in Mariannhill sowie auf den Außenstationen des Missionszentrums vor allem um Baumschulen. Stattliche Waldungen wurden von ihm angelegt – Fichten, Föhren, Eukalyptus, Akazien u. dgl. Mehr als tausend Morgen Wald gehen auf seine Mühen zurück. Er liebte die Geselligkeit, den Schnupftabak („Erst mal noch eine Prise!“) und das Gebet. Der Rosenkranz war sein ständiger Begleiter. Er starb am 15. Juli 1926.

Pater Marianus Heinrich Renk (1904 - 1981) Zwischen Heimat und Mission

Pater Marianus Renk

Mit 16 Jahren meldete er sich bei den Mariannhillern – der Bauernbub Heinrich (erst im Kloster erhielt er den Namen Marianus) aus Friesen im Landkreis Kronach/Oberfranken. Das war im Herbst 1920. In Lohr und Reimlingen besuchte er das Gymnasium; 1928 legte er die Ordensprofess ab, 1932 wurde er zum Priester geweiht. Noch im gleichen Jahr begann er an der Dominikanerhochschule Angelicum in Rom mit dem Sonderstudium der Dogmatik. Von 1935 bis in die ersten Kriegsjahre hinein dozierte er im Piusseminar zu Würzburg Dogmatik und Fundamentaltheologie. Als die meisten Fratres zum Militärdienst eingezogen worden waren, übernahm er eine Seelsorgestelle in seiner Heimatdiözese Bamberg. Unerschrocken und mutig trat er gegen das nationalsozialistische Regime an; mehrmals wurde er von der Gestapo verhört, aber sein energisches Auftreten schien auch bei ihnen Eindruck zu machen; sie ließen ihn immer wieder frei.

Auf dem Generalkapitel in Altdorf/Schweiz (1947) wurde Pater Marianus in die Ordensleitung berufen; ihr gehörte er bis 1957 an. Nach Ablauf seiner Amtszeit meldete er sich für die Rhodesienmission. Unter großem persönlichem Einsatz und eigenhändiger Mithilfe erstellte er die neue Kirche von St. Andrew’s in Bulawayo. Von der Stadtpfarrei aus unternahm er auch häufig Kralbesuche in den benachbarten Goldminen, um auch dort einheimische Gläubige zu betreuen, wo kein regelmäßiger Gottesdienst stattfinden konnte.

Über Rom nach Regensburg

Aus der ihm liebgewordenen Missionsarbeit wurde Pater Marianus 1966 “herausgerissen” und nach Rom berufen, um den Posten des Generalprokurators zu übernehmen; sein Vorgänger, Pater Willehad Krause, war während eines Heimaturlaubs bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Als “Mann in Rom” vertrat er die Mariannhiller und leitete dort auch den Neubau des Generalates. Gleichzeitig übernahm er das Amt des Vizepostulators im Seligsprechungsprozess des Dieners Gottes Franz Pfanner.

Nach der Übersiedlung der Generalleitung von Mönchsdeggingen nach Rom suchte sich Pater Marianus, immer noch eifrig und unternehmungslustig, eine neue Aufgabe. Er fand sie 1971 als Präses der Marianischen Männerkongregation der Diözese Regensburg – mit Sitz in Straubing. Zu seinen Pflichten gehörte es, ca. 9000 Sodalen in 120 Pfarreien an Sonn- und Feiertagen zu besuchen und zu betreuen. Dazu kam noch während der Woche Religionsunterricht an verschiedenen Berufsschulen. Die Marienverehrung stand zeitlebens auf seiner Fahne; sie war ohne Überschwang, einfach und echt. Gerne hätte Pater Marianus die Sonderseelsorge als Präses der Marianischen Männerkongregation fortgeführt, aber er spürte, inzwischen 70 geworden, dass seine Kräfte nachließen. So gab er die Betreuung der Sodalen in jüngere Hände, er selbst aber meldete sich abermals für die Mission, um die geistliche Leitung einer einheimischen Schwesternkongregation in Simbabwe zu übernehmen. Seiner Sachkenntnis und Erfahrung war es zu danken, dass die Schwesterngemeinschaft solide Konstitutionen erhalten hat.

Pater Marianus arbeitete, solange es eben ging. Auch drei Schlaganfälle entmutigten ihn nicht; er erholte sich und war wieder bereit, seinen Mitbrüdern in der Seelsorge beizustehen; doch dann erreichte ihn die Nachricht von der Ermordung Pater Edmar Sommerreißers; diese Aufregung nach den vorangegangenen schwächenden Schlaganfällen war für ihn zuviel. Er starb nur wenige Stunden nach dem Überfall auf Regina Mundi. Auf dem städtischen Friedhof von Bulawayo fanden beide Missionare die letzte Ruhe.

Bruder Bruno Rettner (1910 - 1966) Beliebt im ganzen Frankenland

Er wurde als jüngstes von sieben Kindern am 2. Juli 1910 in Greßthal bei Würzburg geboren – in einer Bauern- und Handwerkerfamilie. Nach der Volksschule arbeitete er auf dem elterlichen Hof. Mit zwanzig Jahren entschloss er sich, der Mariannhiller Gemeinschaft beizutreten; am 10. Oktober 1930 begann er als Postulant im Missionshaus Reimlingen. Nach der Ordensprofess (1933) wirkte er kurze Zeit im Piusseminar/Würzburg; von da kam er in die „Vertretung“ am Röntgenring. Seine neue Aufgabe war die Missionswerbung im unterfränkischen Raum. „Reisebruder“ sagte man damals noch. Bruder Bruno ging von Ort zu Ort (bisweilen auch per Rad), besuchte die Freunde und Förderer der Mariannhiller Missionare, warb für die Missionszeitschriften und mühte sich, bei den Gläubigen das Interesse an der Dritten Welt zu fördern. Dass er dies meisterhaft zu tun verstand, davon spricht man noch heute. Er war der ideale Verbindungsmann zwischen Kloster und Kirchenvolk. Seine schier sprichwörtliche Freundlichkeit, sein sympathisches Lächeln, seine gute Laune, seine Aufgeschlossenheit auch für die Sorgen und Anliegen der einfachen Leute auf dem Lande – all das machte ihn in den Augen derer, die er besuchte, zu einem kleinen Heiligen. Man freute sich, wenn er kam; man gewährte ihm gerne Gastfreundschaft; man spendete reichlich, wenn er zugunsten der Mission die Hand aufhielt.

Bruder Bruno war persönlich bescheiden und einfach. Und dies machte ihn nur noch einnehmender und gewinnender in seinem Wesen. Es kam vor, dass die Leute draußen im fränkischen Hinterland sich regelrecht nach ihm sehnten: Sie wollten ihn wieder mal sehen, ihm ihre Sorgen erzählen, im etwas mitgeben. Dass ein „Klosterbruder“, wie sie sagten, ihnen diese Ehre erwies, freute sie besonders. Gewiss war diese Aufgabe für Bruder Bruno nicht reines Zuckerschlecken. Wie alle, die „werbend“ von Ort zu Ort ziehen, musste auch er manche Enttäuschung einstecken und manches böse Wort schlucken, das ihm entgegengeschleudert wurde. Nicht alle, die er „anbettelte“, waren der Kirche oder dem Orden wohlgesonnen. Es gab immer auch einige, die keinen „Pfaffen“ leiden konnten. Und die Jahre während des Hitlerregimes brachten ohnedies genug Verleumdung von offizieller Seite gegen Kirche und Klöster.

Beim Ausbruch des Krieges wurde Bruder Bruno zum Militärdienst verpflichtet; es folgten fünf schwere Jahre an der Ost- und Westfront. Beim Zusammenbruch des Dritten Reiches geriet er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 entlassen wurde.

Er kehrte direkt nach Würzburg zurück, an die Niederlassung der Mariannhiller am Röntgenring. Das Haus war während des Bombenangriffs auf die Frankenmetropole am 16. März 1945 völlig zerstört worden. Bruder Bruno half, zusammen mit anderen Mitbrüdern, beim mühsamen Wiederaufbau tatkräftig mit.

Nachdem sich im Lande die Verhältnisse wieder normalisiert und stabilisiert hatten, nahm er seine Reise- und Werbetätigkeit draußen im fränkischen Land wieder auf. Und schon bald war er wieder der gerngesehene „Klosterbruder“, dem man sich anvertraute, wenn Schmerzen drückten; dem man auch einen Kalender abkaufte oder eine Taufgabe („Heidenkind“ sagte man damals noch) übergab, oder auch sonst einfach zu Rate zog, wenn man in Not war.

Bruder Bruno verstand es zu trösten, oft schon allein dadurch, dass er zuhörte und zu schweigen wusste. Sicher hat er auch für viele seiner Freunde und Wohltäter gebetet. Als er am 3. März 1966 starb – nach kurzer, schmerzvoller Krankheit –, da fehlte er allen, die ihn kannten: dieser liebenswürdige Bruder mit den guten Augen und dem wachen Herzen!

Pater Liborius Adolf Reuss (1909 - 1983) Nie machte er von sich Aufhebens

Pater Liborius Reuss

Hätte er von diesem Sammelband mit Mariannhiller Porträts erfahren, er hätte das Projekt gewiss gutgeheißen, aber nicht, dass er selber in diese Reihe aufgenommen würde. Um sich machte er nie Aufhebens; er selbst wollte nie auffallen, nie Sonderprivilege. Er war die Genügsamkeit in Person.

Pater Liborius wurde am 27. Januar 1909 in Ettleben bei Würzburg geboren; er studierte bei den Mariannhillern in Lohr und Würzburg und wurde 1935 zum Priester geweiht. Von 1936 bis 1942 war er Lehrer in Sankt Paul/Holland. Die niederländische Sprache beherrschte er bestens. Im Oktober 1942 wurde er zum Militärdienst verpflichtet; er geriet in französische Gefangenschaft. Nach der Entlassung war er Kaplan in Kronach/Oberfranken und ab 1947 Lehrer in Reimlingen. 1960 ging er nach Neuß und übernahm die Betreuung einer Gruppe Spätberufener; er trieb die Errichtung des Studienheimes der Mariannhiller voran und leitete es bis 1969.

Ein Herz für Behinderte

Schon 60 Jahre alt, übernahm Pater Liborius eine neue Aufgabe im Benediktushof in Maria Veen. Er entwickelte außerordentliche Fähigkeiten im Dienste der Behinderten; es war ein Charisma eigener Art. Niemand, der ihn kannte, hätte ihm das zugetraut. Aber so war er zeitlebens: er drängte nie vor, war bescheiden, wirkte im Stillen. So auch jetzt unter den Behinderten. Für sie wurde er Vater und Freund. Ihnen opferte er seine ganze Zeit; für sie war er ständig unterwegs.

Dabei sorgte er sich aber nach wie vor auch um die Gesamtprovinz der Mariannhiller. Er scheute sich nicht, selbst Hand anzulegen, wenn es galt, einen lang erwogenen Plan auszuführen. In Sankt Paul, in Reimlingen, in Neuß – wo immer er im Dienste seiner Gemeinschaft stand, sorgte er sich um sie, schmiedete Pläne, entwarf Zukunftsprojekte. Trotz überreicher Arbeit und Termine blieb er ein besinnlicher Mensch. Er liebte die Musik und die darstellende Kunst und hatte offene Augen für die Natur. Es ging ihm um das Wahre und Echte. An sich selbst dachte er immer zuletzt, es sei denn, es ging um sein eigenes Seelenheil. Dass er sich eine Zeitlang mit dem Gedanken trug, in ein Trappistenkloster einzutreten, wussten nur ganz wenige seiner Mitbrüder. Auch darüber ging Pater Liborius schweigend hinweg. Ohne Aufhebens.

Die letzten drei Jahre seines Lebens waren von Krankheit und Schmerzen gezeichnet. Auch sie trug er in Stille und Ergebenheit.

Als er am 6. April 1983 im Benediktushof starb, trauerte jung und alt im Rehabilitationszentrum; beim Requiem nahmen die Behinderten von ihrem väterlichen Freund Abschied. Für Pater Liborius, hätte man ihn vorher gefragt, wäre das schon zu viel des Guten gewesen; am liebsten wäre er lautlos von dannen gegangen – in der Gewissheit, dass ein anderer auf ihn wartete …

Pater Kuno Ringenberger (1935 - 1973) Wenige hätten es anspruchsloser tun können

Pater Kuno Ringenberger

Das herkömmliche Bild vom Missionar mit schlohweißem Bart und rundem Tropenhelm passte nicht zu ihm. Überhaupt schien er in kein Schema zu passen: Pater Kuno war etwas eigenwilliger, als seinen Mitmenschen recht sein konnte, meistens aber auch noch schneller und provokativer, als selbst seine Freunde verkrafteten. Es war nicht leicht, sich mit ihm über ein Thema zu einigen. Aber in einem Punkt war man sich von jeher einig: Er liebte Afrika und die Afrikaner; und die liebten ihn. Als er am 20. Juli 1973, erst 38 Jahre alt, auf der von ihm selbst gegründeten Missionsstation Kapalu (die Mashona und einige andere afrikanische Stämme, die kein L sprechen, sagen stattdessen “Kaparu”) in der Erzdiözese Lusaka/Sambia starb, plötzlich und unerwartet, weinten sogar einheimische Männer wie kleine Kinder. Er hatte viel für die Mission getan; wenige hätten es anspruchsloser tun können.

Seine erste “Liebe” war Rhodesien/Simbabwe

Was war an Pater Kuno außergewöhnlich? Sein Lebenslauf unterscheidet sich kaum von dem anderer Missionare. Er wurde 1935 in Neuburg an der Donau (als vorletztes von neun Kindern) geboren. In Reimlingen bei Nördlingen und in Lohr am Main besuchte er die Mariannhiller Schülerheime. Nach dem staatlichen Abitur und dem Noviziat (1953/54) studierte er an der Universität Würzburg Philosophie und Theologie und wurde 1959 von Bischof A. G. Schmitt von Bulawayo zum Priester geweiht. Wenige Monate später fuhr er nach Rhodesien, unterrichtete am Lehrerseminar in Empandeni und wirkte anschließend auf der Brunapeg-Mission, ganz nahe an der Grenze zu Botswana. Hier war es, wo er die Mentalität der Einheimischen kennenlernte; hier hatte er viele Freunde unter den Eingeborenen; hier stellte er sich unmissverständlich auf ihre Seite – auf die Seite der Unterdrückten. Was Wunder, dass der rhodesische Geheimdienst ihm schon nach knapp fünf Jahren zu verstehen gab, er solle das Land unverzüglich verlassen? So kehrte er 1964 nach Deutschland zurück. In Erlangen übernahm er eine Seelsorgsstelle; später wurde er Religionslehrer an der Berufsschule in Arnsberg/Sauerland. So sehr er sich diesen neuen Aufgaben in der Heimat widmete, sein Herz hing nach wie vor an Afrika und seinen Menschen.

Neuanfang in Sambia

Da Rhodesien die Rückreise versperrte, meldete sich Pater Kuno bei Erzbischof Milingo von Lusaka. Der einheimische Prälat beauftragte den Mariannhiller Missionar sofort mit der Gründung einer neuen Station in einem bislang unerschlossenen Gebiet. Über ein Jahr lang lebte er in einer winzigen Backsteinhütte, mitten unter den Eingeborenen. Im Frühjahr 1973 konnte er endlich sein neues “Pfarrhaus” beziehen; auch einen Brunnen hatte er bohren lassen. Und schon plante er den Bau einer Missionskirche und eines Schwesternhauses mit Buschapotheke; doch dazu kam es nicht mehr.

Er zog sich ein Malariafieber zu, hatte Herzbeschwerden. In einem Brief an seine Freunde in Deutschland schrieb er: “Ihr möget recht behalten, so gut, wie ich es bei euch hatte, bekomme ich es hier nie mehr. Aber ich bin ja auch nicht nach Afrika zurückgekehrt, um es hier besser zu haben … Nun hat es mich aber doch arg erwischt. Es fing mit einem wahnsinnigen Stechen und Brennen in der Brustgegend an. Fünf Nächte konnte ich weder liegen noch schlafen. Erst eine starke Dosis Malariatabletten vertrieb nach einigen Tagen die Schmerzen. Auf der Höhe bin ich noch nicht. Ich habe mir geschworen, nicht aus dem Haus zu gehen, bis ich mich wieder besser bei Kräften fühle. Aber vor drei Tagen ließ ich mich dann doch überreden, ein einheimisches Mädchen in die Stadt zu fahren. Sie hatte eine schwere Geburt … Heute, am Sonntag, feierte ich die Eucharistie für rund 60 Leute in meinem Wohnzimmer. Die zweite Messe auf einer entlegenen Außenstation musste ich ausfallen lassen. Aushilfen gibt es hier nicht. Ich bin als Priester mutterseelenallein auf weiter Flur. Die einheimischen Christen werden sich daran gewöhnen müssen, ihre Gottesdienste künftig öfters ohne Priester zu gestalten. Der einheimische Priesternachwuchs lässt zu wünschen übrig, und aus der Heimat kommt immer weniger Nachschub. Die einheimischen Laien werden Religion selbst in die Hand nehmen müssen, wenn sie weiterhin Gott verehren wollen …”

Leben und Wirken im Busch

Die Einheimischen von Kapalu – Christen wie “Heiden” – schätzten die Arbeit des Missionars sehr hoch; einmal sagte ein Häuptling zu Pater Kuno: “Du musst zu mir kommen, wenn du etwas brauchst. Ich bin dein Vater, du bist mein Sohn …”

Zwei Tage später fuhr der alte Mann mit seinem Ochsenkarren vor und brachte Brennholz für den Missionar. Wenige Tage später meldeten sich 30 Freiwillige, um das Feld der Missionsstation zu jäten. Ein paar Wochen danach brachten sie auch die Ernte ein. Sie taten alles umsonst. Pater Kuno schrieb darüber in einem Rundbrief an seine Verwandten und Freunde in Deutschland: “Wie mir andere Missionare, die schon lange im Lande sind und es wissen müssten, bestätigen, gibt es so etwas auf keiner anderen Station. Das ist für mich ein Trost, auch eine Ermunterung, ich meine die Tatsache, dass meine Leute so opferfreudig sind und auch für die gemeinschaftlichen Projekte der Mission etwas übrig haben.”

Ähnlich Erfreuliches konnte Pater Kuno über die Osterfeier auf Kapalu berichten. Rund 400 Personen waren gekommen – zu Fuß, per Traktor, mit dem Rad. Sogar ein Bus war dabei. Der gehörte einem Polygamisten; seine zwölf Frauen (sic!) und 48 Kinder hatten alle im Bus Platz gefunden. Pater Kuno: “Mir war momentan nicht ganz wohl dabei, doch was sollte ich tun? Die Leute wollten für ihre Sünden büßen, sagten sie mir. Der Polygamist gab mir schon wiederholt größere Beiträge zum Bau unserer neuen Kirche. Einmal überraschte es mich, dass ein vom Pfarrgemeinderat gewählter Mann den sonst sehr begehrten Posten als Vorsitzender ablehnte mit der Begründung, er müsse erst noch für seine Sünden Buße tun. Ich konnte nicht herausfinden, was er damit meinte. Aber die Leute wussten offensichtlich gut Bescheid. Der Mann gehört seitdem zu den freiwilligen Helfern auf dem Feld der Mission … Kürzlich bat mich ein Mädchen, für ihre ‘uneheliche Niederkunft’ Buße tun zu dürfen. Diese halböffentlichen Bußen werden den Betreffenden von den Gemeindemitgliedern auferlegt, nicht vom Priester. Ich muss nur gut darauf achten, dass sie nicht zu drastisch ausfallen …”

Er war ihnen Vater und Bruder

In einem seiner letzten Briefe erwähnte Pater Kuno, dass ihm die Krankheit und das Alleinsein schon arg zugesetzt haben; aber so sei er auch zu persönlicher Besinnung und zu Privatexerzitien gekommen: “Wenn man tagelang bzw. nächtelang schlaflos herumliegt, dann drängen sich einem Gedanken über Gott und die Welt auf; man denkt über sich selber nach; man ist dann auch bereit, die Leiden und Schmerzen für seine eigenen Sünden aufzuopfern, oder für andere.”

Das Alleinsein (als einziger Weißer unter Einheimischen) hat ihn sicher nicht von seinen Leuten isoliert. Sie hatten bei ihm freien Zugang, und sie wussten auch, dass sie ihn jederzeit, sogar nachts, aus den Federn holen durften, wenn ein dringender Krankenruf es erforderlich machte. Diese Bereitschaft, jederzeit zu helfen, führte wohl auch zu seinem Tod: Herzversagen. Das wochenlange Malariafieber hatte ihn zu sehr geschwächt …

Ein Mitbruder aus Sambia schrieb kurz nach Pater Kunos Tod: “Er war für seine Leute ein Vater und Bruder … Und ich selbst habe Erzbischof Milingo gebeten, ihn in Kapalu beerdigen zu lassen, weil ich fühlte, dass dies wohl auch sein letzter Wunsch gewesen wäre – und die einheimischen Christen von Kapalu haben mich eigens darum angegangen.”

Hauptzelebrant beim Requiem in Lusaka war Alt-Erzbischof Adam Kozlowiecki, ein ehemaliger KZ-Häftling in Dachau. Bei der Beisetzung in Kapalu, die Erzbischof Milingo vornahm, waren viele Missionare anwesend, auch ein hoher Vertreter der Regierung, mit dem Pater Kuno befreundet war.

Ein Jesuitenpater aus Lusaka schrieb zum Tod des 38jährigen Mariannhillers: “Er hat viel für die Mission getan; der Erzbischof wird es schwer haben, einen Nachfolger zu finden …”

“Wir sind stolz und glücklich …”

Wenige Wochen nach dem Tod Pater Kunos schrieb Erzbischof Emmanuel Milingo an das Generalat der Mariannhiller in Rom: “Pater Kuno wird immer bei uns bleiben; er war ein großer Missionar. In der kurzen Zeit, die er bei uns in der Erzdiözese tätig war, hat er eine wahrhaft christliche Gemeinde aufgebaut. Die Leute hatten eine tiefe Liebe zu ihm, und sie werden nie seine Worte und Anleitungen vergessen. Pater Kuno hat die Leute gut gekannt. Er war einer jener seltenen Missionare, die Grieche mit den Griechen werden – fast schon am Tag der Ankunft. Er opferte sich ganz für die Errichtung einer neuen Mission. Da er selbst ein harter Arbeiter war, lehrte er auch die Leute arbeiten. Sein Lieblingsspruch war: ‘Wir wollen nicht Geld, sondern Hände.’ – Wir sind stolz und glücklich, diesen großen mutigen Menschen unter uns gehabt zu haben, obschon es schwerfällt, die Beschlüsse Gottes zu verstehen … Irgendwie fühlen wir, dass er nicht von uns gegangen ist, dass er noch bei uns ist und uns mit seinem großen Interesse und seiner Liebe zu den Leuten weiterhilft. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie einen so ausgezeichneten Missionar zu uns entsandt haben.”

Schafe ohne Hirten

Die aus Deutschland stammende Dominikanerin Schwester Digna, die Pater Kuno in Sambia kennengelernt hatte, war bei der Beerdigung des Verstorbenen dabei. Sie berichtete später darüber: “Mit mir waren mehrere Schwestern nach Kapalu gefahren. Als wir ankamen, hatten sich die Geistlichen schon zur Konzelebration versammelt. Unter einem Strohdach stand ein einfacher Altar. Nach der Predigt, die in zwei afrikanischen Dialekten und in englischer Sprache gehalten wurde, ergriff ein Katechist das Wort. Er erwähnte, dass Pater Kuno seine schwerkranke Schwester im Kraldorf besucht und im Glauben unterrichtet hatte. Wenige Wochen vor ihrem Tod sei sie auch von ihm getauft worden. – Sehr gerührt war ich, als ich zum Grab ging. Die Männer von Kapalu hatten alles vorbereitet. Sie hatten es mit Ziegelsteinen ausgekleidet. Einer der Männer stieg ins Grab und rückte den Sarg zurecht. Als wir uns von den Leuten verabschiedeten, sagten uns die Kirchenältesten, sie wünschten, dass die Mission künftig nach Pater Kuno benannt würde. Bei unserer Abfahrt standen immer noch Einheimische am Grab des jungen Missionars. Ich konnte immer nur zu mir selber sagen: Schafe ohne Hirten …”

Bruder Dominik Anton Risch (1909 - 1986) Bischöflicher Chauffeur und Zeremonienmeister

Bruder Dominik Risch

Er wurde zwei Wochen vor dem Tod Franz Pfanners geboren – im Mai 1909 in Kaldorf bei Eichstätt. Nach der Volksschule besuchte er das Internat der Mariannhiller in Lohr, ging dann ins Missionshaus Reimlingen, wo er als Buchbinder ausgebildet wurde. 1933 legte er seine Ordensprofess ab. Nach kurzem Wirken in Schurgast/Oberschlesien fuhr er in die Südafrikamission (1934). Er arbeitete in Melville und Umsinsini unter Bruder Bonaventura Daniels, dem Baumeister der Diözese Mariannhill. Für die Kapuzinerinnen in Melville wurde ein Konvent errichtet. Bischof Adalbero Fleischer hatte die Schwestern eigens nach Südafrika gerufen; sie sollten die aktive Missionsarbeit durch ihr Gebet unterstützen.

Bruder Dominik half auch mit beim Bau von Assisi-Mission (Mutterhaus einer einheimischen Schwesterngemeinschaft) und ging schließlich in die Buchbinderei nach Mariannhill. Nebenbei arbeitete er für Bischof Fleischer. Bei unzähligen bischöflichen Funktionen (Firmungen, Kirchweihen etc.) versah er die Dienste des Zeremonienmeisters. Die Buchbinderei befand sich damals noch in der Alten Mühle. Jeden Morgen ging Bruder Dominik zu Fuß dorthin, den Rosenkranz in der Hand. In späteren Jahren kümmerte er sich auch um den Kolpingsverein von Mariannhill.

Von 1938 bis 1976 war er in der Verwaltung und Buchführung der Missionszentrale tätig. Aber auch während dieser Zeit half er immer wieder den Bischöfen Alfons Streit sowie seinem Nachfolger Martin Elmar Schmid, vor allem auf den vielen Firmungsreisen ins Hinterland, oft auch als Chauffeur.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Bruder Dominik im Altenheim, besorgte für jene, die nicht mehr gehen konnten, Postgänge und dgl.; er war stets freundlich und hilfsbereit. Mit Worten auszudrücken, was er für die Mission geleistet und wieviel er für sie gebetet hat, ist nicht möglich. Das steht allein im Buch des Lebens.

Bruder Onesimus Georg Rolfes (1875 - 1937)

Bruder Onesimus Georg Rolfes, Jahrgang 1875, stammte aus Cappeln/Oldenburg. In Mariannhill wurde er Schaffner; er beherrschte Englisch und Zulu und kannte sich auch in den Bräuchen und Sitten der Einheimischen bestens aus. Seine Arbeiter nannten ihn „Induna“ (Häuptling). Neben den vielen landwirtschaftlichen Arbeiten sorgte er auch für das Anlegen von Wäldern. Heute noch trägt eine Pflanzung bei Sankt Wendelin seinen Namen: „Onesimuswald“. Er starb am 16. September 1937.

Pater Georg Anton Rottmann (1898 - 1986) Kontaktmann zu den Klerikern an der Front

Pater Georg Anton Rottmann

Über sein Leben hätte man die Worte des heiligen Augustinus schreiben können: “Unruhig ist unser Herz, o Herr, bis es Ruhe findet in dir!” – Sein ganzes Leben war geprägt von Seeleneifer und rastloser Tätigkeit.

Er liebte seine fränkische Heimat; gerne besuchte er seinen Heimatort Reuchelheim, wo er am 18. August 1898 geboren wurde. Nach Abschluss der Volksschule und einer kaufmännischen Lehre ging er als Spätberufener aufs Gymnasium der Mariannhiller in Reimlingen. Unmittelbar nach dem Abitur trat er in die Missionsgemeinschaft ein; er studierte in Würzburg Philosophie und Theologie. Am 6. März 1932 wurde er von Bischof Matthias Ehrenfried zum Priester geweiht. Sein erster Einsatz war die Druckerei in Reimlingen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten war er mit Verwaltungsaufgaben betraut, doch die Seelsorge blieb sein persönliches Anliegen. Viele Kontakte waren zu knüpfen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, um nur das Notwendigste zum Leben (Überleben) der Gemeinschaften herbeizuschaffen. Am Wiederaufbau der Mariannhiller Niederlassung in Köln nahm er maßgeblich Anteil.

1957 wurde Pater Rottmann Generalökonom der Mariannhiller Gemeinschaft; dieses Amt versah er zehn Jahre lang. Dann kehrte er nach Köln zurück. 1974 siedelte er nach Würzburg über und verbrachte seinen Lebensabend im Piusseminar. Aber auch hier war er viel unterwegs; nie hörte man ihn klagen. Eines Tages, so berichteten Mitbrüder nach seinem Tod, erwähnte der mittlerweile 80jährige Pater: “Soeben komme ich von einem Neunzigjährigen; er wollte beichten; und gleich gehe ich zu einer Zweiundneunzigjährigen, um ihr die Krankenkommunion zu bringen …”

Wenn es um solche Seelsorgsdienste ging, war auf Pater Rottmann Verlass; seine Zuverlässigkeit lief ab wie die eines Uhrwerks. Regelmäßig machte er Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen; er betreute auch das Grab der Mariannhiller auf dem städtischen Friedhof und die Kapelle im Piusseminar. Wenn er unterwegs war auf seinen vielen Pastoralbesuchen, eilte er schnellen Schrittes über die Straßen, selten nach rechts oder links sich umschauend. Er wusste sich geborgen in der “Obhut seines Schutzengels”.

Bei Hausbesuchen plauderte er gerne über seine Jugendzeit, über den Einsatz während der Kriegsjahre und seine Hilfen für die Mariannhiller Kleriker, die zum Militärdienst einberufen worden waren. Er schickte ihnen Päckchen und Informationen, und wenn einer Urlaub hatte, hieß er ihn in der Gemeinschaft jederzeit willkommen. Er war für viele, die an der Front lagen, der “Kontaktmann” schlechthin. Ohne seine Hilfsbereitschaft und sein Mühen hätten sie sich einsamer gefühlt; wäre ihnen das harte Soldatenleben noch schwerer gefallen.

Viele junge Menschen wurden von ihm direkt auf den geistlichen Beruf hin angesprochen. Viele hat er zeitlebens begleitet, auch dann noch, als sie sich für andere Berufe entschieden hatten.

Als die Kräfte rapide nachließen, ließ sich der inzwischen 87jährige ins Altenpflegeheim nach Reimlingen bringen. Die letzten Wochen seines Lebens verbrachte er in dem Haus, wo er einst als junger Pater begonnen hatte. Dort entschlief er in der festen Hoffnung, bei Gott Ruhe und Rast zu finden.

Pater Pius Thomas Rudloff (1910 - 1986) Von vornehmer und gewinnender Freundlichkeit

Pater Pius Rudloff

“Ich werde ihn nie vergessen, so lange ich lebe. Er war so herzhaft praktisch und menschenfreundlich … Ich habe ihn auch als Priester sehr geschätzt, einer nach dem Herzen Gottes!” – So schrieb der Schriftsteller und Fernsehautor Erich Kock nach Bekanntwerden des Todes von Pater Pius Rudloff. Kock hatte den Mariannhiller Pater in Rom kennengelernt, als Pater Pius noch Generalsuperior der Mariannhiller war.

Ähnlich haben andere empfunden: Freunde, Verwandte, Mitbrüder. “Durch seine vornehme und gewinnende Art, durch seine Fähigkeit, zuzuhören und auf Argumente einzugehen, bei all dem aber dennoch eine klare Linie zu halten, trug er wesentlich dazu bei, dass der gärende Most der nachkonziliaren Ära, wenn man diesen Vergleich benützen will, zum klaren Wein reifte, ohne die Fässer zu sprengen.” (Dietmar Seubert)

Schon frühzeitig an Schmerz und Leid gewohnt

Pater Pius wurde am 2. Oktober 1910 als sechstes Kind des Tünchermeisters Andreas Rudloff und seiner Ehefrau Elisabeth in Bergrheinfeld bei Schweinfurt geboren. In der Taufe erhielt er den Namen Thomas. Er war noch keine fünf Jahre alt, da starb seine Mutter. Es war mitten im Ersten Weltkrieg. Der Vater heiratete wieder, aber auch er starb schon nach wenigen Jahren (1924).

Nach der Volks- und Fortbildungsschule entschloss sich Thomas, mittlerweile 16 Jahre alt, bei den Mariannhillern zu studieren. 1931 konnte er das Gymnasium in Reimlingen mit dem Abitur abschließen. Der Direktor des Hauses, Pater Ludwig Tremel, bescheinigte ihm Talent, Eifer und Frömmigkeit; er hielt ihn für den Besten seiner Klasse.

Es folgten Noviziat und Theologiestudium. 1932 musste er, kaum begonnen, das Studium unterbrechen; am linken Lungenflügel hatten die Ärzte eine schwere Tuberkulose festgestellt. Eine Kur in Altdorf/Schweiz rettete ihm wahrscheinlich das Leben. 1934 durfte er das Studium in Würzburg fortsetzen; 1938 wurde er zum Priester geweiht – am 27. März. Drei Wochen vorher war Hitler in Österreich einmarschiert. Es roch allenthalben nach Krieg. Das war wohl auch der Grund, warum die meisten Neupriester vorzeitig ins Ausland geschickt wurden. Einige fuhren in die USA, andere nach Afrika. Pater Pius reiste schon im April 1938 nach Mariannhill/Südafrika. Hier übernahm er das Magisteramt für die Brüder; für den jungen Priester keine leichte Sache. Aber seine freundliche Art brachte ihm bald auch das Vertrauen der alten Missionspioniere ein.

Dann brach der Zweite Weltkrieg aus; Pater Pius musste, wie fast alle deutschen Missionare, die erst vor kurzem ins Land gekommen waren, ins Internierungslager. Nach einem Jahr wurde er entlassen, allerdings mit der Auflage, das Missionszentrum Mariannhill weiterhin als “Hausarrest” zu betrachten.

1946 wurde Pater Pius Superior im Mutterkloster; während dieser Zeit ließ er viele Renovierungen durchführen. Das ehemalige Trappistenkloster hatte einen “frischen Anstrich” nötig.

Missionar in der Transkei / Generalsuperior in Rom

1949 übernahm Pater Pius die Seelsorge in Cala, einem Buschstädtchen in der Diözese Mthatha/Transkei. Unter seiner Leitung wurde die katholische Pfarrei zu einem blühenden Zentrum kirchlicher Aktivitäten. Dominikanerschwestern führten ein Krankenhaus, Menzinger Schwestern leiteten eine Schule. Den Kirchenneubau mit Glockenturm überwachte Pater Pius selber. Er legte großen Wert darauf, auch einheimische Künstler beizuziehen.

1963 wurde er zum Provinzial ernannt; er übernahm diese Aufgabe zusätzlich zur bisherigen Pfarrseelsorge. Vier Jahre später, auf dem Generalkapitel in Würzburg, wurde er zum Generalvikar der Mariannhiller gewählt. Als Pater Ferdinand Holzner 1972 eines plötzlichen Todes starb, übertrug man Pater Pius kommissarisch die Leitung der Kongregation; 1973 wurde er selbst zum Generalsuperior gewählt. Er übernahm damit höchste Verantwortung in der Gemeinschaft seiner Mitbrüder.

“Wie er seine innere Verbundenheit mit Gott nicht nach außen zeigte, so blieb für viele seine tiefe innere Verbundenheit und sein Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft und jeden einzelnen Mitbruder meist verborgen.” (Fridolin Züger)

Zurück in die Heimatprovinz

Auf dem Generalkapitel 1979 schied Pater Pius, inzwischen 69 Jahre alt, aus dem Amt, aus Alters- und Gesundheitsgründen ging er nicht mehr in die Südafrikamission zurück, sondern übernahm neue Aufgaben in der deutschen Provinz.

Frei von jeder Amtsbürde, nutzte er die Zeit zum Privatstudium und zu Seelsorgsaushilfen. 1980 wurde er Superior im Missionshaus Reimlingen, ein Jahr später gleichzeitig Novizenmeister. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100jährigen Jubiläum von Mariannhill ernannte ihn Bischof Dr. Josef Stimpfle von Augsburg zum Bischöflichen Geistlichen Rat. Aus gesundheitlichen Gründen (er tat sich beim Sprechen immer schwerer) legte er das Amt des Hausoberen 1985 nieder und zog sich nach Mönchsdeggingen in den Ruhestand zurück. Ganz untätig wollte er auch hier nicht sein; so half er bei den Maria-Ward-Schwestern in Günzburg/Donau aus. Hier zog er sich eine Lungenentzündung zu; hier starb er auch am frühen Morgen des 10. Dezembers 1986. Er war aufgestanden und wollte sich die hl. Kommunion aufs Krankenzimmer bringen lassen. Als man sie ihm reichen wollte, war er bereits nicht mehr am Leben.

Pater Pius war ein ruhiger, gelassener, am liebsten in der Stille wirkender Missionar. Seine Treue zur Kongregation war getragen von der Überzeugung, dass Gott Menschen braucht, um sein Reich auszubreiten.

Seine große Bereitschaft, zuzuhören und zu helfen, bleibt unvergessen. Seine Menschenfreundlichkeit bleibt all denen in guter Erinnerung, die das Glück hatten, ihm begegnen zu dürfen.

Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof in Reimlingen.

Bruder Ambrosius Alfons Rudolf (1881 - 1970) Man brauchte ihn in der Heimat

Bruder Ambrosius Alfons Rudolf

Eigentlich wollte er in die Mission, nach Afrika. Aber seine Ordensobern waren anderer Meinung: Sie brauchten ihn in der Heimatprovinz. Und hier hat er gute Dienste geleistet, meistens in aller Stille und ohne viel Aufhebens. Er ging dorthin, wo man ihn brauchte; er verrichtete jene Arbeiten, die man ihm auftrug. Da gab es kein Hin- und Herfragen, kein Wenn und Aber. Der Auftrag des Oberen war für ihn Gottes Wille, und den galt es zu erfüllen. Vielleicht hatte ihn diesbezüglich schon das Elternhaus vorgeprägt. Er stammte aus dem fränkischen Baden; sein Geburtsort war Impfingen an der Tauber. Mit sechs Geschwistern wuchs er auf dem väterlichen Bauernhof auf und half schon sehr frühzeitig überall dort mit, wo eben auch Kinderhände schon zupacken konnten.

Während des Ersten Weltkrieges wurde Alfons (Taufname) schwer verletzt. Die Ärzte wollten eines seiner Beine amputieren; zum Glück probierten sie es erst noch einmal anders – und siehe da, es ging. 1917 geriet der 36jährige (er wurde am 4. Februar 1881 geboren) in englische Kriegsgefangenschaft. Wieder auf freiem Fuß, half er erneut auf dem elterlichen Bauern- und Weingut mit.

1923 entschloss er sich, bei den Mariannhillern einzutreten. Sein Wunsch war, wir erwähnten es schon, Missionar in Südafrika zu werden: „Schon als kleiner Bub hat mich Missionsabt Franz Pfanner begeistert; ich las auch sehr eifrig die Mariannhiller Zeitschriften…“ sagte er einmal zu einem jüngeren Mitbruder.

Als man ihn dann aber in der Heimatprovinz einsetzte, in Lohr und in Würzburg, war er durchaus zufrieden; es war für ihn gleicherweise Dienst an der Mission – an der „Nachschubbasis“ für die Mission!

Als Gärtner wirkte er viele Jahre im Piusseminar zu Würzburg, und viele junge Kleriker, die dort ihre Studien machten, erinnern sich gern an seine gütige, väterliche Art. Ein Vorbild in vieler Hinsicht.

Bruder Ambrosius starb am 10. November 1970 und wurde auf dem Friedhof zu Würzburg beigesetzt.

Pater Erich Anton Ruedel (1899 - 1978)

Pater Erich Ruedel

Es war ein seltenschöner Herbsttag, an dem wir in Reimlingen unter sehr großer Anteilnahme der Geistlichkeit des Dekanates Schrobenhausen und der Gläubigen aus Gachenbach und Peutenhausen sowie aus der Heimatgemeinde Ermingen unseren Pater Erich Ruedel zu Grabe trugen.

Im Januar 1978 musste Pater Erich die urologische Station des Krankenhauses in Schrobenhausen aufsuchen. Was zunächst wie ein Routineeingriff aussah, sollte für Pater Erich das Ende seiner irdischen Tätigkeit einleiten. Die Operation brachte zwar die erwünschte Hilfe, aber die frühere Arbeitskraft wollte sich nicht wieder einstellen. Herz und Lunge leisteten nicht mehr den vollen Dienst. Um sich zu erholen, ging Pater Erich anfangs August für einige Wochen, wie er glaubte, nach Reimlingen ins Missionshaus. Nach wenigen Tagen schon zwangen ihn starke Atembeschwerden, erneut das Krankenhaus aufzusuchen. In Wallerstein erhielt er die nötige ärztliche Versorgung und Pflege. Trotzdem wollte sich eine durchgreifende Besserung nicht einstellen, eher konnte man einen Verfall der Kräfte bemerken. Am Morgen des 12. Oktober 1978 erlag Pater Erich einem akuten Herzversagen, ein Vierteljahr vor Vollendung seines 80. Lebensjahres.

Pater Erich wurde am 22. Januar 1899 zu Ermingen bei Ulm geboren und auf den Namen Anton getauft. Nach Vollendung seiner Schulzeit erlernte Anton das Zimmermannshandwerk und arbeitete in diesem Beruf bis zu seinem 30. Lebensjahr. Dann entschloss er sich, Ordensmann, Priester und Missionar zu werden. An Ostern 1929 begann er an unserer Spätberufenenschule in Reimlingen als ältester Schüler seiner Klasse die Gymnasialausbildung. In der Beurteilung, die er in der Abschlussklasse 1934/35 erhielt, heißt es: „Der Schüler, der sich mehr anstrengen musste als seine zum Teil noch jüngeren Mitschüler, hat geleistet, was er leisten konnte.“

Es folgten nach den Gymnasialjahren das Noviziat mit der Ersten Profess am 10. Mai 1936, die philosophisch-theologischen Studien im Piusseminar und der Empfang der Priesterweihe am 29. Juni 1940 in Würzburg. Der „junge“ Priester – Pater Erich war inzwischen 41 Jahre alt geworden – wirkte zunächst in Köln (1940-1941), dann in Engelhartszell als Kaplan (1941-1949), in Riedegg als Superior (1948-1951) und schließlich als Pfarrvikar in St. Georgen am Längsee (1951-1955).

Am 1. September 1955 trat Pater Erich die Stelle des Wallfahrtsbenefiziaten von Maria Beinberg bei Schrobenhausen (Diözese Augsburg) an, die er volle 23 Jahre bis in sein hohes Alter hinein vorbildlich versehen hat. Zu seiner Aufgabe gehörte auch die seelsorgliche Betreuung der Gemeinden Peutenhausen und Gachenbach. Die außerordentlich große Beteiligung der Gläubigen aus diesen Gemeinden und die ehrenden Nachrufe, die ihm die Mitbrüder im Seelsorgsamt und die Vertreter aus dem kirchlichen und politischen Bereich an seinem Grab widmeten, ließen erkennen, wie hoch das Wirken von Pater Erich geschätzt wurde. Pater Erich hat diese ehrenden Worte sicher verdient, denn er schonte sich in der Erfüllung seiner Pflichten nicht. Sein Wort, das man in seinen kranken Tagen immer wieder zu hören bekam, wenn man ihn auf manche Erleichterungen hinweisen wollte: „Man soll es sich nicht zu leicht machen“, war sicher eine der Devisen, nach denen er sein Leben ausgerichtet hat. Vor allem war es die Sorge des praktisch veranlagten und handwerklich geschulten Priesters, die Kirchen, die zu seinem Seelsorgsbezirk gehörten, in einen würdigen Zustand zu versetzen. Verständlicherweise galt seine besondere Liebe der Wallfahrtskirche von Maria Beinberg, die er vor dem weiteren Verfall bewahrt und ihr den ursprünglichen Glanz zurückgegeben hat. Der Diözesanbischof erkannte die Verdienste unseres Mitbruders an mit der Verleihung des Titels eines bischöflichen geistlichen Rates.

Pater Erich lebte aus einem tiefen, einfachen Glauben. Es war der Glaube, der ihn gedrängt hatte, sich als reifer Mann in unserer Kongregation in die engere Nachfolge Christi zu begeben. Auch wenn er dann fast sein ganzes Leben außerhalb einer Hausgemeinschaft verbracht hat, wusste er doch sehr wohl, wo seine geistige Heimat war. Herzlich konnte er sich über den Besuch eines Mitbruders freuen, und aus seinen Briefen sprach seine Verbundenheit mit dem Wohl und Wehe der Kongregation in der Mission und in der Heimat. Gott möge ihm reichlich vergelten, was er als Mitbruder durch sein Beispiel gegeben hat.

Pater Hyazinth Peter Salomon (1867 - 1904) Als die ganze Familie ins Kloster ging

Pater Hyacinth Salomon

Der rotbärtige Missionsabt Franz Pfanner von Mariannhill muss auf die Salomons im schlesischen Neudorf einen gewaltigen Eindruck gemacht haben; denn wie sonst ließe es sich erklären, dass nicht nur drei Mädchen und ein Junge aus der selben Familie mit ihm nach Südafrika zogen, sondern auch deren Vater und Mutter? Die drei Schwestern traten bei den Missionarinnen von Mariannhill ein (Schwester Dorothea, Schwester Veronica und Schwester Ladislava); ihr Bruder Peter hatte sich schon zuvor dem Missionsabt angeschlossen und war 1883 in Mariannhill eingetroffen. Hier erhielt er den Namen Hyazinth. Schließlich probierte es auch der Vater im fernen Südafrika; er hielt aber nicht durch, sondern kehrte wieder zu seiner heimatlichen Scholle nach Polen zurück. Die Mutter der vier Mariannhiller folgte nach dem Tod ihres Mannes der jüngsten Tochter ins Missionsland und erhielt den Schwesternnamen Aletha.

Nun aber zurück zu Pater Hyazinth. Er erlernte als einer der ersten Mönche von Mariannhill die Zulusprache; noch während seines Theologiestudiums war er häufig in der Schule tätig. Abt Franz ließ ihn schon, als er Diakon war, predigen und betraute ihn später mit den Stationen Reichenau und Mariathal. Bei den Einheimischen galt er schon sehr früh als der “Umfundisi” (Vater und Lehrer). Ihm war es zu verdanken, dass sich die Schule in Mariathal bald eines guten Namens erfreute.

Ende der 90er Jahre wurde Pater Hyazinth (zusammen mit Bruder Nivard Streicher) ins ferne, unwegsame Mashonaland (heute ein Teil von Simbabwe) entsandt, um eine Neugründung (Triashill) vorzunehmen. Doch ein tückisches Fieber und der Aufstand der Einheimischen zwang die Missionspioniere zur Umkehr. Pater Hyazinth hat sich nie mehr ganz erholt; das Malariafieber saß zu tief. Er starb, erst 37 Jahre alt, am 2. April 1904 in Mariannhill; auf dem dortigen Klosterfriedhof fand er die letzte Ruhe.

Pater Hilmar Karl Salzberger (1909 - 1983)

Pater Hilmar Salzberger

Pater Hilmar Salzberger wurde am 2. Oktober 1909 in Weißenstadt in Bayern geboren. Nach seinen Gymnasialstudien in Reimlingen trat er 1930 in unser Noviziat in St. Paul/Holland ein. Am 14. Mai 1931 legte er seine Erste Profess ab und am 24. Februar 1935 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Dort hatte er auch seine philosophisch-theologischen Studien gemacht. 1936 kam er nach Südafrika. Zunächst war er als Kaplan in Mariatrost eingesetzt, aber schon im Jahre 1937 wurde er Rektor von Assisi. Diesen Posten hatte er bis zu seiner Internierung im Jahre 1940 inne. Die Zeit dieser Internierung dauerte vier Jahre; eines davon musste er im Camp in Baavianspoort verbringen, für die restlichen drei konnte er in Mariannhill sein. 1944 wurde er dann Kaplan in Mhlabatshane und 1947 der Rektor dieser Station. Von 1949 bis 1956 war Pater Hilmar Rektor von St. Michael’s und anschließend für drei Jahre Superior im Monastery Mariannhill. 1959 kehrte er als Rektor nach Mhlabatshane zurück. Hier blieb er nun, bis sein schlechter Gesundheitszustand ihn zwang, nach Mariannhill zu gehen.

Hinter diesen wenigen Daten verbirgt sich eine einmalige Persönlichkeit. „Verbirgt“ ist hier wohl das richtige Wort, denn es war nicht leicht, sein Wesen gut zu erkennen, ihn und seine Persönlichkeit zu „entdecken“. Er war in einer gewissen Weise scheu, melancholisch und empfindsamer als die meisten von uns; er wollte niemanden beleidigen oder verletzen. Er versuchte stets, sich den anderen anzupassen, selbst wenn es auf seine eigenen Kosten ging. Er hatte das Bedürfnis, den anderen zu verstehen, und er brauchte Ordnung und Klarheit: er wollte messen können und in der Lage sein, zu sehen, festzulegen und auch zu rechtfertigen. Diese Züge seiner Persönlichkeit haben sicher maßgeblich dazu beigetragen, dass Pater Hilmar mit am geläufigsten Zulu sprechen konnte, und sie veranlassten sicher auch die tadellosen Pfarraufzeichnungen, die mit ihrer Fülle an Information nicht so leicht zu überbieten sind.

Als die Zeit der pluriformen Meinungen und des immer neuen Experimentierens der Kirche einsetzte, als Ja oder Nein nicht notwendigerweise dies auch meinen musste, zog sich Pater Hilmar immer mehr zurück. Er fühlte sich unsicher, und umso mehr konzentrierte er sich auf seinen kleinen eigenen Bereich, den er überschauen, kontrollieren und verstehen konnte. Mit noch größerem Fleiß und – wenn möglich – noch größerer Hingebung wollte er sich vergewissern, dass er stets sein Bestes als Missionar und als Hirte seiner Herde tun würde. Als er die letzten Wochen seines Lebens an einen Rollstuhl gefesselt war (im Abstand von wenigen Wochen brach er sich beide Oberschenkelknochen und konnte deshalb nicht mehr gehen), bat er um Verzeihung, dass er jetzt nichts mehr für den Herrn zu tun vermochte.

In diesen Monaten des körperlichen Leidens litt Pater Hilmar noch mehr geistig und seelisch. Er trug schwer daran, weil er jetzt eine Last für die anderen war; doch er nahm seinen Zustand an. Er starb am 24. September 1983, ruhig und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er hatte Gott angenommen wie ER war, genauso wie Gott ihn, den Pater Hilmar, angenommen hat, wie er gewesen ist: ein aufrechter, eifriger und hingebungsvoller Priester und Ordensmann, der niemals nachgelassen hatte in seinem Bemühen, Gott und seinen Mitmenschen zu dienen, so gut er nur konnte. Möge Gott ihm dies überreich vergelten.

Bruder Athanasius Sattich (1898 - 1965)

Bruder Athanasius Sattich – geboren am 11. August 1898 zu Rain am Lech – nahm am Ersten Weltkrieg als Soldat teil. 1923 schloss er sich den Mariannhillern an, erlernte das Maurerhandwerk und wurde dann in die Mission entsandt. Mariannhill und Mthatha waren die ersten Stätten seines Wirkens. 1930 ging er nach Rhodesien, wo er Dutzende von einheimischen Lehrlingen anlernte, und auf nahezu allen Stationen baute. Millionen von Ziegelsteinen gingen durch seine Hände. Die Einheimischen nannten ihn „Matanusa“; er war streng mit ihnen, aber sie wussten, dass er sie gern hatte. Er starb am 24. Juni 1965 im Altenpflegeheim von Mariannhill.

Bruder Paulinus Josef Saur (1907 - 1982)

Bruder Paulinus Saur

Bruder Paulinus Josef Saur wurde am 7. März 1907 zu Dunstelkingen in Württemberg geboren. In seinem Heimatort besuchte er die Volks- und Fortbildungsschule und legte, nachdem er eine Schuhmacherlehre begonnen hatte, 1923 die Gesellen- und 1932 die Meisterprüfung für das Schuhmacherhandwerk ab.

Bereits 1924 – als junger Mann von 17 Jahren – war er in das Missionshaus in Reimlingen eingetreten. Nach der Einkleidung und dem Noviziat in St. Paul in Holland legte er am 1. November 1929 Ewige Profess ab.

Nur kurze Zeit arbeitete Bruder Paulinus in seinem erlernten Beruf; denn bald erkannten seine Obern, dass in Bruder Paulinus noch andere Fähigkeiten steckten. Von 1933 an war er ein umsichtiger Schaffner auf unseren Klostergütern in Reimlingen, in St. Georgen am Längsee und in St. Paul, bis zu seiner Einberufung zum Militär im August 1942. Diese nackten Zahlen sagen uns wenig. Wer aber Bruder Paulinus kannte, der weiß, dass er überall seine ganze Kraft einsetzte zum Wohle der Gemeinschaft, letztlich aber zur Ehre Gottes und für Gottes Lohn.

Nach der Gefangenschaft kehrte Bruder Paulinus in das Piusseminar nach Würzburg zurück. In bedrängter Zeit machte er sich in unserem Garten in Versbach an die Arbeit und rang dem Boden ab, was er hergab. Gerade in dieser Zeit war man dankbar für alles, was man selbst anbauen konnte. So erwarb sich Bruder Paulinus hohes Ansehen bei den Mitbrüdern, bei Studenten, bei allen, die ihn kannten und denen er ein selbstloser Helfer in schwerer Zeit war. Durch seine umgängliche und humorvolle Art war er allseits angesehen und beliebt. Solange es ihm möglich war, verbrachte er gerne die Rekreation im Kreise der Mitbrüder. Er spielte gerne Karten, und man musste bei ihm immer auf der Hut sein und ein waches Auge haben, damit auch alles mit rechten Dingen zuging. Er konnte ebensogut zuhören, wie er auch selber etwas zur Gemeinschaft und zum Frohsinn beitrug.

Die letzten zwei oder drei Jahre wurden für den Schaffner, der nicht nur Arbeit anschaffte, sondern selbst „vor“-arbeitete, zu einer argen Prüfung. Er, der seine Lebenskraft im Dienste der Gemeinschaft, vor allem aber für das Piusseminar verbraucht hatte, musste alles aus den Händen legen. Noch bei einem Besuch im Altenpflegeheim in Reimlingen konnte man es erfahren, wie sehr dieser Mann eingebunden war in den Kreislauf von Aussaat und Ernte. Noch in Reimlingen wollte er den Samen bestellen, damit man in Würzburg aussäen könne. Am Ende hat der Herrgott es geschafft, seinen treuen, rastlos tätigen Knecht zur Ruhe kommen zu lassen. Er selber hat ihm Hacke und Spaten aus der Hand genommen. Die Kräfte waren verbraucht, es ging nicht mehr. Am Morgen des 25. November 1982 holte der Herr ihn heim.

Über der Klosterpforte von Mariannhill in Südafrika stehen in großen Lettern die Worte „Ora et labora“, bete und arbeite“. Ein Ordensmann, ein Mitbruder, der das in seinem Leben verwirklicht hat, ist mit Bruder Paulinus Josef Saur von uns gegangen. Bruder Paulinus war ein aufrechter Mann, der sich durch sein unermüdliches Schaffen, durch seine rastlose Arbeit den Respekt seiner Mitmenschen, unser aller hohe Anerkennung und Wertschätzung erworben hat. Getragen war sein Leben aber von einer kernig-männlichen Frömmigkeit und von einem Glauben, der ihn auch in Schwierigkeiten und Zweifeln, in Anfechtung und nicht zuletzt in seiner Krankheit alles bestehen und durchhalten ließ.

So standen wir am Grab von Bruder Paulinus (Josef) Saur nicht als Menschen, die keine Hoffnung haben, sondern als Dankende, weil uns dieser aufrechte Mann, der tüchtige Arbeiter und treue Ordensmann geschenkt war.

Pater Johann Baptist Sauter (1887 - 1971) Zulu-Experte und Bibelübersetzer

Pater Johann Baptist Sauter

Der kleine, hagere, asketisch aussehende Pater war ein großer Experte der Zulusprache und ein hervorragender Kenner der einheimischen Bräuche und Sitten. Er zählte zu den führenden Köpfen der katholischen Südafrika-Mission.

Geboren wurde er am 11. März 1887 in Bingenhausen/Allgäu. Über seinen Lebensweg führte er eine detaillierte Liste mit Daten, Ortsangaben und Aufgabenbereichen. Mit musterhafter Genauigkeit trug er alles ein – von dem Tag seines Klostereintritts an.

Von dem, was davor war, schrieb er nichts.

Als 16jähriger ist er am 13. Juni 1903 in Durban an Land gegangen. Zuvor war er „auf Walz“; er kannte Italien, England und Amerika – für die damalige Zeit etwas Außergewöhnliches. In Mariannhill klopfte der Zimmermannsgehilfe an, weil er dort als Bruder eintreten wollte. Gegen Ende des zweijährigen Noviziates erkrankte er an Ruhr. Enttäuscht – und von der Krankheit arg geschwächt – reiste er im Juni 1905 nach Europa zurück. Jetzt dämmerte in ihm der Gedanke, Priester zu werden. Kurzentschlossen belegte er einen Sonderkurs für Spätberufene in München und meldete sich im November 1906 abermals bei den Trappistenmissionaren in Mariannhill. Dort hatte man es gar nicht eilig. Man ließ den jungen Mann wissen, er solle erst einmal im Benediktinerkolleg Sarnen/Schweiz sein Abitur erwerben; dann wolle man weitersehen.

So reiste er wieder nach Europa zurück, drückte abermals die Schulbank und meldete sich im Dezember 1908 ein drittes Mal in Mariannhill. Am Stephanstag 1909 legte er die Ordensgelübde ab; fünf Jahre später, am 20. Dezember 1914 wurde er zum Priester geweiht. Bei seinem Klostereintritt war Mariannhill noch Trappistenabtei; während seiner Ausbildung erlebte er den Wandel: Papst Pius X. trennte das in Natal gelegene Kloster vom Ordensverband und macht er zum Mutterhaus der modernen Missionskongregation der Mariannhiller. So erlebte Pater Sauter diese geschichtliche Entwicklung hautnah mit.

Literarisch und sozial engagiert

Erster „Lehrmeister“ des jungen Priesters war der vielseitig begabte Pater Cyprian Ballweg; er führte den Jungmissionar ins soziale und literarische Feld ein. Unter Pater Cyprians Anleitung verfasste Pater Sauter 1917 einen Zulukatechismus, ein Jahr später das Zulu-Gebet/Gesangbuch und 1920 die Zulu-Schulbibel. Vier Jahre später übersetzte er das Matthäus-Evangelium in die Zulusprache.

Zusammen mit Pater Cyprian und den Sozialexperten Pater Bernhard Huss und Pater Emmanuel Hanisch, dem späteren Bischof von Mthatha, wurde Pater Sauter Mitbegründer der Katholischen Afrikansichen Union (CAU), in der alle kirchlichen Vereine erfasst und koordiniert wurden; es ging um die wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Förderung der Einheimischen. Unzählige Artikel wurden in dieser Zeit von Pater Sauter verfasst und publiziert; er gab Anstöße zur Gründung von Sparkassen und Darlehensbanken, ermutigte die Missionare, einheimische Führungskräfte zu schulen und zeigte den Farmern, wie sie zu eigenem Land kämen.

All diese Arbeiten waren sozusagen eine Art „Nebenbeschäftigung“ für den nimmermüden Mariannhiller aus dem Allgäu. Hauptamtlich betreute er eine große Station, war Chefredakteur der Wochenzeitung „Um-Afrika“, des ältesten katholischen Wochenblattes südlich der Sahara, das in seinen Angängen noch auf eine Idee von Missionsabt Franz Pfanner zurückging, und später von Pater Bernhard Huss neu aufgegriffen wurde. Von 1934 bis 1936 war Pater Sauter Rektor des St. Francis College, der wohl berühmtesten katholischen Mittelschule (mit Lehrerseminar) im südlichen Afrika. Zeitweise war er auch bischöflicher Sekretär und Administrator der Diözese. Kaum zu glauben, aber wahr: Trotz dieser immensen missionarischen, sozialen und literarischen Tätigkeit war Pater Sauter zeitlebens ein kranker Mann. Er nahm regelmäßig Medikamente ein, aß ein Leben lang Diät. Wegen akuter Lungentuberkulose musste er Anfang der 20er Jahre drei Monate aussetzen; sonst aber hielt er durch, trotz sehr schwacher Gesundheit.

Man traf ihn auch nie mürrisch an; ganz im Gegenteil, er hatte viel Sinn für Humor. Das Geheimnis seiner Stärke und seines inneren Friedens war seine tiefe Gottverbundenheit – und die große Sehnsucht, den Armen die Frohbotschaft zu künden. Unermüdlich wirkte er bis zu seinem Tod am 2. September 1971. Auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill fand er seine letzte Ruhe.

Bruder Bartholomäus Schabel (1857 - 1940) Wie der liebe Gott es will…

Bruder Bartholomäus Schabel

Heilige machen keinen Lärm. Heilige lieben die Stille. Heilige gehen ihrer täglichen Arbeit nach, ohne viel Aufhebens, ohne dafür besonders gelobt zu werden …

Wenn dies stimmt – und das Leben der meisten großen Heiligen bestätigt es –, dann war Bruder Barthel nicht nur eine “Säule der Mariannhiller Missionare”, wie ein Mitbruder es einmal formulierte, sondern ein “verborgener Heiliger”. Still und unauffällig ging er seiner Arbeit nach; demütig und bescheiden lebte er die Ordensregel; das Gebet und die Feier der heiligen Messe standen bei ihm stets im Mittelpunkt. – Kein Wunder, dass sich auch nach Jahrzehnten noch viele Menschen an ihn liebevoll erinnern.

Bruder Bartholomäus (später kurz: Bruder Barthel genannt) erblickte am 11. Juni 1857 in Salach bei Göppingen das Licht der Welt. Mit 16 Jahren verlor er Vater und Mutter. Das kleine Anwesen der Eltern wurde verkauft; die vier Geschwister gingen in die Fremde. Barthel erlernte das Schreinerhandwerk; nebenbei las er sehr viel, vor allem die Bücher und Kalender des Volksschriftstellers Alban Stolz. “Hätte ich in meinen jungen Jahren nicht so viel gelesen, wer weiß, was aus mir geworden wäre – ein großer Sünder wahrscheinlich!”, gestand er in seinen alten Tagen. Das (gute) Buch blieb für ihn zeitlebens der beste Freund. Wenn er nicht arbeitete oder betete, las er, vor allem geistliche Schriften.

Als er etwa 30 Jahre alt war, zog er sich in die Stille des Beuroner Klosters zurück; er wollte sich prüfen, wollte herausfinden, ob er sich für den Ordensberuf eigne. Zu der Zeit traf in Beuron ein Brief des Trappistenbruders Zacharias ein; es würden Brüder für die Mission in Mariannhill/Südafrika gebraucht. Das war ein deutlicher Wink für den Suchenden; er besprach sich kurz mit seiner Schwester – und wenig später erklärten sich beide bereit, ans Kap der Guten Hoffnung zu fahren. Er wollte Bruder, sie Missionshelferin werden.

1888 erreichten sie das Missionskloster; zwei Jahre später legte Bruder Barthel die Ordensgelübde ab. Eifrig ging er seinem Tagewerk nach, im Wechsel zwischen Gebet und Arbeit. Zeitvergeudung kannte er nicht. Die strenge Trappistenregel und das ständige Schweigen führten ihn immer tiefer hinein in die Stille mit Gott.

1911 wurde er – zusammen mit weiteren Mitbrüdern – unter der Leitung von Pater Isembard Leyendecker nach Holland gesandt, zur Gründung des dortigen Missionshauses Sankt Paul bei Arcen/Venlo. “Wie der liebe Gott es will”, war die Antwort des bescheidenen Bruders. Er nahm Abschied von Afrika und seinem geliebten Mariannhill; 23 Jahre hatte er hier verbracht; er hat es nie mehr wieder gesehen.

Nachdem die Neugründung in den Niederlanden unter Dach und Fach war, ergriff Bruder Barthel den Wanderstab. Er unternahm Werbetouren quer durch die deutschen Lande und mühte sich überall, wohin er kam, um mehr Missionsinteresse bei den Gläubigen; er sammelte Spenden für die Dritte Welt und warb um Ordensberufe. Doch dann brach der Erste Weltkrieg aus. Bruder Barthel behielt zwar Köln (Brandenburgerstraße 8, gleich hinter dem Hauptbahnhof) als seine “Heimatbasis” bei, aber seine Aktivitäten wurden doch stark eingeschränkt. Später rief man ihn nach Ebenrod und schließlich ins Aloysianum nach Lohr am Main. Hier tat er 18 Jahre lang seinen Dienst – ein Vorbild für alle. Morgens war er der erste in der Kapelle, abends der letzte, der sich zur Ruhe legte. Er schreinerte Pulte, reparierte Stühle und Türen und half auch sonst bei fast allen Arbeiten mit, die in dem großen Haus anfielen – im Heizungskeller, im Garten, in der kleinen Landwirtschaft. Man hörte ihn niemals klagen. Urlaub – das Wort kannte er nur vom Hörensagen; er selbst machte nie Ferien: “Arbeiten und beten sind meine liebsten Beschäftigungen”, sagte er noch mit 83 Jahren. “Man kann nichts Besseres tun auf dieser Welt. Was nützen alle Bequemlichkeiten für die Ewigkeit?”

Als Bruder Barthel einmal im Mariannhiller Piusseminar zu Würzburg weilte – er nahm an Exerzitien teil – und feststellte, dass in der dortigen Kirche an manchen Tagen bis zu 30 Messen gefeiert wurden (Konzelebration kannte man damals noch nicht), wäre er am liebsten dort geblieben: “So viel Gnadensegen!”

Ähnlich wie Bruder Konrad von Parzham sah man Bruder Barthel nie ohne Rosenkranz. Gern betete er auch den Kreuzweg und die Andacht zu den Sieben Schmerzen Mariens. Und immer wieder hörte man ihn sagen: “Wie der liebe Gott es will; er macht es schon recht.”

Mit diesen Worten legte er sich drei Tage vor seinem Tod zu Bett. Er war vorbereitet. Am 22. Dezember 1940 (es war der vierte Adventssonntag) nahm er von seinen Mitbrüdern für immer Abschied. In seinem letzten Brief (an Neujahr 1940 an seine Verwandten geschrieben), heißt es: “Das zeitliche Leben ist, im Lichte des Glaubens betrachtet, nur eine Vorbereitung auf die Ewigkeit. Um glücklich zu sein und zum lieben Gott zu gelangen, ist es notwendig, alles, was man tut, aus Liebe zu Gott zu tun. Bedenket wohl: Der liebe Gott kann nur das belohnen, was aus Liebe zu ihm getan wird … Wie beruhigend, wenn man am Ende seines Lebens sagen kann: Ich habe alles aus Liebe zu dir, o Gott, getan!”

Pater Albertus Peter Schärf (1911 - 1975) Ein Mann der Arbeit und des Gebetes

Pater Albertus Schärf

Als er am Weihnachtstag 1975 in Palencia/Spanien starb – einen Tag vor seinem 64. Geburtstag – waren alle erschrocken. So plötzlich und unerwartet war der Tod gekommen. Noch am Abend zuvor hatte er die Mitternachtsmette mitgefeiert. Danach fühlte er sich nicht recht wohl. Zwei Ärzte wurden gerufen; sie wussten keinen Rat. Der plötzliche Tod erfolgte durch eine Embolie.

Pater Albertus wurde in Gerolzhofen/Unterfranken geboren. Von Jugend an lernte er die harte Wirklichkeit des Lebens kennen. Als er drei Jahre alt war, brach der Erste Weltkrieg aus. Sein Vater wurde nach dem Krieg arbeitslos. Es waren die schweren zwanziger Jahre.

Nach der Volksschule trat Peter (Albertus war sein Klostername) die Schlosserlehre an. Sein Beruf machte ihm Spaß, aber er spürte einen anderen Ruf; er meldete sich bei den Mariannhillern in Reimlingen und begann als Spätberufener mit dem Gymnasialstudium. 1939 trat er ins Noviziat ein, um dann Theologie zu studieren. Doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde dieser Plan durchkreuzt. Frater Albertus wurde zum Militärdienst einberufen. Gegen Kriegsende geriet er in russische Gefangenschaft. Es waren die härtesten Jahre seines Lebens. Die Folgen der sibirischen Arbeitslager zehrten an seiner Gesundheit. Zwei Jahre lang hatte er weder Bett noch Matratze.

Wieder in Freiheit, studierte er Theologie und wurde 1949 zum Priester geweiht. Er wirkte zunächst in Lohr und Würzburg (neun Jahre Spiritual im Großen Seminar), dann ging er nach Spanien, wo soeben eine neue Provinz errichtet worden war. Als Superior stand er der Gemeinschaft in Palencia viele Jahre vor. Stets lebte er nach der Devise des heiligen Benedikt: “Ora et labora”. Er war der erste beim Aufstehen, bei der Betrachtung, beim Gebet. Oft sah man ihn in der Freizeit den Rosenkranz beten. Viele Stunden verbrachte er in der Schlosserei und Schreinerei; Hunderte von Stühlen und Pulten hat er in den Ferien repariert. Er war ein Mann Gottes; ein Werkzeug der göttlichen Gnade …

Pater Nikolaus Scheb (1889 - 1961)

Pater Nikolaus Scheb, Jahrgang 1889, war 1909 ins Trappistenkloster Mariannhill/Südafrika eingetreten. 1914 wurde er zum Priester geweiht; anschließend wirkte er bei den Xhosa in Keilands-Mission. 1923 sandten ihn seine Ordensoberen nach Europa zurück, damit er die Jungbrüder ausbilde: Er war Novizenmeister in Sankt Paul/Holland, später Spiritual bei den Schwestern in Wernberg und wieder Novizenmeister in Riedegg. 1958 durfte er, mittlerweile 69 Jahre alt, in die Südafrikamission zurückkehren – sein langersehnter Herzenswunsch. Er übernahm wieder diverse Aufgaben, zuletzt die als Spiritual am Kleinen Seminar in Ixopo. An Sonn- und Feiertagen half er den überlasteten Missionaren auf Außenstationen gerne aus. In der Karwoche 1961 erlitt er bei einer solchen Aushilfe einen Hüftknochenbruch; eine Embolie führt zum raschen Tod – am Weißen Sonntag, dem 9. April 1961.

Bruder Siegfried Scheipers (1883 - 1962) Maurer und Schreinermeister

Er war ein echter Westfale – aufrichtig, gediegen, fleißig. Die Heimat hat ihn geprägt. Am 26. Januar 1883 in Brambauerschaft geboren, war er von klein auf an harte Arbeit gewöhnt. Nach dem Abschluss der Volksschule arbeitete er ein Jahr lang als Knecht bei einem Bauern. Dann erlernte er das Schreinerhandwerk und ging anschließend „auf die Walz“ – quer durch Belgien, Holland und Frankreich. In Marseille beendete er sein „Gesellenleben“ und pilgerte jetzt, meist zu Fuß, „auf religiösen Pfaden“. In Trier, wo er den „Heiligen Rock“ sehen wollte, fand er bei den Barmherzigen Brüdern gastliche Aufnahme. Dort fiel ihm auch die Zeitschrift der Mariannhiller Missionare in die Hände. Die Leistungen der Mönche im südlichen Afrika begeisterten ihn. Als er dann auf dem Weiterweg in Köln Adalbero Fleischer, den späteren Bischof von Mariannhill, traf, stand sein Entschluss fest: Sein künftiges Leben würde er in den Dienst der Mission stellen. Zusammen mit noch zwölf Postulanten reiste er jetzt ans Kap der Guten Hoffnung. Dass er schon zuvor in Lourdes ein besonderes Gelöbnis gemacht hatte, wurde erst viel später bekannt.

In Mariannhill erkannte man die Fähigkeiten des Schreinermeisters und teilte ihn denn auch gleich Bruder Nivard Streicher, dem Klosterarchitekten, zu. 19 Jahre lang leitete Bruder Siegfried die Ausbildungsstätte der Schreinerzunft. Später, Ende der 20er Jahre, reiste er auf Geheiß seiner Obern nach Deutschland zurück, um als stellvertretender Bauherr die Errichtung des Piusseminars in Würzburg zu überwachen. Seine Aufgabe war es auch, die Inneneinrichtung zu planen. Sein Humor und seine liebenswürdige Art, mit Menschen umzugehen, mitunter gekoppelt mit westfälischer Zurückhaltung, machten ihn bei Arbeitern, Ingenieuren und Architekten schnell beliebt.

Nach Fertigstellung des imposanten und damals Aufsehen erregenden Baus wurde Bruder Siegfried nach Rhodesien berufen. Dort wirkte er, vor allem in Empandeni, wiederum als Erbauer von Schulen, Internaten und Kapellen. Gleichzeitig unterrichtete er einheimische Jugendliche im Maurerhandwerk. Nebenbei überwachte er die Arbeiten auf der Missionsfarm oder – sein besonderes Hobby – er reparierte Uhren.

Als er aus Altersgründen nicht mehr länger in der Rhodesienmission wirken konnte, kehrte er nach Mariannhill zurück und übernahm hier den Dienst des Sakristans. Man sah ihn oft, auch außerhalb der Gebetszeiten, in der Kirche weilen; seine Frömmigkeit war kernig und echt. In der Klosterkirche der Missionszentrale fühlte er sich zu Hause; hier hatte er vor Jahrzehnten (zu Beginn des Ersten Weltkrieges) die Holzaltäre anfertigen dürfen – zusammen mit Bruder Marzellus. Es sind kunsthandwerkliche Schnitzarbeiten, die von großem Fachkönnen sprechen. Der Muttergottesaltar und die Nebenaltäre der Klosterkirche sowie der Hauptaltar der Kathedrale von Mariannhill sind heute noch große Attraktionen für viele Gäste aus dem In- und Ausland.

Bruder Siegfried, der 1960 nach Natal zurückgekehrt war, lebte nur noch zwei Jahre. Er starb am 14. Dezember 1962 und wurde in Mariannhill zu Grabe getragen.

Pater Norbert Philipp Schiesser (1910 - 1982)

Pater Norbert Schiesser

Um 6 Uhr wartete man am Morgen des 24. Dezember 1981 in der Kapelle des Herz-Jesu-Kinderheimes von Umsinsini wie gewöhnlich auf den Beginn der hl. Messe. Doch sie begann nicht, und Pater Norbert, der sie feiern sollte, war nirgends zu sehen. Man nahm an, er sei vielleicht krank, und ging zu seinem Zimmer. Als auf den Anruf hin keine Antwort kam, öffnete man die Türe und fand Pater Norbert tot im Bett. Sein Radio war noch an. Er dürfte vor Mitternacht gestorben sein, da der Leichnam bereits erkaltet war. Eine Herzthrombose hatte dem Leben unseres Mitbruders in Stille und ohne Schmerzen ein Ende gesetzt.

Pater Norbert wurde am 6. September 1910 zu Arnstein in Unterfranken (Deutschland) geboren als das sechste von zehn Kindern. In der Taufe erhielt er den Namen Philipp. Der kleine Philipp war von schwacher Gesundheit und begann deshalb die Schule erst nach Ostern 1918. Doch machte er gute Fortschritte. 1923 trat er in unser Missionsseminar Aloysianum über, denn er wusste, was er wollte: Missionar werden. Im März 1931 machte er sein Abitur und trat bald darauf in unser Noviziat in St. Paul ein. Dort legte er am 15. Mai 1932 seine Erste Profess ab. Nach seinen philosophischen und theologischen Studien in Würzburg wurde er am 1. März 1936 zum Priester geweiht.

Mit einem Einsatz in der Mission aber wurde es vorerst nichts, denn man bestimmte den jungen Priester, Mathematik zu studieren, um später Lehrer an einer unserer Schulen zu werden. So bezog er wieder die Universität, freilich nicht lange, denn sein Gesundheitszustand war nicht dazu angetan, ein weiteres Studium zu bewältigen. Und nun erfüllte sich sein Wunsch, in die Mission gehen zu dürfen. Am 25. September 1937 kam Pater Norbert in Mariannhill an.

Das erste Jahr verbrachte er im Kloster, um Zulu zu lernen. Dann folgte ein „Itinerarium“ besonderer Art: Pater Norbert musste im Laufe seines Lebens viel „wandern“, d. h. oft seine Stelle wechseln. An sich lag ihm dies gar nicht, aber wenn er gebraucht wurde, ging er dorthin, wohin man ihn schickte.

In seinen letzten Lebensjahren war es für Pater Norbert nicht leicht, sich mit den Änderungen abzufinden, die das Vatikanum II brachte, besonders nicht mit denen auf liturgischem Gebiet. Aber ist dies wirklich so überraschend nach einem Leben, wie es ihm beschieden war?

Man könnte sein Leben das eines „Wanderarbeiters“ nennen. Wie ein solches Leben bei einem Menschen, der dafür nicht geschaffen ist, das Verlangen nach Beständigkeit und Unveränderlichkeit weckt, so auch bei Pater Norbert. Und er fand diese Beständigkeit und Unveränderlichkeit im alten römischen Messritus. Pater Norbert wollte immer seinem Meister dienen, einem Meister, den er vollkommen im Psalm 19 beschrieben fand: Gottes Größe und Glorie zeigen sich vollkommen in seinem Gesetz – ein Gesetz, das dem Herzen Freude macht und das seinem treuen Beobachter ewiges Leben verheißt.

Pater Adalbert Josef Schimlek (1900 - 1949), Pater Francis Schimlek (1903 – 1963) Zwei Brüder im Dienste des Herrn

Pater Adalbert Schimlek

Dass aus einer Familie gleich zwei Brüder zur selben Ordensgemeinschaft gehen, ist schon öfters vorgekommen. Aber dass der eine sich jahrelang darum mühte, um dem andern die Studien zu ermöglichen, und dass dann der andere, der jüngere seinerseits den älteren Bruder „nachholte“, ihn ebenfalls zum Priester- und Ordensberuf anregte – das ist schon seltener. Im Fall der beiden Schimlek-Brüder war es so. Zunächst meldete sich Franz, der jüngere, im Missionsseminar zu Reimlingen; währenddessen arbeitete Josef, der ältere, in einem Bergwerk im Ruhrgebiet. Beide hatten ihre Heimat, Pommern, verlassen – der eine, um im Spätberufenenseminar die humanistischen Studien nachzuholen, der andere, um Geld zu verdienen.

Josef (der ältere der Schimlek-Brüder) hatte noch am Ersten Weltkrieg für kurze Zeit teilgenommen. Dann hieß es, eine Arbeit suchen und sich den Lebensunterhalt selbst verdienen. Dass er sich bereiterklärte, für den jüngeren Bruder auch finanziell einzuspringen, war kein kleines Opfer.

Aber, wie erwähnt, am Ende holte der Franz den Josef ebenfalls ins Missionsseminar nach Reimlingen; jetzt studierten beide. Pater Franz (in der Mission hieß er nur Father Francis) wurde zuerst geweiht; 1933. Ein Jahr später folgte ihm der ältere Bruder, jetzt Pater Adalbert.

Pater Francis Schimlek

Während Pater Adalbert zunächst Assistent im Piusseminar in Würzburg wurde, später Brüdermagister in Reimlingen und Superior dortselbst, ging Pater Francis direkt in die Südafrikamission. Hier blieb er für die nächsten Jahrzehnte. Hier wirkte er vor allem für die Missionspresse. Jahrelang redigierte er „UmAfrika“, die älteste katholische Wochenzeitung für Einheimische südlich der Sahara, die von Franz Pfanner begonnen, später von Pater Bernhard Huss neubegründet wurde und bis heute ein Sprachrohr der katholischen Kirche im südlichen Afrika geblieben ist. Nebenbei schrieb er mehrere Bücher, zum Beispiel die erste Biographie über Pater Bernhard Huss („Against the Stream“), die Lebensgeschichte des berühmten Missionsarztes Dr. Kohler („Medicine versus witchcraft“) und einen Band über die Entwicklung Mariannhills. Sie erschienen in englischer Sprache.

Vom Krieg und den schlimmen Jahren kurz danach bekam Pater Francis kaum etwas mit; anders sein Bruder Pater Adalbert. Er musste 1943 das Missionshaus Reimlingen verlassen; die „braunen Machthaber“ hatten versucht, ihm so manche Falle zu stellen. Er ging als Benefiziat nach Maria Beinberg bei Schrobenhausen und betreute diesen Marienwallfahrtsort bis zu seinem Tod am 18. Mai 1949. Eine heimtückische Krankheit brachte ihm den frühen Tod, erst 49 Jahre alt.

Sein Bruder, Father Francis, wirkte indes sehr segensreich weiter – im Dienste der Presse wie der Mission. Er betreute das Marienhospital in Mariannhill und zeigte sich aufgeschlossen für alles, was der Verbreitung des Evangeliums dienen konnte. Als er am 10. Januar 1963 starb – im 60. Lebensjahr – war dies ein großer Verlust für Mariannhill in Südafrika. Es war nicht leicht, jemanden zu finden, der seine Pressearbeit fortführen konnte. Während Pater Adalbert in Reimlingen begraben wurde, fand Pater Francis auf dem Missionsfriedhof in Mariannhill die letzte Ruhe, ganz in der Nähe jenes Mannes, der 1882 den Grundstein für diese Mission gelegt hatte: Abt Franz Pfanner.

Bruder Leopold Anton Schimmel (1860 - 1948) Zwischen Natal und Rhodesien

Bruder Leopold Schimmel

Er gehörte zur “allerersten Vorhut”, sozusagen zum Voraustrupp, wenn irgendwo eine neue Missionsstation zu errichten war. Der kräftige und gern zupackende Bruder war nicht nur zäh und ausdauernd, er war nahezu “unverwüstlich” hinsichtlich seiner eigenen Gesundheit. Über sein Leben wissen wir relativ gut Bescheid, denn er hat, als er schon 84 Jahre zählte, die interessantesten seiner Erlebnisse selbst niedergeschrieben: “Ein Veteran erzählt”.

Geboren wurde Bruder Leopold im bayerischen Rödersdorf bei Gebsattel. Mit 26 Jahren, also 1886, schiffte er sich von London aus nach Südafrika ein; Anführer der “Trappisten-Gruppe” war Bruder John Hauptmann, ein erfahrener “Missionshase”. Auf dem Schiff herrschte “stramme Ordnung”, erinnerte sich Bruder Leopold noch nach Jahrzehnten; die klösterliche Disziplin wurde eingehalten. Nur in Madeira gab’s eine Ausnahme; Bruder John kaufte einen riesigen Korb mit Südfrüchten.

Bruder Leopold, der sein ganzes Leben nie erkrankte, litt während der Überfahrt ganz schrecklich an der Seekrankheit: “Es wäre mir damals nicht viel daran gelegen gewesen, wenn man mich eines Tages auch über Bord geworfen hätte – hinein ins tiefe Meer …”

Die zweite Unterbrechung wurde in Kapstadt gemacht; in einem deutschen Gasthaus gab es ein “anständiges Mittagessen”. Dann kam in der Hafenstadt Durban die dritte Überraschung: Bruder Nivard Streicher stand bei der Ankunft des Schiffes bereits am Hafen – im braunen Mönchsgewand der Trappistenbrüder – und begrüßte die Neulinge.

Im Missionszentrum Mariannhill (im vierten Jahr nach der Gründung!) wurde die Regel strikt eingehalten; zum Beispiel das Stillschweigen – auch bei der Arbeit. Zum Frühstück gab’s eine Tasse schwarzen Kaffee und ein “ziemlich großes Stück Brot”; Milch und Milchprodukte waren das ganze Jahr über unbekannt. An 140 Fasttagen des Jahres wurde noch gefastet – trotz der anstrengenden Tagesarbeit, trotz der afrikanischen Hitze. “In voller Kleidung des Arbeitstages ruhten wir nachts. Morgens um zwei Uhr (sonntags um 1 Uhr) legten wir nur noch den Ordensmantel um, unser eigentliches Kirchengewand.” Im Kloster war alles noch sehr primitiv und provisorisch. Die Bettgestelle der Mönche lagen übereinander; “die älteren Leute schliefen unten, die jüngeren oben; wer sich etwas aufrichten wollte, stieß mit dem Kopf ans Blechdach”.

Als die Pferde scheuten

Außer der Mühle (mit Druckerei, Sägewerk, Ölpresse etc.) stand in Mariannhill noch kein größeres Gebäude. Aber schon wurde die erste Außenstation gegründet. Reichenau-Mission war gerade im Entstehen, als Bruder Leopold ins Klosterleben eingeführt wurde. Berichte vom Auf- und Ausbau dieser Station wurden gelegentlich auch im Kapitelsaal vorgelesen.

Ehe er selbst hinausziehen durfte – nach dem zweijährigen Noviziat –, arbeitete Bruder Leopold in der Landwirtschaft, meistens beim Fuhrtransport oder beim Pflügen. Dabei hatte er einmal ein “nettes Missgeschick”. Während Bruder Xaver Reichender beim Unkrautjäten war – ein einheimischer Junge führte sein störrisches Pferd –, pflügte Bruder Leopold auf einem benachbarten Feld. Als er sah, welch große Not Bruder Xaver mit dem Ackergaul hatte, bot er sich an, denselben zu übernehmen; er überließ ihm seine beiden “braven” Gäule. Bruder Leo, sonst erfahren im Umgang auch mit störrischen Pferden, wurde mit diesem Tier auch nicht fertig. Am Ende schmiss es den Reiter ab und versetzte dem Gestürzten auch noch einen Tritt mit den Hinterhufen. Der Klosterdoktor (Frater Hektor) konnte nur noch die abgeschlagenen Zähne herausholen und etwas gegen Schmerzen verabreichen. Aber Bruder Leopold war am andern Tag schon wieder beim Pflügen – diesmal ohne die Zähne aufeinander beißen zu können!

Gern erinnerte sich der Missionsveteran auch an die berühmte Blaskapelle des Pater Othmar. Patres und Brüder spielten jeden Sonntag – ein Ohrenschmaus für die musikliebenden Einheimischen, die immer neugieriger wurden und auch schon an den Gottesdiensten teilnahmen: “An hohen Festen wurde ein Ochse geschlachtet; die Kirchenbesucher bekamen zu Mittag Suppe und ein Stück Brot sowie etwas Fleisch. Wohltäter aus Europa schickten uns reichlich Kleider, die an die Schulkinder und Kirchenbesucher verteilt wurden. An den meisten Sonntagen hielt Abt Franz Pfanner nach dem Mittagessen einen kleinen Vortrag oder las die neuesten Mitteilungen aus den Missionszeitschriften vor, damit seine Leute auch sehen konnten, was in den anderen Missionen geschah – und auch um den Mönchen von Mariannhill Mut zu machen zu ihrem mühevollen Tagewerk …”

Pflügen, Sümpfe entwässern, Hütten bauen …

Die ersten Sporen als Gründer-Pionier holte sich Bruder Leopold in Einsiedeln, damals ein ruhiges Plätzchen, das zeitweise den kranken Brüdern als Erholungsort diente. Eines Tages hatte er eine Missionsschwester nach Mariannhill zu begleiten. Die Nonne war nicht allzugut zu Pferde: “Nach zwölf Stunden hatten wir erst Dreiviertel des Weges zurückgelegt. Da kehrte die Schwester ihr Pferd mir zu und fragte: ‘Bruder, wieviel Uhr ist es?’ Ich sagte: ‘Schwester, wir haben jetzt drei Uhr Nachmittag’. – Diese Worte waren die einzigen, die auf dem langen Ritt gesprochen wurden. Wir hatten noch drei Stunden zu reiten … Ja, so gewissenhaft hat man damals das Stillschweigen gehalten!”

Die nächste Station Bruder Leopolds war Oetting, wo er die Landwirtschaft besorgte und Ziegel herstellte. “Die Kapelle war so klein, dass der Ministrant bei der Messe immer nur auf einer Seite knien durfte; auf der andern knieten die Schwestern.”

Vom halbtropischen Oetting ging es nach zwei Jahren hinauf ins zeitweise empfindlich kalte Reichenau, wo es im Winter Schnee und Eis gibt, im Sommer sogar häufig Hagel. Die Station liegt am Polela (wörtlich: abkühlen), unweit des Marhaqua-Bergs. Berühmt ist der Wasserfall von Reichenau, der von den Mönchen zum Treiben einer großen Mühle benützt wurde.

Weil in der Umgebung von Reichenau kein Wald vorhanden war, ging Bruder Leopold sofort daran, Wattel-, Fichten- und Eichenpflanzungen anzulegen. Da die Wattel- und Gummibäume meist wieder erfroren, vor allem in Flussnähe, konzentrierte er sich künftig mehr auf Nadelhölzer und Eichen. Zu jener Zeit wirkten dreizehn Brüder auf der Station. Auf der benachbarten Joseffarm, bislang unbewohnt, errichtete Bruder Leopold die ersten Hütten. Täglich ging er frühmorgens acht Kilometer zu Fuß hin, abends wieder zurück – nach härtester Feldarbeit: Pflügen, Sümpfe entwässern, Hütten bauen. Gearbeitet wurde im Trappistenhabit. Auf dem Weg betete er “eine schöne Anzahl Rosenkränze”.

Unfall am Polela

Damals ereignete sich auch ein Unfall auf dem Polela. Die Drahtseil-Hängebrücke war eines Tages vom Hochwasser weggeschwemmt worden. Daher ließ Pater Arsenius ein kleines Boot anfertigen. Bruder Martin Heinlein machte beim ersten Versuch, damit den Fluss zu überqueren, den Kapitän; zusätzliche “Schiffslast” war ein eiserner Pflug. Bruder Leopold beschreibt das Unternehmen: “Eine gute Anzahl Zuschauer war zugegen. Die Anker wurden gelichtet, die Schiffsbrücke eingezogen, die Sirenen heulten auf; es ging los … Als das Boot sich aller Bande ledig fühlte, überstürzte es sich und schwamm umgekehrt weiter. Den Pater Arsenius konnte man am Ufer gerade noch am Habit erwischen und aus den Fluten ziehen; der Pflug sank in die Tiefe. Bruder Martin ritt sein Schiffchen auf den Wellen und dirigierte es bei passender Gelegenheit ans Ufer. Doch ehe es dieses erreichte, wurde es abgetrieben – Richtung Mühlendamm. Die Zuschauer hielten den Atem an; dort stürzte das Wasser 30 Meter in die Tiefe. Doch wie durch ein Wunder konnte Bruder Martin das Boot kurz vor dem Absturz nach außen drehen – und sich somit das Leben retten. Deo gratias!” – Ein anderer Mönch, Bruder Fidelis, wurde ein anderes Mal von den Strudeln des Flusses hinabgezogen und verschwand für immer. Sein Pferd rettete sich ans andere Ufer; die Leiche des Bruders wurde nie gefunden.

Weitere Neugründungen “warteten” auf Bruder Leopold: Clairvaux und Citeaux waren die nächsten. Längere Zeit lebte er auch in Einsiedeln. An den Wochenenden ritt er vier bis fünf Stunden lang, um am Sonntag dem Gottesdienst in Reichenau beiwohnen zu können; manchmal ritt er zum etwas näheren Clairvaux, doch da mussten unterwegs drei Flüsse überquert werden, und das war bei Hochwasser unmöglich. Bei diesen strapaziösen Ritten kam es auch vor, dass er sich irgendwo auf der Hochebene verirrte, vor allem, wenn Nebel die Berge verhüllte. Notgedrungen musste er dann im Freien übernachten: “Den Pferdesattel benützte ich als Kopfkissen, die Filzunterlage des Sattels diente als Zudecke für der Oberkörper; den Pferdezügel verlängerte ich und band mir dann das eine Ende an den Fuß, damit das Tier nicht entlaufen konnte.” Einmal hatte er sich auch im Datum vertan. Als er – nach seiner Rechnung – am Abend des fünften Januar in Reichenau eintraf und sich freute, dort mit den Brüdern und Schwestern das Dreikönigsfest feiern zu dürfen, guckten diese ihn erstaunt an, gefolgt von Heiterkeit und Bedauern. Bruder Leopold war 24 Stunden zu spät; in seinen Memoiren vermerkte er knapp und bündig: “So kann es gehen, wenn man in der Weltferne keinen Kalender hat!”

Etwas später, voller Selbstironie: “Man nimmt halt zu den Anfängen einer Mission gern Stupide, weil solche es weniger fühlen, wenn es ihnen schlecht geht …”

Pionierarbeit am Sambesi

Nun, Bruder Leopold gehörte keineswegs zu den Dummen; im Gegenteil. Er war ein erstklassiger Farmer, ein erfahrener Förster, ein anerkannter Viehzüchter – und in Sachen Neugründung war er kaum zu schlagen. Er wusste aus jahrzehntelanger Erfahrung, wie man’s macht. Das war sicher auch der Grund, warum die Oberen ihn 1901 ins ferne Rhodesien sandten, um die Gründung von Monte Cassino vorzubereiten.

Als er von Durban per Schiff nach Beira fuhr, fühlte er sich gar nicht wohl in seinen Zivilkleidern, aber er nahm auch das auf sich. Es warteten unzählige Abenteuer auf ihn, nicht nur in Beira (“Die Straßen sind loser Sand und aller Verkehr wird auf zwei Schienengleisen vermittelt, deren Rollwagen von Natives geschoben werden.”), sondern auch in Umtali und Salisbury. Die letzte Wegstrecke fuhr er auf einem Güterzug voller Eisenbahnschienen. Diese wurden durch die Sonnenhitze immer heißer, so dass es “kaum mehr auszuhalten war”. Aber der robuste Mönch nahm auch dieses Schwitzbad auf sich. Als er in Salisbury eintraf, führte ihn der Jesuitenpater, der ihn begrüßte, sofort ins Haus und sagte: “Have a wash, Brother!” Er muss wohl schrecklich verstaubt und verschwitzt ausgesehen haben – “nach 30 Stunden Staub und Sonnenhitze”.

In Chishawasha fand er zunächst gastfreundliche Aufnahme: “Ich fühlte mich bei den generösen Jesuiten ganz zuhause”, schrieb er später. Sie halfen ihm, wo immer sie konnten; und der Missionar aus Mariannhill muss ihnen mächtig imponiert haben. In ihrer Zeitschrift (“Zambesi Mission Record”) schrieben sie viel Lobendes über diesen Haudegen-Pionier. Sie nannten ihn einen heiligmäßigen Mönch, der unwahrscheinlich schwere Strapazen auf sich nehme – der Ausbreitung des Gottesreiches wegen.

Auf dem Grund der neuen Mission (Monte Cassino) fing Bruder Leopold sofort an, ein paar provisorische Hütten zu errichten; sein erster Stuhl war eine unterwegs aufgelesene Bretterkiste. Von den 27 Stück Vieh, die er gekauft und nach Monte Cassino gebracht hatte, gingen infolge der Rinderpest bis auf sechs alle wieder ein. Benachbarte weiße Farmer wollten den guten Bruder sogar ins Gefängnis werfen lassen; sie meinten, er habe die Rinderpest eingeschleppt.

Etwas leichter wurde es für den Gründer-Pionier, als aus Mariannhill ein Fertighaus (aus Wellblech) eintraf, dem die ersten Mitbrüder folgten. Für sie war dank der Vorarbeit von Bruder Leopold vieles leichter. Zwei starben allerdings sehr schnell an Malaria. Doch allmählich nahm die Neugründung auch äußerlich Gestalt an. Die Felder standen gut, die Bäume wuchsen, die Hennen legten Eier und die Bienen lieferten köstlichen Honig. Wenn nur nicht die wilden Tiere gewesen wären, allen voran die Affen. Sie waren eine große Plage. Gelegentlich zeigte sich auch ein Löwe; häufiger aber hatten die Missionare es mit Leoparden zu tun.

Ein Freund der Einheimischen

Eine Abwechslung war es für Bruder Leopold, als Triashill (zum zweiten Mal) begonnen wurde. Weitere Missionare trafen aus Mariannhill ein, unter ihnen die Brüder Cassian, Zacharias und Ägidius. Über letzteren schreibt Bruder Leopold, er sei mit Leib und Seele Missionspionier gewesen: “Er wanderte das Land auf und ab, suchte geeignete Plätze für Schulen und Katechetenstellen und trug auf seinen langen Wanderungen nur seine Bücher und ein Stück Brot bei sich. In den Krals, wo er übernachtete, hatte er nicht mehr “Komfort” als die Eingeborenen. Er kannte alle Häuptlinge und Zauberer mit Namen; sein Gedächtnis glich einer lebendigen Landkarte. Er galt als gefürchteter Konkurrent der protestantischen Missionsgesellschaften und konnte es kaum ertragen, wenn diese ihm ein schönes Plätzchen wegschnappten, auf welches er ein Auge geworfen hatte … Dieser nimmermüde Wanderkatechet bereitete beide Wege: den Weg der Eingeborenen zur Kirche und den Weg des Priesters zu den Eingeborenen. Ein Freund der Einheimischen bis in den Tod …”

Neben seinen anstrengenden Arbeiten auf den Feldern und in den Wäldern fand Bruder Leopold immer noch Zeit, sich selbst weiterzubilden und Gelerntes weiterzugeben. Er schrieb aufschlussreiche Berichte über die Herstellung von Ziegelsteinen – und zwar so detailliert, dass andere Missionare sie wie eine Lehranweisung benutzen konnten. Und wenn er sich über die Südfrüchte ausließ, spürte man, hier sprach ein Kenner. Am Ende einer längeren Abhandlung vermerkte er: “Es ist wunderbar, wie der allgütige Schöpfer so vielerlei Früchte ins Dasein rief, und jeder Pflanze den Trieb zur Selbsterhaltung und zur Vermehrung mitgab. Der Mensch kann durch Beobachtung und Fleiß die Arten vervielfältigen und den Fruchtertrag verdoppeln – als Nutznießer der Natur … Die Gaben der Wildnis taten mir gut; ohne sie wäre ich längst nicht mehr am Leben …”

Respekt und Bewunderung zeigte Bruder Leopold auch vor den Fingerfertigkeiten der Einheimischen. Sie schmiedeten – lange bevor die Weißen ins Land kamen – ihre eigenen Lanzen, Beile und Hacken; sie schnitzten wunderschöne Werkzeuge und verfertigten sogar Musikinstrumente – für den Brudermissionar ein Zeichen mehr, dass sie intelligent und lernfähig sind.

Er selbst mühte sich, auch im Alter noch dazuzulernen. Missionar sein hieß für ihn, zeitlebens bereit sein, von denen zu lernen, denen man die Frohbotschaft künden will. Dabei war ihm der Gründerabt von Mariannhill, Franz Pfanner, immer wieder Vorbild. Ihn und Bruder Nivard Streicher bewunderte er sehr.

Sieben Stunden Arbeit, fünf Stunden Gebet …

Über diese Zeit, als Pfanner noch lebte, schreibt Bruder Leopold in seinen Erinnerungen: “Man fühlte sich Gott so nahe. Das asketische Leben, das Stillschweigen, das gemeinsame Gebet, der Kreuzweg am Ende eines langen Arbeitstages – all das war so schön und erhebend … Jeden Montag hatten wir Versammlung im Kapitelsaal mit Absingen des Martyrologiums (der Totenliste), so ernst und so feierlich, dass es ein halbes Jahrhundert in guter Erinnerung blieb. Überdies gab es bei den Mahlzeiten reichliche und erbauende Tischlesungen in Latein, Deutsch, Englisch und Zulu. Unvergesslich sind mir jene ersten glücklichen Jahre des frischen Anfangseifers …”

Nach seinem Rhodesieneinsatz (bis 1929) arbeitete Bruder Leopold ein paar Jahre in der Transkei und ging dann, mittlerweile 72 Jahre alt, nach Mariannhill zurück. Auch hier wirkte und werkte er weiter, so gut es ging, legte Bananenhaine an, betreute Gärten, half mit, wo man ihn eben brauchen konnte. Jetzt, sich zu den Senioren der Mission zählend, machte er sich eine Tagesordnung, die von der allgemeinen Ordnung abwich, “nämlich fünf Stunden Gebet und sieben Stunden Handarbeit”. Dies hielt er sieben Jahre durch: “Von da ab hingegen wurden sieben Stunden Gebet und fünf Stunden Arbeit festgesetzt” – bis Ende 1944. Dann musste der gute Bruder, nun altersschwach und erschöpft, sich ganz ins Seniorenheim zurückziehen. Er litt immer stärker an Atemnot. Als er am 11. Mai 1948 starb, nahm Mariannhill von einem seiner großen Pionier-Missionare Abschied. Auf dem Klosterfriedhof fand er die letzte Ruhe, auf dem gleichen Gottesacker, wo Abt Franz Pfanner seit 1909 ruhte.

Pater Laurentius Adam Schleißinger (1899 - 1985) Missionarisch bis ins hohe Alter

Pater Laurentius Schleißinger

Rimpar bei Würzburg, wo er am 4. Mai 1899 zur Welt kam, galt lange Zeit als ein „rotes“ Marktstädtchen. Die Arbeitergemeinde stand den kirchlichen Belangen nicht sonderlich nahe. Doch das änderte sich rasch, vor allem durch das segensreiche Wirken des Pfarrers Josef Heeger. Ihm hatte es wohl auch Adam Schleißinger (im Orden hieß er später Pater Laurentius) zu verdanken, dass er zum Priester- und Ordensberuf gelangte. Pfarrer Heeger ebnete dem Jugendlichen den Weg zu den Mariannhillern. 1921 begann Frater Laurentius seine Theologiestudien in Würzburg; zuvor hatte er bei den Missionsbenediktinern in Sankt Ottilien das Abitur gemacht.

Die Not der Inflationsjahre und die beengten Wohnverhältnisse der Mariannhiller in Würzburg (das Piusseminar am Mönchberg wurde erst später gebaut) veranlassten die Ordensoberen, den jungen Kleriker nach Südafrika zu entsenden – zum Weiterstudium in Mariathal. 1926 wurde Pater Laurentius von seinem fränkischen Landsmann Bischof Adalbero Fleischer zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Lourdes. Es folgten Missionseinsätze in Emaus, Lourdes, Mariannhill und Mhlabatshane. Dann wurde er Provinzial, Rektor des Zentralseminars in Pevensey und Prokurator der Diözese Umzimkulu. Es waren verantwortungsvolle Aufgaben, die seine ganze Kraft erforderten. Aber Pater Laurentius, der die Zulusprache bestens beherrschte, drückte sich vor nichts. Wo und wann immer man ihn brauchte, er stellte sich zur Verfügung. Letztlich ging es ihm um die Verwurzelung der Ortskirche, um die Heimischmachung der katholischen Kirche im südlichen Afrika.

Aus Gesundheitsgründen kehrte er 1964 nach Deutschland zurück. Vorübergehend wirkte er in Arnsberg, Rosenheim und Bad Kissingen. Dann übernahm er eine Seelsorgsstelle im Juliusspital in Würzburg. Bei den Kranken war er sehr beliebt; vielen spendete er nicht nur den Trost der Sakramente, sondern auch den seines väterlichen Herzens. 1979, selbst schon 80 Jahre alt, zog er sich aus der aktiven Seelsorge zurück. Im Piusseminar zu Würzburg verbrachte er seine letzten Jahre, immer noch an allem interessiert, was die Mission anging. Seine Zulu-Sprichwörter-Sammlung beschäftigte ihn auch jetzt noch. Als er der regelmäßigen Pflege bedurfte, wurde er ins ordenseigene Altenpflegeheim nach Reimlingen verlegt. Hier gab er sein erfülltes Priester- und Missionarsleben dem Schöpfer zurück – im Frühjahr 1985.

Bruder Bernardin Johannes Chrysostomus Schlosser (1881 - 1964)

Bruder Bernardin Schlosser

Bruder Bernardin Johannes Chrysostomus Schlosser, 1881 in Tischling/Oberösterreich geboren, sollte den Hof seiner Eltern übernehmen. Aber die spannenden Berichte Franz Pfanners aus dem südlichen Afrika und die Begegnung mit dem Mariannhiller Bruder Stanislaus Haselbacher ermutigten ihn, ans Kap der Guten Hoffnung zu ziehen. 1909 traf er in Mariannhill ein, wenige Monate nach Pfanners Tod. Die meiste Zeit seines Lebens wirkte er in Mariazell – 49 Jahre lang. Viele Gebäude der großen Station entstanden unter seiner Leitung; er war ein vielseitig begabter Missionsbruder. In seinen alten Tagen schnitzte er mehrere Altäre für Kirchen und Kapellen. Wenn man ihn nach seinem Leiden fragte, sagte er bloß, es plage ihn hin und wieder Asthma. In seinen letzten Lebensjahren nahmen die Leiden zu, doch er ertrug sie mit viel Geduld und Gottergebenheit. Er starb am 26. Juni 1964 in Mariazell und wurde auf dem dortigen Friedhof zu Grabe getragen.

Bischof Martin Elmar Schmid (1913 - 1980) Ndlovu (Elefant) war sein Ehrenname

Bischof Martin Elmar Schmid

In Rhodesien (Simbabwe), wo er drei Jahrzehnte lang tätig gewesen war, ehe er Bischof von Mariannhill in Natal wurde, nannten ihn die Einheimischen voller Bewunderung “Ndlovu” – seiner Größe wegen, aber auch weil sie ehrfurchtsvoll zu ihm aufschauten.

Martin Elmar Schmid wurde am 28. Oktober 1913 in Dewangen/Württemberg geboren. 1933 trat er bei den Mariannhillern ein, 1938 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er in die Rhodesien-Mission entsandt. Zunächst war er Kaplan in verschiedenen Pfarreien; 1948 übernahm er als Rektor die große Embakwe-Mission. Hier entfaltete er sein Organisationstalent; er baute Schulen, Internate und Dämme. Auf seine Initiative hin wurde auch mit einer künstlichen Bewässerungsanlage begonnen. 1960 wurde er Provinzial, 1961 übernahm er die neu errichtete Pfarrei Christkönig in Bulawayo; jetzt war er Stadtpfarrer und Regionaloberer. Am 20. Juni 1970 hat ihn Papst Paul VI. zum Nachfolger von Bischof Alfons Streit ernannt; damit wurde er Oberhirte einer der größten Diözesen Südafrikas – mit den meisten einheimischen Priestern und Schwestern.

“Vater Bischof” wollte er genannt werden

Bischof Schmid beherrschte nicht nur die englische Sprache, wie nur wenige Ausländer dies vermögen, er sprach auch fließend Sindebele, später Zulu. An verschiedenen Übersetzungen hatte er mitgewirkt. Als Bischof stellte er sein Wirken unter den Wahlspruch “Christo Regi” (Christus, dem König). Christi Reich wollte er in der ihm anvertrauten Diözese ausbreiten und befestigen. Diesem Ziel dienten seine vielfältigen Unternehmungen, deren Akzent auf dem pastoralen Sektor lag. Zusammen mit Pater Damian Weber errichtete er das Pastoralzentrum in Mariannhill mit den Schwerpunkten Katechese und Jugendarbeit. Für die Ausbildung der Katechisten rief er das Katechetische Institut in Umbumbulu ins Leben; ein von ihm berufenes Team hatte die Aufgabe, Priester- und Ordensberufe zu fördern. Der von ihm ernannte Pastoralrat mühte sich vor allem um die Übernahme afrikanischer Kulturwerte in die christliche Liturgie. Im Juni 1980 folgten 1500 Jugendliche seinem Aufruf und nahmen an einer Wallfahrt nach Ixopo teil – zu Ehren der Uganda-Märtyrer.

Obgleich er die meisten seiner Mitmenschen an Körpergröße überragte, war er nie einschüchternd; ging es um persönliche Anliegen seiner Anbefohlenen, dann war er für alle der schlichte “Vater Bischof”; ein sorgender und liebevoller Oberhirte.

Seine Tage waren gezählt

Auf die Kevelaer-Wallfahrt (15. August 1980) freute sich Bischof Martin Elmar schon lange. Dieses Mal hatte sich auch der neue Apostolische Delegat angemeldet, und der Bischof von Mariannhill verstand es, aus dieser im Schnitt von 15 000 bis 20 000 Gläubigen besuchten Wallfahrt ein Großereignis zu machen. Aber dazu kam es nicht mehr, nicht für den Bischof. Er erlitt einen Herzschlag und musste das Krankenhaus aufsuchen. Dort wurde er zunächst auf Herzklappenentzündung behandelt; ein Spezialist stellte später eine Koronarthrombose fest; man änderte sofort die Therapie. Wenige Tage später erlitt er einen weiteren Herzinfarkt. Jetzt kam jede ärztliche Hilfe zu spät. Bischof Martin Elmar Schmid starb – zehn Jahre nach seiner Ernennung zum Oberhirten von Mariannhill.

Bei seiner Beerdigung hatten sich 7000 Gläubige eingefunden, 26 Bischöfe und über 100 Priester. Erzbischof Denis Hurley von Durban, ein persönlicher Freund des Verstorbenen, zelebrierte das Totenamt; Pater Damian Weber, Provinzial der Mariannhiller, verlas das Beileidsschreiben des Heiligen Vaters. Bischof Martin Elmar fand die letzte Ruhe auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill – direkt neben Franz Pfanner, dem Gründer des Missionszentrums.

Bruder Alfons Albert Schmidpeter (1938 - 1981) Es war gut, dass es ihn gab

Bruder Alfons Schmidpeter

Er wurde als viertes von sieben Kindern am 29. Juli 1938 in Aberzhausen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Laibstadt (Diözese Eichstädt) trat er bei den Mariannhillern ein; von Reimlingen aus besuchte er die Landwirtschaftsschule in Nördlingen. 1957 legte er die Ordensprofess ab. Seine Sachkenntnisse stellte er ganz in den Dienst der Landwirtschaft; hier arbeitete er unermüdlich – immer zu Spaß aufgelegt, Fröhlichkeit und Zufriedenheit ausstrahlend.

1975 erlitt er einen Herzinfarkt. Um ihm eine leichtere Arbeit zu verschaffen, riefen ihn seine Oberen ins Piusseminar nach Würzburg; hier half er vor allem in der Prokura mit. Wiederholt war er Delegierter auf den Provinzkapiteln – ein Zeichen seiner Beliebtheit auch unter seinen Mitbrüdern.

Bruder Alfons war die Hilfsbereitschaft in Person. In seiner freundlichen und humorvollen Art konnte er aber auch jedermann unangenehme Wahrheiten und Einsichten des Lebens so sagen, dass es niemals verletzend wirkte. Auf einer letzten Grußkarte an einen Mitbruder schrieb er: “Ich wünsche dir, dass du immer viel Freude in die Herzen der Menschen legen darfst.”

Das war es wohl auch, was die Freunde, Verwandten und Mitbrüder so sehr vermissen seit seinem Tod: die Freude, die er anderen schenkte.

Bruder Alfons, so schrieb ein Mitbruder im Nachruf, war so etwas wie der gute Geist in unserer Gemeinschaft. Alle, die ihn kannten, werden von ihm sagen: Es war gut, dass es ihn gab! Wir sind dankbar, dass wir ihn haben durften, wenn auch nur kurze Zeit …

In einem Buch, das Bruder Alfons noch kurz vor seinem Tod las, stehen die Sätze: “Ein guter Freund ist ein starker Schutz; wer den hat, der hat einen großen Schatz. Ein treuer Freund ist mit keinem Geld noch Gut aufzuwiegen; ein guter Freund ist ein Trost fürs Leben …” Wie sehr dieser Mariannhiller Bruder anderen Freund war, geht auch aus dem Schreiben einer Würzburger Familie hervor: “Wir fühlten uns mit Bruder Alfons in Freundschaft verbunden. Er wurde von Gott heimgerufen, noch jung an Jahren, aber reich an guten Taten. Nie fragte er, warum und wem es zu helfen galt. Wurde er gebraucht, dann war er zur Stelle. Unkompliziert, rasch, einsatzfreudig. Er war auch ein ideales Bindeglied zwischen Kloster und ‘draußen’. Bei ihm zählten weder Titel noch Mittel; ihm ging es immer und zuerst um den Menschen. Um die Nöte der Mitmenschen. Mit Kindern und Jugendlichen verstand er es besonders gut. Er war ein frommer Mann, aber kein trauriger. Seine Fröhlichkeit war spontan und ansteckend. Ironie und Schelmhaftigkeit schlichen sich wohl mehr unbewusst bei ihm ein, vielleicht auch aus der Erkenntnis, dass seine Tage gezählt waren – nach jenem ersten Herzinfarkt, und dass diese Welt keine heile ist …”

Bruder Alfons starb in Reimlingen, wo er mehr zufällig weilte und den Mitbrüdern helfend zur Seite stand. Er hätte es sich wohl auch so gewünscht, wäre ihm die Frage nach seinem Sterbeort je gestellt worden. Reimlingen war ihm zur zweiten Heimat geworden. Dort, auf dem Klosterfriedhof, fand er auch seine letzte Ruhe.

Bruder Lukas Otto Schmidt (1913 - 1984) Sämann sein, wenn auch im Stillen

Bruder Lukas Schmidt

Er war mit dem Fahrrad unterwegs, wollte sich ein wenig entspannen; beim Überkreuzen einer vielbefahrenen Straße wurde er von einem Wagen erfasst und getötet. Der tragische Verkehrsunfall passte so gar nicht in das leise Leben dieses Brudermissionars. Er hatte es zeitlebens vorgezogen, im Hintergrund zu bleiben, einfach und bescheiden wie er war.

Bruder Lukas wurde am 25. Februar 1913 in Langensallach (Diözese Eichstätt) geboren; er hatte vier Geschwister. Nach der Volks- und Fortbildungsschule trat er bei den Mariannhillern ein (1929); die Ordensprofess legte er 1935 ab. Von 1942 bis 1945 leistete er Wehrdienst. Nach dem Krieg arbeitete er wieder im Missionshaus Reimlingen, in Sankt Georgen am Längsee/Kärnten und Riedegg/Oberösterreich, und zwar jeweils als Schreiner. In den 60er Jahren wirkte er im sogenannten “Bautrupp” der deutschen Provinz mit, als vor allem in Maria Veen, Arnsberg, Oelinghausen und Neuss gebaut wurde. Vorübergehend wurde er in Spanien (Madrid und Palencia) eingesetzt, doch die meiste Zeit verbrachte er in Reimlingen. In einem Nachruf hieß es: “Nur Gott allein weiß, was diese Jahre unserem Mitbruder an Arbeit und Gebet, Sorgen und Leiden, Freuden und Erfolgen bedeutet haben.” Er trug sein Herz nicht auf der Zunge; nur selten ließ er in sein Innerstes schauen, doch in seinem spärlichen Nachlass fand sich ein Notizbüchlein, worin er die Quintessenz seiner jährlichen Exerzitienvorsätze niederschrieb. Die letzten Eintragungen erlauben einen Blick in seine Seele: “Herr, du gibst das neue Leben. Lass es in mir keimen und wachsen und Frucht bringen. Ich weiß, es geht nicht ohne Opfer, Entsagung und Sterben. Aber in der Hoffnung auf deine Hilfe wird es gelingen. Du bist mir nahe im Glauben, im Sakrament, im Gebet. Das Weizenkorn muss sterben und verwandelt werden. Der Mensch ist Lebensträger; er kann und muss das Leben weitergeben – auch im geistigen Sinne: Missionar sein, Sämann sein, wenn auch im Verborgenen und Stillen …”

Diese Sätze lesen sich wie ein Testament. Bruder Lukas lebte und wirkte 50 Jahre in der Ordensgemeinschaft – als Mönch und Missionar. Sein Tod war eine unüberhörbare Predigt: Seid allzeit bereit; seid wachsam!

Bischof Adolf Gregor Schmitt (1905 - 1976) Der geschmuggelte Bischofsstab

Bischof Adolf Gregor Schmitt

Am 5. Dezember 1976 wurden die Mariannhiller Missionare Bischof A. G. Schmitt, Pater Possenti Weggartner und Schwester Maria-Francis van den Berg in der Nähe von Regina Mundi-Mission in Simbabwe von einem einheimischen “Freischärler” überfallen und erschossen. Es war zu Beginn des mehrjährigen Buschkrieges, in dem weitere Missionare ums Leben kamen.

Bischof Schmitt war kurz vor seiner Ermordung aus Krankheitsgründen von seinem Amt zurückgetreten. Er blieb aber im Lande und wirkte als einfacher Missionar auf einer Missionsstation der bislang von ihm verwalteten Diözese Bulawayo. Die Lebensstory des ermordeten Bischofs liest sich streckenweise wie ein Kriminalroman.

Es war im Sommer 1937. Dr. Goebbels, der Propagandachef des “tausendjährigen Reiches”, hatte gerade seine berüchtigte Schmährede gegen den katholischen Klerus über den Rundfunk gehalten. Noch echoten die Lande von antiklerikaler Wut. Und schon murmelten einige Eiferer: “Wartet nur, ihr Pfaffen, jetzt geht’s euch an den Kragen!”

Aber der junge Pater in schwarzer Priesterkleidung, der gerade an der deutsch-tschechischen Grenze mit Zollbeamten verhandelte, ließ sich von den Drohungen der Nazis nicht einschüchtern. Er war auf der Fahrt nach Leitmeritz. In Würzburg, wo er den Zug bestiegen hatte, war ihm seltsames Reisegepäck mit auf den Weg gegeben worden: ein Bischofsstab. Diesen sollte er über die Grenze “schmuggeln”. Exzellenz Ignatius Arnoz, der neuernannte Apostolische Vikar von Bulawayo/Rhodesien, sollte ihn bei seiner bevorstehenden Konsekration tragen.

Schwierigkeiten an der Grenze

Es war kein einfacher Auftrag, schon gar nicht zu einer Zeit, als die Stimmung gegen den geistlichen Stand im damaligen Nazi-Deutschland ihren Höhepunkt erreichte. Aber der junge Geistliche ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. An der deutschen Zollstelle lief es denn auch glimpflich ab. Anders auf der tschechischen Seite. Man stellte Fragen, untersuchte den Stab, wog ihn, machte Notizen und verlangte schließlich ein Pfandgeld von 100 Kronen. Aber woher sollte der Pater das Geld bekommen? Da erklärte sich in letzter Minute ein tschechischer Priester bereit, das Geld vorzustrecken. Der Pater, der inzwischen mehrere Zugverbindungen verpasst hatte, nahm den nächsten Personenzug. Am Abend vor der Weihe traf er in Leitmeritz ein.

Der junge Mariannhiller Pater von damals war der spätere Bischof von Bulawayo, Nachfolger von Bischof Arnoz …

Pater Schmitt wurde 1905 in Rimpar bei Würzburg als erstes von sechs Kindern geboren. Er besuchte das Internat der Mariannhiller und das staatliche Gymnasium in Lohr/Main. Nach den theologischen Studien an der Universität Würzburg wurde er (1931) zum Priester geweiht. Wenig später fuhr er in die Rhodesien-Mission, eben zu jenem Apostolischen Präfekten, für den er später den Bischofsstab “schmuggeln” sollte.

In Bulawayo, damals noch ein kleines, verstaubtes Buschstädtchen, wurde Pater Schmitt Seelsorger der weißen Gemeinde. Doch schon nach vier Jahren riefen ihn seine Ordensoberen wieder nach Europa zurück. Im Piusseminar zu Würzburg und im Aloysianum in Lohr warteten neue Aufgaben auf den frischgebackenen Afrikamissionar.

Als der Generalsuperior der Mariannhiller beschloss, in den USA ein Missionsseminar zu eröffnen, war es Pater Schmitt, der damit beauftragt wurde. Das war 1938, ein Jahr nach jener denkwürdigen Fahrt über die deutsch-tschechische Grenze.

“Ich heiße Adolf …”

Die Ausreisepapiere für Amerika mussten besorgt werden. Hier offenbarten sich erneut die antiklerikalen Schikanen kleiner Nazibeamter. Pater Schmitt stand zudem seit Jahren auf der berüchtigten “Schwarzen Liste”. Vor seiner Ausreise in die Neue Welt musste er sich einem Kreuzverhör unterziehen. In einem Stuttgarter Büro spielte sich folgende Szene zwischen dem jungen Mariannhiller und einem Nazibeamten ab: “Name bitte!” – “Ich heiße Adolf …” – Der Beamte stutzte; ausgerechnet dieser “Pfaff”, mag er sich gedacht haben, trägt den Namen des Führers!

Die Personalaufnahme ging weiter: “Geboren!?” – Pater Schmitt: “Am 20. April 19…” Jetzt brüllte der Beamte lauthals. “Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen! Sind Sie überhaupt noch normal, Sie …” Er rang nach Luft. Doch Pater Schmitt erwiderte augenzwinkernd, die Ruhe bewahrend: “Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin wirklich am 20. April geboren. Es ist nicht meine Schuld, dass Adolf Hitler am gleichen Tag Geburtstag feiert …”

Die Personalpapiere bestätigten die Aussagen. Der Beamte beruhigte sich wieder – und am Ende ging alles glatt. Pater Schmitt erhielt die Ausreisepapiere und wirkte nach seiner Überfahrt von 1938 bis 1950 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Dezember 1950 erreichte ihn die Nachricht von seiner Ernennung zum neuen Bischof von Bulawayo. Am 2. April 1951 wurde er, damals Regionaloberer der amerikanisch-kanadischen Mariannhillerprovinz, von Kardinal Mooney in Detroit zum Bischof geweiht. Wenige Monate später traf er in Bulawayo ein.

Vielseitige Aufgaben und Tätigkeiten

Der Missionssprengel von Bulawayo umfasste damals noch riesige Teile des südlichen Rhodesien sowie Mittel- und Nord-Botswana. Später wurden zwei Gebiete abgetrennt und anderen Missionsgemeinschaften anvertraut.

1955 erhob Rom das Vikariat Bulawayo offiziell zur Missionsdiözese; Schmitt wurde somit erster Diözesanbischof der zweitgrößten Stadt des Landes. In den fast 25 Jahren seiner Tätigkeit als Oberhirte in Matabeleland wurde viel geleistet. Moderne Kirchen erstanden, Hospitäler, Haupt- und Außenstationen wurden errichtet und erweitert und bislang unerschlossene Gebiete missionarisch erfasst. Um den einheimischen Ordensnachwuchs zu fördern, gründete Bischof Schmitt eine eigene Kongregation für einheimische Schwestern.

Als Schmitt 1959 den Papst in Rom besuchte, zeigte sich Johannes XXIII. sehr aufgeschlossen und interessiert. Gegen Ende der Privataudienz flüsterte der Heilige Vater dem Missionsbischof ins Ohr: “Wir beide – Sie und ich – haben eine schwere Bürde zu tragen. Beten wir füreinander!”

Für Gerechtigkeit und Menschenwürde

Das Kreuz des Bischofs ist Symbol seiner Bürde. Der Bischofsstab, den der junge Mariannhiller Pater einst nur mit Mühe über die deutsch-tschechische Grenze zur Konsekration seines Vorgängers brachte, derselbe Stab wurde ihm später bei kirchlichen Zeremonien zum Zeichen der bischöflichen Würde. Dass ihn einmal ein Einheimischer ermorden würde, hat wohl bis zum 5. Dezember 1976 niemand für möglich gehalten. Bischof Schmitt war von Anfang an ein mutiger Vertreter in der Hierarchie von Rhodesien/Simbabwe, ein Kämpfer für Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenwürde. In einem im November 1976 veröffentlichten Interview mit dem Missions-Magazin “mariannhill” (mmm) in Köln sagte Bischof Schmitt: “Man kann mit Fug und Recht sagen, dass sich die weiße Regierung in Rhodesien den guten Willen der einheimischen Bevölkerung verscherzt hat und zwar ohne Hoffnung auf Versöhnung und Verständigung. Ohne eine sofortige friedliche Verständigung wird der Rassenkampf weitergehen …”

Mahner für spätere Generationen

Gleichsam als Testament sprach Bischof Schmitt im gleichen Interview von seinem eigenen Lebensabend. Auf die Frage, warum er nach seiner Abdankung als Bischof nicht nach Deutschland zurückgekehrt sei, sondern in Rhodesien bleiben wollte, sagte er: “Ich bin geblieben und ich bleibe, weil ich den Eindruck habe, dass man mich noch braucht. Ich bleibe auch deshalb, um meinen Mitbrüdern zu zeigen, dass ich nicht einfach wegrenne, weil nun ein neuer Bischof gekommen ist … Und ich will jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass ich das Land verlasse, da sich die Schwierigkeiten mehren. Ich werde in Rhodesien bleiben, solange ich bleiben darf, denn es ist praktisch meine zweite Heimat geworden …”

In der Tat, Rhodesien/Simbabwe war für Bischof Schmitt zur Heimat geworden. Dort wird er – auf dem Friedhof von Bulawayo – auch für künftige Generationen von einheimischen und weißen Christen ein Symbol für missionarische Haltung sein. Vielleicht auch ein Mahner für jene, die noch lernen müssen, dass Friede und Freiheit nicht mit Gewehren erzwungen werden können.

Der stille Beter

Für Bischof Schmitt war das Gebet noch allemal die stärkere Waffe; aber davon sprach er selten. Einer seiner Mitbrüder im Bischofsamt, Donal R. Lamont von Umtali/Mutare, erzählte kurz nach Schmitts Tod folgende Begebenheit, die vielleicht über den Ermordeten mehr aussagt, als weitere lange Personenbeschreibungen:

Es war während einer Sitzung der Rhodesischen Bischofskonferenz in Salisbury (Harare). Wieder einmal hatten sich die Oberhirten des Landes mit den “heißen Eisen” soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Rassendiskriminierung usw. beschäftigt. Den Entwurf für ein gemeinsames Hirtenwort hatte Lamont vorgelegt. Die anderen Bischöfe waren sich über gewisse Formulierungen noch nicht einig geworden. Daher unterbrach Erzbischof Markall, der Vorsitzende, die Konferenz und schlug eine längere Pause vor. Während dieser Unterbrechung diskutierten die Bischöfe und ihre Berater in kleinen Grüppchen weiter, immer wieder um Kompromiss-Formulierungen ringend. Da läutete das Telefon; Bischof Schmitt wurde aus Bulawayo angerufen – aber er war nirgends zu finden. Man suchte auf seinem Zimmer, rannte hin und her. Schließlich fand man ihn in der Kapelle, still im Gebet versunken.

Lamont später: “Das war der gute Bischof Schmitt! Während wir uns heiß redeten, trug er unsere Anliegen dem lieben Gott vor. Er hat damit vielleicht mehr zur Lösung unserer Probleme beigetragen als wir anderen …”

Vielleicht wird auch der sinnlose Mord an diesem Missionsbischof eines Tages in anderem Licht gesehen: Als Blut eines Märtyrers, das zum Samen für neues Christentum wurde …

Bruder Ehrenfried Schmitt (1908 - 1944) Bruder Sebald Hummel (1918 - 1944) In Russland vermisst

Der Zweite Weltkrieg schlug der jungen Gemeinschaft der Mariannhiller tiefe Wunden. Viele Patres und Brüder wurden zwangsverpflichtet; die meisten gerieten gegen Kriegsschluss in Gefangenschaft, einige in russische. Es waren schreckliche Monate und Jahre. Fast alle trugen, auch wenn sie später freikamen, “Narben” davon. Manch einer starb vorzeitig – an den Spätfolgen des Krieges und der Gefangenschaft.

Einige Mitbrüder fielen im Krieg; andere wurden als vermisst gemeldet. Zwei von ihnen werden hier namentlich genannt.

Bruder Ehrenfried stammte aus Dornebach/Baden, wo er am 7. Januar 1908 geboren wurde. Er erlernte das Bäckerhandwerk und trat 1934 bei den Mariannhillern ein. Als Klosterbäcker versah er seine Arbeit mit viel Sachkenntnis. Sein ruhiges, unaufdringliches Wesen machte ihn bei den Mitbrüdern sehr beliebt.

Die Verpflichtung zum Militärdienst war für den bescheidenen und beschaulichen Ordensbruder eine schwere Belastung. Er wusste sich aber auch getragen von der Liebe Gottes. Während seines letzten Heimaturlaubs im Februar 1943 sagte er beim Abschied: “Auch wenn ich fallen sollte, ich fürchte mich nicht, falle ich doch in Gottes Hand.” 1944 traf die Meldung ein, er sei vermisst.

Bruder Sebald (Jahrgang 1918) stammte aus Neuses; 1936 trat er bei den Mariannhillern ein. Er arbeitete als Klosterschneider in Reimlingen und Würzburg – und wurde dann zum Dienst an der Front eingezogen. Von Russland schrieb er: “Es fällt mir schwer, Soldat zu sein. Aber der Glaube macht mir vieles leichter. Gottvater steht am Steuer; darum hat es keine Not.”

Auch er ist seit 1944 vermisst.

Von beiden Mariannhiller Brüdern wurde nie mehr etwas gehört; sie gelten, wie Tausende andere in Russland Vermisste, als gefallen. Irgendwo in den weiten Steppen Russlands harren auch sie der ewigen Auferstehung.

Pater Leander Josef Schmitt (1922 - 1972) Sie werden ihn vermissen…

Pater Leander Schmitt

Dass er schon mit fünfzig Jahren sterben würde, hat viele überrascht, vor allem jene, die ihn oft von seinen „Leiden“ reden hörten. Sie nahmen es nicht recht ernst; meinten, er übertreibe. Denn eigentlich sah er gut aus, gepflegt – und er schien sich auch zu schonen. Doch dann kam die Todesnachricht; am 7. Oktober 1972. Viele, die ihn kannten, waren betroffen; sie trauerten um einen Missionar, dem sie gerne noch viele Jahrzehnte gewünscht hätten…

Beginnen wir von vorne: Pater Leander (sein Ordensname) Josef Schmitt stammte aus Finthen/Mainz; dort erblickte er am 22. Mai 1922 das Licht der Welt.

Ab 1935 besuchte er die Missionsschule der Mariannhiller in Reimlingen. 1941 wurde er zum Militärdienst einberufen. Es waren schwere Jahre für den jungen Kleriker. In Nordafrika wurde er gefangengenommen und nach Texas/USA verbracht.

Von 1947 bis 1952 studierte er Theologie an der Universität Würzburg. Am 20. Juli 1952 wurde er zum Priester geweiht und ein knappes Jahr später in die Rhodesien-Mission entsandt. Er wirkte unter anderem in Embakwe und Empandeni – am Rande der weiten Kalahari-Halbwüste. Später übernahm er Seelsorgedienste in verschiedenen Pfarreien von Bulawayo, zuletzt als Assistent an der Kathedrale.

Wohl fühlte er sich selten; aber man hatte auch nicht den Eindruck, dass er lebensgefährlich krank sei. Anfang Oktober klagte er eines Tages wieder über Unwohlsein; er bat einen Mitbruder, ihn ins katholische Krankenhaus zu bringen. Es war zu spät. Er starb unterwegs. An seinem Grab sagte ein Mitbruder: „Er war ein Gentleman; er liebte Ordnung und Pünktlichkeit und hatte Sinn für Humor. Wir werden ihn vermissen; vermissen wird ihn vor allem die farbige Bevölkerung von Bulawayo, für die er so viel getan hat – selbstlos und unter großem Einsatz…“

Das Requiem feierte Bischof A. G. Schmitt zusammen mit den Priestern der Diözese und vielen Gläubigen aus Stadt und Land.

Bruder Maternus Alois Schmitz (1833 - 1913)

Bruder Maternus Alois Schmitz, 1833 in Nürburg/Eifel geboren, war gelernter Bergmann; beim Militär hatte er sich als Sanitäter ausbilden lassen. Mit 55 Jahren trat er in Mariannhill ein. 25 Jahre lang wirkte er im Orden, die meiste Zeit in den Steinbrüchen von Mariannhill und Reichenau. Harte und strapaziöse Arbeit. Daneben versah er auch den Dienst des Krankenwärters. Mitunter half er den Patienten mehr durch seinen goldenen Humor als durch medizinische Behandlung. Er starb kurz vor seinem 80. Geburtstag – am 21. Juli 1913. Ein Leben war zu Ende gegangen, das erfüllt war von Arbeit und Gebet.

Abt Amandus Ferdinand Schölzig (1836 - 1900) Ein Beispiel demütiger Güte und dienender Liebe

Abt Amandus Schölzig

Größere Gegensätze in den Charakteren hätte man sich kaum vorstellen können: Franz Pfanner, der unternehmungslustige Haudegen und Tausendsassa – und sein Amtsnachfolger Abt Amandus, der sanfte, liebevolle, gütige, väterliche Seelsorger. Der eine stets zu neuen Unternehmungen bereit, immer das Modernste anstrebend, der andere zurückhaltend, auf das innere Leben bedacht, die Seele hütend.

Und doch, trotz grundverschiedener Charaktere, verstanden sich die beiden bestens. Schölzig war Pfanner nach Südafrika gefolgt. Später – Nachfolger des resignierten Klostergründers – blieb er dem Vorgänger gegenüber stets loyal verbunden. Jedesmal, wenn Abt Amandus seinen Vorgänger in Emaus-Mission besuchte, kam es zu köstlich rührenden Szenen. Die beiden Äbte gaben sich, wie bei Trappistenmönchen üblich, den Friedenskuss und knieten dann fast gleichzeitig nieder. Jeder wollte vom anderen den Segen empfangen. Dann sagte meistens Abt Franz: “Sie müssen mich zuerst segnen. Sie sind der Abt im Amte!” Doch Abt Amandus entgegnete gewöhnlich: “Nein, Sie müssen mir zuerst den Segen geben. Sie sind der ältere!” Meistens musste Abt Amandus nachgeben …

Dies vorweg, ehe wir das Porträt des zweiten Missionsabtes von Mariannhill skizzieren. Es sagt eigentlich schon recht viel über ihn aus. Vor allem über seine schon zu Lebzeiten so geschätzte vorbildliche Haltung gegenüber Mitmenschen/Mitbrüdern. Während man Abt Franz als “Sturmwind” oder “Feuerbrand” bezeichnen konnte, war Abt Amandus das “sanfte Säuseln der Luft”; Milde und Güte in Person. Kein Wunder, dass er Franz von Sales zum persönlichen Patron gewählt hatte, jenen Heiligen, dem wir die “Philothea” verdanken und der mit Nachdruck die Meinung vertrat, das persönliche Beispiel sei hundertmal wichtiger als die Predigt.

Der gelehrte Mönch aus Klosterneuburg

Schölzig wurde am 3. Mai 1836 in Jauernig/Österreichisch-Schlesien geboren. Von 1851 bis 1858 besuchte er das Humanistische Gymnasium in Olmütz – stets als Klassenprimus. 1858, also mit 22 Jahren, trat er im Chorherrenstift Klosterneuburg bei Wien ein und bereitete sich auf das Priestertum vor. Seine theologischen Jahreszeugnisse trugen allesamt das Prädikat “primus cum eminentia”. Am 25. Juli 1863 empfing Pater Amandus die Priesterweihe. Viele Jahre lang wirkte er als Professor für orientalische Sprachen, als Exeget und Novizenmeister. Als Beichtvater war er sehr beliebt und gefragt. Dreißig Jahre nach seinem Klostereintritt entschloss er sich, zu einem viel strengeren Orden überzuwechseln, zu den Trappisten von Mariannhill in Südafrika. Am 20. Oktober 1888 vollzog er den Wechsel. Es war ein gewaltiger Unterschied – vom wohl etablierten Stift an der Donau zur Missionszentrale im “heidnischen” Schwarzafrika. Abt Franz nahm den 52jährigen Mönchsgelehrten sehr gerne in die Reihen der Novizen auf, übertrug ihm auch gleich von Anfang an wichtige Aufgaben. Obwohl Pater Amandus – wie alle Novizen – in einfachen (um nicht zu sagen primitiven) Unterkünften lebte und jede Art Handarbeit verrichtete, die man damals von Klosterneulingen erwartete (Zimmer fegen, Geschirr spülen, Unkraut jäten usw.) war er gleichzeitig Beichtvater für die Schwestern, Brüdermagister und sogar Novizenmeister für eine weitere Gruppe von Klosterkandidaten. Oft sah man diesen gelehrten Mönch, zart und von schwächlicher Natur, mit einer “Segeltuchschürze” umgürtet, beim Kleiderwaschen, oder mit Hacke und Schaufel draußen auf den Feldern. Ob Handarbeit, nächtliches Chorgebet oder Klosterfasten – ihm war nichts zu niedrig, nichts zu viel. Eine tiefe innere Heiterkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Pater Amandus fühlte sich wohl. Dass er so schnell nach seiner Ordensprofess (1891) zum Vertrauensmann des Konvents aufrücken sollte, war ihm gar nicht recht.

Im Februar 1893 wurde er vom Klosterrat in wichtigen Angelegenheiten nach Rom gesandt; als Administrator der Missionsabtei kehrte er nach Mariannhill zurück. (Franz Pfanner war ein Jahr zuvor seines Amtes enthoben worden und inzwischen als Abt zurückgetreten.) Zunächst weigerte sich Pater Amandus, das Amt des Abtes zu übernehmen; doch schließlich fügte er sich “im Gehorsam”. Dem bescheidenen Ordensmann fiel dies außergewöhnlich schwer; sicher auch deswegen, weil er ja noch Neuling in Südafrika war – nur knappe sechs Jahre nach seinem Eintritt!

Der zweite Abt von Mariannhill

Eigentlich hätte ein anderer Nachfolger Franz Pfanners in Mariannhill werden sollen: Abt Franziskus Strunk von Oelenberg/Elsaß; ihn hatte das Generalkapitel der Trappisten (vom September 1893 in Septfons) dazu bestimmt. Doch Strunk lehnte ab. (Strunk war es ja gewesen, der die Suspendierung Pfanners mit in die Wege geleitet hatte, nach seiner Visitationsreise ins südliche Afrika!) Jetzt machte das Klosterkapitel von Mariannhill in geheimer Wahl eigene Vorschläge beim Ordensgeneral. So kam es zur Ernennung von Pater Amandus. Seine Installation als Abt fand am 24. April 1894 statt, die Abtsweihe erfolgte am nächsten Tag – durch Bischof Jolivet von Pietermaritzburg. Sein Wahlspruch lautete: “Non veni ministrari, sed ministrare.” (Ich bin nicht gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.) Eine Devise, die Abt Amandus buchstäblich vorlebte. Er war der Diener aller. Für 2000 Personen hatte die Missionszentrale damals täglich zu sorgen, darunter 300 Mönche und 300 Schwestern; ferner schwarze Schulkinder, Arbeiter und Angestellte.

Abt Amandus arbeitete unermüdlich, oft ganze Nächte hindurch. Mitunter blieb sein ärmliches Strohlager unberührt; vom Schreibtisch weg ging er zum frühen Chorgebet um zwei Uhr nachts. Auf einen Sekretär, der ihn bei der umfangreichen Korrespondenz hätte entlasten können, verzichtete er. Trotz dieser erdrückenden Arbeitslast war er stets gut gelaunt, stets liebevoll, stets in rührender Sorge für alle, die ihm anvertraut waren. Seine besondere Sorge galt der inneren, der geistigen Festigung des Missionsklosters. Der treuen Einhaltung der Ordensregel gab er den Vorrang gegenüber den seelsorgerlichen Aktivitäten. In zahlreichen Unterweisungen und allsonntäglichen Kapitelsansprachen suchte er die Frömmigkeit der Mönche zu fördern. Ihm war klar, dass nur jener nach außen wirken könne, der innerlich gefestigt ist. Missionare, die ihr Gebetsleben vernachlässigen, sind letztlich ohne Erfolg.

Der weitsichtige Missionsstratege und Kirchenbauer

Manches, was Abt Franz Pfanner mit großem Schwung und persönlicher Begeisterung in Mariannhill begonnen hatte, geriet allerdings unter Abt Amandus ins Stocken. Sogar die modern eingerichtete Schnellpresse fand nicht das Interesse des neuen Abtes – jedenfalls nicht so intensiv, wie Pfanner es sich gewünscht hätte. Die Druckerei kam nach Pfanners eigenen Worten “in Abgang zu Abt Amandus’ Zeiten. Wer hätte es geglaubt, dass ein so wissenschaftlich begabter Mann so wenig für die Druckerei tun würde!?” – Auch die Pfannersche Idee von ordenseigenen Papier- und Tuchfabriken kam unter Schölzig nicht zum Tragen. Und die Telefonleitung, die Pfanner 1893 auf der Zentrale hatte installieren lassen (von der Abtei zu den Werkstätten, zum Schwesternkonvent und – unterirdisch! – zur Getreidemühle und Druckerei), wurde unter Abt Amandus wieder entfernt, weil dies “mit dem Stillschweigen der Trappisten” nicht vereinbar sei.

Und doch – in der zeitlichen Entfernung näher betrachtet – muss man heute Abt Amandus zu den großen Missionaren zählen. Während seiner Amtszeit kamen nicht nur ganze Gruppen von Klosterneulingen sowie mehrere Dutzend Glocken für die Außenstationen in Natal an, er betrieb auch tatkräftig die Gründung neuer Stationen – darunter Mariazell, Telgte, Mariatrost, Clairvaux, Citeaux, Hardenberg und Marialinden. 1896 begannen obendrein Mariannhiller Mönche in Mashonaland (heute Simbabwe) zu missionieren; ein Jahr später auch in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania). Und 1898/99 betreuten die Mönche von Mariannhill Polen (und schwarze Wanderarbeiter aus dem Zululand) in Johannesburg/Braamfontein. Zudem entsandte Schölzig Mariannhiller Schwestern (vom Kostbaren Blut) nach Ostafrika und in den Kongo (Zaire) – und zwar nicht nur zu den Mariannhiller Mönchen, sondern auch zu Spiritanern und belgischen Trappisten. Zeitweise trug er sich sogar mit dem Gedanken, in Kamerun eine Neugründung zu beginnen.

Zieht man weiter in Betracht, dass unter Abt Amandus zahlreiche große Kirchen errichtet wurden (zum Beispiel in Kevelaer, Einsiedeln, Sankt Wendelin, Sankt Michael und Lourdes), so muss man Abt Franz zustimmen, der die Amtszeit seines Nachfolgers eine “Epoche des Kirchenbaues” genannt hatte und ihn mit dem Kompliment ehrte, die neue Kirche von Lourdes sei “das schönste Gotteshaus in ganz Südafrika”.

Der takt- und liebevolle Klostervorsteher

Das Ziegelhäuschen neben der Klosterkirche von Mariannhill diente Abt Amandus als “Amtssitz”. Hier konnte ihn jeder besuchen; hier grüßte das Bild des heiligen Franz von Sales über der Eingangstür. Die sogenannte “Abtszelle” war räumlich klein und eng, aber von hier aus wurde das Mariannhiller Missionswerk geleitet. Hier studierte, schrieb und plante der Abt; hier verfasste er Tausende von (Bettel-)Briefen in seiner klaren, zierlichen Handschrift. Die Nachtstunden waren es, in denen er ungestört arbeiten konnte. Während des Tages belagerten Besucher sein Büro; jeden Augenblick klopfte es an seiner Tür – Patres, Brüder, Schwestern; Schwarze wie Weiße holten sich Rat und Hilfe. Es gab Hungersnöte, Dürre, Rinderpest, Aufstände – und immer wieder Probleme mit den Mönchen, die eine innere Krise mitmachten: Sollten sie weiterhin Mönche sein – oder mussten sie dem Ruf der Schwarzen folgen und aktive Missionsarbeit auf sich nehmen? Abt Amandus wurde von den einen als “rückständig” hingestellt, von den andern immer wieder aufgefordert, an den alten Klosterregeln festzuhalten. Wem konnte er es recht machen?

Seine “Schwäche” war – so Mitbrüder aus seinen eigenen Reihen – dass er “zu gut” war; er schenkte jedem Vertrauen und wurde bisweilen auch hintergangen. Trotzdem hielt er an dem Ausspruch seines Lieblingsheiligen, des Franz von Sales, fest: “Ich will lieber für zu große Güte als für zu große Härte betraft werden.” Mit viel Takt und Noblesse behandelte er vor allem auch den zurückgetretenen Abt Franz Pfanner. Ihm blieb er auf sehr freundschaftliche Weise verbunden. Ähnlich eng und innig war sein Verhalten gegenüber Bischof Jolivet. Der hatte ihm einst am Tag der Abtsweihe gesagt: “Mein lieber Freund, ich wünsche und bete, dass du noch zwanzig Jahre gottgesegnet wirken und zwanzig Jahre lang neue Missionsstationen eröffnen darfst!”

Dazu ist es nicht gekommen. Der ohnehin eher kränkliche Abt übernahm sich nicht selten. Seine Gesundheit litt darunter. Die weiten Wege ins “missionarische Hinterland” waren anstrengend. Autos gab es damals noch keine; die wenigen Bahnstrecken führten kaum zu den Außenposten. So musste der Abt mit dem “Spider” (leichter Pferdewagen) vorlieb nehmen oder zu Pferd beziehungsweise zu Fuß entlegene Stationen besuchen. Die Wege waren allesamt holprig und unbequem. Dennoch, man hörte Abt Amandus nie klagen. Stattdessen sagte er immer wieder, getreu seinem Wahlspruch: “Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen …”

Diese Glaubenshaltung versuchte er auch seinen Mitbrüdern und den Schwestern nahezulegen. Die bloß äußere Tätigkeit, pflegte er zu sagen, zeitigt materielle Scheinerfolge. Wir müssen erst innerlich im Glauben gefestigt sein, ehe wir andere zum Glauben bringen können. Neben dem heiligen Franz von Sales war ihm vor allem auch die heilige Mechtild ein Muster klösterlichen Lebens. Über ihr Leben und Wirken, ihre Offenbarungen und Verheißungen ließ er ein eigenes Büchlein drucken und es jedem Mariannhiller in die Hand geben.

Der heiligmäßige Ordenspriester

Abt Amandus war den Strapazen des Missionslebens nicht auf Dauer gewachsen. Nach einer größeren Visitation durch den Missionssprengel machten sich erstmals schwere Magenkrämpfe bemerkbar. Trotz strenger Diät und diverser Kuren war die Krankheit nicht mehr aufzuhalten: Magenkrebs. Auf Bitten des Arztes und der Klosterverwaltung ließ er sich in das Sanatorium nach Pietermaritzburg bringen. Die dortige Pflege durch ausgebildete Schwestern schaffte aber nur vorübergehend Linderung. Sein Freund, Bischof Jolivet, besuchte ihn täglich; er war es auch, der ihm die Sterbesakramente reichte. Am Morgen des 28. Januar 1900 rief Gott ihn zu sich. Am nächsten Tag wurde er auf dem Klosterfriedhof zu Mariannhill unter den weitausladenden Ästen eines wilden Feigenbaums beigesetzt – neun Jahre vor seinem Vorgänger Abt Franz Pfanner.

Im Nachruf seiner Abtei hieß es: “Er war ein heiligmäßiger Priester, ein aufrichtiger, nach christlicher Vollkommenheit strebender Ordensmann; als Oberer ein liebevoller, nachsichtiger Vater, der niemals etwas von einem seiner Untergebenen verlangte, wozu er sich nicht auch selbst verpflichtet hätte …”

Zusammenfassend würdigte (Jahrzehnte später) Pater Dr. Rudolf Kneipp den Verstorbenen so: “Sein Ziel war, gute Ordensleute und tüchtige Missionare zu erziehen. Darum sorgte er für die Drucklegung der Regel, bemühte sich um ein Noviziatshaus in Bayern, erstrebte gediegene theologische und asketische Ausbildung (für die jungen Kleriker) und bemühte sich vor allem um Lehrer und Katecheten für das schwarze Volk. Er konnte 1898 den ersten schwarzen Priester in Mariannhill begrüßen – und gab auch Vorschriften heraus für schwarze Mädchen, die ins Kloster gehen wollten.”

Mit Abt Amandus verlor Mariannhill einen Mann, der nicht nur einen klaren Verstand hatte, sondern auch ein gütiges Herz. Es war schwierig, einen ebenbürtigen Nachfolger zu finden

Bruder Ildefons Schüffelgen (1898 - 1979)

Bruder Ildefons Schüffelgen

Am Nachmittag des 12. Juni 1979 hat Bruder Ildefons wie gewöhnlich seine Bank geschlossen, sein Fahrrad genommen und ist langsam nach Hause ins Mater-Dolorosa-Heim gefahren. Wieder war ein Arbeitstag zu Ende; morgen würde er wie immer um 8 Uhr seine Arbeit erneut aufnehmen.

Weder er noch sonst jemand hätte gedacht, dass dies nicht mehr der Fall sein würde. Am Morgen des 13. Juni erschien Bruder Ildefons nicht mehr in der Kirche, wo er normalerweise der erste war. Seine Mitbrüder sahen sofort nach, ob er krank sei. Sie fanden ihn im Bett: Er hatte einen Schlaganfall erlitten und war bewusstlos. Offensichtlich lag Bruder Ildefons im Sterben. Der Arzt, der sofort gerufen wurde, konnte nichts mehr für ihn tun. Am Nachmittag verschied unser Mitbruder, ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben.

Bruder Ildefons wurde am 17. November 1898 zu Bonn geboren. 1923 trat er in Reimlingen ein und kam im März 1931 nach Mariannhill. Durch all die vielen Jahre war er ein musterhafter Ordensmann und ein eifriger Missionar. Die meisten Leute, die mit ihm zu tun hatten, hatten das Gefühl und sprachen es auch aus: Bruder Ildefons war ein „frommer Bruder“. Ich denke, was sie wahrgenommen haben, war der sichtbare Ausdruck seiner Gottverbundenheit, die durch sein ständiges Bemühen, ein guter Ordensmann zu sein, genährt wurde. Er nahm seinen Beruf wirklich ernst.

Schon diese Haltung allein hätte ihn zu einem guten Missionar gemacht. Aber er ging noch einen Schritt weiter. Nach drei Jahren als „Haus-Induna“ in Lourdes und zehn Jahre als „Farm-Induna“ in Reichenau übernahm er 1946 die Volksbank (Mariannhill Bantu Welfare Association) in Mariannhill. Er war der einzige Angestellte dieses Institutes: Direktor, Verwalter, Sekretär, alles in einem. Bruder Ildefons verwaltete diese Bank mit einer Einlage von fast einer Million Rand zum Wohl der Leute. Man hätte meinen können, Bruder Ildefons sei damit voll ausgelastet gewesen. Aber nein! Er hat gerne gelehrt. Jeder, der in sein Büro im Bischofshaus kam, fand bald heraus, dass Bruder Ildefons sich nicht nur für ihn interessierte; er hielt auch einen guten Rat oder eine kleine Predigt, wenn Bruder Ildefons es für nötig hielt. Gerne versammelte er die Kinder der Nachbarschaft. Da er musikalisch sehr begabt war und verschiedene Instrumente spielt, unterhielt er sie mit seinem Spiel. Dann aber ging er langsam dazu über, sie in den Wahrheiten unseres Glaubens zu unterrichten. So machte er seine Büroarbeiten zum Arbeitsfeld eines Missionars mit einer Botschaft, die weit über die Grenzen seiner Bank hinausging.

Pater Wilhelm Schuh (1889 - 1976)

Gott, der Herr, rief am 3. April 1976 um 22 Uhr seinen treuen Diener, unseren lieben Mitbruder Pater Wilhelm Schuh nach einem segensreichen priesterlichen Leben im hohen Alter von 87 Jahren zu sich in die ewige Heimat.

Der Verstorbene wurde am 6. September 1889 in Oberachern/Baden, Deutschland, geboren. Nachdem er einige Jahre als Bruder einer Missionsgesellschaft in Indien gewirkt und sodann die humanistischen Studien in Reimlingen (Bayern) absolviert hatte, trat er im Jahre 1925 als Kleriker in unsere Kongregation ein. Nach dem Noviziat und der Ersten Profess im Missionshaus St. Paul, Holland, studierte er in Dillingen und Würzburg Philosophie und Theologie. Am 3. August 1930 wurde er in der Universitätsstadt Würzburg zum Priester geweiht.

Pater Schuh war für kurze Zeit in Detroit, USA, und in Reimlingen tätig, bis er 1934 in das damals neu erworbene Missionshaus St. Georgen am Längsee als Rektor bestellt wurde. 1939 – 1940 war er Direktor eines Priesterheimes in Oberösterreich und wirkte in den anschließenden Kriegsjahren bis Ende 1945 als Pfarrvikar in Beneschau, Sudetenland. 1946 kehrte er wieder nach Kärnten zurück, einige Monate als Seelsorger in Launsdorf wirkend. Im September 1947 wurde er zum Provinzial der österreichischen Provinz ernannt und führte dieses Amt bis 1956 aus. 1948 – 1951 war er auch gleichzeitig Spiritual im Missionskloster Wernberg, anschließend Superior unseres Missionshauses Riedegg. Seine seelsorgliche Tätigkeit setzte sich von 1957 – 1962 in der Unfallstation Schmiedling bei Wels, 1962/63 in der Katholischen Anstalt Gallneukirchen fort. Sein letzter Tätigkeitsbereich für zwölf Jahre war in der landwirtschaftlichen Haushaltungsschule Mistelbach bei Wels, wobei er sich auch um die Bevölkerung trotz seines hohen Alters sehr bemühte. Zu Beginn des Jahres 1975 wurde er krank und trat dann in den wohlverdienten Ruhestand, den er im Linzer Hospiz der Kreuzschwestern verbrachte.

Unser verstorbener Mitbruder wurde am 7. April 1976, nach der Eucharistiefeier um 14 Uhr, auf unserem Klosterfriedhof in Riedegg beerdigt.

Bruder Alois Karl Schütz (1882 - 1960) Der Ziegelbrenner von Sankt Isidor

Dass er einmal eine große Ziegelei einrichten und Hunderttausende von Backsteinen und Ziegeln brennen würde – das hätte sich Bruder Alois damals, als er noch in Eidenberg bei Linz/Oberösterreich lebte, nicht im Traum einfallen lassen. Seine Heimat lag in der fruchtbaren Donau-Ebene; hier betrieb man Landwirtschaft. Aber der junge Karl (in der Taufe hatte er den Namen seines Vaters erhalten) diente zunächst als Soldat im k. u. k. Infanterie-Regiment des Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen. Und als er sich für die Afrikamission entschied (1905), dachte er wohl zunächst auch an Landwirtschaft. Die ersten Jahre im Kloster Mariannhill arbeitete er im Lagerhaus der Zentrale. Hier wurden die schweren Ochsenfuhrwerke beladen, die die Stationen im Hinterland mit lebenswichtigen Gütern versorgten. Eine harte, aber sehr wichtige Aufgabe für den jungen Klosterbruder. Dann (1910) übernahm er in Reichenau am Polelafluss die Landwirtschaft; es muss für den Landwirt aus Oberösterreich eine Freude gewesen sein, hier, in der „Kornkammer der Mariannhillermission“, wirken zu dürfen.

Nach zehn Jahren harter, aber fruchtbringender Arbeit in Reichenau erhielt Bruder Alois den Auftrag, in Sankt Isidor eine Ziegelei zu errichten. Es war eine Herausforderung besonderer Art. Aber der gewandte und vielseitig interessierte Bruder bekam auch diese neue Aufgabe schnell in den Griff. Schon nach wenigen Jahren galten seine Ziegel und Backsteine als die besten weit und breit. Sankt Isidor war zum Gütezeichen geworden.

Neben dem Ziegeleibetrieb verwaltete Bruder Alois auch die Landwirtschaft und die Mühle. Die Felder waren in bestem Zustand und die Viehställe fast immer überfüllt. Abermals ein Beweis für das Können des Bruders.

Bei aller ihm abverlangten äußeren Geschäftigkeit, blieb Bruder Alois ein regeltreuer Ordensmann; er wusste seine handwerklichen Tätigkeiten auf harmonische Weise mit Gebet und Meditation zu verbinden.

1956 – nach 36 Jahren in Sankt Isidor –, als er sich nur mehr am Gehstock fortbewegen konnte, nahm er Abschied von seiner geliebten Ziegelei und der Landwirtschaft. Aber in all seiner Hilflosigkeit und bei allen Mühen und Schmerzen, die die letzten Lebensjahre mit sich brachten, klagte er nie. Auch der Lebensabend war für ihn ein Stück Lebensaufgabe; ein weiteres Hingeführtwerden zu dem, zu dem wir alle zeitlebens unterwegs sind… Bruder Alois starb am 14. März 1960, fünf Tage nach seinem 78. Geburtstag.

Pater Albert Schweiger (1879 - 1938) Buschmannforscher und Bantuloge

Pater Albert Schweiger

Er stammte aus Bayern. Schon in jungen Jahren litt er an einer heimtückischen Krankheit. Sein weiterer Lebensweg war gefährdet. Mit 16 Jahren (er war am 6. März 1879 geboren) machte er eine Wallfahrt nach Lourdes – und kehrte voller Dankbarkeit zurück; es ging ihm zusehends besser. Am Pilgerort in den Pyrenäen hatte ihm eine “begnadete Person” vorausgesagt, dass er einmal als Missionar in Afrika wirken würde. Schon zwei Jahre nach seiner Wallfahrt fuhr er, inzwischen völlig geheilt, nach Mariannhill. Hier setzte er seine Studien fort und wurde 1910 zum Priester geweiht. Dann wirkte er auf verschiedenen Missionsstationen, u.a. viele Jahre lang auf Keilands. Das Erlernen der Bantusprachen fiel ihm nicht schwer; am besten beherrschte er Xhosa – mit den vielen Klickslauten. Nebenbei befasste er sich mit der Geschichte und dem Brauchtum der Einheimischen am Keifluss. Er sammelte Heilpflanzen und Buschmann-Malereien; schon nach wenigen Jahren zählte er zu den besten Buschmann-Experten im südlichen Afrika. Mitte der 30er Jahre erschien ein umfangreiches Buch, von europäischen Fachleuten herausgegeben, das Pater Albert geschrieben und in dem er seine wertvollen Erfahrungen niedergelegt hatte. – Von den Felsenmalereien der Buschleute fertigte er Kopien an. Auch besaß er ein kleines Museum mit wertvollen Steinen und seltenen Gegenständen der Bantustämme.

Mit verschiedenen Stellen an der Kurie in Rom stand er zeitlebens in brieflichem Kontakt; auf diese Weise gelangten viele völkerkundliche Hinweise auch zu den Forschern und Gelehrten in Übersee. Mit den Redaktionen von archäologischen und ethnologischen Zeitschriften hatte er ständig Verbindung – zeitlebens „missionswissenschaftlich“ ausgerichtet und interessiert.

Später wirkte Pater Albert ein paar Jahre in Telgte-Mission. Ende November 1935 trat er den „etwas ruhigeren Posten“ (wie er selbst sagte) in Sankt Leonhard bei Lourdes an. Dort hatte er mehr Zeit für seine „Bantulogie“, wie er seine Studien über die Sitten und Bräuche der Einheimischen nannte. Er betreute aber auch weiterhin kleine Christengemeinden und übernahm, etwa ab 1936, die Mitarbeit an einer internationalen Zeitschrift, die den Titel „Regnum Christi“ führte. Regelmäßig lieferte er Beiträge und erklärte sich sogar bereit, die Agentur dieses Magazins für Südafrika zu übernehmen. Seine letzte größere Forschungsreise führte ihn in die Transkei, zum Teil zu den Stationen, wo er früher einmal tätig gewesen war. Er sammelte neues Material für seine wissenschaftlichen Arbeiten und war bereits dabei – wieder auf Sankt Leonhard – es auszuwerten, als er den Ruf an das Priesterseminar in Ixopo erhielt. An der dortigen Hochschule hatte man ihm den Lehrstuhl für Archäologie, Ethnologie, Psychologie und „Bantulogie“ angeboten – eine Aufgabe, die ihn sehr reizte.

An dem Tag aber, an dem ihn ein Auto nach Ixopo bringen sollte, geschah etwas Unerwartetes. Pater Albert, der sich seit einigen Tagen nicht recht wohl gefühlt hatte (das geht aus einem Brief an einen befreundeten Arzt hervor, dem er nur zwei Tage vor seiner geplanten Abreise geschrieben hatte), zog sich nach dem Mittagessen noch einmal kurz auf sein Zimmer zurück; zuvor hatte er Pater Edmund Franke, der ihn abholen wollte, durch die Station geführt und ihm auf die Frage, wo denn in Sankt Leonhard der Friedhof sei, geantwortet: „Den gibt es hier nicht. Hier stirbt niemand!“ Nach dem Mittagessen ging er, wie erwähnt, auf sein Zimmer, um sich auszuruhen – vor der anstrengenden Autofahrt nach Ixopo.

Als er nach einer Stunde, zur verabredeten Zeit, nicht erschien, schaute man nach: Man fand ihn tot auf seinem Bett liegen. Herzversagen.

Es muss wohl für ihn auch sehr überraschend gekommen sein, denn in seinem Brief an den Arztfreund lud er diesen ein, ihn doch bald in Ixopo zu besuchen; dann wolle er ihn gern zu einem Glas Wein einladen. Dazu kam es nicht mehr. Die letzte Reise des unermüdlichen Forscher-Missionars führte nicht mehr zur Hochschule, sondern direkt zum Friedhof auf die Lourdes-Mission. Er, der Tausenden von Einheimischen – unter ihnen auch Aussätzige – geholfen, der ihre Kultur studiert und ihre Bräuche bestens gekannt hatte, konnte sein Lebenswerk, eine umfassende „Bantulogie“, nicht mehr abschließen. Sein plötzlicher Tod am 12. Februar 1938 war ein großer Verlust, nicht nur für die Mission, sondern auch für die Wissenschaft.

Pater Josef Schwemmer (1902 - 1987)

Pater Joseph Schwemmer

Pater Josef Schwemmer erblickte am 7. November 1902 als das vierte Kind der Eheleute Josef und Katharina Schwemmer in Wintersteig, Pfarrei Taubenbach/Niederbayern, das Licht der Welt. In der Taufe erhielt er den Namen seines Vaters, Josef. Die Familie verlor früh ihren Ernährer; 1911 verunglückte Vater Schwemmer, der Arbeiter im staatlichen Forst war, tödlich beim Holzfällen.

Mit 13 Jahren beendete Josef seine Volksschulzeit und kam zu einem Bauern als Knecht. Obwohl er nicht ungern in der Landwirtschaft arbeitete, verspürte er in sich den Drang, Missionar zu werden. So wandte er sich mit der Bitte um Aufnahme an verschiedene Missionshäuser, erhielt jedoch überall eine abschlägige Antwort. Für den Beginn der Gymnasialstudien war er bereits zu alt. Da gelangte eines Tages unsere damalige Missionszeitschrift „Vergißmeinnicht“ in seine Hände, und in ihr fand er, was er suchte: Pater Bernhard Barbian, Direktor unseres Aloysianums in Lohr am Main, warb für eine Spätberufenenschule, die er dort zu errichten beabsichtigte. Sofort meldete sich Josef, erhielt die Zusage und begann am 1. Oktober 1918 – der Erste Weltkrieg ging gerade zu Ende – in Lohr seine Gymnasialstudien. Bald gesellten sich noch eine Reihe Kriegsteilnehmer dazu. An Ostern 1923 konnte Josef mit gutem Erfolg seine Gymnasialausbildung abschließen und in unser Noviziat in St. Paul eintreten. Am 1. Mai 1924 legte er seine Profess ab. Nun ging es nach Reimlingen zum Studium der Philosophie im dortigen Schloss. 1925 hatte Frt. Josef das Glück, an der Heiligsprechung der hl. Theresia von Lisieux in Rom teilzunehmen, die ja zu den Patronen der Missionen zählt. Tief beeindruckt von dieser Feier, reiste er mit seinen Kursgenossen nach Südafrika, um im Piusseminar in Mariathal seine theologischen Studien zu absolvieren. In Mariathal legte er auch seine Ewigen Gelübde ab und empfing am 26. Juni 1929 die Priesterweihe. Es war der letzte Kurs aus Europa, der in Südafrika geweiht worden ist. Im selben Jahr hatte ja bereits das Piusseminar in Würzburg seine Pforten geöffnet.

Als junger Priester wirkte Pater Schwemmer für kurze Zeit in Hardenberg, einer Missionsstation ca. 10 km von Matatiele entfernt. Heute gehört die Station zur Diözese Kokstad. Dann wurde er nach Europa zurückgerufen, um in unseren Seminaren in Lohr und Reimlingen tätig zu sein. Lange währte dieser Auftrag jedoch nicht. Bereits 1932 kehrte Pater Josef wieder nach Südafrika zurück. Hier wurde er in Mariannhill und Kevelaer eingesetzt, dann 1936 zum Pfarrer von Port Shepstone bestellt. Diese Stelle versah er bis 1945. In seine Zeit fällt der Kirchenbau von Port Shepstone. Mit einem gewissen Stolz wies Pater Josef immer wieder darauf hin, dass die Finanzierung des Baues ein ökumenisches Unternehmen gewesen ist; denn auch von Nichtkatholiken waren Beiträge eingegangen. Diese Tatsache spricht für den offenen Geist und die missionarische Haltung von Pater Schwemmer. Von Port Shepstone aus gründete er die Stationen Jericho und St. Adalbero. 1936 wurde auch die Kirche in Phomela errichtet. Zu seinem Seelsorgsbereich gehörte ferner Margate, wo er jeden Sonntag die hl. Messe feierte.

1945 erfolgte die Versetzung nach Port St. Johns in der Diözese Mthatha. Von hier aus wurde Pater Schwemmer auf dem Generalkapitel 1947 zum Generalrat gewählt. Für die nächsten zehn Jahre versah er den Posten des Generalsekretärs im Generalatshaus in Hatfield-Peverel/England. Auch in dieser Zeit arbeitete er eifrig in der Seelsorge mit. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt eines Generalrats blieb Pater Josef vorerst in Hatfield-Peverel. Die neue Generalleitung, gewählt auf dem Generalkapitel 1957, kehrte auf das Festland zurück, zuerst nach Mönchsdeggingen, dann nach Rom. Im April 1962 wurde Pater Schwemmer zum dritten Mal nach Afrika versetzt. Hier versah er für ein Jahr den Posten des Bischofssekretärs in Mthatha, dann wurde ihm erneut die Seelsorge in Port St. Johns übertragen. Wohl vertraut mit den örtlichen Verhältnissen, sorgte er für seine Gemeinde im Städtchen selbst wie in Ndwalane und Mgazi Mouth. Mit Schwung und Energie pflanzte er eine Bananenplantage und versorgte mit den Früchten in regelmäßigen Lieferungen das Bischofshaus und die Konvente in der Umgebung von Mthatha. Als Pater Henry Karlen 1958 zum Bischof ernannt wurde, bestellte er Pater Josef zu seinem Generalvikar und Sekretär. 1971 wurde Pater Schwemmer Kaplan auf der Convent-Farm der Heilig-Kreuz-Schwestern bei Mthatha, wo er bei Bischof Grüter wohnte (Altbischof Grüter starb 1976). Er konnte sich bis 1985 einer relativ guten Gesundheit erfreuen. Dann aber ließ sie spürbar nach, so dass er schließlich in das Mater-Dolorosa-Heim nach Mariannhill übersiedeln musste, wo er die liebevolle Sorge von Schwester Custoda und ihrer Mitarbeiter erfuhr. Hier starb Pater Schwemmer am 17. August 1987.

Drei Bischöfe – von Mthatha, Mariannhill und Umzimkulu – kamen zur Beisetzung und feierten den Totengottesdienst für Pater Schwemmer mit, sicher ein Zeichen ihrer tiefen Wertschätzung für Pater Josef und auch für unsere Missionsarbeit.

Pater Heribald Viktor Senger (1914 - 1987) Liebenswert mit trockenem Humor

Pater Heribert Senger

Er wurde an dem Tag geboren, als Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärte; es war der 28. Juli 1914. Ob die Eltern ihm deswegen den Namen Viktor gaben, weil sie an einen „Sieg“ glaubten? Der Vater des kleinen Viktor musste schon wenige Wochen später als Soldat an die Front; er fiel noch im selben Jahr.

Viktor besuchte die Volksschule in seinem Heimatort Groß-Döbern/Oberschlesien; dann ging er an das Spätberufenenseminar der Mariannhiller in Reimlingen (1929). Sechs Jahre später siedelte er nach Lohr über, wo er das staatliche Gymnasium besuchte und 1936 das Abitur machte. Nach dem Noviziat folgte das Theologiestudium in Würzburg, das durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Frater Heribald (sein Klostername) wurde kriegsdienstverpflichtet. Es waren harte Jahre an der Front und in der Gefangenschaft. Im Herbst 1945 nahm er in Würzburg seine Studien wieder auf; 1949 wurde er zum Priester geweiht und noch im selben Jahr in die Rhodesienmission geschickt. Er wirkte u.a. in Bulawayo, Fatima, St. Luke’s, St. Paul’s und zuletzt in Embakwe. Fatima und St. Paul’s verdanken ihm in der Aufbauphase unendlich viel. Unermüdlich fuhr er immer wieder nach Bulawayo (180 Kilometer entfernt), um Baumaterialien und Lebensmittel zu besorgen. Für die einheimische Bevölkerung tat er alles, was in seinen Kräften stand. Wo immer Hilfe nötig war, eilte er herbei. Mit besonderer Liebe betreute er einen kleinen Kaufladen, um es den Leuten der Umgebung leichter zu machen, an wichtige Waren zu kommen.

Nach der Ermordung der Missionsärztin Dr. Hanna Decker und der Mariannhiller Schwester Ferdinanda Ploner CPS am 9. August 1977 musste St. Paul’s geschlossen werden. Während des Überfalls (durch einheimische „Freischärler“) hatte sich Pater Heribald am nahen Shanganifluss befunden, um Sand für die neue Kirche herbeizuschaffen. Zum Kirchbau kam es vorerst nicht mehr. Pater Heribald zog zur benachbarten St. Luke’s-Mission und betreute von hier aus das riesige Einzugsgebiet. Als Fatima-Mission geschlossen wurde, kam auch diese Region dazu. Jahrelang mühte er sich, den Kontakt zu den einheimischen Christen zu pflegen, auch dann noch, als Sankt Paul’s nur noch Rotkreuzstation war. Bei seinen vielen Fahrten von der Missionsstation in die Stadt war er nie ohne Ladung. In den Sägewerken bei St. Paul’s holte er Holzabfall und transportierte ihn nach Bulawayo, wo man sehr dankbar war für dieses billige Brennholz. Auch die Pfarreien und der Dominikanerinnenkonvent wurden regelmäßig mit Holz versorgt. Sie waren ihm sehr dankbar dafür.

Nachdem Oblatenmissionare die pastorale Betreuung von St. Luke’s übernommen hatten, zog Pater Heribald in den Südwesten des Landes – erst nach Minda, dann nach Embakwe. Hier betreute er diverse Außenstationen, ganz an der Grenze zu Botswana. Hier sorgte er sich weiterhin um das Wohl und Wehe seiner einheimischen Christen.

Mit der Heimat hielt er gute Verbindung; seine originellen Kommentare zum Tagesgeschehen in Simbabwe wurden gern gelesen. Viele Freunde erhielten von ihm regelmäßig Briefmarkensendungen, vor allem mit Ersttagsstempeln. Er selbst war ein großer Briefmarkenfan.

Sein trockener Humor und seine liebenswerte Art, mit anderen umzugehen, machten ihn allseits beliebt. Nichts konnte ihn aus seiner Ruhe bringen, nichts seine Gelassenheit stören. Anspruchslos und bescheiden war er von jeher gewesen. Mit den Jahren wurde daraus eine Zufriedenheit, um die ihn mancher Mitbruder beneidete.

Lebendig wurde Pater Heribald immer dann, wenn er in seinen Kriegserinnerungen kramte. Stundenlang konnte er über die harten Jahre in Russland erzählen, ohne dass ein einziges böses oder gehässiges Wort gefallen wäre, auch nicht über die Menschen, die ihn als Kriegsgefangenen festhielten.

Dass er ein tieffrommer Priester war, das hielten die, die ihn kannten, für selbstverständlich; er selbst schien es eher zu verheimlichen. Bescheidenheit und Unauffälligkeit prägten auch sein Gebetsleben. Doch hin und wieder spürte man etwas von seiner Sorge, etwa wenn er in einem Rundbrief an Freunde in der Heimat die Frage stellte: „Wer betet für die Menschen hier? Wer betet den Rosenkranz einmal in diesem Anliegen: Dass es in diesem Land (Simbabwe) zum Frieden und zur Versöhnung zwischen den Stämmen kommt?“

Im Frühjahr 1987 feierte Pater Heribald sein Goldenes Professjubiläum; er fühlte sich bei bester Gesundheit. Umso überraschender kam knapp vierzehn Tage später sein plötzlicher Tod. Unauffällig, ohne viel Aufhebens (er wurde im Schlaf von einem Herzversagen überrumpelt) schied er aus dieser Welt. Jene, die ihn kannten, schienen ihn schmunzelnd kommentieren zu hören: „Was wollt Ihr denn? Warum seid Ihr traurig? Ich bin ja nur zu dem heimgekehrt, zu dem auch Ihr einmal heimkehren werdet! Und dass ich es lautlos tat, auch das müsst Ihr verstehen: Ich habe es zeitlebens geliebt, leise und unauffällig zu bleiben…“

Mit Pater Heribald verloren die Mariannhiller einen eifrigen Missionar und einen liebenswerten Mitbruder; die Einheimischen einen herzensguten und väterlichen Freund.

Pater Dr. Gundekar Ernst Serger (1902 - 1983) In Gottes Hand geschrieben

Pater Gundekar Serger

Pater Gundekar war ein sogenannter Spätberufener. Er gehörte zu jenen, die der Herr erst in vorgerückter Stunde zur Arbeit in seinen Weinberg ruft. Gott schenkte ihm die Gnade, dass er trotzdem noch lange Jahre segensreich wirken durfte.

Die Wiege unseres Verstorbenen stand in Gerlachsheim bei Tauberbischofsheim in der Erzdiözese Freiburg. Dort wurde er am 17. Juli 1902 geboren. In der Taufe erhielt er den Namen Ernst. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Tauberbischofsheim wurde er Diplom-Volkswirt. Er promovierte später zum Doktor rer. polit. und übernahm als Büroleiter eine landwirtschaftliche Privatbuchstelle in Magdeburg. Der Zweite Weltkrieg setzte diesem Wirken ein Ende. Ernst Serger wurde Soldat. In den Nachkriegsjahren arbeitete er zunächst in einem Bergwerk, um sich sein Brot zu verdienen, bis es ihm möglich war, sich als selbständiger Steuerprüfer niederzulassen.

Dr. Serger hatte, was er zum Leben brauchte. Trotzdem war er mit sich und seinem bisherigen Leben nicht ganz zufrieden. Ihn quälte eine innere Unruhe. Er meinte, den Ruf Gottes zu hören, und war überzeugt, dass Gott auch einen Steuerprüfer für die Arbeit im Reiche Gottes brauchen könne. So meldete er sich 1949 – 47 Jahre alt – bei den Missionaren von Mariannhill. Damit begann eine neue Phase in seinem Leben.

Nach dem einjährigen Noviziat legte Serger, jetzt Frater Gundekar genannt, am 9. Dezember 1950 die ersten Gelübde ab. An der Universität Würzburg absolvierte er die phil./theol. Studien. Am 9. Dezember 1953 weihte er sich ganz dem Herrgott in der Ewigen Profess und durfte schließlich am 17. Juli 1955 – genau an seinem 53. Geburtstag – die Priesterweihe empfangen.

Nach kurzen Intermezzos im Missionshaus Reimlingen und im Piusseminar Würzburg, leitete Pater Gundekar sechs Jahre lang (1958-1964) die Ordensgemeinschaft des Missionshauses in Reimlingen. In diese Zeit fällt die Errichtung einer neuen, großen Hauskapelle und die Erweiterung und Modernisierung des Altbaus und verschiedener Werkstätten. Mit Umsicht und Tatkraft ging er an die Verwirklichung dieser Pläne. 1964 wurde er zum Superior an unser damaliges Spätberufenenseminar in Zaitzkofen berufen. Mit diesem Amt übernahm er zugleich das Amt des Pfarrverwesers der Pfarrei Pinkofen, zu der Zaitzkofen gehört. Die Last, die man dem 62jährigen damit auflud, war nicht klein. Pater Gundekar trug sie mit Gelassenheit und bewundernswertem Eifer. Als unsere Schule nach Mönchsdeggingen verlegt wurde, blieb der Pfarrverweser noch jahrelang allein im großen Haus wohnen und betreute von hier aus die Gläubigen seiner Pfarrei. Durchblutungsstörungen zwangen den inzwischen 70 Jahre als Gewordenen, für einige Zeit das Krankenhaus aufzusuchen. Von Resignation wollte er indes nichts wissen. 1977 siedelte er ins Pfarrhaus Pinkofen über, musste sich aber bald einer schweren Operation unterziehen. Diese zwang ihn, sein Amt als Pfarrverweser aufzugeben und nur noch als „Missarius“ tätig zu sein. Im Herbst 1980 durfte er mit den Gläubigen seiner früheren Gemeinde das Silberne Priesterjubiläum feiern. Es kam ein Ereignis, das noch einmal eine Veränderung ins Leben unseres Pater Gundekar brachte: Der plötzliche Tod von Pater Berthold Kemmer am 25. März 1982.

Pater Berthold starb als Pfarrverweser von Dünzling. In einer Besprechung mit seinem Provinzial meinte Pater Gundekar, er werde in wenigen Wochen zwar 80 Jahre alt, halte sich aber noch nicht für pensionsreif. Er sei noch fähig, als Nachfolger von Pater Kemmer die Seelsorge in Dünzling zu übernehmen. Nachdem der Provinzial und der Generalvikar des Bistums Regensburg ihr Placet gegeben hatten, vertauschte unser Mitbruder Pinkofen mit Dünzling. Dort wirkte er mit großem Eifer, renovierte sogar das Innere der Pfarrkirche, bis er sich Anfang März 1983 im Krankenhaus Mallersdorf einer Bruchoperation unterziehen musste. Die Operation verlief gut. Der Kranke war voller Hoffnung und guter Dinge. Da trat am Nachmittag des 24. März 1983 überraschend der Tod an sein Krankenbett und holte Pater Gundekar heim. Herzversagen.

Pater Gundekar war ein nüchterner Mann mit reicher Lebenserfahrung. Einer, der – solange er nur irgendwie konnte – für Gott und die Menschen arbeiten wollte. Die Kraft dazu holte er sich in einer kernigen, männlichen Frömmigkeit. Es scheint so, als habe unser Mitbruder in seinem Alter das an priesterlicher Tätigkeit nachholen wollen, was ihm in seinen jüngeren Jahren, wegen seiner späten Berufung, versagt gewesen war. Wir danken Gott, dass er Pater Gundekar in unsere Gemeinschaft geführt hat. Wir danken ihm selber, dass er uns ein guter Mitbruder war; einer, der den Leitspruch Mariannhills „Bete und arbeite!“ zu leben versuchte.

Am Montag in der Karwoche um 14 Uhr trugen die Mariannhiller Missionare auf dem Reimlinger Friedhof Pater Dr. Gundekar Serger zu Grabe. Wie beliebt Pater Gundekar war, wie sehr er sich die Hochachtung aller, die ihn kannten, erworben hatte, das zeigte die Anteilnahme der Priester des Dekanates Kehlheim sowie der Bevölkerung der letzten Wirkungsorte des Verstorbenen: Zaitzkofen, Pinkofen und Dünzling. Mit drei großen Reisebussen war jung und alt gekommen, um ihrem „Pfarrherrn“ die letzte Ehre zu erweisen. Aber auch die Reimlinger hatten Pater Gundekar noch nicht vergessen und gaben ihm das letzte Geleit. H. H. Dekan Seitz aus Kehlheim und zwei Mitbrüder aus dem Dekanat würdigten Pater Serger als einen Mann, der trotz angeschlagener Gesundheit und hohen Alters unermüdlich für das Reich Gottes tätig war.

Bruder Rufinus Josef Seyfried (1873 - 1946) Der Landwirt von Sankt Leonhard

Als er seinem Landsmann Franz Pfanner nach Südafrika folgte – es war im Jahre 1892 – stand Mariannhill schon zehn Jahre. Er selber hatte gerade das 18. Lebensjahr erreicht. Geboren wurde er am 7. April 1873 in Weiler/Vorarlberg. Für den sehr lebhaften Novizen war das strenge Klosterleben eine “harte Nuss”. Das Stillschweigen fiel ihm besonders schwer. Als “Kind vom Lande” war er die Freiheit in der Natur gewohnt. Kurz nach seiner Ordensprofess (1894) wurde er Verwalter der großen Missionsfarm Sankt Josef. Hier errichtete er einen geräumigen Hof und eine kleine Kapelle. In Emaus, seinem nächsten Wirkungsfeld, übernahm er die Betreuung der Katechumenen. Mitunter predigte er auch, vor allem, wenn der verantwortliche Pater der Zulusprache noch nicht mächtig war. Über die Lourdes-Mission führte sein Weg nach Sankt Leonhard. Hier fühlte er sich so richtig in seinem Element. Hier verbrachte er die meisten Jahre seines Klosterlebens. Aus einem selbstverfassten Bericht geht hervor:

“Am 1. August 1921 als Schaffner angetreten; am 16. Oktober 1922 vom Pferd gestürzt und zwei Rippen gebrochen; im Mai 1923 die Quelle eingefasst, mit Ziegelsteinen und Zement; im Juli das Wasserreservoir gebaut, das neun Jahre später von einem Blitzschlag völlig zertrümmert wurde … 1928 wurden 500 Schafe angeschafft; die Pferdezucht ging zurück. Im Januar 1931 an einem schweren Leber- und Gallenleiden erkrankt, Einlieferung ins Krankenhaus nach Kokstadt; drei Wochen später geheilt entlassen … 1933 wurde eine Notkapelle errichtet, Pater Isembard Leyendecker feierte darin die erste heilige Messe. Zwölf Jahre lang ging ich an Sonn- und Feiertagen nach Lourdes, zu Fuß oder zu Pferd. Ab 1935 hatten wir in Sankt Leonhard einen residierenden Priester. Deo Gratias!”

Das sind nur winzige Meilensteine aus der 25jährigen Arbeit des Bruders auf Sankt Leonhard. Sein Ende kam schnell und unerwartet. Starke Schmerzen stellten sich ein; der herbeigerufene Arzt konnte kaum Linderung verschaffen. Bruder Rufinus ließ sich die Krankenölung geben und äußerte den Wunsch, noch einmal das Kreuz auf dem Kalvarienberg bei Lourdes sehen zu dürfen. Unterwegs nahmen seine Schmerzen zu; es wurde angehalten. Wenige Minuten später starb er; es war der 14. Dezember 1946. Auf dem Missionsfriedhof von Lourdes fand er die letzte Ruhe.

Bruder Alexius Augustin Smieja (1902 - 1982) Wenn man so als einfacher Missionsbruder…

Bruder Alexius Smieja

Als Beruf gab er Maurer an; aber er war viel mehr: Farmer, Katechet, Erzieher – und vor allem Ordensmann. Er war Brudermissionar, und er war es gerne. Denen, die sich über die Aufgaben der Brüder mokierten, las er mitunter die Leviten. Er tat es auf vornehme Weise, aber mit Nachdruck. Als Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre die Diskussion aufkam, die Brüdermissionare sollten künftig weniger Handwerker sein, mehr Katecheten und Sozialarbeiter, schrieb er einen langen Artikel im Missionsmagazin “mariannhill” und rückte einige Ansichten zurecht. Er habe nichts dagegen, dass die Brüder pastorale Dienste übernähmen, aber die übliche Katechese solle man doch besser den Einheimischen überlassen; die verstünden die Sprache und Bräuche ihrer Landsleute noch allemal besser als die weißen Missionare … Auch sei er nicht gegen Sozialarbeit, schrieb er in jenem Essay; die Missionare hätten schon immer Sozialarbeit verrichtet. Aber es sei eminent wichtig, dass auch die handwerklichen Berufe von Brüdermissionaren weiterhin ausgeübt würden. Indirekterweise wirke das Beispiel des Bruders, wenn er gut arbeite, auch auf die Einheimischen. Wörtlich schrieb er damals: “Wenn man so als einfacher Missionsbruder jahrzehntelang harte Arbeit zu verrichten hatte, ganz unter und mit dem Volk, als Pionier bei Neugründungen, als Hilfskatechet und Religionslehrer im priesterlosen Gottesdienst auf einer fernen Außenstation, da sieht man ein, wie klein und schwach der Mensch ist, wie sehr er das Gebet braucht und den Segen Gottes … Und der wird nicht so sehr durch große Worte über Sozialarbeit und äußere Geschäftigkeit erreicht, sondern am nachhaltigsten durch Opfer und Gebet.”

Bruder Alex (wie ihn die Mitbrüder liebevoll nannten) war für viele jüngere Missionare ein Vorbild; sie wussten, hier sprach einer aus, was er vorlebte.

Stationen seines Lebens

Geboren wurde Bruder Alex am 18. Juli 1902 in Ober-Weichsel/Schlesien. Sein Vater war Landwirt. Nach der Volksschule half er auf dem elterlichen Bauernhof mit. Sein Vater wollte ihn auf die Landwirtschaftsschule schicken, doch der junge Augustin (Taufname) spielte damals schon mit dem Gedanken, ins Kloster zu gehen, und dort, so meinte er, brauche man keine weitere Ausbildung. “Mein erster großer Irrtum”, sagte Bruder Alex schmunzelnd in späteren Jahren.

Mit 21 Jahren (1923) trat er bei den Mariannhillern ein, war bald die rechte Hand des Schaffners in Reimlingen und ging dann als Betreuer des Pferdestalles nach St. Benedikt bei Arnstein. Auf Wunsch der Ordensoberen wechselte er den Beruf und erlernte das Maurerhandwerk: 1924 wurde er nach Südafrika entsandt, legte zwei Jahre später die Ordensprofess ab und machte jetzt eine intensive Ausbildung als Maurer.

1926 fuhr er nach Rhodesien, wo er diverse Bauarbeiten auszuführen hatte. Wieder in Natal, errichtete er das kleine Seminar in Ixopo, Kirche und Konvent in Melville, ein Schwesternhaus in Himmelberg, das Krankenhaus in Centocow, die Kirche in Port Shepstone und viele andere Gebäude auf den verschiedensten Stationen.

Besonders stolz war Bruder Alex auf den Seminarbau in Ixopo; 750 000 Backsteine waren “vermauert” worden. Während des Zweiten Weltkrieges betreute Bruder Alex gleich drei Stationen, da mehrere jüngere Patres und Brüder interniert worden waren. 1946 wurde er Internatsleiter am St. Francis College in Mariannhill. Hier sorgte er für das leibliche Wohl von rund 300 Studenten. Nach fünf Jahren rief man ihn hinaus aufs Hinterland. In Assisi-Mission wurde wieder gebaut. Von dort ging’s reihum auf viele andere Stationen; das “Bauteam”, das er anführte, errichtete nicht nur die Mauern, sondern auch Dachstühle; es übernahm Verputzarbeiten, brachte Dachrinnen, Fenster und Türen an und installierte Wasserleitungen. Wo das Wasser fehlte, grub man Brunnen und erstellte Wassertanks. Kurzum, der Brudermissionar, der “baute”, war eigentlich Mädchen für alles. Dass Bruder Alex zusätzlich noch Katechesen gab, soziale Dienste übernahm und, wo immer nötig, dem Priester zur Seite stand, war für ihn selbstverständlich.

1978 zog er sich aus Gesundheitsgründen nach Mariannhill zurück, half aber noch im Büro mit und gab auch Führungen durch das Kloster. Sein Humor und sein Gottvertrauen blieben ihm erhalten. Den jungen Mitbrüdern in der Gemeinschaft fühlte er sich besonders verbunden; und sie schätzten seine leutselige Art und seine Hilfsbereitschaft besonders hoch. Ihnen rief er noch kurz vor seinem Tod zu: “Jetzt müsst ihr weitermachen; jetzt liegt es an euch, die Frohbotschaft zu künden!”

Pater Rochus Specht (1908 - 1977)

Pater Rochus Specht

Pater Rochus Specht, 1908 in Frankfurt geboren, 1938 zum Priester geweiht, war über 30 Jahre lang Sekretär der Bischöfe von Mariannhill/Südafrika, zuerst bei Bischof Alfons Streit, dann bei Bischof Martin Elmar Schmid. Im Einzelnen aufzuzählen, was in diesen Jahrzehnten von ihm geleistet wurde, ist unmöglich. Doch allein die Tatsache, dass er sehr loyal zwei Bischöfen diente, zeigt, wie sehr man seine Dienste schätzte. Während eines Heimaturlaubs Anfang 1977 erkrankte er überraschend schnell; er ließ sich ärztlich untersuchen. Auf dem Heimweg vom Krankenhaus ins Piusseminar brach er zusammen und starb, ehe Hilfe vom benachbarten Missionsärztlichen Institut geholt werden konnte. Bischof Schmid, gerade auf Informationsreise in Deutschland, hielt ihm das Requiem und den Nachruf.

Bruder Severin Spinner (1902 - 1943)

Er stammte aus Bottenau und war bereits 34 Jahre alt, als er 1936 der Mariannhiller Gemeinschaft beitrat. Die Ewigen Gelübde legte er 1941 ab. Der als sehr bescheiden und zurückhaltend geltende Ordensbruder schrieb von der Ostfront an seine Mitbrüder in der Heimat: „Um die Zukunft mache ich mir keine Sorgen. Mein Wunsch ist es, Gottes Willen zu erfüllen…“

Bruder Rupert Spyra (1907 - 1943)

Seine Heimat war Oberschlesien; 1933 trat er in den Orden ein, 26 Jahre alt. Er war ein vielseitig begabter Mann, von Beruf Maschinenschlosser. Später erlernte er das Maurerhandwerk; dann ließ er sich als Maschinenbuchbinder ausbilden und schließlich als Bäckergeselle. Im Grunde war er zu jeder Arbeit bereit; dort wo man ihn brauchte, stellte er seinen Mann. Kurz nach Kriegsausbruch wurde er zum Militärdienst verpflichtet; seit den schweren Kämpfen um Stalingrad (1943) ist er vermisst.

Pater Andreas Johann Stadler (1927 - 2021)

Pater Andreas Stadler

Am 25. Juni 2021 verstarb Pater Andreas CMM im Kepler Universitätsklinikum Linz, im Alter von 94 Jahren.

Er wurde am 4. Mai 1927 in Viechtwang / Scharnstein geboren. Als Siebzehnjähriger wurde er im Dezember 1944 noch zum Militärdienst eingezogen. Nach Kriegsende konnte er in Kremsmünster seine Gymnasialstudien fortsetzen und 1949 die Matura ablegen. Noch im gleichen Jahr begann er auf Schloss Riedegg das Noviziat bei den Mariannhiller Missionaren. Die Profess legte er am 21. September 1950 ab. Seine Studien absolvierte er in Brig / Schweiz und in Innsbruck (Canisianum). Am 7. Dezember 1954 empfing er vom Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher die Priesterweihe.

Es folgten zwei Jahre Lehr- und Erziehertätigkeit im damaligen Mariannhiller Privatgymnasium St. Georgen am Längsee. 1956 zogen die Schüler und Mariannhiller von dort ins neu errichtete Internat St. Berthold in Wels um. Dort wirkte er weiterhin als Erzieher bis 1960. Von 1960 bis 1962 absolvierte Pater Andreas an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom ein Lizentiatsstudium in Spiritualität. Es folgten vier Jahre als Novizenmeister in Riedegg. Anschließend wirkte Pater Andreas für weitere zehn Jahre als Erzieher im Internat St. Berthold. Vielen damaligen Schülern ist er ein lebenslanger Freund und Begleiter geworden, hochgeschätzt wegen seiner Menschlichkeit und seines Humors.

Seit 1976 lebte er in Riedegg und wirkte viele Jahre davon als Superior und Provinzökonom. Vielen Generationen von Kindern und Jugendlichen, die in Riedegg ihr Ferienlager verbrachten, hat er sich mit seinen Witzen und Gruselgeschichten für immer ins Herz eingebrannt. Die Bischöfe von Linz verliehen ihm die Ehrentitel Geistlicher Rat und Konsistorialrat. Im Jahr 2004 hat er das Ehrenzeichen der Gemeinde Alberndorf erhalten.

Pater Severin Starchl (1896 - 1982)

Pater Severin Starchl

Als Pater Severin Starchl am 2. Februar 1982 starb, war dies für ihn sicher eine Erlösung und zugleich die Antwort auf seine flehentlichen Gebete.

Während er sich am Stefanstag 1981 für die Feier seiner täglichen hl. Messe richtete, fiel er und brach sich den Oberschenkelknochen. Man operierte ihn sofort und anfangs schien alles gut zu verlaufen. Doch dann machte sich bei Pater Severin das Alter bemerkbar. Anstatt der erwarteten Besserung mussten wir eine zunehmende Verschlechterung seines Zustandes feststellen. Seit seiner Einlieferung in das St. Mary’s Hospital in Mariannhill hatte Pater Severin nur den einen Wunsch: heimgehen zu dürfen zum Vater.

Pater Severin war das älteste Mitglied unserer Provinz. Am 14. September 1896 war er im steiermärkischen Krottendorf, Österreich, geboren. Am 22. Juli 1922 wurde er zum Priester seiner Heimatdiözese Graz-Seckau geweiht. 1933 trat er dann in unser Noviziat in St. Paul, Holland, ein, um Ordensmann und Missionar zu werden. Seine Erste Profess legte er am 4. Mai 1934 ab, und schon drei Wochen später war Pater Severin unterwegs nach Mariannhill in Südafrika. Es braucht nur wenig Phantasie, um die Gefühle dieses Mannes nachzuempfinden, der damals schon fast 40 Jahre alt war, als er den afrikanischen Boden betrat. Ende Juli 1934 begann Pater Severin seine missionarische Tätigkeit als Lehrer am St. Mary’s Seminar in Ixopo. Man darf annehmen, dass Pater Severin Englisch gekonnt hat. Trotzdem dient sein sofortiger Einsatz auf diesem nicht leichten Posten als ein gutes Beispiel dafür, wie in den alten Zeiten (und in den noch nicht so alten) unsere Mitbrüder sofort in das tiefe Wasser geworfen wurden, wo sie einfach schwimmen mussten, um nicht unterzugehen.

Vielleicht sollte man hier noch erwähnen, dass Pater Severin nicht nur sprachbegabt war, sondern sogar eine förmliche Leidenschaft für spezielle Sprachstudien hatte. Er muss einen Großteil seiner freien Zeit auf vergleichende Sprachstudien verwendet haben. Er füllte Notizheft um Notizheft mit seinen Entdeckungen und Theorien und konnte, einmal im Fahrwasser, sich ausführlich über dieses Thema verbreitern.

1935 wurde er für die Pfarrseelsorge nach Lourdes versetzt. Er blieb hier allerdings nur ein Jahr, dann kam Pater Severin nach Mariannhill. Dort suchte man einen Brüdermagister. In dieser Stellung war er zugleich Kaplan an der St. Josefs-Pfarrei von Mariannhill. 1939 wurde Pater Severin dann Pfarrer von Einsiedeln, wo er 10 Jahre blieb. Anschließend folgten drei Jahre in Harding.

Nur ein einziges Mal ging Pater Severin in Heimaturlaub, das war 1952. Nach seiner Rückkehr wirkte er zwei Jahre in St. Wendelin, dann war er bis 1972 Pfarrer in Marisstella. Nach der Feier seines goldenen Priesterjubiläums im selben Jahr bat er um eine leichtere Stelle. Sie wurde ihm gewährt: Pater Severin kam als Seelsorger in das Herz-Jesu-Kinderheim nach Umsinsini. Hier war er wie ein echter Großvater zu den Waisenkindern, die in Umsinsini ein Heim und eine Heimat gefunden haben. Doch schon 1977 – er war allerdings bereits 81 Jahre alt – zwang ihn sein Gesundheitszustand, um einen Platz in unserem Altenheim in Mariannhill zu bitten. Dort verbrachte er den Rest seines Lebens.

Pater Severin war ein ruhiger, tief frommer und gebetseifriger Mitbruder – ein Beispiel für uns alle in Mariannhill. Als sein Kreislauf schlechter wurde, empfand er das Gehen immer beschwerlicher. Manchmal litt er auch an Blutleere im Gehirn, und sein Gedächtnis verließ ihn jetzt öfters. Diesen Zustand hinzunehmen fiel ihm begreiflicherweise nicht leicht, doch ließ er sich jetzt formen, in gänzlichem Gehorsam Gott gegenüber, zu jenem vollkommenen Bilde, das er nach dem Willen Gottes sein sollte.

Pater Severin hatte sein ganzes Leben lang eine fast peinliche Auffassung von Pflichterfüllung. Kaum je hatte er jemandem einen Dienst versagt oder eine Bitte abgeschlagen. So muss er, der demütige Knecht seines Herrn, eine große Freude empfunden haben, als er nach einem langen Leben treuer Hingabe an den Willen seines Herrn heimgerufen wurde zu seiner Entlohnung.

Pater Gerhard Wilhelm Staude (1922 - 1987) Im Dienste der Versöhnung und Völkerfreundschaft

Pater Gerhard Staude

Pater Gerhard Staude war ein echter Sohn des „Kohlenpotts“, wie das mächtige Kohlerevier und Industriegebiet an Rhein und Ruhr im Volksmund heißt. Bottrop, seine Heimat, ist eine typische Bergarbeiterstadt. Auch Pater Gerhards Vater arbeitete „unter Tage“, d. h. er war Bergmann.

Geboren wurde Pater Gerhard am 11. Januar 1922. Die Volksschule besuchte Willi, so lautete sein Taufname, in Bottrop, und er wäre wohl auch Bergmann geworden, wenn 1935 nicht Pater Raphael Böhmer, selbst ein gebürtiger Bottroper, als Missionar in seine Heimat gekommen wäre und kräftig für die Mission geworben hätte. Er konnte damals eine Reihe Jugendlicher in unser Missionsseminar Aloysianum in Lohr am Main schicken. Zu ihnen gehörte auch Willi Staude. Da alle schon älter waren, bereiteten sie die Präfekten, Pater Otmar Baumeister und Pater Gregor Nerlinger, für die Aufnahmeprüfung in eine höhere Klasse vor. Beide hatten eine gute Arbeit geleistet, denn alle „Bottropenses“, wie sie von den Mitschülern genannt wurden, bestanden auf Anhieb die Prüfung. Sie lebten sich rasch im Haus ein und bildeten eine wertvolle Bereicherung der Seminargemeinschaft.

Bis 1941 besuchte Willi das Lohrer Gymnasium. Im Oktober 1941 erreichte ihn der Gestellungsbefehl. Er wurde zum Kriegsdienst bei den Infanterie-Pionieren einberufen. Es war die schwere Zeit des Zweiten Weltkriegs. Nach einer kurzen Ausbildung kam Willi an die Front nach Russland. Dort wurde er am 8. August 1942 bei einem Einsatz schwer verwundet. Ein Infanteriegeschoss drang durch beide Schlüsselbeine. Zeitlebens litt Pater Gerhard unter den Folgen dieser Verwundung. Im Anschluss an seine Genesung kam er nach Frankreich. Bald nach dem Beginn der Invasion durch die alliierten Truppen im Sommer 1944 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Mai 1946 entlassen wurde.

Nach fast fünfjähriger Unterbrechung musste Willi noch einmal die Schulbank drücken; er war ja mitten aus seiner Schulzeit gerissen worden. In einem Sonderkurs für Spätheimkehrer bekam er die Gelegenheit, den gymnasialen Abschluss als Voraussetzung für das Studium an der Universität zu erwerben. Im April 1947 war auch diese Hürde genommen, und Willi konnte in unser Noviziat im Reimlinger Schloss eintreten. Bei der Einkleidung erhielt er den Namen Frater Gerhard. Nach seiner Ersten Profess am 29. April 1948 folgte der übliche Weg der weiteren Ausbildung: das Studium der Philosophie und Theologie in Würzburg und die Priesterweihe zum Abschluss am 30. November 1952.

Seine erste Aufgabe erhielt Pater Gerhard als Erzieher in unseren Internaten in Lohr und Reimlingen. Aber lange währte diese Tätigkeit nicht. Schon im Herbst 1953 wurde er nach Maria Veen als Werber für die Mission und für die geplante Missionsschule versetzt. Ab 1960 arbeitete er auch als Hilfskaplan in der Pfarrei mit. In dieser Zeit machte er sich einen Namen als Trainer in der Abteilung Fußball bei der DJK (Deutsche Jugendkraft, ein sehr bekannter katholischer Sportverband), deren geistlicher Beirat Pater Gerhard gewesen ist.

1962 wurde Pater Gerhard das Pfarrvikariat Mönchsdeggingen übertragen. Neben seinen pastoralen Aufgaben ließ er sich auch das gesellschaftliche Leben der Gemeinde Mönchsdeggingen angelegen sein. Er setzte sich ein für den Bau einer Sportanlage und gehörte zu den Initiatoren der beliebten Veranstaltung „Spiel ohne Grenzen“ und des deutsch-französischen Freundschaftstreffens, da ihm die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ganz besonders am Herzen lag. Dabei kamen ihm seine ausgezeichneten Beziehungen zu deutschen und französischen Offizieren sehr zustatten.

Im September 1981 erhielt Pater Gerhard die Versetzung in unser ehemaliges Internat nach Arnsberg, das heute der Caritas als Schule und Heim für körperlich und geistig Behinderte dient. Hier war ihm die geistliche Betreuung der Bewohner anvertraut, zu der auch der Religionsunterricht an der Schule gehörte. Diese neue Aufgabe in Arnsberg sollte allerdings nicht von langer Dauer sein. Schon in Mönchsdeggingen hatte Pater Gerhard mehrmals wegen seines Herzens das Krankenhaus aufsuchen müssen. Nun stellten sich dazu noch weitere Beschwerden ein, die ihn zwangen, seinen Posten aufzugeben und schließlich in unser Altenpflegeheim in Reimlingen zu ziehen. Immer wieder musste er von dort aus das Krankenhaus in Nördlingen aufsuchen. Pater Gerhard ertrug sein schweres Leiden in vorbildlicher Geduld. Klagen hörte man ihn nie. Für alles, was man ihm erwies, zeigte er sich dankbar. Er starb am 30. Juli 1987 in Reimlingen und wurde dort auf dem Klosterfriedhof zu Grabe getragen.

Uns verbleibt der Dank an Pater Gerhard Staude für das, was er für Gott, für die Menschen und für unsere Kongregation getan hat. Möge ihm sein Wirken vom Herrn, dem er die Treue zu dienen suchte, reichlich vergolten werden.

Pater Francis (Franz) Stegmaier (1893 – 1976)

Pater Franz Stegmaier

Am 19. Juni, um 9 Uhr morgens, gab ein großer Mann seine Seele an Gott zurück. Zeitweise wurde er als “echter Gentleman” bezeichnet, aber allgemeiner wurde er liebevoll “Onkel Franz” genannt.

Diese beiden Begriffe zeigen uns die Persönlichkeit von Pater Francis. Er war wie der Onkel, der immer Zeit hatte, immer ein gutes Wort hatte und immer etwas zu geben hatte. Er dachte akribisch an die Menschen und ihre besonderen Tage und daran, wie er sie glücklich machen könnte. Im Umgang mit anderen und in seinen Worten über andere war er dafür bekannt,       sanftmütig und niemals verletzend zu sein.

Pater Francis hatte das Herz eines Dieners, im wahrsten Sinne des Wortes. Einer, der versuchte, seinen Meister immer und überall zu sehen, und dann versuchte, seinen Willen zu tun, anstatt seinen eigenen.

Wenn ich mir die Karte anschaue, auf der alle Arbeitsaufträge von Pater Francis niedergeschrieben sind, dann kann ich verstehen, warum er zu einem solchen Mann geworden ist.

Unmittelbar nach seiner Priesterweihe, am 29. Juni 1926, wurde er nach Monte Cassino in Rhodesien geschickt. Nur drei Jahre später mussten die Mariannhiller diese äußerst fruchtbare und erfolgreiche Mission verlassen. Unter seltsamen und schmerzhaften Umständen übernahmen die Jesuiten die Leitung. P. Francis und seine Gefährten kehrten nach Mariannhill zurück … Schweren Herzens – und doch waren sie reicher an den Früchten ihres Gehorsams und ihrer Bereitschaft zu dienen, egal was passierte.

Ein Jahr lang hilft er in St. Michael’s und Kevelaer aus, 1930 kehrt er nach Bulawayo zurück. Empandeni, Embakwe und wieder Bulawayo folgen einander bis 1939, als er nach Natal zurückkehrt, in das Sanatorium von Xopo. Dort bleibt er 5 Jahre, danach 3 Jahre in Assisi. Es folgen einige Monate oder einige Jahre im Heim Kwa St. Josepf, St. Bonifatius, Umzinto, Dolorosa, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbrachte und geduldig seine körperlichen Einschränkungen ertrug.

In all den 50 Jahren seines Priestertums ist Pater Francis zu einem sanftmütigen, demütigen und fröhlichen Mann geworden, der er in seinem hohen Alter (83 Jahre) war. Selten der “Mann an der Spitze”, half und diente er mit einem unerschütterlichen Glauben. Ein wahrhaft missionarisches Leben; Ein Beispiel, dem man folgen sollte! Möge der Herr sein Lohn sein!

Bruder Anton Johann Steiger (1900 - 1986) Der kleine Bruder mit dem Fahrrad

Bruder Anton Steiger

Der Schweizer aus Appenzell (wo er am 26. Dezember 1900 geboren wurde) trat mit 23 Jahren bei den Mariannhiller Missionaren ein; er war gelernter Schuhmacher. Nach dem Noviziat legte er die Ordensgelübde ab (1926) und wirkte dann auf dem Klostergut Ebenrod, anschließend in der Landwirtschaft in Sankt Paul/Holland. Schließlich baten ihn seine Ordensoberen, als “Reisebruder” für die Mariannhiller Mission zu werben. Jahrzehntelang versah er diese Aufgabe mit großem Eifer. Unermüdlich warb er landauf, landab, von Ort zu Ort, vor allem in Baden-Württemberg. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad besuchte er Freunde und Förderer des Mariannhiller Missionswerkes. Wegen seiner Bescheidenheit, aber auch wegen seines freundlichen und aufgeschlossenen Wesens war er überall sehr beliebt.

Als er aus Altersgründen diese anstrengende Werbe-Arbeit nicht mehr leisten konnte, half er im Zentralbüro der Mariannhiller weiterhin mit; an die Freunde und Wohltäter, die er über so viele Jahre besucht und betreut hatte, schrieb er einen Abschiedsbrief: Alles Irdische nehme bekanntlich seinen Lauf; selbst Aufgaben, die einem übernatürlichen Ziel dienten, könnten sich diesen Gesetzen nicht entziehen. Wörtlich: “Diese Gedankengänge sind dem gläubigen Christen verständlich. Das durfte auch ich auf den vielen Werbereisen erfahren, die ich in mehreren Jahrzehnten durch Süd- und Südwestdeutschland machte. Allen Wohltätern unseres Missionswerkes gilt mein herzlicher Dank und ein Vergelt’s Gott. Vom Vergelter jeder guten Tat erbitten wir besonderen Segen auch für die vielen Pfarrhäuser und Schwesternkonvente, bei denen der kleine Brudermissionar mit dem Fahrrad so viele Guttaten empfangen durfte …”

Kurz vor seiner Übersiedlung von Würzburg ins Altenpflegeheim nach Reimlingen überraschte Bruder Anton den Rektor des Hauses in Würzburg: Er legte sein restliches Taschengeld auf den Tisch und sagte: “So, das brauche ich jetzt nicht mehr!” Dann zählte er seinem Oberen die wichtigsten Daten seines Lebens auf – nicht ohne einen gewissen Humor und feiner Schlitzohrigkeit. Er wusste nur zu gut, dass diese Angaben bald für seinen Nachruf gebraucht würden.

Aus seinem “Nachlass” (es waren nur ein paar wenige lose Blätter) wurden ein paar Gebete bekannt. Sie spiegeln vielleicht mehr von dem wider, was Bruder Anton zeitlebens vorlebte, als lange Ansprachen und Aufsätze. “So Gott will”, begann eines seiner Gebete. “Gottes Wille, Gottes Allmacht und Vorsehung sind mächtiger als alles irdische Tun und Wollen. Mag ein Mensch auch krank und in vielen Dingen unwissend sein, in den Augen Gottes kann er ein sehr wertvolles Werkzeug seiner Gnade sein …”

Und auf einem anderen seiner Gebetszettel hieß es: “O Gott, gib mir ein demütiges Herz und ein friedliches Alter. Bewahre mich vor Egoismus und unnützer Klage; schütze mich vor unruhigen Erinnerungen. Gib mir, Herr, die Gnade, die Prüfungen des Alters geduldig zu ertragen, auf dass mein Leben für die Hausgemeinschaft der Mariannhiller keine Last, sondern eine Erbauung sei … Herr, auf dich vertraue ich. Du bist mein Trost, meine Burg …”

Bruder Anton starb kurz vor Vollendung seines 87. Lebensjahres. Durch seinen nimmermüden Einsatz in der Heimat hatte er großen Anteil an der Verbreitung des Missionsgedankens. Seine Größe war seine Demut, seine Einfachheit, seine Bescheidenheit.

Bruder Daniel Steinbacher (1896 - 1971) Überall gern gesehen

Still und gottergeben, wie es immer seine Art gewesen, folgte unser lieber Mitbruder dem Rufe des Herrn und ging am Samstag, den 6. März 1971, an der Hand Mariens heim zum Vater der Lichter.

Bruder Daniel wurde am 18. Mai 1896 als fünftes von sieben Kindern in Oberlangkampfen, Post Kirchbichl, Tirol, geboren. In der Taufe erhielt er den Namen Josef. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete er zunächst auf dem väterlichen Hofe, bis er in den Krieg ziehen musste. Nach der glücklichen Heimkehr war er in verschiedenen bäuerlichen Betrieben tätig. In Wörgl war er längere Zeit ein eifriger Förderer der Mariannhiller Mission. Dort vernahm er auch den Ruf des Herrn zur engeren Nachfolge. Schon im vorgerückten Alter – 35-jährig – trat er als Postulant in das Missionshaus St. Josef in Reimlingen, Bayern, ein. Am 24. Dezember 1931 wurde er in das Noviziat aufgenommen und erhielt den Ordensnamen Bruder Daniel. Sein Noviziat machte er teilweise in St. Paul, Holland, und in St. Josef in Reimlingen. Nach der Profess, die er am 25. Dezember 1933 in Reimlingen ablegte, war er in Reimlingen, St. Georgen am Längsee und im Missionshaus Riedegg in der Landwirtschaft tätig. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er kurzfristig einberufen, kehrte aber bald wieder nach Riedegg zurück, wo er im Kuhstall tätig war.

1945 begann Bruder Daniel seine Tätigkeit als Reisebruder, die ihn durch ganz Österreich führte. Bis Weihnachten 1968 war er unermüdlich unterwegs, betend und für die Mission werbend. In Pfarrhöfen und Klöstern war er ein gern gesehener Gast, und jeder, der ihn kennenlernte, schätzte ihn ob seines freundlichen Wesens, seiner Bescheidenheit und seiner echten Frömmigkeit. Eifrig betete er den Rosenkranz, verbrachte viele Stunden betend und betrachtend vor dem Tabernakel und schätzte das heilige Messopfer über alles.

Als er zu Weihnachten 1968 von seinem Einsatz in Vorarlberg nach Riedegg zurückkehrte, begann er zu kränkeln. Herz- und Lungenbeschwerden sowie eine starke Arteriosklerose machten seiner Arbeit ein Ende. Ein Jahr verbrachte er, viel betend und leichte Arbeit verrichtend, im Missionshaus Riedegg. Da die Krankheit ihn immer mehr schwächte, mussten wir ihn Mitte November in ein Linzer Krankenhaus bringen. Von dort kam er Anfang Januar 1970 in die katholische Anstalt Gallneukirchen, die von Kreuzschwestern geleitet wird. Diese betreuten ihn liebevoll bis zu seinem Sterben. Bei vollem Bewusstsein empfing er die Sterbesakramente und erhielt bis einen Tag vor seinem Tod die heilige Kommunion. Während des Rosenkranz-Gebetes führte ihn Maria heim in das Reich ihres Sohnes.

Wir Mariannhiller Missionare haben einen großen Verlust erlitten, die Welt ist um einen großen Beter und Helfer ärmer geworden. Wir aber glauben und hoffen, dass er uns durch seine Fürbitte auch weiterhin nahe ist. Möge der Herr, dem er immer treu gedient, alle seine Verheißungen an unserem lieben Mitbruder wahr machen. Seine letzte Ruhestätte fand Bruder Daniel neben seinen Mitbrüdern auf dem Friedhof des Missionshauses Riedegg.

Bruder Kaspar Adolf Steppe (1866 - 1962)

Bruder Kaspar Steppe

Bruder Kaspar Adolf Steppe – er stammte aus Ettlingen/Baden und war verlobt, ehe er ins Kloster eintrat. Als er seinen Entschluss der Braut mitteilte, gab es nasse Taschentücher; nur ein Sprung (wörtlich genommen!) durchs offene Fenster brachte die endgültige Trennung. Er war 22 Jahre alt, als er in Südafrika eintraf. In der Druckerei fand der gelernte Buchbindermeister sofort Arbeit. Jahrzehnte später holten ihn seine Ordensoberen für kurze Zeit nach Europa – zur Missionswerbung. Doch seine Augen ließen rapide nach; so durfte er, auf eigenen Wunsch hin, nach Südafrika zurück. Er erblindete völlig, half aber noch mit, solange es irgend ging. Er starb 1962 im schier biblischen Alter von 95 Jahren.

Pater Modoald Alois Stigler (1912 - 1968) Vom Kriegsgericht zum Tod verurteilt

Pater Modoald Stigler

Unser Mitbruder Pater Modoald (Alois) Stigler, dessen sterbliche Hülle wir am 18. Juni 1968 auf dem Gottesacker in Reimlingen zur letzten Ruhe gebettet haben, ist nur 56 Jahre alt geworden.

Der liebe Verstorbene wurde am 12. Mai 1912 in Holzheim/Oberpfalz geboren. Er entstammte einer frommen, kinderreichen Familie, die der Kirche vier Ordensleute geschenkt hat: neben ihm noch drei Ordensschwestern, von denen zwei in der südafrikanischen Mission tätig waren.

Seinen humanistischen Studien oblag Pater Modoald in unserem Missionsseminar St. Josef in Reimlingen. Am 30. April 1934 erhielt er im Noviziatshaus St. Paul in Holland das Ordenskleid. Am 1. Mai 1935 weihte er sich in der heiligen Profess als Mariannhiller ganz dem Dienste Gottes und des Nächsten.

Nach Abschluss des philosophisch-theologischen Studiums an der Universität in Würzburg wurde Pater Modoald in den unruhigen Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 6. August 1939 mit 15 anderen Mariannhiller Klerikern zum Priester geweiht.

Sehr bald schon musste der junge Priester als Sanitätssoldat die Schrecken des Krieges aus nächster Nähe miterleben. Er sprach später selten davon; aber jene, die ihn kannten, wussten, wie sehr es ihn damals getroffen hatte: die Verurteilung zum Tod, von Hitlers Henkersknechten ausgesprochen. Man hatte ihn in Verbindung gebracht mit der Verbreitung von Hirtenbriefen der katholischen Bischöfe; als sich das “Kriegsglück” gegen Hitler zu entscheiden begann, wurde Pater Modoald zur “Frontbewährung” begnadigt; nach der Untersuchung in Breslau zwang man ihn zum Kriegsdienst an der Ostfront.

Er überlebte beides, das Todesurteil und den Krieg.

Aus Krieg und Gefangenschaft zurückgekehrt, wirkte Pater Modoald zunächst vorübergehend als Seelsorger der Heimatvertriebenen, um dann als Lehrer an unserem Seminar in Reimlingen seine Fähigkeiten in den Dienst unserer Ordensjugend zu stellen. Mit Temperament und Geschick hat er sein Lehramt fast 15 Jahre ausgeübt. Er hat es sich und seinen Schülern nicht leicht gemacht. Aber er war ein wohlmeinender und tüchtiger Lehrer.

Als er 1961 aus Gesundheitsgründen auf eigenen Wunsch von seinem Lehramt zurücktrat, übernahm er in unserer Missionsschule Abt Franz in Zaitzkofen den Posten eines Hausprokurators. Aber die reine Verwaltungsarbeit konnte ihn nicht ausfüllen. So hat er denn auch hier in seiner originellen, kraftvollen Art segensreich in der außerordentlichen Seelsorge gewirkt. Seine Tätigkeit in Zaitzkofen dauerte drei Jahre; sie wurde allerdings von schwerer Krankheit und Operation unterbrochen.

Als die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut für ihr Kloster und Altenheim in Diefflen/Saarland einen Hausgeistlichen erbaten, ging Pater Modoald willig auf den Wunsch seiner Obern ein, obwohl er sehr an seiner altbayerischen Heimat hing. In Diefflen oblag ihm die seelsorgliche Betreuung der Schwestern und Bewohner des Altenheims. In den fast vier Jahren seines Wirkens in Diefflen hat er stets guten Kontakt mit der Provinzleitung gehalten.

Seit einiger Zeit litt Pater Modoald an heftigen, fast unerträglichen Schmerzen, so dass eine Operation notwendig wurde. Am 15. Juni 1968 gab unser Mitbruder seine Seele in die Hände seines Schöpfers zurück.

Pater Modoald betrachtete sich nie als Helden; in seiner witzigen, ironischen Art hatte er für Helden nichts übrig. Er nahm andere und sich selbst auf den Arm – und wusste doch im tiefsten Herzen, dass Humor nur dort sein konnte, wo der Ernst des Lebens, wo Krankheit, Leid und Schmerzen nicht verdrängt, sondern akzeptiert werden – eingerahmt in die Pläne dessen, der Herr ist über Zeit und Ewigkeit.

 

Spuk im Pförtnerstübchen – Pater Modoald zum Gedenken

Als die Missionare von Mariannhill den Gutsbesitz eines bankrotten schwäbischen Barons in Reimlingen bei Nördlingen erwerben konnten, gründeten sie eine Schule für Spätberufene. Das Schloss des Deutschen Ordens, einst Hauptquartier in der Schlacht am Albuch, wurde Seminar bis das Seminar St. Josef gebaut war. Dort wohnten die Schüler und die Patres. Auch nach 1945 war das Schloss voll belegt.

Im Pfortenhäuschen des Schlosses befanden sich zwei Räume. In ihnen wohnte viele Jahre Pater Modoald Stigler. Er unterrichtete Latein, Deutsch und Religion. Im Gegensatz zu seinen Zigarettenrauchenden Mitbrüdern bevorzugte er Zigarren. Wenn er korrigierte vermehrte sich der Qualm in seinem Studierzimmer. Eines Abends, die Uhr schlug 12 Uhr, ging das Licht aus und in einem Eck des Zimmers sah der Pater eine Gestalt in Nobelkleidung. Sie lüftete den Hut und verschwand so plötzlich wie sie gekommen war. Pater Modoald rätselte, was das zu bedeuten habe. Er fand heraus, dass sich im Pförtnerhäuschen der letzte Baron erschossen hat. Noch zweimal tauchte die Gestalt auf. Pater Modoald sah darin ein Zeichen, dass hier eine arme Seele um das Gebet bittet. Er feierte eine Messe in der Kapelle des Schlosses für den Baron und damit hatte der nächtliche Spuk ein Ende.

Todesangst war Pater Modoald nicht fremd. Als Soldat hatte er 1944 auf die Nachricht, dass Goebbels eine Geheimwaffe entwickelt habe, bemerkt: „Das wird Hitlers Taschenmesser sein“. Er wurde angezeigt, verhaftet und wegen Wehrkraftzersetzung zum Tod verurteilt. Über Nacht färbten sich seine schwarzen Haare weiß. Den Tod vor Augen erlebte er das Ende des Krieges. Sein weißes Haar erinnerte immer an die Todesgefahr, der er entronnen war.

Wenn die Ferien nahten, dann ließ es sich Pater Modoald nicht nehmen aus den Erzählungen Heinrich Federers vorzulesen. „Das Sterbestündlein des Papstes“ oder „E Sisto e sesto“ machte Pater Modoald zu einem wirklichen Hörgenuss.

Quelle: Monsignore Ludwig Gschwind

Bruder Majella Gerhard Stojecki (1913 - 1975) Von Breslau nach Bulawayo

Bruder Majella Stojecki

Große Bestürzung und tiefe Trauer herrschten unter den Mitbrüdern des Piusseminars, als am 30. Oktober 1975 ein Telegramm aus Bulawayo in lapidarer Kürze die Nachricht brachte: „Bruder Majella plötzlich gestorben: Herzinfarkt. P. Odilo.“ Bruder Majella befand sich zu dieser Zeit auf einer Besuchsreise bei seinem leiblichen Bruder Pater Thaddäus Stojecki in Ekusileni Mission in Rhodesien.

Bruder Majella wurde geboren am 31. Dezember 1913 in Breslau. Nach Volksschule und Buchbinderlehre trat er am 26. Juli 1932 in unser Missionshaus St. Paul in Holland ein. Am 3. Mai 1933 wurde er eingekleidet und legte am 4. Mai 1935 seine Erste Profess ab. In St. Paul war er in der Landwirtschaft und als Gehilfe an der Pforte des Klosters tätig, bis er am 15. Januar 1941 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, der ihm eine Splitterverwundung einbrachte. Vom 5. April 1945 bis Oktober 1946 war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Seit November 1946 betätigte er sich in unserer Buchbinderei im Missionshaus St. Josef in Reimlingen. Am 5. November 1949 wurde er ins Provinzialatshaus nach Würzburg am Röntgenring 3 versetzt. Seine Tätigkeit dort war sehr vielseitig: Er war ein vielbeschäftigter Pförtner, der mit unzähligen Freunden und Wohltätern und auch mit ungeladenen Gästen in Berührung kam. Er war ein stets um das Wohl des Hauses bemühter Hausmeister. Er besorgte den Versand unserer Zeitschrift und des Kalenders. Viele Tage und halbe Nächte saß er an der „Adrema“ (Adressiermaschine), damit alles seine rechte Ordnung hatte. Der Warenverkehr mit der Mission lag hauptsächlich in seiner Hand. Es ist nicht einmal zu schätzen, wie viele „Afrikakisten“ er gepackt und expediert hat. Viele Missionare werden sich an seine Hilfsbereitschaft dankbar erinnern.

Bei der umfangreichen Bautätigkeit und der „Expansion“ der deutschen Provinz in diesen Jahren wurde immer wieder auf seine selbsterworbene Fähigkeit als Tüncher und Maler zurückgegriffen, um die Kosten niedriger zu halten. Die Häuser Maria Veen, Neuß, Arnsberg, Lohr, Zaitzkofen, Lindau und Röntgenring 3 werden sich dankbar an seine stille, sehr solide und gewissenhafte Arbeit erinnern. Ohne Zweifel hat ihn diese vielseitige Beanspruchung stark gefordert, zumal er nicht ganz gesund war und ihm vor allem Schmerzen in der Wirbelsäule zu schaffen machten. Die Auflassung des Hauses am Röntgenring 3 und der Transfer in das Piusseminar wurden von ihm sicher nicht leicht verkraftet. Aber auch hier tat er, wenn auch recht zurückgezogen, mehr als seine Pflicht.

Auch auf seinen beiden Reisen nach Rhodesien zu seinem Bruder Pater Thaddäus in Ekusileni Mission war er nicht nur Besucher und Tourist, sondern stellte seine Fähigkeiten gerne unmittelbar in den Dienst einer Missionsstation.

Wie aus seinem Brief vom 15. September 1975 hervorgeht, musste er sich anlässlich seiner 2. Reise nach Rhodesien am 8. August 1975 in einer Klinik in Bulawayo einem urologischen Eingriff unterziehen. Er überstand ihn gut und ohne Komplikationen. Um so überraschender und schmerzlicher war für uns die Nachricht von seinem plötzlichen Tod.

Am Abend des 28. Oktober unternahm Bruder Majella einen Spaziergang mit den Hunden der Station. Als er nicht zurückkehrte, machte sich sein Bruder Pater Thaddäus mit 20 größeren Jungen auf die Suche. Sie fanden ihn im Staub einer Buschstraße liegen; neben ihm wachte sein Lieblingshund. Wiederbelebungsversuche waren leider zwecklos. Ein Arzt, der aus 30 km Entfernung herbeigeholt worden war, konnte nur noch seinen Tod feststellen.

Alle Mitbrüder, sowohl in der deutschen Heimatprovinz als auch in der Mission, schulden Bruder Majella Dank und werden ihm sicher nicht nur ein brüderliches Gedenken bewahren, sondern auch im fürbittenden Gebet und ihm heiligen Opfer seiner gedenken. Auch seine Verwandten, viele Bekannte und Wohltäter trauerten um Bruder Majella.

Pater Wilhelm Storch (1896 - 1976)

Pater Wilhelm Storch

Am späten Abend des Festes Christi Himmelfahrt, 27. Mai 1976, starb Pater Wilhelm Storch im 81. Lebensjahr.

Pater Wilhelm Storch wurde am 19. Januar 1896 zu Würzburg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und Absolvierung des Gymnasiums studierte er Pharmazeutik und machte das Staatsexamen als Apotheker. Viele wären, vor allem heutzutage, froh und zufrieden, ein solches Ziel erreicht zu haben. Wilhelm Storch war es nicht! Ihn bewegte das Problem der Mission, der Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Nichtchristen. So fand er seine geistige Heimat in der Mariannhiller Missionskongregation. Er legte im Jahre 1925 in unserer Gemeinschaft seine ersten Ordensgelübde ab und wurde am 17. März 1929 zum Priester geweiht. Schon im folgenden Jahr, im Juli 1930, reiste er in das Missionsgebiet unserer Kongregation in Südafrika aus. Zunächst war er auf verschiedenen Seelsorgsposten tätig: als Kaplan in der Diözese Mariannhill, als Gründer und Rektor eines Missionshospitals in der Transkei, als Spiritual im Noviziat der afrikanischen Schwestern in Assisi, Südafrika. Seit 1937 war er jahrelang Lehrer für die afrikanische Jugend im St. Mary’s Seminary in Ixopo. Zuletzt wurde er Dozent für Bibelwissenschaft am Priesterseminar in Pevensey, in dem afrikanische Studenten zu Priestern herangebildet wurden. Mit berechtigtem Stolz erzählte er, dass einer seiner ehemaligen Studenten vor kurzem Bischof geworden war.

Im Dezember 1956 kehrte er in die deutsche Heimat zurück. Hier wirkte er in verschiedenen Heimen, vor allem für alte und kränkliche Menschen als Hausgeistlicher. Aber sein liebevolles Interesse galt weiterhin der Mission und der Bibelwissenschaft. Zahlreiche einschlägige Artikel und ein Taschenbuch konnte er veröffentlichen. Auch als er 1972 wegen schwindender Sehkraft und zunehmender Altersbeschwerden ins Piusseminar nach Würzburg zurückkehren musste, kannte er nicht Ruhe noch Rast. Er studierte, schrieb, führte Informationsgespräche, diskutierte über Probleme, die ihm am Herzen lagen: Theologie und Mission. Auf ihn kann man wirklich das Wort des hl. Augustinus anwenden: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir, o Gott.“

Trotz seines Alters hatte er ein offenes Herz für die Jugend gewahrt und suchte guten Kontakt zu ihr zu halten. Gelegenheit dazu bot sich ihm im Jugendzentrum Mariannhill. Solange er nur konnte, nahm er auch jeden Dienstag Abend am Gebetskreis um die charismatische Erneuerung der Kirche im Piusseminar teil und griff oft temperamentvoll, wie es seine Art war, in die Diskussion ein.

Die letzten Monate seines Lebens waren von schwerer Krankheit überschattet. Er war in dieser Zeit in bester Pflege und Obhut. Nach seinem Hinscheiden am Fest Christi Himmelfahrt, den 27. Mai 1976, wurde er am 31. Mai in der Gruft der Mariannhiller Missionare im Hauptfriedhof Würzburg beigesetzt.

Beim anschließenden Seelengottesdienst in unserer Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche wurde ein Abschnitt aus dem Johannesevangelium verlesen mit den tröstlichen Worten des Herrn: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch einen Platz zu bereiten.“ Wir haben die christliche Hoffnung, dass unser Herr seinem Diener Pater Wilhelm Storch diesen Platz im Haus des Vaters bereitet hat für seinen Einsatz im Reiche Gottes in Mission und Heimat und für seine große Liebe zum Worte Gottes in der Heiligen Schrift.

Bruder Nivard Georg Streicher (1854 - 1927) Ein Genie in der Kutte

Bruder Nivard Streicher und Abt Franz Pfanner unterwegs

Man nannte ihn den „braunen Abt von Mariannhill”, ein „Genie in er Kutte”. Er war Architekt, Ingenieur, Landvermesser, Farmer – und Freund/rechte Hand des Klostergründers Abt Franz Pfanner. Ohne ihn und die vielen anderen fähigen Brüdermissionare wäre Mariannhill nicht das Zentrum der Evangelisation im südlichen Afrika geworden, als das man es heute noch bezeichnen kann. Bruder Nivard Streicher – er wurde 1854 in Erding bei München als zweites von neun Kindern geboren – erlernte nach der Volksschule das Handwerk seines Vaters: er wurde Bautischler und Zimmermann. Der erste Anstoß zum Ordensleben kam wahrscheinlich bei einer Audienz mit Papst Pius IX. in Rom. Der 19-jährige Georg erlebte es nach eigenen Worten so: „Den Stein, den ich das Glück hatte, aus den Händen des unvergesslichen Pio nono zu erhalten, habe ich noch immer, und er erinnert mich stets daran, dass der Heilige Vater mich bei der Audienz beim Ohr nahm und schüttelte, weil ich ihm auf eine Frage eine recht drollige Antwort gegeben habe. Vielleicht hat die Berührung dieser heiligen Hände das Ohr meines Herzens geöffnet, so dass ich die Stimme, die mich in den heiligen Ordensstand rief, hören und verstehen konnte.” Von 1874 bis ca. 1877 leistete der junge Mann Wehrdienst im „kgl. bayerischen Infanterie-Regiment Prinz Carl von Bayern”. Er besuchte die „Feldwebelschule” und wurde als Fourier ausgebildet. Wieder entlassen, eröffnete er in München eine Kunsttischlerei und half unter anderem beim Bau der Auerkirche mit. Zu dieser Zeit gewann er bei der Lotterie das Hauptlos und ließ daraufhin mit dem Geld das Dach seines Elternhauses in Erding mit Kupfer decken. 1880 trat Georg Streicher – jetzt Bruder Nivard – ins Trappistenkloster Mariastern in Bosnien/Jugoslawien ein und legte am Heiligen Abend 1882 seine Profess ab. Zwei Tage später (im gleichen Jahr) begann Prior Franz Pfanner, der Gründer von Mariastern, im fernen Südafrika die Neugründung Mariannhill bei Durban. Beide Klöster, Mariastern und Mariannhill, unterstanden Pfanner. Erst 1883 verzichtete er auf das Priorat Mariastern, erbat sich aber vom Generalkapitel der Trappisten zehn Professen dieses Klosters, um sie nach Südafrika zu holen. Bruder Nivard war einer davon. Nach einer ruhigen Seefahrt traf Bruder Nivard Mitte Juli 1883 in Durban ein. Franz Pfanner (er wurde 1885 erster Abt des Missionsklosters) erkannte sehr schnell die außergewöhnlichen Fähigkeiten des jungen Bautischlers. Er übertrug ihm große Verantwortung und machte ihn alsbald zum Chef der gesamten Bauplanung des Missionskomplexes. Die Mühle von Mariannhill war Bruder Nivards erstes großes Werk, ein imposanter Bau, in dem übrigens jahrelang auch die erste Schnellpresse Südafrikas stand. Es folgten viele andere Gebäude: Die Klosterkirche, der Brüderkonvent, sowie Kirchen, Schulen und Krankenhäuser auf verschiedenen Außenstationen. Eine wichtige Arbeit des jungen Bruders, der sich durch Selbststudium zum Architekten und Ingenieur fortbildete, war die Errichtung des „Johannesbrunnen” zur Wasserversorgung der Missionszentrale. Bruder Nivard legte einen 33 Meter langen Damm mit Stausee an, installierte eine Turbine, schloss ein Pumpwerk an und schaffte so 18 Hektoliter Wasser pro Stunde in ein 96 Meter hohes Reservoir; ein Meisterwerk für einen Selfmademan! Ein gewisser Dr. Groetschel schrieb 1887 nach einem Besuch in Mariannhill: „Dieser Bruder Nivard ist jener Trappisten-Ingenieur, der aus einem künstlich hergestellten Wasserfall des Umhlatusanflusses so viele Kräfte gezogen und zu industriellen Leistungen verwendet hat, wie die Engländer nach ihrem eigenen Geständnis in Südafrika bis heute nichts Ähnliches fertiggebracht haben.” Bald war Bruder Nivard bekannter als Abt Franz. In ganz Natal und darüber hinaus bestaunte man ihn „wie ein Herrgöttlein” (Abt Gerhard Wolpert). Auch protestantische Missionare und Regierungsbeamte holten bei ihm Rat. Man rief ihn, wenn man nicht mehr weiter wusste, und bat ihn um ein gutachten. Wo immer Mühlen errichtet oder Turbinen aufgestellt wurden, der „braune Abt von Mariannhill” war als Fachmann zur Stelle. 1909 erhielt er ein Freibillett für die Natal-Eisenbahn, und zwar für Lebenszeit; eine Auszeichnung, die wohl keinem anderen Missionar vor bzw. nach ihm zuteil wurde. Im Anerkennungsschreiben des Ministers für Eisenbahnen und Häfen heißt es, Bruder Nivard erhalte diese Vergünstigung „in Anbetracht seiner wertvollen Verdienste für Land und Leute”. Nach dem Tod des Missionsabtes Franz Pfanner (1909) schrieb Bruder Nivard an seinen Bruder Matthias: „Abt Franz hat sein Werk in Afrika vollendet und ruht unter dem herrlichen wilden Feigenbaum auf unserem Friedhof, und unsere Aufgabe ist es, nun ein dem großen Mann würdiges Denkmal zu errichten.” Matthias Streicher, der Bildhauer und später Professor für Plastik am Polytechnikum in Aachen war, sollte das Pfanner Denkmal entwerfen, das dann von Bruder Nivard ausgeführt wurde! Bruder Nivard blieb noch viele Jahre die Seele des Bau-Teams von Mariannhill, auch unter den Nachfolgern Pfanners. Langsam aber stellten sich Krankheiten und Beschwerden ein. Schon 1896 hatte er sich auf einer Informationsreise durch das heutige Simbabwe eine schwere Malaria zugezogen. Hinzu kamen später Ruhr, Paratyphus, Rheumatismus und Ischias. Trotz alledem gab der unwahrscheinlich vielseitige und aktive Mönch nicht auf. Das „Ora et labora”, das in großen Lettern über der Eingangspforte zur Missionszentrale steht, hat ihn täglich neu daran erinnert, dass zum Werken und Schuften auch das Beten gehört. Und Bruder Nivard war zeitlebens ein großer Beter gewesen. Oft sah man ihn, den Rosenkranz in der Hand, innerhalb des Klosters auf- und abgehen. Als seine körperlichen Gebrechen größer wurden, rieten ihm die Ärzte, für ein Jahr nach Europa zu gehen und sich dort pflegen und kurieren zu lassen. Nur widerstrebend folgte er ihrem Rat, von seinen Ordensoberen dazu verpflichtet! Am 12. Juli 1922 verließ er sein geliebtes Mariannhill, fast auf den Tag genau 39 Jahre nach seiner Ankunft. In Sankt Paul bei Arcen, der Niederlassung der Mariannhiller in den Niederlanden, fand der kranke Brudermissionar eine neue Heimat. Es ging ihm gar nicht gut. In einem Brief an Verwandte schrieb er, der sonst nie klagte: „Ich kann nicht schlafen und fühle mich recht elend. Schreiben geht nicht mehr …” An eine Rückkehr nach Südafrika war nicht mehr zu denken. Bruder Nivard fühlte den Tod nahen. Am 26. Februar 1927 rief Gott ihn zu sich. Auf dem Klosterfriedhof von Sankt Paul wurde er am 1. März zu Grabe getragen. Im Nachruf hieß es, Bruder Nivard sei vom Scheitel bis zur Sohle ein Möncgh gewesen, aber gleichzeitig auch weltgewandt und blitzgescheit, wie nur wenige Mitbrüder seiner Gemeinschaft. Als Trappist hatte er begonnen. Nachdem Rom die Missionszentrale vom Orden löste (1909), wurde er Mariannhiller Missionar und blieb es bis zu seinem Tod. „Mariannhill wäre nicht geworden, was es wurde, hätte es nicht 39 Jahre einen solch fähigen Mann an maßgebender Stelle gehabt.” (Pater Dietmar Seubert) Trotz aller äußerer Erfolge blieb Bruder Nivard ein bescheidener Mann. Er betete und arbeitete viel und wurde so zum Vorbild für seine Mitbrüder. Als rechte Hand Franz Pfanners und Freund der Schwarzen bleibt er in Erinnerung. Die großen Bauten seines Schaffens sind heute noch Zeugen seiner Genialität und Tatkraft: Gebete aus Stein und Mörtel.

Bischof Alfons Streit (1893 - 1970) Der kleine Heilige mit dem großen Herzen

Bischof Alfons Streit

Am Sonntagmorgen, dem 21. Juni 1970, eilte der 76jährige Bischof von Mariannhill in Südafrika flinken Fußes durch die einzelnen Institute des Missionszentrums. Er hatte eine frohe Kunde bekanntzugeben: Martin Elmar Schmid, ein Mitbruder aus Bulawayo/Simbabwe, sei vom Heiligen Vater in Rom zu seinem Nachfolger ernannt worden. Seit einem Jahr hatte Alfons Streit darauf gewartet. Endlich war es so weit! Gegen Mittag desselben Tages fühlte sich Streit nicht recht wohl; man brachte ihn sofort ins Marienhospital. Die Ärzte stellten einen Schlaganfall fest. Gegen acht Uhr abends, noch ehe sein Mitbruder im Bischofsamt, Erzbischof Denis Hurley, herbeieilen konnte, entschlief er friedlich im Herrn. Die Einführung seines Nachfolgers als Bischof von Mariannhill durfte er nicht mehr erleben.

Bischof Streit war gebürtiger Unterfranke. In Unterpleichfeld bei Würzburg hatte er am 6. Dezember 1893 das Licht der Welt erblickt, als erstes von neun Kindern einer einfachen Bauernfamilie. Auf dem elterlichen Hof half er von klein auf mit. Während des Ersten Weltkrieges wurde der junge Mann zu den Fahnen gerufen; er erlebte den blutigen Stellungskrieg in Frankreich und geriet gegen Kriegsende in englische Gefangenschaft. Hier, im Gefangenenlager, lernte er einen evangelischen Theologen kennen, mit dem er sich anfreundete. In unzähligen Gesprächen wurden religiöse Themen diskutiert. So dämmerte in Alfons Streit allmählich der Gedanke, selbst Theologie zu studieren, katholische Theologie. Der mittlerweile 25jährige ließ sich von seinem Landsmann Pfarrer Bötsch (er stammte ebenfalls aus Unterpleichfeld und war damals Präfekt im Studienseminar Ferdinandeum in Würzburg) die ersten Lateinstunden geben. Dann meldete er sich im Spätberufenenseminar der Mariannhiller in Reimlingen, legt einige Jahre später das Abitur ab und trat ins Noviziat der Missionsgemeinschaft ein. Im Dezember 1925 wurde er zum Weiterstudium nach Südafrika geschickt. Am 29. Juni 1929 empfing er in Mariathal-Mission die Priesterweihe, erteilt von Bischof Adalbero Fleischer, dessen Nachfolger er später werden sollte.

Nach kurzer Tätigkeit in Mariannhill wurde Pater Streit nach Rhodesien (heute Simbabwe) versetzt; in der Industriestadt Bulawayo betreute er vor allem die weißen Katholiken. Später wirkte er (insgesamt neun Jahre) als Bubenpräfekt und Rektor in Embakwe, einem Missionszentrum in unmittelbarer Nähe von Botswana. Von hier wurde er nach Natal berufen – als Provinzial der Mariannhiller im südlichen Afrika. Das war 1947. Drei Jahre später, im Dezember 1950, ernannte ihn Papst Pius XII. zum Bischof von Mariannhill.

Die größte Diözese Südafrikas

Das Bistum Mariannhill, dem Bischof Streit vorstand, hatte mit Abstand unter den Diözesen des Landes die größte Zahl einheimischer Katholiken. Allein 20.000 Kinder des Missionssprengels besuchten damals katholische Schulen, mehr als ein Fünftel aller einheimischen Kinder, die in Südafrika auf katholische Schulen gingen.

Das brachte gigantische Probleme mit sich; denn die Missionsschulen erhielten keine staatlichen Zuschüsse. Bischof Streit musste die Gelder zum Unterhalt der Schulen selber besorgen, teils durch Schulgeld, das die Eltern entrichten mussten, teils durch Spendenaktionen in Europa und Nordamerika. Ein großer Förderer der Diözese Mariannhill war Bischof Keller von Münster, ein persönlicher Freund von Bischof Streit.

Überhaupt war es für den Missionsbischof nie schwer gewesen, die Menschen, denen er begegnete, mit denen er zu tun hatte, für sich zu gewinnen. Bischof Streit war ein sympathischer Mann, der es seinem Gegenüber leicht machte, weil er sich selbst stets einfach und bescheiden gab; weil er dem anderen gegenüber nie seine eigene Stellung oder Überlegenheit herausstellte; weil er sich mühte, auf die Mitmenschen einzugehen. Noch in Rhodesien, als Missionar in Embakwe, hörte man gelegentlich das Wort von dem „kleinen Heiligen mit dem großen Herzen“. Seine Frömmigkeit war bei denen, die ihn kannten, außer Zweifel. Sie nahm sich nichts heraus; sie war so schlicht und einfach, dass man sie als einen Bestandteil seines Wesens betrachtete, als ein Stück seiner Liebe und Güte. Harmonie und Demut lagen in seinen Gesten, aber immer auch der Wille, Menschen für das Himmelreich zu gewinnen. Dafür bürgt auch sein bischöflicher Wahlspruch: „Superimpendar pro animabus vestris“ (Ich werde verzehrt werden für eure Seelen), ein Wort des heiligen Paulus an die Korinther.

Der Eifer und die Sorge um die „Seelen“ war es, was den körperlich kleinen Bischof so groß machte. Sein unermüdlicher Einsatz, sein rastloser Dienst für die Sache Gottes.

In seinem Bischofswappen kam dieser Gedanke gleichfalls zum Ausdruck: Ein Pelikan als Symbol der Opferbereitschaft; ein Fisch und ein Korb mit Broten – Zeichen für die Eucharistie, aber auch für die Hilfsbereitschaft gegenüber den Hungernden und Notleidenden; die Buchstaben MH für Mariannhill, dem Streit sich auch als Bischof stets verbunden fühlte; er war und blieb Mariannhiller, Mitglied der Gemeinschaft, der er als 25jähriger beigetreten war.

Seelsorger – auch und gerade als Bischof

Alfons Streit, der erst im Alter von 57 Jahren das Bischofsamt übernommen hat (für einen Missionsbischof ein eher „fortgeschrittenes“ Alter), wurde von Erzbischof Denis Hurley von Durban einmal mit Papst Leo XIII. verglichen: trotz silberweißem Haar und vorgerückten Jahren habe er nicht nur Großes geleistet, sondern auch Gutes. Er sei eben kein „Lückenbüßer“ gewesen, sondern habe Wesentliches zur Festigung der katholischen Kirche in Südafrika beigetragen. Und – in Anspielung auf den Familiennamen –, Streit habe nie den Streit gesucht, ganz im Gegenteil, er sei ein ausgesprochener Advokat der Versöhnung und des Friedens gewesen.

Ein einheimischer Lehrer sagte von Bischof Streit einmal, er habe noch nie in seinem Leben einen taktvolleren Menschen getroffen, „der mit jeder Situation fertig wird, und uns auch dann noch mit seiner einsichtigen Güte überraschen kann, wenn wir es am wenigsten erwarten.“

In seinen Predigten und Referaten war Bischof Streit klar und einfach; man spürte, er meinte, was er sagte – und er mühte sich, selbst zu leben, was er von anderen forderte.

Ein besonderes Anliegen war ihm die Förderung des einheimischen Priester- und Ordensnachwuchses. Seine Diözese zählte denn auch alsbald die meisten einheimischen Priester in Südafrika. Diese Einstellung geht sicher auf die Methode Franz Pfanners zurück, wurde aber von Bischof Streit stets tatkräftig unterstützt. Zu seiner Amtszeit wurde ein Teil der Diözese Mariannhill abgetrennt und dem ersten einheimischen Bischof Südafrikas, Exzellenz Pius Bonaventura Dlamini (wörtlich: „Die am Mittag essen“), anvertraut. Ohne die Einwilligung von Bischof Streit wäre dies kaum möglich gewesen.

Mit seiner fränkischen Heimat hielt Streit gute Kontakte. Seinen Geburtsort Unterpleichfeld hatte er übrigens jahrzehntelang nicht wieder gesehen; erst nach seiner Ernennung zum Bischof durfte er erstmals als Priester vor die Heimatgemeinde treten. Der Jubel und die Freude waren groß. Und auch hier hatte er sofort die Sympathie der Menschen auf seiner Seite. Wo immer er auftrat – er war ein gerngesehener Gast.

Und als die Nachricht von seinem plötzlichen Tod im Frankenland eintraf, trauerten auch hier – wie im südlichen Afrika – Tausende von Gläubigen um diesen liebenswerten kleinen Bischof mit dem großen Herzen.

Bruder Matthias Sutterlüty (1933 - 1983) Zeugnis tiefen Gottesvertrauens

Bruder Matthias Sutterlüty

Geboren und aufgewachsen ist er im Bregenzer Wald in Vorarlberg. Dort hatte er auch das Müllerhandwerk erlernt. Von seinem Vater. Dann wurde er Mariannhiller Missionar und wirkte im heutigen Simbabwe. Bis er von schwarzen Mördern niedergestreckt wurde. Am helllichten Tag. Bei seiner Arbeit im Dienste der Mission

Brutaler Mord am Rande der Kalahari

Paul Sutterlüty wurde am 29. Dezember 1933 in Egg/Bregenzer Wald als achtes von zehn Kindern geboren. In der väterlichen Mühle und auf der Müllereifachschule in Wels erhielt er seine fachliche Ausbildung. Doch Mahlen und Backen und Geldverdienen waren nicht alles. Er zielte höher. Er wollte mehr – auf den Sinn des Lebens bezogen. Über das Missionsärztliche Institut und das benachbarte Piusseminar wurde er auf die Mariannhiller in Würzburg aufmerksam. Im heimatlichen Riedegg trat er in den Orden ein – und hieß jetzt Bruder Matthias. Das war Anfang der 60er Jahre. Sein Wunsch, in die Afrikamission gehen zu dürfen, erfüllte sich erst nach Jahren mühsamer Arbeit in der Provinzprokura. 1972 war´s dann soweit. Bruder Matthias reiste nach Rhodesien/Simbabwe.

Erst wirkte er auf der St. Paul´s Mission, wo er 1977 die Ermordung der Missionsärztin Dr. Hanna Decker und der Ordensfrau Schwester Ferdinanda Ploner miterlebte. Ihn hätte ums Haar ein ähnliches Schicksal getroffen, wäre ihm nicht ein afrikanischer Arbeiter gerade noch rechtzeitig zu Hilfe gekommen. Später – nach einem verlängerten Heimaturlaub – ging Bruder Matthias nach Embakwe-Mission, am gleichnamigen Fluss, in der Nähe der Kalahari-Halbwüste. Hier setzte er seine segensreiche Arbeit fort. Hier war er bei allen beliebt und geschätzt. Hier mühte er sich, das „Ora et labora“ im Alltag zu leben. Seine Briefe aus jener Zeit sind Zeugnisse tiefer Innerlichkeit. In einem Rundschreiben an seine Verwandten und Freunde in der Heimat machte er auf seine immense Arbeit aufmerksam, aber auch auf seine innere Haltung: „Ich organisiere die Werkstätten, die Reparaturen und die Bauerei. Straßenbau, Wasser- und Stromversorgung, Transport, Buchhaltung und vieles mehr halten mich auf Trab. Der Beruf eines Missionsbruders ist etwas Faszinierendes.“

Dann kam der 10. November 1983. Bruder Matthias war mit mehreren schwarzen Hilfsarbeitern am Damm des Stausees. Als er am Spätnachmittag nicht zurückkehrte, begann man zu suchen. Anderntags fand man seine Leiche. Man hatte ihn kaltblütig und brutal ermordet – mit Messerstichen und Hammerschlägen – und dann in einen verlassenen Ameisenhaufen gestopft. Wer waren die Täter? Wie viele hatten sich daran beteiligt? Warum taten sie es? Weil er Weißer war? Weil er Missionar war? – Es ist nie geklärt worden.

Bruder Matthias war sich der Lebensgefahr seit langem bewusst: „Wir bleiben, um unserer Berufung gerecht zu werden, auch wenn ein Risiko damit verbunden ist.“ Es war ein Risiko um des Gottesreiches willen, im Dienste der Menschen!

Weisheit des Herzens

„Wo Gott uns hinstellt, da wollen wir aus den uns gegebenen Umständen das Beste machen. Wenn mich die Leute fragen, wie es möglich war, innerhalb so kurzer Zeit die Embakwe-Mission wieder in Schwung zu bringen (nach der vorübergehenden Schließung zur Zeit des Bürgerkriegs), dann sage ich immer: Durch den lieben Gott, der mir immer zur rechten Zeit das Werkzeug und den Arbeitsplan aus der Hand nahm, um für ihn Zeit zu haben – in Gebet und Betrachtung.“ (Aus einem Rundbrief von Bruder Matthias Sutterlüty)

Pater Paulus Heinrich Teufel (1932 - 1983) Er zählte zu den Schüchternen und Scheuen

Pater Paulus Teufel

Pater Paulus Teufel wurde am 3. März 1932 in Hubenberg, Deutschland, geboren. Nach seiner achtjährigen Volksschulzeit besuchte er zwei Jahre eine Landwirtschafts- und noch ein Jahr lang eine Handelsschule. Mit 18 Jahren trat er als Spätberufener in das Seminar in Reimlingen ein und bereitete sich zuerst hier und dann in St. Georgen, Österreich, auf die Abschlussprüfung vor. Anschließend begann er in Riedegg sein Noviziat und schloss sich durch seine Erste Profess der Kongregation in der österreichischen Provinz an. Von unserem Piusseminar in Würzburg aus absolvierte Pater Paulus seine philosophischen und theologischen Studien an der Universität Würzburg. 1959 legte er seine Ewige Profess ab und am 11. März 1962 empfing er die Priesterweihe. In den ersten beiden Jahren nach seiner Weihe half er eifrig in verschiedenen Pfarreien von Oberösterreich aus.

Ende März 1964 kam Pater Paulus nach Mariannhill und verbrachte dieses Jahr in der Pfarrei St. Josef von Mariannhill, wohl um Zulu zu lernen. Dann folgte ein halbjähriger Aufenthalt bei den Maristen-Brüdern in Hibberdene. Hier vervollkommnete der junge Missionar sein Englisch. Nach Ostern 1965 wurde er dann als Kaplan des Konvents der Kapuzinerinnen in Melville angewiesen. Endlich im August 1967 erhielt er einen Brief seines Bischofs mit der Mitteilung: „Ich bin in der Lage, Ihren Herzenswunsch nach eigentlicher Missionsarbeit zu erfüllen“, und dies geschah durch eine Versetzung nach Mhlabatshane. Hier blieb Pater Paulus volle drei Jahre. Dann kam er auf die Station, die seinem Namenspatron geweiht ist, nach St. Paul’s Mission. Hier passierte ihm das Missgeschick, dass er bei einer Hausreparatur vom Dach fiel und sich ein Bein brach. In der Folge dieses Unfalls musste er Spezialschuhe tragen, denn das gebrochene Bein war um 1 cm kürzer geworden. In der anschließenden Zeit half Pater Paulus an verschiedenen Plätzen aus, bis er 1972 wieder eine feste Stelle als Kaplan in Clairvaux bekam, wo er bis zu seinem Heimaturlaub im Jahre 1975 wirkte.

Nach der Rückkehr von seinem Urlaub übertrug ihm der Bischof im November 1975 die Pfarrei Maris Stella. In dieser verhältnismäßig kleinen Pfarrei erzielte er gute Erfolge, und in dem Maß, in dem er sich einsetzte, erntete er Dank und Anerkennung, was ihn wiederum veranlasste, seinen Einsatz zu steigern. Fast sieben Jahre wirkte Pater Paulus hier, und diese Zeit war sicherlich die glücklichste seines Priesterlebens. Als Umsinsini im Februar 1982 frei wurde, rief ihn der Gehorsam auf diesen Posten.

Hier war ihm nur eine kurze Spanne Zeit zum Arbeiten gegeben. Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung zwang ihn, am 28. September 1983 das St. Mary’s Hospital in Mariannhill aufzusuchen. Als alle Bemühungen fehlschlugen, die Nahrungsaufnahme zu sichern, wurde Pater Paulus nach Durban in das Addington Hospital verlegt, um ihn zusätzlich zu ernähren und ihm andere nötige Spezialbehandlungen zuteil werden zu lassen. Insgesamt verbrachte unser Mitbruder drei Wochen im St. Mary’s und sechs Wochen im Addington Hospital. Am 2. Dezember 1983 starb er im Frieden mit Gott und den Menschen.

Während seines Aufenthaltes im Addington Hospital, einem der sehr großen Regierungskrankenhäuser in Durban, sagte die zuständige Oberschwester, sie sei schon über 20 Jahre in der Krankenpflege tätig, aber sie habe noch nie einen Patienten wie Pater Paulus gehabt. Sie meinte damit nicht so sehr, dass er ein geduldiger Patient gewesen sei. Es zeigte sich in seinem Wesen vielmehr etwas Besonderes: Nicht nur, dass er alle Schmerzen und Behandlungen mit Geduld und Gelassenheit ertragen hat, er schien darüber hinaus ständig an die anderen Patienten zu denken, an ihr Wohlergehen, an ihre Nöte und an ihre Schwierigkeiten.

Öffentliches Sprechen und Predigen war Pater Paulus nie leicht gefallen. Es kostete ihn jedesmal von Neuem große Anstrengungen, seine Schüchternheit zu überwinden. Aber er kämpfte energisch dagegen – aus Liebe zu den Menschen, denen er die Frohbotschaft kündigen wollte. Sein Missionsauftrag gab ihm die Kraft, über den eigenen Schatten zu springen.

Pater Ludwig Maria Alfons Tremel (1889 - 1984) Fast dreißig Jahre blind

Pater Ludwig Maria Tremel

Im Juli 1984 feierte Pater Ludwig M. Tremel seinen 95. Geburtstag, als ältester Mariannhiller Missionar und ältester Priester in der Diözese Würzburg. Von den 95 Jahren hatte er 74 in der Ordensgemeinschaft verbracht, die letzten dreißig Jahre völlig erblindet. Drei Monate später starb er in Lohr am Main, wo er seit 1956 als Spiritual, vor allem für Jugendliche und Schwestern, tätig war. Sein Leben war reich an Arbeit, Opfer und Gebet, an menschlicher Mühe und göttlicher Gnade.

Geboren wurde Alfons (Taufname) Ludwig M. Tremel am 23. Juli 1889 in Simbach am Inn. Er besuchte das Gymnasium der Benediktiner in Metten und nahm dann in Regensburg das Theologiestudium auf. Ein Jahr danach entschloss er sich, zu den Trappisten-Missionaren nach Mariannhill/Südafrika zu gehen, wo inzwischen die moderne Missionsgemeinschaft der Mariannhiller Missionare entstanden war. In Natal setzte Tremel seine theologischen Studien fort, wurde aber dann wieder in die deutsche Heimat zurückgeschickt, um an der Universität Würzburg sein Hochschulstudium abzuschließen. Doch da kam der Erste Weltkrieg dazwischen. Frater Ludwig wurde Sanitäter. Nach zwei Jahren kehrte er heim, setzte sein Universitätsstudium fort und wurde 1917 von Bischof Schloer in Würzburg zum Priester geweiht.

In der Nachfolge Franz Pfanners

Der Neupriester übernahm jetzt diverse Aufgaben in der Heimatprovinz. Er war Präfekt, dann Rektor im Kleinen Seminar in Lohr, wurde Direktor der Spätberufenenschule in Reimlingen/Nördlingen und schließlich Provinzial der Mariannhiller in Deutschland sowie Rektor des Großen Seminars in Würzburg.

Sein Augenleiden machte es ihm in späteren Jahren unmöglich, die Ämter weiterzuführen. Schließlich erblindete er ganz, gab sich aber nicht geschlagen. Als Berater und Beichtvater schätzte man ihn allenthalben. Sein Glaube und seine Energie, sich für die Weltmission einzusetzen, blieben zeitlebens ungebrochen. Seine Schüler und späteren Mitbrüder nannten ihn bisweilen “streng”; aber nie vergaßen sie hinzuzufügen: “Ganz gleich wie streng er uns gegenüber auch war, stets forderte er auch von sich selbst, was er von uns verlangte.”

Sein besonderes Anliegen: Die eigenen Mitbrüder immer wieder auf die große Gestalt des Missionsabtes Franz Pfanner aufmerksam zu machen. Die Sorge um die Evangelisation der Völker blieb sein persönliches Anliegen. In unzähligen Predigten, Aushilfen, Volksmissionen und Exerzitien warb er für die Ausbreitung des Gottesreiches auf Erden.

Bischof Paul-Werner Scheele von Würzburg überreichte dem greisen Pater zu seinem 95. Geburtstag die Liborius Wagner-Medaille als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für sein seelsorgliches Wirken. Ministerpräsident Franz Josef Strauß ehrte den Mariannhiller Pater mit der Medaille “Patrona Bavariae” – ein sinnvolles Zeichen für den großen Marienverehrer, der Pater Ludwig immer war und bis an sein Lebensende geblieben ist. Schon bei den Trappisten hatte er sich als zweiten Ordensnamen den der Gottesmutter geben lassen. Briefe und Dokumente unterschrieb er stets mit Ludwig M. Tremel.

Das Schwerste am Blindsein

Das äußere Wirken dieses vorbildlichen Ordensmannes ist nur ein Bruchteil dessen, was er im übertragenen Sinne tat – durch sein Dasein und sein Sosein. Alle, die ihn kannten, schätzten ihn als Mann des Gebetes. Das Leitwort von Mariannhill (“Ora et labora”) war auch sein persönliches Motto: Bete und arbeite!

Und Gott ersparte ihm auch nicht das Leiden. Die völlige Erblindung muss ihm anfangs sehr schwer gefallen sein. Gefragt, was denn am Blindsein am allerschwersten sei, antwortete er einmal: “Blindsein an sich ist nicht das Schwerste; schwerer ist wohl, wenn man spürt, dass man erblindet: das Blind-Werden! Bis man es innerlich annimmt – als Fügung Gottes; als Auftrag seiner göttlichen Liebe!”

Auch nach seiner Erblindung gab Pater Ludwig Exerzitien, hielt Predigten, beriet junge Menschen, die sich dem Orden anschließen wollten, blieb Seelenführer für viele Schwesternkonvente. Täglich feierte er die Eucharistie (die Texte der Muttergottesmesse kannte er auswendig). Der Rosenkranz war sein steter Begleiter.

Sein Beten war ein missionarisches. Er bezog die Anliegen der Weltmission in sein Gebet mit ein. Stets bestens informiert, auch über die Dinge “draußen” in der weiten Welt, machte er die Sorgen der Missionare zu den seinen. Er hörte Radio und Cassetten, ließ sich viel vorlesen und diktierte Briefe an Mitbrüder in den Drittweltländern. Wenn irgendwo eine wichtige Konferenz von Staatsmännern oder Bischöfen stattfand, ermunterte er seine Mitbrüder: “Jetzt müssen wir fest beten!”

Er hat es niemals bereut …

Pater Ludwig Tremel liebte vor allem Mariannhill und seine Gemeinschaften. In seinen Erinnerungen schrieb er einmal: “Ich bin seit 1911 Mitglied des Ordens und ich habe es niemals bereut … Nun bin ich alt geworden, und ich freue mich immer aufs neue, dass auch die Arbeit in der Heimat echte Missionsarbeit ist. Und so denke ich, wenn ich einmal hinüberkomme in die Ewigkeit, wird der göttliche Heiland sagen: “Auch du warst ein Missionar! Und dieses Wort wird mich mit Freude erfüllen eine ganze Ewigkeit hindurch!”

Zeichenhaft für das Leben dieses Ordensmannes war sein letzter Lebenstag und sein Tod. Den dritten Oktober 1984 hatte er am Morgen – wie jeden anderen Tag – mit der Eucharistiefeier begonnen. Nachmittags wurde er zum Beichthören in einen Schwesternkonvent gerufen. Dabei hielt der 95jährige den Klosterfrauen eine Ansprache. Während der Abendmesse in der Niederlassung der Mariannhiller in Lohr predigte er erneut, diesmal vor Schülern, feurig wie eh und je. Dann ging er zu Bett. In den Augen Gottes war sein Lebenswerk vollendet. Am Morgen des 4. Oktober, dem Fest des heiligen Franz von Assisi, fand der Direktor des Hauses Pater Ludwig tot in seinem Zimmer. Still und friedlich war er entschlafen …

Der Weg zum Leben, zur Sonne

Provinzial Pater Hildemar Warning sagte am Grab: “Wir wollen dem Verstorbenen für alles Gute danken, das er in der Nachfolge Jesu als Missionar tun durfte. Vor allem aber wollen wir nicht vergessen, Gott zu danken dafür, dass er uns Pater Ludwig so lange Jahre geschenkt hat. Wir sind durch ihn um vieles reicher geworden …” – Albert Camus schrieb einmal: “Wenn der Tod die einzige Lösung ist, befinden wir uns nicht auf dem rechten Weg. Der rechte Weg führt zum Leben, an die Sonne!” Davon war Pater Ludwig M. Tremel immer überzeugt. Sein Lebensweg war ein schmerzvoller, aber er endete im Licht und in der Sonne der göttlichen Liebe.

Pater Arnold Johannes von Trzebiatowski (1915 - 1972) Aus Pommern nach Bayern

Pater Arnold Trzebiatowski

Nach schwerer Krankheit hat der Herr am Abend des 14. März 1972 unseren lieben Mitbruder, H. H. Pater Arnold, zu sich heimgeholt.

Pater Arnold wurde geboren am 10. Juni 1915 in Damsdorf, Kreis Bütow (Pommern). Im April 1929 trat er ins Missionsseminar St. Josef in Reimlingen ein. Nachdem er die humanistischen Studien in Lohr am Main mit der Reifeprüfung abgeschlossen hatte, entschloss er sich, ins Noviziat der Mariannhiller Missionare einzutreten. Am 31. Oktober 1937 legte Pater Arnold die heiligen Gelübde ab. In Würzburg begann er seine philosophischen und theologischen Studien. Diese wurden jedoch durch Einberufung zum Militärdienst unterbrochen. Im Krieg diente er als Sanitäter in Nordafrika, kam dann in amerikanische Gefangenschaft, aus der er im April 1946 entlassen wurde. Nach Vollendung der theologischen Studien in Würzburg empfing er am 13. Februar 1949 die heilige Priesterweihe. Seine Primiz konnte er nicht daheim im Kreise seiner Angehörigen feiern. Seine Heimat war von den Polen besetzt. So feierte er sie bei Wohltätern in Hirschhorn am Neckar. Pater Arnold erhielt dann seine Berufung ins Missionsseminar St. Josef in Reimlingen. Zunächst als Präfekt und Lehrer in Mathematik, dann wurde ihm Ende 1959 die Leitung des Internates anvertraut. Mit unermüdlichem Fleiß hat sich Pater Arnold dieser verantwortungsvollen Aufgabe hingegeben. Durch Teilnahme an Schulungskursen und Vorträgen suchte er sein Wissen zu bereichern und die Jugend für das Priester- und Missionsziel zu gewinnen. Durch Diskussionen und persönliche Aussprache suchte er den Schülern die Wege zu ebnen. Eine aufreibende Aufgabe!

So meldeten sich auch bald Anzeichen von Erkrankungen. 1968 erkrankte Pater Arnold an den Nieren. Kaum hatte er sich davon erholt, wurde die Sehkraft seiner Augen so geschwächt, dass er nicht mehr lesen konnte. Das linke Auge erblindete ganz, das rechte konnte eben noch gerettet werden. Mittels Tonbänder, die er sich von der Süddeutschen Blinden- und Hörbücherei, Stuttgart, besorgte, bereicherte er sich seine Kenntnisse. Seine geringe Sehkraft musste er so gut als möglich schonen. 1971 stellte sich eine Darmerkrankung ein, die ohne operativen Eingriff nicht zu heilen war. Bald erholte er sich von dieser Operation und konnte am 15. August das Stiftungskrankenhaus in Nördlingen verlassen. Er und wir alle freuten uns, dass seine Genesung so gute Fortschritte machte. Aus dem Krankenhaus entlassen, nahm er einen Genesungsurlaub zu seiner Mutter und beiden Schwestern. Eine doppelte Freude für ihn sowie für seine schwerkranke Mutter. Nach dem Urlaub ins Seminar zurückgekehrt, nahm er die Leitung des Seminars wieder auf und gab auch wieder Unterricht in Mathematik.

Im Januar 1972 stellte sich ein neues Leiden ein. Die Leber versagte ihre Funktion. Schwere Tage und noch schlimmere Nächte quälten ihn. Am 13. Februar, dem 23. Jahrestag seiner Priesterweihe, brachten wir Pater Arnold nach Würzburg in die Missionsärztliche Klinik. Sein Zustand war sehr ernst, doch hofften wir noch auf Hilfe und Rettung. Aber sein Leben war im Plane Gottes vollendet. Am Dienstag, dem 14. März 1972 um 19.30 Uhr, entschlief Pater Arnold, wohlvorbereitet durch die heiligen Sterbesakramente, im Herrn.

Über 20 Jahre hat Pater Arnold hier in Reimlingen gearbeitet. Viele kannten ihn, so vor allem die Eltern unserer Schüler. Sein Grab wollten wir in unserer Nähe haben, so wurde seine Leiche nach hier überführt und am Freitag, dem 17. März, unter großer Anteilnahme der Mitbrüder, unserer Schüler, der Pfarrgemeinde, der Geistlichen des Dekanates, ehemaliger Reimlinger Schüler, ferner der Herren Professoren und Vertreter des Elternbeirates des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Nördlingen und Gönner des Seminars beigesetzt. Wir bedauerten sehr, dass seine 87-jährige Mutter und seine beiden Schwestern weder beim Sterben noch bei der Beisetzung anwesend sein konnten. Sie erhielten keine Ausreiseerlaubnis.

Pater Arnolds Grab ist das 28. von den Mariannhiller Missionaren, die auf dem Reimlinger Friedhof der Auferstehung entgegenharren.

Zwei Züge aus Pater Arnolds Leben und Wirken seien hier hervorgehoben: Seine Hingabe, sein Eifer und seine Liebe für die ihm gestellte Aufgabe; Geduld und Ausdauer trotz Enttäuschungen. Sein Leben und Wirken diente ganz den anderen, der Jugend. Doch durfte er auch Früchte ernten. Laut Statistik sind aus der Zeit seines Wirkens im Seminar 31 Mariannhiller und 25 Weltpriester hervorgegangen. Ein anderer auffallender Zug war seine Ergebung in den Willen Gottes. Kein Jammern, keine Klagen, stilles Ertragen und Bereitsein für den letzten Ruf des Herrn – der Ruf zur Heimkehr. Diesen Ruf könnte man kleiden in jene Worte: „Herr, du hast mich gerufen, siehe, ich komme!“ Sein Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke. Aus der Eucharistie und dem Worte Gottes schöpfte Pater Arnold die Kraft, die ihm gestellte Aufgabe zu meistern.

Wir danken unserem lieben heimgegangenen Mitbruder Pater Arnold für seine Fraternität, sein Mühen, Opfern und für seine Hilfsbereitschaft. Der Herr schenke ihm reichen Lohn!

Pater Aquino (Pfarrer Eugen) Vogel (1910 - 1982)

Pater Aquino Vogel

Pater Aquino (Pfarrer Eugen) Vogel aus Großschaffhausen, Jahrgang 1910, wurde 1938 zum Priester geweiht. Sein erster Einsatz war in Schurgast/Oberschlesien. Während der Kriegsjahre übernahm er eine Pfarrei in Oppeln. Kurz vor dem Einmarsch der Russen floh er in den Westen. In Reimlingen war er als Lehrer tätig. 1953 wurde er Provinzial; nach zwei Amtsperioden Pfarrer in Reimlingen, später Direktor in Lohr. 1965 übernahm er eine Pfarrei in Münsterhausen und es folgte die Inkardination in die Diözese Augsburg. 1980 ging er in Pension, nachdem er schon ein paar Jahre zuvor einen Herzschrittmacher erhalten hatte. Von Horb am Neckar (seinem „Alterssitz“) aus pflegte er gute Kontakte zu den Mariannhillern und hegte wiederholt den Wunsch, in ihre Gemeinschaft zurückkehren zu dürfen. Doch ehe er dies wahrmachen konnte, starb er, 72 Jahre alt; er fand in Horb seine letzte Ruhe.

Bruder German Josef Vogel (1903 - 1968) Der Bäcker von Mariannhill

Bruder German, sein Taufname war Josef, wurde am 5. Mai 1903 in Ludwigsthal/Bayern geboren.

Er wuchs in einer Familie mit fünf Kindern auf und alle mussten bei der Arbeit auf dem Hof mithelfen. Mit 13 Jahren suchte sich Josef Arbeit und ging als Lehrling ins Bäckerhandwerk. Inspiriert von der Mariannhiller Zeitschrift „Vergißmeinnicht“ fand er den Weg zum Ordensleben. 1926 klopfte er an die Tür des Missionshauses in Reimlingen und bat um Aufnahme ins Postulat.1927 wurde er nach St. Paul, Holland, geschickt, um in das Noviziat einzutreten, wo er seinen Ordensnamen Bruder German erhielt. 1929 legte er seine Ordensprofess ab. Er blieb bis 1931 in Holland, als er in die neue Stiftung an der Mineralquelle Großschlattengrün berufen wurde.1932 wurde er nach Linz, Österreich, versetzt, und arbeitete dort vorübergehend in Sachen Missionswerbung. Später war er in gleicher Funktion in Köln.Das Jahr 1934 brachte ihm die Erfüllung seines größten Wunsches, die Versetzung in die Mission in Südafrika. Als Bäcker von Mariannhill versorgte er nicht nur seine eigene Gemeinde mit dem täglichen Brot, sondern tat sein Bestes, um alle zufriedenzustellen. Im ganzen Land war sein Brot als Spezialität bekannt, so dass die Menschen oft viele Kilometer zurücklegten, um das köstliche „Mariannhill-Brot“ zu kaufen. Obwohl Bruder German nie die pfingstliche Gabe der Zungenrede erhielt, war seine Sprache eine ursprüngliche Mischung aus Deutsch, Englisch und Zulu, die jeder zu verstehen schien. Was die Leute nicht verstanden, machte sein freundliches Lächeln verständlich, das in seiner tiefen Nächstenliebe wurzelte.

33 lange Jahre stand Bruder German täglich in der Bäckerei, um Gott und seinen Mitmenschen zu dienen, bis eine langsam fortschreitende Krankheit seine Kräfte untergrub: Diabetes. Trotz seines Bemühens, seine Arbeit fortzusetzen, musste er die Bäckerei schließlich an seine Nachfolger übergeben. Er zog sich in das Mater Dolorosa Heim in Mariannhill zurück, wo er geduldig seine Leiden ertrug.

Während der heiligen Messe am 16. Mai 1968 gab er seinem Schöpfer seine Seele zurück.

Es trauerten nicht nur seine Mitbrüder und die einheimischen Gläubigen um ihn, sondern auch Hunderte von „Brotkunden“, denn sie wussten, das Brot des Bruder German war sonst nirgends zu bekommen. Es war das „Geheimrezept“ eines einfachen Mönches, der bei aller Liebe zum Handwerk nur selten vergaß, seinen Kunden gelegentlich auch „anderes Brot“ zu verabreichen, wohl wissend um das Bibelwort: „Der Mensch lebt nicht vom Brot alleine…“

Pater Ernst Völker (1906 - 1968)

Pater Ernst Völker wurde am 16. Februar 1906 in Zwiefalten/Württemberg geboren. Nach seiner Immatrikulation 1927 in Lohr am Main trat er in das Noviziat der Missionare von Mariannhill in St. Paul/Holland ein. Er widmete Gott sein Leben in den heiligen Gelübden am 10. Mai 1928. Am 6. März 1932 ging er nach Würzburg.

Ein Jahr später erfüllte sich sein Wunsch, in die Mission zu gehen, als er nach Südafrika versetzt wurde. Er verbrachte die ersten sechs Monate auf der Lourdes Mission, um die Zulu-Sprache zu lernen.Die Hilfe von Pater Ernst, einem sehr fähigen Sprachwissenschaftler und einem fleißigen und eifrigen Priester, wurde von allen gesucht. So verbrachte er viele Jahre seines Lebens als Hilfspriester auf verschiedenen Stationen: Mariatrost, Mhlabatshane, Kevelaer, Citeaux, Loteni, Centocow, St. Michael’s, Reichenau und Lourdes. 1953 übernahm er die Leitung der Einsiedeln-Mission, 1954 von Himmelberg und später im gleichen Jahr wurde er nach Ötting versetzt, wo er 1957 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. Sobald er genügend Kraft zurückgewonnen hatte, nahm er die Missionsarbeit wieder auf und half in Centocow, Emaus und Lourdes. 1963 wurde er gebeten, der europäischen Gemeinschaft in Port Shepstone zu dienen. Er stimmte bereitwillig zu, obwohl er wusste, dass dies ein großes Opfer für ihn sein würde, da er sein ganzes Leben mit dem afrikanischen Volk verbracht hatte.

Zeit seines Lebens war er mit einem außergewöhnlich guten Gedächtnis gesegnet. Dies zeigte sich, als er seine Kollegen unterhielt, indem er buchstäblich ganze Vorlesungen erzählte, die er an der Universität besucht hatte.

Pater Ernst erlitt am 26. September 1968 einen Schlaganfall und eine Woche später, am 4. Oktober, war sein Leben beendet; ein Leben, das ganz im Dienste Gottes stand.

Alle, die Pater Ernst kannten, werden ihn als den gutmütigen und wirklich demütigen Priester in Erinnerung behalten, dessen einziger Ehrgeiz darin bestand „nicht bedient zu werden, sondern zu dienen“.

Bruder Kaspar Vonbun (1897 - 1962) Gütig und gut gelaunt

Bruder Kaspar Vonbun

Er stammte aus Bludenz in Vorarlberg; dort wurde er am 10. Dezember 1897 als 13. von 15 Kindern geboren. Der Vater war Schreiner, Zimmermann und Landwirt. Die Eltern waren einfache Leute, fromm und sparsam.

Bruder Kaspar wurde zu einem Schneider in die Lehre geschickt. 1914 legte er die Gesellenprüfung ab; 1915 zog er nach Innsbruck; 1917 erfolgte seine Einberufung zum Militärdienst. Nach dem Krieg kehrte er nach Innsbruck zurück. Später machte er vor der Innung in Köln seine Meisterprüfung im Schneiderhandwerk.

Am 24. Mai 1921, dem Todestag von Missionsabt Franz Pfanner, trat er bei den Mariannhillern ein. Die Ordensprofess erfolgte 1926. Anschließend wirkte er in Sankt Paul/Holland. Weitere Stationen seines Ordenslebens waren Würzburg, Altdorf in der Schweiz (als Werbebruder viel unterwegs), Hatfield Peverel/England (als Koch und Hausmeister) und das Missionshaus Reimlingen. Hier gingen viele junge Brüder bei ihm in die Lehre. Gleichzeitig versah er das Amt des Postulantenmeisters, ein Vertrauensposten, denn ihm oblag damit die Betreuung derer, die möglicherweise in die Ordensgemeinschaft eintreten würden. Bruder Kaspar war ein Vorbild in Sachen Fleiß, Pünktlichkeit und Genauigkeit. Jene, die bei ihm lernten, sind ihm zeitlebens zu besonderem Dank verpflichtet; er lehrte sie nicht nur das Handwerk, sondern auch Mitbrüderlichkeit und Sinn für die Aufgaben der Gemeinschaft.

Bruder Kaspar war ein sehr gütiger Mensch, und immer gut gelaunt. Sein Humor wurde von seiner Liebe zu den Menschen getragen; es war ein wohlwollender und liebevoller Humor.

Gegen Ende seines Lebens musste er Krankheit, Leid und Schmerz auf sich nehmen. Aber er blieb trotz allem ruhig und gelassen: “Auch das hat der Herrgott in mein Leben miteingeplant!”, pflegte er zu sagen. Und immer noch umspielte ein frohes Lächeln seine Lippen; immer noch strahlte Frieden und Freude aus seinen Augen.

Er starb am 5. November 1962 und wurde auf dem Friedhof in Reimlingen begraben.

Pater Notker Vorspel (1862 - 1923) Pioniermissionar – Prior und Prokurator

Pater Notker Vorspel

Das Münsterland war seine Heimat, das westfälische Industriestädtchen Gronau sein Geburtsort; dort wurde er am 25. März 1862 geboren. Bevor er sich entschloss, Missionar im südlichen Afrika zu werden, war er Lehrer. Mit 25 Jahren schloss er sich den Mönchen von Mariannhill an – es war im Jahr 1887. Zusammen mit elf weiteren Postulanten nahm er aus der Hand von Abt Franz das Ordenskleid entgegen. Pfanner muss den jungen, intelligenten Mann sehr geschätzt haben, denn schon Anfang 1890 ernannte er ihn zum Prior des Mutterklosters – das war noch vor seiner Priesterweihe!

Während des Primizamtes seines Mitbruders Pater Hyazinth Salomon legte er (am 13. März 1892) die Ordensgelübde ab. Festprediger war der gerade in Mariannhill anwesende Visitator Abt Franziskus Strunk von Oelenberg/Elsaß. Wenige Tage später erfolgten die Niederen Weihen und am 18. März die Priesterweihe. Am darauffolgenden Tag, dem Fest des heiligen Josef, feierte Pater Notker unter Assistenz des Abtsvisitators sein erstes feierliches Messopfer; Primizprediger war wiederum Abt Strunk. Franz Pfanner, der Gründerabt von Mariannhill, weilte unterdessen als Rekonvaleszent auf der Missionsstation Mariathal.

In den Fußstapfen des Gründers

Schon am Tag nach seiner Primiz trat Pater Notker ein zweites Mal das Amt des Priors an; das erste Mal hatte er es etwa ein Jahr lang ausgeübt. Als Vertreter des Abtes oblagen ihm auch die wirtschaftlichen Belange der Abtei. Er versah sein Amt mit viel Umsicht, Sorgfalt und Güte. Eher, so sagte er immer wieder, wolle er wegen zu viel Nachsicht als wegen zu großer Strenge getadelt werden.

Später wurde Pater Notker Superior in Oetting-Mission. Wegen eines starken Rheumaleidens begab er sich von dort nach Mariatrost. Es folgte ein Zwischenaufenthalt in Mariannhill; 1897 trat er zusammen mit Pater Leonhard Kraus die Reise nach Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) an, um dort eine Niederlassung zu gründen. Der erste Versuch, in den Usambarabergen eine Mission zu errichten, scheiterte am frühen Tod seines Mitbruders Pater Leonhard; er erlag der Malaria – nur wenige Wochen nach seiner Ankunft. Proteste gegen die Gründung der Mönche von Mariannhill hatte auch die evangelische “Berlin-Mission” erhoben. Doch ein Gespräch Pater Notkers mit dem deutschen Konsul in Daressalam räumte auch dieses Hindernis aus dem Weg; er durfte zwecks einer Neugründung ins Quellgebiet des Quomsindo reisen. Am 1. Oktober 1897 kaufte er ein Stück Land, auf dem die Station Neu-Köln (Gare) errichtet werden sollte. Kurz nach Abschluss des Vertrags kehrte Pater Notker nach Mariannhill zurück, um Amandus Schölzig (seit 1894 Abt von Mariannhill) über sein Unternehmen zu informieren. Der Abt ernannte ihn zu seinem persönlichen Sekretär und zum Geschäftsführer aller “Mariannhiller Unternehmen” in Deutsch-Ostafrika.

Unter Gerhard Wolpert, dem Nachfolger von Abt Amandus, leitete Pater Notker die große Missionsstation Mariazell, bis er Ende 1902 zusammen mit drei Brüdern und zwei Schwestern wieder nach Deutsch-Ostafrika geschickt wurde und dort erneut wirkte – bis 1905; anschließend war er wieder in Mariazell.

Vater der europäischen Mariannhillerprovinz

Nachdem Mariannhill 1909 selbständig geworden war (Lostrennung vom Trappistenorden), und Abt Gerhard, jetzt als Propst, wieder die Leitung von Mariannhill übernommen hatte, wurde Pater Notker zum Generalprokurator der Mariannhiller in Europa ernannt. Sechs Tage nach seiner Ernennung verließ er Südafrika. Von Würzburg aus informierte er die Freunde und Wohltäter: “Jetzt soll ich ein Probehaus zur Vorbildung und Vorprüfung künftiger Kandidaten unserer Mission bauen und einrichten – und zwar auf europäischem Boden.”

Pater Notker suchte – zusammen mit Pater Isembard Leyendecker – nach einem geeigneten Ort in Holland und in Deutschland; in Lohr am Main entstand das Aloysianum, bei Venlo in den Niederlanden das Missionshaus Sankt Paul. Beide Niederlassungen wurden 1911 begonnen. Ein Jahr zuvor hatte Pater Notker die Niederlassung der Mariannhiller in Köln verlegt – vom Salzmagazin in die Brandenburger Straße.

Im September 1912 reiste Pater Notker nach Mariannhill zurück – zum Generalkapitel der jungen Missionsgemeinschaft. 1913 verließ er Südafrika erneut, um in Köln und Rom dringende Geschäfte abzuwickeln. Nach seiner Rückkehr (nach Natal) übernahm er die Leitung der Station Citeaux und Clairvaux. Später wurde er Rektor von Himmelberg-Sowoti. Von hier aus wurde er 1917 für kurze Zeit in Pietermaritzburg interniert, ehe er nach Mariannhill übersiedeln durfte, wo er bis Kriegsende unter Hausarrest stand. Nach dem Waffenstillstand kehrte er nach Himmelberg zurück. Mitte des Jahres 1923 erkrankte er; Herzbeschwerden, Asthma und damit verbundene Leiden erschwerten sein Leben. Soweit es ging, half er noch im Beichtstuhl und in der Verwaltung aus. Doch dann ließen seine Kräfte rapide nach. Er starb am 11. November 1923, von Mitbrüdern wie Fremden hoch geschätzt. Ein Mann von seltener Lebensreife und Lebenserfahrung.

Pater Pius Johann Waldmüller (1932 - 1985) Mit dem Missionskreuz in der Hand

Pater Pius Waldmüller

Am Tag vor seinem Tod hatte er an einer Dekanatskonferenz in Kevelaer-Mission teilgenommen; er fühlte sich wohl wie immer. Zu Hause in Clairvaux-Mission schrieb er das Protokoll der Versammlung, um es anderntags per Post zu verschicken. Nach der Messe machte er ein paar Reparaturen auf der Station und bereitete sich auf ein Pastoralgespräch mit einheimischen Christen vor. Da wurde es ihm urplötzlich schwindelig. Seine Katechetin erkannte den Ernst der Lage und reichte ihm das Missionskreuz, das an der Wand seines Zimmers hing. Mit den Worten: “Jesus, dir lebe ich, Jesus, dir sterbe ich …” gab er wenig später seine Seele Gott zurück. Die Mariannhiller Missionare verloren mit ihm einen sehr aktiven und eifrigen Seelsorger.

Pater Pius Waldmüller stammte aus Esselberg/Bayern; er besuchte das Gymnasium in Eichstätt, später in Lohr/Main und trat nach dem Abitur (1954) bei den Mariannhillern ein. 1960 wurde er zum Priester geweiht. Ein Jahr später fuhr er nach Südafrika. Er wirkte auf verschiedenen Stationen: Ixopo, Kevelaer, Mariannhill, Umbumbulu, Bulwer, Clairvaux und Loteni. Besondere Sorgfalt widmete er der Betreuung der Kinder. Er verfasste mehrere Katechismen und viele Texte für die Sonntagsschule und wirkte mit bei der Herausgabe des neuen Zulu Gebet- und Gesangbuches. Mit Hilfe der einheimischen Christen baute er mehrere Kirchen auf entlegenen Außenstationen. In einem Bericht über Clairvaux schrieb er: “Es besteht für mich kein Zweifel, dass die Mission die gegenwärtigen Prüfungen (Priestermangel, politische Gefahren etc.) überstehen wird – als Gottes Werk …”

Bei seiner Beisetzung auf dem Klosterfriedhof von Mariannhill nahmen auch Bischof Themba und Generalsuperior Fridolin Züger teil. Offiziant am Grab war sein Kursgenosse Pater Urban Dittrich, mit dem zusammen er im Kreise der anderen Mitbrüder noch im gleichen Jahr Silberjubiläum feiern wollte; es war ihm nicht vergönnt. Gott hielt das Werk des 52jährigen für vollendet!

Bruder Marcellus Josef Walk (1878 - 1951)