Nachrichten
“Haben wir echte Hoffnung”

“Haben wir echte Hoffnung”

Wortlaut der Predigt von Pater Jörg Thiemann CMM bei der Wallfahrt nach Glöckelberg 2023: “Liebe Schwestern, liebe Brüder! Gott lenkt alles in seiner wunderbaren Weisheit. Wir wissen nur nicht sofort, wozu alles gut ist. Liebe Schwestern, liebe Brüder, das schrieb Pater Engelmar am 10. August 1941. Da war er seit dem 3. Juni 1941 inhaftiert. Am 25. Januar 1942 schreibt Pater Engelmar: Dass für uns so viel gebetet wird und dass Gott alles wunderbar lenkt, merken wir täglich an uns.

Als Pater Engelmar, damals noch Hubert Unzeitig, mit 17 Jahren in das Seminar der Mariannhiller eintrat, um einmal Priester und Missionar zu werden, konnte er nicht ahnen, was auf ihn zukommen würde. Was hat er sich wohl gedacht, als er am 6. August 1939 in Würzburg zum Priester geweiht wurde. Als Missionar in Afrika wollte er das Reich Gottes verkünden. Die politischen Umstände seiner Zeit machten eine Reise nach Afrika unmöglich. Dem Regime der Nationalsozialisten kam es darauf an, die Kirche und insbesondere die Priester immer mehr in Verruf zu bringen.

Nach seiner Priesterweihe wurde Pater Engelmar nach Riedegg in Österreich versetzt. Er machte dort Aushilfen und nahm sich der französischen Kriegsgefangenen an. Obwohl es verboten war, diesen als Seelsorger beizustehen, hielt er ihnen auf Französisch jeden Sonntag eine Ansprache.

Dann bat der Linzer Diözesanbischof um Priester für seine Pfarreien. Pater Engelmar übernahm die Pfarrei Glöckelberg. Dort war er ein sehr eifriger Seelsorger. Ihm war es wichtig, Jesus Christus als den einzigen wahren Herrn zu verkünden. Das hat einigen, die mit Hitler und dem Nationalsozialismus sympathisierten, nicht gefallen. Sicherlich: Auch Pater Engelmar war als Sudetendeutscher in jungen Jahren Hitler und den Nationalsozialisten wohlgesinnt. Für viele Sudetendeutsche galt Hitler als Befreier. Doch im Laufe der Jahre merkte er, wie menschenverachtend das Regime war. Gott wurde nicht mehr anerkannt als Herrscher der Welt. An die oberste Stelle setzen die Nationalsozialisten den Menschen, insbesondere Hitler. Alles, was mit Religion und Glauben zu tun hatte, verachteten die Nationalsozialisten. So wurde auch Pater Engelmar bespitzelt. Wegen seiner zutiefst christlichen Einstellung wurde er auch denunziert. Er wurde verhaftet und nach der Untersuchungshaft in Linz nach Dachau überstellt.

Die 4 Jahre im KZ Dachau wurden für Pater Engelmar eine sehr grauenvolle Zeit. Doch Engelmar wuchs im KZ menschlich wie religiös. Er reifte zu einem Seelsorger und Helfer für andere Menschen.

Bekam er von seinen Verwandten ein Packet mit Essen geschickt, teilte er das mit denen, die weniger hatten als er. Mit großem Mut nahm er sich der russischen Gefangenen an, obwohl es verboten war. Er übersetzte einen Katechismus in russischer Sprache. Als er in einer Fabrik eingesetzt wurde, begegnete er einem russischen Offizier. Durch Pater Engelmar fand dieser zum katholischen Glauben. Wenn er auch nicht in Afrika als Missionar wirken konnte, so sah er seinen Missionsauftrag im KZ Dachau. Dass er sich dann 1945 mit anderen Priestern zur Pflege der Typhuskranken meldete, war ein Beweis seiner tiefen Liebe zu Christus, in die er hineingewachsen war.

Der selige Pater Engelmar kann uns auch heute noch vieles sagen. Engelmar fühlte sich von Gott wunderbar geführt in allem Schrecklichen, in allen Denunzierungen. Auch wir dürfen unser Leben von Gott geführt wissen, gerade dann, wenn es leidvoll wird, wenn sich Wünsche und Hoffnungen nicht erfüllen. Es ist das tiefe Vertrauen auf die Führung Gottes im eigenen Leben wie auch im Leben der Kirche. Als einzelne Gläubige und auch als Kirche haben wir es nicht leicht wegen mancher Skandale der letzten Jahre. Doch was will uns Gott mit diesen Ereignissen sagen? Wohin wird sein Heiliger Geist uns führen? Engelmar kann uns zeigen, wie wichtig es ist, als Christ/ in zu leben, heute zu Jesus zu stehen als den Herrn der Welt. Die Welt braucht unser Glaubenszeugnis.

Der selige Pater Engelmar ist für uns ein Vorbild, dass jedes Leben wertvoll ist. Durch seine Sorge um russische Gefangene hat er echte Friedensarbeit geleistet. Er hat immer wieder die Begegnung mit ihnen gesucht und er ist den Weg der gegenseitigen Verständigung gegangen. Der selige Pater Engelmar ist ein Vorbild für eine Haltung, die auf das Wohl anderer schaut und sich verschenkt, ja hingibt, wenn es notwendig ist. Jedem Egoismus erteilt sein Verhalten eine Absage.

Das Leben von Engelmar war sehr erfüllt. Immer mehr wuchs er in die Haltung hinein, sich von Jesus führen zu lassen. Jesus hat im Evangelium zu Petrus gesagt: „Als du jung warst, gürtest du dich selbst. Jetzt wird dich ein anderer gürten, und dich führen, wohin du nicht willst!“ Petrus ist Jesus gefolgt und hat selbst sein Leben gegeben für den Glauben. Auch Engelmar gab sein Leben. Denn er wusste, dass die Pflege der Typhuskranken sein eigenes Leben gefährdete. Diese Liebe zu Jesus hat ihn auf andere Wege geführt, als er sie sich erhofft hatte. In dieser Liebe hat Engelmar „die Welt besiegt“ wie es in der Lesung geschrieben wurde. Es ist die Welt des Hasses und der Grausamkeiten. Es ist die Welt des Egoismus. Es ist die Welt, in der die Minderheiten verfolgt werden.

Haben wir echte Hoffnung. Gott lenkt alles in seiner wunderbaren Weisheit. Wir wissen nur nicht sofort, wozu alles gut ist. Amen.