Mit Christus unterwegs!
Liebe Mitbrüder,
Sehr geehrte Trauernde Angehörige,
Liebe Mitchristen
Ich glaube, dies kann man mit Fug und Recht von Bruder Waldemar sagen: Er war mit Christus unterwegs, hat sein Leben mit ihm gelebt.
Er war in gesunden Tagen gerne zu Fuß unterwegs, ist viel gelaufen. Ein besonderer Höhepunkt im Jahreslauf war für ihn immer die Fußwallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg in der Rhön. So lange es seine Gesundheit zuließ hat er alles daran gesetzt, an diesem besonderen Weg mit Christus teilzunehmen.
Aber ich bin überzeugt, dass er sein ganzes Leben als Wallfahrt verstanden hat, als ein Unterwegssein mit Christus.
Geboren war er am 15. April 1939 in Minderoffingen hier im Donau-Ries. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Schneiderhandwerk, und im Jahr 1958 trat er hier in Reimlingen in unsere Gemeinschaft ein. Am 29. September 1960 band er sich durch die Gelübde an unsere Gemeinschaft, aber vor allem an Christus. Im gleichen Jahr legte er in Würzburg die Meisterprüfung ab. Bis 1965 war er als Schneider in unseren Häusern in Reimlingen und in Riedegg in Österreich eingesetzt.
1965 wurde er nach Spanien versetzt. Es muss eine besondere Zeit gewesen sein für ihn. Gerne hat er von Spanien erzählt, und dabei haben seine Augen geleuchtet. Unser Mitbruder Alfons Voorn hat mir vor ein paar Tagen in seinem Beileidsbrief geschrieben: „In Palencia … war er der Mann, der so ungefähr alles regelte.“
Bruder Waldemar war dort an unserem kleinen Seminar tatsächlich das „Mädchen für alles“. Er war Hausmeister, Ökonom, Sekretär, Schneider und Erzieher.
1983 wurde Bruder Waldemar wieder in die Deutsche Provinz versetzt und arbeitete zunächst in der Verwaltung und dann ab 1986 bis 2015 als Ökonom im Piusseminar in Würzburg. Vor ein paar Jahren bat er um die Versetzung hierher nach Reimlingen. Hier in seiner Heimat hat er sich immer besonders wohlgefühlt, und zu seiner Familie hat er ein sehr enges, herzliches Verhältnis gehabt.
Vor einigen Monaten ist er aufgrund einer heimtückischen Krankheit auf unsere Pflegestation umgezogen, wo er bestens versorgt wurde.
Als Ordensmann hat Bruder Waldemar auf mich immer sehr echt und überzeugend gewirkt. Ich glaube, viele Menschen, die ihm begegnen durften, haben gespürt, dass sie es mit jemandem zu tun haben, der in Gemeinschaft mit Gott lebt, und der den Mitmenschen liebevoll zugewandt ist.
Die Emmausjünger haben am Ende des Weges, am Abend des Ostertages gespürt und gesehen, dass Jesus den ganzen Weg mit ihnen gegangen ist, als er mit ihnen das Brot brach.
Ich bin mir ziemlich sicher, Bruder Waldemar hatte im Leben viele solche Momente, wo er spüren durfte, dass Jesus bei ihm ist und den Weg mit ihm geht. Und andere Menschen durften durch ihn spüren, dass Gott uns nicht alleine lässt auf unserem Weg.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Bruder Waldemar nun am ewigen Ostermahl teilnehmen darf, wo Christus sich seinen Augen niemals mehr entziehen wird. Amen.