Nachrichten
Eine Handvoll Menschen – Gedanken zum 2. Februar

Eine Handvoll Menschen – Gedanken zum 2. Februar

Im Volksmund heißt dieser Tag Mariä Lichtmess. Früher feierte man ihn als Marientag, heute ist es kirchenoffiziell ein Herrenfest: Darstellung des Herrn im Tempel; mit marianischen, aber auch missionarischen Akzenten. Im antiken Judentum betrachtete man die Geburt eines Kindes als Gottesgeschenk. Nach dem mosaischen Gesetz mussten die Eltern eines Neugeborenen eine Reihe von Regeln beachten. So war es vorgeschrieben, dass die Mütter in den Tagen nach der Geburt eines Kindes kein Gotteshaus betreten durften; in dieser Zeit galten sie als unrein. Erst am achten Tag wurde der neugeborene Knabe durch die Beschneidung in den Gottesbund aufgenommen. Die Mutter blieb aber noch weitere 33 Tage von den Gottesdiensten ausgeschlossen. – In dieser Tradition brachten Maria und Josef 40 Tage nach Jesu Geburt das Opfer der Reinigung dar: Reinigung der Mutter. Sie befanden sich schon im Tempel, da geschah etwas Seltsames: Zwei Senioren, der greise Simeon und die vom Alter gebückte Hanna, beide vom Heiligen Geist erfüllt, begannen zu weissagen. Simeon nahm das Kindauf seine Arme und sagte: “Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen; ein Licht, das die Heiden erleuchtet…” – Vom Licht für die Heiden ist die Rede. Daher wohl der später übliche Name “Mariä Lichtmess”.

Die Licht- und Kerzensymbolik hatte in den Riten der religi sen Gemeinschaften von jeher eine tiefe Bedeutung. Übrigens nicht nur im Christentum. Im Koran heißt es zum Beispiel: “Gott ist das Licht des Himmels und der Erde. Er ist das Licht des Lichtes. Gott leitet, wen er will, durch sein Licht zu seiner Macht.” Jesus kam als Licht in die Welt. Himmlische Lichtgestalten kündeten den Hirten die Botschaft von der Geburt des göttlichen Kindes. Sternenlicht wies den Weisen den Weg nach Bethlehem. Gott selber blieb fern und dunkel, “bis ein Stern sichtbar machte, was sich da anbahnte – weitab von den Hauptstraßen des römischen Imperiums, der Sehnsucht ein Licht reichend” (Ingo Barz). – Christus, so wollte es Simeon verstanden wissen und so verstehen wir es heute noch – Christus kam indie Welt als Licht für die Heiden. Und wir sind, auch noch nach 2000 Jahren, dazu aufgerufen, Lichtträger zu werden: Boten des Lichtes, Boten der Freude, Boten der Hoffnung, Boten der Liebe. Wenn wir diesen Auftrag, Gottes Licht und Liebe zu verbreiten, nicht in unserem eigenen Alltag wahr machen, verfehlen wir uns nicht nur gegenüber dem Schöpfer, sondern auch an seinen Geschöpfen.

“Das Licht, das golden auf den Blättern tanzt; die Wolke, die in träumerischer Muße über dem tiefen Blau des Himmels gleitet; der Wind, der leise unser Haar umf chelt und wohlig kühl die Glieder streichelt – sie alle sind Boten des göttlichen Lichtes”, schreibt der indische Dichter Rabindranath Tagore. – Dieses g ttliche Licht ist uns geschenkt worden, nicht, um es egoistisch zu hüten, sondern um es weiterzuschenken an andere. Prior Roger Schutz von Taize hatte völlig Recht: Mitunter kann eine Handvoll Menschen, die an verschiedenen Orten der Welt leben, sogar “geschichtliche Entwicklungen umkehren, weil sie hoffen, wo es nichts mehr zu hoffen gibt”. Weil sie Mut machen. Weil sie Licht und Freude künden.