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Die Schöpfung bewahren – Gedanken zur Fastenzeit

Die Schöpfung bewahren – Gedanken zur Fastenzeit

Fastenzeit? Fasten wofür? Fasten warum? Fasten für wen? Fragen, die immer wieder gestellt werden, wenn vom “kirchlichen Fasten” die Rede ist. Sonst – etwa um schlank zu bleiben oder zu werden – sind Fastenkuren hoch im Kurs. Aber die von der Kirche empfohlenen, die “religiös verbrämten Fast-Tage”, wie manche spotten, finden wenig Anklang. Schade, denn Fasten ist eine alte Tradition. Übrigens auch in anderen Religionen.
Fasten ist wichtig und unter Umständen sogar von existenzieller Bedeutung – für den Einzelnen wie für ein ganzes Volk; vielleicht sogar für die gesamte Menschheit: Wenn wir nicht begreifen lernen, dass wir alle auf einander angewiesen sind und dass wir die “Geschenke der Natur” nicht für uns allein in Anspruch nehmen dürfen, sondern sie mit den Menschen weltweit teilen müssen, wird kein dauerhafter Friede möglich sein. Wenn wir uns nicht endlich bewusst machen, dass nur durch sparsames Verhalten aller Menschen – vor allem, was den Gebraucht von natürlichen Ressourcen wie Öl, Gas, Kohle, Holz, Wasser usw. betrifft – diese Erde auch für spätere Generationen bewahrt werden kann, dann stehen der gesamten Menschheit schlimme Zeiten bevor.
Die Schöpfung bewahren heißt also auch: Sich einschränken und auch andere teilhaben lassen an den Gütern der Erde. Es heißt fasten im Sinne von: Die eigenen Ansprüche und Bedürfnisse zurückdrehen, damit andere, die wenig oder nichts haben, überleben! Die Schöpfung bewahren heißt nicht zuletzt: Mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Steinen usw. so umgehen, wie Gott es uns aufgetragen hat. – Wie denn? Im Evangelium des heiligen Markus heißt es: Jesus ging in die Wüste. Dort betete und fastete er vierzig Tage lang, lebte bei den wilden Tieren (sic!), und die Engel dienten ihm – bis der Versucher kam und ihn umstimmen wollte. (Vgl. Mk 1,13) Also selbst in der Einsamkeit der Wüste hatte Jesus Kontakt zu anderen Geschöpfen, auch zu “wilden Tieren”. Er wusste sich von ihnen angenommen. Sie teilten sein Alleinsein, und er betrachtete sie als Geschöpfe Gottes. Die Zeit des Fastens in der Wüste war für Jesus eine Zeit der Einkehr, aber auch der Anteilnahme. Er sah sich nicht nur von den Tieren umgeben, sondern teilte mit ihnen auch Zeit und Sympathie. – Natürlich hat Jesu Zeit in der Wüste den Versucher nicht ferngehalten, aber sie machten ihn sensibel für die Umwelt und stärkten seine Bereitschaft zur Mitverantwortung für den gesamten Kosmos.
Die Fastenzeit richtig nützen, könnte auch heißen: Begreifen, dass wir Passagiere an Bord des einen Raumschiffes namens Erde sind, wie Michael Gorbatschow einmal
gesagt hat: “Wir dürfen nicht zulassen, dass es zerstört wird. Eine zweite Arche wird es wahrscheinlich nicht geben!” Also überlege jeder für sich und in seinem Alltag, wo
und wie er zu fasten anfangen müsste. Und warum solches Fasten für uns so wichtig ist. Zuviel steht auf dem Spiel: Die ganze Menschheit. Die gesamte Schöpfung! Auch
deshalb wollen wir beten: 
Herr, bringe die zerstrittene Menschheit zur Vernunft. Lass Harmonie einkehren unter den Völkern. Mache uns Mut, wenn wir die Flügel hängen lassen. Hilf uns, alle
Menschen wie Brüder und Schwestern zu behandeln. Lehre uns, dass deine Schöpfung ein Geschenk an uns alle ist. Sie zu erhalten, ist unsere Pflicht. Dazu
schenke uns Kraft und Ausdauer – und deinen göttlichen Segen.